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Full text of "Denkwürdigkeiten des hallischen Rathsmeisters Spittendorff"

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Geschichtsquellen 


der 


PROVINZ    SACHSEN 


und 


angrenzender  GeMete. 


Herausgegeben 


von  der 


Historischen  Commission  der  Provinz  Sachsen. 


Elfter  Band. 

DENKWÜRDIGKEITEN  DES  HALLISCHEN  RÄTHSMEISTERS 

SPITTENDORFF. 


HALLE, 

Druck  und  Verlag  von  Otto  Hendel. 

1880. 


DENKWÜRDIGKEITEN 

f  des 

HALLISCHEN  RATHSMEISTERS 
SPITTENDORFF. 

Herausg^eben 
von  der  Historischen  CommissiuQ  der  Ptotidz  Saclisea. 

Bearbeitet 

Prof.  Dr.  JULIUS  OPEL. 


HALLE, 

Dnick  Lind  Verlag  von  Otto  HetideL 


Einleitung. 


ilis  ist  öfters  beklagt  worden,  dass  die  von  der  historischen  Com- 
mission  zu  München  veröffentlichten  Städtechroniken  nnr  selten  anschan- 
liehe  Bilder  ans  dem  Leben  und  Treiben  der  städtischen  Gemein- 
wesen enthalten,  und  dass  sie  uns  noch  viel  seltener  einen  Einblick 
in  das  Gefühls-  und  Empfindungsleben  der  einzelnen  bürgerlichen 
Gruppen  und  Parteien  der  Städte  gewähren.  Gerade  in  diesen  beiden 
Beziehungen  fUllen  nun  die  Denkwürdigkeiten  des  Rathsmeisters 
Spittendorff  eine  sehr  empfindliche  Lücke  in  unserer  deutschen  Stadtge- 
schichte ans,  da  ihre  Aufzeichnungen  den  Tagesereignissen  oft  auf 
dem  Fusse  nachfolgen,  und  der  an  den  Vorgängen  in  der  Stadt  in 
hervorragender  Weise  betheiligte  Verfasser  es  keineswegs  verschmäht 
hat,  seine  und  seiner  Standesgenossen  Empfindungen  zum  ungeschmink- 
ten Ausdruck  zu  bringen. 

Wie  es  in  den  Sitzungen  des  Raths,  in  den  Versamlungen 
der  Zünfte  und  Gemeinheiten  zuging,  welche  Mängel  dem  aristokra- 
tischen Regiment  der  Stadt  vorgeworfen  wurden,  welche  Mittel  und 
Wege  diese  Aristokratie  suchte,  um  sich  gegen  die  monarchische  Ge- 
walt «des  Landesherrn  und  die  Eifersucht  der  Innungen  und  ihrer 
Gesinnungsverwandten  aufrecht  zu  erhalten,  wie  die  Erwerbsverhältnisse 
eines  grösseren  mitteldeutschen  Gemeinwesens  ihr  unmittelbares  Ab- 
bild in  der  Stadt-  und  Rathsverfassung  fanden,  darüber  geben  die 
Aufzeichnungen  Spittendorffs  in  anschaulichster  Weise  Aufschluss. 
Diese  Mittheilungen  aber  sind  um  so  werth voller,  als  sie  der  für  die 
Freiheit  der  deutschen  Städte  so  verhängnisvollen  Zeit  der  zweiten 
Hälfte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  entstammen,  und  daher  gerechten 
Anspruch  auf  eine  allgemeinere  Bedeutung  erheben  können. 

L  Die  Handschriften.  1.  Die  älteste,  leider  unvollständige  Hand- 
schrift unserer  Denkwürdigkeiten  befindet  sich  in  der  Stadtbibliothek  zu 
Magdeburg  und  trägt  die  Signatur  Man.  Fol.  Nr.  35.  Sie  zählt  149  nicht  voll- 
ständig beschriebene  Blätter,  von  denen  die  ersten  49  einen  Theil  der 
Denkwürdigkeiten  Spittendorffs  enthalten.  Die  Papierhandschrift  wird 
früher  Halle  angehört  haben,  wie  sich  aus  der  Aufschrift  des  Perga- 
mentumschlags zu  ergeben  scheint:  „Hallisches  Chronicon  a  Timaeis 
heredibus  meo  aere  redemtum  cum  quibusdam  responsis  juris  salinaris 
in  urbe.**  Der  mit  Bl.  3  beginnende  Text  der  Denkwürdigkeiten  ge- 
hört den  Wortformen  und  den  Schriftzttgen  nach  noch  in  das  fünf- 
zehnte Jahrhundert,  ja  die  letzteren  gleichen  denen  einer  Schreiberband, 


T!  Einluihing. 

welche  in  den  balliachen  Urkonden  dieser  Zeit  anftritt,  in  hohem 
Grade.  Die  Blätter  sind  nicht  alle  vollständig  beschrieben,  Bl.  16  und 
23  eind  ganz  leer.  —  Von  Bl.  53  an  beginnen  kleine  annalistiscbe  Auf- 
zeichnungen auB  Halle  und  zwar  mit  dem  Jahre  t464,i)  welche  zum 
Theil  im  ersten  oder  zweiten  Jahi-zehnt  des  16.  Jahrhunderts  ge- 
schrieben zn  sein  scheinen.  Von  Bl.  85  an  treten  einige  Urkundenab- 
9chrillen  dazwischen  und  Bl.  IUI — 105  ein  deutsches  Gutachten 
in  SalinenangelegenheiteD.  Auf  den  Blättern  116 — 117  lesen  wir  das 
lateinische  Gntachten  der  erfartischen  Juristen  Dr.  Coiuadus  ISteyn, 
Heuningus  Gode  und  ISymon  Voltzke  in  einer  Salinenangelegenheit. 
Von  Blatt  1^—139  reichen  dann  wider  annalistiscbe  AnCzeicIinungen 
Über  Vorfälle  in  der  Stadt  Halle  aus  den  Jahren  1500—1512  nnd 
einige  andere  Verhältnisse,  z.  B.  auch  ober  dasJubeljahr  1500  (Bl.  120). 
Die  Blätter  120 — 126  sind  von  einer  viel  späteren  Hand  ans  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhnoderts  beschrieben.  Hierauf  folgen  von 
Bl.  140  an  bis  zum  Scbluss  noch  einige  auf  piännersc)mftliche  Dinge  be- 
zügliche Mittbeilungen  und  Urkundenabschriften.  Bl.  148  und  149  sind 
ganz  leer.  Seite  147  *  nennt  sich  als  Schreiber  der  letzten  Aufzeich- 
nungen „Voickmarus  Vlman  (Ulman),  die  Zeit  Kammerschreiber".  Er 
schrieb  auf  Befehl  der  Rathsmeister  Michael  Hofeman  und  Wenzeslaus 
Kurbauch  aus  „einem  alten  Buche",  aber  nach  seiner  eigenen  Ver- 
sicherung nur  „snmmarie",  nnd  fUgte  als  Datum  hinzu  Sonnabend  nach 
MariaeMagdalenae(28.JnIi)  1520.  Doch  findet  sich  diese  Hand  nur  auf 
den  let/.ten  drei  Blättern.  Auch  daraus  ziehen  wir  den  Schluss,  dass 
das  ganite  Manuscript  einmal  im  Besitz  des  Raths  der  Stadt  Halle  ge- 
wesen sein  wird,  da  die  einzelnen  Theile  nicht  erst  später  zusaininen- 
geitlgt  worden  sind. 

Unser  Abdruck  folgt  von  S.  88  bis  S.  139  mit  einer  Ausnahme 
(S.  129  ff.)  diesem  Bruchstück;  in  den  Anmerkungen  sind  die  wich- 
tigeren Abweichungen  der  zweiten  und  vollständigen  Handschrift  nitt- 
getheilt. 

2.  Die  zweite  Handschritl,  welche  den  vollständigen  Text  mit 
Ausnahme  der  Thalordnung  des  Brzbischofs  Johannes  enthält,  ist  jetzt 
Eigenthum  der  hiesigen  Marienbibliothek,  welcher  sie  Herr  Bector  Prof. 
nem  Seheiden  ans  der  Vaterstadt  an- 
einem  Papiermanuscript  in  Folio  von 
lenen  jedoch  nur  345  auf  die  Denk- 
:ngeren  Sinne  verwendet  sind.  Die 
in  die  Zeit  von  1570  bis  1590  gehören 
twOrdigkeiten  Spittendorffs  hinaus  bis 
^437  sind  unbeschrieben.  Blatt  438 
le  bis  Bl.  456  reicht.  In  diesem  Theile 
att  mit  einer  Handschrift  des  vorigen 
hinzugethgt  hat.    Blatt  447  ist  leer; 

los  Thdr.-Säcbs.  VereinBBd.XV.  S.  84  fi. 


Einleitung.  vu 

Blatt  454  bis  zum  Schluss  scbrieb  wider  die  zweite  Haud.  Der  bi» 
Blatt  345  reichende  und  Spittendorffs  Aufzeichnungen  umfassende  Theil 
des  Manuscripts  enthält  gleichfalls  einige  leere  Blätter,  nämlich  341^ 
und  343 — ^345.  Auf  Blatt  242*  befindet  sich  eine  Rechnung,  welche 
mit  diesen  Verhältnissen  nichts  zu  thun  hat  und  offenbar  von  einer 
späteren  Hand  aufgezeichnet  ist.  Von  Blatt  49^  endlich  ist  nur  die 
Hälfte  beschrieben,  und  darauf  folgt  ein  unpaginiertes  Blatt,  so  dass 
der  Text  erst  mit  B1.50*  wieder  anhebt.  Möglicher  Weise  haben  wir 
es  hier  mit  einer  Lücke  im  Mannscript  zu  thun.  Diese  Handschrift 
kann  nur  als  eine  im  Allgemeinen  wortgetreue  Abschrift  des  Originals 
gelten,  da  sie  nicht  nur  in  der  Orthographie  des  16.  Jahrhunderts  ge- 
halten ist,  sondern  auch  zahlreiche  Entstellungen  enthält  und  endlich 
sogar  kleinere  und  grössere  Abschnitte  auslässt.  Wahrscheinlich  hat 
übrigens  dem  Abschreiber  nicht  einmal  das  Original  vorgelegen, 
sondern  er  benutzte  eine  andere  bereits  der  Sprache  nach  erneuerte 
Handschrift.  Auffällig  ist  endlich  eine  Bemerkung  auf  S.  129  Anm.  (Bl.  37  *»), 
aus  welcher  wir  den  bchluss  ziehen  möchten,  dass  der  Abschreiber  auf 
Veranlassung  des  Raths  der  Stadt  Halle  und  iür  denselben  die  Ab- 
schrift gefertigt  hat.  Nur  so  vermögen  wir  diese  Worte  zu  deuten, 
in  welchen  der  Schreiber  es  für  unnöthig  erklärt,  auch  die  Thalord- 
nung des  Erzbischofs  Johannes  zu  copieren,  da  seine  Auftraggeber  („ir") 
dieselbe  bereits  besitzen,  und  er  sie  auch  aus  denselben  Schriften  ver- 
zeichnet hat.  Da  sich  die  ganze  Bemerkung  in  der  ältesten  Hand- 
schrift nicht  findet,  muss  sie  als  ein  Zusatz  des  Abschreibers  ange- 
sehen werden. 

Die  Handschrift  ist  nicht  einmal  bei  Beginn  eines  neuen  Jahres 
mit  einem  deutlich  erkennbaren  Absatz  versehen,  und  auch  die  Urkun- 
den und  Briefe  sind  dem  Texte  ohne  weitere  Uebergänge  beigefügt. 
Dagegen  finden  sich  kleine  Randbemerkungen,  welche  kur/e  Inhalts- 
angaben von  einer  Hand  des  achtzehnten  Jahrhunderts,  vielleicht  der 
Dreyhaupts,  darstellen.  Obwol  nun  auch  das  Original  wahrscheinlich 
mit  derartigen  kurzen  Randglossen  versehen  war,  haben  wir  dieselben 
doch  nicht  mit  zum  Abdruck  gebracht,  weil  sie  den  Druck  nur 
erschwert  haben  würden,  ohne  doch  dem  schnelleren  Verständnis  eine 
ausreichende  Stütze  zu  bieten.  Dagegen  haben  wir  versucht,  durch 
Trennungsstriche  und  Beifügung  der  Zeitangaben  nach  Jahren,  Monaten  und 
Tagen  auch  in  den  Columnentiteln  dem  Mangel  an  Gliederung  und 
Durchsichtigkeit  einigermassen  abzuhelfen.  Die  Handschrift  ist 
endlich  nicht  frei  von  Namensentstellungen,  unrichtigen  Satzver- 
bindungen und  Wortzusanmienstellungen,  so  dass  sich  der  Festsetzung 
des  Textes  öfter  bedeutende  Schwierigkeiten,  welche  nicht  immer  über- 
wunden werden  konnten,  in  den  Weg  stellten.  Mit  Ausnahme  des 
oben  (S.  VI.)  bezeichneten  Stückes  bringen  wir  also  diese  Handschrift  im 
Folgenden  ausschliesslich  zum  Abdruck.  ~  Von  Blatt  364  •—395*'  reichen 
Zusätze  und  Beilagen  zu  den  Denkwürdigkeiten  Spittendorffs,  auf 
welche  in  der  vorausgehenden  Erzählung  keine  Rücksicht  genor^'^'^-' 


vni  Einleitung. 

und  also  auch  nicht  verwiesen  ist.  Es  sind  Briefe  der  Pfönner  und 
des  Raths  an  den  Landesherm  oder  andere  auf  diese  Streitigkeiten 
bezügliche  Aktenstücke,  deren  vollständigen  Abdruck  wir  uns  noch  vor- 
behalten. An  dieser  Stelle  mussten  wir  uns  mit  dem  8.  489-— 499  mit- 
getheilten  Schreiben  des  Raths  an  den  Landesherrn  begnügen.  Blatt 
396*  ~  399*  der  Handschrift  lesen  wir  das  in  Struve's  „Hist.  polit. 
Archiv'*  I.  S.297  f.  abgedruckte  Stück,  und  hierauf  folgen  (Bl.  399^ 
bis  413*)  zwei  Bruchstücke  einer  historischen  Darstellung,  welche 
wahrscheinlich  Spittendorif  gleichfalls  verfasst  hat.  Wir  haben  sie 
S.  46&-483  als  erste  Beilage  angefligt.  Von  Bl.  416*— 439*  reichen 
unbedeutende  hallische  imd  erzstiftische  Nachrichten  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert, worauf  Bl.  430*— 434^  die  S.  217  Anm.  erwähnte  Urkunde  der 
Hansestädte  folgt.    Mit  dieser  schliesst  diese  erste  Hand. 

Der  zweite  Schreiber  hat  von  Blatt  438*  an  noch  einige  hallische 
Urkunden  hinzugefügt,  von  denen  wir  besonders  eine  Anklageschrift 
der  Pfänner  gegen  den  Rath  aus  dem  Jahre  1475  (Bl.  438* — 442*),  ein 
Bittschreiben  der  Universität  Leipzig  an  den  Erzbischof  Ernst  aus  dem 
Jahre  1479  und  ein  auf  diese  hallischen  Verhältnisse  bezügliches  Rechts- 
gutachten des  Propstes  zu  St.  Thomas  in  Leipzig  herausheben  wollen. 

3.  Die  jüngste  uns  bekannte  Handschrift  findet  sich  gleichfalls 
in  der  Stadtbibliothek  zu  Magdeburg  unter  der  Signatur  Man.  Fol. 
Nr.  16.  Der  Titel  unseres  Werkes  lautet  hier  folgendermassen:  Des 
Rathsmeisters  |  MARCI  SPICKENDORFFS  |  Relation  |  Von  etlichen 
Streit  Sachen,  welche  sich  unter  der  Regierung  derer  beyden  Ertz- 
bischöfFen  zu  Magdeburg,  Johannes,  Pfaltzgrafen  beym  Rhein,  und 
Ernesti,  Hertzogens  von  Sachsen  und  zwar  in  denen  Jahren  1474.  75. 
76.  77.  78.  79  und  1480  zu  Halle  zwischen  dem  Rathe,  Innungen  und 
Gemeinheiten  an  Einem,  und  denen  Pfännern  daselbst,  am  anderen 
Theile  begeben  und  zugetragen  haben,  wobey  der  damahlige  ver- 
worrene Zustand  der  Stadt  Halle,  und  wie  dieselbige  Ihre  Freyheit, 
Privilegia,  Rechte  und  Altherkommen  verlohren,  ausltihrlich  erzehlet 
wird.  Alles  mit  Documentis  erläutert.  Benebst  Einem  Anhange  von 
der  Steuer  des  50.ten  und  70.ten  Pfenniges  zu  Zeiten  des  Gardinais 
und  Ertzbischoffs  Alberts  und  anderen  merkwürdigen  Piecen  abcopiret 
von  J.  A.  Michel  1),  D.  in  R.  der  Fr.  Col.  zu  Halle,  im  Jahre 
Christi  1754. 

Diese  Handschrift  enthält  502  Seiten.  Sie  ist  eine  Abschrift  der 
eben  beschriebenen  hallischen,  wenn  auch  keine  buchstäbliche,  da  der 
Abschreiber  sich  der  Wortformen  und  der  Orthographie  des  18.  Jahr- 
hunderts bedient.  Einen  deutlichen  Beweis  Itir  diese  Behauptung  erblicken 
wir  in  der  Bemerkung  auf  S.  451,  wo  esheisst:  „Zu  gedenken  dass  biss 
hieher   des  Rathsmeisters  Marci  Spickendorffs  Relation  gehet  2);    das 


^)  Jean  Adam  Michel,  Richter  der  französ.  Colonie,  J.  Chr.  vonDreyhaupt, 
Beschreibung  des  ...  Saal-Kreyses  U.  5B4. 

2)  Der  Abschreiber  bezieht  sich  auf  Blatt  413  *  der  halL  Uaudschrift. 


Einleitung.  ix 

folgende  gehöret  darzu  nicht  und  ist  auch  von  verschiedenen  Persohnen 
geschrieben  worden."  Mit  diesen  Worten,  die  sich  in  der  hallischen 
Handschrift  natürlich  nicht  finden,  geht  der  Abschreiber  über  anf  ein 
Stück  der  Handschrift  2  (Bl.  415),  welches  erst  im  18.  Jahrhundert 
und  vielleicht  von  Dreyhaupts  Hand  geschrieben  ist.  Dasselbe  betrifft; 
die  Steuerverhältnisse  im  Erzstift  Magdeburg  unter  Kardinal  Albrecht. 
Femer  gibt  Michel  auch  kleine  Schreibfehler  der  älteren  Handschrift 
wider,  obwol  sich  auch  hier  und  da  eine  nahe  liegende  Textverbesse- 
rung findet.  Dass  Michel  die  eben  beschriebene  Handschrift  des  sechs- 
zehnten Jahrhunderts  in  die  Sprache  des  achtzehnten  übertrug,  geht 
endlich  am  allerdeutlichsten  daraus  hervor,  dass  er  auch  die  Bemerkung 
des  Schreibers  widerholte,  welche  wir  S.  129  Anm.  mittheilen.  Diese 
jedenfalls  an  den  Rath  der  Stadt  Halle  gerichteten  Worte  des  Ab- 
schreibers im  1^.  Jahrhundert  sind  in  der  Abschrift  des  18.  Jahr- 
hunderts sinnlos. 

IL  Der  Verfasser  und  sein  Werk.  Auch  in  Halle  finden  sich 
wie  in  vielen  andern  deutschen  Städten  nicht  wenige  Personennamen 
früherer  Jahrhunderte,  welche  mit  benachbarten  Ortsnamen  identisch 
sind.  So  bezeichnen  die  Namen  Brachstädt,  Dieskau,  Glesin,  Lieskau, 
Melwitz  u.  a.  ebensowol  Dörfer  in  der  Umgegend  von  Halle  wie 
hallische  Familien,  welche  noch  im  15.  Jahrhundert  blühten.  Zu 
diesen  Kamen  gehört  auch  der  Name  Spittendorfif  oder  Spickendorff. 

Dass  dieses  Geschlecht  aus  dem  in  der  Nähe  des  Petersberges 
(Mons  Serenus)  gelegenen  Dorfe  Spittendorff,  jetzt  Spickendorff",  her- 
stammt, wird  nicht  bezweifelt  werden  können.  Nach  Dreyhaupt  IL 
%Q  soll  in  dem  genannten  Dorfe  ein  adliges  Geschlecht,  „von  Spicken- 
dorfi,  auch  Spitendorff  genannt^^,  seinen  Stammsitz  gehabt  haben.  In- 
dessen scheint  auch  Dreyhaupt  nur  Träger  dieses  Namens,  welche  zu 
Halle  ansässig  waren,  gekannt  zu  haben.  Den  Namen  dieses  Ge- 
schlechts überliefert  derselbe  in  der  Urkunde  vom  9.  Jan.  1479  (1. 175) 
und  an  einer  andern  Stelle  (II.  546)  in  der  Form  „Spittendorfif",  in 
dem  Verzeichnis  der  Rathsmeister  (IL  342)  nennt  er  jedoch  unsern 
Verfasser  „Spitendorff*";  in  den  Genealogischen  Tabellen  heisst  das 
Geschlecht  „Spickendorff  oder  Spittendorff",  während  die  einzelnen 
Mitglieder  desselben  mit  dem  Namen  „Spitendorff*"  bezeichnet  werden. 
In  einem  Lehnsregister  des  Erzbischofs  Ernst  i),  welches  freilich  zum 
Theil  Abschrift  zu  sein  scheint,  lesen  wir  „Marcus  Spietendorff**,  da- 
neben aber  wird  in  einer  gleichzeitigen  Eintragung  aus  dem  Jahre 
1498  in  derselben  Ha  dschrift  ein  „doctor  Spittendorff**'  erwähnt.  In 
den  Eintragungen  der  Schöppenbücher  findet  sich  „Spietendorff*", 
„Spitendorff"  und  „Spittendorff".  Als  Dorfname  erscheint  in  einer 
Urkunde  des  Jahres  1367  „Spitendorf"  und  im  15.  Jahrhundert 
„Spittendorf"2). 


*)  Staatsarchiv  zu  Ma^^rl.  Erzst.  Ma^d.  41. 

2)  V.  Mül  vers  ted  t,  Urkundeu-Regesten  z.  Gesch.  . . .  der  Herren  v.  Kotz  e  S.  102. 


X  Einleitung. 

Man  könnte  nun  der  Meinung  sein,  dass  in  einer  späteren  Zeit  des 
16.  Jahrhunderts,  als  das  Geschlecht  in  Halle  ausgestorben  war,  durch  einen 
Lese-  oder  Schreibfehler  die  Formen  „Spietendorff  SpitendorflFSpittendorff " 
in  „Spickendorflf"  verwandelt  worden  seien.  Indessen  scheint  von  dieser 
Erklärung  doch  Abstand  genommen  werden  zu  müssen,  da  sich  eine 
ähnliche  Veränderung  der  Consonanten  auch  in  anderen  Ortsnamen  der 
Nachbarschaft  nachweisen  lässt.  Schon  Dreyhaupt  flihrt  das  Dorf 
„Lettwitz"  oder  „Leckwitz"  im  Saalkreise  in  der  Nähe  des 
Petersberges  auf,  welches  noch  heute  im  Volksraunde  gewöhnlich 
„Leckewitz'*  genannt  wird,  während  seine  urkundlichen  älteren  Formen 
Lethtuiz  oder  Letquiz  ^)  sind,  und  die  Stadt  He  ttsted  t  im  mansfeldischen 
Gebirgskreise,  welche  derAbschreiber  der  nachfolgenden  Denkwürdigkeiten 
bereits  mit  „Hechstedt"  bezeichnet,  wird  noch  heut  sehr  gewöhnlich 
„Heck-städt'*oder  gar  „Heckst"  genannt.  Da  sich  nun  eine  urkundlich 
belegte  Form  „Spickendorff "  im  15.  Jahrhundert  nicht  nachweisen  lässt, 
haben  wir  kein  Bedenken  getragen,  die  ältere  Gestalt  des  Namens  zu 
erneuern. 

Die  Familie,  zu  welcher  der  Verfasser  unserer  Denkwürdigkeiten 
gehörte,  lässt  sich  in  den  hallischen  Schöppenbüchem  bis  in  das 
14.  Jahrhundert  zurückverfolgen,  erscheint  aber  weder  in  diesen  noch 
in  den  Rathsverzeichnissen  sehr  häufig.  In  den  letzteren  finden  wir 
in  den  Jahren  1404  und  1407  Hermann  Spittendorff  unter  denPfännem; 
im  erst  genannten  Jahre  war  derselbe  sogar  Rathsmeister.  Ausserdem 
nennt  Dreyhaupt  zum  Jahre  1452  noch  Erhard  Spitendorff  als  Pfänner^). 
Femer  lesen  wir  im  fllnften  Bande  des  Schöppenbuches  (J.  1456  bis 
1460)  Bl.  346  folgende  Aufzeichnung:  „Agnijsze  Beckers  ist  gekomen 
vor  gehegit  ding  un  had  Nickel  Hartman  gekoren  zcu  eyme  Vormun- 
den sulchen(!)  schuld  czu  fulfuren,  die  sie  zcu  Hedewigen,  Andre  wes 
Spittendorffs  tochter,  gesaczt  had,  nemlich  umme  gerade,  das  sie 
or  frevelich  vorheld,  bisz  uflf  das  recht  zcu  geben  unde  zu  neraen." 
Ein  anderer  Träger  dieses  Namens  ist  uns  neben  dem  Rathsmeister 
Marcus  im  achten  Jahrzehnt  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  nicht  in 
Halle  begegnet.  Dreyhaupts  Behauptung  3),  dass  Marcus  Spittendorff 
noch  einen  Bruder  Kaspar  und  zwei  Vettern  gehabt  habe,  beruht  auf 
einer  missverstandenen  Stelle  des  bereits  erwähnten  Lehnsregisters, 
welche  wir  deshalb  mittheilen :  „Marcus  Spietendorff,  burger  zu  Halle, 
hat  von  herren  Ernsten,  administratorn,  zcu  menlichem  lene  entphangen 
eyne  freye  hufe  laudes  uff  Kremitz  marcke  doselbs  vor  Halle  gelegen, 
die  er  Hansen  Northusen  abegekoufft  hat,  der  ym  die  vor  dem  ge- 
nanten herren  administratoren  mitsampt  Casparn  seinem  brudere,  Ja- 
coffen  und  Ditterichen,  seinen  vettern,  die  mit  ym  in  gesampten  lehnen 


^)  Die  erstere  findet  sich  im  Chron.  Montis  Sereni  Monum.  Germ.  XXXIII  S.  173, 
die  zweite  in  einer  ürk  vom  J.  1307,  Dreyhaupt  IL  806. 
2)  Dreyhaupt  II.    Gen.  Tab.  S    16^. 
^)  Vgl.  die  eben  angcftibrte  Stelle. 


Einleitung.  xi 

sitczen,  williglich  verlassen  haben.    Actum  Grebichenstein  dominica  die 
Misericordia  doniini  (28.  April)  Anno  etc.  76^**." 

Marcos  Spittendorff  war,  ids  er  diese  An&eichnungen  niederschrieb, 
einigen  Andeutungen  nach  zu  schliessen  i),  bereits  ein  bejahrterer 
Mann.  Er  erscheint  im  Jahre  1468  als  drittes  Mitglied  des  engern  oder 
sitzenden  Raths,  wurde  dann  für  das  Jahr  1471  zum  ersten  Raths- 
meister  erhoben  und  bekleidete  auch  im  Jahre  1474  dieselbe  Stelle  2). 
Im  Jahre  1468  wird  er  nach  S.  189  als  Mitglied  des  sitzenden  Käthes 
das  Amt  eines  „Vierherren^^  inne  gehabt  haben.  Im  Thal  erscheint  er 
ferner  mehrmals  alsSchöppe^).  Spittendorff  stand  in  nahen  verwandt- 
schaftlichen Beziehungen  zu  den  beiden  Prännerfamilien  der  Schaff- 
stedt  und  Reuden  (Rüden).  Der  Worthalter  der  Meister  im  Rath,  Peter 
Schaffkopff,  warf  im  Ausgange  des  Verwaltungsjahres  1474  kurz  vor  der 
Wahl  neuer  Rathspersonen  Marcus  Spittendorff  nach  seiner  eignen 
Mittheilung  diese  Verwandtschaft  vor:  „Schaffstet  und  Lorentz  von 
Reuden  weren  Schwester  kinder,  und  ich,  Marcus  Spittendorff,  were 
ihr  Schwager  (S.  40)."  Klaus  von  Schaffstedt  und  Lorenz  von  Reuden 
waren  nämlich  in  diesem  Jahre  1474  Bommeister  gewesen,  und  somit 
Sassen  also  während  dieser  Zeit  drei  mit  einander  verschwägerte 
Männer  von  grossem  Einflüsse  und  nicht  unbedeutendem  Vermögen  im 
weiteren  Rathe  der  Stadt.  Aus  den  Strafsummen,  welche  Spittendorff  bei 
verschiedenen  Veranlassungen  zu  zahlen  hatte,  ergibt  sich,  dass  unser 
Rathsmeister  wenn  auch  nicht  zu  den  reichsten,  so  doch  zu  den  be- 
gtlterteren  Pfännem  gehörte.  Unter  Erzbischof  Johannes  wurde  er  zu 
einer  Strafe  von  150  fl.  verurtheilt*),  während  Andreas  Fischer  200  fl.> 
Peter  von  Jena  und  Weittkorn  ebenso  viel,  Hans  Busse,  Blasius  Holtz- 
wirth  und  Hans  Waltheim  aber  jeder  sogar  400  fl.  zu  zahlen  hatten. 
Am  27.  März  1479  händigte  er  dem  erzbischöflichen  Beamten  auf  dem 
Giebichensteine  einen  ungefähren  Ueberschlag  über  seine  Vermögens- 
verhältnisse ein,  über  welche  er  sich  in  folgender  Weise  ausspricht^): 
„Mein  haus  achtete  ich  vor  drey  hundert  schock,  •  die  wandtkammer 
70  fl.,  meine  teyl  uff  dem  Schneberge  hundert  und  10  fl.,  treuge  fleisch 
vor  5  fl.,  kannen,  hecken,  kessel  vor  6  fl. ;  des  bin  ich  100  fl.  schuldig, 
die  giengen  wieder  abe,  und  so  behorte  mir  darvon  zu  geben  78  r.  fl.^), 
die  solde  ich  geben  zwischen  michaelis.  Die  vorsole  halb  in  der 
Metritz,  die  ich  den  vierten  teyl  hatte  verlassen,  die  gingk  von  meinem 
herren  von  Schwartzburg.  Nun,  dieselbigen  lehn  und  gutter  wolde 
mein  herre  nicht  berechen,  und  so  muste  ich  meinem  herren  geben 
1/2  pfanne  und  ein  virtel  von  einer  pfanne  im  Deutschen  Borne,  und 


')  So  sagt  er  S.  218:    Ich  wolde  das  gerne  geleben,'' wie  die  angohobneo 
dingk  noch  ein  beschlisslich  endo  nemen  wollen  etc. 
'^  Vgl.  S.  1.  517.  518. 

3)  S.  323. 

4)  Vgl.  8.  161  A. 
6)  S.  411  f. 

ö)  Die  Strafe  des  fünften  Pfennigs, 


xn  Einleitung. 

damitte  wardt  das  vergleicht,  das  ich  die  fohrsole  ganz  behüte". 
Ausserdem  besass  SpittendorfiF  ein  Koth,  dessen  Werth  er  zu  300  fl. 
anschlägt,  und  drei  Pfannen  im  Deutschen  Borne  i) ;  von  den  letzteren 
musste  er  allerdings  dem  Landesherren  einen  nicht  unbedeutenden 
Theil  abtreten.  Sein  Haus  muss  am  Markte  gelegnen  haben.  Er  erzählt 
selbst:  „Da  sach  ich  Marcus  SpittendorfiF,  das  die  bommeister  vom 
rathause  ka  en  und  giengen  zu  den  schöppen  auflf  den  kirchoflf  (IJ.  L. 
Frauen);  was  sie  da  berichteten,  weis  ich  nicht.  Der  grefiTe  Niclas 
RodendorflF  gingk  auch  ufiF  den  kirchoflf,  so  gyngk  ich,  Marcus 
Spittendorlf,  in  mein  haus.  Von  stundt  pfiffen  die  hausleute 
auflf  dem  torm  und  hatten  zuvor  gesturmet,  so  stehe  ich  in  meinem 
fenster  und  sehe  so  kommen  geritten  herr  Heinrich  von  Eynsiedell 
und  Nickel  Pflug,  der  fursten  reth  von  Sachsen,  und  ritten  vor  dem 
rathause  hin  durch  die  schmerstrasse  in  die  herberge'*^). 

Wenn  wir  die  Stelle  S.  261  ihrem  Wortlaut  gemäss  aufifassen 
dürfen,  besass  Spittendorflf  mehrere  Kinder,  an  einem  andern  Orte  ge- 
denkt er  seines  Sohnes 3).  Vielleicht  hat  sich  dieser  in  späterer  Zeit 
bereit  finden  lassen,  in  den  Dienst  des  Erzbischofs  Ernst  einzutreten, 
wenigstens  finden  wir  unter  den  erzbischöflichen  Beamten  gegen  Ende 
des  Jahrhunderts  einen  Doctor  Spittendorfif.  Das  bereits  erwähnte 
Lehnsregister  des  Erzbischofs  Ernst  enthält  eine  Eintragung,  nach 
welcher  den  Söhnen  Christoflfels  von  Scheidingen  nach  dem  Tode  des 
Vaters  Indult  gegeben  wurde  bis  zur  Mündigkeit  des  ältesten  Sohnes. 
Diese  Gnadenerweisung  des  Landesherrn  ist  mit  dem  Schlussvermerk 
versehen :  „Actum  Gebichenstein  feria  tertia  post  Simonis  et  Jude  1498 
praesentibus  Er  Heinrich  Loser,  hofmeister,  Hans  Kottzen,  Hans 
vonLatorfund  doctor  Spittendorff**.  Marcus Spittendoi-flf  selbst  aber 
scheint  den  Fall  seiner  Vaterstadt  nicht  lange  überlebt  zu  haben, 
sondern  ist  wahrscheinlich  bereits  in  den  ersten  Jahren  des  neunten 
Jahrzehnts  verstorben.  Sein  Geschlecht  hat  sich  zu  einer  grösseren 
Bedeutung  für  die  Stadt  nicht  wider  erhoben,  und  selbst  der  Familien- 
name wird  in  Halle  bald  erloschen  sein. 

Marcus  Spittendorfif  hat  in  den  hallischen  Wirren  der  Jahre  1474 
bis  1480  eine  der  bedeutendsten  Rollen  gespielt.  Er  war  ein  eif- 
riger! und  dem  Anschein  nach  auch  der  an  Geist  und  Character 
ausgezeichnetste  Vertreter  der  pfännerschaftlichen  Opposition  gegen 
den  feindlichen  Stadtrath  und  die  mit  demselben  in  engster  Ver- 
bindung stehenden  beiden  Landesherrn.  In  den  zahlreichen  Ver 
handlungen  der  Parteien  führte  er  sehr  häufig  das  Wort;  für  den 
Widerstand,  welchen  er  den  Gegnern  leistete,  ist  der  ehemalige  stolze 
Rathsmeister  öfter  gefangen  gesetzt  und  tief  gedemüthigt  worden. 
Besonders  den  Zunftmeistern  trat  er  anfangs  mit  grossem  Selbstgeftthl 


M  8.  im.  433. 

2)  S.  205. 

3)  S.  1Ö3. 


Einleitung.  xm 

gegenttber  und  wies  jegliche  Nachgiebigkeit  mit  HartDäckigkeit  von 
sich.  Als  man  denjenigen  Pfännern,  welche  Mitglieder  des  Raths 
waren,  Wr  ihre  Weigerung,  bei  Verhandlungen  über  gewisse  pfänner- 
schaftliche  Angelegenheiten  von  den  Rathssitzungen  fem  zu  bleiben, 
eine  „börung**  auferlegt  hatte,  wollten  die  Pfänner  ebenso  wenig  Strafe 
geben  als  ihre  Gegner  um  Gnade  bitten.  SpittendorfiF  aber  gab 
endlich  vor  dem  sitzenden  Rathe  die  Erklärung  ab:  „lieben  herm, 
ihr  habet  gnade  und  Ungnade  bey  euch,  ir  mögets  machen,  wie  ir 
wollet,  anders  wollen  wir  uns  nirgent  ingeben."  Er  hat  ferner  alles 
aufgeboten,  um  eine  noch  tiefere  Einmischung  des  Stadtraths  in  die 
pfännerschaftlichen  Angelegenheiten  zu  verhindern.  Den  ersten  Forde- 
rungen seiner  Gegner,  dass  der  Rath  und  die  Meister  das  Recht 
haben  sollten,  mit  den  Bommeistem  den  Salzpreis  zu  bestimmen,  dass 
die  Verschläger  im  Thal  auf  dem  Rathause  verschlagen  sollten,  setzte 
er  den  heftigsten  Widerstand  entgegen.  Selbst  dem  Befehle  desRaths- 
meisters  Hedderssen  i)  (Hedrichs)  verweigerte  er  mit  den  übrigen  Thal- 
amtsvertretem  anfangs  den  Gehorsam  und  wurde  dafür  bereits  im  Jahre 
1474  mit  Hausarrest  belegt.  Im  folgenden  Jahre  verwies  ihn  bei  einer 
Verhandlung  ttber  die  Gebrechen  der  ganzen  Thalverwaltung  der 
Rathsmeister  Hans  Seile  mit  den  ttbrigen  angesehenen  Pfännern  in  die 
Vierherrenstube  des  Rathauses,  wo  sie  mehrere  Stunden  im  Gewahrsam 
zubringen  mussten,  und  endlich  sogar  in  ein  besonders  schimpfliches 
Gefängnis,  die  Frauenkammer  (S.  141  f).  Als  nach  der  Wahl  und 
Einflihrung  des  Erzbischofs  Ernst  zu  den  alten  Streitfragen,  welche  die 
Thalordnung  des  Erzbischofs  Johannes  zu  einer  vorläufigen  Entschei- 
dung gebracht  hatte,  die  neuen  der  Unentgeltlichkeit  der  ersten  Lehns- 
ertheilung  und  der  Entziehung  von  vier  landesherlichen  Pfannen,  welcher 
sich  die  Pfänner  schuldig  gemacht  haben  sollten,  hinzukamen,  führte 
Spittendorff  abermals  die  Partei  der  Pfänner  und  zwar  mit  erhöhter 
Leidenschaftlichkeit.  Er  war  der  festen  Ueberzeugung,  dass  man  in 
Halle  niemals  dem  Landesherm  bei  dem  Antritt  der  Regierung  Lehn- 
geld entrichtet  habe  (S.  274)  und  hat,  durch  diese  nicht  ganz  stich- 
haltige Meinung  irre  gefllhrt,  vielleicht  viel  dazu  beigetragen,  einen 
rechtzeitigen  Vergleich  unmöglich  zu  machen;  ja  kurze  Zeit  vor  der 
Einnahme  der  Stadt  durch  den  Erzbischof  trug  er  sich  noch  mit  der 
Hoffiiung,  dass  endlich  doch  ein  Erretter  aufstehen  und  die  Verge- 
waltigten von  ihren  Drängem  befreien  werde:  „so  hoflfe  ich  zu  dem 
allerhöchsten  herm  Jhesu  Christo,  der  ein  Stifter,  ein  handthaber  und  ein 
behalter  und  ein  gantz  gros  liebhaber  des  warhaftigen  friedes  ist ,  der 
wirdt  das  so  beschaffen  und  wol  fugen,  das  irgent  einer  unter  dem 
volcke  uffgewackt  werde,  der  mit  der  hülfe  gottes  und  anderer  frommer 
leute    denselbigen    vorkommen  möge,     uff  das    sie    durch    etzliche 


0  Dieser  einflussreiche  Mann  scheint  identisch  zu  sein  mit  jenem  Johannen 
Heydrcchssin,  welchen  Herman  Kotze  im  J.  1465  mit  Otte  imd  Gieseler  von  Dies- 
kan  und  andern  zu  seinem  Testamentsvollstrecker  ernannte;  s.  vonMülverstedt, 
Urkunden-Regesten  zur  Geschichte  .  .  der  Herren  von  Kotze  S.  185. 


^tv  Einleitung. 

wege  gehindert  werden,  also  das  sie  in  ihrem  verkarten  willen  mögen 
vertrackt  werden,  gleicher  weise  als  dem  mechtigen,  grossen,  reichen 
hertzogen  von  Burgundien  beschach,  der  auch  zu  viel  unrecht  gewalt 
sich  über  das  arme  volck  zu  Nuss  anzoch . . .  Darumb  weis  niemandt, 
wie  das  gott  vom  himmel  machen  will.  Deo  laus  et  beatae  Mariae!*'^) 
Spittendorflf  wohnte  kurz  darauf  dem  Tage  von  Chemnitz  bei  2)  (Anfang 
September  1478),  hat  aber  dem  ungeachtet  auch  wider  mit  dem  Raths- 
meister  Dionysius  Bote  Veranstaltungen  getroffen,  um  den  Anhängern 
des  Erabischofs  mit  gewaflfneter  Hand  Widerstand  zu  leisten.  Man 
Hess  die  Salzwirker,  Bornknechte  und  alle  ledigen  Gesellen  aufbieten, 
die  Thore  schliessen,  das  Rathaus  besetzen  und  versuchte  noch  ein- 
mal die  ganze  Bürgerschaft  zu  gewinnen  und  den  Hauptanhängern  des 
Erzbischofs  abwendig  zu  machen.  Allein  die  letzteren  kamen  all  diesen 
noch  nicht  recht  zur  Reife  gediehenen  Plänen  zuvor,  da  sich  ihre 
Führer  offenbar  schon  vorher  mit  den  Räthen  des  Erzbischofs  ver- 
ständigt hatten.  Und  als  nun  der  Kampf  um  das  Ulrichsthor  begann, 
fand  sich  nirgends  der  von  Spittendorfif  ersehnte  Retter  vor.  Ja 
unser  Rathsmeister  gab  vielmehr  selbst  nach  kurzen  Anstreng- 
ungen den  Widerstand  auf  und  begab  sich  mit  mehreren  Freunden 
vor  das  Ulrichsthor,  um  Frieden  zwischen  den  Streitenden  zu  stiften  3). 
Als  darauf  der  junge  Landesherr  seinen  Einzug  in  Halle  hielt,  war  es 
wider  Spittendorff ,  welcher  ein  demüthiges  Bittgesuch  für  die  Bürger- 
schaft an  den  Erzbischof  richtete.  In  Salze  scheint  er  darauf  (5.  Oct. 
1478)  die  Vertheidigung  der  Pfänner  geführt  und  in  den  unmittelbar 
iolgenden  Tagen  in  Kalbe  vor  Apel  von  Tettau  fortgesetzt  zu  haben  *).  — 
Die  landesherliche  Regierung  hat  über  Spittendorflf  wegen  seiner 
Betheiligung  an  diesen  Vorgängen  neben  den  Geldstrafen  noch  sehr 
empfindliche  Demüthigungen  verhängt  Neben  vielen  anderen  hal- 
lischen Bürgern  wurde  auch  er  im  December  des  Jahres  1478 
mit  Gefängnisstrafe  belegt:  man  führte  ihn  von  Loburg  nach  Kalbe 
und  wies  ihm  den  Rathausthurm  mitten  im  Winter  zum  Gefängnis 
an.  Er  selbst  hat  uns  darüber  folgenden  drastischen  Bericht 
hinterlassen:  „So  ich  uff  die  lucke  kam,  läge  der  eine  knöbel  an 
einem  langen  seile,  den  knöbel  thaten  sie  mir  zwischen  die  beyne,  ich 
sach  jemmerlich ;  denn  ich  hatte  meine  tage  nach  solchen  dingen  nicht 
gestanden.  Und  so  Hessen  sie  mich  hienabe  in  den  thorm.  Den  tagk 
kam  niemandt  zu  mir;  da  war  nicht  sehre  innen,  wenn  ein  wenigk  ge- 
mulle,  da  läge  ich  betrübet  etc."  In  diesem  nicht  geheizten  Gefängnis 
wurde  der  schon  bejahrtere  ehemalige  Rathsmeister  vom  10.  Decbr.  1478 
bis  zum2. Jan.  1479  festgehalten.  Als  erdreiTage  in  demThunne  verbracht 
hatte  gab  man  ihm  erst  einige  Bund  Stroh,  und  am  Christabend  wurde 
er  durch  mitleidige  BarfÜsserbrüder    mit   einem   Bett   und  wärmerer 

1)  s.  366,  367. 

2)  S.  376-380. 
'^^  S.  382—391. 

S.  455  ff. 


Einleitung.  XV 

Kleidnng  verseben.  Ja  um  ihn  zum  Geständnis  zu  bringen,  bat  man 
ihn  sogar  noch  in  Kalbe  in  den  Stock  gesetzt  i).  Allein  auch  die 
Folter  bat  die  erwünschten  Geständnisse  in  Beziehung  auf  die  ge- 
planten Feindseligkeiten  gegen  den  Landesherm  nicht  aus  ihm 
erpressen  können,  und  Spittendorff  wurde  schliesslich  sogar  milder  be- 
handelt, als  der  Rathsmeister  Bote  und  andere  Gesinnungsgenossen, 
welche  die  Stadt  für  immer  räumen  mussten.  Der  Rath  freilich 
scheint  auch  seine  Entfernung  gefordert  zu  haben.  Apel  von  Tettau, 
welcher  die  Einnahme  der  Stadt  hauptsächlich  leitete,  sagte  dem  Raths- 
meister selbst:  „Und  nun  seidt  ihr  allewege  in  den  zeddelnvom  rathe 
verzeichnet  gegeben  am  ersten,  im  mittel  und  auch  im  ende"  2).  Allein  die 
Umgebung  des  Landesberrn  trat  selbst  iUr  Spittendorff  ein,  und  so  legte 
man  ihm  für  seine  Betheiligung  an  diesen  letzten  Streitigkeiten  nur  noch 
die  Strafe  auf,  ein  Jahr  lang  sich  desSiedens  in  seinem  Roth  zu  enthalten. 
Sicherlich  war  diese  Schonung  auch  eine  Folge  der  Achtung, 
welche  sich  die  charactervolle  Persönlichkeit  des  Rathsmeisters 
selbst  bei  den  Gegnern  erworben  hatte.  Einen  besonderen 
Eindruck  mag  vor  allem  der  Zug  naiver  Frömmigkeit  hervorgebracht 
haben,  welcher  sogar  bei  diesen  Verhandlungen  zum  Durchbruch  kam: 
„lieben  herrn",  erwiderte  Spittendorff,  „ich  habe  mich  in  den  willen 
gottes  gesatzt,  wil  es  gott  haben,  das  ich  aus  der  Stadt  soll,  ich  wils 
gerne  thun"^).  Während  des  ganzen  Verlaufs  dieser  Streitig- 
keiten machte  er  seinem  gepressten  Herzen  in  ähnlicher  Weise  Luft, 
obgleich  manche  seiner  hierher  gehörigen  Aeusserungen  auch  von  einem 
herben  Sarkasmus  eingegeben  sind.  In  solcher  Stimmung  befand  er 
sich,  als  er  folgendes  niederschrieb:  „Lieber  gott,  du  weist  die  hertzen 
der  regierer  itzunt  in  der  Stadt,  wie  wol  etzlicher  ist,  der  es  gerne 
gutt  sehe!  Aber  die  andern,  die  den  überlegen  sindt  mit  der  gewalt, 
der  sie  sich  underzogen  han,  schicken  und  treyben  so  viel,  das  die 
warheit  und  ehre  dieser  Stadt  gar  kaume  bey  dem  wesen  bleiben 
wirdt,  als  das  vor  alder  gewesen  ist  etc.  Dann  worumbe  das  sie  die 
pfenner  vomichtigen  mögen,  darurab  lassen  sie  die  freyheit  der  Stadt 
gantzhin,  unddas  sie  mögen  gewaltigk  bleiben  etc.  Deo  laus!*/*  Und 
nach  einer  kurzen  Unterbrechung  tröstet  er  sich  abermals  mit  dem 
gleichen  Ausruf  über  die  Vorgänge  des  Tags  und  die  Gesinnungen 
selbst  der  Rathsherm  von  Magdeburg:  „Was  der  hertze  auch  gewest 
ist,  die  diss  so  anbracht  haben,  ist  gotte  bekant,  sondern  ich  furchte, 
es  ist  allermeist  umb  der  pfenner  willen  geschehen.  Deo  laus!"^)  Aus 
der  vorher  angeführten  grösseren  Stelle  geht  zugleich  hervor,  ein  wie 


1)  S.  407. 

2)  S.  428. 

h  All  derselben  Stelle. 

*)  S   208  f.  220.  235  f.  270  f.  290.  298.  805  ff.  808.  820  f.  828  f. 

ö)  S.  830  f.  Wir  verzeichnen  noch  einige  Stellen,  in  welchen  dieser  oder 
ähnliche  Ausrufe  vorkommen :  S.  386  tf.  847  f.  350  ff.  353.  355  f.  360.  ff  363  ff. 
366  f.  403.  411.  413  f.  432.  440. 


XVI  Einleitung. 

deutliches  Bewusstsein  der  an  den  üebcrlieferungen  der  Vergangenheit 
hängende  Rathsmeister,  ein  Mitglied  einer  seit  Jahrhunderten  in  der 
Stadt  ansässigen  vornehmen  Familie,  davon  hatte,  dass  mit  der  neuen 
Einmischung  des  Raths  und  des  Landesherrn  in  die  Erwerbsverhält- 
nisse der  Pfänner  und  in  das  Regiment  des  Thals  auch  die  seitherige 
freie  staatspolitische  Stellung  der  Stadt  zu  dem  Landesherm  und  dem 
Kaiser  unvnderbringlich  verloren  gehe.  Scheint  doch  der  Landesherr 
bis  in  jene  letzten  Jahre  nicht  einmal  den  Rath  bestätigt  zu  haben. 

Alle  diese  Neuerungen  erschienen  daher  SpittendorflF  nur  im 
dunkelsten  Lichte.  Er  bezeichnet  sie  als  unvernünftig  und  gewaltsam 
und  entwirft  auch  von  den  städtischen  Volksfiihrem  nicht  eben 
schmeichelhafte  Bilder.  Den  Schuhmacher  und  Rathsmeister  Jacob 
Weissak  nennt  er  einen  groben,  unwissenden,  unvernünftigen,  ver- 
wegenen und  dummkühnen  Mann;  und  als  der  andere  Rathsmeister 
Hans  Laub  auf  dem  Wege  von  Leipzig  nach  Halle  vom  Blitz 
erschlagen  wurde,  verzeichnete  er  in  sein  Tagebuch  dasUrtheil:  „Diss 
ist  ein  wunderwerck  des  allmechtigen  gottes,  darbey  wir  seine  heim- 
liche, verborgene  gerichte  wol  ftirchten  mögen"  i).  Auch  dieRäthe  der 
Fürsten  und  diese  selbst  bedenkt  er  bisweilen  mit  heftigen  Schelt- 
worten. Balthasar  von  Schlieben  nennt  er  geradezu  einen  Lügner  2), 
Andreas  Schlegel  beschuldigt  er,  die  Freiheiten,  Gewohnheiten  und 
Privilegien  der  Stadt  oflFenbarlich  zu  vernichten;  den  Tod  des 
Erzbischofs  Johannes  unterzieht  er  derselben  Betrachtungsweise  wie 
den  des  Rathsmeisters  Hans  Laub.  „So  hoffe  ich,  der  allmechtige, 
barmhertzige  gott  hat  uns  pfenner  auch  erlöset  von  dem  bischoffe  zu 
Magdeburg,  genant  hertzogk  Johan  von  Beyern  . . ,  der  einen  unmilden 
sinn  zu  uns  armen  pfennern  mochte  haben,  und  gott  der  allmechtige 
in  von  dieser  weldt  zu  seynen  gnaden  nam  und  erlösete  uns  armen 
pfenner  von  dem  jammer,  dazu  her  uns  hette  mocht  brengen,  als  man 
nach  seinem  tode  erfuhr  seinen  willen".  „Do  bischoff  Johan  in 
seinem  aller  grösten  und  hertesten  sinne  was  und  grosse  Ungnade  zu 
den  pfennern  hatte,  do  kam  gott  der  herre  und  verstörte  seinen 
willen".^)  Und  ob  wol  Spittendorff  kurz  nach  der  Wahl  des  Erzbischofs  Ernst 
grosse  Hoffnungen  auf  die  sächsischen  Fürsten  setzte,  „das  sie  gar 
ehrliche,  uffrichtige  herren  und  fursten  sind  und  niemandts  gerne  vor- 
waldigen, sondern  die  ihren  alle  ie  gerne  zu  rechter  und  rechtlicher 
antwort  und  reden  kommen  lassen"*),  und  also  dem  neuen  Regiment 
mit  freudigen  Erwartungen  entgegen  sah,  so  klagte  er  doch  bald 
wider:  „mein  herre  von  Magdeburg  und  das  capittel  mit  dem  bischoffe 
von  Meissen  stehen  faste  nach  der  freyheit  der  Stadt;  nun  solten  die 
obersten  in  der  Stadt  das  nicht  dulden  noch  zugeben,  sondern  anruffen 
die  von  Magdeburg  und  ander  stedte,  als  die  alten  vor  ihn  haben  ge- 

1)  S.  415. 

2)  S.  412. 

8)  S.  202.  18G. 
'\  203. 


Einleitung.  xvii 

than...  Des  wollen  leyder diese  regierer  anss  lonnDgen  nnd  gemeinheit 
mit  willen  nicht  thnn,  sondern  auss  grossem  gezwange  müssen  sie  zu 
Zeiten  was  darbey  thun"i). 

So  ist  also  der  Rathsmeister  Spittendorff  ein  sehr  characteristiseher 
Vertreter  dieses  wolhabenden  städtischen  Patricierthnms  alter  Zeit, 
dessen  persönlichste  Interessen  so  tief  mit  der  alten  aristokratischen 
Stadtverfasssubg  verflochten  waren,  dass  der  Untergang  der  letztem 
auch  seinen  eignen  Sturz  herbeifilhrte.  Denn  im  16.  Jahrhundert 
begegnen  uns  nur  noch  wenige  der  seither  im  höchsten  Ansehn  stehen- 
den Namen  dieser  älteren  Pf  ännergeschlechter.  — 

Die  Schrift  unsers  Rathsmeisters  stellt  sich  auf  den  ersten  Blick 
als  eine  Art  Tagebuch  dar,  welches  zum  grossen  Theil  die  unmittel, 
baren  Tageserlebnisse  des  Verfassers  enthält.  Allein  Spittendorff  hat 
seinen  eignen  Au&eichnungen  auch  urkundliches  Material  und  Briefe 
beigefügt,  so  dass  wir  dieselben  wol  passender  als  „Denkwürdig- 
keiten" bezeichnen  können.  In  den  mittleren  Theilen  des  Werkes  be- 
gegnen uns  mehrere  Stellen,  aus  welchen  sich  ergibt,  dass  Spittendorf 
seine  Wahrnehmungen  und  Bemerkungen  häufig  sofort  nach  den  Er- 
eignissen selbst  niedergeschrieben  hat.  Jenen  bereits  oben  angeführten 
Worten  ttber  die  Fürsten  von  Sachsen  hat  er  das  Datum  der  Nieder- 
schrift hinzugefügt:  „Geschrieben  ufih  Ascensionis  Domini  (23.  Mai) 
im  76.  jhare".  Femer  klagt  er  Ende  des  Jahres  1476:  „Ich  bin 
gantz  vorirret,  in  dieser  Sachen  zu  schreyben,  ich  höre  viel 
sagen,  das  es  den  pfennem  zu  frommen  sol  kommen,  und  das  faste 
merckliche  schrifte  geschehen  von  hertzogen  Ernsten  dem  eitern  von 

Sachsen  an  seinen  söhn ,  darumb  weis  ich  nicht ,  was  ich  gleuben 

oder  schreyben  soll,  ich  werde  gantz  miströstig  mehr  zu  glauben .... 
Geschrieben  uffn  sonnabent  Thomae  (21.  Dec.)  anno  76'^^).  Aus  dieser 
Gewohnheit,  den  Ereignissen  in  seinem  Tagebuche  unmittelbar  zu 
folgen,  erklären  sich  auch  die  hier  und  da  auftretenden  kleinen 
Widersprüche.  So  heisst  es  S.  337  (Juni  1478):  „Nun  die  stedte 
gingen  uff  den  morgen  uffs  rathauss.  Als  sie  hinauff  kamen,  was  herr 
Appell  von  Tettaw  und  der  heuptmann  Heinrich  von  Ainmendorff 
kommen...  Was  ir  gewerb  was,  weis  ich  nicht  etc.  Diss 
was  ir  gewerb  gewest^)..."  Kurz  nach  Ostern  1478  schrieb 
Spittendorff  eine  Stelle  nieder,  welche  er  nach  der  Einnahme  der  Stadt 
nicht  in  dieser  Form  abgefasst  haben  würde:  „Ist  es  sache,  dass  die 
Stadt  Halle  itzund  förder  an  ihren  freyheiten,  gewonheiten,  alther- 
koounen  und  Privilegien  nicht  vorkurtzet  noch  geschwecht  wirdt,  so 
soll  man  wahrhaftigk  gleuben  und  anders  nicht  gedencken  noch  sagen, 
denn  das  gott  der  allmechtige  hat  angesehen  das  gebete  der  frommen 
and  das  ruffen  und  seuftzen  viel  frommer  leute  auss  der  gemeinheit, 


i)  S.  319. 
2)  8.  228  £ 
»)  S.  337. 

Q«ichichtaq.d.  Pr.  Sachsen.  XI. 


xym  Einleitung. 

ans8  den  innnngen,  auch  aoss  den  pfennern  0 '^    Noeh  im  Joli  des 

Jahres  1480  2)  bemerkt  er,  dass  einige  seiner  gefangenen  Freunde  nach 
Kalbe  gefordert  wurden,  nnd  fügt  hinzn:  ),was  sie  dar  erlangen, 
wird  ein  jederman  wol  sehen^^  Spittendorff  scheint  jedoch 
in  der  Zeit,  wo  er  den  Entschloss  fasste,  die  wichtigsten  Tagesereig- 
nisse onmittelbar  nach  ihrem  Geschehen  zu  Papier  zn  bringen,  auch 
das  Bedürfnis  gefehlt  zu  haben,  der  Vergangenheit  za  gedenken, 
so  weit  sie  in  ihren  Folgen  in  die  Gegenwart  hineinragte,  oder  er 
hat  ältere  annalistische  Aufzeichnungen  noch  einmal  überarbeitet.  Wir 
sind  wenigstens  der  Meinung,  dass  der  erste  Theil  seiner  Denk- 
würdigkeiten in  der  vorliegenden  Form  erst  einige  Zeit  nach  den  Er- 
eignissen angezeichnet  ist.  Der  Anfang  selbst  verräth  schon 
durch  den  ganzen  Ton,  femer  durch  die  Ai^hlung  der  Spittendorff 
nnd  seiner  Partei  feindlichen  Mitglieder  des  Rathes,  dass  er  nicht 
ganz  gleichzeitig,  ja  vielleicht  nicht  einmal  mehr  in  demselben  Jahre 
niedergeschrieben  ist  Femer  berichtet  der  Bathsmeister  gleich  im 
Eingange  (Juli  1474)  über  die  Verbindung  der  Meister  im  Rath  mit 
ihren  Zunftgenossen  folgendermassen:  „es  war  nicht  anders,  die  meister 
hatten  sich  verbunden  underlangk  und  etliche,  die  vormals  in  rethen 
gesessen  hatten,  und  auch  etliche,  die  uff  die  zeit  mit  uns  im 
rathstul  sassen"^).  Und  auch  noch  eine  Stelle  aus  dem  August 
des  folgenden  Jahres^)  weist,  wenn  sie  kein  späterer  Zusatz  ist,  auf 
eine  geraume  Zeit  hinter  den  Ereignissen  liegende  Abfassung  hin :  „die 
underbommeister  über  dem  Deutzschen  Born  kiesen  die  vorschleger 
über  den  bomen  und  bringen  sie  dan  vor  bommeister  und  schöppen 
in  der  pfenner  hoffe.  Da  thun  sie  ihr  recht;  das  ist  aber  nun 
verändert".  Eine  Veränderang  der  Wahl  und  Praesentation  der  Ver- 
schläger  ist  durch  die  Thalordnung  des  Erzbischofs  Johannes  vom 
28.  Nov.  1475  herbeigeführt  worden  5);  demnach  würden  also  auch 
diese  in  den  August  fallenden  Ereignisse  frühstens  Ende  November 
dieses  Jahres  von  Spittendorff  in  seine  Denkwürdigkeiten  aufgenommen 
worden  sein.  Aus  einer  ähnlichen  Stelle  (S.  182)  erhellt  ferner,  dass 
die  Aufzeichnung  mindestens  drei  oder  vier  Wochen  nach  den  Be- 
gebenheiten stattgefunden  hat.  Die  Erzählung  berichtet  hier  von  Vor- 
gängen, welche  drei  oder  vier  Wochen  vor  dem  früher  geschilderten 
Landtage  zu  Bemburg^)  stattgefunden  haben.  Allein  schon  in  diesen 
Theilen  wird  die  Darstellung  so  ausführlich  und  ins  Einzelne  gehend, 
dass  man  nur  an  eine  den  Ereignissen  sehr  nahe  liegende,  wenn  nicht 
gleichzeitige  Abfassung  denken  kann. 

An  eine  Veröffentlichung  dieser  memoirenartigen  Au&^ichnungen 


1)  S.  319. 

a):S.  439  f. 

»)  S.  6. 

4)  S.  70. 

ö)  Vgl.  a  134. 

•^  Februar  1476.    S.  180-183. 


Einleitung. 

durch  den  Druck  scheint  Spittendorff  zunächst  nicht  gedacht  zu  haben: 
gegen  eine  solche  Annahme  streitet ,  wie  schon  aus  den  angeflihrten 
Stellen  erhellt,  der  im  Ganzen  vertrauliche  Character  der  Schilderungen, 
welche  der'Rathsmeister  wol  oft  nur  zu  Papier  brachte»  um  sich  seiner 
schweren  Herzensbedi^ngnis  zu  entledigen.  Auch  die  kurzen  lateinischen 
und  deutschen  Gtebetsworte,  welche  sich  bisweilen  mitten  im  Satze,  noch 
viel  häufiger  aber  am  Schlüsse  dieser  Herzensergiessungen  finden ,  die 
Urtheile  endlich  über  Personen  und  Thatsachen  scheinen  einer  solchen 
Annahme  zu  widersprechen.  Femer  tragen  die  Mittheilungen  auch  einen 
anfiEEÜlend  fragmentarischen  Character,  welcher  unserer  Kenntnis  noch 
manches  vorenthält.  An  sehr  zahlreichen  Stellen  finden  sich  die  Ab- 
kfirzungsbuchstaben  „etc.'S  jft  bisweilen  sind  alle  einzelnen  Absätze  einer 
Seite  mit  diesen  Zeichen  versehen.  Da  wir  in  der  Haupthandschrift 
eine  späte  Abschrift  vor  uns  haben,  wäre  der  Fall  nicht  unmöglich, 
dass  irgend  einer  der  Abschreiber,  um  rascher  zum  Ziele  zu  kommen, 
die  Handschrift  auf  diese  Weise  verstfünmelt,  und,  was  ihm  unwichtig 
erschien,  weggelassen  hätte.  Allein  dieser  Annahme  steht  das  unge- 
mein zahlreiche  Vorkommen  dieser  Abkürzungszeichen  entgegen.  Da 
femer  diese  Worte  nicht  nur  die  Gedankenfolge,  sondern  auch  öfter 
den  Satzbau  unterbrechen,  hätte  der  Abschreiber  in  diesen  Fällen  ziemlich 
sinnlos  gekürzt  So  lesen  wir  S.  424:  „Der  bischoff  von  Magdeburg 
was  nicht  zum  Gybichenstein,  und  die  beide  forsten  waren  uff  das 
mahl  zu  Duderstadt  und  uff  dem  Eychsfelde  gewest,  das  hatten  sie 
eingenommen,  gingen  die  rede.  Aber  etc.''  Wir  halten  es  demnach 
für  sicher,  dass  diese  Abkflrzungsworte  bereits  der  Urschrift  eigenthttm- 
lich  waren  und  von  Spittendorff  angebracht  wurden,  weil  er  im 
Augenblicke  der  Aufteichnnng  nicht  Zeit  genug  hatte,  das  Ganze  zu 
geben,  und  den  Rest  einer  späteren  Ergänzung  vorbehielt  oder  bei  der 
Leetüre  aus  dem  Gedächtnis  ergänzte.  Die  Worte  sind  im  ersten  Theile 
ziemlich  selten,  kommen  aber  dafür  gegen  die  Mitte  und  das  Ende  um 
so  zahlreicher  vor. 

Allein  eine  derartige  Ergänzung  oder  Ueberarbeitung,  wie  sie 
sich  der  Verfasser  vielleicht  vorbehalten  hatte,  hat  trotzdem  später 
nicht  stattgefunden.  Wir  schliessen  dies  besonders  aus  einigen  Ver- 
besserangen und  notenähnlichen  Zusätzen,  welche  nur  einen  ersten 
Entwurf^  nicht  aber  einer  bis  in  die  Einzelheiteu  genau  durchgearbeiteten 
Schrift  angehören  können.  So  gesteht  der  Verfasser  8.  162,  dass  er  eine 
nur  wenige  Zeilen  vorausgehende  Mittheilung  unter  dem  Tage  des 
heiligen  Nikolaus  eigentlich  unter  dem  Tage  der  heiligen  Barbara 
hätte  machen  sollen,  sich  aber  versehen  habe.  Eine  ganz  ähnliche 
Stelle  findet  sich  am  Schlüsse  der  Seite  283.  Sie  bezieht  sich  auf  den 
vorausgehenden  Absatz  und  die  beiden  nächstfolgenden  (S.  284), 
welche  nach  dieser  Bemerkung  zu  den  unter  dem  6.  Januar  (S.  283)  mit 
getheilten  Ereignissen  gezogen  werden  sollen.  Noch  unklarer  ist 
die  Stelle  S.  350.  Hier  scheint  das  Eingeständnis  des  Verfassers,  sich 
versehen  zu  haben,  nur  auf  die  Mittheilung  über  die  Gefaugennehmung 


zx  Einleitimg. 

des  Thalvoigts  Bezuf?  zu  haben,  welche  eigentlich  S.  348  am  Schlosse 
des  ersten  Absatzes  hätte  erzählt  werden  sollen,  aber  hier  nicht  mit 
ausdrücklichen  Worten  angeführt  ist.  Wir  verweisen  endlich  nur  noch 
auf  die  Stelle  S.  386,  welche  sich  anf  die  Anknnft  der  Abgeordneten 
von  Magdeburg  und  Halberstadt  in  Halle  bezieht  und  dem  Datum  nach 
zu  S.  382  gehört.  Aus  dieser  letzten  Verbesserung  geht  zugleich  am 
deutlichsten  hervor,  dass  der  Verfasser  schon  die  Abweichung  von 
der  rein  annalistischen  Aufzeichnungsweise  als  ein  Versehen  be- 
zeichnet hat. 

Erhält  das  Ganze  schon  durch  diese  Kürzungen  und  Verbesse- 
rungen den  Character  des  Bruchstückartigen  und  Unfertigen,  so  treten 
gegen  die  Mitte  und  den  Schluss  hin  auch  noch  andere  Anzeichen  auf, 
welche  die  Annahme  rechtfertigen,  dass  Spittendorff  nicht  im  Stande 
gewesen  ist,  die  letzte  Hand  an  das  Werk  zu  legen  und  es  der  Form 
nach  abzurunden.  So  ist  es  auffällig,  dass  Urkunden  und  Briefe  ohne 
jede  Wort-  und  Gedankenverbindung,  bisweilen  sogar  an  unpassender 
Stelle  eingefügt  sind.  Wir  verweisen  in  dieser  Beziehung  auf  die  beiden 
Urkunden  aus  dem  Mai  des  Jahres  1475,  welche  zum  April  1476  einge- 
tragen sindi).  Ebenso  wenig  geschickt  ist  die  Darlegung  der  Ver- 
handlungen im  Morizkloster  Seite  79  —  85  flF.  eingefügt  2).  Es 
ist  femer  auffällig,  dass  der  Verfasser,  nachdem  er  S.  139  von  dem 
Tode  des  Erzbischofs  Johannes  (13.  Dec.  1475)  gesprochen  hat,  von 
S.  141  an  die  annalistischen  Aufzeichnungen  wider  vom  23.  October 
dieses  Jahres  beginnt  und  auch  den  Tod  des  Erzbischofs  nochmals 
erwähnt  (S.  164).  So  haben  wir  gewissermassen  zwei  Recensionen 
des  Tagebuches  aus  den  Monaten  October  bis  Decemberl475  vor  uns, 
von  denen  die  erstere  die  breite,  zum  Theil  urkundliche  Darstellung, 
die  letzte  die  kürzere  annalistische  Uebersicht  enthält,  zu  welcher 
freilich  noch  vorher  nicht  erwähnte  Aufzeichnungen  hinzutreten. 
Daher  wird  von  mehreren  Vorfällen  an  zwei  Stellen  gesprochen,  ja  es  tritt 
sogar  eine  wörtliche  Uebereinstimmung  hervor,  welche  uns  S.  87  f.  und 
S.  101  (Üis  sindt  unser  —  Disz  sint  unnszer)  am  auffälligsten  ge- 
wesen ist.  Wir  stellen  in  der  nachfolgenden  Uebersicht  die  dem  In- 
halte nach  mehr  oder  weniger  übereinstimmenden  Theile  noch  kurz  nach 
den  Tagen  zusammen:  24.  Oct.  S.  93  u.  S.  141—142;  25./26.  Oct. 
S.  93-97  und  S.  143;  27.  Oct.  S.  95-97  u.  S.  143-144;  29.  Oct. 
S.  98  u.  S.  144;  31.  Oct.  S.  98,99  u.  S.  144;  6.  Nov.  S.  99  u.  145;  9.  Nov. 

5.  100—105  u.  S.  145-149;  10.  Nov.  S.  101—111  u.  S.  149—152; 
14.  Nov.  S.  111—128  u.  S.  152;  28.  Nov.  S.  128-137  u.  S.  158-160; 

6.  (4.)  Dec.  S.  137  u.  S.  162;  13.  Dec.  S.  139  u.;S.  164—167.  Bemerkens- 
werth  ist  hierbei  noch,  dass  Spittendorff  in  der  ersten  Recension  nur 
in  der  dritten  Person  aufgeführt  wird,  während  derselbe  in  der  fol- 
genden von  sich  in  der  ersten  Person  spricht.    Es   ist   daher  mög- 


1)  Vgl.  S.  51.  58.  240. 

2)  Vgl.  S.  87.  100  f.  148  f.  15.^. 


Einleitong.  xxi 

lichy  da88  der  Verfasser  in  die  erste  Recension  auch  fremde  Mittbei- 
langen  verwebt  bat,  and  dass  dieselbe  ttberbanpt  eine  Ueberarbeitnng 
seiner  Tagebncbanfzeicbnongen  darstellt,  welcbe  anmittelbar  darad" 
noch  einmal,  in  nrsprttnglicberer  Gestalt  auftreten. 

Femer  mass  bervorgehoben  werden,  dass  nacb  den  ersten  Tagen 
des  Jnli  1480  die  Denkwürdigkeiten  plötzlicb  aaf  das  Jabr  1478  za- 
rflokgeben,  and, dass  bier  eine  Bede  mitgetbeilt  wird,  welcbe  Spitten- 
dorff  wabrscbeinlicb  auf  dem  Tage  zu  Salze  (5.  Oct.  1478),  wenn  aacb 
in  weit  kürzerer  Form  gebalten  bat^).  Der  Inbalt  derselben  betrifft  die 
Vorgänge,  welcbe  znr  Einaabme  der  Stadt  fttbrten,  und  mass  daber 
mit  denifrflberen  Ao&eicbnangen  vom  Jali  1478  an  bis  zum  21.  Sept 
dieses  Jabres  verglicben  werden.  Von  Seite  450  bis  S.  4ö3  erstreckt 
sieb  ein  in  diese  Rede  eingefügtes  Stttck,  in  welcbem  ebne  weitere 
Verbindung  die  Abgeordneten  der  Stadt  Magdeburg,  welcbe  nocb 
zwiscben  den  streitenden  Parteien  vermitteln  wollten,  redend  einge- 
f&brt  werden.  Nacb  dieser  Bede  findet  sieb  der  Inbalt  einer  Verband- 
lung  vor  Apel  von  Tettau  in  Kalbe  eingescboben  (S.  456 — 459),  und 
darauf  konmit  der  VerCetsser  nocbmals  auf  die  Vor^Uige  in  Salze  zu- 
rtlck  (S.  459 — 463)  und  fBgt  dann  ein  kurzes  Scblusswort  binzu 
(S.  463—464). 

Spittendorff  bat  femer  aucb  Aufzeicbnungen  über  die  ibm 
merkwtirdig  erscbeinenden  städtiscben  Ereignisse  frttberer  Jabre 
gemacbt,  welcbe  uns  anscbeinend  nur  in  Brucbstücken  aus  den 
Jabren  1473  und  1474  erbalten  sind  2).  Diese  Stttcke  baben  je- 
docb  kein  Ganzes  mit  den  vorausgebenden  Denkwürdigkeiten  gebildet, 
sondern  sind  denselben  wabrscbeinlicb  durcb  Zufall  angefügt  worden. 
Unsere  Denkwfirdigkeiten  beginnen,  wie  bereits  oben  erwäbnt  ist 3), 
ganz  deutlicb  mit  den  jetzt  den  Anfong  bildenden  Zeilen.  — 

Mancber  Leser  wird  freilieb  nacb  derLectttre  des  in  so  tiberreicbem 
Masse  mitgetbeilten  Stoffes  das  Urtheil  fällen,  dass  sieb  Spittendorff  in 
vielen  Punkten  babe  kttrzer  fassen  können.  Es  wird  ja  nicht  leicbt  eine 
auch  nur  vorbereitende  oder  gar  ganz  ergebnislose  Verhandlung  während 
dieser  Unruhen  übergangen;  viele  der  gehaltenen  Ansprachen  und 
Reden  werden  in  einer  dem  Anschein  nach  wörtlichen  Fassung  wider- 
gegeben. Der  Verfasser  erzählt  mit  einer  so  grossen  Ansftlbrlichkeit,  dass  er 
die  Hauptfäden,  welcbe  das  Ganze  durchziehen,  bisweilen  durch  nebensäch- 
liche Mittbeilungen  wirklich  verdeckt.  Allein  es  sind  dies  eben  Eigen- 
thümlichkeiten,  welcbe  vielen  derartigen  Aufzeicbnungen  anhaften,  und 
welcbe  in  ihrer  Gesamtheit  das  schwerfällige  und  peinliche  bürger- 
liche Wesen  jener  Zeit  sehr  treffend  characterisieren.  Daher  besitzen 
auch  unsere  Denkwürdigkeiten,  von  dieser  Seite  betrachtet,  einen  allge- 
meinen literarischen  Werth,  obwol  eine  kunstmässige  Vertheilung  und 
Gliederung  des  Inhalts  vermisst  wird.    Dieser  Werth  wird  noch  durch 

1)  Vgl.LS,':440    455. 

2)  Vgl  Beilage  I.  S.  465—483. 

3)  s.  xvm. 


xxn  Einleitang. 

die  Wärme  der  DarsteUuog  und  durch  die  an  vielen  Stellen  ausser- 
ordentlich gefällige  und  anschauliche  Frische  der  Erzählung  bedeutend 
erhöht.  Spittendorffs  Schreibweise  ist  eben  die  des  naiven  epischen 
Erzählers  und  erinnert  an  vielen  Stellen  geradezu  an  Herodot. 

III.  DiePfännerschaftunddasThal.  Auch  die  Verfassung  der 
Stadt  Halle  im  Mittelalter  bestätigt  die  sich  immer  grössere  Geltung 
verschaffende  Ueberzeugung,  dass  die  Veriassungsformen  der  Städte 
auf  das  innigste  mit  den  Besitz-  und  Erwerbsverhältnissen  ihrer  Bürger 
und  Einwohner  zusammenhängen.  Auf  die  Yerfassungsentwickelung 
der  Stadt  Halle  hat  daher  der  Besitz  und  der  Betrieb  des  Salzwerks 
wenigstens  bis  gegen  Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  eine  Überall 
sichtbare  und  in  manchen  Verhältnissen  entscheidende  Einwirkung 
ausgeübt.  Wie  sich  dieser  Betrieb  in  früheren  Jahrhunderten  ent- 
widkelt  hat,  können  wir  freilich  aus  Mangel  an  Quellen  nicht  mehr 
mit  Wünschenswerther  Genauigkeit  darlegen;  allein  wir  werden  dafür 
durch  ziemlich  reichhaltige  und  authentische  Berichte  aus  dem  vier- 
zehnten und  fun&ehnten  Jahrhundert  entschädigt.  Aus  diesen  ergibt 
sich  aber  ziemlich  deutlich,  dass  diejenigen  Bürger  der  Stadt,  welche 
ihren  Erwerb  vornehmlich  aus  der  Salzbereitung  zogen,  den  ersten 
Rang  in  der  Stadt  einnahmen  und  in  diesem  bedeutenden  Einflüsse 
auch  durch  die  Stadtverfassung  erhalten  wurden.  Sie  nannten  sich 
bereits  damals  Pfanner.  Da  Spittendorffs  Denkwürdigkeiten  ohne  eine 
Kenntnis  dieser  Verhältnisse  und  der  damaligen  Rathsverfassung  über- 
haupt nur  schwer  verständlich  sein  würden,  schicken  wir  noch 
einen  kurzen  Abriss  der  pfännerschaftlichen  Verhältnisse  und  zugleich 
der  RathsverfasRung  in  dieser  entscheidenden  Zeit  voraus.  In  Be- 
ziehung auf  die  erstere  müssen  wir  freilich  hier  wie  überall  auf  Hon- 
dorffs  Beschreibung  des  Salzwerks  verweisen,  welche  Dreyhaupt  dem 
ersten  Bande  seines  Werkes  wider  einverleibt  hat,  wenn  auch  dieselbe  na- 
türlich mehr  die  spätere  Zeit  berücksichtigt. 

Die  Pfänner  d.  h.  diejenigen  Besitzer  oder  Pächter  der  Solgüter, 
welche  sich  dem  Geschäft  des  Versiedens  der  Sole  widmeten,  bildeten 
im  fun&ehnten  Jahrhundert  eine  Geldaristokratie,  deren  Gewerbebetrieb 
in  manchen  Punkten  der  einer  modernen  Erwerbsgenossenschaft  ähn- 
lich war,  da  viele  Ausgaben  für  die  Brunnen,  die  Siedehäuser  und  die 
Geräthschaften,  femer  auch  die  verschiedenen  Abgaben  eine  gemein- 
schaftliche, gewiss  schon  damals  sehr  schwierige  Verwaltung  eribrder- 
ten.  Bereits  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  war  die  Vereinigung  der 
Pfänner  eine  sehr  feste:  die  Gresellschaft  erhielt  vom  Rathe  sogar  ein 
Panier  1).  Beim  Eintritt  in  die  Pfännerschaft  hatte  jeder  damals  den 
Bommeistern  achtzig  rheinische  Gulden  zu  entrichten,  von  denen 
sechzig  an  den  Rath  übergeführt  werden  mussten.  Von  den  übrig 
bleibenden  zwanzig  Gulden  konnte  der  neue  Pfänner  seinen  Gewerken 
ein  Essen  bereiten  lassen  2).    Ausserdem   aber  musste  er   auch   noch 

1)  Dreyhaupt  I   S.  110. 

2)  M..»n  Mittheilungen  d.  Th.  S.  V.  1.2  S.  84. 


Einleitung.  zxin 

eine  nicht  unbetiächtlicbe  Summe  direct  an  den  Rath  abflibren  ^).  Von 
jenen  acbtzig  Gnlden  scheint  indessen  der  Rath  eine  Zeit  lang  nor  die 
Hälfte  erhalten  zo  habcD,  weshalb  gerade  dieser  Punkt  zu  den  streitigen 
gehörte.  Diese  Einnahmen  der  Pfänner  waren  eine  geraume  Zeit 
hing  gesanunelt,  und  das  Geld  der  Sicherheit  wegen  zur  Aebtissin  von 
St  GteoTg  in  Glancha  gebracht  worden;  aliein  die  Pfänner  mussten 
es  endlich  dem  Rathe  ausliefern.  Nur  wirklich  in  Halle  ansässige 
Bfh^er  konnten  in  die  Pfännerschaft  eintreten,  und  es  war  sogar  den 
Bürgern  bei  hoher  Strafe  verboten,  Pfannen  ,,um  auswendiger  Leute 
Geld'^  zu  kaufen  oder  ,,von  auswärtiger  Leute  wegen  in  Lehn  und 
Schrift**  zu  nehmen.  Die  Frage,  ob  Pfänner  schon  vor  der  Neuordnung 
der  Verhältnisse  durch  die  Erzbischöfe  Johannes  und  Ernst  auch 
andere  Grewerbe  betreiben  durften,  scheint  im  Allgemeinen  bejaht 
werden  zu  müssen,  wenigstens  kommen  Brauer  und  Gewandschneider 
als  Pfänner  vor.  Dagegen  besassen  zahlreiche  Mitglieder  der  Innungen 
und  der  Gemeinheit  auch  schon  damals  Solgüter,  ohne  dass  sie  sich 
in  die  Pfännerschaft  aufiiehmen  Hessen.  Sie  sassen  „auf  ihren  Aus- 
leuften*'  und  durften  nicht  sieden. 

Die  obersten  Beamten  und  Vertreter  des  Thals  waren  die  drei 
rechenschaftspflichtigen  Bommeister  (Oberbommeister),  welche  ihr  Amt 
ein  Jahr  verwalteten  *).  Sie  wurden  in  den  diesen  Wirren  voraus- 
gehenden Jahren  und  auch  noch  1475  im  Chor  der  Gertrudenkirche 
durch  die  Schoppen  im  Thal  gewählt^).  Schon  im  15.  Jahrhundert 
besassen  zwar  die  Pfänner  nicht  mehr  das  ausschliessliche  Recht  auf 
das  Bornmeisteramt,  sondern  es  konnten  auch  Mitglieder  der  Innungen 
und  der  Gemeinheit  in  dasselbe  gelangen;  doch  scheinen  sie  sich  in 
den  zwei  Jahrzehnten  vor  diesen  Unruhen,  so  weit  es  sich  wenigstens 
aus  den  Namen  erkennen  lässt,  in  dem  einflussreichen  Amte  beharrlich 
behauptet  zu  haben.  Im  Jahre  1476  wurde  jedoch  ein  Mitglied  der 
Gemeinheit  und  ein  Zunftmeister  erwählt.  Den  Bornmeistem  liegt 
insonderheit  die  Vertretung  der  Interessen  des  Thals  im  Rathe  ob,  zu 
dem  sie  selbst  gehören.  Sehr  merkwürdig  ist,  dass  das  Bestätigungs- 
recht ihrer  Wahl  den  Meistern  der  Innungen  und  der  Gemeinheit  zu- 
stand, wie  umgekehrt  auch  die  Bommeister  die  Wahl  der  Meister  zu 
genehmigen  hatten^).  Im  Jahre  1478  wurde  den  Bornmeistem  die 
Rathsfähigkeit  entzogen. 

Die  Verwaltung  des  Thals  im  engern  Sinne  führten  die  vier  Vor- 
steher, von  denen  zwei  durch  die  Bommeister  unter  den  Schoppen  des 
Thals  und  zwei  von  den  Gewerken  und  aus  denselben  gewählt 
wurden^).    Die  Vorsteher  des  Thals  hatten  unter  anderm  die  wichtige 

1)  Neue  Mittheilungen  P  S.  88. 

2)  Neue  Mittheilungen  a.  a.  0.  S.  68.  66. 
8)  Vgl.  S.  47  ff. 

^)  Neue  Mittheilungen  L^  66.  ,,Die  meystere  soUen  nymande  czu  ön  zihn  an« 
der  hommeistere  willen  vom  tale,  noch  die  bommeistere  vom  tale  ane  der  meystere 
wiUen,  noch  örer  nyrkeyn  sal  volge  gebin  ane  des  andirn  wiUen.^^ 

ö)  Vgl.  a  70. 


XXIV  Einleitung. 

Verpflichtang,  die  Fronsole  aafzanehmen  and  ihrer  Bestimmung  zuzu- 
führen.  Sie  mussten  die  Berechnung  derselben  dem  Bomscbreiber 
zustellen,  welcher  vor  Bommeistern,  Schoppen  und  Gewerken 
Rechenschaft  ablegte.  Diese  Fronsole  wurde  dann  den  ein- 
zelnen Eothen  gegen  Bezahlung  zugeführt  und  hier  verarbeitet.  Die 
Gegner  derPfänner  stellten  die  Behauptung  auf,  dass  sich  die  letzteren 
gerade  an  ihr  in  gähz  unrechtmässiger  Weise  bereichert  hätten.  So 
ward  der  Ertrag  der  Fronsole,  Nikiaussole,  Austragesole  und  Amt- 
pfannensole des  Jahres  1473  mit  1045  Schock  und  2  Groschen  berech- 
net, während  die  Empfänger  derselben  nur  mit  548  Schock  14  alten 
Groschen  in  der  Rechnung  aufgeführt  waren.  Die  Erträge  dieser  Solbeztlge 
wurden  theils  zur  Bezahlung  der  Arbeiter  und  Beamten,  theils  zur 
Unterhaltung  der  Kothe,  der  öffentlichen  Gebäude  und  der  nothwen- 
digen  Gerätbschaften  verwendet  oder  dienten  geistlichen  und  milden 
Zwecken.  Noch  grössere  Vorwürfe  zogen  sich  die  Pfänner  durch  einen 
Brauch  zu,  welchen  man  mit  dem  herkömmlichen  Ausdrucke  „in  den 
Beutel  fronen^'  bezeichnete.  Man  beschuldigte  die  Bornmeister  und 
Vorsteher  des  Thals,  dass  sie  den  Brunnen  nach  ihrem  Belieben 
Sole  entnonmien  und  dann  versotten  und  den  Erlös  „in  ihren 
Beutel  gesteckt"  hätten.  Nach  der  Vertheidigung  der  Ptanner,  welche 
Hans  von  Waltheim  führte,  verhielt  sich  jedoch  die  Sache  tblgender- 
mass3n.  Die  Bornmeister  Hessen  in  der  Zeit,  wo  sie  den  Schoss  im 
Thale  einnahmen,  aus  den  Brunnen  Sole  ziehen  und  kauften  für  den 
Ertrag  Wein  und  Bier,  denn  sie  mussten  ja  doch  während  dieser  amt- 
lichen Thätigkeit  einmal  trinken.  Dem  Anschein  nach  handelte  es  sich 
um  ziemlich  hohe  Beträge,  und  es  war  auf  jeden  Fall  auffällig,  dass 
sie  niemals  in  Rechnung  gestellt  waren.  Die  Vertheidigung  machte 
geltend,  dass  es  eine  alte  Gewohnheit  sei,  gestand  aber  auch  ein,  dass 
die  Bornmeister  vier  Wochen  über  dem  Geschoss  sassen,  und  dass  sie 
auch  denjenigen  schenkten,  welche  ihnen  den  Schoss  brachten.  Der 
Rest  des  nicht  vertrunkenen  Geldes  wurde  übrigens  bei  der  Abliefe- 
rung des  Schosses  auf  dem  Rathause  den  Kämmerern  eingehändigt. 
Nach  Thalrecht  aber  war  es  strengstens  verboten,  Sole  zu  ziehen,  ohne 
dass  man  eine  Berechtigung  vorweisen  konnte.  Ja  nicht  nur  unserem 
Chronisten  zu  Folge  stand  sogar  Todesstrafe  darauf  i). 

Das  Thalgericht  unter  dem  Salzgrafen  als  Vorsitzenden  zählte  9 
Schoppen  2) ;  zu  demselben  gehörten  auch  die  drei  Bornmeister.  Die 
Schoppen  des  Thals  wechselten  jährlich;  seit  dem  Jahre  1482 
finden  sich  jedoch  in  jedem  Schöppencollegium  auch  zwei  Mitglieder 
aus  dem  vorigen  Jahre  (alte  Schoppen).  Als  eiast  im  Thale  eine 
Körperverletzung  mit  tötlichem  Ausgange  vorkam,  wurde  der  Leichnam 
vor  die  Bank  im  Thale  gebracht,  und  durch  den  Salzgrafen  und  fünf 
Schoppen  ein  Nothding  ohne  Bommeister  gehegt,  weil  die  alten  Born- 

1)  Vgl.  a  121  und  die  Urkunde  des  Erzb.  Ernst  vom  24.  Sept  1482,  Hon- 
dorff  (Dr.  I.)  S.  173. 

^  Die  Sdiöppenverzeichnissc  beginnen  mit  dem  Jahre  1479. 


Einleitimg.  xxv 

meister  ihrer  Eide  erlassen,  und  die  ncaen  noch  nicht  bestätigt  waren. 
Dag^en  weigerten  sich  die  Schoppen  dem  Salzgrafen  gegentlber  ein 
gewöhnliches  Ding  ohne  Bommeister  abzuhalten.  Bommeister  und 
Schoppen  haben  auch  im  Pfännerhofe  Gericht  gehalten  und  Verwal- 
tnngsgeschäfte  erledigt.  Hierher  entboten  sie  die  Unterbommeister 
mit  dem  Thalvoigt  und  den  Knechten  zur  Rechenschaft  tlber  die  Sole, 
welche  die  letzteren  die  vergangene  Woche  gezogen  hatten. 

Von  grosser  Bedeutung  war  diejenige  Behörde,  welche  festzustellen 
hatte,  wie  hoch  sich  die  Unkosten  bei  der  Salzbereitung  beliefen,  und 
somit  wenigstens  indirect  auch  den  Salzpreis  bestimmte,  die  vier  von 
den  Unterbommeistem  über  dem  Deutschen  Born  ernannten  Ver- 
Schläger  1)  (VorschJäger).  Man  erwählte  hierzu  sowol  Bürger  wie 
IJicbtbürger,  und  die  letzteren  scheinen  von  denPfännem  sogar  bevor- 
zugt worden  zu  sein,  weil  man  leichter  auf  sie  einwirken  konnte.  Die 
Verschläger  wurden  in  dem  PiUnnerhofe  vor  Bommeistern  und  Schoppen 
vereidet,  dass  sie  .jederman  gleich  verschlagen  und  dabei  besonders  die 
Holzpreise  in  gebUhrende  Berücksichtigung  ziehen  wollten.  Sie  mussten 
in  ein  Koth  gehen  und  versuchen,  wie  viel  Holz  und  Sole  man  zu 
einem  Werke  bedurfte,  und  wie  hoch  sich  die  übrigen  Unkosten  be- 
liefen. Ihren  Anschlag  reichten  sie  dann  dem  Unterbommeister  ein,  welcher 
ihn  an  den  Bomschreiber,  den  eigentlichen  Rechnungsbeamten  des 
Thals,  zu  bringen  hatte. 

Die  Salzbereitung  im  engem  Sinne  lag  den  Wirkern  ob.  In  der  Regel 
hatte  wol  jedes  Koth  einen  Wirker,  welcher  im  persönlichen  Lohnver- 
hältnis zum  Besitzer  oder  Inhaber  des  Koths  stand.  Die  Wirker  standen  bei 
ihren  Herm  in  Jahreslohn.  Die  übrigen  Arbeiter  werden  als  Knechte, 
Bom-  oder  Hallknechte,  Wochenknechte,  Hallbuben,  Hallvolk,  niemals 
aber  mit  dem  latinisierenden  Ausdmck  Halloren  (Hallorum)  bezeichnet; 
manche  fUhrten  auch  die  ihrer  besonderen  Beschäftigung  entsprechen- 
den Bezeichnungen  als  Aufträger,  Lader,  Stopfer,  Abschläger  u.  s.  w. 
Von  einer  genossenschaftlichen  Vereinigung  der  Salzarbeiter  ist  in 
jener  Zeit  nicht  die  Rede;  vielmehr  erscheinen  sowol  die  Wirker  wie 
die  Bomknechte  als  vollständig  frei  geworbene  Arbeiter,  welche  um 
Jahres-,  Wochen-  oder  um  Tagelohn  dienten.  Im  Jahre  1474  erhoben 
sie  die  Forderung  einer  Lohnerhöhung:  viele  Arbeiter  brachten  ihren 
Junkem  die  Schlüssel  ihrer  Kothe  und  weigerten  sich,  unter  den  alten 
Bedingungen  weiter  zu  sieden.  Sonntags  am  13.  November  desselben 
Jahres  beriefen  sie  darauf  eine  allgemeine  Versamlung  in  das  heilige 
Grab  in  der  Halle,  um  weitere  Pläne  zu  fassen.  Sie  sendeten  ferner 
acht  Vertreter  an  den  Rath,  welche  unter  anderen  Klagen  auch  die 
wegen  der  Herabmindemng  des  Lohns  vorbrachten.  Der  Rath  befahl 
ihnen  jedoch  bei  einer  Strafe  von  50  Mark,  die  Arbeit  wider  aufzu- 
nehmen oder  die  Stadt  zu  räumen,  und  wol  der  grösste  Theil  der  Un- 
zufriedenen ging  wider  an  die  Arbeit.    Im  Jahre  1476  stellten  abermals 


1)  Vgl  S.  149. 


XXVI  Einleitung. 

alle  Jahrknechte  über  der  Metritz  die  Arbeit  ein  und  sachten  eine 
Lohnerhöhung  nach.  Wirker  und  Bomknechte  erschienen  vor  dem 
Rathe  und  forderten  geradezu  die  Verdoppelung  ihres  bisherigen  Lohns. 
Während  man  dem  Wirker  bisher  6  Schwertgroschen  die  Woche  ge- 
zahlt hatte,  sollte  der  Wochenlohn  in  Zukunft  auf  6  grosse  Groschen 
festgesetzt  werden.  Ausser  ihrem  Lohn  bezogen  die  Arbeiter  von  den 
Fuhrleuten  noch  Trinkgelder,  welche  nicht  unerheblich  gewesen 
zu  sein  scheinen.  Ihre  Beschäftigung  war  also  eine  ziemlich  einträg- 
liche. Die  PtUnner  hegten  übrigens  den  Verdacht,  dass  der  Rath 
selbst  im  Geheimen  die  Unzufriedenheit  der  Arbeiter  schtlre.  —  Der 
gewöhnliche  Versamlungsort  der  im  Thale  beschäftigten  Personen 
scheint  die  Kirche  oder  Kapelle  des  heiligen  Grabes  gewesen  zu  sein. 
Hier  nahmen  die  Arbeiter  die  Befehle  des  Baths  entgegen,  wenn  es 
derselbe  nicht  vorzog,  alle  insgesamt  oder  wenigstens  zahlreiche  Aus- 
schüsse von  zuweilen  20  Mann  auf  das  Rathaus  zu  fordern.  Man  ge- 
winnt femer  an  keiner  Stelle  der  Aufzeichnungen  Spittendorflb  den 
Eindruck,  als  ob  sich  die  Arbeiter  noch  durch  ein  besonderes  national- 
slavisches  Band  vereinigt  geftthlt  hätten.  Der  Ausdruck  „wendische 
Salzknechte^S  dessen  sich  neulich  noch  Hehn^)  bedient  hat,  ist  fllr 
die  Arbeiter  dieses  Jahrhunderts  völlig  bedeutungslos.  Halle  ist  damals 
seiner  Bevölkerung  nach  eine  niederdeutsche  Stadt;  noch  in  jener 
Zeit  wurde  das  Hochdeutsche  nicht  von  allen  Klassen  der  Bevölkerung 
verstanden  ^).  Einer  alten  Ueberlieferung  nach  hat  man  in  diesen  Saal- 
gegenden seit  dem  J.  1327  das  Slavische  vor  Gericht  nicht  mehr  ge- 
sprochen. 

Das  in  grossen  Pfannen  gesottene  Salz  wurde  nicht  nach  Gewicht, 
sondern  stückweise  verkauft.  Diese  Stücke  sollten  eine  gleiche  Grösse 
besitzen  und  mussten  daher  von  Zeit  zu  Zeit  gemessen  werden.  Dann 
wurden  die  Stücke  zerbrochen,  und  das  Salz  über  den  Salzscheffel  ge- 
messen. Da  nun  aber  die  Fuhrleute  derartiges  Salz  nicht  gern  aus- 
führten, und  den  Pfännem  an  diesem  Messen  nicht  viel  lag,  so  ist  es 
Jahre  lang  unterblieben,  was  dann  zur  Folge  hatte,  dass  die  Stücke 
sehr  ungleich  wurden.  So  behauptete  man  im  Jahre  1475;  dass  das  Salz 
zuletzt  1471 ,  zuvor  aber  in  vielleicht  zwanzig  oder  dreissig  Jahren 
nicht  wäre  gemessen  worden.  Im  Jahre  1474  wurden  35  gezeichnete 
Eimer  Sole  zu  einem  Stück  Salz  aus  dem  Fasse  in  die  Pfanne  geftUlt 
und  versotten ;  und  in  demselben  Jahre  bestimmte  man  den  Preis  eines 
Stückes  Salz  auf  12  Schwertgroschen  oder  6  grosse  Groschen ;  von  den 
letzteren  rechnete  man  damals  23  bis  24  auf  einen  rheinischen  Gulden. 
Vier  Zober  Sole  Hessen  diejenigen  giessen,  welche  gutes  Salz  be- 
reiteten ;  um  kleines  Salz  herzustellen,  bedurfte  man  kaum  dreier  Zober. 
Die  erzbischöfliche  Regierung  verlangte  aber  sogar,  dass  5  Zober  ge- 
gossen   werden    sollten.     Das  ungleiche    Sieden    rechnetej^  der  den 


M  Hohn,  das  Salz  a  58. 
2)  VgL  S.  272,  273. 


Einleitung.  xxvn 

Pfännern  feindliche  Stadtrath  viel  weniger  den  Wirkern,  als  ihren 
Herren  zu;  man  erblickte  darin  eine  anrechtmässige  Bereicherang  der 
Pfänner  zum  grossen  Nachtheile  der  Stadt  selbst  Die  auswärtigen  Ab- 
nehmer des  Salzes  wandten  sich  ans  diesem  Grunde  an  andere  Orte,- 
and  die  Fuhrleute  umfuhren  die  Stadt,  wie  man  sich  ausdrückte. 
Gerade  in  diesem  ungleichen  Sieden  bestand  daher  ein  schwerer  Vor- 
wurf des  Rathes  gegen  die  Pfänner. 

Eün  ganz  eigenthtlmlicher  Brauch  war,  dass  man  zu  gewissen 
Zeiten,  d.  h.  wenn  ein  beträchtlicher  Vorrath  von  Salz  in  der  Halle 
vorhanden  war,  das  Sieden  ganz  einstellte  und  Kaltlager  hielt,  wie 
man  es  nannte.  Da  der  Preis  des  Salzes  von  den  Thalbehörden  be- 
stimmt wurde,  und  die  einzelnen  Pfänner  natürlich  nicht  unter  den- 
selben herabgingen,  so  entsprach  zu  Zeiten  der  Absatz  nicht  der  Fülle 
der  I^duction,  und  man  stellte  dann  das  Gleichgewicht  zwischen 
beiden  dadurch  her,  dass  man  die  Brunnen  ruhen  oder  stehen  Hess 
und  Kaltlager  hielt.  Es  war  das  natürlich  nur  möglich  in  einer  Zeit, 
wo  die  hallischen  Salzproducenten  keine  bedeutende  auswärtige  Gon- 
currenz  zu  fUrchten  hatten,  denn  die  nächsten  Salinen  zu  Salze  und 
Stasfurt  scheinen  Halle  damals  eine  solche  nicht  bereitet  zu  haben. 
Allein  auch  dieses  E^ltlager  wurde  den  hervorragenden  Pfännern 
Übel  ausgelegt.  Man  warf  ihnen  vor,  dass  sie  nur  ihrer  Freunde 
halber,  welche  kleines  Salz  hätten,  Kaltlager  halten  Messen ;  die  Gäste 
mttssten  dann  zu  ihrem  eignen  Schaden  auch  das  kleine  Salz  laden. 
Ja  man  sagte  geradezu,  dass  das  kleine  Salz  gewöhnlich  mehr  von 
den  obersten  und  reichen,  als  von  den  ärmeren  gesotten  würde. 

Die  meisten  Pfänner  bewirthschafteten  ihre  eignen  Solgüter  durch 
einen  Wirker.  Zu  diesen  gehörte  z.  B.  auch  Spittendorff.  Andere  aber 
hatten  nicht  nur  diese;  sondern  auch  das  Koth  gepachtet,  und  die  Ein- 
nahmen dieser  Pächter  sollen  nun  besonders  zwischen  Weihnachten  und 
Palmsonntag  nicht  sehr  hoch  gewesen  sein.  Der  Ertrag  einer  Woche 
wird  einmal  auf  durchschnittlich  42  Werk  i)  für  jeden  Pfänner  ange- 
geben; allein  es  mussten  sich,  unserm  Gewäbrsmanne  zu  Folge,  andere 
auch  mit  30,  ja  mit  20  Werk  die  Woche  begnügen :  nur  wenige,  nach 
Spittendorfib  Versicherung  kaum  10  Pfänner  erreichten  die  Woche 
45  Werk. 

Gewisse  Solgüter  gehörten  zu  bestimmten  Kothen,  allein  es  gab 
aach  Siedehäoser,  bei  denen  sich  keine  Güter  befanden. 

Das  Brennmaterial  bestand  nicht  ausschliesslich  aus  Holz  und  Stroh, 
welches  die  Bauern  der  Umgegend  zuführten,  sondern  auch  damals 
wurde  bereits  und  zwar  seit  längerer  Zeit  Kohle  gebrannt. 

Wie  das  Thal  seine  eigene  Gerichtsbehörde  hatte,  so  war  es  auch 
einer  besonderen  Polizeibehörde  unterstellt,  welche  ganz  unabhängig 
vom  Bathe  war,  und  die  allgemeine  Aufsicht  über  das  Ganze  führte. 


M  Ein  Werk   betrug  später  36   recht   geeichte  Fülleimer  oder  2  Stück  Sahs, 
Hondorff  (Dr.  I.)  S.  60,  63, 


xxvm  Einleitung. 

An  der  Spitze  derselben  stand  der  Thalvoigt:  anter  seiner  Aufsicht 
befand  sich*  das  Gefängnis  and  der  Stock. 

Obwol  nun  die  Pfännerschaft  ihre  Interessen  bis  in  das  achte 
Jahrzehnt  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  ziemlich  selbständig  verwaltete 
und  fast  ein  besonderes  Gemeinwesen  neben  dem  der  Bergstadt 
bildete,  so  drang  doch  der  Einfluss  des  Raths  gegen  das  Ende  dieser 
Zeit  immer  weiter  vor:  je  weniger  die  Pfänner  im  Stande  waren,  ihr 
Uebergewicht  im  Rathe  zu  behaupten,  um  so  weniger  konnten  sie 
sich  auch  der  Eingriffe  des  letzteren  in  ihre  eignen  Erwerbs-  und 
Standesangelegenheiten  erwehren. 

Die  Rathsverfassung  im  fünfzehnten  Jahrhundert.  Aus 
dem  in  Beilage  VII  abgedruckten  Rathsverzeichnisse  ergibt  sich,  dass 
seit  dem  Jahre  14^  il  der  Rath  12  Personen  zählte,  wie  in  Magdeburg 
schon  seit  dem  Jahre  1238 1).  Von  diesen  werden  seit  dem  Jahre  1411 
die  beiden  ersten  als  Rathsmeister  (Bürgermeister)  bezeichnet.  Auch 
dieser  Rath  war  jedoch  keineswegs  ein  voUständig  aristokratischer, 
sondern  umfasste  bereits  Vertreter  der  Gemeinheit  und  der  Zünfte. 
Doch  wird  man  nicht  fehlgreifen,  wenn  man  zum  wenigstens  die  in 
den  vier  ersten  Stellen  angeführten  Personen  als  Pfänner  betrachtet. 
Als  Beweis,  dass  wir  bereits  im  vierzehnten  Jahrhundert  Innungen  und 
Gemeinheit  im  Rathe  vertreten  finden,  mag  die  Urkunde  des  Raths  vom 
8.  Mai  1314  dienen  2),  in  welcher  sich  die  höchste  Stadtbehörde  selbst 
mit  den  Worten:  „Nos  consules,  scabini  montis  et  vallis,  unionum 
magistri  ac  universi  opidani  in  Hallis^'  bezeichnet.  In  dieser  Urkunde 
werden  zuletzt  8  Personen  aufgeführt,  die  jedoch  keineswegs  etwa  den 
vorher  genannten  Rath  bilden.  Die  Willkür  vom  Jahre  1314  ferner 
wurde  schon  von  den  Siegeln  der  6  Innungen  beglaubigt^).  In  dem 
Verbündnis  der  Stadt  Halle  mit  der  Stadt  Magdeburg  ^)  vom  Jahre  1324 
ist  die  erstere  vertreten  durch  „die  schepen,  die  ratmanne  und  die  vif 
meistere  von  den  groten  vif  inninghen  unde  die  borgere  ghemeyne 
von  Halle^^  Doch  bleibt  uns  in  diesen  Rathsverhältnissen  noch 
manches  dunkel,  wie  es  z.  B.  auffällig  ist,  dass  im  Jahre  1327  nach 
den  Schoppen  36  Rathmannen  und  ausserdem  noch  die  vom  Thale, 
die  vom  Berge,  die  Innungsmeister  und  die  gemeinen  Bürger  genannt 
werden^).  Möglicher  Weise  haben  die  Innungen  diese  Stellung  im 
Rathe  gerade  während  der  beiden  ersten  Jahi-zehnte  des  14.  Jahr- 
hunderts erst  erlangt.  Darauf  scheint  sich  auch  eine  unklare  ört- 
liche Ueberlieferung  zu  beziehen,  nach  welcher  im  Jahre  1316  zum 
ersten  Male  ein  Rath  gewählt  worden  sein  soll^). 


*)  Hoffmann,  Gesch.  der  St.  Magdeburg  I.  207. 

2)  Dreyhaupt  I.  728. 

3)  Dreyhaupt  IL  303  f. 
*)  Dreyhaupt  I.  55. 

6)  Dreyhaupt  I.  62  t 

^)  Kresse's  handschr.  Annalen  B.  I.  Bl.  381^'     Vgl.  dazu  Lambert,   da« 
hallische  Patriciat  S.  78  ff. 


Einleitung.  zxix 

Dieser  ans  12  Personen  bestehende  Rath  des  fnnfeehnten  Jahr- 
hunderts wechselte  jedes  Jahr,  und  meist  erst  im  vierten  Jahre  erscheinen 
hier  und  da  dieselben  Personen  in  Rathsstellen  wider.  So  ist  z.  B. 
Hans  Gysike  (Gysecke,  Gyske)  erster  Rathsmeister  in  den  Jahren  1401, 
1404,  1407,  1411  und  erscheint  während  der  dazwischen  liegenden 
Jahre  in  keiner  Rathsstelle.  Drebes  Sever  finden  wir  1401  in 
dritter,  1405  in  zweiter,  1408  und  1413  in  der  ersten  Stelle;  Rathmar 
Ton  Stein  war  1403,  1^  und  1410  erster  Rathsmeister,  gehörte  aber 
in  den  dazwischen  liegenden  Jahren  dem  Rathe  nicht  an. 

Diese  VerfajBsung  erlitt  jedoch  im  Jahre  1427  dadurch  eine  tief- 
gehende Veränderung,  dass  die  Zünfte  und  die  Gemeinheit  eine  erhebliche 
Verstärkung  erhielten  und  als  eine  Art  Gegengewicht  gegen  dieselbe 
die  ersten  Vertreter  und  Beamten  der  Pfänner,  die  drei  Bom- 
meister  (Oberbommeister),  noch  zum  Rathe  hinzugezogen  wurden, 
welcher  nun  im  Ganzen  auf  30  Personen  anwächst.  Welche  Veran- 
lassung dieser  Veränderung  zu  Grunde  liegt,  hat  sich  freilich  bis  jetzt 
noch  nicht  mit  erwünschter  Deutlichkeit  nachweisen  lassen.  Drey- 
haupts  Darlegung  (II.  326),  „nach  welcher  30  aus  den  vier  Vierteln 
der  Stadt  erwählte  Bürger  in  den  Rath  aufgenonunen  werden  mussten, 
worauf  immer  einer  nach  dem  andern  aus  den  alten  Geschlechtem  ver- 
dmngen,  und  andere  von  der  gemeinen  Bürgerschaft  und  Innungen 
eingeschoben  worden'^  ist,  wie  das  Rathsverzeichnis  deutlich  ergibt, 
sehr  unklar  und  verworren. 

Der  grosse  oder  weitere  Rath  besteht  vom  Jahre  1427  an  bis  zum 
Jahre  1478  aus  30  Personen,  welche  sich  in  drei  Gruppen  scheiden :  zu 
dem  aus  12  Personen  bestehenden  engeren  oder  sitzenden  Rathe  treten 
ausserdem  18  zu  den  Rathssitzungen  entbotene  Bürger,  15  Vertreter  der 
Gemeinheit  und  Innungen  mit  den  3  Bommeistem,  hinzu.  Nach  Drey- 
haupts  Versicherung  haben  die  Zünfte  und  die  Gemeinheit  in  den 
Wirren  unter  dem  Erzbischof  Günther,  welche  zur  Belagerung  der  Stadt 
fllhrten,  Gelegenheit  zu  einer  solchen  Verstärkung  ihres  Einflusses  ge- 
funden. Auf  jeden  Fall  aber  hat  auch  die  Fehde,  in  welcher  die 
Stadt  sich  damals  mit  dem  erzstiftischen  Adel  befand,  dem  aristokra- 
tischen Begimente  der  Pfänner  Zugeständnisse  abgepresst.  Wol  mög- 
lich, dass  der  gewaltige  Stadthauptmann  Henning  Strobart  seine  Hand 
gleichfalls  im  Spiele  gehabt  hat.  Aus  derselben  Zeit,  vom  Jahre  1428, 
stammt  eine  Willkür,  welche  sich  jedoch  ihrem  Gesamtinhalte  nach  der 
Kenntnis  der  Forscher  bis  jetzt  entzogen  hat.  Auch  Dreyhaupt  hat 
nur  ein  Bruchstück  derselben  in  den  Händen  gehabt,  welches  er  aber 
leider  nicht  einmal  ganz  hat  abdrucken  lassen.  Der  von  dem  ver- 
dienten Forscher  mitgetheilte  Anfang  dieser  Willkür  ist  merkwürdiger 
Weise  mit  einer  gereimten  Vorrede  versehen  und  führt  uns  darauf 
gleich  im  ersten  Abschnitt  die  drei  Glieder  des  damaligen  Raths 
vor.  „Dy  ratmanne  und  meistere  suUen  alle  tage  uff  das 
rathuifö  gehin...  und  die  bornmeistere  sollen  ouch,  wen  ör  dy 
ratmanne  und  meistere  bedorffen,  obir  das,  das  sye  sust  phlegene 


Einleitimg. 

uff  das  rathus  zu  gehende,  ailezit  gohin^y^.  Aus  der  Rathsliste  des 
Jahres  1427  (S.  507)  geht  hervor,  dass  die  vier  Pfarrgemeinden 
(Gemeinheiten,  Gemeinheit)  je  2  Vertreter  in  den  weiteren  Rath  ent- 
sendeten. Auf  diese  folgen  hier  7  Zunftmeister.  Da  die  Zuziehung  der 
Bornmeister  zu  den  Rathssitzungen  ausdrücklich  in  das  Belieben  des 
Raths  gestellt  war,  so  ist  in  den  Urkunden  dieser  Zeit  gewöhnlich  nur 
von  den  Rathmannen  und  Meistern  als  der  offiziellen  Behörde  der 
Stadt  die  Rede^).  Ja  bisweilen  findet  sich  sogar  der  nicht  ganz  cor- 
recte  Ausdruck:  Rathmannen  und  Meister  der  Innungen.  Doch  werden 
auch  die  Bommeister  als  ein  Glied  des  Raths  ausdrücklich  erwähnt. 
So  treten  in  der  Streitsache  wegen  des  Neujahrsmarktes  zu  Leipzig 
im  August  1469  vor  den  Propst  des  Klosters  Neuwerk  die  ehrsamen, 
weisen  und  vorsichtigen  Hans  Klucke,  Hans  Eritzin,  Raths m eis ter, 
Hans  von  Waltheim,  Benedictus  Polcke,  Bornmeister,  und  Peter 
Numan,  Curth  Habich,  Hans  Botticher  und  Wentze  Steube,  Meister 
der  Innungen  und  Gemeinheit  an  Statt  und VolUnacht  des  ganzen 
sitzenden  Raths  der  Stadt  Halle  ^).  Ueberall  also,  wo  in  dieser  Zeit 
von  den  drei  Gliedern  des  Raths  die  Rede  ist,  sind  darunter  die  Rath- 
mannen, die  Meister  und  die  Bommeister  zu  verstehen.  Für  die  Jahre 
1428,  1430  und  1431  fehlen  die  Namen  der  Bornmeister.  Diese  drei 
Rathsglieder  regieren  nur  ein  Jahr,  aber  nicht  etwa  abwechselnd,  wie 
man  sich  daswol  gedacht  hat,  und  treten  dann  insgesamt  ab,  worauf 
Neuwahlen  erfolgen. 

Allein  auch  dieser  Antheil  der  gesamten  Bürgerschaft  an  dem  Regi- 
ment und  der  Verwaltung  der  Stadt  ist  unter  den  grossen  Wirren  während 
der  Regierung  des  Erzbiscbofs  Günther  noch  nicht  für  ausreichend  erachtet 
worden.  Als  der  Rath  im  Jahre  1434  auf  dem  Concil  zu  Basel  sich  dem 
Erzbischof  Günther  unterworfen  hatte,  sagte  sich  die  Gemeinde  von  ihm 
los  und  nahm  ihn  sogar  gefangen^).  Die  Stadt  erneuerte  darauf  ihr 
Bündnis  mit  Magdeburg,  und  der  Rath  zu  Magdeburg  stiftete  unter 
den  streitenden  Parteien  seiner  verbündeten  Schwesterstadt  wider  Ruhe 
und  Frieden,  indem  er  eine  ausserordentliche  Commission  von  30  Ver- 
trauensmännern einsetzte,  an  deren  Zustimmung  der  Rath  bei  der  näch- 
sten Rathswahl  und  bei  allen  seinen  Beschlüssen  gewiesen  wurde.  Wir 
theilen,  da  diese  Verhältnisse  im  Einzelnen  noch  sehr  wenig  bekannt  sind, 
die  auf  lUteren  Berichten  beruhende  Darstellung  einer  späteren  Chronik^ 


1)  Dreyhaupt  U.  303. 

2)  Dreyhaupt  H.  802.  473,  474. 

3)  DrevhauptlL  42.  —  In  dem  xnitgetheilten  Verzeichnisse  der  Rathspersonen 
(S.  507--518)  nehmen  die  Meister  die  SteUen  13-27  ein. 

4;  Dreyhaupt  I.  117  f. 

5)  Papierhandschrift  der  Grftfl.  Bibl.  in  Wernigerode  Zh.  65.  F.  378  Bll.  Die 
noch  nicht  näher  untersuchte  Chronik  scheint  theilweise  ein  Werk  eines  hallischen 
Bürgers  Seidonschwanz  aus  dem  Anfange  des  16.  Jahrh.  zu  sein,  enthält  aber  trotz- 
dem gute  und  sehr  ausftlbrliche  Nachrichten  über  die  hallische  Geschichte  des  15. 
Jahrhunderts.    Die  SteUe  findet  sich  Bl.  159'»— 161**. 


Einleitung. 

mit  und  fBgen  ausserdem  den  Wortlaut  der  Vergleiehsurkunde,  welche 
der  Rath  yon  Halle  ausstellte,  in  der  Anmerkung  hinzu. 

(Jahr  1434).  „In  demselbigen  jare  liesz  der  bischoff tou  Magdeburg  ein 
teil  burger  yon  Halle,  die  die  namhafftigesten  waren^  wol  bey  XL,  vor  das 
concilium  zu  Basel  laden,  darumb  santen  die  von  Halle  vor  zu  vor- 
boren,  wes  her  sie  schuldigen  wolde.  Do  hatten  dieselbigen  zcwene, 
die  also  gesant  waren,  teidinge  mit  deme  bischoye,  also  das  sie  den 
Ton  Magdeburg  keine  hulffe  thun  solden,  den  in  Sachen,  do  sie  mit 
rechte  inne  überwunden  weren.  Und  deme  bischoye  yon  Merseburg 
wart  daruff  beyolen  yon  deme  concilio,  das  er  die  yon  Halle  daruff 
auss  deme  banne  solde  lassen,  und  der  bischoff  gab  on  daruff  die  ab- 
Bolucion.  Ditzs  teidigete  der  rath  yon  Halle  alles  hinder  der  gemeine 
und  ane  oren  willen.  Die  innunge  und  die  gemeyne  hatten  yor  dem 
rathe  zugesaget  und  sagen  lassen,  sie  wolden  yon  den  yon  Magdeburg 
ungescheiden  sein,  bosse  und  guth  mit  on  leiden  und  die  briye  halden, 
do  sich  ore  eldem  lauge  zeit  zuyor  inne  yorbnnden  hatten.  Darumb  liess 
der  rath  die  gemeine  und  innunge  uff  das  rathaus  yerheischen  und  fragete 
izlige  parteie  besundem,  ab  sie  des  deme  rathe  beystehen  wolden.  Das 
worden  ein  teil  partigen  eyns  mit  on,  und  die  meiste  parteie  yon  den 
ionungen  und  yon  der  geraeine,  die  das  mit  furchten  thun  musten,  die  das 
sust  nicht  gethan  betten,  wen  worumb  ?  Die  jenen,  die  uff  das  mahle  zu 
den  rethen  pflagen  zu  seine,  die  furchten  den  bischof  sere  und  die 
(den!)  uszwendigen;  und  die  burger,  die  on  weddir  waren,  die  yor- 
treben  sie  ein  teils  ausz  der  Stadt  und  gaben  on  or  burmahl  weddir,  ein 
theil  weisten  sie  auff  die  thorme,  etzliche  stecketen  sie  in  der  dempnitz, 
etzliche,  die  legten  sie  in  or  husz  und  tatten  on  mancherley  yordrisz, 
das  ein  teil  yaste  widder  ore  gescbworne  willekor  was.  Hirumb  wart 
grossze  zcweytracht  zcwuschen  deme  rathe  und  der  gemeyne,  also  das 
der  rath  der  absolucion  nicht  dorffte  lassen  uszgehen  nach  gebrauchen 
und  hielden  das  yerholen  (yerholden!)  yor  (von!)  der  gemeyne  und 
auch  yor  deme  ganzen  rathe,  sundem  der  heimliche  rath,  der  wüste 
die  geschieht  alleine. 

Diesse  zcwietracht  yomommen  die  yon  Aschersleye  und  ritten  zu 
den  yon  Halle,  eine  sothane  zcweytracht  underzunemen,  und  namen 
das  uff,  und  dieselbigen  yon  Aschersleye  yorbotten  zu  sich  die  yon 
Magdeburg,  Braunschwig,  Halberstadt  und  Quedlinburg.  Die  alle  yon 
stundt  zu  on  gein  Halle  ritten ;  die  yon  Halle  hatten  sich  uff  das  mahl 
mit  den  gnanten  stedten  und  dorzu  mit  yil  stedten  mehr  yorbunden 
zusampne,  ufflouffte  in  den  stedten  zu  wehren  und  oren  yinden  wed- 
der  zu  stehen,  und  yiel  meher  ander  Sachen  etc.  Also  teidigeten  die 
gnanten  rethe  der  stedte  zcwuschen  dem  rathe,  den  yom  tale,  Innungen 
und  gemeinheit,  das  sie  yon  beiden  teilen  allen  Unwillen,  zcweytracht 
und  scheel  satzten  uff  den  rath  zu  Magdeburg,  und  wie  sie  das 
scheiden  wurden,  das  wolden  sie  halden  ane  widdersprache.  Und  der 
rath  solde  der  absolucion  nicht  gebrauchen,  so  lange  das  die  sache 
auazgesprochen  wurde  etc. 


Einleitung. 

Nach  sancte  Michaelis  tage,  do  santen  die  von  Magdeburg  die  oren 
geiD  Halle,  do  sie  sothane  sache  entscheiden  solden,  und  der  rath 
liesz  allen  bargem  Torbotten  in  das  barfiisszercloster.  Do  qaamen 
die  von  Magdeburg  und  horten  die  schulde,  die  die  vom  tale,  innungen 
und  gemeinheit  Widder  den  rath  hatten,  und  brachten  das  vor  an  den 
rath  und  horten  auch  des  raths  antwort,  und  sie  blieben  des  aber  von 
beiden  parten  bey  denseibigen  von  Magdeburg.  Und  die  von  Magde- 
burg Hessen  sich  alle  schulde  schrifftlichen  Vorzeichen  und  bescheyden 
on  allen  des  dritten  tages  widder  in  dasselbige  closter.  Do  tatten  sie 
den  aussprach  in  kegenwertigkeit  des  rathes  und  burger  gemeine  i). 

>)  In  Folge  dessen  steUte  der  Rath  eine  Urkunde  aus,  in  welcher  es  heisst: 
.  .  .  „imd  uff  daz,  daz  man  czwusschen  uns,  dem  rathe,  und  unszir  vorfam, 
den  von  dem  tale,  inungen  und  gemeynheiten  zcu  ganczer  frimtschafft  und  gloubin 
komcn  möge,  so  haben  wir  uns  vom  tale,  inungen  und  gemeinheiten  mit  unszerm 
rathe  von  HaUe  semitlichin  vortragen,  daz  man  sal  dissem  keynwirtigem  rathe 
zcu  hulffe  gebin  uz  dem  tale,  uz  inungen  und  uz  gemeynheit  drissig  bederbe  man, 
die  darczu  bequeme  imd  nutcze  sin,  die  sollin  zcu  den  heiligen  sweren,  daz  s^  dem 
rathe  unde  der  stad  HaUe  beste  wollin  helffin  rathen  nach  oren  besten  synnen  und 
den  rath  nicht  meldin,  und  woUin  daz  nicht  lassln  durch  lieb,  durch  leit  noch 
durch  neynerleye  sachin  willin,  daz  on  got  zo  helffe  und  die  heiligen.  Unde  wir 
ratmanne,  bommeistere  und  meistere  der  inimgen  und  unszor  nachkomelinge 
soUin  keyne  sachin,  dar  der  stad  icht  macht  an  belegin  ist,  handeln  adir  thun, 
wir  sollin  die  drissig  manne  uff  unszer  rathusz  darbie  vorbotten  und  dar  denne 
mit  der  drissig  manne  willen  und  folbort  unszer  stad  HaUe  bestes  rathen  und 
thun,  unde  wen  man  nu  zcu  disscr  nehistkomenden  vasten  die  nuwen  ratluthe 
kiesen  und  bestetigen  sal,  darzcu  sollin  wir  von  dissem  keinwirtigem  rathe  zu 
hulffe  nemen  die  drissig  man,  die  uns  bereite  zcu  hulffe  gegebin  sin,  und  mit  on 
eintrechticlich  nuwe  ratluthe  kiesen  und  die  zcu  ambachte  bestetigen,  als  daz 
unszer  stad  HaUe  nutze  und  eben  ist,  unde  solün  mit  dem  rathe  zcu  den  heiligen 
sweren,  daz  sy  sulche  uf^tzers,  als  hirvor  uff  die  czedele  und  tedinge,  die  zcu 
Basel  gemachit  waz,  berurt  ist,  zcu  dem  rathe  noch  zcu  anibachten  nicht  kiesen 
BoUin.  Und  wen  die  nuwen  ratluthe  also  gekom  und  zcu  ambachten  bestetigit  sin, 
denne  sollin  die  drissig  manne  des  kores  abewesen,  und  der  rath  sal  denne  vort^ 
mer  den  rath  kiesin  unde  bestetigen  unde  unszer  stad  verwesen  unde  regim,  als 
daz  von  alder  gewonlich  gewest  ist,  doch  also  daz  die  vorgnanten  drissig  manne 
bie  oren  eiden  bliebin  soUin,  die  wiele  daz  sie  lebin,  und  sollin  den  ratmannen, 
bommeistem  und  meistern  der  inungen  zcu  Halle  unszer  stad  beste  helffin 
rathin,  darzcu  sie  der  rath  von  HaUe  vorbotten  sal.  Unde  wenne  sy  die  vorberurten 
drissig  manne  zcu  sich,  zcu  dem  rathe  vorbotten,  so  soUin  sie  bie  oren  eiden  zcu 
dem  rathe  komen;  und  ab  man  von  dissen  drissig  mannen  einnigen  zcu  ratmanne 
köre,  uzgnomen  die  scheppfin,  die  sal  man  zcu  ratmannen  rucht  kLesen,  simdir  zcu 
bommoistem  imd  den  drissig  mannen  mag  man  s^j  wol  kiesen,  der  (die!)  denne 
also  gükorn  wirt,  der  (diel)  sal  den  köre  liedin  und  zcu  dem  rathe  sweren,  als 
daz  gewonlich  ist,  doch  solde  der  in  den  eiden  bliebin,  die  er  zcu  den  drissig 
mannen  getan  bette.  Wer  es  ouch  sache,  daz  disser  iissig  manne  einich  ver- 
stürbe ac&r  sich  verboste  adir  sich  mit  siner  inun^  vorwandelte  adir  uz  eyner 
Sfarren  in  die  andere  czoge,  die  soUin  oreseides,  den  s|j  zcu  den  drissig  mannen  getan 
ettin,  loz  sin.  So  soUm  die  partie,  den  dez  not  ist,  eynen  andern  bederbin  man 
bie  oren  eiden  uz  der  partie,  dar  dez  denne  broch  were,  bynnen  acht  tagen  zcu 
sich  kiesen,  und  wen  der  zo  gekom  wirt,  der  sal  den  köre  ane  widirsprache  liedin 
unde  dem  rathe  und  der  stad  sulchin  eid  sweren,  als  die  drissig  manne  vor  ge- 
swom  habin.  Vortmer  bekennen  wir  ratmanne  und  meistere  der  inungen  zcu 
HaUe,  wer  es  ouch  sache,  ab  ymand  dem  andim  disse  vorgeschrebin  scheidunge 
zcu  arge  adir  zcu  schadin  andirs  weide  dütin,  wen  disse  scheidunge  inhelt,  daz  on 
denne  die  ersamen  ratmanne   und  inungismeistere  der  alden  stad  Magdeburg  die 


Einleitung.  xzxin 

Do  worden  in  der  scheydunge  30  manne  gesatzet  deme  rathe  zu  hülfe, 
die  Tor  nicht  waren,  and  gaben  den  asspmch  deme  rathe  yorsiegelt 
ond  anch  den  dreiszig  mannen  von  der  barger  and  der  gemeyne 
wegen.  Diessen  ansspruch  namen  die  burger  mit  gutem  willen  an. 
Aber  der  rath  machte  sich  gar  schwere  darzu,  wente  der  selbige 
sprach  dem  rathe  alleine  und  nicht  andern  oren  nachkommen  etzewas 
za  na  lagk.  Idoch  künden  sie  das  nicht  wegem,  sie  musten  das  auch 
annemen.  Doch  was  der  glaube  gar  deine  zcwuschen  demselbigen 
rathe  und  den  bürgern,  das  sie  woU  beweisten,  das  quam  on  darnach 
an  ore  person,  als  sie  abe  quamen,  zu  grossem  hone  und  schaden. 
Also  worden  auch  solche  teidinge,  als  zu  Basele  begriffen  wardt,  nicht 
gehalden  nach  der  absolucion  gebruchet,  wen  die  von  Magdeburg 
hatten  das  also  gescheiden. 

In  dem  selbigen  jare  34,  do  die  zcweytracht  zu  Halle  wasz,  do  die 
30  man  gesatzet  worden,  das  mochte  Strobarth  am  aller  meisten 
mit  etlichen  bürgern  zu  Halle  angetragen,  den  er  was  mit  in  der 
Behddunge  und  anspräche,  wiewoU  ein  teil  von  Magdeburg  in  dem 
rathe  schwere  dorzu  waren»  das  sie  den  rath  scheiden  solden,  idoch  so 
wolde  sich  Strobarth  rechen,  dorumbe  schickete  her  das  nach  seinem 
willen ;  darnach  uff  die  vasten  worden  seine  leute  wider  in  den  rath 
gekoren  zu  Halle,  die  namen  on  weddir  zu  einem  haubtman.'' 

Obwol  nun  der  Rath  jährlich  wechselte,  so  treten  doch  öfter 
mehrere  derselben  Familie  im  weiteren  Sinne  angehörige  Personen 
nach  einander  aui.  So  gehörte  dem  engeren  Rathe  des  Jahres  1427 
Drewes  Seber  an,  und  schon  1428  erscheint  in  demselben 
ßath^liede  Peter  Seber,  und  im  folgenden  Jahre  in  demselben 
Verbände  Hans  Seber.    Auch  scheint  es  allmählich  üblich  geworden 


macht  behalden  habin,  wie  sg  daz  darumb  seggin  adir  scheiden  werdin,  dar  sal 
daz  gencadichin  bie  bliebin  sundir  widirsprache.  Czii  dem  leczton  belcennen  wir 
ratmajme,bommeistere,meystere  der  inungen  und  der  ganczen  gemeynheitderstad  Halle 
Torgnant  unde  wir  bürgere  vom  tale,  inungen  und  gemeynheiten  ^emeynlichin  mit  sampt 
den  (der !)  obgnanten  drissig  mannen  derselbin  stad  Halle  offintlichin  vor  uns  unde  alle 
miszer  nachkomelinge,  daz  wir  die  bnanten  (I)  scbeidunge  eintrechtidichin  mit 
allir  onszin  guten  willen  umb  eintracht,  firide  und  unszer  stad  bestes  willin  gut- 
lichin  nffgnomen  habin,  reden  euch  und  gelobin  in  crafft  disses  brieffis  und 
revenals,  sollin  ouch  und  wollin  dieselbe  scbeidunge  stete,  gancz,  veste  und 
miTorbrochin  balden  an  allen  oren  stucken  und  punckten  zcu  ewigen  gecz\jten  imd 
or  nachkomen,  als  wir  dy  u%nomen  habin.  ane  argeUst  unde  geverde,  und  wer  es, 
das  ymand  die  gnanten  unszer  liebin  frunde  von  Magdeburg  adir  uns  von  sulchir 
sdieidunge  wegin  vordencken,  der  uns  dez  vorwissen  adir  vorargen  weide,  so  sollin 
und  wolUn  wir  des  bie  enandir  bliebin  ane  geverde.  Des  zcu  orkunde  und  mehr 
siclurheit  habin  wir  ratmanne,  bommeistere,  meistere  der  inun^n  und  gemeynheit 
der  Stadt  Halle  vorgnant  vor  uns,  unszer  bürgere  gemeynllch,  die  drissig  manne, 
und  aUe  unszer  nachkomelinge  unszer  stad  ingesigil  an  dissen  brieff  und  reversal 
mit  allir  der  unszir  wissen  und  gutem  willin  hengin  lassen.  Nach  gotis  gebort 
virczenhundert  jar,  domach  in  dem  vierundrissigistem  jare  am  mittewochin  vor  8enth 
OaUan  tage  (IS.  Oct  1434).  üngedr.  ürk.  des  hall.  Rathsarchivs ;  das  Siegol  ist 
sehr  beschädigt 

0«Khichtaqii.  d.  ProT»  Saclu .  XL  C 


Einleitimg. 

ZU  sein,  dass  hervorragende  Persönlichkeiten  bald  in  diese  bald  in 
jene  Körperschaft,  den  engeren  oder  weiteren  Rath,  gewählt  wurden. 
So  erscheint  Hans  Bunge  1441  auf  Seite  der  Rathmannen  und  1442 
auf  Seite  der  Meister,  und  Karl  Musshart  sass  1440  unter  den  Meistern 
und  1442  unter  den  Rathmannen.  Klaus  Schafetedt  femer  gehörte 
1440  als  Bommeister  zum  Rath,  und  1442  finden  wir  ihn  als  Pfänner 
unter  den  Rathmannen.  Ja  alhnählich  erlangten  diese  Wahlen  eine 
noch  grössere  Stätigkeit.  So  tritt  Bastian  Melwitz,  der  erste 
Rathsmeister  der  Jahre  1444,  1447,  14öO,  1453,  1456,  in  den  Jahren 
1445  und  1451  als  Bommeister  auf;  in  denselben  Aemtem  finden  wir 
in  den  Jahren  1452  (als  Rathsmeister)  und  1453  (als  Bommeister)  das 
Mitglied  der  Pfännerschaft  Eüaus Ochse:  derselbe  bekleidete  überhaupt 
in  der  Zeit  von  1452  bis  1467  die  Stelle  des  ersten  Rathsmeisters 
sechs  Mal  und  erscheint  in  derselben  jedes  dritte  Jahr  wider.  Dagegen 
fand  in  der  Stelle  des  zweiten  Rathsmeisters  in  denselben  Jahren  ein 
viel  grösserer  Wechsel  Statt:  1452  hatte  dieselbe  Dietrich  Kuchen- 
schwin,  1455  Hans  Mittag,  1458  Lucas  Kumpan,  1461  derselbe,  1464 
Fritz  Schaff  und  1467  Stephan  Mittag  inne.  Hans  von  Waltheim  begann 
seine  Laufbahn  in  den  städtischen  Aemtem  1456  als  fUnfterRathmann 
in  der  Stelle  eines  Pf  änners,  schon  im  folgenden  Jahre  war  er  Bom- 
meister und  ebenso  in  den  Jahren  1460,  1466,  1469  und  1472.  In  den 
dazwischen  liegenden  Fristen  hatte  er  1459,  1462,  1465,  1468  der  Stadt 
als  erster  Rathsmeister  gedient.  Auch  weniger  hervorragende  Persön- 
lichkeiten treten  im  Verlauf  der  Zeit  mehrfach  als  Inhaber  dieser 
städtischen  Ehrenämter  und  zwar  in  verschiedenen  Gliedem  des  Raths 
auf.  Wer  das  Amt  des  Rathsmeisters  verwaltet  hatte,  konnte  nicht 
vor  Ablauf  des  zweiten  Jahres  in  dieses  erste  städtische  Amt  wider 
gewählt  werden.  Doch  kehren  unter  dieser  Beschränkung  besonders 
in  der  Mitte  des  Jahrhunderts  öfter  dieselben  Namen  in  dieser  ersten 
Rathsstellen  wider.  Ja  sogar  beide  Rathsmeister  wurden  zusammen 
wider  gewählt:  so  erscheinen  z.  B.  1453  und  1456  Bastian  Melbitz 
und  Mattis  Glesin ,  1458  und  1461  Klaus  Ochse  und  Lucas  Kumpan, 
1462  und  1465  Hans  von  Waltheim  und  Hans  Nopel  als  Rathsmeister.  Von 
den  beiden  Rathsmeistem  sitzt  in  dieser  Zeit  des  15.  Jahrhunderts  in 
der  ersten  Stelle  stets  ein  Pfänner,  in  der  zweiten  gewöhnlich  ein 
Mitglied  der  Gemeinheit   und  dann  und  wann  wol  auch  ein  Zunit- 

meister. 

Wie  in  andern  Städten,  z.  B.  in  Erfurt,  besass  der  Rath  auch  in 
Halle  seine  „gekomen  stende*',  und  die  Aufeinanderfolge  der  einzelnen 
gesellschaftlichen  und  Erwerbsgruppen  war  wenigstens  im  engem  Rathe 
eine  fesf  bestimmte.  SpittendorflF  selbst  erzählt  (S.  189):  „vor  alter 
sassen  die  vier  pfenner  aller  nechst  nach  dem  rathsmeister  in  der 
weyse:  der  eine  war  rathsmeister,  der  ander  weinmeyster,  der  dritte 
ein  vierherre,  der  vierte  kemmerer."  Da  nun,  wie  erwähnt,  bis  zum 
J.  1476  der  erste  Rathsmeister  gewöhnlich  ein  PfUnner  ist,  so  hatten 
die  Pfänner    in    dieser    Zeit    die    erste,  dritte,    vierte   und   fUnfte 


Knteitong. 

SteOe  im  engereo  Bstfae  inne.  Daher  und  aas  der  geringeren  Anxahl 
der  pfiümerschaftliehen  Familiaa  erklärt  es  sieh  andi,  dass  bis  zum 
Jahre  1476  sehr  häofig  dieselben  Familien  der  Pfanner  im  Bathe  ver- 
treten sind.  Die  drei  Bommeister  eingereehnet  besassen  also  die 
Pfanne  bis  in  den  Beginn  dieser  Unnihen  7  Stellen  im  weiteren 
Bath.  .  Aneh  nach  seiner  Erweitening  durch  die  Meister  der  Zfinfte 
imd  der  Gemeinheit  hat  demnach  der  Bath  sein  froheres  aristokra- 
tiBches  6e{HSge  keineswegs  ToUständig  eingebüsst^).  Im  Jahre  1476 
war  nm  erst^i  Male  keiner  der  beiden  Bathsmeister  ein  PfiLnner: 
Jakob  Sdiaffkopff  gehörte  den  Innungen  nnd  Hans  Laub  der  Gemein 
heit  an^  Von  den  fibrig  bleibenden  acht  Sitzen  des  engeren  Bathes 
scheinen  d^  Gemeinheit  gewöhnlich  der  zweite,  sechste,  siebente  und 
achte,  den  Innungen  die  letzten  vier  zugehört  zu  haben. 

Der  zweite  Haupttheil  des  grossen  Bathes  der  Dreissig,  die 
Mdstar^),  setzte  sich  aus  je  zwei  Vertretern  der  Gemeine  in  den  vier 
Kirchsprengeln  und  aus  sieben  Innungsmeistem  zusammen.  Unter  den 
Dreissig  beftnden  sich  dem  zu  Folge  12  Vertreter  der  Gemeinheit, 
11  Innnngsmeister  und  7  Pfänner.  Allein  diese  Zahlen  haben  keines- 
wegs eine  ähnliche  Bedeutung,  wie  sie  f&r  eine  Stadtbehörde  der 
Neuzeit  besitzen  wfirden«  da  Ton  einer  Abstimmung  nach  Köpfen  im 
modernen  Sinne  damals  noch  nicht  die  Bede  ist,  und  wenigstens 
die  Bommeister  nicht  zu  allen  Bathssitzungen  hinzugezogen  wurden. 
Die  sieben  Innungen,  welche  ihre  Vertreter  in  die  zweite  Ab- 
theflung  des  Bathes,  zu  den  Meistern,  zu  entsenden  das  Becht  be- 
sassen, waren  jedenfidls  die  sechs  alten,  deren  Privilegium  auf  den 
Erzbischof  Wichmann  zurfid^ffihrt  vmrde:  Krämer,  Schuhmacher, 
Backer,  Fleischer,  Schmiede,  Futterer,  und  endlich  die  Leinweber. 
Dass  die  letzteren  unter  den  Meistern  yertreten  waren,  lehrt  ein  Zu- 
satz zu  dem  Bathsyerzeichnisse  des  Jahres  1475^).  Die  sich  hier  vor- 
findende Bemerkung,  dass  die  beiden  Meister  jeder  ein  Jahr  nach  ein- 
ander gesessen  haUen,  kann  nur  den  Sinn  haben,  dass  ein  Meister, 
welcher  Mit^ed  des  weitem  Bathes  gewesen  war,  im  dritten  Jahre 
widergewählt  werden  konnte. 

Auch  unter  den  Meistern  des  Baths  wird  eine  gewisse  feste  Bang- 
ordnung  stattgefunden  haben,  obwol  wir  dieselbe  noch  nicht  deutlich 
zu  eiUkren    im  Stande    sind.      Es   ist   wenigstens  auflfällig,    dass 


1)  Die  Darstellimg  in  t.  Maarers  Geschichte  der  St^teTer£uBimg in  Deatsch- 
Imd  IL  S.  597  entbäirt  einer  gesicherten  Unterlage  nnd  ist,  wie  sich  aas  den 
Bathsveraseichnissen  ergibt,  fiist  gänzlich  anrichtig.  Von  den  gro&aen  Farteikftnipfen 
zwischen  den  PfiLnnem  inid  d^  Gemeinde  im  J.  1438  berichtet  die  Chronik  in 
Wernigerode  BL  173^  sehr  ausföhriich. 

«)  VgL  a  188  1 

^)  Nach  dem  W^^  der  Bommeister  beaeichnet  man  die  beiden  Rathsgliec^ 
gewöhnlich  kurz  als  aertea  und  Meister. 

*)  VgL  a  41.  Anm.  1. 


xxxn  Einleitung. 

manche  Personen  entweder  in  denselben  Stellen  oder  in  sehr  nahe  be* 
nachbarten  auftreten. 

Der  Rath  trat  sein  Amt  nicht  mit  dem  Beginn  des  bürgerlichen 
Jahres  (25.  Dec.)  an,  sondern  er  wurde  erst  am  Sonnabend  nach  Esto- 
mihi  (Sonnabend  nach  Cinerum)  gewählt  und  dann  vom  Rathanse 
herab  verkündigt.  Der  Wahltag  war  also  im  Jahre  1475  der  11.  Febr., 
1476  der  2.  März.  1477  der  22.  Febr.,  1478  der  7.  Febr.  An  diesem 
Tage  fand  jedoch  nur  die  Wahl  des  engern  Rathes  statt;  der  Ver- 
tretungskörper oder  die  Meister  ging  aus  den  Zunft-  und  Gemeinheits- 
wahlen des  nächsten  Dinstags  (Dinstag  nach  Invocavit)  ^)  hervor;  noch 
später  traten  die  Bommeister,  da  ihre  Neuwahl  erst  am  zweiten  Sonn- 
abend vor  Pfingsten  erfolgte,  in  den  neuen  Rath  ein.  Die  alten  Bom- 
meister blieben  also  noch  einige  Monate  im  neuen  Rathe  ^),  Die  Wahl 
der  12  Rathmanuen  oder  des  engem  Rathes  kam  weder  den  Pfännem 
noch  den  Zünften  oder  der  Gemeinheit  zu,  sondern  war  in  der  Haupt- 
sache das  letzte  und  nicht  das  unwichtigste  Geschäft  des  alten  engeren 
Rathes  selbst  Derselbe  besass  also  eine  ähnliche  Berechtigung  wie  die 
Schöppencollegien  und  übte  dieselbe  bei  Todesfällen  auch  während 
seines  Verwaltungsjahres  aus.  Dieses  Wahl-  oder  Ergänzungsrecht  hat 
jedoch  nicht  der  ganze  engere  Rath,  sondem  nur  ein  Theil  desselben 
und  auch  dieser  nicht  ausschliesslich  besessen^).  Das  WahlcoUegium 
des  Jahres  1476  für  die  Neuwahlen  zum  Jahr  1476—77  besteht 
aus  dem  'Rathsmeister  Hans  Seile,  dem  Kämmerer  Peter  San- 
derman ,  dem  Schuhmacher  Jacob  Weissack  und  dem  Brauer  Brosius 
Zschelse.  Diese  4  Personen  waren  Mitglieder  des  engem  Raths  im 
eben  ablaufenden  Jahre  1475-76  gewesen*).  Zu  ihnen  aber  traten 
noch  vier  Meister  hinzu,  wahrscheinlich  die  ersten  vier  der  Meister  im 
Rathe  des  zu  Ende  gehenden  Jahres:  das  WahlcoUegium  dieses  Jahres 
bestand  also  aus  4  Mitgliedern  des  engem  Rathes  und  4  Meistern^). 
SpittendorfiF  tadelt  jedoch  an  dieser  Wahl,  dass  man  weder  den  Raths- 
meister  von  den  Pfännem  noch  die  beiden  Bornmeister,  ja  überhaupt 
keinen  Pfänner  hinzugezogen  habe.  Wenn  darin  die  einzige  Ab- 
weichung von  der  Regel  bestand,  so  müssten  in  dem  WahlcoUegium 
für  den  neuen  Rath  die  beiden  Rathsmeister  und  zwei  Bommeister 
nebst  den  4  Innungsmitgliedera  des  engem  Raths  und  die  vier  ersten 
Meister  des  weitem  Raths  gesessen  haben,  aho  ebenfalls  12  Personen. 
Indessen  da  später  das  WahlcoUegium  nur  8  Personen  zählte,  so 
kann  die  Stelle  nur  den  Sinn  haben ,  dass  damals  die  3  Mitglieder 
des  engem  Rathes  an  Stelle  der.  drei  PlUnner  zur  Wahl  berafen  wurden. 


1)  Vgl.  S.  233  f.  299.  301. 

2)  Vgl.  S.  47.  233  f.  323. 

3)  Vgl.  S.  188  f 
*)  Vgl.  S  41  A. 

6)  Der  Eid  dieser    ^--»»«Ten"  in  den  Neuen  Mittheilungen  12  91. 


£inloitung.  xxxvii 

Wir  sind  der  Meinäni^y  dans  der  den  Vorsitz  iUlireDde  Rathsmeister 
die  vier  ersten  Meister  zu  diesem  Wahicollegium  zu  ziehen  ver- 
pflichtet war,  weil  diese  Meister  auch  in  andern  Verbältnissen  einen 
hervorragenden  Einfluss  ausübten  und  gewissennassen  ,,einen  Rath  im 
Käthe",  den  sogenannten  „heimlichen  Rath**  bildeten  i).  Derselbe  be- 
stand im  Jahre  1474  (S.  1  ff.)  aus  dem  Worthalter  der  Meister  Peter 
Schaffkopff,  dem  Schmied  Georg  Seile,  dem  Brauer  Martin  Pule  und 
dem  Fleischer  Peter  Meffer.  Die  hervorragende  Stellung,  welcher  sich 
der  heimliche  Rath  erfreute,  kraft  deren  er  besonders  die  Verhand- 
lungen mit  auswärtigen  Ständen  und  Städten  geführt  und  ihre  Bot* 
schafler  empfangen  zu  haben  scheint,  mochte  ihn  auch  zu  der  heiklen 
Aufgabe  befähigen,  in  Gemeinschaft  mit  einem  Theile  des  engern 
Ratbs  die  Neuwahl  des  letzteren  selbst  zu  bewerkstelligen^}.  Eine 
noch  deutlichere  Einsicht  in  dieses  eigenthümliche  Wahlverfahren,  an 
welchem  alle  Rathsglieder  Theil  haben  sollten,  gibt  uns  eine  um- 
fangreiche Beschwerde  3)  der  Pfänner  über  Innungen  und  Gemeinde 
aus  dem  Jahre  1475.  Schon  in  diesem  Jahre  war  die  Rathswahl  in 
einer  von  dem  Herkommen  und  dem  Rechte  abweichenden  Weise  voll- 
zogen worden  und  bildete  daher  einen  besondern  Punkt  dieser  Be- 
schwerde. Wir  lesen  hier  folgende  Darstellung:  „Denselben  rath  kiren 
ihrer  achte,  die  der  heimliche  rath  genant  sein,  so  geordnet  und  von 
alters  geschickt,  nemlich  zwene  rathsmeister,  der  eine(r)  dann  von  den 
pfennern,  der  ander  aus  der  gemeinheit  oder  aus  Innungen  sein  mus; 
item  zwene  bornmeister,  und  die  andern  viere  sint  zwene  aus  innungen 
und  zwene  aus  der  gemeinheit.  Und  zu  der  kiesung  des  raths  müssen 
die  acht  ihre  eide  thun,  und  wann  sie  ihre  eide  gethan  haben,  so 
müssen  sie  zwelff  manne  zu  einem  gantzen,  volstendigen,  sitzenden 
rath  bei  geschwornen  eide  kiesen,  nemlich  viere  von  den  pfennern, 
vier  von  innungen  und  viere  von  der  gemeine.  Und  unter  den  vieren 
von  den  pfennern  soU  allezeit  einer  ein  rathsmeister,  der.  ander  ein 
weinmeister,  der  dritte  der  vierherm  ein  die  gemeinen  Sachen  zu  vor- 
hören, und  der  vierde  ein  kemmerer  sein,  und  die  ander  ämpter  be- 
stellet man  mit  den  andern  achten.'^  Das  Wahlverfahren  im  Jahre  1475 
selbst  aber  wird  in  diesem  Schreiben  folgendermassen  geschildert: 
„Und  haben  in  die  kiesung  des  raths  die  drei  von  den  pfennern  zu 
ihnen  nicht  gezeicht  (!)  noch  genommen,  sondern  uns  pfennern  allen  zu 
höhn  die  drei  pfenner,  einen  rathsmeister  und  zwene  bornmeister  aus 
der  kOhre  gestossen  und  in  der  pfenner  statt  ihre  genossen  aus 
Innungen  und  gemeinheit  zu   ihnen  gerufen,   ihrer  einer  den  andern. 


1)  Noch  später  (im  Jahre  1555)  wirken  die  „Geheimten"    zur  Rathswahl  mit, 
Dreyhaupt  II.  827. 

2)  Derartige  Ausschüsse  finden    sich   auch   in  grösseren  Städten  und  erlangen 

hier  öfter  „die  ganze  Leitung  der  äussern  und  allgemeinen  Politik".    Schmoller,  i 

ätrassburg  zur  Zeit  der  Zunttkämpfe  S.  51.    Neben  Strassburg  besass  damals  auch  \ 

Augsburg  einen  solchen  geheimen  Hath,  v.  Maurer  a.  a.  0.  IL  S.  564. 

3)  Hall.  Handschrift  der  Denkwürdigkeiten  Spittendorfis  S.  488  ff. 


zxxvm  Einleitung. 

ein  brnder  den  andern  i)  dohin  in  den  rath  gekoren  and  gesatzt  and 
uns  pfenner  von  nnsern  ehren  und  emptem  wider  gott,  ehre  und  recht 
gestossen  und  sich  in  unser  stette  und  empter  selbweldigk  gesatzt  2)". 

Als  im  Beginn  dieser  Unruhen  Gesandte  der  Stadt  Magdeburg 
anfangs  September  1474  nach  Halle  kamen,  schickten  sie  zum  Raths- 
meister  Spittendorff  und  ersuchten  ihn,  den  heimlichen  Rath  um  sich 
zu  versammeln:  die  Magdeburger  wollten  der  Stadt  ihre  vermittelnden 
Dienste  anbieten.  Im  October  desselben  Jahres  erschien  der  Bürger- 
meister Heinrich  Müller  von  Magdeburg,  und  der  die  Geschäfte  des 
zweiten  Halbjahrs  führende  Rathsmeister  Hedrich  versammelte  aber- 
mals den  heimlichen  Rath  um  sich  zu  einer  erneuten  Verhandlang. 
Als  femer  in  den  Streitigkeiten  wegen  der  unentgeltlichen  Lehnsertheilnng 
die  Fürsten  von  Sachsen  im  März  1478  einen  Abgesandten  nach  Halle 
schickten,  begab  sich  der  heimlicbe  Rath  zu  ihm  in  seine  Herberge. 
Der  heimliche  Rath  scheint  auch  abgesonderte  Verhandlungen  ge- 
pflogen zu  haben:  es  kommt  mehr  als  einmal  vor,  dass  er  die  alten 
Räthe  durch  die  Stadtknechte  zu  einer  Besprechung  zusammenrufen 
lässt.  Die  Heranziehung  der  alten  Räthe  ergab  sich  aber  überall  da 
als  eine  Nothwendigkeit,  wo  die  mangelhaften  urkundlichen  und  akten- 
mässigen  Nachrichten  aus  alter  oder  neuer  Zeit  nicht  ausreichten. 

Die  Befugnisse  des  engem  Raths  und  seiner  einzelnen  Mitglieder 
können  nicht  genau  dargelegt  werden,  da  das  im  Betracht  kommende 
Material  noch  zu  wenig  gesichtet  ist.  Zunächst  soll  noch  hervorge- 
hoben werden,  dass  die  beiden  Rathsmeister  die  obere  Verwaltung  ab- 
wechselnd geführt  haben:  der  Rathsmeister  aus  den  Pfännern  über- 
nahm dieselbe  von  dem  abtretenden  Rathsmeister  der  Gemeinheit  und 
führte  sie  von  seinem  Eintritt  um  Fassnachten  ein  halbes  Jahr  hin- 
durch, um  sie  dann  seinem  Collegen  von  der  Gemeinheit  zu  überant- 
worten. Im  Jahre  1474  hatte  nach  den  Aufzeichnungen  der  Chronik  in 
Wernigerode  Bl.  257*  Bastian  Grunheide  die  dritte  Stelle  im  Rathe 
inne  und  war  Weinmeister;  nach  ihm  sass  Hans  Wale  als  Vierherr, 
welchem  Hans  Busse  und  Karl  von  Einhausen  als  Kämmerer  folgten; 
an  diese  schloss  sich  Stephan  Urbach  als  Bierherr,  Peter  Füre  als 
Vierherrenmeister  und  Hans  Beinroth  als  Holzmacher.  Die  übrigen 
drei  Mitglieder  des  engern  Rathes  entbehren  einer  ihr  Amt  cha- 
racteriserienden  Bezeichnung. 

In  den  ersten  Zeiten  des  16.  Jahrhunderts  (J.  1510  flF.)  finden  wir 
im  engem  Rathe  neben  und  unmittelbar  nach  den  zwei  Rathsmeistern 
zwei  Kämmerer,  einen  Bierherrn,  zwei  Vierherrn,  einen  Weinmeister, 
(Weinherm),  einen  Komherm,  einen  Pulverherrn,  einen  Gräfenherm, 
und  einen  Rathmann,  dessen  Amtskreis  nicht  bezeichnet  ist.  Schon  im 
Jahre  1516  nimmt  diese  letzte  Stelle  ein  Bauherr  ein.  Uebrigens  ist 
die  Aufeinanderfolge   der  Stellen  in  diesen  Jahren   nicht  mehr  eine 


1)  Bezieht  sich  offenbar  auf  Georg  Seile,  vgl.  S.  41. 

2)  A.  a.  O.BL  442ab.    Vgl.  übrigens  Dreyhaupt  ü.  305.  327. 


Einleitimg.  xzxix 

guiz  feste.     Nnr  die  beiden  Kämmerer  haben   ohne  Ausnahme  die 
dritte  and  vierte  SteUe  inne. 

Bevor  der  alte  Rath  abtrat,  mossten  auch  Innungen  und  Gemein- 
heit ihre  Wahlen  zu  den  Meistern,  also  zu  dem  Vertretungskörper  der 
ganzen  Gemeinde,  voUzogen  haben:  denn  die  abtretenden  Meister 
präsentierten  dem  Rathe  der .  Zwölf  ihre  Nachfolger.  Der  Tag  der 
Wahl  ist,  wie  bereits  erwähnt  wurde,  Dinstag  nach  Invocavit 

Der  alteKath  war  auch  in  Halle  dem  neuen  rechenschaftspflichtig: 
wir  sehen,  wie  am  16.  März  1476  der  abtretende  Rathsmeister  Hans  Seile 
dem  neu  antretenden  Hans  Laub  Rechnung  legt  Wie  in  andern  Städten 
wurde  der  abtretende  Rath  auch  mit  einer  Festlichkeit  beehrt:  der 
neue  Rath  hielt  mit  den  alten  d.  h.  abtretenden  Meistern  nach  alter 
Sitte  eine  Mahlzeit  jedenfalls  auf  dem  Rathause,  wo  auch  sonst  in 
diesen  Jahren  derartige  Festlichkeiten  gefeiert  wurden. 

An  den  erwähnten  Geschäftskreisen  des  engeren  Raths  hatten  auch 
die  15  Meister  der  Innungen  und  Gemeinheit  TheiL  Zu  den  beiden  Käm- 
merern des  engem  Raths  traten  noch  zwei  Kämmerer  aus  den  Meistern, 
die  beiden  Worthalter.  Und  in  gleicher  Weise  wurden  auch  den 
fibrigen  Mitgliedern  des  Raths  eine  gleiche  Zahl  der  Meister  zur  Seite 
gesetzt:  es  gab  also  vier  Kämmerer  i),  zwei  Weinmeister,  zwei  Gräfen- 
herm,  zwei  Komherm,  zwei  Pulverherm,  zwei  Baumeister  und  vier 
Vierherm.  Dabei  mussten  einige  Meister  ohne  besondere  Befugnisse 
erscheinen :  sie  bildeten  ohne  Zweifel  eine  Art  Ersatz  in  Behinderungs- 
oder Todesfällen. 

Dass  diese  Geschäftsvertheilung  keine  Neuerung  des  Erzbischofs 
Ernst  ist,  steht  fest;  die  Befugnisse  der  einzelnen  Rathsherm  und 
Meister  wmren  auch  schon  in  frtlherer  Zeit,  wie  aus  Spittendorffs  Dar- 
stellung hervorgeht,  die  gleichen  oder  wenigstens  ähnliche.  Nur  eine 
bemerkenswerthe  Aenderung  war  schon  im  Jahre  1477  eingetreten:  zu 
den  vier  Kämmerern  wurden  damals  nur  Mitglieder  der  Innungen  und 
der  Gemeinheit  gewählt,  keine  Pfänner. 

Das  Regiment  der  Rathsmeister  war  ein  sehr  strenges,  obwol  den- 
selben eine  auf  ihr  altes  Herkonmien  und  ihre  bürgerliche  Freiheit 
stolze  G^neinde  g^enttberstand.  Auch  die  Grcmeinheits-  und  die  In- 
nungsmeister haben  in  diesem  höchsten  Amte  mit  einer  Würde,  ja  mit 
einer  so  souveränen  Zuversichtlichkeit  geschaltet  und  gewaltet,  dass  man 
daraus  sehliessen  muss,  dass  ein  gesellschaftlicher  oder  ein  durch  höhere 
Bildung  bedingter  Unterschied  zwischen  den  einzelnen  Bürgerklassen 
nicht  vorhanden  war.  Der  Rath  ertheilte  in  jenen  Jahren  der  Be- 
wegung den  Pfännem  ohne  weiteres  Hausarrest,  wies  sie  in  das  Ge- 
fängnis, liess  sie  Tage  lang  auf  dem  Rathause,  ja  sogar  auf  den  Stadt, 
thflrmen  sitzen,  ohne  dass  sich  für  die  reichen  und  vornehmen  Leute 
nnr  eine  Hand   in  der  Stadt    regte.     Im  August  1477  hatten  drei 


1)  Ebenso  viel  Mitglieder  zählte  diese  Behörde  in  Magdeburg.    S.  Hoffmann, 
a.  0.  L  &  207. 


XL  Einleitung. 

alte,  ehrwürdige  Männer  so  lange  auf  dem  Thurme  gesessen,  dass  sie 
alle  drei  lange  graue  Barte  bekommen  hatten.  Mit  diesen  wollten  sie 
nach  ihrer  Entlassung,  um  Aufsehen  zu  erregen,  in  ihre  Häuser 
gehen.  Allein  der  Rath  Hess  nun  die  Männer  zwangsweise  barbieren, 
nachdem  er  ihnen  vorher  diese  Gunst  versagt  hatte.  Immerhin  aber 
wird  man  bei  diesen  und  ähnlichen  Verwaltungsmassregeln  des  Rathes 
im  Auge  behalten  müssen,  dass  er  des  Rückhalts  bei  dem  Landesherm 
und  dem  Domcapitel  vollständig  sicher  war.  — 

Trotz  dieser  bedeutenden  Macht,  deren  sich  die  städtische  Regierung 
erfreute,  hatte  sich  die  Gemeinde  doch  ein  sehr  wichtiges  Recht  vorbehal- 
ten ,  das  der  jährlichen  Steuerbewilligung.  Ohne  Genehmigung  der  Ge- 
meinde waren  selbst  die  Meister  imRathe  ausser  Stande,  dem  engeren  Rathe 
den  jährlichen  Schoss  zu  bewilligen.  Wenn  man  einen  Schoss  bedarf,  so 
sollen  sie  es  thun  mit  Willen  aller  derer,  die  zu  Halle  Bürger  sind,  lauten 
die  Worte  der  Willkür.  Die  grossen  Wirren,  welche  zuletzt  zur  Einnahme 
der  Stadt  durch  den  Erzbischof  führten,  gehen  auch  von  den  Streitig- 
keiten über  dieses  der  ganzen  Bürgerschaft  vorbehaltene  Recht  der 
jährlichen  Steuerbewilligung  aus.  Die  Meister  des  Jahres  1474  be- 
haupteten von  ihren  Wählern  den  Auftrag  erhalten  zu  haben,  den 
Schoss  nicht  eher  zu  bewilligen,  als  bis  der  Rath  ihnen  gewisse  Zu- 
geständnisse gemacht  habe,  welche  dem  Ansehn  und  den  Rechten  der 
Pfänner  bedeutenden  Abbruch  thun  und  auf  ihren  Gewerbebetrieb  den 
grössten  Einfluss  haben  mussten.  Die  Schoppen  auf  dem  Berge  sollten 
nicht  mehr  zu  Bornmeistern  gewählt,  und  dem  Rathe  die  Mitwir- 
kung bei  der  Bestimmung  der  Salzpreise  zugesichert  werden.  Ja 
selbst  die  Vorbereitungen  zur  Festsetzung  der  SaJzpreise,  welcher  sich 
die  Verschläger  zu  unterziehen  hatten,  wollte  man  vor  den  Rath 
ziehen!).  Indem  man  die  Schoppen  von  dem  Amte  der  Bornmeister 
(Oberbommeister)  ausschloss,  wollte  man  also  auch  ihren  Eintritt  in 
den  Rath  verhindern,  an  welchem  sie  als  oberste  Thaibeamte  Theil 
hatten.  Es  war  das  Streben,  die  Rechtspflege  von  der  Verwaltung  ge- 
trennt zu  halten,  und  die  Vereinigung  beider  Gerichte  in  den  Händen 
weniger  durch  Bande  der  Verwandtschaft  vielfach  verknüpfter  Familien 
au&uheben^,  welches  den  Rath  bestimmte.  Da  bereits  im  Jahre 
1434  durch  den  Schiedsspruch  des  magdeburgischen  Raths  die  Wahl 
der  Schoppen  in  den  Rath  untersagt  war^),  so  hätten  sich  die  Raths- 
herren  sogar  auf  das  Gesetz  berufen  können.  Indessen  scheint  das- 
selbe eben  nicht  streng  beobachtet  worden  zu  sein.  Auch  in  andern 
Städten  waren  übrigens  durch  die  Willküren  oder  andere  gesetzliche 
Bestimmungen  die  Schoppen  längst  vom  Rathe  ausgeschlossen,  z.  B.  in 
Magdeburg  bereits  seit  dem  Jahre  1336  oder  1337.  In  Kresse's  An- 
nalen  Bd.  I.  S.  507—510  findet    sich  eine    magdeburgische  Willkür, 


1)  Vgl.  S.  2. 

2)  Vgl.  die  lehrreiche  SteUe  S.  81  f 
8)  S.  XXXn  Anm. 


Einleitung.  xli 

welcher  wir  nachBteheDdeBestiinmnDg  entnehmen:  ;,Welek  unser  borger 
Yon  ausser  tydt  mehr  to  schepen  gekoren  werdt  und  blifft  scheppe,  de 
sehal  nein  rathman  und  mester  wesen  upper  loven,  und  is  ienig  man 
in  dem  rade,  de  to  schepen  gekoren  werdt  und  blifilt  scheppe,  in  des 
stede  schal  man  einen  andern  man  kiesen  nach  der  wiese,  alse  man 
rathmanne  und  meister  pleget  to  kiesene"  ^). 

Als  die  sieben  Vertreter  der  Pfänner  im  Bathe  sich  weigerten  auf 
diese  Forderungen  einzugehen,  suchten  die  Meister  ihren  Willen  auf 
anderem  Wege  durchzusetzen.  Sie  drangen  in  die  Rathmannen  vom 
Thale  und  in  die  Bommeister,  „abzutreten^'  d.h.  yon  den  Sitzungen 
des  Bathes  fem  zu  bleiben  und  also  den  Beschlüssen  der  Bathmannen 
aas  Innungen  und  Gemeinheit  die  ganze  Streitfrage  zur  Entscheidung 
za  tiberlassen.  Auch  diese  Forderung  war,  felis  wir  anders  die  Will- 
ktUr  recht  yerstehen,  eine  gesetzlich  begründete,  wenn  sie  vielleicht 
auch  niemals  gegen  die  Pfänner  in  Anwendung  gebracht  worden  war. 
Die  Willkür  enthält  einen  Satz,  welchen  wir  etwa  als  einen  Para- 
graphen der  Geschäftsordnung  für  die  Bathssitzungen  bezeichnen 
könnten,  nach  dem  die  interessierte  Partei  sich  der  Theilnahme  an  den 
Sitzungen  enthalten  sollte  2).  Man  konnte  sich  hierbei  femer  auf  einen 
ganz  ähnlichen  Vorgang,  wie  er  die  Innung  der  Futterer  betroffen  hatte, 
berufen,  welche  sich  gleichfalls  hatten  müssen  überstimmen  lassen ,  als 
sie  der  Bath  mit  ihrem  Geschäftsbetrieb  vor  die  Thore  der  Stadt 
verwies^). 

Und  da  nun  der  Bathsmeister  von  der  Gemeinheit  endlich  sich 
mit  den  letzten  Forderungen  der  Meister  einyerstanden  erklärte,  brach 
auch  unter  dem  sitzenden  Bathe  Zwiespalt  aus^).  Da  machten  die 
Pfänner  einen  vermittelnden  Vorschlag  und  genehmigten  das  Abtreten 
der  Bornmeister:  „und  was  die  12  rathmanne,  die  vom  rathause  ver- 
kündiget seindt,  dan  nach  schult  und  antwort  erkenneten,  damach 
selten  sich  die  bommeister  halten''^).  Allein  der  Bathsmeister  Hed- 
dersen  mit  seinem  Anhange  hatte  sich  dem  Anschein  nach  bereits 
früher  mit  dem  Landesherrn  in  Verbindung  gesetzt  und  brachte  in 
Folge  davon  mit  dem  heimlichen  Bathe  d.  h.  hier  wol  mit  den  ersten 
vier  Meistern  des  weiteren  Bathes  die  ganze  Angelegenheit  vor  den 
Erzbischof.  Die  landesherliche  Begierung  aber  ergriff  die  Sache  mit 
am  so  grösserer  Energie,  als  sie  bis  dahin  nicht  nur  einen  sehr  ge- 
ringen Einflusd  auf  das  Thalregiment  ausgeübt  hatte,  sondem  auch  der 
pecuniäre  Gewinn  aus  dem  ganzen  Salzwerke  fast  ausschliesslich  den 
Pfännem  zu  Gute  kam.  Dem  Anschein  nach  besass  der  Erzbiscbof 
damals  überhaupt  gar  keine  Solgüter  mehr,  deren  Ertrag  ausschliesslich 
der  landesherlichen  Kasse  zugeflossen  wäre. 


1)  Vgl  übrigens  Hoffmann,  Gesch.  der  Stadt  Magdeburg  L  208  ff. 

2)  Vgl.  S.  3  A.  a  14. 

»)  Vgl.  8.  85  u.  Neue  Mittheilungen  12  S.  90. 
*)  Vgl.  a  4. 
5)  Vgl.  S.  10. 


lOJi  Einleitong. 

Schon  in  den  Anfängen  dieser  Streitigkeiten  erkannte  der  Ratli  von 
Magdeburg  die  Lage  der  Dinge  f  ttr  sehr  bedenklich  nnd  bot  daher  seine 
Yermittelung  an.  Allein  da  die  landesherliche  Regiemng  die  günstige 
Gelegenheit  ergriff,  um  die  ganze  Verwaltung  der  Pfänner  einer  ge- 
naueren Prüfung  2u  unterwerfen,  war  diese  Yermittelung  Magdeburgs 
und  der  Hansestädte  überhaupt  von  vornherein  erfolglos. 

Der  Erzbischof  Johannes  belegte  eine  grosse  Anzahl  Pfänner  mit 
empfindlichen  Geldstrafen,   welche  wol  kaum  schon   vollständig    ent- 
richtet waren,  als  mit  dem  neuen  Regiment  des 'Erzbischofis  Ernst  eine 
abermalige  und  viel  härtere  Prüfung  über  die  Aristokratie  der   Stadt 
verhängt  wurde.    Die  Pfänner  glaubten  den  Anspruch  auf  unentgelt- 
liche Ertheilung  der  Lehen  erheben  zu  dürfen,  hatten  aber  verabsäumt, 
denselben  vor  der  Wahl  zur  Anerkennung  zu  bringen.  Als  sich  nun  die 
sächsischen  Räthe  überzeugten,   dass  ein  unumstösslicher  urkundlicher 
Beweis  für  einen  derartigen  Brauch  nicht  beigebracht  werden  könne, 
benutzten  sie  diese  Gelegenheit,  das  landesherliche  Ansehn  auf  jede 
Weise  zu  kräftigen  und  zu  stärken  und  die  Freiheit  der  Stadt  einzu- 
schränken.   Die  sächsische  Politik  aber  fand  merkwürdiger  Weise  ihre 
besten  Stützen  im   Domkapitel  und  im  Adel  des  Erzbisthums,    und 
so  blieb  den  Pfännem    nichts  übrig,   als  sich    entweder    zu  fU^en 
oder  mit  Hilfe   der    benachbarten  Hansestädte  wie  Magdeburg   und 
Halberstadt  den  Widerstand  zu  organisieren.    Sehr  merkwürdig,    dass 
ein  Bischof  von  Meissen  es  war,  Johannes  von  Weissenbach,  welcher 
die    politischen   Bestrebungen  der    sächsischen  Herzöge   gegen  eine 
bischöfliche  Stadt  leitete:  ein  Bischof,  dessen  Nachfolger  noch  auf  die 
Reichsunmittelbarkeit  Anspruch  gemacht  haben.    Der  Bund  der  Hanse- 
städte aber  hat  Halle  so  wenig  wie  Quedlinbui^  zu  retten  vermocht: 
er  wich  vielmehr  einem  feindlichen  Zusammentreffen  mit  dem  damals 
mächtigsten  deutschen  Fürstenhause  in  scheuer  Verlegenheit  aus.  — 

So  bildet  die  Einuahme  der  Stadt  Halle  ein  nicht  unwichtiges 
Glied  der  politischen  Pläne,  durch  welche  die  wettinischen  Fürsten 
ihre  einflussreiche  Stellung  im  mittleren  Deutschland  zur  tonan- 
gebenden zu  erheben  strebten.  Nachdem  die  Erzbisthümer  Magde- 
burg und  Mainz  in  die  Hände  der  beiden  jugendlichen  Söhne  des 
Kurfürsten  Ernst  gelangt  waren,  schien  es  eine  Zeit  lang,  als  ob 
Sachsen  zur  Lösung  der  höchsten  Aufgaben  im  Reich  bestimmt  sei. 

Die  Herschaft  oder  der  hohe  Einfluss  der  Pfänner  auf  das 
städtische  Regiment  ist  mit  der  Neuordnung  der  städtischen  Verwaltung 
durch  Erzbischof  Ernst  für  immer  gebrochen  worden.  Die  Pfänner- 
schaft  wurde  ihres  Standescharacters,  so  weit  er  in  der  Stadtverfas- 
sung einen  Ausdruck  fand,  förmlich  entkleidet,  so  dass  sie  in  der  übrigen 
Bürgerschaft  aufging.  Die  Regimentsordnung  des  Erzbischofis  vom 
18.  März  1479  enthält  die  ausdrückliehe  Bestimmung,  „das  diejenigen 
in  der  Stadt  Halle,  die  das  thalguth  in  derselbten  Stadt  sydende  pfen- 
ner  vormals  gewest  ader  nuwlich  worden  sind  ader  noch  in  zukunff- 
tigen   Zeiten  werden    mögen,    nicht  eyne   sunderliche    innunge, 


Einkitong.  xun 

sampounge  ader  bruderschafft  seyn  sollen,  sondern  ein 
igUcher,  der  pfanwergkt  nnd  send  ader  ein  pfenner  ist,  sali  in  der 
innunge,  darinne  er  ein  innongsbnider  ist,  ader  ob  er  in  keyner  innonge 
were,  in  der  pfarre,  darin  er  gebort,  bleyben  ane  geverde''  ^).  Im  Stadt> 
rathe  bildeten  diePfänner  nun  nicht  mehr  wie  früher  eine  dnrch  Verfassung 
and  Herkommen  geschlitzte  Interessengemeinschaft,  welcher  eine  Raths- 
meisterstelle  nnd  bestimmte  Rathsstellen  überwiesen  werden  mossten.  Die 
Stellung  des  Rathes  aber,  welcher  durch  dieselbe  Urkunde  des  Ertr 
bischofis  Ernst  der  landesherlichen  Bestätigung  unterworfen  wurde, 
der  femer  das  Jahrhunderte  lang  ohne  Widerspruch  der  Erzbischöfe  aus- 
geübte Bündnisrecht  verlor,  hat  in  anderen  Beziehungen  durch  die- 
selbe Reform  gewonnen.  Die  ganze  Verwaltung  der  Thalgeschäfte  hat 
der  Erzbischof  nicht  selbständig  in  die  Hand  genonmien,  sondern  er 
hat  sich  in  dieselbe  mit  dem  Rathe  getheilt.  Mit  dem  Rathe  zusam- 
men wählte  der  Vertreter  des  Landesherm  nach  der  Ordnung  vom 
24.  Sept.  1482  die  drei  Oberbommeister  nnd  zwar  einen  aus  denen,  die 
da  sieden  2),  einen  aus  den  Innungen  und  den  dritten  aus  derGremein- 
beit,  die  eigen  Solgut  haben  und  nicht  sieden^' ;  und  in  gleicher  Weise 
gingen  auch  die  vier  Vorsteher  und  die  vier  Verschläger  aus  einer 
gemeinschaftlichen  Wahl  hervor.  Auf  dem  Rathause  vor  landesher- 
lichen Beamten  und  dem  Rathe  wurde  das  Solgut  verlegt;  die 
Schoppen  des  Thals  „setzte'^  der  Erzbischof  gleichfalls  in  Gemeinschaft 
mit  dem  Rathe.  Ja  sogar  die  Oberaufsicht  über  die  ganze  Verwaltung 
and  den  Betrieb  des  Salzwerks  ist  dem  letzteren  antheilweise  urkundlich 
zugesichert  worden  s). 

Aus  den  von  den  Pf  ännem  abgetretenen  Solgütem  bezog  nun  auch 
der  Landesherr  nicht  unbedeutende  Einnahmen.  — 


Das  in  Beilage  VH.  S.  504  flF.  mitgetheilte  Rathsverzeichnis  ist 
dem  Exemplare  des  hiesigen  Magistrats  entnommen,  welches  seit  Jahr- 
hnnderten  dem  amtlichen  Gebrauche  gedient  hat.  Dasselbe  besteht  in 
einer  Papierhandschrift  in  grösstem  Folio,  deren  Eintragungen  vom 
Jahre  1400  bis  zum  Jahre  1747  reichen*).  Diese  Eintragungen  können 
zam  grossen  Theil  als  Original  gelten,  wenn  sie  vielleicht  auch  erst 
am  Schlüsse  des  Jahres  aus  der  Mutterrolle  zusammengeschrieben 
wurden.  Nur  die  bis  zum  Jahre  1530  reichenden  Mittheilungen  sind 
erheblich  später,  vielleicht  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts geschrieben.  Die  nicht  paginierte  Handschrift  enthält  zu- 
nächst ein  coloriertes  Vorsetzblatt,    auf  welchem  sich  das    bekannte 

V  Vgl  Dreyhaupt  D.  809. 

*)  Das  Wort  Pfänner  wird  sichtlich  vermieden. 

8)  Vgl.  hierüber  die  Urkunde  des  Erzbischofe  Ernst  vom  24.  Sept.  1482  bei 
Hondorff  (Dr.  I.)  S.  168—174. 

*)  Der  Einband  ist  erst  im  siebzehnten  Jahrhundert  hinzugefügt;  bei  dieser 
Gelegraiheit  hat  der  Buchbinder  im  ersten  Theile  oben  und  unten  den  Text 
durch  Beschneiden  verletzt. 


XLiv  Einleitung. 

Stadtwappen,  der  Halbmond  mit  den  beiden  Sternen,  in  einem  Schilde 
befindet.    Ganz  ähnlich  gehalten  ist  das  Blatt  für  die  £iDzeicbnimgen 
des  Jahres  1530.    Auf  das  Vorsetzblatt  folgt  das   Blatt  f ttr  die  Ein- 
tragungen des  Jahres   1400  mit    der   Ueberschrift:     „Im    XIV.  Jare 
nach  Christi  gehurt  REGNANTlßVö   CONSVLIBVS".     Die   Vorder- 
seite des   Blattes  ist  in   drei  Golumnen  getheilt,    von  denen  nur  die 
mittelste  beschrieben  ist:  sie  enthält    unter  der  Ueberscbritt   y^Facti 
sunt  cives"    die  Namen  derjenigen,    welche    in    diesem   Jahre    das 
Bürgerrecht   erhalten  haben.      Der  obere  Theil   der  Seitencolumnen 
und  die  obere  Fläche  tlberhaupt  sind  mit  buntgemalten  Kreisen   ver- 
sehen ,  von   denen  zwei  die  Inschrift  „Ratsmeister"  tragen.     Aebnlich 
wenn  auch  einfacher  sind  die  folgenden  Blätter  gestaltet.    Zu  beiden 
Seiten  der  Mittelreihe  sind  jedoch  vom  Jahre  1401  an  6  Namen  einge- 
tragen, in  denen  wir  offenbar  die  Namen  des  Rathsherm    za   sehen 
haben  i).    Vom  Jahre  1407  an  erblicken  wir  über  der  Mittelreibe  noch 
die  Namen  der  Bathsmeister,   während  wir  rechts  und  links  von  der- 
selben nur  noch  je  ftlnf  Namen,  bisweilen  auch  einen  weniger  lesen. 
Mit  dem  Jahre  1427  tritt  eine  neue  Aenderung  ein:    links    von   der 
Mittelreihe  stehen  jetzt  10  Namen  und  rechts  von  derselben  18,  wie  es 
unser  Abdruck  anschaulich  macht  ^).    Auf  der   linken  Seite  sind    die 
Mitglieder  des  engem  Raths  ausser  den  Rathsmeistem,  auf  der  rechten 
die  dem  weiteren  Rathe  angehörigen  Meister  der  Innungen  und  der 
Gemeinheit  und  die  Bornmeister  verzeichnet.    In  diesen  ersten  Jahr- 
zehnten reicht  die  erste  Seite  eines  Blattes  oft;  für  die  Eintragungen 
hin;    den  Namen  der  Btlrger  sind  hier  keine  Zusätze  irgend   welcher 
Art  beigefügt.    Später  stossen  wir  auf  solche:   so  lesen  wir  z.  B.  im 
Jahre  1459  „Paulus  Nopel  Magister  Artium'^ ;  mit  dem  Jahre  1462  aber 
wird  den  Namen  der  neuen  Bürger  eine  Bemerkung  über  die  Kosten, 
welche   die  Erlangung    des  Bürgerrechts  veranlasste,   beigefügt.    So 
erfahren  wir,    dass  im  Jahre  1473  Hillebrant  Putman   dem  Kammer- 
schreiber die  Büchse  3)  erlassen  worden  ist.    Vom  Jahre  1492  an  tritt 
auch  der  Name  des  die  Bürgschaft  übernehmenden  Altbürgers  (promotor) 
hinzu,  und   hierauf  häufen   sich  die  Zusätze  und  zwar  auch  zu  den 
Namen  der  Rathsmitglieder,    welche   nach   ihrem  Geschäftskreise   be- 
zeichnet   werden.      Im   Laufe  der  Jahre    wachsen  so  die  einzelnen 
Eintragungen     an    Umfang,    besonders    als    die    Bezeichnung      des 
Benifcs  und  der  Herkunft  der  Bürger  und  anderer  Verhältnisse  hinzu- 
tritt.   In  noch  späterer  Zeit  ist  auch  bemerkt,  welchen  Personen  Erbe 
aus  der  Stadt  verabfolgt  worden  ist    Der  seiner  grossen  Reichhaltig- 
keit wegen  ausserordentlich  wichtige  Band  enthält  vortreffliches  Ma- 

1)  Die  Namen  der  Rathsmeister  vom  J.  1401 — 1427  und  auch  andere  scheinen 
nicht  aUe  gleich  sicher  zu  sein.  Wir  verweisen  zum  Vergleich  auf  Ureyhaupts 
Liste  (Bd.  II.  340 ff.),  vermögen  aber  hier  nicht  einmal  <Se  wahrscheinlichen  Ver- 
aaüassungen  der  Abweichungen  anzudeuten.  Von  der  Ueberschrift  des  erst.  Bl.  ist 
C(entum)  abgeschnitten. 

2)  Die  Zahlen  sind  von  uns  hinzugefügt. 
8)  Vgl.  Neue  Mittheilungen  12  S,87  f. 


Einleitiing.  zlt 

ZOT  Geschichte  des  deatsdien  Büi^rthonis  and  ist  von  ans  zum 
ereten  Male  eiDgehender  benatzt  worden. 

Ein  zweites  Brachstfick  der  Bathslinie  bietet  ein  Pei^amentmana- 
seript  des  Magistrats  in  FoUo  anter  dem  Titel  SENATVS  HALLENSIS. 
Das  ftrachstiick  enthalt  die  Bathslinie  vom  Jahre  1405  bis  zom  Jahre 
1655.  Jede  in  zwei  Abtheilongen  zerfallende  Seite  omfasst  im  Anfange 
4  Jahre;  von  1428  an  stehen  jedoch  nar  die  Namensverzeichnisse 
zweier  Jahre  aof  einem  Blatte.  Die  Namen  des  voraosgehenden 
1427.  Jahres  zerfallen  bereits  in  vi^  Gruppen :  die  erste  amhsst  die 
12  Mitglieder  des  engem  Bathes;  anter  der  Ueberschrift  ^^Magistri 
eommonitatom''  folgen  darauf  acht  Namen,  and  anter  der  Ueberschrift 
^yMagistri  nnionom^'  sieben;  die  drei  letzten  Namen  werden  mit  der 
Bezeichnang  ^^Magistri  fontiom''  angeführt;  sehon  im  folgenden  Jahre 
fallen  aber  die  Ueberschrülen  ^  Magistri  commanitatom''  and  »^Magistri 
nnionam''  fort,  and  die  betreffenden  15  Personen  werden  anter  der 
Ueberschrift  ^omina  magistronun^  aufgezählt  Die  Namen  der  Jahre 
1436  nnd  1437  fehlen  hier  gänzlich;  das  f&r  dieselben  bestimmte  Blatt 
ist  leer  geblieben.  Die  späteren  Eintragungen  sind  gleichfalls  mit 
mancherlei  Bemerkungen  versehen.  Das  Ganze  scheiut  eine  sehr  sorg- 
fältige Abschrift  za  sein,  deren  ältester  Theil  wol  nicht  vor  der  2.  Haute 
des  16.  Jahrhunderts  gesdirieben  ist  Die  späteren  Theile  sind  aas 
don  17.  Jahrhundert  Die  Namen  der  Bfliger,  welche  Bfirgerrecht 
erlangt  haben,  werden  hier  nicht  genannt  Wir  haben  in  ons^m 
Abdruck  die  von  der  ersten  Bolle  abweichraden  Namen  unter  Aem 
SIricbe  beigeffigt  An  dieses  Verzeichnis  schliesst  sich  in  derselben 
Handschrift  die  Liste  der  Thalbeamten  vom  Jahre  1479  bis  zom  Jahre 
16^.  Es  werd^i  gewöhnlich  (Ue  Namen  der  3  Oberbommdster,  der 
4  Vorsteher,  der  7  neaen  Schippen  and  (seit  1483)  der  2  alt» 
Schöpp^  an^gef  fihrt  Andi  die  Vorstehar  werden  roäter  ab  zwei  alte 
and  zwei  neue  unterschieden,  endlich  sind  aacn  die  Verschiäger 
namentlich  genannt  Mit  dem  Jahre  1600  treten  nnr  6  neue  Schoppen 
anf.  Die  Handsdirift  war  sicherlich  ein  amtliches  Exemplar  des  Baths 
oder  der  Thalbeamten,  wie  sich  ans  der  kalligraphischen  Herstellung 
scfaliessen  lässt  Der  Einband  in  nidit  Obel  gepresstem  Leder  mit  Figuren 
ist  leider  verkehrt  eingesetzt,  so  dass  die  Figuren  aof  dem  Kopfe  stehen. 

Den  Text  der  rortiegeJiden  Denkwürdigkeiten  der  Orthographie 
des  16.  Jahrhonderts  getren  abdruckoi  za  lassen,  konnten  wir  uns 
nicht  überwinden.  Es  sind  vielmehr  die  Consonantenhäofongen  be- 
Bonden  im  Auslaute,  wenn  sie  f  flr  die  Aussprache  ganz  bedeotongslos 
erschienen,  verdnfaeht  worden.  Das  ^nn^  des  Inf.  Praes.  ist  in  ,^^, 
das  ,,ett^  oder  ^^tte""  des  Part  Perf:  Pass.  ist  in  ,,et"  and  ,,te^  ver- 
wandelt worden.  Sehon  im  15.  Jahrhundert  worde  ^  im  Auslaute  in 
mittddeatschen  Gegenden  oft  za  „gk"*:  unser  Abschreiber  des  16.  Jahr- 
«hnndolB  folgt  dieser  Gewohnheit,  ohne  sie  jedoch  konsequent  durch- 
zof  fihreo.    Allein  er  kfiizte  andi  einige  Ortsnamen  mit  diesem  Af**''^'^ 


XLvi  Miüeitimg. 

and  zwar  sehr  häufig  ab,  z.  B.  Magdeburg  (M.  Magd.).  In  Folge  da- 
von hat  der  Druck  das  „gk"  oder  gar  „ck"  in  dem  Worte  burgk, 
burck  und  seinen  Zusammensetzungen  nicht  bewahrt,  sondern  der  Gleich- 
mässigkeit  wegen  ist  überall  ,,g^'  eingesetzt.  Sparsamer  ist  mit  Gonso- 
nantenveränderungen  im  Inlaute  verfohren  worden:  doch  hat  der 
Herausgeber  beispielsweise  fttr  vollständig  unnöthig  erachtet,  dem 
Worte  „antwortete"  bald  vier  bald  ^fänf  bald  sechs  Tenues  zu- 
kommen zu  lassen;  „antwortt"  dagegen  fttr  „antwortet"  oder  ant- 
wor„tete"  wurde  beibehalten.  In  den  Vokalen  ist  nur  in  sehr 
seltnen  Fällen,  und  zwar  nur  wo  ein  Versehen  des  Abschreibers  vor- 
zuliegen schien,  geändert  worden.  Die  Namen  sind  unveiilndert  ge- 
blieben bis  auf  die  oben  erwähnte  Ausnahme  (Spittendorfl);  die  Ab- 
weichungen derselben  hat  das  Register  zusammenge£Btsst. 


Schliesslich  verfehlen  wir  nicht,  allen  denjenigen  hochgeehrten 
Körperschaften  und  Greschichtsireunden,  welche  die  Veröffentlichung 
dieser  Denkwürdigkeiten  unterstützt  haben,  unsern  verbindlichsten 
Dank  abzustatten.  Den  ersten  Anlass  zur  Herausgabe  derselben  bot  ein 
Beschluss  beider  Behörden  der  Stadt  Halle  vom  4.  Januar  1875,  welcher 
dem  Thüringisch -Sächsischen  Geschichts-  und  Alterthumsvereine  eine 
Summe  für  die  Vorbereitung  der  Veröffentlichung  in  liberalster  und 
dankenswerthester  Weise  zur  Verfügung  stellte.  In  Folge  hiervon 
entschloss  sich  dann  die  historische  Gonmiission  der  Provinz  Sachsen 
den  Rest  der  Kosten  aus  den  ihr  von  der  Vertretung  der  Pi'ovinz  be- 
willigten Mitteln  zu  decken. 

Für  die  freundliche  Förderung  des  Werkes  ist  der  Unterzeichnete 
insonderheit  dem  Königlichen  Staatsarchivar  Herrn  Geheimen  Archiv- 
rath  von  Mülverstedt  sowie  Herrn  Archivar  Dr.  Geisheim,  femer 
den  Herren  Prof.  Fedor  Bech  in  Zeitz,  Prof.  Dr.  Dumm  1er  in  Halle, 
Gjmnasiallehrer  Dr.  Hertel  in  Magdeburg,  Archivrath  und  Biblio- 
thekar Dr.  Jacobs  in  Wernigerode,  Archivrath  Kindscher  in  Zerbst, 
Gymnasialdirector  Dr.  Schmidt  in  Halberstadt  und  Professor 
Dr.  Seh  um  in  Halle  zum  herzlichsten  Danke  verpflichtet.  Der  Ab- 
schrift der  zweiten  Handschrift  hat  sich  Herr  Dr.  Rackwitz  (jetzt 
in  Nordhausen)  unterzogen. 

Halle,  am  6.  März  1880. 

Dr.  J.  0.  Opel. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite. 

Einleitung i — xlvi. 

Denkwürdigkeiten  des  Rathsmeisters  Spittendorff .     .     1 — 464 

Seite. 

a.  1474 1—33. 

b.  1475 34—168. 

c.  1476 169  —  231. 

d.  1477 232—  279. 

e.  1478 280  —  406. 

f.  1479 407  —  440. 

Beilagen 465—518. 

Seite. 

I.  Spittendorffs  Berichte  über  die  Jahre  1473 

und  1474 465  —  483. 

n.  Der  Abbruch  der  Gewandbuden  in  Halle  .    483  —  484. 

m.  Urkunden  des  Papstes  Sixtus  IV.    .     .    .    484  —  488. 

IV.  Urkunde  des  Kurfürsten  Ernst  von  Sachsen 
und  seines  Bruders,  des  Herzogs  Al- 
brecht (13.  Juni  1478) 487—489. 

V.  Schreiben   des  Raths  von  Halle    an   den 

Erzb.  Ernst 489—498. 

VI.  Verzeichnisse  der  bestraften  alten  Pfanner 
und  der  in  ihre  Güt^r  eingesetzten 
Personen 500—503. 

Vn.  Rathslinie  der  Stadt  HaUe  von  1401  — 1472    504 — 518, 


xLvm  Inhalts -YerzeichmB. 

Seite. 

Wortverzeichnis  von  Pedor  Bech  in  Zeitz 519  —  545. 

Personen-  und  Ortsnamen 546 — 568. 

Seite. 

Hallische  Ortsbezeichnungen 566 — 568. 

Sachregister 568—581. 

Druckfehler  und  Verbesserungen 582. 


1474  Juli. 

Zu  mercken,  das  im  1474.  iahr,  do  der  rath^  den  meistern  befahl,  Bl.  1^ 
ein  iglicher  an  die  seinen  zn  bringen,  das  sie  den  rath  mechtigen  wol- 
ten  des  geschosses^,  so  wart  gemarckt,  das  zwar  uff  das  iabr  nicht 
meister  waren  im  rathe,  die  den  iriede,  eintracht  und  liebe  in  der 
Stadt  belibeten,  sondern  unglfiek  und  zwitracht  zu  machen,  darnach 
sie  dann  sehre  stunden. 

Peter  SchaSkopf  hilt  der  meister  wort  und  wart  heuptman,  lorge 
Seile,  ein  Schmidt,  Herten  Pule,  ein  prauer,  Peter  Meffer,  ein  fleisch- 
hauer,  die  4  waren  im*  heimlichen  rathe,  diselbigen  Schäften  vil  wan- 
ders, den  diselbigen  die  andern  meister  zu  ihnen  zogen,  BemertSchenckel 
mit  dem  einen  äuge,  ein  becker,  Simon  Lischkaw,  war  ein  fleischhauer, 
Peter  Eisenberg,  ein  schuster,  lacoflF  Clos*»,  Peter  Schlesinger.  Diese 
alle  dan  zusanmien  hilten  und  hatten  etliche  in  den  parten  zu  sich 
gezogen,  als  Peter  Baltzer,  ein  goltschmidt,  Hans  Gerlich,  lacoff  Schaff- 
kopf, AsmusBindeauff,  Hans  Lob^,  Brosius  Zelschsen  und  andere  ihrer 

•  in.      ^  Cle«. 


^  Senatus  Hallensis  1473:  Mattis  Pegaw  und  Hans  Loub  raths- 
melstere.  Hans  Schmedt,  Baltzar  Aldenburg,  Glorius  Eober,  Lorentz  Holzappel, 
y&Ientin  Eetz,  Claus  Hoppener,  Nickel  Kaitzsch,  Michel  Seidenscbwantz,  Paul  Fleisch- 
hauer, Mattis  Brandis.  ||  Niclaus  Zelsin,  Yester  Breszewitz,  Fritz  Schs^,  Hans  Meister, 
GfliaxEldiste,  MattisWigant,  Hans  Eorsener,  Hans  Hauwensblumlein,  JacoffZimmerman, 
Peter  Flogel,  Asmus  Bintuff,  Peter  Baltzer,  Jacoff  Schaff kopfif,  Baltzar  Beter  (Becker?), 
Wentzlaus Koch.  Magistri  fontium:  Benedictus  Polgke,  Drewes  Fischer,  Sander 
Brackenstet. 

Senatus  Hallensis  1474:  (Mattes?)  Marcus  Spittendorff  und  Hans 
?on  Hederssen  rathsmeistere.  Bastian  Grunheide,  Hans  Wale,  Hains  Busse, 
Carl  Ton  Einhusen,  Steffim  Urbach,  Peter  Füre,  Hans  Beinroth,  Heinrich  Rule, 
Caspar  Moller,  Glorius  Wuntzschk.  ||  Peter  Schaffkopff,  Jurge  Seile,  Merten  Bule, 
P^ter  Meffer,  Burckhart  Schirmeister,  Claus  Cuntzman,  Peter  Petzsch,  Bemt  Sdienckel, 
Simon  Leskau,  Nickel  Isenberg,  Sixtus  Rubel,  Glorius  Moller,  Jacoff  Kloss,  Peter 
Schlesiger,  Burckhart  Fust.  Magistri  fontium:  Claus  Scha£&tedt,  Lorentz  yon Rü- 
den, Peter  Spiss.    Vgl.  hierzu  die  Darstellung  der  Rathsver&ssung  in  der  Einleitung. 

2  Nach  der  von  Förstemann  (Neue Mittheilungen  des  thür.-sächs.  Vereins  12. 
66  £)  abgedruckten  Willkür,  welche  höchstens  einige  Jahrzehnte  vor  dieser  Zeit 
entstanden  ist,  konnte  den  Schoss  nur  die  ganze  Bürgerschaft  bewilligen.  „Wenn 
man  eyns  schoss  bedarff  und  das  setczen  sal,  das  sollen  sie  thun  ndt  aJle  der  wille, 
die  czu  Halle  besessene  bürgere  seyn^^  üeber  die  Natur  der  Abgabe  ist  J.  Chr.  v. 
Dreyhaupts  Beschreibung  des  .  .  Saal-Kreyses  H.  396  zu  vergleichen;  die  Vorbe- 
reitimgen  zu  ihrer  Aufbringung  sind  aus  zahlreichen  Stellen  unserer  Darstellung  z.  B. 
BL  168*,  250^,  253 *',  262»,  268^  ff.  ersichtlich.  Gerade  hierin  trat  nach  der  Ein- 
nahme der  Stadt  eine  gründliche  Veränderung  ein,  wie  sich  aus  Bl.  316»  ergibt. 

^  HansLaub,  Innungsmeister  undMitgued  desRaths  im  Jahre  1464,  Meister 
im  Rath  1467  u.  1470,  Rathsmeister  1473  und  1476.  In  den  letzten  Jahren  ge- 
hörte er  dem  Gertrudenkirchspiel  an.    Er  wurde,  wie  weiter  unten  erzählt  wird,  im 

Cktehlchttq.  d.  Pr.  Saoh««n.  XL  1 


2  Marcus  Spittendorff. 

geselschaft  mehr,  das  wunderkOpfe  waren,  die  dem  rathe  und  nemlich 
nmb  der  vom*  tale  willen  faste  widerstand  zufügten  durch  die  meister 
so  das  der  rath  des  geschosses  nicht  gemechtiget  werden  mochte  dal 
durch  das  die  meister  etliche  durch  ihren  bösen  rath,  den  sie'  den 
pflagen  zu  halten,  als  vor  geschriben  stehet,  etliche  stucke  an  den  rath 
brachten,  die  ihn  die  ihren  selten  befohlen  haben,  als  sie  sprachen 
und  das  doch  nicht  so  gantz  was,  sondern  sie  selber  mit  etlichen  Tor ' 
geschribenen  erdichteten,  uff  das  sie  die  vom  tale  gerne  schwechen 
weiten,  da  sie  dan  gantz  sehr  mit  umbgiengen. 

Nun  folgen  die  4  stucke,  die  sie  vorbrachten:  nendich  das  eine 
sie  weiten,  das  der  rath  mitsampt  den  meistern^  das  saltz  zu  setzen 
selten  mit  zu  thun  haben  mit  den  pernmeistem;  das  ander  stuck  was 
das  die  vorschleger  im  tal  uff  dem  rathause  vor  dem  rath  vorschlagen 
selten,  das  dritte  stuck,  das  man  die  scheppen  uff  dem^  berge  nicht 
solte  kiesen  zu  bommeistem. 

Diiöse  3  stucke  gaben  sie  dem  rathe  vor,  das  die  parten  ihnen  das 
so  befolen  betten ;  sondern  sie  selber  mit  ihren  vorgeschriben  rathen  (?) 
den  sie  sonderlich  suchten,  hatten  sie  in  sich  gestackt  und  nicht  die' 
parten  gemeine,  die  mochtens  nie  nicht  gewenet  haben. 

Wider  dise  stuck  satzten  wir  uns,  die  vom  tale,  und  weiten 
schlecht  darin  nicht  gehen.  Sendern  die  andern  im  rathe,  die  bey  uns 
Sassen  und  dem  rathe  zugleich  geschworen  hatten,  die  wilkire  zu  hal- 
ten, die  betten  uns  lassen  hinzihen,  sondern  Hederschen,  Carol  von 
JEinhausen*  und  Peter  Fuhre,  die  stunden  uns  bey;  aber  die  andern 
Steffen  Werwich  (!),  Hans  Beinroht,  Heinrich  Ruhle,  Casper  Muller,  Glorius 
Wunsch  waren  alle  .unsere  feinde,  blisen  als  die  bösen  geister  uff  die 
vom«  tal. 

Do  wir  4  vom'  tale  die  stucke  nicht  ingehen  weiten,  brachten 
sie  an,  wir  vom«  tale  selten  abtreten,  das  weiten  die  parten  gehabt 
haben.  Aber  die  meister  mit  ihren  vorgeschribenen  ratgebem  hatten 
das  selber  den  parten  vorgegeben.  Wir  vom  tale  weiten  nicht  und 
meinten,  es  were  nicht  gewöhnlich,  sondern  es  were  eine  nenigkeit 
baten,  das  sie  das  mit  uns  nicht  vomemen  weiten,  sondern  uns  zulassen 
als  andere  vor  uns  gesessen,  und  fast  vil  mehr  wort,  das  wir  uns  mit 
werten  sehr  underredten,  aber  nicht  endlich  waren  etc. 
Bl.l*>  II  Waren  die  meister  gantz  wunderlich  mit  ihren  werten,  wir  selten 

abetreten,  es  solte  anders  werden,  und   selten  sie   die  köpfe  lassen 
und   wunderliche  rede  und  wort  mannichfalt,  der  ich  nicht  alle  schrei- 
ben kan,    und  wir  armen  vom    tale  uff  die  zeit  keinen  beyfall  hatten» 
sondern  gott,  Carrel  von  Einhausen»»  und  Peter  Fuhre  stunden  feste  bey 
uns,  die  andern  verlissen  uns  alle. 

*  von,      »»  Meinsten.      c  den.      ^  Endtluuuen.      •  von.      f  von.      «  von.      ^  Endthanwn. 

J.  1479  auf  der  Rückreise  von  Leipzig  nach  Halle  vom  Blitz  erschlagen.  —  Im  Jahr 
1460  wurde  Claus  Laub   Bürger,  welcher  1479,  1486,  1489  wid  1492  im  Rathe  sass 
Auch  ein  jüngerer  Hans  Laub  erscheint  noch  später  1494 ,    1497  als  Rathsmitglied 


1474  Juli.  i 

DffB  donnerstag  Pantaleonis  (28.  Juli)  frue  nmb  6  waren  alle  par- 
ten  zosammen,  das  hatte  der  rath  befohlen,  nmb  das  der  rath  wolte 
zn  ihn*  gehen  and  selber  verhörongk  haben.  Ehr  der  rath  zu  den 
parten  ging,  waren  wir  12  rathmannen  nfi  dem  rathaose  und  hüten 
ein  gespreche,  wie  wirs  anbringen  wolten  vor  den  parten.  So  waren 
wir  des  so  znfiriden,  das  die  4  stucke,  die  die  meister  von  der  ihren 
wegen  an  den  rath  bracht  betten,  nemlich  das  saltzzn  setzen,  nmb  die 
vorsehleger,  mnb  die  schöppen  and  nmb  das,  das  die  vom  tale  alle  7 
abetreten  solten  — ,  dieselbigen  stncke  lissen  wir  ans  bedancken,  sie 
weren  nicht  wol  vorzanemen  nmb  des  willen,  es  were  eine  neaigkeit, 
es  were  aach  nie  mehr  gewesen,  sondern  die  vom  taie,  nemlich  3 
bormneister  and  9  scheppen,  die  ihre  eide  gethan  betten  zam  tale, 
die  betten  allewegen  das  saltz  geregiret;  mit  den  yorschlegem  hette 
man  das  aach  aUewegen  gehalten,  so  als  vor  alters  gehalten  ist:  die 
obersten  bommeister^  befehlen  den  vorscblegem  nicht,  wie  sie  vor- 
schlagen solten,  sondern  sie  mOgen  in  sagen,  das  sie  ein  nfisehen  haben, 
das  eim  iglichen  gleich  geschieht,  aber  anff  ihre  eide,  die  sie  zam  ver- 
Bchiagen  gethan  haben,  da  reden  ihnen  die  bommeister  nicht  äff.  Umb 
das  abetreten,  das  die  vom  tale  alle  7  solten  abtreten,  meinte  der 
rath  aach,  die  wilekire  hilt  es  nichts  das  wir  nnn  iemants  hoher  be- 
trengen  solten,  weren  wir  nicht  geneiget;  wir  lissen  ans  aach  des  be- 
dancken, da  keme  äff  lengere  zeit  gros  hass  and  neidt  von,  das  vor 
die  Stadt  nicht  were,  daramb  were  anser  meinang,  wir  woltens  halten 
nach  laut  and  Inhalt  der  wilekire.  Desgleichen  nmb  die  schöppen,  das 
die  nicht  solten  gekoren  werden  zn  bommeistem ,  lissen  wir  ans  be- 
duncken,  were  wider  die  wilekire,  den  sie  wisten  wo],  was  die  wilkire 
in  sich  hüte;  darumb  weren  wir  nicht  geneiget,  das  wir  iemandt  ver- 
werfen wolten^,  es  were  den,  das  man  bessern  grandt  wiste,  das  ein 
solches  mit  gleiche  geschehen  möchte,  and  baten  die  in  den  parten, 
das  sie  selber  mit  znraten  wolten,  anff  das  diese  dinge  gattlich  möchten 
beygeleget  werden,  and  der  rath  das  geschoss  krigen  möchte,  war 
nnser  bitte  etc. 

Uff  den  sonnabent  nach  Pantaleonis  (30.  Jnli)  brachten  die 
meister  das  wort  zasanmien,  so  war  das  gleich  als  vor.  Sie  sprachen, 
die  ihren  betten  ihnen  anders  nicht  befohlen,  den  die  4  stncke  sol- 
len einen  fortgang  haben ,  and  sonderlich  die  vom  tale  solten  ab- 
tretten.    Da   hatten  wir  faste  ein  gespreche,   das  wir  12  im  rathe 

•  flun.      l>  bonunaiitem.      «^  wolte. 


^  Die  PfiLnner  meinten  also ,  dass  der  Abschnitt  in  der  "V^^Ukür  »De  hÜB  qui 
Gebeut  cedere  consolatui"  mit  Unrecht  auf  sie  angewendet  werde.  ^Wer  eyn  man 
^  ntte  ondir  den  vom  tale,  nndir  den  mejstem,  undir  den  yom  bärge,  deme  der 
^  etczwas  czu  czusprechen  hette  addir  seynen  fi*unden,  der  man  nnd  seyne  frund 
sollen  abe  treten  von  allen  gesprechen,  nnd  die  andim  soUen  sprechen,  nnd  was  die 
off  oren  eyd  finden,  das  d^  r^elichste  ist,  das  sal  man  halten  mit  den  mannen.** 
Neue  Mit  theiL  12.  S.  70. 


4  Marcus  SpittendorfiL 

uns  mit  Worten  unterredten;  hub  Peter  SchafkopfiF^  ahn  und  fragte  den 
rathsmeister  Hedderschen  und  die  andern  rathmannen  von  Innungen 
und  gemeinheiten  wegen,  ob  sie  das  vom*  tale  eins  weren.  Sprach 
Hederschen:  „liben  herrn  meister,  wir  sindt  das  mit  ihnen  eins  ge- 
wesen; so  es  der  parte  wille  aber  nicht  ist,  so  sein  wir  des  wol  ge- 
B1.2*  neiget,  das  die  ||  vom  tale  abetretten".  Nun  ist  zu  mercken,  was  wir 
vom  tale  vor  beyfall  hatten.  Ufif  donnerstagk  waren  wir  12  des  eins, 
als  an  die  parten  gebracht  wart,  ufif  sonnabent  lauten  die  rede  anders, 
wiewol  das  etliche  Innungen  ihren  meistern  faste  harte  ingehalten  hatten, 
die  dinge  also  nicht  vorzunemen,  sie  woltens  auch  nicht  vor  ihnen 
haben;  was  der  sitzende  rath  vor  das  beste  nehme  und  die  wilkire 
zu  halten,  des  waren  sie  geneigt,  und  das  niemande  neuikeit  wurde 
vorgehalten,  sondern  ein  iederman  bey  dem^  seinen  zu  bleiben.  Wan 
nun  die  meister  ufifs  rathaus  zusammen  kamen,  da  wardt  das  nichts 
anders  den  vor,  sie  hatten  ein  wort;  ob  sie  sich  verbunden  hatten,  oder 
wie  das  zuging,  weis  ich  nicht.  Ihre  meinung  was  nach  als  vor,  die 
ihren  weiten,  die  vom  tale  solten  abtretten. 

Wir  vom  tale  woltens  nicht  thun,  wir  wolten  auch  keinen  vor- 
worf  haben,  das  wir  denen  vom^  tale  nichts  vergeben  wolten,  sondern 
woltens  die  vom  tale  haben,  das  wir  abtreten  solten,  so  fragten  sie 
nichts  darnach.  Do  wart  das  befolen  von  bommeistem,  das  sie  die 
vom  tale  bey  einander  betten  uff  den  montagk  und  hilten  ihnen  diese 
dinge  also  vor. 

Uff  den  dinstag  vigilia*  Lauren ti  (9.  Aug.)  berichten  die  born- 
meister,  das  ihnen  befohlen  war  von  denen  vom  tale;  sie  baten  den 
rath,  das  sie  bleiben  möchten  bey  alter  freiheit,  gewonheit  und  alt- 
herkommen, als  sie  vor  alters  gehabt  betten,  und  andere  rethe  sie  dar- 
bey  gelassen  betten;  denn  es  were  keine  innunge,  sie  blibe®  bey  ihrer 
freyheit;  darumb  hoffeten  sie,  der  rath  wirde  sie  auch  darbey  bleiben 
lassen.  Jedoch  möchte  das  nicht  sein,  so  beten  sie  uff  den  sitzenden 
rath,  nemlich  uff  die  12  rathmannen,  die  vom  rathause  gekundiget 
seindt;  haben  die  meister  an  den  nicht  genüge,  so  bitten  sie  sich  uff 
den  rath  von  Magdeburg;  haben  sie  noch  nicht  ein  gnuge,  so  bitten 
sie  sich  uff  meinen  herren  von  Magdeburg  und  sein  wirdigthumcapitteli 
derer  ^  die  vom  tale  mechtigk  sein  sollen  nach  schulden ,  die  die 
meister  zu  denen  vom  tale  haben,  und  widerumb  der  vom  tale  ant- 
wort 

Diese  erbitung  derer  vom  tale  nahmen  die  meister  zu  sich  und 
woltens  an  die  part  bringen.     Do   nun  Peter  Schaflfkopff  und  seine 

*  von.      ^  den.      ^  von.    ^  Vigilii.      ^  bliben.      ^  derer  die  vom  ttaale  mechtigk    sein  sollen, 
nach  Bchulden   die  die  meister  zn  deme  vonn  thale  habe,  vnd  wlderamb  der  von  thale  Antwort. 

1  Peter  Schaffkopf,  1471  und  1474  Meister  imRath  und  ebenso  1477.  Er 
nimmt  jedesmal  die  erste  Stelle  ein  und  war  also  Worthalter.  In  derselben  Zeit 
kommt  Jacob  Schaifkopf  in  den  höchsten  städtischen  Aemtem  vor:  1473  als  Meister 
im  Rath  und  1476,  1479,  1482,  1488  als  Rathsmeister.  Vor  ihnen  erscheint  Valtin 
Schafflcopf  als  Meister  im  Rath  in  den  Jahren  1458,  1462,  1466;  1460  sitzt  der- 
selbe im  engem  Rath. 


1474  August.  " 

kompeD  diese  gebott  an  Unser  Liben  Frauen  pfar^  brachten,  wardt 
das  erger  den  vor,  dan  die  nnvemanft  war  gantz  gi'os  unter  dem  losen 
Tolcke;  die  alten,  ehrlichen,  frommen  leate  musten  vor  denen  schweigen, 
aber  die  nnyemnnft  moste  vorgehen.  Das  war  die  Ursache,  die  beyde 
meister  gestunden  das;  den  es  war  nicht  anders,  die  meister  hatten 
sich  verbunden  underlangk  und  etliche,  die  vormals  in  rethen  gesessen 
hatten,  und  auch  etliche,  die  uff  die  zeit  mit  uns  im  rathstul  sassen, 
als  ich  mich  vermute.  Diss  was  die  weyse  mit  dem»  verboten:  die  in 
Unser  Liben  Frauen  pfarre,  die  waren  die  ersten  zusammen,  die  hüben 
die  Unvernunft  an;  was  die  beschlossen,  das  trugen  sie  in  die  andern 
pfarren,  uff  das  die  Unvernunft  jo  zuneme. 

Das  war  der  beschlus  gewest  ||  in  Unser  Lieben  Frauen  pfarre  uff  BL  2^ 
die  obgeschribene  erbitung  derer  vom*^  tal,  wir  vom«  tale  solten  alle 
abtretten,  sie  woltens  also  gehabt  haben;  weiten  wirsnitthun,  so  solten 
uns  die  andern  im  rath  alle  geboth  thun,  die  der  rath  zu  thun  hat;  sie 
solten*^  auch  das  gelt  von  uns  nemen.  Wolten  wir  dennoch  nicht  ab- 
treten, so  solten  sie  die  gemeinheit  zusammen  verbot  thun  und  die 
innoDgen  auch  in  eine  kirche.  Was  ir  fomemen  in  dem«  sein  solte,  das 
weis  ich  nicht,  sondern  ihre  meinung  war,  uff  der  vom^  tale  erbitung 
wolten  sie  nicht  geben,  sondern  ich  lisse  mich  beduncken,  sie  wolten 
mit  gewalt  fahren.  Vil  frommen  und  redtlichen  leuten  was  dis  for- 
Demen  sehr  wider  und  leidt  in  der  gemeinheit  und  in  den  Innungen, 
die  auch  sehre  darwider  riten,  das  die  meister  das  ding  nicht  fomemen 
solten,  noch  gleichwol  geschachs. 

Diese  vorgeschriebene  rede  und  wort  brachten  die  meister  ein- 
stimmig an  den  rath  uff  den  sonnabent  vor  Assumptionis  Marie  (13. 
Aug.)  1474.  Uff  denselbigen  tagk  namen  wir  uns  vor,  ob  wir  das 
mitteln  könten  unter  uns  im  rathe,  ob  das  ein  weg  were,  das  die  bom- 
meister  alleine  abetreten  und  die  andern  im  rathe  sitzen  bliben,  doch 
gleichwol  das  das  niemandt  zu  nahe  were,  ob  wir  uns  des  anders  ver- 
tragen wurden.  Da  namen  wir  alle  bedacht  uff  bis  uff  den  dinstag 
nach  Unser  Lieben  Frauen  tagk  (16.  Aug.). 

Uff  den  dinstag  post  Assumptionis  Mariae  (16.  Aug.)  machten  die 
meister  ein  wort,  das  war  den  nicht  änderst  als  vor:  sie  könten  sich 
anders  nicht  vortragen  unter  einander  und  betten  von  den  ihren  auch 
picht  änderst  befehl,  die  vom  tale  solten  alle  abtreten.  Sprachen  wir 
im  rath  umb  diese  ding  und  lissen  uns  beduncken,  da  wolte  nichts 
guts  von  kommen  von  dem  vomemen.  Meinete  Hedderschen,  das  were 
seme  meinung  nicht,  das  er  sich  mit  ihnen  reissen  oder  schlagen  solte 
omb  den  willen  oder  einen  uff  lauft  machen,  dadurch  der  rath  und 

*  den.      ^  voxL      "  von.      *  soHen.      *  den.      *"  von. 


^  Es  sind  die  Eingesessenen  dieses  Kirchspiels  gemeint,  dessen  damaliger  Um- 
^  eben  so  wenig  wie  der  der  Gertruden-  und  Ulrichsgemeinde  mit  Sicherheit 
angegeben  werden  kann.  Von  aU  diesen  Kirchen  steht  heute  keine  einzige  mehr. 
Vgl  Dreyhaupt  I.  674. 


6  Marcus  ^ttondorff. 

Stadt  umb  ehre  und  gntt  and  alle  privilegia  kommen  möchten ,  da 
wolte  ehr  nicht  gerne  bey  sein;  war  seine  meinong,  das  wir  im  rathe 
eins  gesprochen  einig  wurden  und  nemen  diss  vor  das  beste ,  das  die 
meister  diese  ding  bey  den  sitzenden  rath  setzen  weiten ,  wen  sie  des 
von  den  ihren  gemecbtiget  weren,  weren  sie  den  des  nicht  g^mech- 
tiget%  das  sie  das  an  die  ihren  brechten,  was  der  rath  in  disen  dingen 
vor  das  beste  neme  mit  volwort  der  meister,  das  das  den  so  geschehe, 
doch  onschedtlich  der  wilekire.  Diss  gespreches  weiten  ein  theils  mit 
nns  im  rathe  nicht  eins  sein,  den  sie  weiten  wider  die  meister  nicht 
thon ;  so  bleib  das.  Wardt  den  bommeistem  befohlen,  das  sie  die  vom 
tale  off  donnerstag  bey  einander  selten  haben  und  ihnen  diese  dinge 
aber  vorhalten. 

Uff  die  mittwoch  nach  mittage  (17.  Aug.?)  schickte  mein  herr  von 
BL 3^  Magdeburg^  Vincentios^  seinen  rath  zu  uns  beiden  rathsmeistem  || 
and  hübe  an  and  sagte  ans,  wie  das  mein  herr  verstanden  hette^  wie 
das  eine  marmelang  anter  ans  irre  ginge,  darvon  gros  schade  und 
leiden  konmien  möchte,  das  seine  gnade  nicht  gerne  sehe,  das  ein 
solchs  anter  den  seinen  geschehen  solte;  were  aber  das  der  rath  seiner 
gnaden  begerende  oder  der  seinen,  wolte  mein  gnediger  herr  gerne 
helfen  rathen,  das  dise  dinge  möchten  beygeleget  werden.  Sodanckten 
wir  beide  Vincentio  der  erbitang,  die  er  thete  von  meines  gnedigen 
herm  wegen  and  heften ,  es  solte  nicht  noth  haben ,  and  wol  beyge- 
leget werden,  doch  gleichwol  sprach  ich  za  Vincentio,  wen  ich  wnste, 
das  ich  mehr  am  rathe  in  solchem^  wesenals  itzand  sitzen  solte,  wolte 
ich  gott  den<^  allmechtigen  bitten,  das  ich  lieber  sterben  möchte  etc. 

Uff  donnerstag  vor  mittage  (18.  Aag.?)  hatten  die  bommeister 
die  vom^  tale  bey  einander.  Brachten  die  bommeister  diss  wort  an 
rath,  die  vom®  tale  beten  noch  den  rath,  das  sie  bleiben  möchten,  als 
sie  vor  alters  gewesen  weren  nach  laat  der  wilekire;  aach  were  ihnen 
befohlen  von  den  ihren,  sie  selten  nicht  abtreten,  den  sie  betten  sie 
nicht  hinaaff  gesatzt^.  Da  fahr  Peter  Schaff kopff  äff  and  nam  seinen 
hatt  andt  sprach  za  dem'  rath  and  za  den  meistern,  sie  weiten  en- 
hindert   in  die  dömtze  gehen  and  ein  gespreche  halten.    Da  sprach 

*  gemechtlgkett.      *>  aolohen.      «^  dem.      ^  von.      «  von.      ''  gesats.      e  den.      ^  eriJnder. 

^  Johannes,  P£BJzgraf  bei  Rhein  aus  dem  Hanse  Simmem,  geb.  1429,  Bischof 
von  Münster  1458  bis  1464,  Erzbischof  von  Magdeburg  vom  18.  Dec.  1464  —  13. 
Dec.  1475. 

2  Yincentius  Neumeister  erscheint  schon  im  J.  1468  als  Schreiber  des 
Erzbischofe  Friedrich,  DrevhauptI.(Hondorff  S.157).  Im  Jahr  1476  wird  ihm  feria 
qoarta  post  Elisabeth  am  28.  Nov.  von  dem  Erzb.  Ernst  ein  Lehnbrief  über  seine 
zahlreidien  Besitzungen  besonders  in  Grosssalza  und  zugleich  das  Versprechen  er- 
theilt,  diese  Güter  und  auch  andere  seinen  Söhnen  „ane  gäbe  und  gelt'^  zu  leihen. 
Im  Jahr  1491  weilte  Vincentius  Neumeister  nicht  mehr  unter  den  Lebenden,  am 
29.  Jan.  wurden  seine  Söhne  Johann,  Vincentius,  Christof,  Friedrich  und  Mauritius, 
zu  Grosssalza  gesessen,  mit  seinen  Gütern  in  dieser  Stadt,  femer  zu  E^en,  Stass- 
fürt,  Aken,  Irose  und  a.  a.  0.  beliehen.  Unter  dem  IbrzlHSchof  Johannes  spielte 
dieser  Rath  unserer  Chronik  zu  Folge  keine  unbedeutende  Rolle.  Lehnsregister  des 
Erzb.  Ernst  im  St.-A.  zu  Magd.  (Erzstift  Magd.  41). 


1474  August.  7 

der  bommeister  Claus  Schaffistett:^  ,yherr  ratbsmeister ,  das  geben  wir 
nicht  zn,  das  ir  sonderlich  gespreche  macht/'  So  rieff  ich  Schaff kopff 
din  mitsampt  den  meistern,  das  sie  bleiben  selten.  Da  wardt  der 
Schaff  kopff  also  poltemt  uff  Schaffsteten  nnd  tobete^  in  der  dömtze 
mit  seinen  zornigen  werten,  das  zwar  niht  ehrlich  noch  zimlich  ist 
einem,  der  in  solchen  steten  sitzt,  das  die  rede  gehört  wurden  vor  des 
rathaoses  dömtzen.  So  war  auch  Vinzentius,  meines  herm  rath, 
auch  anff  dem  rathause  nnd  möchte  diss  hören,  so  war  er  geschickt 
Yon  meines  herm  wegen  und  liss  werben,  er  bette  ein  gewerb  an  den 
rath  yon  wegen  meines  herren ,  so  lissen  wir  ihn  zu  uns  bitten.  Da 
fanb  er  ahn  undt  berichtet  eine  lange  rede  von  meines  herm  wegen, 
das  mein  herr  erfaren  bette  ^  disen  Unwillen  zwischen  dem  rath  und 
den  meistern  und  den  andern ,  so  were  das  seiner  gnaden  sehr  leidt, 
das  ein  solchs  geschehen  solte,  und  den  seinen,  möchte  er  was  in  den 
dingen  guts^  thun,  das  solcher  Unwille  beygeleget  wurde,  er  wolde  dem 
rathe  und  uns  allen  zu  willen  uff  unser  rathaus  oder,  wo  wir  weiten, 
perschönlich  kommen  unde  helfen  das  beste  rathen,  dass  ein  iglicher 
bey  dem  seinen  bleiben  möchte,  das  er  vor  alters  gehabt  hette,  und 
den  onwiUen  beylegen.  So  sprachen  wir  im  rathe,  was  wir  antworten 
weiten,  dan  die  dise  dinge  triben,  waren  nicht  geneiget,  das  mein  herr 
dise  dinge  handeln  oder  darzu  kommen  solte.  Da  meinten  wir  vom 
tale,  wie  im  den  zu  thun  stunde,  wir  musten  jo  jhe  |  auff  eine  weise  Bl.8^ 
koimnen,  so  mein  herr  zu  uns  schicket,  und  diss  anbitten  stunde  nicht 
wo!  auszuschlahen,  so  vertragen  wir  uns  und  danckten  Vincentio  von 
memes  herm  wegen  des  gutten  willen  und  hertzen,  das  mein  herr  zu 
uns  hette.  Wir  hofften  uns  guttlich  zu  vortragen,  geschehe  das  aber 
nicht,  so  solte  es  meinem  gnedigen  herm  nicht  vorhalten  werden,  son- 
dern seiner  gnaden  zu  vorstehen  gegeben  werden  etc. 

üff  S.  Partholomeus  abendt  (^.  Aug.)  vertmgen  wir  uns,  das  wir 
zedehi  machen  lissen  umb  die  gebrechen  der  stucke,  nemlich  umb  die 
whöppen  uff  dem  berge  zu  kiesen  und  umb  die  vorschleger  im  tal 
imd  umb  das  saltz  zu  setzen,  das  die  vom  tal  umb  die  stucke  abe- 
tretten  selten,  so  uns  die  parten  zuentboten  betten,  und  wir  vom  tale 
vm  beduncken  lissen  ungeburlich  und  nie  mehr  gewöhnlich  gewesen 
were,  so  wir  uns  des  im  rath  nicht  vereinigen  knnten ,  das  die  parten 
dan  ihren  willen  darzu  geben  weiten,  das  wir  kiesen  möchten  under 
denen  vom^  tale  6  und  itzlicher  gemeinheit  4  nnd  itzlicher  Innung 
2  nnd  den  vollen  gewalt  geben  weiten,  was  die  ingesambt  einmecbtig 
wurden  mitsampt  dem  rate,  wie  man  das  halten  solle,  das  ein  solches 
dan  so  gesi^ehe. 

*  leb«te.      ^  h«ttexu      *  gute.      ^  deme  von. 

^  Ein  Claus  v.  Seh.,  also  doch  wol  der  genannte,  erscheint  schon  1439  im 
ungern  Rath,  war  1440  u.  1443  Bommeister,  trat  1445  wider  in  den  engem  Rath, 
^  1446  ist  er  wider  Bommeister  und  1449  Rathsmeister.  1454,  1457,  1461,  14^ 
1465,  1468,  1471,  1474  finden  wir  ihn  als  Bommeister.  Neben  ihm  kommt  143» 
^Ihrecht  y.  Seh.  in  derselben  Würde  vor;  vor  ihm  bekleidete  das  Amt  1435  Hans  v.  M 


8  Marcus  Spittendorff. 

Uff  den  donnerstag  nach  Bartholomei  (25.  Aug.)  waren  alle  parten 
bey  einander,  nnd  die  zedel  gölten  sie  lassen  lesen,  aber  uns  wardt 
gesagt,  die  parten  weiten  die  zedel  nicht  offiiemen  noch  verhören.  Item 
uff  dem  selben  donnerstagk  yor  mittage  kamen  die  bornmeister  und 
brachten  ahn  der  vom  tale  meinangk  and  sprachen,  nach  als  vor 
betten  sie  befehlmig  von  den  ihren,  das  sie  sich  des  nicht  könten  ver- 
tragen ,  das  die  4  vom  tal ,  die  im  rath  sessen  und  zum  rathe  gekoren 
weren,  sich  vom  rathe  sondern  selten,  das  were  ihr  wille  nicht,  sondern 
wolde  iemandt  die  bornmeister  beschuldigen^,  so  weiten  sie  abtretten, 
was  der  rat  den  erkennete  nach  schult  und  antwort,  das  weiten  die 
bornmeister  dan  leiden.  Die  meister  weiten  das  nicht  eingehen,  die 
im  rathe  bey  uns  vom  tale  sassen,  weiten  auch  nicht;  denn  niemandt 
weite  uns  beylegen,  sondern  etzliche  betten  uns  wol  beygelegt,  sie 
dorften  nicht,  sie^  worden  also  überfahren  mit  werten,  das  sie  stil- 
schweigen musten. 

Do  dis  anbringen  geschach  von  den  bommeistem,  waren  die  meister 
und  ihre  beyleger  grimmig  und  baten  den  rathsmeister  Heddrieh,  das 
er  die  thore  bestellen  wolde,  das  er  wolde  die  schlussel  fordern  und 
zu  sich  nemen  und  zuschlissen;  sie  weiten  uff  2  hauffen  kommen,  was 
den  beschlossen  wurde  unter  ihnen,  das  geschehe.    Dar  hilten  wir  im 
rath  den  meistern  inne,    umb  die  thor  zuzuschlissen  brechte  gar  ein 
gros  geruchte  umbher,  und  uff  2  hauffen  zu  kommen,  da  möchte  ander 
unrath    entstehen,    der   nicht  bequem    were,    wiewol    diese    dinge, 
^^•^*     das  abetretten  belangende,  wol  andere  wege  ||  vorzunemen  betten*',  das 
das  durch  unsere  burger  möchte  erkant  werden,   wie  sich  ein  iglicher 
darinne  halten  möchte,  uff  das  wir  alle  dise  stucke  zu  eintracht  bringen 
möchten,  das  sie  auch  dis  noch  an  die  parten  bringen  weiten,  auff  das 
wir  nicht  zu  ungluck   kommen  durften.     So  baten  wir  im  rath  die 
meister,  das  sie  dise  rede  an  die  parten  brechten  und  versuchten,  ob 
sie  das  noch  ahn  ihnen  erlangen  möchten;  konten  sie  das  dan  ie  nicht 
erlangen,  das  sie  dan  bitten  weiten,  das  dis  beruhen  möchte  bis  morgen 
ireitages  (26.  Aug.),  und  sich  dan  wider  zusammenfugen ;  so  selten  die 
bornmeister  die  ihren  auch  zusanmien  haben  und  der  meister  meinung 
von  der  parte  wegen  zu  verstehen  geben  und  besehen,  ob  diese  dinge 
irgent  möchten  gemittelt  werden.    So  bliebe  das  uff  den  donnerstag. 
Ich  fugete  mich  auch  bey  etliche  vom  tal  und  sagte  inen  dise  dinge, 
das  sich  die  fast  in   die  lenge  zögen  und  nichts  gutts  darinnen  vor- 
nemen,  das  sie  das  beste  darinnen  vomemen  weiten^,   so  ich  änderst 
nicht  mercken  könte,  wir  musten  abetretten,  wir  theten  es  mit  willen 
oder  mustens  thun  durch  gebott  oder  gewalt,  wie  es  danach  geriete 
das  wir  4  im  rathe  nicht  schult  darane  haben  durften.    Uff  die  rede, 
wan  ich  fragte,  wardt  mir  gesagt,  es  were  besser,  das  wir  mit  geboten 
darzu  gebracht  wurden  und  mit  gewalt,  dan  das  ichs  mit  willen  thun 
solte,  und  vil  anderer  rede,  der  ich  nicht  schreiben  magk. 

Uffn  freitag  nach  Bartholomei  (26.  Aug.)  vor  mittage  gingen  wir 

*  beyKhloldlgen.     ^  ■<>.      '  hette.      ^  wolte. 


1474  August.  9 

wider  aofis  rathaus;  so  waren  alle  parten  yersamlet  znsammen,  da 
brachten  die  bornmeister  aber  ein  wort  von  denen  vom  tal,  das  lautet 
als  vor,  die  vom  tale  betten  ans  alleine  nicbt  gekoren,  dromb  lissen 
sie  ans  auch  nicht  abetreten,  den  nach  laat  and  Inhalt  der  wilekir% 
die  wir  geschworen  haben,  wie  dieinhelt,  werden  wir  ans  wol  halten; 
wil  ans  iemandt  draber  nötigen^  oder  gewalt  than,  das  massen  wir 
leiden.  Doch  erboten  sich  die  bornmeister  noch  eins  von  der  yom° 
tal  wegen,  wolte  iemandt  sie  beschuldigen  von  ihren  oder  des  tals 
wegen,  sie  wolten  antworten  and  abetretten;  darzu  solten  die  12  rath. 
manne,  die  vom  rathaase  verkandiget  sein,  ihrer  nach  schalt  and  ant- 
wort  gantz  mechtig  sein,  oder  woldes  der  rath  nicht  za  sich  nemen,  so 
beten  sieb  den  die  vom  tale  gantz  mechtig  aflf  meinen  herrn  von  Mag- 
deburg etc.  Diese  erbiettangk  wolte  alles  nicht  helfen,  sondern  die 
meister  waren  allesampt  halb  rasent,  sie  wolten  die  part  äff  2  haaffen 
haben.  So  geschahen  ans  do  die  gebott,  die  der  rath  za  than  hatte, 
TOD  dem  rathsmeister  Hedrich,  wir  solten  abetretten.  So  verbilden  wir 
das  gebott  und  wolten  nicht  abetretten  zum  ersten  bey  3  Schillingen,  ||  Bl.4^ 
bey  5  seh.,  bey  dreyens  5  seh.,  bey  einer  margk,  bey  3  margk,  bey 
dreiens  5  margk  and  bey  50  marck  and  bey  allen  3  geböten.  Da 
standen  die  meister  aaff  and  wolten  aas  der  dömtze  gehen ;  mit  dem 
standen  die  bornmeister  aach  aaff  and  gingen  aas  der  dömtze,  and 
die  3  pfenner  auch,  die  im  rathe  sassen,  and  ich  Marens  Spittendorff 
bleib  alleine  sitzen. 

So  gingen  die  meister  vom  rathaase  za  den  parten,  do  kamen  die 
parten  alle  zusammen  zuEysenberges  hause,  der  schustermeister  ware^. 
Der  hatte  einen  grossen  hoff,  da  hüten  sie  langen  rath.  Do  kamen 
die  meister  wider  uffs  rathaus  und  brachten  an  den  rathsmeister  Hedrich, 
er  solte  die  thor  zuschlissen  und  die  Schlüssel  bewaren  lassen  und 
die  thurme  bestellen;  und  des  dinges  war  viel,  das  sich  alles  zu  kämpfe 
und  unvemunfte  zöge.  So  gingen  die  meister  zu  den  parten  und  wider 
uflb  rathaus  in  grossen  dramme;  doch  batt  der  rath  die  meister,  das 
sie  zusehen  und  die  ihren  beten,  das  sie  nicht  Unvernunft  anrichten, 
das  nicht  ein  ergers  draus  konunen  möchte.  Da  sprachen  die  meister, 
sie  woltens  gerne  thun,  es  solte  keine  noth  haben.  Da  gingen  sie 
immer  zusammen  und  sammeten  sich,  wol  bis  der  seger  5  schlüge  anff 
den  abent.  Und  wir  sassen  immer  da.  Do  kamen,  als  ich  lebe!  30 
oder  mehr  burger  von  den  parten  auffs  rathaus  in  die  dömtze.  Da 
fiurte  Hans  Laub  das  wort  und  brachte  ahn  von  allen  parten  wegen, 

•  wOtldr.      *>  nötig.      «  von. 


^  Nickel  Eisen  borg  (Isenberg),  der  Schuhmacherzunft  angehdrig,  war  einer 
^  berrorragendsten  unter  den  Innungsmeistem.  Er  sass  1465  im  engem  Rath, 
war  1467  u.  1474  Meister  im  Rath  and  kommt  darauf  in  den  Jahren  1478,  1484, 
1437,  1490,  149B  als  Mitglied  des  engem  Raths  vor.  In  derselben  Zeit  erscheint 
aoch  Jurge  Eisenberg,  welcher  1465  Bürger  wurde  und  derselben  Zunft  angehörte, 
10  diesen  hohem  städtischen  Aemtem;  er  sass  z.  B.  1476  im  engem  RaÜi.  DU 
Fiffiilie  kommt  in  HaUe  noch  im  16.  Jahrh.  vor.    Dr.  L  1094.  1105.  ü.  610.  91C 


12 

hans,  gingen  nffis  nUhaiis  und  waren  eine  weil  bey  dem  rathe;  was 
sie  nnn  wirboi*  von  meines  heim  w^en,  das  weis  ich  nicht.  Als 
oben  geschrieboi  steht,  das  der  rath  ein  teil  nff  montagk  bey  mei- 
nem herm  war»  gewest  nff  der  borg,  mochte  mein  herr  faste  mit 
ihnen  geredt  und  anch  gebet^i  haben,  das  diese  dinge  so  nicht  vor- 
genommen wnrdoi,  das  sie  das  bey  meinen  herm  setzten,  er  hoffte» 
er  wolte  ihnen  nicht  in  nahe  sein,  wie  das  nnn  gebmt  hat,  sondern  sie 
möchten  darsn  nicht  wol  geneigt  sein  gewesen;  doch  möchten  sie 
sagen,  sie  hettens  nicht  macht  hinder  den  parten,  sie  woltens  gerne 
BL  6*  an  die  parten  i|  bringen.  Do  sie  nff  die  mittwoch  ir  gewerb  von 
meines  herm  wegen  an  den  rath  gebracht  hatten,  do  ritten  sie  vor  der 
pfenner  hoff  zn  denen  vom  tal  nnd  mochten  anch  mit  ihnen  reden 
nnd  vieleicht  ihre  meinnng  hören  nnd  ritten  wider  nff  die  bnig. 

Uff  den  nachmittagk  fnhr  der  rathsmeister  Hedrich  mit  etzlichen  aas 
dem  hdmlichen  rath  nnd  anch  andern,  die  sie  anch  zn  ihnen  gezogen,  off 
die  bnrgi  zn  meinen  herm  nnd  waren  wol  3  stunden  dranssen.  Do 
sie  wider  kamen,  fhnden  sie  die  meister  und  rathmannen  und  anch 
die  ans  den  parten  gekoren  waren  von  stnndt  nff  dem  rathanse,  aber 
ich  vemam  nichts,  wir  blieben  alle  im^  gehorsam,  darinne  uns  geboten 
war. 

Uffh  donnerstagk  (1.  Sept)  schickte  mein    herr  von  Magdebm^ 
nffis  rathans'  Yinzencinm  und  reit,  als  mir  gesagt  wardt,  zwei-   oder 
dreymahl    zu  meinem  herm    off  die   bnrg   nnd    von  meinem    herm 
wider  in  die  Stadt  nfiis  rathans.    Noch    wolte  sichs  nicht   finden   zn 
einigkeit,  wir  mosten  alle  bleiben  sitzen  im*  gehorsam.    Ich  yemam, 
sie  wolten  schlecht  nff  meinen  herm  von  Magdeburg    nicht  gehen  in 
den  parten;  die  das  spil  angefangen  hatten,  die  hattens  so  hart  in  das 
Yolck  gestossen  und  ingeblasen,  das  das   volck  nff  keine  einigkeit 
gehen  wolte,  sondern  alle  uff  hader.    Wo  fix)mme  leute  in  den  parten 
waren,   die  dise  dinge  gerne  gntt  gesehen  hetten  und  zu  Mede  rieten, 
dieselbigen  wurden  so  jemmerlich  durch  böse,  unvemunftige  wort  über- 
fahren und  mit  drauung,   sie  woiten   die  aus  den  parten  verwerfen 
und  aus  der  Stadt  dreiben,   das  dieselbigen  leute  musten  stille  schwei- 
gen und  volwort  geben,  das  sie  es  mit  den  pfennem  machten,  wie 
sie  wolden,  den   wir  pfenner  waren  gantz   nbergeboi  von  Innungen 
und  gemeinheit.     Aber  mein  herr  von  Magdeburg  und  seine  reäei 
die  auch  gute  freunde  und  schweger  in  der  Stadt  hatten,  die  thaten 
grossen  vleis  bei  denen  vom  tale,  den  hetten  sich  meines  herm  von 
Magdeburg  gewaltigen  so  nicht  darzwischen  bearbeitet,  so  weren  die 
Innungen   und    gemeinheit    alle  vor  den    pfenner  hoff  gangen    und 
möchten  sie  dar  gedrangen  haben,  wie  sie  gewolt  hetten.    Ich  vemame 

*  worben?      ^  in.      «  ^wld«r^,  aber  dnrebgectrlchfen.      '  in. 


1  unter  der  Burg  iat  stets  das  Schloss  Giebichenstein  bei  Halle  zu  versteh^L 
In  der  Stadt  selbst  besass  der  Erzlnschof  damals  keine  Behaosong. 


1474  September.  13 

aachy  das  der  ratb,  die  noch  sassen,  ||  mitgampt  den  meistern  and  den  Bl-^^ 
andern,  die  sie  za  sich  gezogen  aus  den  parten;  vereiniget  hatten,  das 
gie  die  pfenner  sondern  wollen  und  einen  iglichen  fragen,  ob  er  bey 
dem  rath  bleiben  wolte,  oder  ob  er  wolte,  das  die  pfenner  nicht  ab- 
tretten  solten,  und  das  vomemen  möchte  darauff  gehen,  das  sie  vieleicht 
meinton,  uns  ein  theil  aus  der  Stadt  zu  treiben;  so  hoffte  ich,  das  der 
alfanechtige  Gott  verhinge  solchs  über  uns,  aber  er  wolte  uns  nicht 
gantz  verlassen:  von  dem  rathe  wollten  wir  nicht  tretten,  sie  wollen 
nos  aber  einen  ungewöhnlichen  rath  vorhalten  und  wollen  die  vom 
tale  von  ihnen  weisen,  das  sich  nicht  geburte;  und  die  8  von  Innungen 
nnd  gemeinheit  wollen  der  rath  sein,  das  wollen  wir  ihnen  nicht  zu- 
geben. 

Uff  den  freitag  (2.  Sept.)  des  morgens  schickte  mein  herr  seine 
rethe  ein  theils  wider  uffs  ralhaus  und  vieleichte  auch  zu  den  pfen- 
nern ,  was  sie  worben  uff  beiden  seilen  von  meines  herm  wegen ,  und 
ritten  wider  uff  die  bürg.  Nach  mittage  zwischen  segers  3  und  4 
kam  Vincenlius  wider  von  meinem  herrn  uffs  ralhaus  alleine,  da  war 
er  eine  weil  droben  und  gieug  rabe  und  ging  zu  den  pfennem.  Gar 
nahe  umb  segers  5  kam  Heinrich  von  Ammendorff^  und  Vincenlius 
vor  das  ralhaus  geritten  und  gingen  hinauff.  Kurtz  darnach  nach  5 
kam  Hans  Zölner,  Hans  Schmidt,  Posse  Blume,  Cosmus  Nagel,  Heine 
firacbstel,  Claus  von  Jene^  und  gingen  auff  das  ralhaus  von  der 
pfenner  wegen,  dieweil  die  reihe  dffoben  waren,  was  sie  da  an  den 

rath  brachten  von  der  pfenner  wegen *    Nicht  lange  darnach 

gingen  die  6  wider  vom  rathause  und  gingen  wider  zu  den  pfennem 
in  den  hoff.  So  bliben  Heinrich  von  Amendorff  undt  Vincenlius  die- 
weil uffn  rathause;  gar  ball  hernach  kommen  die  pfenner  alzumahl  uffs 
ralhaus  auss  Bucheis  hoffe;  do  wurden  ihnen  allen  die  gebolh  abge- 
nommen'», das  sie  gingen,  wo  sie  wollen:  Heinrich  von  Ammendorf  und 
Vinzentius  ritten  vom  *=  ralhaus  umb  7  uff  den  abendt,  aber  wir  4  ralh- 
man  und  3  bommeisler  ||  blieben  noch  in  den  geboten  sitzen  in  bi.  7" 
unsern  heusem. 

*  hier  fehlt  offenbar  der  regierende  Satz.        ^  hier  finden  sich  in  der  Handschrift  noch  die 
dnrdtttrichenen  Worte  „wurden  Ihnen  allen.**        «  von. 


^  Die  Familie  v.  A.  war  damals  im  Säalkreise  sehr  angesehen.  Sie  besass  seit 
1413  Rothenburg,  womit  die  Brüder  Heinrich  und  Georg  v.  A.  1476  durch  Erzb. 
tJTist  neben  andern  Gütern  z.  B.  in  Wettin  belehnt  wurden,  Dr.  II.  795,  856. 
^on  die  Eltern  der  letzteren  waren  auch  in  Halle  begütert.  Am  9.  Nov.  1470 
"«tätigten  die  Brüder  Heinrich  imd  Georg  v.  A.  die  von  ihren  Eltern  mit  12Va 
Acker  von  der  grossen  Pfingstwiese  vor  Halle  im  dortigen  Paiüinerklo  ter  gestiftete 
Memorie.  Heinrich  von  Amme.dorff  und  Waldemar  von  Anhalt  befehligten  die  vom 
Erzbischof  Johannes  dem  Kaiser  Friedrich  IH.  1475  gesendeten  Truppen.  Seit  dem 
Jahre  1476  erscheint  Heinrich  von  Ammendorf  lüs  Hauptmann  auf  dem  GieWchen- 
stein,  Dr.  U.  Gen.  Tab.  S.  3—6. 

2  Claus  V.  Jena,  schwerlich  eine  Person  mit  dem  im  Jahre  1428  und  1432 
Jjch  dem  Bürgerbuche  im  Rathe  sitzenden  Nicolaus.  Cl  v.  J.  war  hallischer 
jjanner  und  1471  und  1475  Mitglied  des  sitzenden  Rathes.  Im  letzten  Jahre  be- 
U<sidete  er  das  Amt  des  Kümmerers,  Bl.  44  ^    Vgl.  T  ^ab.  69, 


14  Marcus  Spittendorff. 

Uffn  sonabendt  (3.  ISept)  gingen  sie  wider  zusammen  in  den 
parten  und  uff  dem  ratliause^  und  bilten  grossen  rath  umb  uns  und 
hatten  gross  geleufte. 

Uff  den  montagk  (5.  Sept.)  waren  die  innungen  und  gemeinheiten 
aber  alle  bei  einander  uff  den  vormittagk,  ehe  der  seger  12  schlugk. 
Kam  der  stattkneeht  in  mein  bauss  und   sprach,   der   rath    liss   mich 
bitten,  das  ich  uffs  rathaus  kommen  wolte.  Antwortet  ich :    warlich,  ich 
weis  es  nicht,  sie  haben  mir  fast  harte  gebott  gethan.    Sprach  er:  ihr 
solt  kommen.    Zuhandt  kam  er  noch  ein  mahl,   so  ginge  ich  vor  das 
rathaus,   und  die  andern   kamen  auch.    Do  gingen  wir  uffs  rathaus. 
So  liss  uns  der  rath  zu  ihm  heischen.    Wir  gingen  zu  ihn,   do  waren 
die  aus  den  parten  bey  ihnen  in  der  dörntzen.    Do  hub  Hedrich  an 
undt  erzalte  fast  von  diesen  gebrecheu,  die  zwischen  uns  allen  gewest 
weren  umb  das  abetreten;  das  die  vom  tal  alle  zugesagt  hatten  vor 
meinem  gnedigen   herrn  von   Magdeburg,  sie  weiten   abtreten    nach 
laut  der  wilkire,  weiten  wir  das  auch  also  halten,  das  wir  ihnen  das 
sagten.    Darauff  antwortet  ich  von  stunde  an:   „lieben  herren,    haben 
wir  uns  doch  allwegen  erboten  abezutretten  nach  laut  der  wilkire  und 
erbitten  uns  des  noch,   aber  ir  habets  nie  wollen  auffncmen  von  uns'^ 
Da  sprach  Hedrich  wider:   ,Ja  lieben  herrn,   das  ihr  auch  nicht  irret 
undt  recht  verstehet,  die  wilkire  nicht  uff  einen  oder  2  perselionen  ge- 
deutet, sondern  als  innungk  und  gemeinheit  abetretten,  so  solt  irs  auch 
halten".     Antworte  ich:    „wens    euch    die    vom*   tale    gesthen,    bin 
ich  wol  zufrieden;  aber  umb  die  andern  stuck,  das  saltz  betreffen t,  und 
umb  die   vorscbleger  und   umb  die  schöppen  uff  dem^  berge  wolten 
sie  einen  guttlichen  handel  leiden  vor  meinem  herrn  von  Magdeburg; 
aber  umb  das,   das  wir  die  geboth  verachtet  haben,    sol  14  tage  an- 
stehen, uns  dan  darumb  zu  beschuldigen  nach  laut  der  wilkire^^    So 
baten  sie  uns,  das  wir  uns  nider  wolten  setzen,  ein  iglicber  uff  seine 
stete.    Wir  meinten  nein,  weil  wir  in^  geboten  weren,   were  es   uns 
Bl.  7''  nicht  wol  zu  thun,  das  wir  uns  setzen  selten,   sondern   das  ||  sie  uns 
die  geboth  wolten  abenemen;   das  wolten  sie  nicht  thun,  sondern  wir 
musten  gedult  haben  und  uns  setzen  umb  glimpfs  willen. 

Uff  montagk  nach  mittage  (5.  Sept.)  kamen  unser  freunde,  die  von 
Magdeburg.    Die  hatten  diese  dinge  neulich  erfahren  und  waren  des 

•  von.        **  den.        *^  Ihn. 

^  Daz  Raihaus  scheint  nicht  ganz  auf  der  Stelle  ge>tanden  zu  haben ,  aiif 
welcher  das  heutige  im  Laufe  des  16.  Jahrhunderts  errichtet  wurde  Möglicher 
Weise  trat  es  weiter  nach  Westen  vor.  Wir  lassen  einige  Stellen  folgen,  aus  denen 
auf  die  I-«age  geschlossen  werden  kann:  J.  1366.  tu  twen  ewigen  missen  undor 
deme  rathuse  in  unser  capellen  (Dr.  1.  9B1.).  J.  18 90:  Capella  .  .  .  prope  pre- 
toriiun  dicti  opidi  in  honorc  sancte  Crucis  (Dr.  I.  932.).  J.  1414:  in  capella 
sancte  Crucis  in  viridario  sita  sub  theatro  sive  pretorio  (Dr.  I.  197.).  J.  1457:  an 
dem  krame,  gelegen  in  der  smerstraszen  kegen  dem  rathuse  (Schöppenbuch  Bd. 
V.  S  16'^).  Aus  den  beiden  letzten  Stellen  ziehen  wir  den  Schluss,  dass  das  da- 
malige Bathaus  nicht  in  der  unmittelbarsten  Nähe  der  Kreuzkapello  lag.  Vgl.  da- 
zu vom  Hagen,  Die  Stadt  llaUe  1.  45.  66.  223  ff. 


1474  S^tember.  15 

«ach  Behr  erscfarookeD.  Sie  schiokten  zu  dem  rathsmeister  und  lissen 
ii^  bitten,  das  er  den  heimlichen  rath  zu  ihm  heiachen  wolte,  sie  wolten 
n  im  kommen. 

Do  gingen  wir  zu  ihnen,  do  haben  sie  an  und  sagten,  wie  sie  in 
gerichts  weyse  vernommen  hetten  Uneinigkeit,  das  wir  anderlangk 
haben  wollen.  Doch  hetten  sie  warhaffcig  das  nicht  gewost,  sondern 
gemeint,  wen  daran  was  were,  wir  wurden  ihn  das  ohne  bottschaft 
nicht  haben  gelassen;  doch  were  ihnen  durch  ihre  kaufleute  so  vil  zu 
Torstehen  gegeben,  das  sie  sich  zu  uns  fugten.  Do  hüben  sie  fast  ahn 
und  erboten  sich,  wen  wir  ihrer  begerende  weren,  sie  uns  helfen  oder 
rathen  könten  mit  leib  oder  gutte»  das  wolten  sie  gerne  thun.  Auch 
lissen  wir  uns  beduncken,  das  etwas  fehrlikeit  in  den  dingen  were*, 
80  wolten  sie  die  andern  ehrlichen  stete  beschicken,  das  sie  zu  ihnen 
kernen,  und  erboten  sich  gros  und  viel  an  der  rede  etc.  Da  namen 
wir  ein  gespreche  und  wurden  eins,  das  wir  ihn  ihres  guten  willens 
und  der  wolmeinung  sehr  danckten  und  sagten  ihnen,  wie  sich  mein 
herr  und  seine  rethe  darzwischen  bearbeitet  hetten,  und  darzu  mein 
herr  vergunt  hette  eins  Mdlichen  handeis  mit  Wissenschaft,  so  das  wir 
hofilen,  die  dinge  selten  guttlich  beygeleget  werden. 

Ufin  donnerstagk  post  Crucis  (15.  Sept.)  im  jarmarckt  umb  9  vor 
mittage  kam  mein  herr  von  Magdeburg  uffs  rathaus  und  war  droben 
bis  omb  5  ufin  abent  Da  hatten  die  part^  und  die  rom  tale  fast 
rede  gegen  einander  gehabt;  doch  umb  das  abetretten,  dar  solten  die 
vom  tale  inhalden,  hatte  meines  herrn  kantzier  herr  Bernhardt  gesagt 
nach  laut  der  vrilekire ,  wie  innunge  und  gemeinheit  thun.  Uff  den 
sonabent  nechst  darnach  (17.  Sept.)  fugte  sich  mein  herr  wider  uffs 
rathaus  umb  12.  Die  von  parten  und  die  vom  tale  waren  auch 
droben,  und  ich  Marcus  Spittendorff  ^  war  auch  mit  vor  meinem  herrn 
nffh  rathause.  Da  hub  dercantzler  herrBemhartt  an  von  meines  herrn 
wegen  ||  und  fragte  den  rathsmeister  Hedrich,  ob  die  parte  auch  mehr  Bl.8' 
schulde  zu  den  yom<^  tale  hetten,  das  die  erzalt  wurden  in  gegen- 
Wertigkeit  meines  herrn.  Do  brachte  er  an  noch  4  oder  5  schulde, 
die  die  zettel  nicht  belangeten^  die  von  dem«  rathe  und  den  parten 
vor  Zeiten  gegeben  waren:  das  erste  war,  man  solte  das  saltz  gleich 
sieden;  das  zweite,  man  zöge  mehr  fronsole,  wan  die  rersigelte  zedel 
aosweiseten';  das  dritte,  das  die  vorschleger  nicht  allzeit  burger  weren; 
das  vierte,  die  eymer  über  dem  guttjar  weren  zu  gros;  das  fonfte  umb 
die  gereute.  Von  den  stucken  hatten  wir  fost  rede  underlangk  vor 
meinem  herrn.    Mein  herr  und   seine  rathgeber  hörten  faste  zu,  dar- 

*•  weren.      >>  M.  8.      ^  too.      '  belangete.      *  den.      '  «uwelMte. 


1  Unter  den  „parten*'  sind  hier  wie  fiberall  die  bürgerlich  -  socialen  Gmppen, 
in  welche  die  BevöDcerung  der  Stadt  ndt  Ausschluss  der  Pfilnner  z&cÜJilt,  zu  Ter- 
steh^:  die  sieben  grossen  Innungen  und  die  vier  Gemeinheiten.  Daher  heisst  es 
in  einer  andern  Darstellung  dieser  Verhältnisse:  ,,die  parte  von  Innungen  und 
meinheit"  und  „die  eilf  parte  von  Innungen  und  meinheit*\  Handschr.  hall.  Chronik 
der  Grftfl.  Bihl.  zu  Wernigerode  Zh.  65,  Bl.  265  *^ 


16  Marens  Spittendorff. 

nach  entwichen  wir  meinem  heim  aas  der  dömtzen.  So  mochte  mein 
herr  ans  denen  von  parten  ein  gespreche  halten,  and  sie  was  mehr 
meinem  herm  berichten  möchten  der  versigelten  zedel,  die  von  allen 
parten,  vom  rathe  gegeben  waren  and  aach  denen  vom  tale,  wie 
mans  mit  der  sole,  die  aas  dem  bom  gezogen  wnrde,  halten  soll,  die- 
selbigen  zedel  wolten  die  part  gehalten  haben  and  daraas  nicht  gehen. 
So  schickte  mein  herr  za  ans  vom  tale  Heinrich  von  Anunendorf 
and  Vincentins  and  lies  ans  sagen,  die  parte  weiten^  die  versiegelte 
zedel  gehalten  haben  and  schlechte  daraas  nicht  gehen,  was  nnser 
sin  darza  were.  Daraaff  anworten  wir  den  rethen,  wir  wolten  die 
versigelten  zedel  aach  halten;  were  irgent  ein  stacke  darinne,  das 
nicht  gehalten  warde,  das  sie  ans  das  oflfenbarten.  Das  hörten  die 
rathgeber  gerne,  das  wir  die  zedel  halten  wolten.  Do  meinten  die 
rethe,  so  wir  äff  allen  theilen  die  zedel  halten  wolten  and  anch  ge- 
halten haben,  solte  mein  herr  darinne  ein  handel  haben  oder  vor- 
nemen,  so  were  noth,  das  er  aach  die  zettel  wissen  möchte  oder  die 
Stacke  darinnen.  Daraaff  war  der  vom  tale  antwort,  ihr  wille  were, 
das  unser  gnediger  herr  die  zedel  hören  möchte  lesen.  Aber  das  wir 
im  die  zedel  vorlegen  oder  antworten  selten,  besorgten  wir  ans,  die 
parten  möchten  vorbas  ihren  zom  äff  ans  werfen,  sondern  das  sie  das 
möchten  erlangen,  das  die  part  die  zedel  wolten  vor  meinen  herm 
legen  oder  ans  vergannen,  das  wirs  thnn  möchten. 

Daramb  gingen  die  beide  rethe  fast  lange  za  den  parten  and 
wider  abe  za  meinem  herm,  bis  das  sie  ihre  zedel  selber  meinem 
herm  lissen  antworten  darch  Hedrichen.  So  lass  Vincentins  die  zedel 
in  aller  anser  gegen  Wertigkeit  Do  die  zedel  nan  gelesen  wardt,  be- 
richtet der  alte  kantzier  herr  Berahart,  so  wir  die  zedel  halten  wolten 
an  beiden  theilen  and  gehalten  haben,  so  were  das  vor  sich,  aberumb 
Bl.  8^  die  andern  Stack  wolde  ans  ||  mein  herr  bescheiden  and  besehen, 
das  die  aach  gattlich  beigeleget  möchten  werden.  Umb  die  gebott,  dar 
wir  inne  waren,  wolten  sie  meinem  herm  nicht  vergannen,  darinne 
za  handeln,  so  es  die  wilkire  betreffe;  aach  betten  sie  das  aach  nicht 
macht  hinder  den  parten,  es  were  ihn  von  ihnen  befolen,  dammb  wol- 
ten sie  die  part  äff  den  montag  bey  einander  haben,  was  sie  an  ihnen 
erlangeten,  solte  ihnen  wol  zu  wissen  werden.  Item  ans  warde  ge- 
sagt, dass  wir  vorbass  nicht  aasgehen  selten;  so  bliben  wir  afifh  mon- 
tagk  (19.  Sept.)  in  ansern  hensem  sitzen. 

Dffh  dinstagIS.  Mattheasabent  (20.  Sept.)  zwischen  9  nndt  10  Vor- 
mittage schickte  der  rath  nach  ans  allen  7  vom  tale,  die  in  ihren 
hensem  sassen.  Do  wir  kamen  nffs  rathaas,  lissen  sie  ans  heischen  in 
die  dömtze.  Da  hatten  sie  die  wilkir  anff  dem  tische  ligen,  da  hab 
Hedrich  an  and  beschaldiget  ans,  das  wir  den  gebotten  angehorsam 
gewesen  weren  and  die  verachtet,  dommb  weren*»  wir  die  pörangk 
verfallen  za  geben.  Do  habe  ich  Marcus  Spittendorff^^  ahn  und  ant- 
wortet drauff:    „lieben  herren,  die  gebott,  die  ihr  uns  gethan  habt,  las 

•  wolte.      *»  MWeren'*  doppelt.      «  M.  S. 


U14  September.  1? 

idi  mich  bedancken  unwillig  geschehen  sein;  woromb  soll  der  rath 
einem  barger  gebott  thun  bey50  marcken,  das  mus  geschehen  mit  des 
ritzenden  raths  willen,  darzu  der  meister  nnd  bornmeister.  Nun  sindt 
uns  die  gebott  geschehen  ohne  unser  undt  der  bornmeister  willen;  sindt 
die  nun  mit  gleiche  geschehen ,  wissen  wir  nicht.  Darüber  bin  ich  . 
bliben  sitzen  und  den  rathstul  nicht  gereumbt  Erkennen  sie  nun,  das 
ich  die  börungk  verpflicht  oder  verfallen  bin,  so  mus  ich  die  geben; 
aber  ich  hoffe,  sie  werden  sich  des  bedencken,  das  sie  uns  höher  be- 
nötiget und  betrenget  haben,  wan  die  wilkire  ausweiset,  darzu  wir 
nnsere  eyde  gethan  haben.  Ich  sprach  auch  mehr,  solteich  die  börungk 
je  geben,  so  bete  ich,  ob  ich  wurde  iemande  sagen,  wie  diese  dinge 
Zugängen  weren^,  und  worumb  ich  die  börungk  geben  muste,  das  ich 
höher  benötiget  und  betranget  wurde,  den  die  wilkire  ausweiset,  darzu 
ich  mein  recht  gethan  hette,  das  sie  darumb  nicht  unwillig  wurden. 
Darauff  meinten  sie  nein,  wen  diese  stucke  beygelegt  wurden,  so  muste 
des  niemandt  gedencken.  Sprach  ich  wider:  „sol  ich  auch  so  mein 
geldt  geben,  ist  mir  auch  schwerlich."  Die  bornmeister  und  die  andern 
drei,  die  im  rathe  sassen,  antworten  so:  do  das  gebott  geschehen  were, 
80  weren  sie  heim  gangen,  ||  do  die  meister  uffgestanden  weren,  do  Bl. 9^ 
hette  der  rath  ihnen  wider  lassen  geboth  thun ,  sie  selten  uAb  rathaus 
kommen,  do  kamen  sie.  Der  rathsmeister  hies  sie  nider  sitzen;  sie 
weiten  nicht  und  sprachen,  sie  weren  ingeboten,  es  geburete  sich 
lücht,  das  sie  sitzen  selten.  So  mustensie  sich  setzen.  Darumb  hoften 
rie,  das  sie  der  börungk  nicht  verpflicht  weren  zu  geben,  sondern  umb 
deu  willen,  das  ein  solch  geboth  geschehen  were,  darumb  weren  sie 
^^egangen,  sonst  were  es  nicht  geschehen,  sie  weiten  auch  ihr  recht 
thun.  Darauff  redete  der  rathsmeister  und  die  meister  so  viel,  das  sie 
meinten,  das  sie  das  Vorrechten  weiten,  stunde  nicht  zu  ihun,  sie  könden 
rieh  darinne  nicht  verwaren,  und  vil  ander  rede  mehr,  die  wir  under- 
lang  zu  den  meistern  hatten  mit  ernsten  werten,  bis  das  sie  uns  zu 
Terstehen  gaben  und  meinten,  das  wir  uns  selber  in  die  börung  schick- 
ten, auff  das  sie  es  nicht  wider  an  die  part  bringen  dörften,  den  hie- 
nadi,  wen  wirs  gern  anders  sehen,  so  können  sie  uns  nicht  helfen. 
Donunb  sagten  sie  uns  das  itzundt,  das  wir  wissenheit  davon  betten. 

Do  vnr  vom  tale  das  vemamen,  lissen  wir  uns  verduncken,  Un- 
vernunft weite  ihren  fortgangk  haben,  das  sie  uns  vielleicht  aus  der 
Stadt  verweisen  weiten  und  unsere  gutter  zu  vorkeuffen  in  vier  wecken, 
das  etzliche  wol  sagten ,  und  die  Unvernunft  gantz  gros  war.  Da  ant- 
worten wir,  lissen  sie  sich  beduncken,  das  sie  die  börung  mit  rechte 
nemen,  so  musten  wir  uns  darin  geben;  doch  so  betten  wir  die  hoff- 
nnngk,  wir  betten  das  nicht  verburet  sie  nemens  auch  mit  keinem 
rechte  von  uns;  was  wir  thun  musten,  das  könnten  wir  nicht  wolwegem. 

Von  stundt  an  bischen  sie  die  aus  allen  parten,  die  vormaLs  auch 
darbey  gewest  waren,  der  ^  ein  theil  diss  ungluck  gemacht  hatten.  Und 
die  waren  in  der  vierherrenstuben ,  das  wüsten  wir  nicht,  nut  denen 

*  were.      ^  djM. 
OMeUditaq.  d.  Pr.  Sediieii  XL  2 


18  Marcos  ^ittendorfif. 

hüten  sie  ein  lang  gespreche.  Darnach  hischen  sie  nns  wider  und 
gaben  vor,  so  wir  uns  in  die  böning  geben  betten,  so  wolten  sie  die 
parten  nfin  nachmittag  bey  einander  baben  and  den  solches  vorhalden 
und  besehen,  das  ein  solchs  zu  einer  gatten  weyse  wider  kommen 
*  möchte.  Umb  5  off  den  abent  so  wolten  sie  uns  wider  besenden;  wir 
gingen  wider  in  nnser  heuser,  es  hatte  12  geschlagen.  Uff  den  abent 
umb  5  schickte  der  rath  wider  nach  uns  und  sprachen,  das  die  part 
BL  9**  bey  einander  gewest  weren»,  aber  ihr  were  ||  wenig,  auch  weren  ihrer  vie 
nicht  einheimisch,  so  selten  wir  14  tage  frist  haben,  indes  wen  sie  die 
part  am  bequemesten  zusammen  möchten  haben,  so  heften  sie,  wir 
selten  aus  den  geboten  kommen.  Auch  brachten  sie  vor,  es  weren  einer 
oder  zwei  aus  denen  yom^  tale,  die  betten  fast  wunderliche  rede  auff 
diese  dinge  gehabt,  die  wolden  sie  auch  beschuldigen. 

Uflfh  dinstag  vigilia  Wenzelai  (27.  Sept.)  wurden  dise  vom  tal  be- 
schicket und  auch  beschuldiget.  Meister  Posse  Blume  wardt  beschul- 
diget, er  bette  gesagt,  das  die  uff  dem^  rathause  gesessen  weren  von 
den  30  mannen  ^  und  auch  die  andern  weren  alle  angezeichnet  und  ge- 
schriben,  die  zeit  möchte  kommen,  es  wurde  ihnen  und  ihren  kindern 
gedacht  des,  das  sie  itzundt  anrichten  mit  denen  vom  tale.  Wir  7 
vom  tale  gingen  nicht  in  das  gespreche  und  sassen  stille.  Damach 
wardt  Hans  Schmidt  beschuldiget,  er  bette  gesagt  auff  dem  rathause 
in  der  dömzen  vor  in  allen,  sie  stunden  den  vom  tale  nach  ehre,  leib 
und  gutt.  Hans  Schmidt  antwortet  das  und  sprach,  er  were  geschickt 
von  den"^  vom  tale  uffs  rathaus,  ihr  wort  zu  halten  und  sie  zu  vor- 
antworten,  so  bette  er  ie  gesprochen:  wie  die  leufte  itzundt  sich  be- 
geben ,  und  sie  alle  uff  einem  hanffen  weren ,  und  die  pestilentze  re. 
girte,  möchten  sie  umb  leib  und  gutt  kommen,  auch  gingen  die  rede, 
das  die  meister  den  ihren  befohlen  betten«,  wen  man  die  glocke  an- 
schlüge, es  were  tagk  oder  nacht,  so  solte  ein  iglicher.  in  seinem'  besten 
hämisch  zu  seines  meisters  haus  kommen;  daramb  wiste  er  nicht,  was 
sie  sich  vermuten  selten  etzlicher  losen  gesellen.  Die  antwort  möchte 
in  nicht  helfen.  Sie  fragten  ihn,  ob  er  die  rede  gethan  bette  von  der 
vom«^  tale  wegen,  der  sie  in  beschuldigt  betten.  Antwortet  er  ja. 
Do  musten  wir  vom  tale  abetreten  und  in  die  dömzen  gehen.  Do 
sprachen  sie  und  thaten  ihme  gebott,  das  er  bey  Sonnenschein  in  sein 
haus  muste  gehen  und  daraus  nicht,  er  thete  das  mit  ihrem^  willen. 
Damach  beschuldigeten  sie  Paul  Wittemberg,  der  solte  ihrer  gespot 
haben  und  gesprochen  zu  Lude  Bertolt  ,  .  .  ,  K  Die  wort  geschahen 
vonWittemberge:  Peter  Schaffkopf  sprach  vor  meinem  herm  von  Mag- 
deburg, die  bommeister  frönten  uff  einmal  wol  9  schock  zuber  sohle.  Das 
war  nicht. 

*  were.      *»  von.       «  den.       <*  der.         •  hette,       '  seinen.      »  von.       *»  ihren.       i   Wer 
scheint  etwas  zn  fehlen,  obgleich  im  Bümtucript  keine  Lücke  vorlianden  ist 


Vgl.  die  Einleitung. 


1474  October.  19 

II  Uffh  dinstag  nach  Francisci  (11.  Oct. )  gingen  nnsere  tage  ans.  BL 10' 
Do  gaben  sie  uns  vorbas  tage  bis  uff  den  necbsten  sontagk,  den  tag 
ans. 

Uff  den  montag  nach  Dionisi  (10.  Oct.)  sassen  wir  7  vom»  tale 
wider  in  nnsem  hensem.  Uff  denselbigen  tag  kamen  die  ehrlichen 
stedte  her  als  die  von  Braanschweig^  von  Magdeburg,  die  von  Stendel 
und  die  von  Halberstadt.  Uff  denselbigen  tagk,  ehe  die  stette  kamen, 
waren  alle  parten  beysammen  in  Eysenberges  hofe^  und  hatten  er- 
fahren, das  die  stette  kommen  worden.  So  war  der  rath,  als  ich  ver. 
nam,  bey  ihnen  gewesen,  nnd  hatten  da  so  vil  beschlossen,  das  uns 
der  rath  die  gebothe  abenemen  solte,  weiten  wir  das  änderst  halten, 
das  ihn  durch  meines  herrn  von  Magdeburg  rethe  als  durch  Heinrich 
TOD  Ammendorf  und  Vinzencius  zugesagt  wurde  von  der  yom*>  tale 
wegen  umb  das  abetretten  und  auch  umb  die  vorschleger  zettel  zu 
halten;  aber  umb  die  börungk,  das  hatten  die  part  bey  die  gesatzt^^y 
die  Yon  innungk  und  gemeinheit  wegen  uns  diese  Ungnade  thaten. 

üff  denselbigen  montag  umb  vesper  zeit  besandte  uns  der  rath^ 
da  kamen  wir  alle  7  uffs  rathauss,  und  die  von  Stendel  lagen  bey 
Hans  Bussen^,  die  waren  ehe  gekommen  mit  den  andern  stedten,  ehe 
wir  besandt  worden,  so  das  die  stete  vememen  mochten,  das  wir  noch 
in  dem  gehorsam  waren.  Do  wir  aufe  rathauss  kamen,  berichten  sie 
uns  durch  Hedrich,  wie  die  part  bey  einander  weren  gewesen,  auff  das 
diese  dinge  möchten  uff  ein  ende  kommen;  wolten  wir  das  nun  hal- 
ten omb  das  abtreten,  als  das  mein  herr  von  Magdeburg  durch  die 
geinen  besprochen  und  die  vom^  tale  zugesagt  betten,  und  auch  das 
wir  die  versigelten  zettel  halten  wolten®,  und  das  maus  mit  der  frone 
80  solte  halten,  als  das  vor  alters  were  gehalten  worden ;  wolten  wir' 
imsem  willen  darzu  geben,  das  wir  ilmen  das  zu  verstehen  geben. 
Auch  sprachen  sie,  sie  betten  yemommen,  das  die  ehrlichen  stedte 
kommen  solten,  was  die  wolten,  oder  wer  ihnen  geschriben  bette 
wossten  sie  nicht.  Darauff  namen  wir  ein  gesprech  und  antwortten^ 
das  die  ehrlichen  stette  hiher  kemen  oder  warumb,  wisten  wir  nicht- 
sie  durften  uns  darumb  nit  yerdencken;  aber  umb  das  abtretten,  das 
die  vom  tale  vor  meinem  herrn  zugesagt,  oder  durch  seiner  gnade 

*  Ton.      b  Ton.      0  geMtts.      ^  von.      *  wolle.      '  hier  In  der  Hendsohrtft  noch  none.*' 


1  Aach  fÜrHaUe  gilt  die  Bemerkong,  welche  von  Leipzig  gemacht  worden  ist: 
j^BezOgUch  der  Höfe  in  den  die  älteste  Stadtanlage  bildenden  Strassen  tritt  noch 
im  15.  und  16.  Jahrh.  der  ursprüngliche  Oiaracter,  die  Bestimmung  zum  Betriebe 
der  Landwirthschaft  deutlich  hervor"',  Ck>d.  dipl.  Saz.  ü.  Haupttheü  Bd.  8  S.  XIY. 
Nach  den  Sdiöppenbüchem  gab  es  selbst  in  Strassen,  welche  gewiss  auch  damals 
zu  den  engen  gehörten  z.  B.  in  der  Schmeerstrasse,  der  Clausstrasse,  Höfe  mit 
Scheunen. 

^  DerhaOische  Text  hat  hier  „Possen.  "AUein  aus  der  magdeburgischen  Hand- 
schrift ergibt  sich,  dass  Hans  Busse  gemeint  ist,  welcher  in  diesem  Jahre  (vgL 
S.  1)  Mi^ed  des  engem  Käthes  war. 


20  Marcos  Spittendorft 

rethe  besprochen  were  za  halden,  auch  die  versigelte  zettel  zu  halten, 
weren  wir  vor  unser  perschon  wol  zufnden,  sondern  wir  baten,  weren 
etzliche  stucke  in  dem  zedel,  darum  die  bommeister  den  rath  wurden 
anruffen,  das  sie  in  darzu  beistandt  thun  weiten.  Do  sprachen  sie 
jha. 

Bl.  10^  II  Do  hatte  Hedrich  eine  zedel,  die  hatten  sie  begrifien  und  vor 

den  parten  gelesen,  die  las  er  uns  auch.  Da  stunden  inne  die  zwei 
stuck  umb  das  abtreten  und  umb  die  versigelten  zettel,  wie  das  vor 
meinem  herm  verlesen*  wardt  und  auch,  als  ich  lebe!  umb  die  fron- 
sole.  Do  bericht  uns  Hedrich  fort,  sie  betten  sonst  noch  3  oder  4 
stuck,  da  weiten  wir  sonst  handel  darvon  haben,  wen  wir  ein  wenig 
mussig  weren.  Da  namen  wir  aber  ein  gesprech  und  sprachen,  das 
die  zedel  den  bommeistem  möchten^  werden,  und  das  sie  uns  die 
stucke  auch  berichten  weiten,  were  daran  macht  gelegen,  auff  das  die 
vom  tale  auch  ein  wissen  darvon  haben  möchten.  Da  meinten  sie  ja, 
die  zedel  selten  uns  werden.  Das  waren  die  stucke:  1.  niemandt  soll 
pfanwerken  uff  weinachten,  er  sol  eigne  hausung  haben  und  darinne 
wonen.  Das  ander:  den  vorschlegem.  soll  man  nicht  Urlaub  geben 
vor  pfingsten.  Das  dritte:  kein  pfenner  sol  mehr  haben  den 2 gereute. 
Das  virte:  das  alle  part  des  virteljahres  ein  mahl  zusammen  kommen 
sollen  und  sagen,  was  ihn  noth  ist,  aber  sie  sollen  dem  rathe  das  zu- 
sagen, das  der  rath  macht  habe  das  geschos  zu  nemen,  wen  ihnen  das 
bequeme  ist,  das  die  parten  das  nicht  hindern  sollen.  So  namen  sie 
uns  die  gebott  abe;  umb  die  börung  solte  das  guttlich  anstehen  ein 
14  tage,  sie  heften,  sie  weiten  sich  des  mit  uns  wol  vertragen  etc. 

Uff  dinstagk  vor  mittage  (11.  Oct.)  kamen  die  ehrlichen  stedtezu 
uns  auis  rathaus:  darumb  hatten  sie  uns  uff  den  montagk  zuvorlassen 
bitten,  das  wir  sie  leiden  weiten.  Sie  brachten  an,  wie  sie  vernommen 
betten  durch  mancherley  rede,  die  dan  bey  ihnen  richtig  ginge,  wie 
das  der  rath,  Innungen  und  gemeinheit  und  die  vom  tale  uneins  weren. 
Dasselbige  sie  dan  fast  zu  hertzen  und  in  tieffe  betrachtung  genommen  bet- 
ten, darumb  hetten  die  ehrlichen  stette,  so  sie  uns  verwandt  sindt,  im  aller 
besten  forgenommen  und  die  ihren  zu  uns  geschickt,  die  gebrechen  zu 
verhören  und  die  auch  beyzulegen,  uff  das  die  ehrliche  stodt  und  die 
burger  gemeine  zu  hide  und  gnade  konunen  möchten.  Aber  so  die 
von  Magdeburg,  so  am  nechsten  hellischen  marckte  bey  uns  gewest 
waren  auch  des  irthumbs  halben  zwischen  uns,  und  sie  kurz  abgericht 
worden,  das  die  gebrechen  nichts  uff  sich  hetten  und  wol  guttlich  bey- 
gelegt  selten  werden,  und  sie  des  nicht  befinden,  dorumb  weiten  sie 
ihr  gemut  wissen,  wovon  sich  der  Ursprung  gehoben  bette.  So  wardt 
der  rath  mitsampt  den  meistern  das  znfriden,  das  Hedrich  das  verzelen 
solte.    So  sagte  ich  inrede  darin,  aber  doch  gleichwol  auf  das  glimpf- 

Bl.  11*  liebste;  wardt  das  ||  erzalt  nicht  gantz  und  als  sich  die  wort  begeben 
hatten.  Doch  wardt  gesagt  von  Hedrichen,  wir  weren  unsers  dinges 
nun  wol  zufriden,  es  were  unter  uns    auch  wol  beygelegt  nach  der 

*-  verlMsen.      ^  m<)chte. 


1474  October.  21 

weise,  als  das  vor  meinem  herm  yon  Magdeburg  in  der  zedel  and 
auch  dem  stuck  in  der  wilkir  besprochen  ist,  das  die  parten  von  in- 
Dungen  und  gemeinheit  die  versigelte  zedel  über  der  regierung  der  sole  und 
der  böme  und  was  mehr  darinne  stet,  wollen  gehalden  haben  von 
dem  tal.  Daranff  die  vom  tale  geantwortet  haben,  sie  sindt  geneiget, 
die  zedel  zu  halten.  Und  darumb  meinte  Hedrich  nun  von«  der  par- 
te wegen,  was  wir  sonst  anders  mehr  zu  thun  betten,  das  wolten  wir 
guttlich  und  freundtlich  anderlang  unter  uns  vertragen.  Do  dis  die 
ehrlichen  stedte  horten,  begerten  sie,  das  sie  die  zedel  hören  möchten 
und  die  stucke  der  wilkir.  Do  sprachen  wir  darumb,  so  wolten  die 
meister  das  gerne  nicht  vergönnen,  den  sie  sprachen,  es  were  bericht, 
bis  das  wir  im  rathe  so  vil  redten,  das  man  in  die  zettel  solte  lesen, 
sondern  das  stucke  der  wilkire,  das  wolten  die  meister  nicht,  das  man 
in  das  weysen  solte,  sondern  wir  schwigen  stille. 

Ufi  den  nachmittag  brachte  der  bommeister  Claus  Schafstet  die 
zedel,  die  versigelt  waren,  das  war  im  befolen,  und  das  wart  gelesen. 
Do  die  ehrlichen  stedte  die  zedel  gebort  hatten,  marckten  sie  wol,  das 
man  ihn  nicht  mehr  weysen  wolte.  Da  baten  sie  uns,  das  wir  in  die 
ehre  gunnen  wolten,  das  sie  einen  guttlichen  handel  möchten  haben. 
Des  waren  die  meister  und  auch  ein  theil  im  rathe  nicht  geneiget,  ir- 
gent  handel  zu  leiden.  Die  stedte  lissen  nicht  abe,  sondern  baten  zwir 
oder  3  mahl,  das  wir  in  eines  guttlichen  handeis  vergönnen  wolten, 
das  der  irthumb  gantz  und  gar  möchte  beygelegt  werden,  auflf  das  sie 
die  ihren  grundtlich  möchten  berichten;  und  baten  iurder,  betten  sie 
des  nicht  macht,  das  sie  die  part  beysammen  wolten  haben  und  das 
bey  ihnen  erlangen.  Der  rath  batt  die  meister,  das  sie  die  ihren  wolten 
bey  einander  haben.  WorumbV  Theten  wir  das  nicht,  so  wurden  wir 
des  in  grosse  verdacht  konmien  bey  den  ehrlichen  stetten.  Die  meister 
sprachen  jha ,  sie  wolten  die  ihren  bey  einander  haben ,  sie  hettens 
aber  so  nur  mögen  lassen.  Worumb?  Die  meister  regirten  das  spil; 
wie  sie  den  an&ng  dieser  dinge  gethan  hatten,  so  thaten  sie  hirmit 
aach.  Aber  die  vom  tale  hettens  gerne  gesehen,  das  die  ehrlichen 
fitette  einen  guttlichen  handel  zwischen  uns  gehalten  betten,  das  war 
auch  der  vom  thale  wiUe  gantz  wol.  Aber  die  meister  und  andere 
mehr  waren  auch  des  nicht  geneiget. 

II  Uflf  die  mittwoche  vor  mittage  (12.  Oct)  waren  alle  parten  bey  Bl.  11 
einander,  ein  itzlicher  in  seines  meisters  hause,  und  hatten  angebracht 
was  der  ehrlichen  stette,  die  zu  uns  geschickt  waren,  meinung,  bitte 
und  begerung  war,  das  sie  in  diser  dinge  einen  guttlichen  handel  ver- 
gmmen  wolten,  der  keinem  theil  zu  nahe  oder  zu  schedtlich  sein  solte 
an  ehren  noch  an  eyden.  Dis  war  umbsonst.  Die  meister  brachten 
ein  antwort  von  den  parten,  als  sie  vormals  gethan  hatten.  Worumb? 
Die  meister  sputen  das  spil  mit  den  unvernünftigen,  die  sie  zu  ihn  ge- 
z(^n  hatten.  Diese  dinge  vemamen  die  stette  und  marckten  auch 
wol,  wie  diese  dinge  zugingen  mit    den  meistern  und  hatten  auch 


22  Marcus  Spittendorff. 

merglichen  verdriss  drinne.  Sie  gingen  von  uns  und  baten ,  das  wir 
uflf  den  donnerstag  (13.  Oet.)  vor  mittage  wider  zusammen  wolten 
kommen,  sie  betten  uns  was  mebr  zu  sagen,  dar  uns  allen  und  aueh 
den  ebriicben  stetten  und  dem  gantzen  stifite  macbt  angelegen  were. 
Es  gescbaeb.  Uff  den  donnerstagk  vor  mittage  buben  die  von  stetten 
an  mancherley  rede,  die  sie  erzalten,  die  ibn  befoblen  war  von  den 
ibren,  wie  sie  sieb  in  disen  dingen  bey  uns  balten  solten,  und  sagten 
manebe  febrligkeit,  die  birinne  zu  bedencken,  die  dan  noeb  nicbt  vor 
äugen,  sondern  naebmals  draus  kommen  möcbte  und  uns  und  ibn  und 
dem  gantzen  stiffte  zu  grossem»  Jammer  und  leide  gedeyen  möcbte, 
und  wie  es  andern  stedten  ergangen  were,  die  einen  kleinen  irtbumb 
unter  sieb  gebabt  und  angeboben  betten,  der  dan  disem^  niebt  gleicb 
were  gewest,  und  von  dem  kleinen  zum  grossem  kommen,  so  das  sieb 
gros  Jammer  und  notb  darvon  erbaben  bette,  das  sie  das  aueb  be- 
deneken  wolten,  leider  wie  gesebab  Mentz,  Littieb  ^  und  andern  stedten 
mebr,  da  von  geringem  ^  Unwillen  gros  Jammer  gescbaeb,  das  sie  das 
zu  bertzen  nemen  wolten  und  ibnen  noeb  vergönnen  einen  guttlicben 
bandel,  das  die  dinge  grundtlieb  zwiscben  dem  rathe  und  den  meistern 
und  allen  perscbonen  möcbten*  beygelegt  werden,  und  ander  rede  vil 
mebr,  die  von  der  stedte  wegen  erzalt  worden.  Sie  spracben,  wir  weren 
gemarckt  in  etlicben  dingen,  das  wir  dar  ein  uffseben  zu  betten,  das 
den  belangete  ebr  und  eidt;  nun  wolten  sie  das  mit  gottes  bulfe  so 
Vertilgen,  das  niemand  zu  nabe  an  ebren  noeb  an  eyden  sein  solte. 

Diese  rede  vilmer  balfen  niebt,  die  meister  woltens  nicbt  dulden 
Bl.  12^  noeb  die  parten.  Hedricb  war  aucb  nicbt  ||  geneiget  und  aucb  etzliebe 
im  ratbe,  als  im  anfang. 

üff  den  nacbmittag  kamen  die  stette  wider  zu  uns  uffs  ratbaus 
und  baten,  das  wir  vom  tale  ibnen  entweicben  wolten,  sie  wolten  mit 
den  meistern  sprecben  und  den  ratbmannen,  und  damacb  wolten  sie 
mit  uns  sprecben.  Diss  wolten  die  meister  nicbt  vergunnen,  bis  wir 
so  vil  underlang  redten,  das  sie  das  zufrieden  worden,  also  das  wir 
vom  tale  entweicben  solten;  aber  wenn  sie  mit  den  meistern  betten 
gesprocben  und  damacb  mit  uns  vom  tale  aucb  sprecben  wolten,  so 
solten  wir  das  tbun  in  der  vierberren  dömtze.  Daranff  antworteten 
wir  vom  tale :  , Ja  lieben  meister,  wir  wollen  eucb  die  ebre  gönnen,  das 
ir  nicbt  reumen  dörfet,  wir  wollen  geme  reumen."  Da  waren  die  von 
Magdeburg  alleine  bey  den  meistem,  und  die  andern  stette  waren  in 
der  vierberren  dömtze.  Da  mocbten  die  von  Magdeburg  faste  rede 
mit  ibnen  baben,  wie  sie  ibn  verwandt  weren  «  förder  den  andern 
stedten,  und  uns  einer  dem  andem  eidtbaftigk  und  aucb  dnrcb  privi- 
legia  und  durcb  die  wilkir  verwandt  weren,  und  wie  wir  alle  jabre  in 
vemeuerung  der  rede  zusammen  kommen   musten  durcb  sonderlicbe 

*  grooen.      *»  dlsen.      «  geringen.      *  möchte.      •  were. 


1  Der  Erzbischof  Adolf  v.  Nassau  eroberte  Mainz  in  derNacht  vom  27—28.  Oct. 
1462,  Karl  der  Kühne  Lüttich  am  30.  Oct.  1468. 


1474  October.  23 

verschreibiuig,  und  fast  andere  yil  rede  und  wolmeinnngk  zn  verstehen 
gegeben  hatten,  das  sie  ie  meinten,  sie  wolten  das  uff  andre  wege 
bringen.  Es  half  alles  nicht,  es  war  nmbsonst.  Do  kamen  die  von 
Magdeburg  zu  uns  vom  tal  und  sagten,  das  sie  möchten  keines  an 
Omen  erlangen  und  berichten  uns  des  auch,  was  sie  in  vorgehalten 
betten;  das  waren  wir  willig,  den  worumb?  Was  sich  die  unsem  mit 
ihnen  verschriben  haben,  ist  billich,  das  das  gehalten  werde,  und  do- 
rumb  betten  wir  vom  tale  inen  gerne  vergunt  einen  guttlichen  handel, 
den  wir  habens  im  an&ng  dises  irthumbs  uff  die  von  Magdeburg  ge- 
boten zu  erkennen,  aber  es  möchte  uns  darzu  nicht  kommen. 

Do  gingen  die  von  Magdeburg  wider  zu  den  andern  von  den 
wirdigen»  stedten  und  sagten  ihn  dise  dinge.  Do  kamen  sie  alle 
wider  zu  uns  in  den  rath,  als  wir  sassen,  und  hüben  noch  ahn  als  vor- 
mals den  rathsmeister  Hedrich  mitsampt  den  rathmannen  und  die 
meister  zu  bitten,  als  sie  vormals  gethan  hatten,  ||  das  sie  so  gar  stump  BL 12^ 
von  ihnen  nicht  abgeweist  wurden,  sondern  sie  wolten  ansehen  die 
wolmeinung  der  stc^te,  die  sie  gesandt  ketten,  und  wolten  betrachten, 
was  überlang  aus  diesen  dingen  konunen  möchte,  das  alles  zu  vor- 
waren.  Baten  sie  noch,  das  wir  ihn  die  ehre  vergunnen  wolten,  das 
sie  noch  einen  guttlichen  handel  möchten  zwischen  uns  haben ,  die 
dinge  grundtlich  bejzulegen,  das  were  ihnen  von  den  stedten  so  be- 
foblen. 

Die  von  Magdeburg  sprachen  auch,  sie  wolten  nicht  wegk  zihen, 
dise  dinge  weren  den  beygeleget,  selten  sie  auch  4  wochen  harren. 

Diese  rede  und  meinung  half  nicht,  die  meister  wolten  darein 
nicht  gehen,  sie  sprachen,  die  Sache  were  entricht  vor  meinem  herm, 
aoch  betten  wir  vom  tale  in  das  zugesagt,  dabey  wolten  sie  es  lassen 
bleiben  und  wolten  furder  keinen  handel  dulden  oder  leiden  und 
daockten  den  stetten,  sie  dörften  darnach  nicht  harren. 

Uff  den  abent,  do  sie  von  uns  gehen  wolten  und  noch  bey  uns 
in  der  rathaus  dömtzen  waren,  hüben  die  von  Magdeburg  ahn.  Hein- 
rieh Werner  der  burgemeistere,  und  sprachen  \  zu  uns,  wie  das  die  von 
Bnumschweig  und  Halberstadt  vffa  freitag  (14.  Oci)  von  uns  musten, 
und  die  von  Magdeburg  wolten  noch  bleiben,  sie  hofften,  wir  wurden 
in  ein  ander  antwort  geben.  Sie  wolten  auch  uff  morgen  wider  zu 
uns  konunen,  das  die  meister  und  wir  die  dinge  beschlaffen  wolden. 
Mdnten  die  meister,  sie  geben  in  keine  ander  antwort  Worumb?  Die 
Parten  betten  in  nicht  änderst  befolen,  dammb  were  nicht  not,  das  sie 
fbrder  angezogen  und  genötiget  wurden:  selten  sie  die  parten  wider 
zQsammen  haben,  das  möchte  erger  werden  den  vor.^ 

*-  Jrdlimi.    ^  iprKb. 

^  Aus  einem  undatierten  anonymoi  Briefe  an  einen  ,4ieben  B[erm  Bornmeister'S 
i^dcher  In  diese  Zeit  zu  gehören  scheint:  „üff  solche  zedel  haben  die  meister  das 
vort  eingebracht,  das  die  part  keinen  handel  von  ihn  leiden  woUen,  denn  die  sache 
vere  alltoreit  hingeleget,  sie  wc^en  sich  auch  wd  onderlangk  gattHch  vorlagen 
md  konden  anch  anders  kein  wort  nicht  von  ihnen  brengen, do  sprachen 


24  Marcos  Spittendorff. 

Uffn  freitag  frue  (14.  Oct.)  umb  segers  7  hatten  die  von  Magde- 
burg geschickt  zu  dem  rathsmeister  Hedrich  and  in  lassen  bitten ,  das 
er  seiner  herren  drei  oder  vier  zn  ihme  vorbiten  wolte,  sie  wolten  zu 
im  kommen  und  noch  etwas  mit  ihnen  reden.  So  hisch  Hedrich  den 
heimlichen  rath  und  sagete  uns  das  von  den  von  Magdeburg.  So 
wurde  wir  des  zufriden  und  schickten  zu  in,  wiewol  die  meister  das 
lieber  gelassen  betten,  wenn  sie  der  unere  nicht  geforcht  betten.  Do 
hüben  die  von  Magdeburg  an,  als  vor  geschriben  stehet,  und  bericli. 
ten,  so  der  abscheidt  zuvor  war,  das  wir  die  dinge  beschlaffen  selten. 
Baten  sie  den  rathsmeister  und  die  meister,  das  sie  ihnen  noch  wolten 
eine  guttliche  antwort  geben;  das  wolde  nicht  sein.  Sie  baten  noch 
eins,  sie  baten  das  3.  mahl  umb  gottes  willen  und  ermaneten  sie  bey 
Bl.  13*  lleyden  und  bey  ehren,  das  wir  in  verpflicht  und  sie  uns  weren;  es 
half  nicht,  sie  kunten  keine  guttlikeit  erlangen.  Do  sie  das  ie  ver- 
namen,  das  sie  in  keine  redtlikeit  nicht  gehen  wolten,  do  fragten  die 
von  Magdeburg  und  sprachen:  lieben  hem,  wir  waren  in  verhof- 
nung*,  die  dinge  selten  ufi  andre  wege  kommen  sein,  nun  das  aber 
nicht  sein  mag,  so  geben  wir  das  unserm  herr  gott ;  nun  lieben  herm, 
so  wir  nun  mit  einander  zusammen  mit  eiden  verstrickt  und  verschri- 
ben  sein  2,  des  wir  denn  alle  jähr  in  vemeurungk  der  rede  zusammen 
kommen  an  die  ende,  da  das  gewönlich  ist,  hoffen  wir,  ir  werdet  uns 
das  so  halten,  nachdem  unser  verschreibung  so  inhelt.  Darauff  namen 
wir  ein  gesprech  und  sagten  ja,  wir  wolten  das  halten,  und  was  wir 
in  zugesagt  betten  oder  mit  eiden  verbunden  weren,  und  auch  die 
nach  uns  wurden.    Da  sprach  Heinrich  Muller  von  Magdeburg:^  „lieben 

*  fii  itefat  hier:  wir  ie  vexiiofatixig. 


die  meister,  weren  sie  ehe  kommen ,  so  wolden  die  part  gerne  einen  handel  geliden 
haben,  aber  nmi  kanten  sie  keines  an  ihnen  erlangen  und  forchten,  die  dinge  möch- 
ten sie  ergem  damit,  wenn  sie  könden  dem  volcke  nicht  gesteuem.  Beilagen  zur 
DarsteUung  Spittendorfts  BL  360*». 

a  Von  welcher  eidlichen  Verbindung  der  beiden  Städte  mag  hier  die  Rede  sein? 
Sollte  sich  Sp.  noch  auf  das  Bündnis  Tom  24.  Dec  1348  beziehen,  dessen  Uriamde 
Dr.n.  299  mittheilt,  oder  auf  ein  roateres?  Wahrscheinlich  hat  er  nur  die  Bundes- 
genossenschaft, welche  beide  Städte  m  der  Hanse  verknüpfte,  im  Auge.  Im  14.  Jahr- 
hundert  trat  Halle  sehr  oft  mit  Magdeburg  zu  solchen  Vereinigungen  zusammen, 
so  1343,  1345,  1351,  1361,  1363,  1370,  1376,  1383,  1389. 

»  H.  M.  sass  schon  im  Jahr  1466  im  Eath  der  Stadt  Magdeburg,  wie  der  Ver- 
gleich des  Baths  von  Magdeburg  zwischen  dem  Erzbischof  Johannes  und  der  Stadt 
Halle  vom  9.  Juli  beweist.  „Darbie  sint  gewest  de  hochgebome  ftirste  und  herre, 
herre  Stefißan,  pfaltzgrave  by  Ryn  und  herthoge  in  Beyern,  und  de  erhaftige  her 
Paulus  Busse,  im  geistliken  rechte  lerer  und  provest  tho  sünte  Mauritz  yn  Halle, 
von  des  vorgnanten  unses  gnedigen  hem  von  Magdeborg  wegen,  und  de  ersamen, 
wiesen  Bereke  (?)  vam  Kelre,  itzunde  sittende  Borgermeister,  Obick  Drewes,  Lu- 
decke vamKelre,  Cziliacus  Degener  und  Hans  Mulre  thom  gülden  ringe  von  unses 
des  rades  tho  Magdeborg  wegen,  Hans  Cluke,  radesmester,  und  Hans  von  Waltheym, 
bomemester  over  dem  dudischen  bome  tho  Halle,  von  des  ersamen  rades  tho  HaUe 
wegen."  Aus  Dr.'s  Papieren  nach  einem  verlornen  Pergamentcodex  des  Baths  der 
Stadt  Halle.  Im  Jahr  1476  war  H.  M.  Bürgermeister  der  Altstadt  Mi^deburg,  Dr. 
L  165  upd  wAitflr  unten  BL  53^    Hoffmann,  Geschichte  der  Stadt  Magdeburg  1 42X. 


1474  October.  25 

herrn,  wir  hören  das  gerne,  wir  wollen  das  den  nnsem  so  auch  sagen/' 
Do  sprach  lorge  Seile,  der  der  meister  wort  hilt:  „die  nnsem  haben 
nns  das  anch  befohlen,  was  wir  mit  euch  verbunden  oder  vereidet  sein» 
das  wollen  sie  halten/'  Do  schieden  sie  von  uns  und  gesegneten  nns. 
Aber  sie  bliben  den  tag  noch  hier,  der  rath  löset  sie  alle  ans  der  her- 
bei^. 

Damach  wol  nber  acht  tage  hüten  die  meister  faste  ahn  nff  dem 
rathause,  das  die  dinge  gantz  möchten  beygelegt  werden,  nnd  das  wir 
einen  handel  vomemen  weiten,  wie  es  nmb  die  stucke  und  gebrechen 
Yorbas  solte  gehalten  werden. 

Da  gab  Hedrich  den  bommeistem  die  zettel,  die  sie  gemacht  nnd 
vor*  den  parten  gelesen  hatten,  die  zettel  solten  sie  denen  vom  tale 
bringen.  Das  geschach.  Ufi  die  zettel  war  der  vom  tale  antwort  durch 
die  bommeister,  was  sie  den  rath  betten  zugesagt  vor  meinem  herm 
ron  Magdeburg,  das  weiten  sie  halten.  Baten  die  vom  tale,  das  die 
anch  gehalten  wurde.  Diese  antwort  geschach  uff  dinstag  nach  der  elf- 
tausent  Jungfrauen  tagk  (25.  Oct.).  Umb  die  andem  stuck,  die  in  der 
zettel  nicht  geschriben,  sondern  die  vor  den  parten  ||  gelesen  und  die  BLIS^ 
meister  mit  Hedrich  und  andem  gemacht  haben,  nemlich  3  oder  4 
stucke,  als  vor^  geschriben,  da  thaten  die  bommeister  von  der  vom  tal 
wegen  auch  antwort  uff  und  sagten  auch  fast  ihre  bewegung,  die  sie 
draoff  hatten,  und  wir  im  ratheauch,  so  das  nicht  ein  gantzer  beschlus 
wart,  sondem  die  meister  rickten  uff,  die  zuber  über  dem  Hackenbom 
solten  zu  gros  sein.  Sprachen  die  bommeister  und  wir  vom  tal,  das 
man  einen  zuber  holen  lisse  vom  Hackenbom;  meinten  die  meister,  es 
were  auch  ein  mas  da  bey  demselben  bom,  das  solten  sie  mitbringen, 
darnach  solten  die  zuber  gemacht  werden.  Wir  bestalten,  das  ein 
zuber  und  das  mas  vom  Hackenbom  auf  das  rathaus  gebracht  wart, 
und  schickten  auch  nach  Paul  Fleischhauer  ^  und  Mattes  Penne  ^^  die 
die  zuber  pflegten  zu  machen.  Sie  brachten  einen  neuen  zuber  und 
beide  ihre  ejseme  mas,  damach  sie  die  zuber  pflegten  zu  machen,  uffis 
rathaus  und  sprachen  auch  beide  bey  waren  werten,  das  sie  die  mas 
von  ihren  eltem  betten.  Und  Mattes  Penne  sprach,  das  sein  vater  vor 
30  oder  40  jaren  die  zuber  gemacht  bette  ^  und  nie  anders  den  nach  einem 
solchen  mas,  der  er  eines  ^  uff  die  zeit  uffh  rathaus  hatte,  und  Paul  Fleisch- 
hauer auch  eins  hatte.  So  gingen  die  meister  fast  und  massen,  Hed- 
rich auch;  aber  sie  kunten  nicht  finden,  das  sie  Ursache  zu  uns  haben 
möchten.    Aber  das  mas,  das  bey  dem  Hackenbom  pflag  zu  sein,  das 

*  von.      ^  Pennlg.      '^  hetten.      ^  einem. 


1  Vgl.  S.  20. 

^PaulFleischhauer  war  1470 Meister  im  Rath,  1478  Mitglied  des  engem Raths, 
1479,  1482,  1485  u.  1488  Rathsmeister.  Vor  ihm  kommt  Caspar  Fl.  von  1441  bis 
1459  als  Mitglied  des  engem  Raths  und  der  Meister  vor. 

s  Matthias  Renne  1466  und  1469  Meister,  1472  Mitglied  des  engem  Raths, 
1478,  1481,  1484,  1487,  1490,  1493,  1496  Rathsmeister.  Die  Familie  erscheint  schon 
Im  Anfange  des  Jahrhunderts  selbst  im  engem  Rathe. 


2^  Marcos  Spittendorff. 

war  ein  wenig  kartzer,  den  Matthes  Pennen^  und  Paul  Fleischhaners. 
Das  kam  davon,  die  knechte  hattens  anch  selber  gesagt  und  Clans 
Werner  der  nnderbommeister,  das  sie  mit  dem  eysen  dasfeuer  schireten 
nnd  reameten  bisweilen  die  gössen  darmitte  nnd  were  aoff  die  steine 
geworfen  vor  langer  zeit,  das  das  so  ein  wenig  vematzt^  and  kortzer 
war,  den  die  andern  zwey,  darnach  die  znber  stete  gemacht  worden. 

^i- 1^'  So  bleib  ||  es  bey  den  massen  Matthes  Pennen  nnd  Paul  Fleischhaners. 
Und  die  meister  mästen  genügen  haben  und  es  so  lassen  bleiben. 
Lorentz  von  Renden  nam  das  mas  vom  Hackenbom  nnd  liss  es  machen 
nach  den  andern  2  massen. 

Uffn  sonnabent  post  Onminm  Sanctorom  (5.  November)  im  74.  jähr 
der  minder  zahl  lissen  die  bommeistcr  und  schepfen  im  tal  diese  ge- 
bott  ausgehen,  das  ein  iglicher  wircker  nicht  mehr  nnd  auch  nicht  we- 
niger den  35  gezenchente  eymer  aus  dem  fasse  füllen  solte  in  die  p&n- 
neuyunddas  stucke  saltz  wardt  gesatzt«'  uff  11  Schwertgroschen  ^  der  läf  die 
zeit  47  vor  einen  reinschen  gülden  gingen ;  aber  das  stucke  saltz  vor  5^2 
grosse  groschen,  der  dan  23  oder  23  V2  vor  einen  reinischen  gülden  gingen  uff 
die  zeit.  Nota.  Dieser  artickel  solte  vor  stehen  geschriben  umb  den  willen : 
Im  74.  Jahr  umb  pfingsten  und  lohanni  galt  das  stucke  saltz  12  schwert- 
oder  silberne  groschen,  wie  man  will.  Nun  in  dem  Unwillen,  dervordiser 
Schrift  stehet  geschriben,  der  dan  zwischen  dem  rathe,  zwischen  den 
meistern,  denen  vom  tale,  Innungen  und  gemeinheit,  wardt  vor  das 
beste  genommen,  das  die  bommeister  dem  saltze  abesatzten  und  wardt 
gesatzt''  uff  6  schwertgroschen.  Und  brachte  aber  keine  gutte  an  die 
parten,  sondern  die  parten  mochten  des  gar  wol  und  hatten  gros  wol- 
gefallen  dorinen,  das  die  vom  tal  also  gezwungen  wurden;  aber  die  pfenner 
namen  gemeiniglich  grossen  schaden,  den  da  was  nicht  von  verdienst 
innen,  den  ein  theil  lissen  gar  gros  saltz  sieden,  und  die  sole  galt  viel, 
das  saltz  wardt  wol  zu  15  gesotten,  ein  theil  sotten  das  nicht  so  hoch, 
es  gedacht  auch  niemandt  mehr,  das  man  so  viel  eingegossen  hette;  so 
wardt  die  regirung  nun  so  vorgenommen,  als  oben  geschriben,  sonnabent 
post  Omnium  Sanctorum.  Die  wircker  ubemamen  die  fhhrleute  auch 
Sehr :  wen  ein  gast  ludt  40  oder  41  stuck,  der  muste  dem  wircker  geben  ein 
schwertgroschen  von  eim  stuck  und  10  schwertgroschen  zu  tranck  gelde 

Bl.  14^  darzu  10  schwertgroschen  zu  buhre,  item  dem  uffburer  ||  6  schwert- 
groschen, dem  uffweger  auch6  schwertgroschen,  dem  leder  8  schwertgro- 
schen, dem  stöpper  6  schwertgroschen,  dem  abschleger  ein  schwert- 
groschen, so  das  dieselbigen  die  fuhrleute  zumahl  sehr  ubemamen,  und 
die  klage  sehr  gros  wardt.  Nun  wardt  vor  das  beste  vorgenommen 
durch  die  bommeister  und  schöppen  im  tal  und  satzten,  wie  viel  ein 
iglicher  von  einem  gaste  nemen  solte:  der  wircker  solte  nemen  von  1 
stucke  saltz  1  schwertgroschen  und  solte  dem  gaste  das  saltz  auf 
wagen  schitten'  etc. 

Ufih  sonnabent  nach  Martini  (12.  Nov.)  im  74.  jähr  brachten  die 
bommeister  an  den  rath,  nachdem  sich  diese  vorgeschribene  geschichte 

k.      b  Yernntz.      ^  geMts.      ^    .fgroschen*'    fehlt  hier  und  in  den  folgenden  ZeUen 
'  ichicken. 


1474  NoYember.  27 

* 

begeben  betten  der*  regiening  des  tals  wegen,  die  den  aach  meinem 
herra  von  Magdeburg  von  den  meistern  nffgerackt  weren,  und  auch  noih 
fiuzunemen  im  thal ,  nun  betten  bommeister  und  schöppen  im^  tal 
die  regirung  vorgenommen,  wie  sich  ein  iglicher  halten  solte,  uff  das 
der  gast  so  sehr  nicht  beschwert  wurde.  Auch  hatten  die  bommeister 
imd  Schoppen  im  tale  gebott  gethan,  aber  sie  fragten  nach  ihren  ge- 
boten wenig,  darumb  baten  die  bommeister,  das  der  rath  auch  wolde 
geboth  thun,  auff  das  die  geboth  auch  möchten  gehalten  werden,  und 
die  regirung  so  vil  bestendiger  bleiben  möchte.  Darauff  nam  der  rath 
mitsampt  den  meistern  vor  das  beste  und  befohlen  den  stadtknechten, 
das  sie  den  wirckem,  ledam,  stopfem,  p£anschmiden  sagen  selten  vons 
raths  wegen  die  geboth,  die  die  bommeister  tmd  schöppen  gethan 
betten,  die  selten  sie  halten  ein  iglicher  bey  3  marcken. 

Uff  densontagk  nechstdamach  (13.  Nov.)  bischen  sich  die  wircker 
alle  zusammen  in  das  heilige  grab  ^  und  mochten  sich  unterlang  beredet 
haben,  das  niemandt  underbussen  solde,  die  geboth  wurden  in  den  ab- 
gesagt; auch  könnten  sie  mit  dem  lohne  nicht  zukommen,  so  inen  von 
den  bommeistem  und  scheppengesatzt^'  were,  das  sie  dem  ||  fuhrmanne  BL15* 
das  saltz  uff  den  wagen  schitten  ^  solten.  Auch  waren  viel  wircker,  die 
ihren  jnngkera  die  Schlüssel  brachten  und  weiten  nicht  mehr  sieden 
imd  triben  grossen  hohmut,  und  es  war  wenig  saltz  im  tale,  und  die 
fohrleute  holtens  sehre.  Die  bommeister  und  schöppen  hilten  faste 
handel  umb  den  willen,  das  die  wircker  sich  so  stoltziglich  hilten, 
doch  mnsten  sie  gedult  haben  und  meinten,  das  ihrer  ie  ein  theil  uff 
den  abent  underlegen  wurden,  aber  keiner  buste  uff  den  abent  under; 
ein  theil  betten  wol  untergebusset,  sie  dorften  vor  den  andem  nicht. 

Uffii  montagk  Tor  mittage  (14.  Nov.)  brachtens  die  bommeister  an 
die  rathsmeister.  Do  lissen  wir  die  rathsglocke  läuten  und  besambten 
den  rath^  und  brachten  die  dinge,  die  uns  Ton  den  wirckem  begeg- 
neten, an  den  rath.  Do  besandte  der  rath  die  4  wircker,  die  ir  wort 
pflegten  zu  halten,  dieselbigen  hatten  noch  4  wircker  zu  ihnen  gekoren, 
das  ihrer  8  waren,  und  kamen  uffs  rathauss.  Do  war  der  rath  wol 
geneiget,  doch  gleichwol  nicht  alle,  das  man  den  8  wirckem  von  stundt 

A  die.      b  Inn.      c  gentz  weren.      d  »chiekeii. 

^  Dieser  gewöhnliche  Yersammlongsort  der  Wirker  war  doch  wol  die  Kirche 
oder  GapeUe  z.  h.  Gr.  in  der  Halle  und  zwar  nicht  weit  vom  Morizldrchhofe'  ge- 
legen. Vgl  weiter  unten  BL  98 ^  328 M)r.  I.  745.  Auf  die  Stelle  baute  der  Rath 
sp&ter  das  Eoth  zum  Ziemer. 

^  Dass  nicht  nur  der  Rath,  sondern  auch  die  Bürgerschaft  durch  den  Glocken- 
schlag zusammengerufen  wurde,  war  in  niederdeutschen  Städten  ganz  gewöhnlich. 
In  der  magd.  Schöppenchronik  findet  sich  zum  Jahr  1405  der  Satz:  „men  hadde 
bnrding  gehid,  und  unse  borgere  gemeinUken  van  bodes  wegen  uppe  dem  markede 
mosten  rai  to  der  huldinge"  (Die  Chroniken  d.  d.  Städte  Bd.  m  S.  319.)  In 
der  Wülkfir  der  Stadt  Sidze  vom  Jahr  1470  heisst  es :  Wann  man  auch  die  Glocke 
zu  dem  Burdinge  oder  Bürgern  läutet,  ee  sei  Tag  oder  Nacht,  so  soll  ein  jeffUcher 
Büiger  und  Inwohner  auf  oder  in  das  Rathaus  vor  den  Rath  kommen  bei  Pöne 
zwOtf  Magdeburgischer  Pfennige.  Winter,  Die  Willküren  d.  St.  Salze  i.  d.  Ge* 
schichtsbl&ttern  l  St.  u.  L.  Magd.  Ym  S.  117. 


^8  Marcus  Spittendorff. 

m 

an  bey  50  marcken  geboten  hette,  das  sie  von  standt  an  solten  onder- 
bassen  oder  die  Stadt  reamen,  wer  das  nicht  thnn  wolte,  nmb  des  hob- 
mats  willen,  den  sie  gethan  hatten.  Aber  die  meister,  nemlich  Peter 
Schaff  köpf,  der  wolde  nicht  und  machte  die  andern  alle  irre,  als  er 
dan  das  gantze  jähr  gethan  hatte;  sie  wolten  hören  der  wircker  ant- 
wort,  was  die  sagten.  Wommb?  Sieglanbten  denwirckem  mehr,  den 
den  bommeistem  und  denen  vom  tal.  So  liss  man  die  8  wircker  vor 
den  rath  und  fragten  sie,  wommb  sie  nicht  sötten ,  das  sie  itznndt  das 
tal  mit  der  arbeit  niederlegten,  da  theten  sie  dem  rathe  nicht  za 
dancke  an.  Do  antwortten  sie  fast  mit  viel  Worten  und  meinten,  die 
wircker  gemeiniglich  weren  nicht  geneiget  zu  sieden  in  den  geboten, 

Bl.  15^  das  sie  solten  geeidet  Verden ;  wen  in  die  ||  gebott  abe  wurden  gesagt, 
auch  das  ir  lohn  nicht  geringert  wurde,  sondern  als  sie  den  vor  ge- 
nommen betten,  wolten  sie  gerne  sieden,  aber  umb  den  lohn,  der  in 
itz  gesatzt^  were  von  bommeistem  und  schöpfen,  und  auch  in  die 
pfannen  zu  ftlllen  bey  gebotte  35  gezeichente  eymer,  darinne  können 
sie  sich  nicht  bewaren,  und  viel  mehr  wort,  das  ich  marckte,  betten  sie 
was  arges  gewust  von  denen  vom  tale,  sie  hettens  gesagt.  Und  SchaflT- 
kopff  fi^te  faste,  ob  das  saltz  auch  so  gros  wurde  von  den  35  eymera, 
als  vor  ehe  das  geboth  ausgegangen  were.  Antworten  die  wircker, 
nemlich  Ciriax  Berwalt,  nein,  das  saltz  wurde  nicht  so  gros  von  35 
eymera  als  vor;  den  man  hette  vor  gemeiniglich  mehr  ingegossen b. 
Do  sprach  Peter  Schaflfkopff aber,  den  erder  pfennerfreunt  war,  haben 
doch  die  bommeister  gesagt,  das  saltz  werde  nun  grosser,  man  geust 
zweyer  oder  dreyer  eymer  mehr  den  vor.  Da  redte  Schaffkopff  nicht 
war  ahn,  das  die  bommeister  das  gesagt  betten,  sondern  der  weinmeister 
Bastian  Granheide  sagte,  es  möchte  wol  kommen,  das  alle  pfenner,  die 
da  saltz  sötten,  nicht  lissen  35  eymer  eingissen.  Aber  ein  theil  moch- 
ten weniger  und  auch  ein  theil,  als  ich  meine,  mehr  eingissen;  doch 
uff  das  gleich  gesotten  und  auch  gutt  saltz  von  35  eymera  auss  dem 
fasse  zu  füllen  wurde,  wardt  vor  das  beste  vorgenommen  von  den  bora- 
meistera  und  schöppen,  das  das  ein  jederman  bey  der  busse  also  solte 
halten.  Peter  Schaffkopff  wolde  auch,  das  wir  vom  tal  alle  siebene 
solten  weichen.  Do  sprachen  sie,  do  wir  wider  uff  unsere  stete  gingen 
sitzen,  das  sie  dise  dinge  des  lohns  der  wircker  bemhen  lissen  unge- 
fehrlich,  und  das  sie  sich  darinne  bequemUch  hüten  und  die  leute  so 
sehr  nicht  ubernemen,  den  die  klage  gros  were  von  fuhrleuten  und  auch 
burgem,  sondern  das  sie  ingissen,  als  das  inen  geboten  war  von  den 
bommeistem.    Wen  der  rath  ein  wenig  mussig  wurde  über  14  tage  oder 

BL  16^  4  Wochen,  ||  so  wolten  wir  ein  handel  haben  mit  den  bommeistera,  uf 
das  es  eine  bequeme  weise  mochte  haben  und  gemacht  werde.  Und 
thaten  den  8  wirckem  ein  geboth,  einem  iglichen  bey  50  marcken,  daüs- 
selbige  gebott  solten  sie  den  andem  wirckera  auch  einem  iglichen  vons 
raths  wegen  bey  50  marcken  gebiten,  das  sie  solten  Unterbussen;  wer 
das  nicht  thun  wolte,  der  solte  die  Stadt  reumen.    So  mochten  sie  £Etste 

*  getatst.      ^  hier  folgt  noch  ehonud  ,jJb  Tor"*. 


1474  November.  29 

ZU  rathe  gehen,  4en  off  den  abent,    a  man  das  Are  Maria  schlag,  da 
bnsten  sie  fast  alle  unter. 

Dis  alles,  das  sich  die  wircker  so  widersetzig  hüten,  machten  etz- 
liehe  in  den  parten,  die  denen  vom  tale  gantz  ganstig  sindt,  als  ihnen 
gott  lohne,  wens  ihnen  leidt  wirdt,  als  sie  das  zwar  das  gantze  jähr 
getriben  haben.  Sie  hüten  des  gebotts  nicht,  das  sie  gleich  eingissen 
solten  35  eymer,  als  die  bommeister  und  schöpfen  geboten  hatten,  den 
ieh  marckte  etliche  in  den  parten,  die  hüten  die  wircker  darzn,  das 
de  nach  bommeistem  und  schöpfen  nichts  fragten;  anch  waren  die 
wircker  gantz  stoltz  gegen  die  pfenner.  Mein  wircker  liss  mir  von 
standt  an  dieselbige  woche,  als  in  der  rath  das  befahl,  das  sie  under- 
boBsen  selten,  abegehen  30  zaber  sole  mehr,  wen  zufohr  gesotten  zu 
36  wercken;  darnach  die  ander  woche  5  tage  sötte  ehr  auch  35  wergk, 
gingen  mir  29  zuber  sole  abe  über  viere  gesotten.  Aber  die  wircker 
machtens,  wie  sie  weiten,  auch  bisweilen  zu  27  znber,  die  mir  zu  5 
tagen  abegingen  uff  so  vil  werck  als  vor  geschriben.  Item  die  sole 
galt  vü,  der  zuber  Deutsch  galt  einen  grossen  groschen  oder  2schwert- 
oder  sübeme  groschen  und  nach  2  oder  Vj^  hellischen  pfennigk  über 
den  groschen.  Gut^ar  galt  der  zuber  einen  grossen  groschen  minus 
1  oder  ^/2  hellischen  d.  Das  schock  wergk  wardt  verdinget  zu  20 
alten  schocken  oder  10  alte  schock  voller  zahl  (?).  Das  schock  holtz 
kaufte  man  vor  5  oder  5V2  d.,  auch  bisweüen  vor  1  schwertgroschen, 
aber  das  holtz  machten  sie  fast  geringe,  man  muste  der  wol  7  oder  8 
schock  haben  zu  einem  wercke. 


II  Diese  zettel  hatten  etliche  des  raths  mitsampt  den  meistern  Bl.  16^ 
und  mit  denen,  die  sie  zu  sich  gezogen,  gemacht  und  hatten  die  in  die 
parten  geschickt,  dieweil  wir  7  vom  tal  in  unsem  heusem  musten 
sitzen.  Zwar  unverschulter  Sachen,  sondern  durch*  grosse,  grobe  Unver- 
nunft musten  wir  vom  tale  das  von  den  parten  über  uns  nemen  und 
sonderlich  von  den  meistern  und  etlichen  von  dem  rathe,  die  uns  das 
alles  unbiUich  und  nicht  mit  gleiche  thaten.  Und  dieser  nachgeschrie- 
bene Zettel  ist  gewest  Hans  Schmides;  hinder  dem  rathause  wonhafitigk, 
der  hatte  die,  als  ich  mich  verduncken  lasse,  au%eschriben  und  die 
hebet  sich  also  an:  Ersamen,  lieben  freunde.  So  ir  uns  bey  den 
euren,  im  anfange  der  gespreche  umb  das  geschos  zu  sprechen  etzliche 
stuck  unter  andern  der  regirung  des  tals  eins  gewest,  zuentboten  ha- 
bet, daraus  sich  den  ein  stucke  nemlich  umb  die  abtretung  der  vom 
tal  entspunnen  hatte,  darumb  man  sich  dan  lange  hatt  geirret  und 
doch  nun  durch  einen  freundtlichen  handel  dahin  gekommen  ist,  das 
sich  die  vom  tale  nach  laut  der  wilkire  gleich  andern  unsem  bürgern 
von  Innungen  und  gemeinheiten  mit  der  abetretungk  halten  sollen; 
und  darzu  ist  auch  umb  die  regirungk  des  tals  furder  durch  unsem 
gnedigsten  herm  von  Magdeburg  in  einem  guttlichen  handel  besprochen, 
das  die  vom  tale  mit  der  regimngk  halten  selten  in  aUer  massen,  als 
die  Zettel,  darüber  gegeben,  der  ihr  in  itzlicher  part  eine  habety  von 


dO  Marcus  Spittendorfl^ 

wort  zu  Worten,  von  stnck  za  stocken  melden  und  inhalden,  das  sie 
den  auch  also  zu  halten  verwilliget  han.  Sondern  in  andere  stucke 
mehr,  der  in  der  zedel  nicht  gedacht  wirdt,  nemlich  umb  die  yorschle- 
ger  der  sole  und  umb  die  fronsole  und  auch  die  grosse  der  eymer  und 
auch  der  zuber  über  den  bomen,  das  die  vom  tale  damit  halten  sotten, 
als  vormals  und  vor  alder  damit  gehalden  ist.  Aber  umb  die  gereute 
Bl.  17*  der  pfenner  haben  mr  betracht,  das  kein  pfenner,  der  ||  pfannewerk 
übet,  hinfurder  nicht  mehr  den  2  gereute  haben  sol.  Und  so  wir  dan 
den  7  vom  tale  nach  laut  der  geboth,  die  gethan,  die  börung  nun  da- 
rauff  auch  zugesprochen,  sich  auch  selbst  darin  gegeben  haben,  was 
denselben  vor  gnade  dran  solte  erzeigt  werden,  uns  bey  den  mögen 
wissentlich  thun  und  auch  macht  geben,  mit  unsem  hem  den  meistern 
denselbigen  vom  tale  die  geboth  wider  abezunemen.  Und  auff  das  nun 
diser  Unwille,  der  auff  etzliche  zeit  daher  gestanden  hat,  gantz  und 
gar*  möchte  beygelegt  werden,  were  auch  wol  unser  andacht  uff  die 
berurten  stucke,  und  auch  was  sich  darunder  Unwillens  halber  begeben 
hatte,  hinftirder  niemandt  einer  gegen  dem  andern  mit  werten  noch 
mit  wergken  im^  argen  ufi^cken  noch  darumb  von  den  bömen  oder 
von  andern  diesen  im  tal  der  halben  solte  ^  geurlaubt  werden.  Hirumb 
wollet  guttlich  sprechen  und  uns  des  eure  meinung  bey  euren  meistern 
zu  vorstehen  geben,  daran  thut  ir  uns  zu  danck. 

Uff  weynachten  soll  niemandt  pfanwercken  noch  brauen,  er  sey 
den  beeigent^  und  beerbet. 

Di^  vorschleger  soll  man  nicht  Urlauben,  den  uff  pfingsten,  wen 
sich  die  bommeister  vorendem. 

Das  die  parten  alle  virteljahre  wollen  zusammen  kommen,  umb 
der  Stadt  gescheffte  zu  sprechen. 

Die  bommeisfer  sollen  auch  nach  mittage  mit  uffgehen  und  auch 
bey  der  börung  sitzen,  umb  unsem  bürgern,  die  aussen  sindt ,  geboth  zu 
thun,  das  sie  wider  heim  kommen. 

Die  heiligen  tage  zu  feyem. 

Niemandt  in  2  pfannen  zu  sieden  ^ 

Das  mochten  die  pfenner  underlangk  von  iren  wegen  ein  theil 
vorgeben  und  mochten  selbst  auch  viel  irrunge  machen  in  den  parten. 
Wer  nicht  wil  bey  uns  sein,  das  der  sein  pfanwergk  mit  einem  pfen- 
ner bestelle,  den  man  nicht  vorlegen  kann.  Das  unser  einer  dem  an- 
dern gerne  lisse  sole  gissen,  wollen  die  knechte  ohne  tranckgeld  nicht 
tragen  einem  andern  zu  gutte. 
Bl.  17^  Auch  sindt  II  etzliche  knechte,  die  das  gutt  verwechseln,  bringen 
Gutjahr  vor  Deutsch,  Hackenbom  vor  Metritz  oder  vor  Gutjahr,  auch 
36  werck  zu  sieden  und  nicht  mehr. 


Ufih  montag  S.  Nicklas  abendt  (ö.December)  im  74.  iahr  vor  mittage 
war  der  sitzende  rath.  Uff  die  zeit  sass  er^  mitsampt  den  meistern 
und  den   bommeistem  uff  dem  rathause  von  anhaltung  wegen  der 

*  fftate.      >>  Im«      ^  lolten.      '  beyelgnet      «  Steht  am  Bande.      '  »er*'  ift  MugelMMi». 


1474  December.  81 

meister,  das  sie  jo  meinten,  das  die  Uneinigkeit,  die  sie  mit  uns  7  Tom 
tal  zwischen  innmigen  uid  gemeinheit  gemacht  hatten,  dammb  uns 
ongewöniiche  geboth  geschahen  Ton  etlichen  des  raths  und  den  mei' 
Stern,  und  sie  daromb  die  börung  Ton  uns  nemen  und  haben  mochten 
oder  weiten.  War  uff  denselbigen  S.  Niclas  abent  ihre  meinung,  das 
wir  7  mnsten  abtretten,  und  die  andern  sprachen  umb  die  börnngk. 
Do  sie  gesprochen  hatten,  hischen  sie  uns  wider  und  gaben  Tor,  so 
diese  dinge,  die  börungk  betreffende,  etzlicke  zeit  angestanden  betten 
nach  der  zeit,  so  uns  die  gebott  weren  abgenommen,  und  wir  uns  die- 
selbige  zeit  in  die  börung  gegeben  und  umb  gnade  gebeten  betten, 
das  me  die  von  den  parten,  uff  die  zeit  geschickt,  bericht  betten  und 
auch  nun  an  den  parten  so  vil  erlanget  betten,  uns  gnade  zu  thun. 
Begerten  wir  nun  gnade,  das  wir  in  das  zu  vorstehen  geben  weiten, 
80  weiten  sie  gerne  darumb  sprechen.  Darauff  namen  wir  7  ein  ge- 
gprech  und  thaten  unser  antwort  uff  die  zeit,  do  sie  uns  beschuldiget 
betten:  umb  das  abetreten  wisten  sie  wol,  was  unser  antwort  da  ge- 
west  were,  und  auch  noch  als  vor,  das  ich  Marcus  Spittendorff  meinen 
rathstnel  nicht  hette  wollen  reumen,  so  die  vomemen,  die  sie  gethan 
hetten,  unbillich  weren.  Sondern  die  andern,  die  vom  rathause  ge- 
gangen weren,  wisten  sie  wol,  was  die  vor  antwort  betten  gethan. 
Idoch  wie  dem  allen  umb  der  rede  willen,  die  sie  uns  sagten  uff  die 
zeit,  80  sie  meinten  und  uns  in  grossen  treuen  riten,  das  wir  uns  in 
die  börung  ||  geben  weiten,  einen  andern  weg  zu  vormeiden,  sprach  Bl.  18* 
ich  Marcus  Spittendorff  von  uns  7  wegen ,  die  von  der  vom  tal  und 
auch  aller  parte  wegen  sitzen:  erkenneten  sie,  uns  die  gebott  von 
ihnen  billich  geschehen  weren,  darumb  wir  die  börung  zu  geben 
yerpfliditet  weren,  so  musten  wir  uns  drein  geben;  auch  das 
wir  sie  umb  gnade  gebeten  betten  von  der  7  wegen ,  hofile  ich, 
80  sie  erkenneten,  das  wir  die  börung  verpj9ichtet  weren,  sie  wurden 
uns  ie  gnade  thun.  Da  wdte  Hedrich  mit  den  meistern  nit  ahn,  und 
hatten  faste  vil  rede  underlang,  sondern  sie  fragten  fast,  ob  wir  gnade 
begerten,  so  weiten  sie  darumb  sprechen.  Wir  7  namen  abermal  ein 
gespreche  und  berichteten  sie  als  vor,  wir  weiten  auch  in  keinen  an- 
dern weg  nicht,  was  wir  vor  gesagt  betten,  das  war  noch  unser  mei- 
nungk,  aber  sie  umb  gnade  zu  bitten,  weiten  wir  nicht  thun.Worumb? 
Uns  geschaeh  vor  unserm  hergott  unrecht.  Uff  die  gnade  von  in  zu 
bitten,  sprach  ich  von  der  andern  wegen:  lieben  herm,  ihr  habet 
gnade  und  Ungnade  bey  euch,  ihr  mögets  machen,  wie  ir  wollet,  an- 
ders wollen  wir  uns  nirgent  ingeben.  Und  gingen  viehnahl  aus  und 
ein.  Da  wardt  Hedrich  mit  den  andern  eins  und  that  uns  7  einem 
iglichen  ein  geboth  bey  60  marcken,  die  börung  zu  geben  inßwochen. 
Da  meinten  wir,  die  geboth  weren  ungewönlich,  in  der  zeit  solche  bö- 
rung zu  geben  bey  50  marcken ;  man  pj9eget  die  gebott  zu  thun  binnen 
etzlicher  zeit  oder  innen  zu  sitzen.  Darauff  sprachen  sie  ja,  das  wirs 
auch  so  hüten,  das  wir  die  börung  in  der  zeit  geben  oder  sessen 
innen  bey  50  marcken. 


32  Marcus  Spittendorff. 

Uffii  Bonnabent  nach  Lucio  (17.  Dec.)  vor  niittage  im  74.  jähre 
Bl.  18^  hilten  wir  abermahl  ||  gesprech  nmb  die  Uneinigkeit,  die^  zvrischen 
uns,  den  vom  tale  und  den  mebtem,  die  uff  die  zeit  sassen!,  gewest 
waren  und  doch  daselbst  noch  nicht  auff  ein  ende  kommen  waren. 
Und  die  meister  fast  anhilten,  das  sie  gerne  ein  ende  der  gebrechen 
gehabt  betten.  So  war  aber  das  anbringen  der  meister,  sondern  diebom- 
meisterwaren  des  nicht  mit  ihn  ein.  Dieseöstucke  weiten  die  meister  haben: 

Zum  ersten:  der  rath  solte  unsem  bürgern  gebott  thun,  das  sie  sel- 
ten heimkommen.  Sprachen  die  meister,  die  parten  wolte  das  also 
haben.  Dorauff  sprach  der  rath  und  wolte  des  mit  den  parten  noch 
mit^  den  meistern  nicht  eins  sein,  und  hatten  mancherley  Ursache,  der 
ich  nicht  schreybe.  Zum  1.  das  die  bommeister  niemandt  sollen  das 
tal  verbieten. 

Das  zweite:  wen  die  sich  des  tales  nehren,  was  verbrochen  hetten 
im  tal,  dann<^  selten  die  bommeister  vor  dem  rath  verklagen,  darüber 
söUe  der  rath  richten.  Darauff  sprach  der  rath,  und  waren  des  Stucks 
mit  den  meistern  nicht  eins.  Worumb?  Die  vom  tale  haben  gerichte 
über  hals  und  haut,  sie  haben  auch  zu  vorbitten  und  zu  gebietten  in 
tak  gerichte,  als  die  versiegelte  zettel  von  allen  parten  wilkir  auf- 
weiset (!),  die  vom  rath  darüber  geben  ist.  Doramb  war  der  rath  nicht 
geneige^  den  vom  tal  in  ihre  freUbeit  zu  greiffen,  das  dan  meines  herrn 
gerichte  belanget,  und  andere  Ursache  mehr. 

Das  dritte  stucke  umb  die  pfanschmide,  das  sich  die  beklagen, 
die  bommebter  wollen  ihnen  ihren  lohn  nidrigen  an  den  pfannen  zu 
machen.  Das  wollen  die  meister  auch  nicht  haben.  Darauff  sprach 
BL 19^  der  rath  nach  anbringen  der  bommeister:  ||  man  hette  das  vor  alters 
so  gehalten,  wen  die  pfanschmide  nicht  hetten  können  zukommen  an 
dem  lohne,  den  man  in  pflegte  zu  geben  von  den  pfEunnen  zu  machen, 
so  gingen  sie  vor  bommeister  und  schöpfen  und  baten,  das  sie  in  dem 
lohne  möchten  versorget  wei*den,  so  satzten  ihnen  die  bommeister  und 
schöpfen  uff,  darumb  haben  sie  auch  die  macht,  dem  lohne  abezusetzen. 
Do  sprach  der  rath,  das  sich  die  pfanschmide  noch  vor  bommeister 
und  Schoppen  fugeten,  sie  wurden  sich  wol  geburUchen  in  einem 
gleichen  gegen  ihnen  halten. 

Das  vierte  stuck,  das  prister  und  hauskneckte  pfannenwerg  ver- 
hegten, darauff  sprach  der  rath,  die  bommeister  und  schöpfen  hetten 
das  so  bestalt,  das  niemandt  sein  pfannenwergk  uff  die  nechste  kom- 
mende weynachten  durch  prister  oder  hausknechte  bestellen  solte,  son- 
dem  sie  selten  das  selber  verwesen  oder  aufthun,  das  es  durch  einen 
pfenner  verweset  wurde. 

Das  fünfte  stuck,  das  die  parten  des  jahrs  ein  mahl  möchten  zu- 
sammen gehen  uff  einen  gestrackten  tagk,  eine  igliche  parte  zu  seines 
meisters  haus,  dieweile  die  alten  bommeister  sitzen,  und  was  dan 
igliche  part  vor  gebrechen  hette,  das  die  durch  die  meister  an  rath  ge- 
bracht wurden.    Wurde  sich  dan  der  rath  in  den  stucken  nicht   be- 

»  „dto"  fehlt.      ^  nicht.      «  dem. 


1475  Januar.  dS 

weisen,  so  weiten  alle  parten  uff  einen  haoffen  zusammen  kommen, 
wes  die  dan  so  eins  wurden,  das  solten  sie  dem  rathe  entbitten, 
gaben  die  meister  alles  Tor.  Doranff  spracb  der  rath,  das  des  jahrs 
ein  igliche  part  zn  seines  meisters  bans  zusammen  kompt  and  da  an- 
bringt ihre  gebrechen,  redte  man  nicht  gros  darwider.  Aber  off  einen 
haoffen  zu  konmien,  da  wurde  uff  ||  lange  zeit  nicht  yil  gutts  Ton  Bl.  19^ 
kommen,  darumb  were  das  nicht  zu  tbun,  sondern  wir  wolten  die 
stucke  beruhen  lassen  bis  an  den  andern  raih;  was  dan  vor  das  beste 
m(kshte  erkant  und  vorgenommen  werden,  das  finde  sich  wol.  Aber 
nmb  das  andere  stucke  oben  gescbriben,  das  die  bommeister  niemandt 
solten  das  tal  verbitten,  das  wolte  der  rath  von  den  meistern  nicht 
aonemen.  Worumb?  Es  war  nicht  von  den  parten  in  der  schoszeit 
an  den  rath  zu  bringen  befohlen,  sondern  die  meister  erdichten  das 
und  andere  stucke  fast  mehr,  die  sich  zu  ungemach  zihen  möchten. 


(l«ielifeMM|.  d.  Pr.  Sachien.    XI. 


1475  Januar. 

Do  man  schreib  1475  nff  den  dinstagk  nach  dem  nenen 
jhar  (3.  Januar)  regeten  die  meister  abermals  an  uff  dem  rathanse,  das 
die  obgeschribene  stuck  zu  ende  solten  gehen,  die  in  die  part  befohlen 
betten,  oder  sie  wolten  kein  gesprech  halten.  Do  sprach  der  rath  uff 
das  erste  stuck,  das  die  bommeister  Trebes  Fischer  und  Sander 
Trackenstedt  ihre  recht  noch  thun  solten,  das  were  vor  sich,  wir  weren 
des  auch  wol  zufrieden,  das  ein  solches  bestehen  möchte,  sondern  wir 
betten  den  besorgt,  das  sie  gar  mit  grossem *"  ebenteuer  heimkommen 
möchten.  Solten  wir  ihnen  nun  geboth  thun,  das  wurde  gar  richtig, 
und  möchten  darob  gar  zu  grossem  schaden  kommen  umb  leib  und 
gutt;  war  wol  unser  bitte,  ihrer  eins  theils  im  rathe,  das  die  meister 
das  betrachten  wolten;  doch  woltens  die  part  ihe  haben,  so  es  die 
wilkir  betreffe,  weren  wirs  auch  zufrieden.  Uff  das  andere  stucke,  ein 
mahl  zusanmien  zu  gehen,  wart  uffgeruckt  und  auch  von  etzlichen  von  den 
Bl.  19*  meistern  und  von  etzlichen  ||  von  dem  rath,  die  die  meister  zu  sich 
gezogen  hatten  und  nicht  unders  rieten,  den  was  die  meister  wolten, 
das  die  parte  das  haben  wolden,  das  sie  einmal  zusammen  auff  einen 
hauffen  kommen  wolten,  waren  etzliche  im  rathe  den  meistern  bey- 
fellig.  Aber  wir  4  vom  tal,  die  im  rath  sassen,  wolten  solchs  nicht 
zugeben.  Da  meinte  Hedrich,  wir  weren  des  mit  ihnen  eins  gewesen- 
Da  sprachen  wir  4  nein  zu,  wir  weren  des  nie  mit  ihnen  eins  gewe- 
sen, uff  einen  hauffen  zu  kommen^  sie  betten  das  ein  mahl  hinder  uns 
gethan  ohne  unsern  willen  und  volwort,  sie  könten  auch  nicht  sagen, 
das  wir  ie  drein  gewiUiget  betten.  Wir  willigten  auch  noch  nicht 
und  hatten  fast  vil  andere  rede  unter  einander  mit  Worten,  das  wir 
uns  underredten.  Da  worden  die  meister  zornig  und  stissen  uff  mit 
ihren  trauworten,  als  sie  das  gantze  jähr  gethan  haben,  sie  wolten 
zusammen  uff  einen  hauffen,  es  were  ihnen  zugesagt.  Von  der  zusage 
wüsten  wir  im  tale  nichts,  sondern  Hedrich  möchte  inen^»  was  zugesagt 
haben  mit  den  andern  in  Eysenberges  hofe.  Sie  hissen  uns  auch  ab- 
treten, auch  bette  Hedrich  gerne  gesehen,  das  wir  4  vom  tal  unsern 
willen  darzu  gegeben  betten,  das  sie  zusammen  uff  einen  hauffen 
möchten  kommen,  und  meinte,  es  solte  gutt  thun,  und  lag  uns  sehr 
ahn,  das  wir  unsern  willen  darzu  wolten  geben,  ehr  weites  gar  kurtz 
von  sich  sagen.  Doch  sprach  ich  Marcus  Öpittendorff  zu  ihnen:  „das 
ich  meinen  willen  darzu  geben  soll,  das  mich  mein  eydt  nicht  lerte 
oder  mein  hertz  nicht  zusagt,   das  gutts  darvon  kommen  kan,  sondern 

^  groeseii.      **  Ime. 


1475  Januar.  SS 

üff  lange  zeit  viel  böses  uud  mehr  arges  daTon  entstehen  und  kommen 
möchte  den  gntts,  darmnb  ist  das  mein  wille  nicht,  sondern  wir  haben 
eine  wilkire,  die  last  lesen,  was  die  inne  helt,  darnach  wir  uns 
halten.  Sprach  ||  Hedrich  und  auch  andere,  sie  wolten  doch  zosanmien.  BL 19^ 
Antwortten  wir,  wen  sie  das  jhe  thun  wolten,  mästen  wir  das  lassen 
geschehen.  Aber  wir  baten,  das  sie  die  wilkire  lissen  lesen.  Dar 
Bchwigen  sie,  als  hörten  sies  nicht.  Do  baten  wir  4  vom  tal,  das  wir 
mit  den  bommeistem  möchten  ein  gespreche  halten,  meinten  sie  ja. 
Do  wir  mit  den  bommeistern  gesprochen  hatten,  gaben  wir  dem  rathe 
diese  antwort:  „lieben  herm,  so  ir  von  uns  haben  wolt,  das  wir  mit 
euch  willigen  sollen,  das  die  part  des  jahrs  nff  einen  hanffen  kommen, 
bitten  wir  each,  ihr  wollet  das  lassen  beruhen,  das  die  bommeister 
solches  an  die  vom  tale  auch  bringen  mögen;  sindt  die  vom  tale  den 
des  geneiget,  so  wollen  wir  uns  Tor  unser  perschon  wol  geburlich 
halten. 

Uff  den  montag  nach  dem  neuen  jähr  (2.  Jan.)^  waren  die  vom» 
tale  bey  einander,  do  wurden  diese  2  stucke  angebracht  von  den  born. 
meistern,  umb  das  die  parten  des  jahrs  uff  einen  hauffen  sollen  kom- 
men. Hatten  die  vom>>  tale  gebeten  und  den  bommeistem  befohlen, 
den  rath  zu  bitten,  das  nicht  neuerung  vorgenommen  wurde,  sondern 
wir  betten  eine  alte  löbliche,  gutte  gewonheit,  wie  eine  igliche  part  zu 
seines  meisters  hause  ginge,  das  maus  darbey  lassen  wolte  nach  laut 
der  wilkire. 

Umb  die  2  bommeister  heim  zu  heischen,  ihre  recht  zu  thun  nach 
laut  der  wilkire,  thaten  die  bommeister  von  der  vom  tale  wegen  eine 
bitte:  sie  hörten  sagen  und  möchte  auch  warhaftig  sein,  das  unsere 
burger  fast  in  einem  fehrlichen  ende  weren  zu  Eimbeck,  da  merklich 
nff  sie  gesehen  und  gewartet  wurde ;  umb  die  fehrligkeit  beten  sie  den 
rath,  das  man  ihnen  willen  woldebeweysen  umb  anders  unraths  willen,  der 
davon  kommen  möchte,  die  sie  ihre  rechte  uff  ein  ander  zeit  gleichwol 
thun  wurden;  seindt  aber  die  parten  des  nicht  geneigt,  so  sindt  die 
vom  tale  zufrieden,  das  man  in  schreibe  und  geboth  thue,  ||das  sie  BL20* 
heimkonmien.  Dorauff  sprach  der  rath,  und  geschach  den  sonabent 
vor  Antonii  (14.  Jan.)  Da  sprachen  die  meister,  sie  wolten  es  geme  an 
die  parten  bringen,  es  were  befohlen,  do  sie  auff  einen  hauffen  weren 
gewest,  sie  wolten  auch  wider  auff  einen  hauffen.  Da  sprachen  wir  4 
vom  tal,  was  sie  thun  wolten  hinder  uns,  das  wir  nicht  weren  könten, 
das  mustenwir  zulassen.  Uffn  dinstagk  Anthonii  (17.  Jan.)  sassen  wir  4  vom 
tale  wider  in  unsem  heusem  umb  den  willen,  das  wir  die  börung  nicht 
geben  wolten,  darnmb  uns  zwar  unbillich  geschach,  das  sie  meinten, 
die  börunge  von  uns  zu  nemen.  Uff  denselbigen  tagk  wolten  sie  aber 
zusammen  uff  einen  hauffen,  wie  auch  geschach,  das  alle  parten  zu- 

•  Tonn.     **  vonn. 


1  Hier  scheint  sich  der  Verfesser  im  Tage  zu  irren.    Es  kann  nur  der  Montag 
der  «weiten  Woche  (9.  Jan.)  gemeint  sein. 


36  Marcus  Spittendorffi 

sammen  komen  in  Eisenberges  hoff.  Da  mochte  Hedrich  mit  etzlichen 
rathmannen  bey  ihnen  sein  gewesen.  Umb  3  nmb  den  abent  schickte 
Hedrich  mit  den  andern  nach  uns  7  vom  tale  und  lissen  ans  bitten, 
das  wir  ofis  rathaus  zu  ihn  kommen  solten.  Wir  kamen.  Hub  Hedrich 
ahn  unter  andern  viel  Worten:  die  parten  betten  ihnen  befohlen,  die- 
weil  sie  merckten,  das  wir  innen  sitzen  weiten  und  die  börung  nicht 
geben,  so  die  rathsgeschetle  bliben  ligen,  so  solten  sie  uns  gebott 
thun,  und  thaten  einem  iglichen  gebott,  die  börung  zu  geben  bey  50 
marcken  bey  disem  rathe ,  und  ein  iglicher  solte  sich  setzen  uff  seine 
stette.  Darauff  namen  wir  ein  gespreche  und  antwortten,  solche  ge- 
bott weren  nicht  gewönlich,  sondern  wir  beten,  das  sie  uns  gebott 
thun  weiten  gleich  andern  bürgern;  hilten  sie  das  mit  andern  bürgern 
also,  das  sie  uns  das  auch  theten,  wo  aber  nicht,  das  sie  mit  uns 
solche  neurung  nicht  vomemen,  war  unser  bitte.  Darauff  sprachen 
sie,  die  ihren  betten  ihnen  das  befohlen.  Do  baten  wir,  weil  uns 
solche  neurung  so  geschehe,  das  sie  den  bommeistem  erleuben  wolten» 
BL20  die  II  vom  tal  bey  einander  zu  haben,  das  sie  ihn  diese  neurung,  die 
sie  mit  uns  vomemen  zu  thun ,  wissen  thun  möchten.  Do  gaben  sie 
ihren  willen  darzu.  Damach  fragten  wir,  so  wir  uns  wider  setzen  sel- 
ten, wisten  wir  nicht,  ob  wir  auch  rathen  solten  bey  unsem  eyden  nach 
laut  der  wilkir.  Darauf  sprachen  sie,  ein  iglicher  sesse  bey  seinem 
eyde,  und  betten  alle  gleich  eyde  gethan,  darauff  wiste  sich  ein  ig- 
licher wol  zu  halten. 

Item  doselbst  de  sie  uff  einem*  hauffen  bey  einander  waren,  mochte 
Prelwitz  und  Jacob  Schaff kopff  gemeinet  haben,  ob  dis  nicht 
ein  vememen  wepe,  so  wir  so  steltz  weren,  das  man  uns  gebott  thete, 
unsere  gutter  zu  verkeuffen  in  4  wechen,  und  das  wir  die  Stadt  reumen 
musten.  Darauff  hatten  ein  theil  gemeinet  nein,  man  solte  uns  solche 
gebott  thun,  als  hievor  geschriben  steht.  Hans  Laub  hatte  auch  ge- 
sagt zu  den  meistern :  „Beben  herm,  ob  ihr  euch  beduncken  last,  dias 
ir  der  wilkire  zu  nahe  gegangen  oder  davon  beschwerungen  habet,  des 
wolle  wir  euch  wol  benemen  und  darven  absolviren." 

Ulfii  donnerstag  vigilia  Fabiani  und  Sebastiani  (19.  Jan.)  vor  mittage 
umb  7  waren  die  vom  tale  bey  einander  umb  diese  vorgeschribene 
stucke,  die  uns  uffn  dinstag  Anthonii  (17.  Jan.)  geschahen  von  etzlichen 
des  raths,  den  meistern,  von  geheisse  der  innunge  und  gemeinheit.  So 
waren  die  meister  fast  ungeduldig,  das  die  bommeister  so  lange  waren 
und  weiten  weg  gehen.  Wir  hilten  fast  mit  gutten  werten,  aber  wir 
wurden^  wenig  gehört,  die  uff  die  zeit  vom  tale  im  rathe  sassen. 
Doch  harten  sie,  bis  die  bommeister  kamen.  Begundten  wir  vom  tale 
zu  sprechen  mit  den  meistern  von  disen  leuften  vergeschrieben,  wie 
sich  die  begeben  haben  dis  jähr  bey  dem  rathe,  faste  mit  gutten,  sanf- 
mutigen  reden;  und  wan  ich  Marens  Spittendei^  inen  was  sagte,  das 
BL  21*  die  warheit  betraff,  so  waren  5  oder  6  über  mich  mit  ||  wunderlichen 

*  ein.      *>  „wurden"  fehlt. 


1475  Januar.  37 

Worten,  so  das  wir  schwigen,  den  wir  sahen,  es  brachte  keine  frncht, 
sondern  mehr  Unwillen. 

Da  sprach  Peter  Schafifkopf ,  man  wurde  noch  finden ,  wie  diese 
dmge  werden  möchten.  Worumb?  Es  were  nicht  ein  kleines^  es  be- 
treffe haut  und  harr;  darumb  wurde  es  erkandt,  uff  wen  es  gefiel, 
der  wurdes  gewahr,  er  hette  sichs  erwegen. 

Do  kamen  die  bommeister  und  thaten  antwort  von  der  vom  tale 
wegen  uff  das  stuck  des  abetrettens,  das  vor  meinem  herren  von  Mag. 
deburg  zugesaget,  wie  maus  drumb  halten  solte,  das  die  parten  das 
wolten  yerzeichnet  haben.  Meinten  die  vom  tale,  das  verzeichen  were 
nicht  noth;  was  sie  ihn  zugesagt  betten  vor  meinem  herrn,  das  leug- 
neten sie  ihnen  nicht.  Sie  wolten  abetretten  nach  laut  der  wilkire, 
ab  Innung  und  gemeinheit  thun,  aber  zu  verzeichnen  ist  ihre  meinungk 
nicht.  Umb  das  ander  stuck,  das  die  part  des  jahrs  viermahl,  oder 
wie  vil  ihn  noth  ist,  auff  einen  hauffen  sollen  zusammen  kommen,  das 
sein  die  vom  tal  nicht  geneiget,  sie  mercken  oder  erkennen  der  Stadt 
natz  oder  frommen  nicht  in  dem  vorgeben  umb  mancherley  ursach 
willen,  der  ich  hie  nicht  schreibe.  Darumb  vervolworten  das  die  vom 
tale  nicht,  auch  ist  ihr  wille  nicht,  das  ein  solches  geschriben  werde, 
sondern  wil  iemandts  was  schreiben  hinder  ihnen,  das  lassen  sie  ge- 
schehen.  Item  umb  die  pfenner,  die  nicht  ihre  heuser  bewonen,  das 
man  von  den  die  börung  soll  nemen,  dar  antworten  die  vom  taJ  uff, 
sie  sindt  des  mit  dem  rath  ein,  das  maus  mit  den  pfcnnem  halte  nach 
laut  der  wilkir.  Do  die  meister  diese  antwort  horten  von  den  bom- 
meistem  von  der  vom  tale  wegen,  hissen  sie  uns  abetretten.  Wir 
tratten  alle  7  abe  und  lissen  sie  sprechen.  Do  sie  gesprochen  hatten, 
lissen  sie  uns  durch  den  stadtknecht  wider  heischen.  Du  wir  zu  ihn 
kamen,  sprachen  sie,  wir  solten  uns  setzen.  ||  Sie  betten  befohlen,  die  ^1-  21 
stucke  zu  begreiffen  und  zu  volzihen ;  wen  das  geschehen  were,  wurden 
wir  das  auch  hören  lesen. 

Am  tage  Fabiani  (20.  Jan.)  vor  mittage  sass  der  rath  über  der 
b9nmgk.  Do  wardt  gehandelt  im  sitzenden  rathe  %  das  ein  gutt  freunt 
em  hsdbe  pfanne  im  Deutschen  Born  uff  im  hette,  die  der  barfiisser 
were  vor  langer  zeit  gewesen ;  nun  mochten  sie  das  inne  sein  worden 
nnd  wolten  das  nicht  haben  noch  wissen ,  das  sie  der  genissen  solde. 
War  man  in  meinung,  das  die  halbe  pfanne  in  das  hospital;  kommen 
möchte;  wardt  bewogen,  die  wilkire  hilte  das  nicht,  und  andere  be- 
wegungk  mehr,  so  das  der  rath  mit  volwort  meister  und  bommeistere^ 
eins  wurden,  das  die  halbe  pfanne  bey  dem  rathe  bleiben  solte,  sofern 
ob  die  bruder  der  tage  anders  sinnes  wurden,  das  in  den  solche  halbe 
pfanne  vom  rathe  wider  wurde ;  aber  die  ausleuffte  des  jahrs  belangen- 
de, wurde  sich  der  rath  geburlichen  halden. 

Uff  denselbigen  obbeschribenen  tag  Fabiani  (20.  Jan.)  wart  be- 

*  ntiieii.     ^  bormnelgtern. 

1  Das  Hospital  St  Cyriaci  ist  gemeint. 


38  Marcus  Spittendorff. 

schlössen,  das  der  rath  des  jahrs  von  sich  geben  solte  zur  lehne  10 
reynische  19.  unter  (?)  dem  grasehoffe^  das  der  Teuscherin  meynung 
was ,  do  sie  dem  rathe  ihren  hoff  gegeben  hatte :  kan  der  rath  der 
tage  einen  dasselbige  lehn  bessern,  das  mag  wol  geschehen.  Von 
stnndt  an  batt  Hedrich  der  rathsmeister ,  das  der  rath  mitsampt  den 
meistern  nnd  bommeistem  seinem  brnder  das  lehn  umb  gottes  willen 
wolten  leihen,  er  solte  das  gegen  dem  rath  und  burger  zuvort  omb  nn- 
sem  herr  gott  verdiene.  Uffn  sonabent  Sancte  Agnetis  tagk  (21.  Jan.) 
vor  mittage  war  Hedrichs  bruder  uff  dem  rathause  und  batt  propter 
deum  umb  das  leben  der  Teutzscherin,  das  hievor  geschrieben  uff  Sanct 
Fabians  tag  beschlossen  wardt.  So  war  der  sitzende  rath  des  zuiri- 
den.  Und  ich  Marcus  Spittendorff""  leg  ihme  das  umb  gottes  willen 
uff  die  10  fl.  jherliches  zinses,  so  das  die  wochen  2  messen  selten  ge- 

B1.22*  kalten  werden,  uff  welche  tage  der  ||  rath  das  vor  das  beste  nemen 
wirde,  uff  die  Ordnung,  yerschreibung  und  zusage,  die  ihme  vorgehalten 
wardt,  und  auch  zugesagt:  item  er  soll  dem  rath  einen  brieff  durch 
seine  handtschrifft  geben,  wen  er  nicht  bleiben  wil  in  der  Stadt  oder 
sein  ding  bessern  könde,  das  er  dem  rath  das  verlassen  solte,  oder  der 
rath  solche  leben  verleyhen  soll  einem  andern.  Auch  soll  er  das 
nicht  verbeuten  vor  ein^  ander  leben;  auch  soll  er  des  jahrs  eins  oder 
zwir  vigilien  lesen  und  seelmessen  halten  der  armen  sehle  zu  trost. 
Zwischen  ostern  gibt  im  der  rath  2  reynische  gülden,  das  er  die  zwo 
messen  dieweil  alle  wochen  bestelle;  bis  uff  ostern  gehen  die  zehen 
fl.  zinse  ahn,  und  das  er  dan  priester  werde  und  die  messen  die  woche 
selber  verwese. 

Uffh  montag  nach  Yinzentii  (23.  Jan.)  im  75.  jähr  vor  mittage  war 
der  sitzende  rath  mitsampt  den  meistern  und  bommeistem  uffn  rathause 
und  wolten  unsem  schos  geben,  als  wir  des  uffn  sonabent  zuvor  eins 
wurden.  Nun  hatte  Hedrich  seinen  schos  ufigelegt,  und  ich  Marcus 
Spittendorff*^  auch,  Do  wolten  die  meister  nicht  schössen,  man  solte 
die  Zettel  erst  fertigen,  die  sie  hatten  lassen  begreiffen.  So  ging  der 
Stadtschreiber  und  holte  die  zetteL  Do  sprachen  wir  im  rathe,  und 
Hedrich  fragte,  ob  es  unser  wille  were.  Antwortten  wir:  lieben  herra, 
wir  wissen  von  den  zetteln  nicht,  die  vom  tal  seindt  des  auch  nicht 
ein.  Do  sprach  Hedrich  zu  den  meistem,  er  were  mit  den  andern 
des  eins,  aber  die  von  der  vom  tal  wegen  sessen,  dieweren  deshinder 
den  ihren  nicht  eins  zu  volworten.  Und  wir  vom  tale  tratten  alle  7 
abe.  Do  sprachen  sie  eine  lange  weile  und  bischen  uns  darnach  wi- 
der zu  in,  und  selten  nider  sitzen,  so  verbliebe  es  ufi  die  zeit  Don- 
nerstages nach  Conversionis  Pauli  (26.  Jan.)  vor  mittage  umb  10  hilten 

BL22^  wir  ein  gesprech  im  rath.  ||  Sagte  Hedderich  zu  uns  4  vom  tale,  die 
im  rath  sassen:  „lieben  herrn,  die  meister  rucken  auff,  das  wir  mit 
ihnen  die  zettel  vomemen  sollen,  wir  wollen  euch  wol  erleuben,  das  ir 

*  M.  S.      »  eine,      o  BC  a 


^  Das  Haus  lag  hinter  dem  Rathause,  Dr.  I.  930. 


1475  Janiiar.  39 

heim  gehet/'  Antwortten  wir  4  vom  tale  jha.  So  bericht  er  uberal 
das  den  bornmeistern  auch.  Da  giengen  wir  7  vom  tale  wegk.  Was 
sie  nun  machten  oder  wie,  das  wissen  wir  nicht. 

Uffh  sonabent  nach  Conversionis  Pauli  (28.  Jan.)  im  75.  jähr,  war 
gerade  14  tage  zuvor,  ehr  man  den  neuen  rath  erkundigen  und 
kiren  solt,  uff  denselbigen  tagk  wolten  wir  unser  recht  thun  zu  der 
kire.  Fragte  der  bommeister  Claus  Schaffstedt:  lieben  herren,  sol 
mans  halten  nach  laut  der  wilkire,  so  lasse*  man  in  das  sagen,  so 
lassen  sie  das  bestehen.  Do  sprachen  die  meister,  sie  wolten  die  ze- 
del  erst  gemacht  haben.  So  bleib  das  recht  nach  uff  denselbigen  tagk. 
Uff  denselbigen  sonabent  antwortt  Hans  Hedrich  den  briff  versigelt  von 
seines  brudem  herrn  Heinrichen  wegen,  das  er  das  lehn  nicht  permu- 
iiren  oder  verbeutten  soll;  sondern  wen  er  das  bessern  kan,  so  soll 
er  dem  rathe  das  leben  wider  nfflassen.  Der  Stattschreiber  Michel 
Marschalck  nam  den  briff  und  legte  den  in  das  copial,  da  die  briffe 
inregistriret. 

Uff  montag  vor  Purificationis  Mariae  (30.  Jan.)  sassen  wir  über 
der  börungk.  Da  hatte  Mertten  Bule  und  Jacob  Klott  den  alten  Köse- 
litz  lassen  verbotten  und  beschuldigte  in,  wie  Mertten  Köselitz  gesagt 
bette,  das  sie  zusehen,  das  der  irthumb  möchte  beygeleget  werden, 
kerne  aber  ein  ufflauff  oder  arges  davon,  ihn  wurde ^  ninmier  ehre 
oder  gutt  geschehen;  auch  solte  er  zu  Klötte  gesagt  haben,  er  hette 
acht  oder  10  jähr  darnach  gestanden,  das  er  unglnck  zwischen  den 
parten  machen  wolte.  Und  machten  es  beyde  hart  gegen  dem  alten 
Köselitz.  Uff  die  rede  antwortet  der  alte  Kösselitz,  er  hette  etzliche 
rede  zu  ihnen  gesagt  in  gutter  ||  wolmeinung,  das  sie  beide  zu  fride  B1.2B'' 
und  eintracht  rathen  wollten  <^  und  nicht  zu  zwitracht,  und  andre  wort 
mehr.  „Ob  er  nun  die  rede  zu  den  beiden  gesagt  hette,  die  nun  so 
eigentlich  nicht  gegen wertigk  weren,  was  er  darumb  thun  wolte  ?'^  Da 
wolten  die  meister,  man  solte  in  auff  den  thurm  weysen,  ein  theil 
wolten  aber  nicht.  Er  musste  aber  letzlichen  in  sein  haus  gehen  bey 
cO  marcken. 

Uff  sonabent  vor  fasnachten  (4.  Febr.)  vor  mittage  wolten  wir 
das  recht  thun  zu  der  kire.  Da  wolte  Peter  Schaffkopf  mit  den  mei- 
stern nicht,  und  wolten  die  zettel  erst  versigelt  haben.  Da  langte  der 
Stadtschreiber  die  zettel.  Da  schickten  sie  nach  wachs.  Da  meinten 
wir  vom  tal,  wir  betten  die  zettel  nicht  zu  thun,  sie  betten  die  zettel 
one  uns  und  der  vom  tale  willen  gemacht  und  schreiben  lassen,  wir 
wolten  der  auch  nicht  za^  thun  haben.  ^  Da  sprach  Hedderich  mit 
seinen  rathmannen  alleine  und  berichtet  die  meister,  das  wir  das  recht 

**  wurden.        *>  w^lte.        ^  „zu'*  steht  zwei  MaL 


*  Die  Urkunde,  welche  die  Pfanner  nicht  unterschreiben  wollton,  trägt  das  Da- 
tum dieses  Tag«'s  (Sonnabend  nach  Purificationis)  Der  rath  forderte  in  derselben 
die  Erklärung,  „das  die  Tom  tale  hinforder  mit  der  abetretunge  von  den  gesprochen 
sich  gleich  andern  unsern  borgem  von  Innungen  und  gemeiiüidten  halden  sollen." 
Häü.  Chron.  der  üräfl.  Bibl.  zu  Wernigerode  Bl.  269"- 


40  Marcus  Spittendorff. 

ZU  der  kure  theten ;  sie  wolten  unter  sich  von  dem  rathause  nicht  gehen, 
sie  wolten  die  zedel  lassen  versigeln.  ^  Da  wurden  die  meister  unter 
ihnen  zufriden  und  thaten  ir  recht  Ehe  wir  das  recht  thaten,  Aihr 
Schaflfkopf  her,  als  er  das  gantze  jähr  gethan  hatte,  und  sprach,  Schaff- 
stet und  Lorentz  von  Reuden  weren  Schwester  kinder,  und  ich,  Marens 
Spittendorff,  were  ihr  seh  wager;  sie  weren  arme  simpelleute,  sie  betten 
schwerlich  mit  uns  zu  kiesen,  doch  wolten  sie  thun  als  fronmie  leute, 
das  sie  auch  bey  alter  gewonheit  bleiben  möchten.  Darauff  antwortten 
wir.  wir  hofften  zu  thun  als  getreue  leute,  darüber  solt  uns  auch  nie- 
mandt  anders  nachsagen;  wir  hatten,  das  man  uns  auch  hilte  nach 
laut  der  wilkir.    Da  thaten  wir  unser  recht. 

Uff  freytagk  zu  abent  (10.  Febr.),  da  wir  die  collation  begehen» 
Bl.  23^  wolden  uff  dem  rathause,  brachten  die  bornmeister  an,  so  sie  ||  in  den 
geboten  weren,  und  nun  die  zeit  ist,  das  wir  uns  mit  liebe  scheiden 
sollen,  were  in  geboth  geschehen,  das  sie  die  börung  geben  solten  bey 
dem  rathe.  „Nun  lieben  herrn,  wisset  ihrwol,  wie  uns  die  geboth  ge- 
schehen sindt;  auch  sein  wir  weg  gegangen  von  dem  rathause,  da  ir 
uns  die  geboth  gethan  habt.  Darumb  bitten  wir  uns  zu  wilkire  und 
rechte,  mag  uns  das  anders  wiedertähren,  mag  aber  das  nicht,  so  müssen 
wir  euch  die  börung  geben.''  Darauff  sprachen  die  achte  im  rathe  und 
meister  und  meinten,  das  wir  die  dinge  beruhen  lissen  bis  auff  den 

*  begingen. 


1  Der  hier  undBl.  21^  erwähnte  Zettel  ist  eine  in  den  Beilagen  der  Handschrift 
Bl.  865*  — 366*  in  Abschrift  erhaltene  Urkiui'le  vom  Sonnabend  nach  Purificationis 
(4.  Febr.),  welche  die  Rathmannen  der  Innungen  und  Gemeinheit  und  die  Meister  der 
Innungen  und  Gemeinheit  ausgestellt  haben.  Die  Hauptstelle ,  durch  welche 
die  Bewilligung  des  jährlichen  Geschosses  an  die  Erftülung  gewisser  Bedingungen 
von  Seiten  des  Raths  geknQpft  wird,  lautet  folgcndermassen:  Es  ist  zu  einem 
gütlichen  Entscheid  gekommen,  „das  die  vom  tale  nun  hinfort  mit  der  abetretunge 
von  den  gesprochen  sich  gleich  andern  unsem  bürgern  von  Innungen  und  gemein- 
heit  halten  sollen,  und  wir  haben  mit  willen  und  voUwort  der  innunge  und  Gemein- 
heit auch  betracht  und  umb  eines  gemeinen  nutzes  unser  Stadt  mit  ihnen  eintrecb- 
tiglich  beschlossen,  das  jhe  (Ihr!)  hinfort  eine  nauo  rath,  wenn  der  gekoren  imdbe- 
stetiget  wird,  bey  den  bommeistem  (I),  die  in  aussgange  desselbigen  gekomen  raths 
zu  rathstuele  sitzen,  sol  umb  den  geschoss,  den  zu  nemen,  die  parte  in  itzliches 
meysters  hause  gespreche  halden  lassen^  und  als  danne  sollen  die  parten  ihre  ge- 
spreche und  stucke  ihrer  gebrechen  dem  rathe  durch  ihre  meister  zu  vorstehen 
geben,  und  möchte  denn  der  rath  umb  dieselbigen  stucke  und  gebrechen,  die  ihm 
also  zuentbottcn  wor<le:i,  mit  den  meystem  von  Innungen  und  gemeinheit  [sich]  ver- 
einen imd  vertragen,  so  sol  der  rath  darauff  von  den  parten  eines  gcschosses  denne 
zu  nemen  gemochtiget  werden.  Wiurde  sich  aber  der  rath  an  den  stucken ....  nicht 
Ix^wcyticn  oder  sich  der  nicht  vortragen  noch  voreynigen  können,  imd  wolden  denn 
die  part  von  innungen  und  gemeinheit  alle  an  em  ende  eines,  zweyens.  dreyens 
oder  viermals  zusammen  kommen,  dorumb  soll  der  rath  begrusset  imd  den  parten 
als  denne,  wie  beruret  ist,  mitsampt  ihren  meystem,  die  das  mahl  sitzen,  zusamne 
zu  gehen  vorgunt  werden.  Aber  umb  die  regienuige  des  tals  sol  es  bleyl)en,  als 
die  vorgeg.'benen  zettfl  innen  halden,  und  damitte  soll  aller  unwille,  wie  sich  der 
diss  jhar  umb  die  ol)engemciten  irrungen  gemacht  und  gestanden  hat,  gantz  und 
gar  ausgesclilosson,  die  Inirunge  beygolegt,  nnd  in  argen  kegen  niemande  nimmer- 
mehr uffL^eriirket  nnd  (redacht  werden."  Diesem  Beschlüsse  verweigerten  also  die 
ITäiüier  ihre  Zustimmung. 


1475  Februar.  41 

morgen,  ehe  wir  zur  kihre  gingen;  den  die  gebotti  weren  ans  geschehen 
von  der  pari  wegen,  so  wollen  wir  weiter  davon  reden. 

Uff  sonnabent  fme  (11.  Febr.)  rackten  die  bommeister  mit  den  an- 
dern denen  vom  tal  off,  die  im  rathe  sassen.  Denseibigen  tag,  ehe 
wir  in  die  kihre  gingen,  hnb  ich  Marcus  Spittendorff^  auch  an  und 
sprach:  „lieben  herm,  so  ir  mich  aach  in  die  gebott  habt  genommen, 
dass  ich  euch  bey  eurem  sitzen  sol  geben  die  börung  beynach  so  viel, 
80  wisset  ir  wol,  worumb  mir  solch  geboth  geschehe,  so  ich  doch  nie 
erfahren  habe,  das  iemandt  nmb  der  stucke  willen  solche  geboth  ge- 
schehen sindt  Es  ist  auch  nie  crkant  oder  vervolwort  von  allen  par- 
ten,  das  maus  nmb  die  oder  das  stucke  so  halten  solte,  als  ihr  von 
mir  habt  haben  wollen.  Darumb  habe  ich  gebeten,  das  mehr  leute  dar- 
za  kommen  möchten,  die  uns  darinne  hülfen  rathen,  auff  das  niemandt 
kein  Vorwurf  darinne  dörfte  haben;  das  habt  ihr  mir  gewegert.  Nun 
haben  wir  ihe  die  wilkire  gleich  geschworen  zu  halten,  und  habe  ge- 
beten, das  wirs  halten  wollen  nach  laut  der  wilkir,  das  ihr  dan  so 
nicht  zu  thun  geneiget  wardt.  Hierumb  bitte  ich  euch,  ihr  wollet  an- 
sehen diese  dinge  und  die  zu  hertzen  nemen  und  wolt  mir  mein  geldt 
lassen,  das  ich  ofte  schwerlich  erarbeitet  habe,  so  ich  ie  meine,  das 
mir  gar  unbilliche  und  ungewöhnliche  geboth  von  euch  geschehen  sindt. 
Das  wil  ich  umb  euch  verdienen.^'  Darauf  meinten  sie,  wir  lissens  be- 
ruhen; wen  sie  neue  meister  kisen  wurden,  weiten  sie  ein  solches  an 
die  ihren  bringen,  so  ||  sie  deshinder  den  ihren  itz  nicht  macht  betten;  B1.24* 
was  sie  den  an  den  erlangeten,  das  solte  uns  wol  zu  wissen  werden. 

Jorge  Seile  half  seinen  bruder  Hanss  Seilen  kieren  zu  einem  raths- 
meister  und  sass  die  woche  bey  seinem  bruder,  bis  das  neue  meister 
gekoren  worden.  ^ 

Es  hatte  auch  Hans  Laub  gesagt  uff  dinstag  Anthonii  (17.  Jan.), 
do  die  part  alle  beysammen  waren,  wie  vor  beschriben  stehet^,  auff 
einem  hauffen,  do  wir  7  vom  tal  abermahl  inne  sassen,  offenbehrlich 
vor  allem  volck,  sie  weiten  die  pfenner  nicht  mehr  vor  herren  haben, 
sie  betten  lange  genungk  regiert  und  herren  gewesen;  sie  wolten  ihr 
nicht  mehr  zu  regierern  und  zu  herren  haben,  sie  gedechten  und  wolten 
auch  regieren. 

•  M.  S.  % 


^  Senatus  Hallonsis  1475:  Hans  Elucke  und  Hans  Seile  raths- 
meistere.  Cosmus  Qu^tz,  Heine  Bracbstede,  Claus  von  Ihene,  Pe!er  Nueman, 
Hentzo  Rlchart,  Ihan  Kumpen^  Jacoff  Weissack,  Peter  Sandorman,  Brosius  Zschel- 
schen,  Claus  Kunt^e.  ||  Drewes  Schlegel,  Ludecke  Rebenunp,  Thomas  Stoyan,  Hans  us 
der  M61,  Curdt  Hacke,  Mattis  ßenne,  Aloxius  Lissau,  Nickell  Plesse,  Peter  Kocher, 
Hans  Oswalt,  Donat  Trebeckau,  Vester  Stugke,  Hans  Ruel,  Ciriacus  Kllngeroc  In 
diesem  ihare  haben  die  leineweber  keinen  mei»ter  gehabt,  wan  in  der  ganzen  Innungen 
waren  nicht  mehr  den  zwene,  die  dan  beide  izlicher  ein  ihar  nach  einander  ge- 
sessen hatten.  Magistri  fontium:  Albrecht  Schaffetete,  ThomasDugaw,  Heinrich 
Greife. 

2  Vgl.  oben  S.  36. 


42  Marcos  Spittendorff. 

Es  ist  auch  geschehen  affn  sonabent  vor  Reminiscere  (18.  Febr.) 
anno  75,  do  der  alte  rath  Hans  Hedderieb  und  Marcos  Spittendorff 
mit  den  andern  rathern,  die  das  jähr  gesessen  hatten,  dem  neuen  ratbe 
Hans  Klagen  and  Hans  Seilen  rechenschaft  solten  than  nach  gewonlieit 
der  Stadt,  and  die  pfenner,  nemlicb  Marens  Spittendorff,  Bastian  Grnn- 
beide,  Hans  Wähle,  Hans  Rosse,  die  das  jähr  im  ratbe  gesessen  hatten, 
dazu  die  drey  bornmeister  Clans  Scbaffstet,  Lorentz  von  Reoden  und 
Peter  Spiss,  die  bilten  das  gelt  noch  innen,  das  ihnen  dan  off  die  zeit 
zwar  nicht  dorch  billikeit  uffgelegt  wardt,  do  sie  aus  ihren  rathstulen 
geweyset  wurden,  das  sie  dan  so  von  sich  ohne  redliche  und  rechtliche 
Ursache  geben  solten.  Darinne  hatten  sie  ihre  beschwerung  ihrer  her- 
tzen  und  hofften,  der  rathsmeister  Heddrich  mit  den  andein  rathsherren 
und  meistern  wurden  die  dinge  ie  bas  betrachten  und  zu  bertzen 
nemen  und  wurden  uns  unser  geldt  lassen. 

Es  geschab,  das  die  rathsmeister  Hans  Ginge  und  Hans  Seile  mit- 
sampt  ihren  andern  berren  schickten  zn  Hedderieb  und  Spittendorff  in 
der  vierherren  dömtze  und  lissen  die  beyde  bitten,  das  sie  zu  dem 
Bl.24^  rathe  kommen  sollten.  ||  Sie  sindt  beyde  vor  den  rath  gegangen.  Da 
hat  Hans  Seile  angehoben  und  gesagt:  „lieben  rathsmeister,  unser  gne- 
diger  herre  hat  uns  uff  gesterne  besandt  uff  die  bürg  und  gesagt, 
seine  gnade  haben  vernommen^  das  die  pfenner,  die  diss  jähr  im  rathe 
gesessen  haben,  dem  rathe  etzlicb  gelt  oder  börung  geben  sollen^;  so 
ist  sein  beger  und  rath,  das  man  das  nachlasse  und  nicht  von  ihnen 
neme."  Da  fragte  Hedderieb  Hans  Seilen  den  rathsmeister:  „lieber 
rathsmeister,  was  were  euermeinung?"  Hans  Seile  sprach:  „wirweren 
des  wol  zufriden,  das  man  in  solchs  nacblisse.^'  Hedderieb  und  Spitten- 
dorff brachten  das  an  den  alten  rath,  die  weren  des  auch  zufriden  ge- 
west;  aber  Peter  Schafifkopf  und  die  meister  wolten  des  nicht  mit  eins 
sein,  sondern  die  pfenner  solten  das  gelt  geben.  .Do  sagte  Marcus 
Spittendorff:  „mochten  wir  genissen  der  bitte,  die  unser  gnediger  herr 
gethan  hat,  so  wollen  wirs  gerne  vor  willen  anfhemen;  mag  es  aber 
nicht  t>ein,  so  mögen  wir  die  gefehrligkeit  nicht  tragen,  so  wirs  itz 
nicht  geben  vor  der  rechnung,  das  wir  bemachmals  noch  eins  so  viel 
geben  solten."  Und  so  legten  etzliche  gelt,  etzliche  silberne  pfände  vor 
sich  uff  den  tisch  und  sagten:  lieben  herm,  wir  antworten  euch  des 
nicht',  das  wirs  verbort  haben,  sondern  wir  hoffen,  es  solle  erkant 
werden,  ob  wir  solch  gelt  eoch  dorch  rechte  und  billigkeit  geben  müssen." 
Hedderieb  antwortet  draoff :  „das  gelt  sol  nicht  in  die  rechenschaft  ge- 
bracht werden,  die  kemmerer  sollen  das  beysetzen,  bis  das  erkant 
werde."  Das  gelt  ond  pfände  worden  in  solcher  weyse  beygesatzt*, 
aber  ich  habe  nicht  vernommen,  das  irgent  ein  rechtlich  oder  offrich- 
tigk  erkentnos  von  leoten,  die  sich  der  rechte  verstanden,  darüber  ge- 
scueben  were,  sondern  sie  haben  denselbigen  pfennern  schwer  gebott 
uffgelegt,  das  sie  ihre  pfände  lösen  mussten,  und  dorumb,  ob  sie  sagen 
wolten,  innongen  und  gemeinheit  betten  das  so  haben  wollen,  das  ist 

*  Hier  ^^^'^  '»"^»»  Ainmal  „4m  t.  g.  h.  v.*'        *»  solle.        *  nlchti.        ^  bey^esau. 


1475  Februar.  43 

nicht  recht  geredt.  ManJ|  weis  wol,  das  gemeine  volck  haben  ihren  B1.25* 
meistern  allewegen  gesagt,  sie  sollen  niemandts  gewalt  thnn;  hat  ie- 
mandte  was  verboret  nach  Inhalt  der  wilkir,  das  sie  sich  darnach  rieh- 
teO)  ist  es  aber  nicht,  das  sie  die  barger  dan  zu  wilkir  und  rechte 
kommen  lassen.  Aber  wir  haben  weder  der  bitte  unsere  gnedigen 
herm  noch  auch  der  wilkire  nicht  mögen  genissen,  das  wir  das  unser 
bebalten  hetten,  sondern  wie  die  obgenanten  regierer  von  Innungen 
and  gemeinheiten  das  haben  wolten,  so  muste  es  geschehen. 

Uff  den  donneretag  nach  dem  sontage  Reminisccre  uff  S.  Matthias 
abent  in  der  fasten  (23.  Febr.)  kam  mein  herr  von  Magdeburg  ufi  den 
Gibichenstein  wider  vom  Reine,  da  er  lange  zeit  war  gewesen.^  Des- 
selbigen  tages  nach  mittage  sas  der  alte  rath  zum  letzten  nach  über 
der  bbrungk  in  der  vierherren  dörntze.  Do  sprachen  die  meister  und 
etzliche  rathmannen,  wie  uns  Hedderich  berichtet,  sie  hetten  unsere 
bitte,  die  wir  an  sie  gethan  hetten,  an  die  part  gebracht,  das  sie  uns 
die  börung  versehen  weiten,  aber  die  part  weiten,  wir  selten  die  börung 
geben.  Weiten  wir  das  nuhn  thun,  so  lissen  sie  das  geschehen,  weiten* 
wir  aber  nicht,  das  gebe  ihn  in  Sonderheit  nicht  zu  schaffen,  sondern 
ne  mosten  das  den  ihren  wider  sagen  und  auch  an  den  neuen  rath 
bringen. 

Der  bommeister  Claus  Schaffstet  antwortet  von  ihnen  und  von  den 
ihren,  die  im  rath  sassen,  die  weg  gegangen  waren  umb  der  geboth 
willen,  die  ihnen  geschahen,  und  boten  sich  noch  zu  wilkir  und  zu 
rechte  und  sprachen,  hetten  sie  ihnen  solche  gebott  nicht  gethan,  sie 
wolten  nicht  sein  uffgestanden  noch  weggangen,  aber  umb  der  ge- 
both willen,  die  ihnen  geschahen,  stunden  sie  nS  und  gingen  weg  und 
baten  noch  als  vor,  das  man  in  solche  verkurtzung  nicht  thun  wolte 
oder  solche  neurung  vornemen,  das  wolten  sie  noch  umb  sie  alle  ver- 
dienen. De  hub  ich  Marcus  Spittendorff^  auch  ahn,  de  ich  alleine 
sitzen  blib:  ||  „lieben  herren,  ihr  wisset  den  anfang,  werumb  sich  diser  Bl.  25^ 
irthamb  erhoben  hat,  das  wir  vom  tale  alle  7  haben  sollen  abtreten, 
ir  wisset  die  wilkire,  die  wir  geschworen  haben,  sindt  mit  euch  auch 
in  gleichen  eyden  verbunden ;  so  sindt  euer  eyde  nicht  mehr  noch  unser 
eyde  weniger  oder  geringer  den  euere.  Nun  wisset  ihr  wel,  wie  die 
wilkir  inne  helt,  niemandt  sei  sie  andere  deuten,  den  sie  lautet.  Ihr 
wisset,  das  ich  mich  erboten  habe  und  auch  die  andern;  habt  ir  oder 
irgent  einer  unter  euch  der  unsem  zu  beschuldigen  nach  laut  der  wil- 

»  -wolte.      «>  M.  S. 


^  „ündeder  konlng  vonDennemarcken  unde  der  bischoff  von  Magdeburg  hetten  ge- 
taget zwischen  deme  herczogen  von  Burgimdien  mid  den  von  Köln  mid  Nuss  o^e 
wiädens  gerne  bericht  habe,  das  er  abe  czoge,  und  was  getagit  uff  sant  Anthonius 
tag  (17.  Jan.)  neest  zu  kunfftig  was",  Conrad  Stolle,  Chronik  8.  92.  Ueber  die 
zweifelhafte  Rolle,  welche  der  König  Christian  I.  von  Dänemark  üi  diesem  Kampfe 
gegen  Karl  den  Kühnen  spielte,  ist  Markgraf,  De  hello Burgundico  (Berl. Dissert. 
V.  J.  1861)  S.  5  u.  S.  29  ff.  zu  vergleichen.  Der  Erzbischof  von  Magdeburg  wird 
hier  nicht  erwähnt 


44  Marcus  Spittendorff. 

kir,  wir  wollen  antworten.  Aber  niemandt  war,  der  uns  irgent  be- 
schuldigen wolte,  sondern  ihr  wollet,  das  wir  solten  abetretten,  wir 
betten  uns  nicht  recht  gehalten  im  tal,  daromb  solten  wir  abtreten/' 
Ich  fragte:  ,, womit  haben  vnr  uns  unrecht  gehalten?  saget  uns  das, 
wir  wollen  mit  den  bornmeistem  so  vil  reden  und  die  vom  tale  unter- 
weysen,  das  sie  sich  in  allen  dingen  sollen  uffrichtig  und  geburlich 
halten/'  Sie  wüsten  mir  aber  nichts  zu  sagen,  den,  wir  solten  abtretten- 
„Lieben  hem,  ihr  wisset  auch,  das  maus  vor  alters  nie  anders  gehalten 
hat,  den  nach  laut  der  wilkir,  man  hat  auch  nie  keinem  solche  schwere 
gebott  darumb  gethan,  man  hat  auch  noch  nie  von  keinem  die  börung 
geheischt  noch  genommen,  als  ir  uns  itzundt  thut  und  haben  wollet. 
Ir  wisset,  es  ist  auch  noch  nie  erkant  oder  von  allen  besessenen  bur- 
gern vervolwort,  das  maus  so  halten  solle.  Nun  habe  ich  euch  gebeten, 
do  ich  gemerckt  habe,  ihr  woltets  haben,  das  wir  aus  allen  parten  etz- 
liche  fromme  lute  in  der  Stadt,  die  was  zu  verlieren  haben,  zu  uns 
uffs  rathaus  weiten  bitten  und  denen  ^  dise  dinge  vorlegen  und  sie 
bitten,  das  sie  uns  darinne  weiten  helfen  rathen;  was  die  dan  vor  das 
beste  wurden  nemen,  da  weiten  vrir  vom  tale  uns  wolgebnrlich  nach 
B1.26*  halten,  uff  das  wir  keinen  Vorwurf  von  iemande  haben  dörften.  ||  Derer 
bitte  wollet  ihr  uns  aber  nicht  geweren.  Aber  lieben  herren,  bettet  ir 
uns  das  zu  willen  gethan,  und  die  frommen  leute  aus  den  parten  das 
vor  das  beste  genommen  betten,  das  wir,  die  vom  tal,  alle  solten  ab- 
tretten: betten  wir  uns  alsdan  widersetzig  oder  ungehorsam  gehalten, 
so  were  etwas  unser  schuldt;  aber  in  solcher  weis,  als  solchs  geschehen 
ist,  hoffe  ich  noch  ie,  werdet  euch  bedencken  und  die  dinge  bas  zu 
hcrtzen  nemen  und  werdet  mir  mein  gelt  lassen.  Aber  so  vil  sage  ich, 
möchten  diese  dinge  zu  erkentnuss  kommen  uff  meinen  herm  von  Mag- 
deburg, uff  die  ehrlichen  stette  oder  uff  doctores,  die  keinem  theil 
mit^  freundtschaft  verwandt  weren%  wurde  dan  erkant,  das  ich  unrecht 
were,  ich  wolte  noch  so  viel  börungk  geben,  als  sie  mir  zugesprochen 
betten.  So  wüste  ich  doch,  das  ich  unrecht  were,  sonsten,  so  es  nicht 
geschieht,  habe  ich  sorge  in  meinem  hertzen,  ich  könne  es  auch  nicht 
vergessen,  ich  lasse  mich  auch  beduncken,  mir  geschehe  ungleich.^ 

Uff  S.  Matthias  tagk  (24.  Febr.)  waren  die  part  aber  alle  bey- 
sammen  uff  einen  hauffen,  wiewol  das  der  neue  rath,  sonderlich  die 
vom  tale  ihr  volwort  darzu  nicht  geben  weiten.  Sie  fragten  nach  ihnen 
gleich  so  viel  als  nach  uns  zuvor,  das  es  war  ein  gemachter  reye:  die 
in  den  Innungen  und  gemeinheit,  die  das  weren  solten,  die  obersten 
die  verhingens  mit.    So  geschachs  auch. 

Eben  desselbigen  tages  war  Hans  Seile,  Hedderich,  Claus  Schaff- 
stet, Lid  icke  Pfanschmidt  vor  meinem  herrn  von  Magdeburg  uff  der 
barg  umb  der  keyserlichen  mandat  willen,  die  dem  rathe  zugeschickt 
worden,  und  die  gar  ernstlich  inne  hilten,  das  wir  mit  macht  dem 
keyser  folgen  solten  vor  Neuss  an  den  Rein  gegen  den  herzogen  von 
Burgundien ,  und  baten  meinen  herm  von  Magdeburg  umb  rath.    Da 

•  dcmt.     ^  ,^t*'  fehlt.      0  wen. 


1475  Februar.  45 

hatte  mein  herr  gesagt,  so  der  irthmnb  in  der  Stadt  zwischen  den  vom 
tal  und  den  parten  were,  hette  er  gebeten,  ||  do  er  an  den  Rejn  wolde  BL26^ 
zihen,  das  die  gebrechen  gattlich  anstehen  selten  bis  uff  seiner  gnaden 
Zukunft  Nun  yerneme  seine  gnade,  das  ein  soicbs  nicht  geschehe, 
sondern  die  vom  tale,  die  im  rathe  sessen,  die  wurden  bedrenget,  die 
börong  zu  geben.  Darumb  bete  ehr,  das  die  dinge  ^  noch  verfuget 
worden  und  in  einen  guttlichen  standt  genommen  wurden,  bis  so  lange 
seine  gnade  wider  uff  den  Gybichenstein  keme;  so  wolte  ehr  die  ge- 
brechen verhören  und  guttlich  beylegen.  Sonst  wolte  seine  gnade  ihnen 
nicht  rath  geben,  sie  sagten  ihm  den  erst  eine  antwort,  die  uff  den 
sontag  hernach  anzuhören  angestalt. 

Uff  den  sonabent  nach  Matthie  (25.  Febr.),  ehe  wir  dem  neuen 
rath  berechenten,  do  liss  der  neue  rath  bitten  Hans  Hedderichen  und 
mieh,  das  wir  weiten  zu  ihm  kommen.  Wir  gingen  zu  ihn,  und  die 
andern  herren  warteten  in  der  vierherren  dömtze.  Hub  Hans  Cluge 
ahn  und  erzalte  die  meinung  und  bitten  meines  herm  von  Magdeburg 
die  seine  gnade  zu  denen,  die  vom  rathe  geschickt,  gethan  hatten,  una 
batt  uns  von  des  neuen  raths  wegen,  das  wir  den  alten  rath  und  die 
meister  weiten  bitten,  das  diese  dinge  guttlich  mochten  anstehen  uff 
meinen  herm  umb  die  börung  und  allenthalben,  den  der  neue  rath  des 
wol  zufriden  were,  das  es  wol  beruhete.  Hedderich  brachte  das  an 
den  alten  rath  und  auch  an  die  meister.  Nun  wer  der  alte  rath  des 
wol  zufriden  gewest,  aber  die  meister  weiten  nicht  und  sprachen,  sie 
betten  des  von  den  ihren  nicht  befehl,  und  meinten,  wir  selten  uns 
leichte  vor  bas  versehen  haben,  das  sie  doch  schult  zu  uns  gefunden 
betten.  Hüben  wir  7  vom  tal  ahn:  „lieben  herm,  nuhnuns  keins  hele- 
fen  magk,  so  wollen  wir  die  fehrligkeit  nicht  tragen  und  antworten 
euch  hier  diese  pfände  und  gelt  in  solcher  weyse  uff  unser  erbittung, 
entschuldigung  und  insage,  die  wir  gethan  haben,  und  hoffen  noch  als 
vor,  mögen  wir  kommen  vor  meinen  herm  von  Magdeburg  oder  vor  die 
ehrlichen  stedte,  das  eure  schult  und  euer  antwert  gegen  ||  einander  Bl.  27^ 
gehört  werden,  ihr  werdet  uns  unser  gelt  widergeben.''  Das  bleib 
darbey.  Aber  sie  weiten  uff  niemandt^,  sie  meinten,  es  were  besser 
unter  uns  beygelegt.  Item  etzliche  gaben  an  50  marck  an  gelde  uff 
dendisch  und  ein  teil  an  pfänden  <^,  die  soviel  oder  geringer  wert  waren, 
und  sprachen,  ob  etlichs  besser  oder  geringer  were,  oder  ob  die  börang 
mehr  machen  wurde  einem  oder  allen,  das  solte  ungefehrUch  stehen 
bis  zu  einem  guttlichen  handel.  Dis  brachten  wir  wider  an  den  neuen 
rath;  sprachen  sie,  ihre  meinung  were  gewesen,  das  maus  hette  gutt- 
Uch  lassen  beruhen;  so  das  nun  nicht  geschehen  were,  solte  solch  gelt 
nnd  pfandt  verwaret  bleiben,  bis  man  sich  der  sache  guttlich  vertrüge. 

Umb  das  ander  keyserliche  mandat,  das  dem  rath  kurtz  vor  fass- 
nacht  geantwortet  wardt  im  75.  jähr,  hies  der  keyser,  das  wir  den 
vierten  man  schicken  selten  in  und  äussernder  stadt,  uff  dem  lande,  zu 
pferde,  mit  heerwagen  und  mit  puchsen,  bey  verlierung  aller  freiheit, 

*  dSttoge.      *>  hier  tchelnt  ein  Wort  bu  fehlen.      ^  am  pfftnde.      ^  moa. 


46  Marcus  Spittendorff. 

priTÜegieiiy  brieffe^  zttUe,  geleite,  aller  lehn,  darzn  bey  der  acht  und 
öberaeht.  Wurden  wir  nicht  gehorsam  sein,  so  selten  wir  dieser  peen 
verfallen  sein,  gleich  ob  durch  nrtel  erkant,  so  solde  das  eikant  sein 
itz  als  dan,  dan  als  itznndt,  und  vil  harter  mergklicher  stuck  und 
punkt.^ 

UfEh  freytag  nach  Oculi  (5.  März)  waren  die  part  bey  einander,  ein 
iglicher  in  seines  meistere  hause.  So  ging  der  rath  zu  allen  parten 
und  berichten  die  meinung  und  bitte  meines  herm  von  Magdeburg  als 
ob  geschrieben.  ^  Es  brachte  aber  keine  frucht,  sie  waren  so  hart  ver- 
stockt, die  das  spil  trieben,  das  man  sie  u£f  keine  ander  wege  mochte 
bringen.  Nun  ufih  sonabent  (4.  März)  brachten  die  meister  das  wort  zusam- 
men und  berichten  den  rath  von  der  part  wegen,  sie  wüsten  mit  denen  vom 
tale  noch  mit  niemandt  Uneinigkeit,  sondern  die  dinge  weren  beyge- 
leget  und  wol  geeiniget,  des  sie  vereiegelte zedel  betten;  aberumb  die 
BL27^  bOrung  widergeben  ||  weren  sie  nicht  geneiget.  Hette  der  rath  macht, 
zwey  oder  3  schock  fuder  steine  zu  nemen,  sie  betten  auch  macht,  die 
börung  von  uns  zu  nemen.  Auch  selten  die  vom  tale  das  halten  mit 
dem  abtreten,  wie  wir  vor  ihnen  gethan  betten:  wen  was  trefflichs 
das  tal  oder  die  vom  tal  belangete,  so  sollten  sie  abetretten  oder  die 
börung  von  ihnen  nemen.  Wir  sagten  zu  den  stucken,  als  uff 
ihre  zettel,  wisten  sie  wol  und  der  Schreiber,  der  sie  gemacht  hat 
und  vereigelt,  mit  wes  willen  das  geschehen.  Sie  haben  die  zettel 
ohne  uns  und  der  vom  tale  willen  gemacht  und  versigelt.  Umb  das 
abetretten,  das  haben  vrir  mit  willen  nie  gethan,  sondern  da  wir  dar- 
zu  ....  *  wurden.  Auch  da  sie  uns  in  ungewönliche,  unbilliche  gebott 
genommen  hatten,  do  beschuldigten  sie  uns  nach  laut  der  wilkire,  wir 
betten  die  gebot  verachtet,  da  trätten  wir  abe.  Do  sie  die  zettel  machen 
weiten,  darbey  weiten  wir  nicht  sein.  Sprach  Hedderich,  weiten  wir 
heim  gehen,  das  möchten  wir  thun. 

Item  die  meister  hatten  auch  wol  gesagt,  hette  iemandt  fehl  zu  den 
parten  oder  zu  ihnen,  das  man  sie  verklagte  vor  dem  rathe,  sie  weiten 
darzu  antworten.  0 lieber gett,  welch  ein  gerichte  selte  das  sein!  Die 
vom  tale  selten^  abtretten,  so  machtens  die  andern  doch  als  vor. 

üffn  montag  nach  Letare  (6.  März)  im  75.  jähr  wart  der  rath  be- 
scheiden gen  Kalbe  bey  meinem  herrn  von  Magdeburg  zu  sein,  umb 
die  heeriart  zu  bestellen,  als  uns  der  keyser  ernstlichen  geschrieben 
hatte.    Uffn  dinstag  (7.  März)  kam  der  rath  wider  von  meinem  herm. 

Die  Woche  vor  Gteorgii  (23.  April)  ^  waren  die  vom  tal  bey  ein- 

^  Uer  fehlt  offenbar  ein  Wort;  im  Mentucr^ite  ist  Jedoch  keine  Lttcke.     ^  •oUen. 

*  Von  diesen  Schreiben  befindet  sich  im  Rathsarchiv  keine  Kunde  mehr.  Der 
Bath  sendete  dem  E^aiser  60  reisige  Pferde  mit  geharnischten  Männern  und  6  Speise- 
wagen. Zu  jedem  Wagen  gehörten  4  Trabanten  ohne  die  Wagenknechte.  Der  Zu- 
zug verliess  Halle  Freitag  vor  Pfingsten.  HaU.Chr.  der  Gr.  Bibl.  zuWemiger.Bl.268^ 
Ein  fthnliches  kais.  Schreiben  erhielt  Frankfurt  a/M.  Walker,  Urk.  betr.  d.  Bei. 
d.  St.  Neuss  S.  88. 

>  Vgl.  S.  48.  44. 

s  Sollte  vieUeicht  der  Tag  des  Papstes  Gregor  gemeint  sein  ?  Vgl.  über  die 
Verw^'""'' —  "^eidenbach,  Calendarium  S.  195. 


1475  Mai.  47 

ander  in  Bachelts  hoffe.  Brachten  die  bommeister  an  vons  rath  wegen, 
das  wir  den  rath  mechtigen  wolten,  den  schos  zu  nemen  in  aller  masse, 
als  das  zn  jähre  genommen  were;  auch  umb  das  bierscheneken ,  das 
wir  das  dem  rathe  auch  zusagen  wolten.^  Wir  waren  nicht  alle  bey- 
sammen,  aber  wir  baten  die  bommeister,  das  sie  uns  alleiverbotten  uff 
die  mlttwoche  noch  S.  Marcus  (26.  April),  und  wer  nicht  keme,  der 
gölte  ein  stucke  saltz  geben.  Das  war  unser  wille.  Uff  bestimpten 
tag  waren  wir  bey  einander  und  hatten  die  bommeister,  das  sie  von 
nosera  ||  wegen  ahn  den  rath  bringen  wolten,  so  der  rath  den  schos  B128^ 
begerte,  wisten  wir  wol,  das  sie  des  ubel  rath  haben  könnten;  wir 
hetten  dem  rathe  den  schos  nie  gestopt,  wirwoltens  auch  ungernethun, 
aber  wir  baten,  das  sie  an  den  rath  bringen  wolten,  ob  der  rath  die 
wilkir  auch  gedechte  zu  halten,  als  sie  geschrieben  stunde.  Wen  sie 
miB  das  zu  verstehen  geben,  wolten  wir  den  gerne  umb  den  schos 
sprechen.    Uns  ward  keine  antwort  von  dem  rathe  uff  das  stucke. 

Ufih  sonabent  nach  Cmcis  vor  pfingsten  (6. Mai),  so  die  neuen 
Bchepfen  im  tal  ihr  recht  zu  der  banck  thun  und  umb  neue  bora- 
meister  kiesen,  so  rieffen  Heinrich  Blume  und  Claus  Ulman  zu  ihnen 
Hans  Bussen  und  Marcus  Spittendorff  in  die  kihre,  als  das  vor  alters 
ist  gewönlich  gewest,  und  gingen  in  den  kohr  zu  Sanct  Gertrauten 
nach  alter  gewonheit.  Da  tratten  die  beyde  zusanmien  Heinrich  Blume 
und  Claus  Ulman,  als  das  gewönlich  ist,  und  kohren  zu  bommeistem 
Hans  Waltheim,  Hans  Zöhier,  Heinrich  Maltitz  und  kamen  zu  uns  bey- 
den  vorgeschrieben  und  berichten  uns  der  kihre,  die  sie  gethan  hatten.^ 

»  woUe. 


1  In  den  Beilagen  zu  Sp.^s  Darstellung  findet  sich  unter  der  üeberschrift  „unser 
vom  [tale]  schulde  zu  setzen  wieder  Innungen  und  gemeine  zu  Halle"  Bl.  852^  nach- 
stefafmde Erzählung:  Nun  ist  uffn  sonnabendt  [nach?]  Yocem  Jucunditatis(6.  Mai)  nechst 
fernngen  geschehen,  das  vier  schöppen  im  tale,  als  bey  namen  Marcus  Spitten- 
dora,  Hans  Bausse,  Claus  Ohnan  imd  Heinrich  Blume,  bey  ihren  eyden  drey  bom- 
meuter  also  bey,  namen  Hans  von  Walttheim  über  dem  Deutzschen  Borne,  Hans 
Zdlner  ub^  der  Metritz  und  Hackenbom  und  Heinrich  Maltitz  über  das  Guttjhar 
elntrechtiglich  gekoren  haben,  als  haben  sie  u£&  rathaus  geschicket  und  dem  ratho 
udi  gew^ilicher  weyseimd  alden  herkommen  sagen  lassen,  sie  weren  mit  derköhre 
bereit,  und  sie  thun  bitten,  sie  wolden  konmien  und  ihnen  benennunge  zu  thun, 
venn  sie  gekohren  hetten;  ist  geschehen,  das  Hans  Klucke  und  Hans  Seile,  raths- 
aeister,  Ludicke  P£ftüschmiedt  und  Drewes  Schlegell  zu  in  gegangen,  den  (1)  nauen 
bornmeyster  von  den  scheppen  gebort  hemennen,  das  sie  denn  uff  das  rathaus  ge- 
tngen,  dorumb  die  Innungen  und  gemeinheit  zu  den  vier  schöppen  in  die  kirchen 
leichicket  und  Hansen  Seilen  den  vier  schöppen  von  Innungen  imd  gemeinheit  wegen 
nhm  lassen  sagen,  sie  woUen  Hansen  Zölner  darumb,  das  er  ein  schöppe  uff  <&m 
berge  ist,  zum  bornmeyster  nicht  haben.  Ein  solches  denne  viel  unbillichen  von  den 
inmmgen  und  der  gemeine  beschiet,  so  die  schöppen  von  dem  berge  an  Stadt  unsers 
nedigen  herm  der  innunge  vorweser  seindt.  £iS  hat  auch  Hans  Laub  offionbehr- 
üdien  gesprochen,  es  sey  ein  brieff  vom  ertzbischoffe  Ottoni  gegeben  gewest,  uff  die 
lAöppen  off  dem  berge  weysende,  den  soUe  Geyseler  von  Diesckaw  gelesen  haben, 
nid  Huis  von  Walttheim  solde  im  den  aus  der  band  genommen  haben,  der  derlich 
nlte  innehalten,  das  man  die  schöppen  von  dem  ber^zu  bommeystem  nicht  kiesen 
Klde,  des  sich  denne  Geyseler  genüßlich  entschuldiget  hat  So  erbeut  sich  Hans 
m  Walttheim  des  auch  zu  entschuldigen,  wanne  und  wie  das  erkant  wurde,  und 


48  Marcus  Spittendorff. 

So  behagten  ans  die  frommen  leute  wol,  die  sie  gekotiren  tiatten  zn 
bommeistern,  and  waren  des  mit  ihnen  beyden  auch  ein  nnd  besandten 
den  rath,  das  sie  wolten  zu  ans  kommen.  So  kamen  die  rathsmeister 
Hans  Ginge,  Hans  Seile ,  die  gemeines  meister  Ludicke  Pfanschmidt, 
Trebis  Schlegell.  Do  berichten  wir  sie  der  kire,  die  behagte  SeÜen 
nicht  wol.  Fragte  ans  Hans  Ginge,  ob  wir  der  kire  eins  weren,  ant- 
worteten wir  jha !  So  gingen  sie  von  ans  und  baten,  das  wir  uns  ent- 
halten wolten,  das  sie  den  rath  berichteten  und  uns  wider  sagten.  Do 
wurde  uns  keine  antwortvon  ihnen '^  bis  umb  abentumb  5.  Do  kamen 
dieselbigen  wider  zn  uns.  Hub  der  rathsmeister  Hans  Seile  ahn,  wir 
wisten  wol,  das  innungen  und  gemeinheiten  nicht  haben  wolten,  das 
man  die  schöppen  uffn  berge  nicht  solte  zu  bommeistem  kiesen,  noch 
theten  wirs.  Der  alte  rath  were  auch  auff  dem  rathause  gewesen  and 
Bl.  28^  betten  ||  bericht;  es  were  ihnen  aber  gesagt,  die  schöpfen  nicht  zu 
kiesen.  Danunb  batt  er,  das  wir  einen  andern  kisen  selten  ahn  Hans 
Zölners^  stedt.  Antwortten  wir,  wir  betten  die  frommen  leuthe  ge- 
kehren»  der  rath  wurde  sie  guttlich  ufiFhemen,  so  wir  änderst  nicht  wis- 
ten, das  sie  anberichtigte,  fronmie  leute  weren.  Hans  Seile  batt  aber, 
das  wir  einen  andern  kiesen  wolten.  Meinten  wir  nein,  wir  wisten 
nicht  anders  von  ihnen  allen,  den  das  beste,  wolten  sie  iemandt  ver- 
werfen, das  lissen  wir  geschehen.  Seile  batt  noch,  sie  gedechten  kei- 
nen zn  verwerfen,  sie  wisten  auch  Zölner  keine  schult  zu  geben,  son- 
dern Innung  und  gemeinheit  wolten  keinen  schöppen  haben.  Wir 
wolten  unser  kire  auch  nicht  verendem.  Do  hub  Hans  Seile  an  im 
zome  und  that  uns  ein  gebott  bey  50  marcken  von  Innung  und  ge- 
meinheit wegen,  wir  selten  nicht  aus  der  kirche  gehen,  wir  betten  den 
einen  andern  gekoren  in  HansZölners  stedte.  Hub  ich  Marcus  Spitten- 
dorff ahn  und  sprach:  „lieber  rathsmeister,  ich  hoffe,  innungen  und  ge- 
meinheit haben  uns  keine  gebott  zu  thun,  wir  sindt  der  nicht  pfiichtig 
nfizunemen,  sondern  wir  haben  einen  rath,  das  sindt  12  manne,  denen 
sollen  wir  gehorsam  sein;  werden  uns  die eintrechtig  gebietten,  wollen 
wir  uns  wol  geburlich  halten''.  So  bliben  wir  in  der  kirchen  bis  den 
montagk  (8.  Mai),  and  mein  herr  von  Magdeburg  war  zum  Gibichen- 
stein,  das  war  unser  gluck.  So  waren  gutte  freunde  unter  den  pfen- 
nem,  die  sich  bearbeiten  ^  bey  meinem  herm,  und  auch  die  geistlichen 

•>  Uune.      ^  Dm  Maniucrlpt  hafc  fAlKblioh  .^ellen". 

den  brieff^  so  niemandt  mehr  denn  Laub  solde  gesehen  haben,  das  er  do  gewest  ist. 
bt  er  denne  umbkommen  und  vomichtiget,  so  mos  jo  Laub  wissen,  wo  er  blieben 
ist.  Hat  Hans  Seile  üi  der  kirchen  zu  Sanct  Gerdrautten  im  kohre  den  vier  schöppen 
von  innungen  und  gemeinheit  wegen  und  nicht  von  des  raths  wegen  bey  50  marcken 
gebott  gethan,  das  sie  einen  anderen  bommeister  in  Hans  Zölners  stedte  kiesen 
solden,  und  haben  darahne  gottes,  der  geweyheten  stette  und  unsers  gnedigen  herm 
von  Magdeburg  nicht  geschont.  Darauff  denne  Marcus  Spittendorff  von  der  schöppen 
wegen  geantwortet  hat:  herr  rathsmeister,  ihr  thut  von  innungen  imd  gemeinheit 
wegen  gebott,  sollet  ihr  wissen,  das  innungen  und  gemeinheit  unsre  herren  nicht 
sein  u.  s.  w. 

^  Ein  solcher  war  Benedictus  Polcke,  der  in  einem  Schreiben  den  Erzbischof 
um  Schutz  bat  (Beil.  354^—355^):  .  . .  Nun  sindt  jhe  von  innungen  und  gemeinheit 


1475   Mai.  49 

pröbste  zu  S.  Jörgen,  znm  Neuen wergk,  und  die  pfenner  brachtens 
vor  meinen  heim,  das  uns  gebott  in  der  kircben  geschehen,  were  un- 
recht, sie  heften  keine  gewalt  in  der  kircben  zu  thun. 

Do  schickte  mein  herr  seine  rethe  uffs  rathaus  und  liss  dem  rathe 
sagen  und  schickte  auch  zu  den  pfennem  in  Bucbels  hoff.  Do  be- 
richten die  pfenner  die  rethe,  wie  uns  innungen  und  gemeinheit  mit- 
fuhren, und  baten  sie,  unsem  gnedigen  herm  zu  bitten,  das  uns  seine 
gnade  verbitten  wolde,  das  sie  solche  neurungk  mit  uns  vom  tale 
nicht  weiten  vornemen,  sondern  unser  gnediger  herr  solte  unser  gantz 
mechtig  sein  in  freundtschaft  oder  zu  rechte.  Und  thaten  auch  eine 
Bchrifft  von  stunde  ahn  ||  ahn  unsem  gnedigen  herm^  mit  solcher  er-  B1.29* 
bittung  uff  seine  gnade,  und  die  pfenner  wurden  des  alle  ein.  Nun 
gab  gott  seine  gnade,  das  der  rath  von  Magdeburg  kam  geritten  uff 
den  montag  (8.  Mai)  nach  dem  obgeschriebenen  sonabendt  und  auch 
viel  hoffleute,  die  mein  herr  von  Magdeburg  an  den  Reyn  schicken 
wolde,  und  die  von  Magdeburg,  von  Halle  auch  unserm  gnedigen 
herm  zu  dienste  uffgenommen  hatten,  so  das  etzliche  mehr  den  drey- 
hnndert  pferde  in  der  Stadt  und  auff  dem  neuen  marckte  waren.  Do 
schickten  sie^  zu  uns  ufih  montag  in  die  kirche  und  baten,  das  wir  uffs 
rathaus  wolten  kommen.  Wir  gingen  hienauff.  Hub  Hans  Seile  ahn 
und  nam  uns  das  geboth  abe,  das  uns  in  der  kircben  geschach,  und 
that  uns  wider  ein  gebott  von  des  ratbs  wegen  bey  50  marcken,  das 
wir  einen  andem  kiren  wolten  vor  Hans  Zölher  oder  gingen  bey  Son- 
nenschein uff  Schrammen  therm  ^  und  nicht  darabe,  wir  betten  den  einen 
andem  gekoren.  Hub  Hans  Cluge  ahn  zu  uns  und  sprach:  ,4ieben 
herren,  wir  sindt  des  nicht  ein  mit  ihn.''  Heyne  Brachstedt  sprach: 
„sie  haben  uns  gezwungen  mit  ihren  ungewönlichen  geboten,  das  wir 
mnsten  abtretten/'  Wir  gingen  wider  in  die  kirche.  Uff  den  abent 
bey  Sonnenschein  gingen  wir  auff  den  thurm  und  sassen  daroben  bis 
nffii  donnerstag  zu  abent  (11.  Mai). 

Dinstag,  mittwoch,  donnerstags  kam  mein  herr  zu  St  Moritz  und 
hatte  graff  Woldemar  von  Anhalt   und  seinen  brader^  mit  und  den 

*  Dm  Manuacrlpt  bat  „Mhlckte  sa".    ^  Dieoe  ganie  Stelle  von  ,.abent**  anermuigelt  im  Mana- 
•er^  dar  Interponotlon. 

in  etzHchen  verlaufen  zeyten  meistere  nicht  als  rathmanne,  sondern  als  besltzer 
(Iboisitzer?)  und  mithelfer  zu  hülfe  gegeben,  dieselbigen  meyster  itzunder  gar  ein 
angewönlich  vornemen  thun  von  der  ihren  wegen,  als  sie  sprechen,  und  woUen,  das 
de  12  rathmanne,  die  vor  einen  perschonen  (I)  sitzen  und  gesessen  haben,  zwey- 
speldigk  machen,  und  wollen,  die  unsere  vier  vom  tale  soUen  abetretten,  und  geben 
vor,  £e  ihren  wollen,  das  der  rath  —  welchen  rath  sie  meinen,  ist  uns  verborgen — 
das  saltz  setzen  sollen,  imd  auch  die  sale  vorschlagen,  die  denne  vier  bomknechte 
off  ihren  eydt,  jherlich  darzu  gekoren,  vorschlagen  haben ^  und  auch  das  man  die 
Schoppen  un  dem  berge  vortmehr  zu  bommeistem  nicht  kiesen  solde  u.  s.  w. 

^  Dieses  Schreiben  der  PfiUmer  an  den  Erzbischof  vom  Sonntag  Exaudi  (7.  Mai) 
findet  sidi  in  den  Beilagen  zu  Spittendorfi&  Darstellung  (61.356^)  m  Abschrift. 

2  Wo  dieser  Thurm  lag,  ist  nicht  bekannt.  SoUte  vielleicht  anstatt  „Schram- 
men" —  Schrannen  zu  lesen  sein?    Vgl.  weiter  unten  S.  60. 

sWaldemar  VI.  (1450 — 1508),  Sohn  Georgs  I.,  welcher  in  dem  Lande 
auf  dem  rechtenElbufSar  regierte ;  unter  seinem  Bruder  wird  der  später  erwI^teGe^ 

Geechlehtsq.  d.  Pr.  Sachaen.  XI.  4 


50  Marcus  Spittendorfil 

rath  voD  Magdeburg  und  andere  mehr  und  hüte  faste  deding  mit  In- 
nungen^ und  gemeinheit  unsert  halben;  es  wolde  aber  nirgent  hin. 
Waren  auch  bey  seiner  gnaden  ettliche  herm  des  capittels  von  Mag- 
deburg. Nun  die  von  innungen  und  gemeinheit  geschickt  wurdeui 
waren  fast  hart  ihres  sinnes,  den  dieselbigen  hatten  das  ungluck  alle 
angericht  und  gemacht,  darumb  hüten  sie  harte  uff  einander.  Mein 
herr  von  Magdeburg  hette  uns  gern  vom  thurm  uff  die  mittwoche  ge- 
habt, es  wolte  sich  nicht  finden.  Nuhn  die  in  der  gemeinheit  und 
Bl.29^  etzliche  in  den^  innungen  traueten  fast  und  gaben  vor,  ||  sie  sehen 
wol,  es  wolte  anders  nicht  werden,  den  sie  musten  mit  ernste  erdorch  c 
kommen  mit  den  pfennern.  Sie  musten  mitleidung  haben,  bis  die  hoff- 
leute  wegk  kemen,  alsdan  wolten  sie  die  thor  zuschlissen  und  sehen, 
wie  sie  mit  den  pfennern  leben  möchten;  und  das  möchten  etzliche 
obersten  auch  sagen,  und  andere  viel  unnutze  wort.  Die  rede  kamen 
vor  meinen  herm  von  Magdeburg,  do  wirs  erfuhren,  es  behagte  meinem 
herrn  nicht  woU.  Doch  lies  er  uns  trost  sagen,  wir  selten  keine  notb 
haben. 

Uff  mittwoch  (10.  Mai)  kam  mein  herr  wider  zu  S.  Moritz  und 
dem  rathe  zu  Magdeburg,  do  kam  der  rath  von  innungen  und  gemein- 
heit, und  die  sie  zu  sich  gezogen  und  das  spil  triben»  vor  unsem  gne- 
digen  herm^.  Do  hatte  sie  unser  gnediger  herr  fragen  lassen,  ob  er 
ihrer  mechtigk  sein  solde,  die  gebrechen  beyzulegen,  die  sie  betten 
kegen  die  vom  tale.  Möchten  sie  geantwortt  haben,  sie  betten  das 
hinder  innungen  ^  und  gemeinheit  nicht  zu  thun ,  und  vieleicht  unter 
andern  reden  verdackt  anbracht,  das  sie  nicht  gantz  trauen  zu  seiner 
gnaden  betten.  Das  marckte  mein  herr  von  ihnen,  hatte  mein  herr 
ihnen  vorbass  sagen  lassen,  ehr  were  der  pfenner  mechtigk,  das  sie 
sich  bedencken  wolten  zwischen  freytages  (12.  Mai),  ob  er  ihrer  auch 
mechtig  sein  solte  mit  seinem  capittel  und  dem  rath  zu  Magdeburg, 
das  sie  ihme  das  wider  sagen  solten ,  auch  die  uff  dem  thurme  gefan- 

•  inniuig.      ^der  (?)    «  für  „berdurch?"      ^  Innuag. 


org  n.  (1455  — 1509)  zu  verstehen  sein.  Fürst  Waldemar  ging  später  mit  Dr. 
V.  Weissenbach  nach  Rom  (Bl.  126^)  um  die  Bestätigung  des  Herzogs  Ernst  als 
Erzbischof  zu  betreiben.  Beckmann  erwähnt  hiervon  fireilich  nichts,  sondern  kennt 
nur  eine  Heise  Ws.  nach  Rom  im  Jahre  1470.    Beckmann  Y,  139  ff. 

1  Auch  über  diese  Verhandlungen  findet  sich  in  der  Chronik  zu  Wernigerode 
<B1. 270^  ff.)  eine  Aufiseichnung:  ,^o  hatte  der  rath  auch  besant,  die  aus  den 
parten  gekoren  waren,  und  gingen  aUe  insambt  zu  St.  Moritz  .  .  Do  wart  ein  ge- 
spreche gehalden,  wie  das  itzt  die  meister  und  andere,  die  darzu  geschickt  weren, 
nicht  von  den  oren  betten.  Do  wart  unser  gnediger  herre  undiüdigk  unde  Uss 
sagen  den  von  innungen  und  gemeinheit,  das  er  sein  hoffewergk  nicht  wolde  wegk 
senden  dem  keiser,  er  wolde  des  dinges  vor  zu  ende  wissen.  Do  wart  .  .  .  unserm 
hem  .  .  geantwort,  ab  er  das  hoffewergk  uff  uns  hette  geschicket,  des  betten  wir 
uns  nicht  vorsehen  .  .  Do  antwortte  unser  gnediger  herre  ....  [er]  wolde  dem 
keiser  schreiben  dlessen  unfredc,  entstünde  was  schaden,  den  wolde  er  bey  uns 
wissen  .  .  Do  wart  om  geantwort,  entstünde  innungen  unde  gemeinheit  ergent  ein 
schade,  den  wolden  sie  wissen  bey  den  vom  tale  unde  wolden  gedencken  auch  unserm 
herm  dem  keiser  zu  schreiben  .  .^*    Schliesslich  bittet  der  Rath  um  eine  Frist. 


1475  Mai  51 

gen  sesseD,  das  sie  ihme  off  donnerstag  (11.  Mai)  antwort  davon  sag- 
ten. So  kam  mein  berr  uffn  donnerstag  wider  zn  S.  Moritz,  möchten 
sie  aber  bey  ihme  gewest  sein.  Nach  vesperzeit  schickte  der  rath  den 
Stadtknecht  zu  uns  und  iiss  uns  sagen,  das  wir  heim  gingen  und  war- 
teten, was  wir  zu  schicken  betten,  die  gebott  selten  abe  sein  von  stunden 
an;  schiokten  die  pfenner  zu  uns,  das  wir  zu  ihnen  in  hoff  kernen.  Da 
kam  der  hauptman  Thile  Knöbell  und  sagte  den  pfennern  allen,  das  sie 
äff  morgen  freytagk  (12.  Mai)  bey  einander  sein  weiten  uffh  morgen 
amb  8,  unser  herr  von  Magdeburg  wolte  dann  wider  zu  S.  Moritz 
kommen. 

Uffn  freytagk  umb  6  schlege  des  morgens  war  das  hoffwergk  alle 
rüstig  und  zöge  weg  nach  dem  Reyn.  Und  unser  herr  von  Magde- 
burg geleitet  die  einen  ebnen  wegk.  ||  Umb  10  kam  unser  herr  wider  Bl.  30' 
in  das  kloster  und  schickte  Thile  Knöbell  zu  uns  in  den  pfennerhoff, 
wir  solten  alle  zu  unserm  gnedigen  herrn  kommen.  So  empfing  uns 
unser  gnediger  herr  alle  in  Sonderheit,  ein  iglicher  musste  ihme  die 
handt  geben.  Da  hub  der  cantzler  herr  Bemert  an,  das  die  von  In- 
nungen und  gemeinheit  seiner  gnaden  betten  zugesagt,  das  unser  herr, 
sein  capittel  und  der  rath  von  Magdeburg  ihr  auch  mechtig  sein  solte, 
in  freuntschaft  mit  wissen  zu  vorsuchen  die  gebrechen.  Möchte  alsdan 
nicht  mittel  getroffen  werden,  das  sie  alsdan  im  rechte  ihrer  mechtig 
sein  solten  %  daran  betten  wir  ein  gutt  genügen.  Nun  bericht  uns 
nnser  herr,  das  seine  gnade  den  bandel  wolte  anheben  und  versuchen. 
Ufin  dinstag  nach  Trinitatis  (23.  Mai)  so  solten  sich  seine  capittelsherm 
und  der  rath  von  Magdeburg  herbey  finden.    Do  batt  Hans  Waltheym 

•  «dte. 


1  Damals  haben  sich  die  Pfänner  in  einem  Schreiben  an  den  Erzbischof  ge- 
wendet, welches  Sp-  erst  später  mittheilt  (Bl.  164^).    Es  lautet  folgendormassen: 

Dem  ehrwirdigstcn  in  gott  vater,  hochgebomen  furzten  und  herren,  herm 
Johaiise,  ertzbischone  zu  Magdeburg,  pfaltzgranen  beim  Rein  und  hertzog  in  Beyern, 
imserm  gnedigen  Ueben  herm. 

Unsem  unterthenigen ,  willigen  dienst  euem  fürstlichen  gnaden  allzeit  bereit, 
ehrwyrdi^ter  in  gott  vatter,  hochgeborner  furste,  gnediger  lieber  herr.  Nach  deme 
dan  die  Innungen  und  gemeinheit  zu  Halle  itz  ein  jhar  vorgangen  fast  viel  imeinig- 
keit,  vormals  ungehort,  wieder  unser  altherkommen,  recht  und  alle  billigkeit  geii 
uns  vom  tale  vorgenommen,  also  wirdt  noch  ein  solches  von  ihn  nicht  gesparet, 
sondern  uff  gestern  sonabendt  abermals  ein  neue  stuck  der  kysunge  hiuben  der 
neuen  boinmeister  wider  unser  altherkommen,  befireyunge,  gewoiiheit  und  recht, 
die  bchöppfen  vom  berge  zu  bommeistem  nicht  zuzulassen,  zugemessen  wirdt  Bitten 
wir  themutiglich ,  euer  fürstliche  gnade  ims  so  gnedigk  sein  wolle,  uns  gegen  den 
ersamen^  weysen  rath  zu  ;  alle,  unser  herren,  uns  l^ey  alden  herkommen,  fireyheit, 
gewonheit  und  rechte  .  .  .  .  ^,  auch  keine  neuigkeit  gen  uns  durch  die  Innungen 
und  gemeinheit  vorzunemen,  zu  vorbitten,  uns  auch  schützen,  schirmen  und  handt- 
haben.  Wan  euer  gnade  unser  gegen  die  genanten  innimgen  imd  gemeinheit  ihrer 
unbiUichen  neuigkeit  und  vomemens  allwege  volmcchtig  gewest  und  noch  ist;  so 
wir  das  auch  euer  gnaden  erbar  rethe  an  euere  gnade  zu  werben  und  zu  bitten 
gebeten  haben,  und  womit  wir  euem  fürstlichen  gnaden  zu  willen  und  dinste  ge- 
sein  möchten,  theten  wir  unterthf  niglichen  gerne.  Vorsiegelt  mit  unsern  insigell  uffh 
Bontagk  Exaudi  (17.  Mai)  anno  1475.    Die  vom  tale  und  pfenner  gemein  zu  Halle, 

^  bler  ■ebeint  .«za  laaMn'*  zn  fehlen. 

4* 


52  Marcus  Spittendorff. 

seine  gnade  und  die  andern  und  den  rath  von  Magdeburg,  das  sie  uns 
darinne  zu  willen  sein  weiten,  und  danekte  ihme  mit  erbittung  und 
ging  so  von  dan.  Ich  erführe  wol,  do  die  von  innungen  und  gemein- 
heit  vor  unserm  gnedigen  herrn  von  Magdeburg  gewest  waren,  hatten 
etzliebe  gemeint,  do  sie  marckten ,  das  sieh  unser  herr  der  saehe  un- 
terzihen  wolte,  die  saehe  were  nicht  gros,  sie  wurde  wol  b^geleget 
Hatte  mein  herr  selber  geantwortet,  die  saehe  were  nicht  kleine; 
stunde  es  ihn  allen  an  der  stirn  geschriben,  wes  die  schult  were, 
wurde  maus  wol  sehen. 

Uffn  dinstagk  nach  Trinitatis  (25.  Mai)  im  75.  jähr  kam  mein  herr 
von  Magdeburg  mit  seinen  rethen  zu  S.  Moritz  und  doctor  Hilderman^ 
und  herr  Morizius  Schenaw  vom  capittel,  darzu  der  rath  von  Magde- 
burg, nemlich  Fricke  Walbecke,  Hene  Wenemar,  Hans  Bilringk  und 
andre  drey  perschonen,  der  ich  nicht  künde  hatte.  Die  weiten  einen 
guttlichen  handel  zwischen  innungen  und  gemeinheit  an  einem  nnd 
denen  vom  tale  anderstheils  versuchen;  möchte  aber  die  freundtligkeit 
nicht  getroffen  werden,  selten  die  vom  tale  ihre  schult  schriftlich  setzen 
und  innungen  und  gemeinheit  ihre  antwort  darauff  thun  und  wiedemmb 
etc.  mit  bededigungk  aller  gnade  und  freyheit,  die  einem  iglichen  zu 
seinem  rechte  noth  ist.  Darauff  batt  Hedderich  ihnen  wider  so  viel 
Bl.  30^  II  zu  vergunnen,  als  ihnen  auch  noth  were  zu  ihren  rechten,  und  hübe 
an  und  thate  eine  lange  vorrede,  die  uns  nicht  noth  were  gewesen, 
über  den  rath,  innungen  und  gemeinheit  zu  klagen,  so  wir  in  einer 
mauer  bey  einander  sessen,  und  viel  andere  wort. 

Darauff  antwortet  Hans  Waltheym^  genungsam  von  der  vom  tale 
wegen,  wir  betten  den  rath  nicht  verklaget,  wir  weiten  das  auch  un- 
geme  thun,  wir  wisten  auch  wol,  das^  der  volstendige  sitzende  rath 

*  Hildeipan.      ^  hier  im  M.     „una". 


^  Hans  von  Waltheim  aus  einem  seit  längerer  Zeit  in  HaUe  mid  Leipzig  ange- 
sessenen und  begüterten  Geschlechte  erwarb  1440  in  HaUe  Bürgerrecht,  war  schon 
im  Jahre  1450  Mitglied  des  Raths  (Kämmerer)  und  ebenso  1456.  In  den  Jahren 
1457,  1460,  1466,  1469,  1472  bekleidete  er  das  Amt  eines  Bornmeisters;  1459, 1462, 
1465,  1468  war  er  erster  Rathsmeister.  Am  1.  Oct.  1467  hatte  er  dem  Hospitale 
S.  Cyriaci  8  rh.  6.  Zinsen  jährlich  geschenkt,  um  davon  einkehrende  Filgrimme  und 
andere  kranke  Leute  im  Hospitale  zu  erquicken.  1475  versagte  der  Kath  seiner 
Wahl  zum  Bommeister  die  Anerkennung.  Im  Jahre  1474  hatte  er  eine  WallÜEÜirt 
durch  das  südliche  Frankreich  nach  der  Schweiz  zu  Nicolans  von  der  Flüe  untei> 
nommen,  von  welcher  er  im  Anfange  des  folgenden  Jahres  zurückkehrte.  Die 
deutsche  Beschreibung  dieser  Reise  benndet  sich  als  ungedrucktes  Manuscript  in  der 
Herz.  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel  (17,  2.  4.).  In  Fo^o  der  hallischen  Bürgerun- 
ruhen ging  H.  V.  W.  nach  Leipzig ,  wo  er  mehrere  Häuser  besass  (z.  B.  Nr  9  am 
Markte)  und  starb  hier  am  21.  April  1479.  Ausser  ihm  erscheint  in  jenen  Jahren 
noch  in  Halle  Levin  v.  W.,  welcher  1465  Bürger  wurde  und  2  Büchsen  von  12  luid 
30  Pf.  gab.  Heinrich  von  W.  erlangte  1479  ohne  Entgelt  das  Bürgerrocht,  welches 
er  schon  früher  b.^sesson  hatt3,  und  (derselbe?)  Heinrich  von  W.  1496,  aber  gegen  eine  Zah- 
lung von  B  rhein.  Gulden  Auch  er  war  schon  vorher  Bürger  gewesen.  Sein  Haus  lag 
am  alten  Markte.  Hall.  Bürgerbuch.  Dr.  L  715  Dr.  IL  256.  Dr.  U.  Gen. 
Tab.  189.  Cod.  dipl.  Sax.  reg.  H.Haupttheil  Bd.  VIH.  S.  XV und  105.  G.  Frey- 
tag in  der  Zeitschr.    „Im  neuen  Reich**  J.  1872  S.  593—610. 


1475  Mai.  53 

nns  keine  betrengDiis  thete.  Darnmb  veHkJagten  wir  den  sitzenden 
nuh  nicht,  sondern  innnngen  nnd  gemeinheit,  die  betten  nns  höhn  nnd 
scfamadi  zogezogen,  zn  denen  hetten  wir  schnlt,  nnd  wisten  niemandt 
anders  in  nnaem  nöthen,  den  nnsem  gnedigen  herm  anznmffen,  ahn- 
geseheB  das  alle  unsere  gleicherbittnng,  die  wir  gethan  haben  nff  den 
sitzenden  rath,  off  die  ehrlichsten,  redtUchsten  nnd  wolhabensten  bür- 
gere^ in  innnngen  nnd  gemeinheit  nnter  den  vom  tale  sein  möchten, 
darnach  nS  den  rath,  nnsere  freunde  zn  Magdebuig,  zuförderst  ufF 
QDS^m  gnedigen  herm  nnd  sein  wirdiges  capittel  — ,  die  grosse  man. 
nidifiütige  erbittnngk  in  freundtschaft  oder  in  rechte  hat  uns  alles 
nicht  mOgen  helfen,  sonder  innunge  und  gemeinheit  haben  der  nicht 
wollen  von  uns  aufihemen,  sondern  mit  ihrem  hohmut  und  grossem 
gewalt  uns  vom  tale  mannigfaltig  yorgewaltiget,  das  in  hundert  jähren, 
oder  dieweil  Halle  gestanden,  nie  erfahren  noch  geschehen  ist  Da- 
romb  hat  uns  die  grosse  noth  gezwungen  nnd  unsem  gnedigen  herrn 
als  unsem  erbherren  nnd  landesfursten  angemffen,  uns  vom  tale  gegen 
innungen  und  gemeinheit  zn  yorbitten,  und  unser  gnediger  herr  solde 
unser  zn  gleich  und  rechte  mechtig  sein.  Da  nam  unser  gnediger  herr 
vors  beste,  das  innungen  und  gemeinheit  8  kiren,  und  die  vom  tale 
auch  8.  Da  gingen  zum  ersten  die  8  vom  tale  vor  meinen  gnedigen 
herm  und  erzalten  etzliche  ihrer  schulde,  der  sie  wol  15  hatten  wider 
Innungen  nnd  gemeinheit.  Und  dieselbigen  schulde  worden  meinem 
herm  allein  schrifften  gegeben,  das  er  die  gar  wol  übersehen  möchte. 
Damach  gingen  die  8  von  innungen  und  gemeinheit  vor  meinen  herm, 
and  seine  gnade  erzalte  durch  seinen  cantzler  unsere  schulde  ||  zum  Bl.  31  ^ 
ersten,  die  wir  angebracht  hatten,  auff  das  wir  nicht  gegen  einander 
standen  und  redten,  der  gram  bette  gros  mögen  werden.  So  hatten  die 
innungen  und  gemeinheit  auch  aufiTbracht  diese  vier  schulde.  Die  erste : 
die  Tom  tale  hetten  ihnen  zugesagt,  sie  weiten  abtretten  als  innungen 
and  gemeinheit,  das  wolten  sie  nicht  halten,  es  ist  aber  nicht  also. 
Die  'zweite:  das  die  vom  tale  die  versigelte  zettel  nicht  hilten,  also 
sie  das  zugesagt  hetten;  aber  die  vom  tale  wissen  nicht  anders,  die 
Zettel  wirdt  gehalten.  Die  dritte:  das  etzliche  pfenner  mehr  den  zwei 
gereute  haben,  das  doch  abegesagt  ist.  Die  vierte:  das  zwene  oder 
3  pfenner  in  einem  hause  sindt  und  haben  kleine  heuser,  der  sie  sel- 
ber nicht  bewonen,  da  viel  böses  innen  geschieht,  und  etzliche  heuser 
stehen  wüste  und  zufallen,  das  der  stadt  grossen  schaden  bringet;  und 
solche  nnendtliche  schulde,  die  sie  vornamen. 

Ufih  mittwoche  des  h.  warleichnams  abendt  (24.  Mai)  uff  den  mor- 
gen umb  7  kam  mein  herr,  sein  capittel  und  der  rath  von  Magdeburg 
wider  zu  S.  Moritz.  Do  kamen  wir  von  beiden  theilen  auch.  So 
schickte  mein  herr  herr  Moritz  Schenaw,  herm  Berate  Becker,  cantzler, 
Fricke  Walbecke,  burgemeister,  Hans  Beilring,  Heinrich  Muller  und  Vin- 
zentios  zu  den  8  innungen  und  gemeinheiten,  und  hetten  gerne  gesehen, 
das  sie  den  bommeister  Hans  Zölner  zugelassen  hetten^  das  der  rath 

*  borgenu 


54  Marens  Spittendorff. 

bestatt  gewest  were,  aber  sie  möchtens  nicht  erlangen  und  brachten 
furder  auff,  sie  wolten  Hans  Walttbeim  nicht  zn  einem  bommeister  han 
umb  den  willen,  er  hette  nff  gestern  (23.  Mai)  vor  nnserm  gnedigen 
herm  gesagt,  innnngen  nnd  gemeinheit  weren  seine  herren  nicht  und 
der  dedinge  viel,  solten  sie  nnn  ihn  bey  sich  sitzen  haben  uflFh  rathaose, 
so  sie  seine  herren  nicht  weren,  were  ihnen  nicht  zu  thun,  sie  wolten 
ihn  nicht  zu  einem  burger  haben;  solte  er  den  bommeister  sein,  des 
wolten  sie  mit  nichte  thun,  wir  solten  2  andre  kiesen  vor  Waltheim 
und  Zölner.  Des  verantwortet  sich  Waltheim  herlich  gegen  die  ge- 
schickt waren  zu  uns  von  meinem  herm,  er  hette  gesprochen,  es  were 
ein  volstendiger  sitzender  rath  gekohren,  nemlich  12mannen,  die  weren 

Bl  31^  II  vom  rathause  verkündiget,  das  den  ein  jederman  solte  gehorsam 
sein:  derselbige  volstendige  sitzende  rath  sindt  4  vom  tale,  4  von  In- 
nungen, 4  von  der  gemeinheit.  Aber  das  die  vier  von  Innungen  und 
die  vier  von  gemeinheit  die  viere  vom  tale  von  ihnen  ver- 
weysen  wollen  durch  ungewönliche  neuerangke  und  lassen  sich  be- 
duncken,  sie  sein  ein  volstendiger  rath,  und  meinens  mit  uns  zu 
machen,  wie  sie  wollen,  das  gestehen  wir  ihnen  nicht;  wir  halten  sie 
so  auch  nicht  vor  herren,  sondern  das  die  12  mannen,  von  den  zwölf  gli- 
dem  zusammen  gesatzt%  eins  sindt  gleich  mit  einander,  so  sindt  sie  un- 
sere herren.  Diese  rede  sindt  mannichfaltig  vorantwort,  so  das  sie 
von  denen  achten  auss  Innungen  und  gemeinheiten  uff  meinen  herm 
und  auch  durch  Hans  Waltheym  gestalt  und  gesatztV  sindt,  sie  daraus 
zu  entscheiden.  Wir  wolden<^  aber  keine  ander  bommeister  kihren 
noch  die  kihre  verandern,  wir  wolden  uns  aus  der  gewehr  nicht  setzen. 
Hatten  die  8  gemeint  von  Innungen  und  gemeinheit,  vergingen  4  Wo- 
chen, sie  wolden  sehen,  wie  sie  ihme  theten,  do  wüsten  wir  nicht,  was 
sie  darmit  meinten,  ob  sie  selber  wolten  bommeister  kieren,  oder  wie 
sie  das  vor  hatten.  Aber  wir  vom  tale  wolten  anders  nicht  thun,  den  das 
das  recht  draber  gehen  möchte,  sonst  wolten  wir  ihn  keines  einreu- 
men.  Theten  die  Innungen  was  mehr  mit  gewalt,  so  betten  sie  das 
vor  bereit  mehr  gethan  und  mit  uns  geubet  und  vorgenonunen,  es 
muste  doch  zuletzt*^  noch  erkant  werden. 

Item  die  zwischen  uns  handelten  gaben  auch  vor,  ob  wir  die  alten 
bommeister  sitzen  lissen  zwischen  Bartholomei  (24.  August),  biss  er- 
kandt  wurde,  wie  maus  drinne  halten  solte,  wir  wolten  aber  nicht,  es 
brechte  uns  auch  kein  gutt. 

üffh  freytag  nach  Corporis  Christi  (26.  Mai)  war  unser  herr  von 
Magdeburg,  sein  capittel  und  der  rath  von  Magdeburg  aber  zu  S.  Mo- 
ritz vor  mittage  und  wir  auch  von  beyden  theilen.  Do  schickte  mein 
herr  die  seinen  aber  zu  denen,  die  von  Innungen  und  gemeinheit  dar- 
geschickt waren  und  möchten  faste  rede  mit  ihnen  haben.    So  gingen 

Bl.  32*  die  von  unserm  herm  geschickt  waren  wider  ||  von  Innungen  und  ge- 
meinheit zu  meinem  hem  und  mochten  seiner  gnaden  berichten.  Do 
Schickte  mein  herr  nach  den  8,  die  von  Innungen  und  gemeine  wegen 

*  getats.      b  geuits.      ^  wollen.      ^  suletz. 


1475  Mal  55 

in  ihre  wort  gingen;  die  kamen  zu  meinem  herm  in  das  rembter  und 
meines  herm  rethe  giengen  alzumahl  aus  dem  rembter,  so  das  mein 
berr  alleine  bey  den  aehten  war,  und  waren  eine  gutte  weile  bey  ein- 
ander. Damach  giengen  die  8  von  meinem  herm  zu  den  ihren,  und 
mochten  sie  des  gehaltenen  gespreches  berichten,  das  sie  mit  meinem 
herm  alleine  hüten.  So  kamen  meines  herm  rath,  capittel  und  die 
von  Magdeburg  und  gingen  wider  zu  meinem  herm  von  stundt  an. 
Kamen  die  8  von  Innungen  und  gemeine  wider  und  giengen  zu  mei- 
nem herm  in  kegenwertigkeit  seines  raths  und  waren  gar  kurtz  da 
und  gingen  von  stunde  wider  von  seiner  gnaden.  Damach  schickte 
mein  herr  die  seinen  zu  uns  vom  tale  und  Hess  uns  sagen,  seine  gnade 
hette  fast  handel  und  rede  mit  ihnen  gehabt,  so  were  das  meiste  zu 
tbunumbdiebommeister,  doch  hette  mein  herr  wege  yorgesatzt%  da  sel- 
ten sie  mit  den  ihren  umb  sprechen  und  solten  ihm  nach  mittage  wider 
sagen ;  wolte  sichs  aber  so  nicht  finden,  wolte  seine  gnade  aber  wege  vor- 
nemen,  das  er  jhe  hoffte,  ehr  wolte  diese  dinge  freundlich  beylegen,  und 
sagten  uns  vom  tal,  das  wir  nach  mittage  umb  12  wider  erscheinen  weiten. 

Nach  mittage  war  das  eben  als  frae,  sie  weiten  in  keine  freundt- 
ügkeit  eingehen,  den  ihre  neurung,  die  sie  mit  uns  in  aUen  dingen 
vorgenommen  und  getrieben  hatten,  weiten  sie  bekreftigen,  das  die  so 
ein  fortgang  haben  und  bleiben  solte,  und  entfielen  meinem  herm, 
das  sie  ihme  und  seinem  capittel  und  dem  rath  von  Magdeburg  zuge- 
sagt hatten:  mochte  die  freundtschaft  mit  wissen  nicht  getroffen  wer- 
den, das  alsdan  wir  vom  tale  unser  schult  schrifftlich  setzen  solten, 
nnd  die  von  Innungen  und  gemeine  ihre  antwort  dorauff,  und  wieder- 
nmb  das^  wir  vom  tale  uns  bedingten  aller  gnade  des  rechten.  Da- 
rauft  Hans  Hedderich  antwortet  in  aller  gegenwertigkeit,  unsers  gne- 
digen  herm  und  seines  capittels  und  des  raths  von  Magdeburg,  dassel- 
bige  were  ihnen  auch  noth,  sie  bedingeten  sich  des  auch  als  wir. 

II  Ufin  sonabent  irue  (27.  Mai)  zu  acht  schlegen  kam  mein  herr  Bl.  82^ 
wider  zu  S.  Moritz  und  sein  capittel.  Ehe  das  nun  mein  herr  zu 
S.  Moritz  kam,  gingen  die  von  Magdeburg  auffs  rathaus  zu  denen  von 
Innungen  und  gemeinheit  und  hatten  fast  rede  und  handel  mancherley 
von  der  billigung  und  von  der  kire  der  bommeister  zu  kiesen ,  von 
der  wilkire  und  was  sie  gewust,  hatten  sie  ihn  vorgehalden  freundt- 
lich  und  emstlich,  als  sie  uns  berichten  in  der  pfenner  hofe,  es  mochte 
in  keinem  wege  nicht  helfen,  sie  weiten  ihre  köpfe  behalten:  wir 
solten  die  kire  vorendem  und  andre  bommeister  kiesen.  Daraufi  ant- 
wortten  die  von  Magdeburg,  die  ihren  betten  ihnen  das  nicht  be- 
folen;  so  der  rath  von  Magdeburg  drüber  erkant  hette,  das  die  pfenner 
des  zu  thun  betten,  und  so  die  von  Magdeburg  ihn  die  macht  nnd 
gewalt  behalten  betten  %  ob  irgent  ein  tbeil  dem  andern  das  stuck 
oder  der  andem  eins  anders  deuten  weiten,  den  als  sie  das  erkant 
hetten,  so  haben  sie  ihn  die  macht  behalten,  wie  sie  das  entscheiden, 
so  sol  das  bleiben.    Darumb  stunde  ihn  das  nicht  zu  thun,  oder  darbey 

*  Torgeaatz.      ^  des.      ^  bette. 


56  Marcus  Spittendorff. 

sitzen  und  yolworten  wolten,  sondern  sie  woltens  an  die  ihren  bringen. 
Das  fiel  mein  herr  denen  von  Magdeburg  bey.  Nnn  redte  mein  herr 
so  vil  mit  denen,  die  geschickt  waren  von  innnngen  and  gemeine,  das 
es  solt  guttlich  anstehen  4  wochen ,  indes  solte  mein  herr  noch  die 
guttlikeit  Yornemen,  und  die  alten  bommeister  solten  dieweii  das  tal 
regiren,  wiewol  sie  aus  ihren  eiden  waren,  wurde  sie  der  rath  auch 
besenden,  das  sie  zu  ihnen  auffs  rathans  kommen  solten,  und  wen  die 
4  Wochen  vergingen,  so  solten  wir  andere  bommeister  kiesen.  Das 
wolten  wir  vom  tale  nicht  thun,  es  wurde  uns  den  im  rechten  zuer- 
kant.  Aber  das  guttliche  anstehen  namen  wir  vor  gutt,  do  uns  das 
werden  möchte;  sie  betten  uns  sonst  geboth  gethan  und  uff  die  thurme 
geweist  und  vieleicht  hohmuts  genug  mit  uns  getriben.  Sondern  mein 
Bl.33^  herr  mit  den  seinen  und  die  von  Magdeburg  ||  thaten  warlich  viel  vleis 
und  arbeit. 

Item  sie  wolten  auch,  das  die  pfenner,  die  da  pfan werken*,  ein 
iglicher  sein  haus  selber  bewonen  solte.  Da^auff  sagten  wir  unserm 
gnedigen  herm,  das  hüte  man  nach  laut  der  wilkire,  als  das  stucke 
ausweiset,  das  darauff  gehet;  auch  hette  der  rath  all  wege,  wisten  sie 
iemandt  unter  den  pfennem,  der  sich  nicht  hilt  nach  laut  und  Inhalt 
der  wilkir,  so  möchten  sie  den  besenden  und  ihn  darumb  beschuldigen. 
Bekente  er  das,  so  hette  in  der  rath  drumb  zu  straffen,  als  das  stucke 
in  der  wilkire  ausweiset.  Mein  herr  von  Magdeburg  wolte  auch,  das 
die  von  Innungen  und  gemeine  seiner  gnaden,  seinem  capittel,  dem 
rathe  von  Magdeburg  zusagen  solten,  das  das  guttliche  stehen  berugen 
solte  4  Wochen.  Des  wolten  sie  nicht  thun  und  sprachen,  die  ibren 
betten  sie  des  nicht  gemechtigt.  Darauff  wolte  mein  herr,  das  sie  das 
ein  iglicher  an  die  seinen  bringen  wolten,  und  das  meinem  herm  und 
den  seinen  solche  zeit  guttlich  zu  halten  wurde  zugesaget;  und  des 
solten  im  die  achte  uffn  montag  nach  mittage  (29.  Mai)  eine  antwort 
wider  sagen. 

Ufifn  montag  (29.  Mai)  vor  mittage  liss  mein  herr  Claus  Schaffsteten 
bitten,  das  er  mit  den  8,  die  zu  S.  Moritz  von  der  pfenner  wegen  ver- 
ordtnet,  das  die  umb  7  uff  die  bürg  kommen  solten.  Das  geschach. 
Die  ritten  und  fahren  auff  die  bürg  und  hatten  junge  gesellen  wol  3o 
darzu  gebeten,  die  mit  ihn  ritten.  Das  reuten  verdros  die  innungen 
und  gemeine  in  der  Stadt  gantz  sehr.  Do  wir  nun  vor  meinen  herm 
kamen,  berichte  uns  seine  gnade,  das  sie  ihm  4  wochen  ein  guttlich 
stehen  zugesagt  betten,  doch  das  andere  bommeister  in  der  zeit  ge- 
kohren  wurden,  das  mein  herr  dan  so  nicht  wolde  uffhemen,  sondern 
er  wolde  8  wochen  haben  und  allenthalben  guttlich  zu  stehen  und 
wolde  da  ein  antwort  von  ihn  haben  ufih  dinstagk  als  oben  ge- 
schrieben. 

Uffn  dinstag  nach  mittage  (30.  Mai)    war  Ludicke   Pfanschmidt, 

Prosius  Zschelsche,  Peter  Schaffkopf  zwir  uff    der  bürg  vor  meinem 

BL38^  herm  und  möchten  ihme  ||  ein  antwort  also  hingegeben  haben,  das  sie 

*  |)fianwertten. 


1475  Mai.  57 

in  vieleicht  gedachten  zu  effen,  als  sie  ans  pfennern  thaten,  in  der 
weyse:  sie  wolten  das  gattliche  stehen  4  wochen  halten,  so  das  an- 
der bommeister  gekoren  warden.  Antwortet  ihme  mein  herr,  das  sie 
dem  rath  sagen  solten,  das  die  8  morgen  mittwoch  (21.  Mai)  äff  das 
rathaos  geheischet  warden,  die  za  S.  Moritz  vor  ihme  gewest  weren, 
von  innangen  and  gemeine  geschickt  waren;  er  wolte  perschönlich 
amb  8  schlege  affs  rathaas  kommen. 

U£fh  mittwoch  (31.  Mai)  do  mein  herr  kommen  wolte,  wolte  man 
des  morgens  kein  thor  aaffschlissen,  bis  der  seger  11  schlagk,  nie- 
mandt  kante  weder  aas  noch  in  die  Stadt  kommen;  sondern  Hans 
Seile,  der  rathsmeister,  mit  etzlichen,  die  von  innangen  and  gemeine 
Sassen,  selb  vierte,  als  ich  horte,  die  lissen  sich  zam  Ulrichsthor  aass- 
lassen,  die  ritten  äff  die  barg  mit  etzlichen  dienern.  Was  die  an  an- 
sem  herm  brachten,  weis  ich  nicht,  sie  kamen  aach  balde  wider  and 
?nirden  wider  eingelassen.  Von  standen  kamen  ansers  gnedigen  herrn 
rethe  ein  theil,  nenüich  graff  Jorge  von  Tessaw,  der  jange  herr,  Ber- 
nert  Becker,  der  jange  cantzler,  Friederich  von  Trota^,  die  warden 
daselbst  ingelassen,  and  wider  zagethan,  and  ritten  affs  rathaas  and 
mochten  fast  angebracht  haben  von  ansers  gnedigen  herrn  wegen.  Es 
half  wenig.  Do  sie  vemamen,  das  es  nicht  helfen  wolde,  sagten  sie 
dem  rathe,  sie  selten  wissen,  was  schaden  von  diesen  dingen  keme, 
woltens  seine  gnade  bei  innangen  and  gemeine  wissen,  and  ritten 
wider  äff  die  barg.  Damach  beschickten  die  affn  rathaase,  die  von 
innangen  and  gemeine  waren,  den  rathsmeister  Hans  Gingen^,  Hein- 
rich Brachsteten  s,  weinmeister,  Glaas  von  Jhene,  kemmerer,  and  sag- 
ten denen,  sie  solten  sagen  dem  bommeister  Clans  Schaffstett,  das  er 
die  pfenner  alle  za  haaffe  solte  haben  and  ihn  sagen,  das  die  4  andere 
bommeister  kiesen  solten,  oder  sie  wolten  etzliche  stuck  der  wilkire 
gebrauchen;  ||auch  solte  ihn  der  bommeister  das  wider  sagen  lassen,  61.34" 
wen  sie  beysanmien  weren. 

Wir  pfenner  kamen  zusammen  in  der  alten  Fischerin  hoff  umb  12. 
Do  berichtet  Claus  Schaffstet,  was  in  befolen  were  von  denen,  die  von 
innungen  und  gemeine  uff  dem  rathause  weren.  So  wolten  die  pfenner 
gemeiniglich  nicht,  das  die  kihre  solte  verendert  werden,  und  meinten, 
alle  dingk  solten  die  4  wochen  guttlich  berahen,  wie  es  mein  herr 
und  die  seinen  vor  das  beste  nehmen,  das  es  entscheiden  wurde  mit 
freundtschaft,  mit  wissen  damach  zum  rechten  gedige,  das  bekunmierte 


^  Friedrich  v.  Trotha,  Sohn  des  erzb.  magdeburgischen  Raths  ThOo  v.  Tr. 
(t  1467),  begütert  in  Kroeigk,  war  nach  Dr.  11.  Gen.  Tab.  218  erzbischöflicher  Mar- 
schaU  auf  Wettin.    Dr.  I.  177;  II.  909,  968. 

'HansKlucke  (Kluke^Guge)  1457, 1460 Mitglied  desRaths,  1461  Bommeister 
im  Kath,  1463  Mitglied  des  Raths,  1466  Rathsmeister,  1467  Bommeister  im  Rath. 
1469  u.  1475  Rath^eister,  1470  Bommeister  im  Rath. 

^  Auch  die  Familie  Brachstodt  (Brachstede)  begleitete  scÜon früher  höhere 
städtische  Aemter:  Sander  Br.  war  1441  Bommeister,  1449  Mitglied  des  RaUis, 
1450  und  1454  Bornmeister. 


58  Marcus  Spittendorff. 

uns  Dicht,  anders  wollen  wir  nicht,  und  es  stunde  auch  hinder  nnserm 
gnedigen  herm  uns  in  den  dingen  nicht  anders  zu  thnn,  so  die  ge- 
brechen uff  beyden  theilen  uff  seiner  gnaden  stunden^.  Umb  eins 
nach  mittage  kam  der  Stadtknecht  und  bette  gerne  antwort  von  den 
bommeistem  gehabt.  So  waren  wir  noch  nicht  wol  bereit  damit,  son- 
dern wen  wir  alle  zusammen  kemen,  wolden  wir  eine  antwort  von  uns 
sagen.  Über  eine  stunde  kam  der  stadtknedit  wieder  und  wolte  von 
den  Innungen*  und  gemeine,  die  uffii  rathause  waren,  das  wir  ihnen 
eine  antwort  sagen  selten.  Sagten  wir  dem  knechte^,  die  dinge weren 
uns  faste  spate  zu  wissen  worden,  so  das  wir  alle  nicht  wol  zusammen 
kommen  könten,  so  beten  wir,  das  es  bis  morgen  donnerstag  (1.  Juni) 
beruhen  möchte,  so  wolten  wir  ihnen  eine  antwort  sagen.  Von  stunden 
ahn  als  der  knecht  denen  vom  rathause  diese  rede  sagte,  schickten  sie 
zwene  stadtknechte  zu  uns  in  den  hoff  und  lissen  fragen,  ob  die  4  da 
weren,  die  bommeister  gekohren  betten.  Antworten  wir  ja  und 
tratten  alle  viere  zu  ihnen.  So  hüben  die  knechte  ahn  und  thaten 
uns  einem  iglichen  ein  geboth  bey  einer  marck,  von  stundt  an  uffs 
rathaus  zu  kommen.    Sagten  wir  ja  und  folgten  auch  von  stundt  Do 

*  der  tnnimg.      ^  den  knechten. 


1  Damals  wird  man  sich  auch  über  das  Schreiben  an  den  Landesherren  ge- 
einigt haben,  welches  sich  erst  weiter  unten  (Bl.  165*)  und  zwar  wie  das  S.  51 
abgedruckte  ganz  ohne  Verbindung  mit  der  Erzählung  eingeschoben  findet: 

Dem  ehiwirdigsten  in  gott  vater,  hochgebomen  fursten  und  herm,  herm  Jo- 
hansen,  ertzbischoffe  zu  Magdeburg,  p&ltzgrafien  beym  Eeyn  imd  hertzogen  in 
Beyern,  unserm  gnedigen,  lieben  herm.  Unsem  unterthenigen,  willigen  dienst  euem 
fürstlichen  gnaden  allezeit  bereit !  Ehrwirdigster®  in  gott  vater  und  hochgeboraer 
furste,  gnediger  lieber  herre,  wir  bitten  euer  gnade  untertheniglich  wissen,  wie  uns 
vom  tale  itz  ^uber  alle  gleiche  geböte  uff  euer  fürstliche  gnade  und  euer  gnaden 
wirdige  capittel  mit  sampt  dem  ersamen  rathe  zu  Magdeburg  dieser  zwitracht 
halben*  von  den  innmigen  und  gemeinheit  vorgehalten  mechti^ch,  gestalt  noch 
eine  neuigkeit  uff  heute  vorgenommen  wirdt  in  solcher  weise,  das  sie  den  raths- 
meister  Keuis  Klugen.  Claus  von  Jhene  den  kenmierer  und  Heine  Brackstedt  den 
weinmeister,  itzundt  gledemasse  des  raths,  zu  dem  bommeister  Claus  Schafi&tetten 
im  mittage  geschicket  haben  und  verkundigen  lassen,  er  solte  die  pfenner  allesampt 
heischen  lassen  und  ihn  darbey  sagen  und  «Jso  beschaffen,  das  sie  drei  andere  bom- 
meister in  der  vorgekomen  stette  eintrechtiglich  kysen  selten,  wan  so  das  nicht 
geschehen  wurde,  so  wolten  sie  der  wölköhre  derhalben  in  etzlichen  stucken  gebrau- 
chen. Darauff  uns,  gnediger  herre,  hinder  euem  fürstlichen  gnaden  antwort  zu 
geben  über  vorgeschehen  gleiche  gebot  gar  schwer  zu  thun  beduncket.  Bitten  wir, 
hochgebomer  furste,  gned^cr  liel^Br  herre,  mit  unterthenigem  vleisse  euer  fürstliche 
gnade  uns  unterweysunge  zu  thim,  wie  wir  uns  in  solcher  aber  vorgenommen  neiü^ 
keit  mit  antwort  halden  möchten,  nachdem  wir  die  erst  vorgenommene  neuigkeit 
nicht  alleine  uff  euer  fürstliche  gnade,  euer  gnaden  wyrdige  capittel  und  den  er- 
baren rath  zu  Magdeburg,  sondern  aller  sachen,  die  die  von  innungen  und  gemein- 
heit vormeinen  zu  uns  zu  haben,  mechtiglich  gestalt,  imd  bitten  des  euer  gnaden 
gnedige  antwort,  so  sich  unser  widerpart  alle  von  einander  nicht  theilen  wollen, 
in  werde  den  von  uns  antwort  gethan.  Vordienen  wir  ete.  und  ist  vorsiegelt  mit 
dos  bommeisters  („bomschreibers"  in  der  Abschrift  der  Beilagen)  gemercke,  des 
sie  gebraucht  h&ben  als  eines  &6mbden  in  das  gemeine,  uff  mittwoche  nach  Corpo* 
ris  Christi  (31.  Mai)  anno  1475.        Die  vom  tale  und  pfenner  gemeine  zu  Halle. 

^  Ernwirdigiter.      ^  hier  ..umi"  noch  einrn«!. 


1475  Mai.  59 

wir  ofis  rathaos  kamen,  bischen  sie  uns  von  stnndt  ahn  in  die  dörntze. 

Do  gas  die  dörntze  nmbher  vol,  sondern  kein  pfenner  war  ||  da^   den  BL34^ 

sie  waren  alle  Verstössen  in  diesen  lenften. 

Hab  Hans  Seile  ahn  nnd  sprach,  sie  betten  gemeint,  wir  selten 
die  kibre  verändert  han  und  vor  Hans  Waltheim  and  Hans  Zöllner 
andre  gekobren  haben,  aaff  das  die  dinge  za  gatter  eintracbt  kommen 
möchten,  and  nicht  arges  farbas  draos  entstehen  darfte.  Daramb  sehen 
sie  gerne,  das  wir  ans  nicht  schwer  machten  and  kihren  andre  ander 
zweyer  stette.  Haben  wir  4  ahn,  and  ich  Marens*  redte  von  ihren 
wegen,  and  hatten  sie  gattlich,  das  sie  die  bommeister,  die  eins  ge- 
koren weren,  wolten  zafrieden  sein  and  die  aach  gattlich  afihemen,  so 
wir  jhe  nicht  anders  wisten,  das  es  ehrliche,  fromme  leathe  weren  and 
keinen  dadel  äff  ihn  betten,  den  wir  wisten.  Da  meinten  sie  nein, 
wir  mästen  andere  kiesen,  es  möchte  aach  anders  nicht  sein.  Haben 
wir  ahn:  „lieben  herm,  wir  haben  der  kire  nicht  mehr  za  than,  es  ist 
irasem  eyden  za  nahe.*'  Antwortte  Hans  Seile:  „macht  each  nicht  ein 
eonscientz  davon,  so  schadets  each  nicht/'  Antwortten  wir  farbas: 
„lieben  herm,  wist  ihr  doch  wol,  das  diese  gebrechen  alle  4  wochen 
gattlich  sollen  berahen  bis  nff  ansem  gnedigen  herm,  sein  capittel  and 
den  rath  von  Magdebarg,  daramb  stehet  ans  das  nicht  za  vorendem.^' 
Daraaff  sagten  sie  ans,  die  andern  gebrechen  standen  aaff  ansem  gne- 
digen herm,  aber  die  kihre  selten  in  der  zeit  verendert  werden.  Do 
wir  marckten,  es  wolde  anders  nicht  sein,  fragte  ich:  „lieben  herm, 
hisset  es  doch  3  wochen  bestehen,  14  tage,  8  tage,  item  2  tage,  ob 
wir  indes  irgendt  eine  gnttlikeit  finden  möchten*';  sie  wolten  platt 
nicht.  Fragte  ich  ftirbas:  „lieben  herm,  so  mercke  ich  wol,  ihr  wol- 
let Hans  Zölner  nicht  haben  amb  des  willen,  das  ehr  ein  schöppe  ist/' 
Meinten  sie,  sie  wolten  Hansen  Walttheym  aach  nicht.  Antwortt  ich: 
„lieben  herren,  ihr  habet  Hans  Walttheim  je  in  der  kirchen  von  ans 
aafgenommen  ||  and  seidt  sein  wol  zafriden  gewesf  Sprachen  sie  ]ha,  BL35\ 
aber  omb  der  rede  willen,  die  ehr  vor  anserm  gnedigen  herm,  seinem 
capittel  and  dem  rath  von  Magdeburg  gesagt  hette^,  daramb  wolten 
sie  sein  flicht  haben.  Antwortt  ich:  „lieben  herm,  sthen  doch  die 
rede  äff  ansem  gnedigen  herm  von  beyden  theilen."  Sprach  Hedrich 
nein,  sondern  wnrde  die  kihre  verändert,  so  standen  die  rede  nff  seine 
gnade,  wnrde  aber  nicht  vorandert,  so  stände  es  nicht  äff  seine  gnade. 
Da  baten  wir,  das  diese  rede  vor  die  vom  tale  gebracht  würde  °,  wol- 
tens  die  gehabt  haben,  das  wir  andere  kihren  selten,  so  wir  der  kihre 
nicht  mehr  zn  than  betten,  weren  wirs  wol  zafriden. 

So  erlenbten  sie  uns,  das  wir  von  stnndt  an  solten  wider  kommen, 
so  brachten  wir  diese  rede  an  die  pfenner,  die  uff  dem  rathanse  uns 
vorgehalten  wurden,  und  sagten  ihnen  darbey  nach  anserm  beduncken, 
wurden  sie  nicht  vergunnen  andere  bommeister  zu  kiren,  so  wurden 
sie  uns  ein  gebott  thun  bey  50  marcken,  bey  Sonnenschein  zu  kiren, 
oder  wurden  uns  uff  die  thurme  weysen.    Baten  uns  die  pfenner  alle, 

•  M.      ^  betten.     ^  fehlt. 


60  Marcus  Spittendorff. 

ob  das  nun  so  geschehe,  das  wir  nmb  unser  aller  ehre  willen  eine 
gedult  darinne  hetten  und  litten  das  gebott.  Meinten  wir  4,  wir  woL 
tens  gerne  thun.  Fragten  wir  furbas,  ob  sie  uns  aber  wurden  ein  ge- 
bott  thun,  das  wir  bey  Sonnenschein  oder  in  etzlichen  tagen  andere 
bommeister  kihren  solten,  geschehe  das  dan  nicht,  das  wir  unsere 
gutter  yerkeuffen  solten  und  die  Stadt  reumen;  ob  uns  ein  solch  ge- 
both  geschehe,  were  uns  gar  schwer,  das  wir  armen  leute  so  von  un- 
ser narungk  kommen  solten,  so  die  Unvernunft  gros  ist.  Uff  die  frage 
bewogen  sie  es  gleichwol  her  und  dar  und  hatten  gleichwol  die  hoff- 
nung,  es  gescheche  nit;  wurde  es  aber  geschehen,  das  wirs  ihnen  zu 
verstehen  geben,  so  wolten  sie  uns  aber  das  beste  darin  rathen.  So 
gingen  wir  wider  ufs  rathaus  und  baten  die  von  Innungen*  und  ge- 
Bl.  35^  meinheit  droben  ||  sassen,  nachdem  so  wir  uns  jhe  beduncken  lissen, 
das  alle  gebrechen  uff  unsem  gnedigen  herm  guttlich  anstehen  solten 
vier  Wochen,  beten  wir  sie  noch,  das  sie  uns  darinne  zu  willen  weren, 
den  wir  wolten  jhe  nicht  gerne  von  jemandt  vorworf  haben.  Meinte 
Hans  Seile,  wurde  uns  das  jemandt  vorwerfen,  sie  wolten  uns  des  wol 
vertedigen.  Wir  gedachten  aber,  ihr  bringet  uns  so  nicht  dar- 
bey.  Ich  sagte  das  aber  nicht,  es  wäre  auch  nicht  not.  DohubHans 
Seile  ahn  und  that  uns  4  einem  iglichen  in  Sonderheit  gebott  bey  50 
marcken,  das  wir  in  die  kirche  zu  S.  Gedrauten  gehen  solten  und  bey 
Sonnenschein  andere  bommeister  kihren.  Geschehe  die  kihre  nicht,  so 
solten  wir  bey  denselbigen  gebotten  uff  die  thurme  gehen,  ich  Marcus 
Spittendorff  uff  Schrammen  thurm,  Hans  Busse  uff  der  becker  thurm  S 
Hans  Blume  uff  Valten  Kochs  thurm,  Claus  Ulman  uff  der  kremer 
thurm,  und  solten  niemandt  zu  uns  gehen  lassen,  ohne  der  in  essen 
und  trincken  brechte.  So  gingen  wir  vom  rathause  in  die  kirchen  und 
sassen^  dorinne,  do  der  seger  7  was  umb  den  abent,  ehe  die  sonne 
untergingk,  und  waren  droben  bis  uffn  montagk  (5.  Juni)  uff  den  abent 
umb  des  segers  4,  da  kamen  wir  wider  herab. 

Uflfh  donnerstagk,  der  8.  tagk  Corporis  Christi  (I.Juni),  als  wir  vor 
uff  die  mittwoche  (31.  Mai)  uff  die  thurme  geweist  wurden,  hatten  die 
uffn  rathause  von  Innungen  und  gemeine  viel  pfenner  vor  sich  lassen 
heischen  und  iglichen  beschuldiget,  wie  sie  eine  schrifft  an  unsem  gne- 
digen herm  gethan  hetten,  darinne  den  rath  verklaget,  dar  dan  gross 
Jammer  und  betrubnuss  von  kommen  möchten.  Auch  hatten  sie  den  pfen- 
nem  lassen  lesen  das  stucke  in  der  wilkir,  wie  wir  eine  samlung  hinder 
dem  rathe  gemacht  hetten  2,  es  war  aber  nicht  war.  Auch  hatten  sie 
die  pfenner  vorbas  gefraget,  welcher  bey  Innungen  und  gemeine  bleiben 

*  innang.      ^  asaea. 


^  1462  ward  das  Pfoiferhaus  bei  der  „bagardie"  da  itzundt  der  Kaulenberg 
geschütt  ist,  vor  der  Becker  Therme  abgebrochen  und  in  das  Judendorf  gesatzt, 
dar  itzund  das  Schloss  stehet.  Ouronicon  HaUense  ab  anno  1100  — 1570  in  der 
Stadtbibliothek  zu  Magd. 

2  Ygl.  hierzu  ein  hierauf  bezügliches  Stück  der  Willkür  in  den  Neuen  Mit- 
theil. 12,  S.  83.  84. 


1475  Juni.  61 

wolt,  II  ob  anders  worzn  kerne,  der  solte  ihnen  das  sagen,  sie  wolten  Bl.  36* 
denen  hälfe  nnd  beystandt  thun  mit  hülfe,  leib  nnd  gntt.  Ich  ver- 
wnnder  mich  des  Vorsatzes;  haben  sie  gedacht,  sie  wollen  sich  mit  uns 
schlagen,  und  betten  uns  auch  gerne  zwispeltig  gemacht,  doch  woltes 
unser  herre  gott  nicht i;  doch  waren  ihr  wenig,  die  von  uns  wichen. 
Sie  hatten  auch  zu  den  pfennem  gesaget,  da  were  eine  schri£Pt  ahn 
unsem  gnedigen  herm  geschehen,  nicht  das  wir  über  den  rath  geklagt 
betten,  sondern  es  were  ein  bittbriff  gewesen,  das  uns  unser  gnediger 
herr  wolte  vorbitten  bey  dem  rath,  das  uns  Innung  und  gemeine  wolle 
bleiben  lassen  bey  alter  freyheit,  gewonheit  und  altherkommen.  Das 
wir  aber  eine  samlung  solten  gemacht  haben,  das  wüsten  wir  nicht, 
das  stucke  der  wilkihre  betreffe  uns  auch  nicht,  wir  beten  unser  un- 
schult  und  beten  uns  des  zu  rechte  nach  laut  der  wilkihre,  wir  wolten 
ungeme  die  sein,  die  samlung  machen  solten,  und  baten,  das  sie  der 
entschuldigung,  die  sie  da  theten,  wolten  ingedenck  sein.  So  mochte 
einer  gesagt  haben,  ob  das  nicht  samlung,  das  wir  mit  40  pferden  zu 
meinem  herm  ritten?  Das  war  wol  zu  vorantworten,  do  mein  herr  nach 
uns  8  schickte*,  die  ins  wort  gingen,  das  wir  uff  die  bürg  kommen 
solten,  do  baten  wir  etzliche  junge  gesellen,  die  mit  uns  ritten,  darumb 
war  das  keine  samlung,  wiewol  sie  uns  das  also  deuten  wolden,  uff  das 
sie  schult  zu  uns  haben  möchten.  Nuhn,  welche  pfenner  bey  dem  rathe, 
Innungen  und  gemeinheit  bleiben  wolten  \  darauff  hatte  ein  iglicher  ge- 
sagt, bey  dem  volkommenden  sitzenden  rath  wolten  sie  leib  und  gutt 
lajasen.  Hat  Hans  Seile  fbrder  gefraget,  wie  dan  bey  innunge  und  ge- 
meine? Hatten  die  pfenner  aber  geantwortet  oder  ein  iglicher  in  Son- 
derheit: „lieben  herm,  ir  wisset,  wir  haben  den  sitzenden  rath,  denen  ||  bL36^ 
sein  wir  gehorsam,  damechst  unsem  bommeistem,  so  gedencke  ich  jhe 
bey  den  pfennem  zu  bleiben,  so  iche  jhe  zu  ihnen  gehöre.  Hat  Hans 
Seile  von  stunden  ahn  gesaget :  ,Jha,  jha,  wir  hören  wol,  was  ir  meinet!'* 
Und  thaten  einem  iglichen  geboth  bey  50  marcken  zu  gehen  in  der 
vierherren  dömtze.  Do  sich  nun  gesamdlet  hatten  ein  oder  zwantzigk, 
bischen  sie  die  wider  vor  sich  und  thaten  einem  itzlichen  gebott  bey 
ÖO  marcken,  in  sein  haus  zu  gehen,  er  thete  das  mit  des  raths,  darzu 
mit  innunge  und  gemeine  willen.  Wiewol  der  rath  nicht  alle  wahr, 
gleichwol  gebotten  sie,  thaten  ihren  mutwillen  mit  uns  pfennem,  wie 
sie  wolten. 

U£fh  freytagk  (2.  Juni)  verfolgetensie,  das  sie  die  pfenner  alle  in  ihre 
heoser  gebotten.  Uff  freytag  beschickten  die  uffn  rathause  von  Innungen 
und  gemeinheit  wahren  alle  wircker,  die  musten  ihnen  zusagen,  das 
sie  bey  Innungen  und  gemeine  bleiben  wolten,  ob  es  worzu  kommen 
wurde;  wer  in  das  nicht  zusagen  wolte,  der  solte  die  Stadt  reumen 

*  schiekteii.      *>  wolte. 


*  Hier  folgen  in  der  Handschrift  die  Worte:  ,Jtem  der  pfenner  anttworttet  nnd 
eiiw  itzlichen.'*  Sie  scheinen  aber  mit  Unrecht  in  den  Text  gekommen  zu  sein  und 
haben  in  der  Urschrift  wahrscheinlich  eine  Randbemorkimg  oder  eine  Ueberschrift 
gebildet 


62  Marcus  Spittendorff. 

und  nimmermehr  darein  kommen.  So  hatten  ihnen  die  wircker  alle 
zngesaget,  die  sie  besandt  and  yerbott  hatten,  und  hatten  aach  die 
finger  müssen  uffrichten.  Des  gaben  sie  ihn  von  stundt  ahn  zwey  fas 
naambnrgisch  hier.  Kuhn  mag  man  mereken,  welch  ein  gespenste  dis 
gewest  ist,  wie  sie  unser  gesinde  über  uns  gezogen  haben,  gott  ver- 
gebe das  ihnen,  wirdts  ihnen  anders  leidt! 

Uff  denselbigen  freytagk  oder  sonnabent  hatte  unser  gnediger  herr 
von  Magdeburg  brieffe  geschrieben  an  die  Innungen*  und  gemeine,  das 
sie  daran  sein  solten  und  verfugen,  das  alle  den  pfennem  die  geboth 
abe  gethan  wurden  bey  verlierung  ihrer  Innungen,  Privilegien  und  bey 
Bl.  37*  den  eiden,  die  sie  seiner  gnaden  in  der^  hulden  gethan  hetten,  ||  und 
das  die  Sachen  allenthalben  6  wochen  guttlich  beruhen  und  anstehen 
selten.^  Diese  schrifft  mochte  von  etzlichen  meistern  verhalten  werden, 
das  mocht  mein  herr  erfaren  und  lies  fragen,  ob  die  schrifft  gelesen 
were,  so  das  die  brieffe  vor  die  leute  kemen.  Do  möchten  etzliche 
innunge  die  dinge  bas  zu  hertzen  nemen  den  vormals. 

Uffn  montag  (6.  Juni)  uff  den  morgen  waren  innunge  und  gemeine 
aber  beysammen  uff  dem  rathause  in  dem  hoffe.  Uff  den  nachmittag 
zu  vesper  zeit  füren  die,  etzliche  des  raths  von  Innungen  und  gemeine, 
die  diss  ding  alles  driben,  zu  meinem  herm  uff  die  bürg  und  möchten 
die  8  sein,  die  zu  S.  Morite  in  das  wort  gingen  vor  meinem  herm  von 
Innungen  und  gemeine,  die  hatten  meinem  herm  da  zugesagt,  das  die 

*  faumDig.      ^  den. 


1  Das  in  Rede  stehende,  unter  den  Beilagen  der  Relation  Sp.'s  und  in  der 
Chronik  zu  Wernigerode  benndUche  Schreiben  des  Erzbischofs  ist  Giebichenstein 
Freitag  nach  Octavas  Corporis  Christi  ^2.  Juni)  datiert.  Es  geht  von  dem  vergeb- 
lichen Versuche  des  Landesherm  aus,  un  Verein  mit  dem  Capitel  und  dem  Rathe 
der  Stadt  Magdeburg  im  Kloster  zu  St.  Moriz  die  Streitigkeiten  gütlich  beizulegen, 
und  weist  dann  darauf  hin,  dass  der  Erzbischof  von  den  Parteien  einen  Au&chub 
von  8  Wochen  erlangt  hatte  „  .  .  .  und  wiewol  die  vom  tale  uns  das  also,  und  das 
wir  ihres  leybes  und  guttes  und  aller  ihrer  Sachen  gantz  mechtigk  sein  selten,  zu- 
gesaget  haben,  han  wir  doch  das  von  den  Innungen  und  gemeinheiten  anders  dann 
vier  wochen,  und  ob  indes  die  Sachen  nicht  entscheyden  wmxien,  das  danne  die  köhre 
der  bommeister  abe  sein,  und  neue  bommeyster  solten  gekohren  werden,  nicht 
können  erlangen;  ein  solches  denne  uns  nachdeme,  das  das  der  stücke  ein  ist,  daz^ 
über  wir  erkennen  sollen,  unerkanter  dinge  nicht  zu  thun  was,  als  ihr  wolmercken 
können.  Wie  denn  nun  ...  die  Sachen  bey  uns,  unserem  capitel  und  dem  ratho 
von  Magdeburg  vorgenant  noch  stehen,  gelanget  an  uns,  das  neuigkeit  von  den 
eueren  nirgenommen,  die  vom  tale  wieder  solche  bewilligunge  und  über  ihre  gleiche 
und  voUe  erbietunge  ihnen  zu  schaden,  uns,  unserem  capittel  und  dem  rathe  von 
Magdeburg  ehgenant  zu  höhne  und  schmachheit  ....  mit  .  .  neuen,  ungewonHchen 
gelwten  wieder  alle  billigkeit  besweret  werden  .  .  ."  Er  gebietet  den  Meistern, 
bei  Verlust  der  Lmungen  und  bei  ihrem  Eide  die  „neuigkeit  und  gebott,  uff  die 
vom  tsJe  geleget,  zu  stunde'^  abzustellen  und  ihm  und  den  oben  genannten  die  Dinge 
zur  gütlichen  Entscheidung  anheim  zu  geben.  Dieses  landesherrliche  Schreiben  ist 
an  die  Meister  der  Gememheit  und  die  gemeinen  Bürger  in  der  St.  Morizpfarre 
und  nach  einer  Anmerkung  auch  an  die  andern  Pfarren  gerichtet  worden.  Sp/s 
Erzählung  ist  also  doch  nicht  ganz  zutreffend.  Nach  der  erwähnten  Chronik  war 
der  Brief  überschrieben:  an  die  Meister  und  hmungsbrüder  und  die  Knochenhauer 
insonderheit 


I 


1475  Jiini.  63 

gebrechen  allenthalben  guttlich  solten  anstehen  zwischen  Maria  Mag- 
dalena (22.  Juli),  das  seine  gnade  indes  mit  seinem  capittel  und  dem 
rath  von  Magdeburg  noch  einen  guttlichen  handelmit  wissen  vomemen 
solte,  möchte  die  wisliche  freundtschaft  nicht  getroffen  werden,  das 
doch  die  pfenner  ihre  schult  schriffllich  setzen  und  innuug  und  gemeine 
ihre  antwort  daranff,  doch  nnschedtlich  ihrer  wilkir.  Do  schickte  mein 
herr  Claus  von  Treten  i,  seinen  marschalck,  zu  Schaffsteten  von  stundt 
und  lies  im  sagen,  das  sie  meinem  herrn  die  dinge  zugesagt  betten 
und  solten  uns  pfennem  auch  alle  die  gebott  allen  abe  sagen. 
Do  sie  von  der  bürg  kamen  die  acht,  schickte  der  rathsmeister 
Hans  Seile  den  marschalck  auch  zu  Claus  Schaffsteten  und  lies 
im  sagen,  das  er  den  pfennem  allen  sagen  liesse,  das  ein  ig-Bl.87^ 
Ucher  möchte  warten,  was  er  zu  thun  bette,  und  die  gebott  solten 
abe  sein.  Es  sagte  auch  Friederich  von  Trota,  das  die  achte  von  den 
pfennem  auff  den  morgen  bey  meinem  herm  sein  solten  auff  der  bürg 
Das  geschach.  Wir  ritten  aber  wol  mit  40  pferden  hinaus.  ||  Do  be- 
richte uns  mein  herr,  wie  der  abschiedt  were,  und  batt  uns,  das  wir 
den  pfennem  allen  sagten,  das  sich  ein  iederman  friedtlich  mit  Worten 
und  wercken  halten  wolle,  den  die  von  Innungen  und  gemeine  klagten 
&8t,  das  wir  stoltz  weren  mit  werten.  Uff  den  nachmittag  hatten  wir 
die  pfenner  beysammen  und  sagten  ihnen  das,  das  uns  mein  herr  bette 
Yorgehalten*,  und  baten  sie,  das  sich  ein  iedermann  darnach  halten 
wolte. 

Wie  bornmeister  und  schöppen,  die  im  tale  sich  ver- 
brechen über  dem  hörnen,  sie  zu  bussen  haben. 

VSn.  frey  tag  nach  Bonifacii  (9.  Juni)  wardt  bornmeister  und  schöppen 
im  tale  zu  wissen,  wie  das  einer  im  tal  genandt  Wenzelae  Hasartt,  ein 
bomknecht  über  dem  Deutzschen  Bom,  einen  andern  seinen  gesellen  im 
deutzschen  hause  über  dem  bom  uberiaren  bette,  und  hatte  denselbigen 
freventlich  gestossen  und  über  eine  banck  geworfen,  so  doch  an  dem 
orthe  dem  edlem  guthe  ein  fride  gewirckt  ist  bey  leib,  und  das  nie- 
mandt  an  dem  andem  brechen  sol  mit  werten  oder  mit  wercken.  So 
lissen  wir  die  zwene  heischen,  muste  det  eine  Haserten  beschuldigen. 
So  hatte  derselbigcHassertviel  unnutze  wort  und  war  der  bauptsperrer 
einer,  der  viel  böses  uff  uns  pfenner  in  der  gemeine  sagte.  Er  rechente 
unsem  gewin,  den  wir  am  saltze  betten,  und  treb  vil  böses.  Nun  wir 
wolten  den  frevel  verbust  haben,  aber  er  wolte  es  nicht  eingehen  und 
meinet,  er  wolte  den  vor  den  rath  verbotten  und  war  stoltz.    Do  ver-  • 

•  die  sechs  leteten  Worte  doppelt. 


1  Cl.  V.  Tr.,  der  Bruder  des  oben  erwähnten  Friedrich  v.  Tr.  hatSchkopau  im 
fiisthom  Merseburg,  von  seinem  Bruder,  dem  Bischöfe  Thilo  v.  Tr.,  erkauft  und  die 
schkopauische  Linie  gegründet,  Dr.  IL  Gen.  Tab.  S.  218.  Schon  1466  wird  er  als 
erzb.  Marschall  bezeichnet,  später  (1487)  erscheint  er  als  Hauptmann  zu  Lauchstädt. 
Die  Schrift:  „Vorstudien  zur  Gesch.  des  Geschlechts  von  Trotha.  Gesammelt  dv  ^ 
Thilo  V.  TroÜia*'  enthält  nur  wenig  originale  Mittheilimgen  zur  Geschichte 
Geschlechts. 


64  Marcus  Spittendorff. 

botten  wir  ihm  das  thal,  und  das  er  doranff  dechte  und  uns  den  .  .  .* 
So  hatte  er  den  andern  gesellen,  der  in  vor  uns  verklagte,  uffh  sonabent 
(10.  Juni)  ufiF  den  rath  verbott.  Waren  etzliehe  zornig  gewest  im  rathe 
und  den  meistern  und  hatten  gemeint,  man  solte  den  bommeistem  ge- 
Bl.  38*  bott  thun,  das  ||  sie^  dem  Wenzell  Hassert  das  gebott  abenemen  solten, 
und  solche  wunderliche  rede.  Aber  sie  bedachten  sich  etzliehe  wol  und 
lissen  das  anstehen. 

UfiFn  montag  vor  Viti  (12.  Juni)  war  einer  in  der  halle  gestorben, 
der  war  vor  8  tagen  in  tals  gerichte  von  einem,  genant  Jacob  Pfeflfer, 
gehauen,  davon  er  starb.  Der  tode  wart  uff  den  montag  obgeschriben 
vor  die  bang  im  tale  gebracht.^  So  wardt  ein  nothding  geheget  durch 
den  grefen  und  5  schöppen,  aber  keine  bommeister  waren  darbey.  Die 
ursach:  die  alten  bommeister  waren  aus  den  eyden,  und  die  neuen 
bommeister  waren  nicht  bestetiget. 

Uffh  freytag  nach  Viti  (16.  Juni)  kam  Wentzelaw  Hasserdt  ob- 
geschriben in  der  pfenner  hoff  wider  vor  bommeister  und  schöppen 
und  batt,  das  im  erleubet  werden  möchte,  wider  in  das  tal  zu  gehen. 
Das  wolden  wir  nicht  thun ,  er  solte  den  frevel  verwandeln.  Machte 
er  sich  etwas  schwer,  doch  zuletzt  ^^  batt  er  umb  gnade  und  muste  ge- 
ben vier  pfundt  wachs.  Es  war  gar  ein  geselle,  er  machte  vil  böses 
zwischen  den  gemeinen,  aber  die  pfenner  und  etzliehe,  die  mochten  im 
faste  den  rucken  halten.  Eodem  die  wardt  dieGmbin  im  tal  betretten 
und  wardt  in  des  Voigts  stock  gesatzt*  umb  geltschult,  die  sieden  vor- 
stehem  von  einem  hause  zu  zinse  schuldig  war. 

Uff  denselbigen  tag  kam  der  greffe  Niclaus  Podendorff^  in  der 
pfenner  hoff,  do  die  alten  bommeister  Claus  Schaffstet,  Lorentz  von 

•  der  R«tt  dM  Satcet  fehlt.        *>  „de*'  fehlt      «  stüetx.    <>    geaatx. 


^  Anno  etc.  64  wart  mnb  senth  Grerdraden  kirchhoff  zcu  Halle  gein  das  tal  eyn 
mure  geleith  und  die  dingkbangk  des  talgerichtes  hinder  dem  roten  thorme  genant, 
stund  uf  dem  kirchof  hinder  senth  Gerdruden  tormen  gein  dem  mittelhusz  beider 
torme  nach  dem  dale  uff  umb  die  masze,  als  itzundt  die  mure  am  kirchhofe  uff 
dissiet  dem  slinge  lieth,  da  men  vom  kirchhofe  in  dieTunczerie  (?)  gehit,  dieselbe 
dingkbangk  wart  u%enomen  und  wart  benebin  an  den  kirclioff  uff  die  ogke  an  die 
koth  gesatzt,  dar  stunt  evn  alt  husz,  das  brach  nydder  und  buwete  eyn 
nuwe  (I)  und  machten  die  oingbangk  darunder,  als  die  itzund  steit,  und  men 
sprach,  das  darkegin  über  in  dem  husz,  dar  itzt  die  stufen  ane  uff  den  kirchhoff 
gehin,  die  dinffbang  vor  alden  jaren  auch  inne  gewest  were,  und  derhalben  sal 
auch  nach  eyn  &ey  wegk  vom  Idrchofe  hert  zcwusschen  dem  pfarrehofe  zu  senth 
«  Grerdruden  und  dem  seihten  husze  hingehin  in  die  halle,  im'l  die  seihte  gangk  ador 
sluppe  gehöret  der  stat  und  nicht  zcum  pfEirhofe.  Es  stunt  auch  eyn  alt  husz  uff 
dem  kirchofe  im  mittele  umb  ^e  masz,  sds  der  tonn  und  die  kirche  zusampne  ge- 
muret  sint  nach  senth  moritze  .  .  .  und  brachen  das  husz  nydder  und  machten  den 
kirchoff  von  den  gebuwden  frey  und  rimieten  den  mist  und  unflat,  der  von  dem 
saltzladene  doruffe  gemacht  was,  abe  und  gaben  voer,  wie  with  men  die  mure  umb 
den  kirchoff  vor  dem  tale  her  leggen  solde  .  .  .  Hall.  Chron.  Man.  F.  Nr.  35  der  Magd. 
Stadtbibl.  Bl.  53*. 

2  Nicolaus  Bodendorff  war  am  5.  Dec.  1468  mit  dem  Salzgrafenamt  be- 
liehen worden  und  wurde  im  J.  1479  verabschiedet.  Dr.  I.  (Hondorff  S.  157),  Dr. 
I.  177.  Claus  B.  war  1446  Mitglied  des  Raths,  1449  Rathsmeister.  1452  Meister 
im  Bath. 


1475  Jani.  05 

Beaden,  Peter  Spis  von  bitte  wegen  onsers  gnedigen  herrn  und  auch 
des  ra^  bey  ims  schöppen  sassen,  nmb*  das  tal  za  regieren,  bis  das 
unser  gnediger  herr  mit  den  seinen  vorgesehriben  diese  gebrechen  bey- 
legen  möchte.  Do  hnb  der  grefe  ahn:  y,lieben  herrn  schöppen,  es  ist 
off  morgen  sonabent  (17.  Juni)  ein  recht  dingetag,  wiewol  die  neuen 
bommeister  ihre  recht  zu  der  banck  nicht  gethan  haben/'  Meinte  er, 
das  die  schöppen  gerichte  möchten  hegen.  Dorauff  meinten  die  Schop- 
pen, es  were  so  nicht  gewönlich,  ||  ein  solchs  were  nie  mehr  geschehen,  BL38^ 
gerichte  ohne  die  bommeister  zu  hegen,  darumb  weren  wir  das  auch 
nicht  geneigt  zu  thun;  den  wir  betten  besorg,  da  möchte  arges  auss- 
kommen,  nnd  baten  den  greffen,  das  er  das  gerichte  yerschöbe,  bis 
das  die  bommeister  bestetiget  wurden.  So  war  er  darzu  willig  uod  bleib  also. 

Uffh  dinstag  vor  Baptistae  lohannis  (20.  Juni)  im  75.  jähr  hatten 
etzliche  von  Innungen  nnd  gemeine,  die  diese  irrung  aogegeben,  in  das 
Yokk  gebracht  und  am  meisten  getriben  und  sich  zusammen  mit  ge- 
lobten versprochen  hatten,  ein  gros  convivium  in  der  herren  Weinkeller. 

Ufih  donnerstag  hemach  (22.  Juni)  hatten  dieselben  aber  ein  convi- 
Yimn  in  Peter  Baltzers  hause,  der  den  ein  angeber  und  erdichter  dieses 
irthnmbs  war.  Item  am  tage  Pauli  Apostoli  (29.  Juni)  befohlen  bommeister 
nnd  Schoppen  im  pfennerhofe  den  underborameistem^  nber  der  Metritz, 
Gattfahr  nnd  Hackenbom  und  dem  talvoigt,  das  sie  mit  ihren  knechten 
über  den  bomen  des  sontags,  wen  der  seger  eins  geschlagen  bette,  in  den 
hoff  vor  die  Vorsteher  kommen  und  rechen  selten  die  sole,  die  aus  den 
böraen  gezogen  und  getragen  wurde;  und  welcher  knecht  nicht  keme,  von 
desselbigen  gereute  selten  die  underbommeister  4  zuber  sole  inne  hal- 
ten. Die  busse  sollen  bommeister  und  schöppen  nemen  und  wenden, 
wo  sie  hin  gntt  duncket 

Die  wocheUdalrici  (2.— S.Juli)  giengen  viel  rede,  wie  das  zuEyss- 
leben  und  im  landt  zu  Döringen  und  auch  auss  Francken  und  graff 
Geberts  söhn  von  Mansfeltt,  Philip  genant^,  sechswochenfrauen,  junge 
und  alte  leuthe  sich  erhüben,  anzulauffen  gen  der  Wilsenach  in  grossen 
hanffen  bey  2  oder  3  c[entum]  aus  einer  stadt  oder  noch  mehr  2.  Und 
die  rede  war,  das  dieselbigen  leute  wurden,  gleidi  ob  sie  nicht  bey 
synnen  weren,  wen  sie  die  dinge  ankehmen,  und  an  was  arbeit  sie 
weren,  das  lissen  sie  strack  ligen  und  liffen  darvon  ohne  gelt  und  be- 
stelten  nichts  in  ihren  heusem^  man  und  weib,  knecht  und  megde,  alles 
mit  einander,  nnd  betten  keine  mhe. 

*  Tndt.      ^  vnder  bommeister. 

1  Philipp,  Graf  von  Mansfeld,  Sohn  Gebhards  VI.  (t  U92)  geb.  1458,  gest. 
1476.    (Ernmhaar)  Die  Grafen  von  Mansfeld.  Stammbaum. 

*  Vgl.  den  Abschnitt  in  der  Chronik  des  Conrad  StoUe:  „Wie  das  junge  volk 
lieff  zodeme  heiligen  blnete  za  der  welssnacht  da  genesit  Meideburgk^S  Bibl.  d.  lit. 
Ver.  XXXIL  S.  128—131.  —  It.  circa  festum  Petri  et  Pauli  Apostolorum  venitMag- 
debargum  multus  populus  iurenum  et  senum  catervatim  versus  Welsenach  ambu- 
fauis  de  Omnibus  partibus  Almaniae,  Bavariae,  Franconiao,  Thuringiae,  Misniae  ec- 
desiis  et  dicunt,  quod  eis  venit  in  meutern,  quod  debent  ambulare,  tunc  n(m  possent 
reeistere,  aed  oportet,  ut  ambulent,  alias  dementarentur:  et  sie  statim  in  mentem 
eomm  inddit,  omnibus  dimissis  etiam  sumptibus  etvestibos  decummt  nee  retrahi 

Oetohichtiq.  d.  Pr.  Stobfen.  XL  5 


66  Marcos  Spittendorff. 

BL89*  II  Uff  den  montag  Alexi  (17.  Juli)  im  76.  jähr  kamen  uusers  herm 

von  Magdeburg  hoffleute  und  auch  der  von  Magdeburg  und  von  Halle 
wider  vom  Reyn  zu  Halle  eingeritten,  und  der  krigk  wardt  verricht 
mit  dem  hertzogk  von  Burgundien  und  den  von  Neuss.  Den  tagk  kam 
mein  herr  und  sein  capittel  gen  Gybichenstein,  uffii  dinstag  hernach 
(18.  Juli)  kamen  die  von  Magdeburg  in  die  Stadt. 

Uffa  mittwoch  vor  Maria  Magdalene  (19.  Juli)  kam  mein  herr^ 
sein  capittel,  herrBaltzer  yonSchliwen^  unddoctorHiltermami;  die  von 
Magdeburg:  Fricke  Walbecke,  Heinrich  Muller  und  andere,  die  ich 
nicht  kandte.  Auch  was  meines  herm  von  Magdeburg  brudem  söhn, 
der  hertzogvon  Beyern^,  und  graff  Jorge  von  Thessau  darbey  und  mei- 
nes herm  von  Magdeburg  rethe,  der  alte  cantzler  herr  Bemert,  der 
neue  cantzler  Heinrich  von  Ammendorff,  Heinrich  von  Crosigk^,  Dile 
Enöbel,  Otto  von  Dieskau  und  andere  mehr.  Mein  herr  schickte  die 
Innungen  und  gemeine,  seine  rethe  und  die  von  Magdeburg,  zu  vor- 
suchen,  ob  die  bommeister  möchten  bestetiget  werden.  Aber  sie  kun- 
den  das  nicht  erlangen,  sondern  sie  sprachen  als  vormals,  sie  weiten 
die  Schoppen  nicht  zu  bommeistem  haben.  Uff  den  tagk  wardt  nichts 
weiter  vorgenommen,  man  liesse  sich  beduncken,  es  were  unnutze. 

Ufin  donnerstag  (20.  Juli)  name  mein  herr  vorbas  den  handel  vor 
mit  den,  als  ob  geschriben  stehet,  und  liss  das  stuck  umb  die  bom- 
meister strack  legen  und  nam  ander  stucke  vor,  ob  sichs  irgent  finden 
wolte  zu  friede  und  eintracht.  Da  weiten  die  innungen^  und  gemeine 
der  stucke  nicht  hören  und  weiten,  man  solte  einen  andem  bommeister 
vor  den  schöppen  kiren. 

Des  weiten  wir  vom  tale  nicht  thun,  es  stunde  uns  auch  nicht  zu 
thun.  So  lies  mein  herr  die  von  Innungen  und  gemeine  alle  vor  sich 
kommen,  der  wol  bey  50  sein  mocht,  und  hatte  mit  ihnen  geredt  and 
lassen  reden,  das  mein  herr  das  gerne  gutt  gesehen  hette. 
Bl.39^  Es  half  nicht,  sondem  die  gegenwertigen  von  ||  Innungen  und  gemeine 
Hessen  seiner  gnaden  dancken,  sie  weiten  der  dedinge  nicht  mehr 
warten,  sie  betten  zu  schicken,  sie  weiten  auch  mit  ihren  burgem,  mit 
den  pfennem  wol  umbkommen,  sie  betten  eine  wilkihr,  der  weiten  sie 

*  midemar,  S.  68.  HUdeman.      ^  famang. 

possunt:  multi  opinantor,  quod  ex  suggestione  diabolica  hoc  evenit  et  ex  <}uadain 
superstitione,  quia  locus  ad  quem  currunt .  .  .  tarn  de  sanguine  quam  de  miraculis 
suspectus  habetur  et  indulgentiae  eorum  dicuntur  revocatae.  Chron.Magdeb.  Meibom. 
Scnpt.  n.  368  verglichen  mit  der  Handschrift  in  der  K.  Uniy.-Bibl.  zu  Halle.  Ausserdem 
Chron.  terrae  Misn.  bei  Mencke  U.  363.  Vgl.  über  diese  WaUfahrten  Dr.  I.  90, 
133.  Hoffmann,  Gesch.  d.  Stadt  Magdeburg  I.  395,  483  A.  2.  Riedel,  €k)d. 
dipl.   Br.  Th.  I.  B.  2.  S.  121—184. 

1  Balthasar  von  Schlieben  im  J.  1476  der  älteste  Domherr  von  Magde- 
burg.   Dr.  I.  164,  165. 

^  Darunter  ist  wol  ein  Sohn  des  P&lzgrafen  Friedrich  (tl480),  wahrscheinlich 
der  später  Bl.  60*  erwähnte  Herzog  Stepha^  (t  1519  iJsDechant  zu  Cöln)  gemeint. 
Vgl.  Voigtel-Cohn  8.  51. 

8  Heinrich  v.  Kr.  erhielt  1479  Aisleben  an  der  Saale,  starb  1487.  Dr.  L 
177.  n.  Gen.  Tab.  209. 


1475  Juli.  67 

sich  gebranchen.  Hatte  ihn  mein  herr  gesagt,  die  gebrechen  zwischen 
ihnen  nnd  den  vom  tai  weren  frenntlich,  mit  wissen ;  möchte  die  frend- 
Schaft  nicht  getroffen  werden  y  so  solten  schriftliche  schalt  nnd  antwort 
gegen  einander  gehen  und  das  also  im  rechten  scheden.  Hoffte  seine 
gnade,  sie  wurden  ihm  das  auch  halten,  auch  wolte  er  das  gehalten 
haben.  Daranff  hatten  sie  gemeinet,  es  were  nicht  noth  umb  die  stucke 
KU  rechten,  sie  gedechten  auch  mit  uns  nicht  zn  rechten,  and  waren 
so  Yon  meinem  herm  gescheden.  Den  bericht  that .  ans  mein  herr, 
seine  gnade  weiten  das  ftirder  gefast  haben,  sie  wolten  das  seiner 
gnaden  nicht  vergannen. 

Uffh  freitag  Mariae  Magdalene  (21.  Jnli)  zogen  die  von  Magde- 
borg  wider  wegk.  Uff  denselbigen  tagk  hatte  mein  herr  besant  Hans 
Seilen,  Hans  Hedderschen,  Hans  Lanb,  Peter  Schaff  köpf  and  Ladike 
Pfonschmidt,  die  zogen  äff  den  nachmittag  äff  die  barg.  Was  mein 
herr  mit  ihnen  handelte,  weis  ich  nicht,  aber  ich  beforchte,  es  wäre 
aber  die  pfenner  geraten.    Deo  laas ! 

Uffh  sontag  nach  Mariae  Magdalene  (23.Jali)  im  75.jhar  lies  mein 
herr  yon  Magdeburg  gebietten  in  den  pfarren,  nemlich  zu  Unser  Lieben 
Frauen  durch  den  pfarrer  uff  dem  predigstul,  das  niemandt  zu  der 
Wilsanach  noch  an  andere  ende  gehen  noch  lauffen  solten ,  die  nicht 
bestetiget  sindt,  ohne  Urlaub  ihrer  herren  und  obersten,  auch  ihres 
püarhers,  ein  iglicher  solte  auch  seine  beichte  thun;  auch  solte  der 
man  nicht  gehen  ohne  laube  seiner  frauen,  die  frau  ohne  laube  ihres 
mannes,  das  gesinde  ohne  laube  ihrer  herren  und  frauen,  und  auch 
das  ein  iglicher  beichte  und  laube  bette  von  seinem  pfarrer.  Das  ge- 
Schach  umb  den  willen,  das  das  yolck  so  irre  war  und  lieffen  so  wun- 
derlich in  grossen  hauffen  zu  der  Wilsenach ,  und  wardt  zu  besorgen, 
das  grosse  buberey  ||  unter  ihnen  geschach,  wo  sie  des  nachts  in  den  BL40* 
scheinen  zusammen  lagen.  Ich  horte  uff  die  zeit  sagen,  das  uff  die 
zeit  neunhundert  uff  einen  hauffen  zu  Magdeburg  einkommen  waren 
and  hatten  ein  panir  gehat;  das  waren  man,  frauen,  Jungfrauen,  kin- 
der  und  allerley  zusammen.  Auch  solte  eine  fraue  als  heut  ein  kindt 
geboren  haben,  und  uff  morgen  war  sie  mit  dem  kinde  auch  nach  der 
Wilsenach  mit  andern  gelaaffen,  das  wunderlich  zu  hören  ist. 

Uff  die  mittwoch  nach  Jacobi  (26.  Juli)  schickte  mein  herr  zu  uns 
achten  vom  tal,  das  sie  solten  zu  ihm  kommen.  Uff  donn^rstag  vor 
und  nadmiittage  waren  wir  bey  seiner  gnaden  uff  der  bürg.  Hette 
seine  gnade  gerne  verstanden  yon  uns,  wormit  diese  dinge  möchten 
gemittelt  werden.  Antworten  wir  yom  tale  noch  als  vor,  mochte  seine 
gnade  mitsampt  seinem  capittel  und  dem  rath  von  Abigdeburg  die 
freundtliche  Wissenschaft  nicht  treffen,  das  alsdan  das  gestrackte  recht 
gienge,  so  die  von  Innungen  und  gemeine  und  auch  die  pfenner  sich 
des  verwilliget  hau  and  auch  von  allen  theilen  zugesaget  ist  zu  S.  Mo- 
ritz im  rembter  in  der  obgeschriebenen  gegenwertigkeit.  Aber  mein 
herr  gäbe  uns  nicht  gross  antwort  uff  cUsmal  als  vor,  da  wolte  er 
leib  und  gutt,  landt  und  leute  bey  uns  zusetzen,  were  er  unser  anders 

6* 


68  Marcus  Spittendorft'. 

ZU  rechie  mechtig ,  und  hatte  nns  ancb  zugesagt ,  möchte  eä 
in  wisslicher  frenndschaft  nicht  werden  abgetragen ,  so  solte  uns  das 
recht  scheden.  Aber  als  ich  hier  marckte,  woite  nns  seine  gnade  des 
rechten  nicht  gestatten,  wiewol  ich  mich  ehe  meines  todes  versehen 
hette. 

Ufih  sontagk  nach  Jacobi  (30.  Jnli)  schickte  mein  herr  wider  nach 
den  achten  vom  tale.  Da  gab  nns  seine  gnade  vor,  ob  diss  dasmittd 
in  disen  dingen  sein  möchte,  das  die  drey  bommeister,  so  gekohren, 
der  kihre  abtretten,  nnd  die  viere,  die  der  kihre  zn  thnn  han,  andere 
drey  bommeister  kihren,  aber  keinen  schöppen,  und  darnach  verwardt 

61.40*"  warde,  schöppen  zu  kiren.  ||  Das  ein  solches  nmb  seine  bitte  geschehe, 
hofte  seine  gnade;  weites  so  machen,  das  niemandt  zn  nahe  sein  solte, 
und  der  rede  fast  Darauff  antwortten  wir ,  wir  betten  des  von  den 
unsem  nicht  befehl,  wir  woltens  gerne  an  sie  bringen. 

Ufih  montag  (31.  Juli)  hatten  wir  die  pfenner  bey  einander  und 
gaben  ihnen  vor  die  meinungk  meines  herm,  die  er  uns  hatte  lassen 
vorhalten  des  sontages  zuvor.  Da  waren  die  pfenner  &st  irre  und  mein- 
ten, uns  were  fistst  gross  trost  von  seiner  gnaden  zugesagt,  das  die  ge- 
brechen in  frenndtlicher  Wissenschaft  oder  durch  rechüich  erkentnns 
selten  beygelegt  und  entscheiden  werden.  Selten  wir  nun  die  drey 
bommeister  abelassen,  und  unser  widertheil  betten  nicht  mehr  den  ein^oi 
begert,  nemlich  Hans  Zölner,  darumb,  das  er  ein  schöpfe  ist,  und  ha- 
ben Hans  Walttheim,  Heinrich  Maltitz  in  der  kirchen  zu  St.  Glerdraaten 
uffgenommen,  das  sie  die  beyde  gerne  haben  weiden;  und  so  dis  nun 
geschehen  solte,  das  die  drey  vorendert  werden  selten,  hette  unser  wi- 
dertheil mehr  erlanget,  den  sie  begert  betten.  Ein  solches  were  uns 
nicht  zu  thun.  Und  baten  seine  gnade  noch  als  vor,  das  es  so  ge- 
schehen möchte,  als  es  veranlasst  und  geredt  were  vor  seiner  gnad^ 
seinem  capittel  und  dem  rathe  zu  Magdeburg  zu  S.  Moritz  im  rembter 
ufFh  dinstag  nach  Trinitatis  (23.  Mai)  anno  75,  als  hievor  geschrieben 
stehet^;  aber  mein  herr  gab  uns  ein  stumpe  antwert,  er  war  gantz 
umbgewandt  wider  vermaUs,  des  wir  pfenner  uns  alle  nicht  versehen 
betten. 

Uffii  dinstagk  Sanct  Peters  tagk  (1.  August)  des  morgens  umb  6 
lissen  die  uffs  rathaus  leiten  von  Innungen  und  ganeine,  die  das  spiel 
triben,  und  etzliche  unter  ihnen  mochten  vor  meinen  herm  uff  die  barg 
zihen  und  kamen  kurtzlich  wider.  Von  stunden  ahn  umb  des  segers 
9  schickte  mein  herr  zu  Claus  Schaffstett  seiner  diener  einen  und  lest 
im  sagen,  das  er  die  pfenner  alle  beysammen  habe ;  wen  der  s^er  12 

BL  41*  schlecht,  wil  mein  herr  zu  S.  Moritz  kommen,  das  die  pfenner  ||  da  zu 
ihme  kommen.  Das  geschach  so.  Mein  herr  liss  uns  verhalten,  seine 
meinung  were  noch,  das  die  drey  gekome  bommeister  der  kihre  ab- 
tretten, und  die  viere,  die  der  kihre  zu  thun  han,  andere  kihren  solten ; 
das  were  seine  bitte,  rath  und  geheis ,  und  neme  das  in  allen  besten 


»  Vgl.  oben  S.  52  flf. 


1475  August  69 

vor  f  nS  das  sein  stift ,  die  Stadt  und  ans  alle  nicht  ein  schade  über- 
gienge.  Wir  pfenner  werten  nns  &8t  mit  mancherley  rede,  die  uns 
vor  gesagt  waren  nnd  verlassen  was:  wir  raffen  das  recht  ahn,  es 
wolte  nicht  gehört  werden;  wir  raffen  ahn,  das  mein  herr  sein  capit- 
td,  den  rath  Ton  Magdeburg  darzn  hische,  so  es  auch  off  sie  gesatzt* 
were,  freandtlich  mit  wissen  oder  rechtlich  za  entscheiden ;  es  half  ans 
alles  nicht,  wiewol  ans  das  darch  meinen  herm  perschönlich  zugesaget 
war,  möchte  die  freandtschaft  mit  wissen  nicht  getroffen  werden, 
80  solle  ims  das  recht  scheiden.  Es  wolte  ans  aber  äff  dismahl  von 
OBserm  gnedigen  herm  nicht  widerfahren,  so  mästen  wirs  dem  allmech- 
tigen  gott  befehlen.  Wir  sagten  meinem  herm:  wir  Hessen  ans  bedan- 
cbNi,  sessen  wir  anter  einem  graffen,  der  unser  za  ehre,  gleich  and 
rechte  mechtig  were,  wir  wurden  da  von  ihm  vertediget;  betten  wir 
jbe  die  hofihunge,  so  seine  gnade  der  geburt  ein  landtsfurst  were  und 
unser  mechtig  zu  rechte,  beten  wir  seine  gnade  noch  als  vor,  das  wir 
durch  seine  gnade,  sein  capittel,  den  rath  von  Magdeburg  mit  unserm 
widertheyle  rechtlich  möchten  gescheiden  werden,  das  weiten  wir  umb 
seine  gnade  verdienen. 

Diese  mannichfaltige  rede  half  uns  alles  nichts ,  und  meinte  mein 
herr,  geschehe  dem  stifte,  der  Stadt,  uns  allen  arges  daraus ;  wir  pfen. 
ner  können  es  ihm  alle  nicht  legen,  und  meinte  vieleichte  mit  uns  zu 
dedingen.  Sprachen  wir  pfenner  abermals:  „gnediger  herr,  betten  wir 
diBS  ehe  von  euer  gnaden  gewust,  wir  weiten  uns  ||  mit  unserm  wider-  BL41^ 
theile  bas  geeiniget  haben,  den  wir  nun  thnn  kunten.*'  Do  Iragten  wir 
meinen  herm,  ob  sich  die  pfenner  des  vertragen  und  seiner  gnaden  zu 
willen  weren  und  trotten  der  kihre  der  dreyer  borameister  abe,  wie  es 
den  umb  die  andem  stucke  bleiben  solte^,  ob  die  auch  nach  unserm 
willen  gededigt  selten  werden,  das  uns  seine  gnade  des  solte  zu  vor- 
stehen geben.  Antwortet  mein  herr,  er  wiste  es  nicht,  das  er  uns  das 
soUe  zusagen,  das  thete  er  nicht;  den  unser  widertheil  sagte  wol  zu 
seinen  gnaden ,  wen  sie  diese  stuck  der  kihr  der  bommeister  mit  uns 
zofirieden  weren,  so  weiten  sie  sich  in  den  andem  stucken  wol  finden 
lassra.  Doch  wolte  mein  herr  sprechen,  und  wir  entwichen  seiner  gna- 
den. Indes  kommen  die  achte  von  Innungen  und  gemeine  zu  meinem 
herm;  ob  sie  besandt  waren  oder  nicht,  weis  ich  nicht.  Und  die  waren 
eine  kleine  weile  bey  seiner  gnaden  und  giengen  wider  von  ihme,  nnd 
dieselben  achte  harreten  in  dem  closter.  Do  hiesche  uns  mein  herr 
wieder  und  hilte  uns  noch  die  erste  rede  vor  und  meinete,  diesen  dingen 
were  änderst  nicht  vorzukommen,  den  wen  die  borameister  der  köhre 
weiten  abtretten,  und  das  die  4  andere  kihren  selten,  das  wolte  unser 
widertheil  schlechts  also  haben,  und  wen  das  so  geschehe,  so  betten  sie 
seiner  gnaden  zugesagt,  das  seine  gnade  ihrer  in  den  andem  stucken 
jo  so  mechtig  und  meditiger  sein  solte  zu  entscheden.  Dan  seine 
gnade  sagte,  sie  wolte  die  andem  stucke  so  scheden,  das  göttlich,  ehr- 
Ueh  und  biUich  sein  solt  und  niemandt  zu  nahe.    Do  sagte  der  borü- 

*  goMts.      ^  Mdten. 


70  Marcus  Spittendorff. 

meister  Hans  Walttheim  die  köhre  abe  von  ihrer  dreyer  wegen ,  und 
sagte  meinem  herm  zu,  das  wir  viere  uff  morgen  mittwoche  (2.  Aug.) 
in  die  kirche  zu  S.  Gertrauten  gehen  solten  und  ander  drey  bommei- 
ster  kiesen;  auch  sagte  uns  mein  herr,  sie  solten  hiemeckst  niemande 
B1.42*  verwerfen,  wer  zu  emptem  ||  gekohren  wurde,  sondern  die  sehöppen  sol 
man  nicht  zu  bommeistem  kihren.  Mein  herr  lies  uns  auch  sagen,  die 
andern  stuck  wolte  seine  gnade  auch  vomemen,  wen  die  köhre  ge- 
schehen were.  Uff  den  morgen  umb  8  wurden  neue  bommeister  gekohren. 

üflfti  sonnabent  nach  Domminici  (5.  Aug.i)  kamen  wol  bey  24  perscho- 
nen, klein  und  gross,  etliche  bei  7  oder  8  jahi^n,  gegangen  von  der  Welse- 
nach ,  und  einer  trugk  ein  panier  vor  ihnen,  dar  stundt  ein  bilde 
inne  gemalet  und  ein  wappen,  darinne  stundt  geschrieben  „Friborch;^' 
und  giengen  in  einer  procession  gleich  als  schuller,  und  aide  gesellen 
giengen  beyher  und  sungen  als  leute,  die  mit  kreutzen  giengen.  Das 
geschach  viel. 

Uffh  montag  in  vigiliis  Giriaci  (7.  Aug.)  wurden  neue  Vorsteher 
gekohren  zum  tale  in  der  pfenner  hoffe,  derer  zwene  kohren  die  bom- 
meister under  den  Schoppen,  und  zwene  kohren  die  gewercken  unter  ihn, 
auch  wardt  ein  alt  schöppe  vor  diesen  Vorstehern  erstmahls  gekohren, 
der  den  zu  jhare  auch  gesessen  hatte,  das  war  Hans  Zölner. 

Ufin  freytag  nach  Assumptionis  Mariae  (18.  Aug.)  anno  1476  thaten 
die  vier  verschleger  ihr  recht  in  der  pfenner  6offe,  der  war  einer  ein 
burger;  die  underbommeister  über  dem  Deutzschen  Born  kiesen  die 
vorschleger  über  den  bomen  und  bringen  sie  dan  vor  bommeister  und 
Schoppen  in  der  pfenner  hoffe.  Da  thun  sie  ihr  recht;  das  ist  aber 
nun  verändert. 

Uffh  montag  vig.  Giriaci  (7.  Aug.)  waren  bommeister  und  schöppen 
im  hoffe  umb  den  willen,  neue  Vorsteher  zu  kihren.  Do  kam  Heinrich 
vonAmmendorff  und  Vincentius  und  hissen  zu  ihnen  zwene  bommeister 
Albrecht  Schaffstedt  und  Thomas  Dugauen,  und  sagten  den  beyden) 
BL42^  wie  sie  handel  gehabt  betten  mit  unserm  widertheile  uff  ||  dem  rathause 
von  befehlnus  unsers  gnedigen  herm.  Nun  kam  meinem  herm  merck- 
lich  geschefte  vor,  das  seine  gnade  von  stunden  an  uff  morgen  wegk 
muste^  so  betten  die  von  Innungen  und  gemeine  meinem  gnedigen 
herm  zugesagt,  die  gebrechen  allenthalben  guttlich  lassen  zu  ruhen  bis 
uff  seiner  gnaden  zukunft  und  keines  indes  vorzunemen,  das  die  vom 
tale  des  ein  wissen  betten.  Wir  vom  tale  waren  des  wol  zufrieden,  es 
wardt  uns  aber  auch  von  Innungen  und  gemeine  nicht  gehalten,  do 
uns  der  rath  lies  vorhalten,  das  wir  sie  eines  geschosses  wolten  mech- 
tigen,  zu  nemen  in  aller  masse,  als  vor  einem  jhare  von  dem  alten 
rath  genonmien  were.  Darauff  wir  die  bommeister  des  geschosses  mech- 
tig  machten,  wurde  es  so  zugehen,  als  uns  der  rath  zusagen  lies; 
wiorden  aber  die  meister  was  neues  bringen,  das  wider  uns  oder  wider 


^  j^ach"  ist  eingeschoben,  denn  hier  muss  ein  Versehen  obwalten.    Der  4.  Aug. 
fiel  in  dietem  Jahre  auf  einen  Freitag. 


1475  Augost  71 

die  wilkire  were,  so  solten  sie  des  Schosses  nicht  von  ihnen  sagen, 
Bonder  wider  ahn  bringen.  Das  geschach.  Die  meister  wolten,  alle 
die  da  pfanwercken  and  brauen,  solten  ihre  heoser  bewonen  and  eigen 
nmch  haben;  auch  wolten  die  meister  nodi  zwene  kemmerer  setzen 
m  den  zweyen,  die  gesalzt*  waren,  do  der  neue  rath  yerkondiget  war, 
and  die  zwene  kemmerer  wolten  sie  nemen  anter  den  meistern,  dan 
offenbahr  wieder  die  wilkir  ist,  gerade  ob  sich  die  kemmerer  yerböst 
hatten ;  aach  wolten  sie,  die  bommeister  solten  den  schos  von  dem  tai- 
gatte  legen  vor  den  gantzen  rath  and  nicht  vor  die  kemmerer.  Item 
aach  wolten  die  braner  des  heiligen  tages  schencken  and  kein  gebott 
draber  leiden.  Und  Hans  Seile,  ihr  rathsmeister,  Lndicke  Pfanschmidt 
und  Hans  Schlegel  and,  gleabe  aach,  Hedderich  hatten  meinem  herm 
nealich  vor  dieser  schrift  and  zeit  za  Gybichenstein  äff  der  barg  zage- 
flaget,  sie  wolten  die  ferien  halten  and  das  ||  ernstlich  gebieten  and  B1.48* 
aach  bassen. 

Do  sie  von  dem  rathe  kamen,  war  der  gantze  rath  mit  den  meistern 
and  bommeistem  eins  warden,  and  lissen  die  knechte  gebitten,  das 
niemuidt  am  heiligen  tage  solte  zechen  halten.  Aber  hernach  als  man 
omb  das  schos  sprach,  do  wolten  die  von  der  gemeine  das  nicht  haben) 
and  die  meister  wolten  zaracke  prallen.  Item  afib  montag  Aagastini 
(28.  Ang.)  waren  wir  vom  tale  aber  bey  einander,  aber  amb  diese 
Stack,  dias  die  pfenner  ihre  heaser  bewonen  solten,  and  zwene  kemmerer 
zu  den  alten  za  setzen.  Das  wolten  die  von  innangen  and  gemeine 
gehabt  haben,  aber  amb  das  schencken  des  heiligen  tages  wolten  die 
von  der  gemeine  so  nicht  haben;  sie  wolten  kein  gebott  draber  leiden. 
¥^  gaben  onsem  bommeistem  die  antwort  noch  als  vor,  das  ans  der 
rath  lisse  bey  wilkir  and  rechte,  sie  wisten  wol,  wie  die  wilkir  inne- 
helt  Aach  ist  ans  zngesagt,  das  die  dinge  allenthalben  bemhen  solten 
off  ansem  gnedigen  herm.  Sondem  amb  die  feyre  were  anser  bitte, 
das  sie  das  halten  wolten,  als  sie  anserm  gnedigen  herm  betten  znge- 
sagt   Doraaff  weren  sie  anser  mechtig,  den  schos  zu  nemen. 

Desselbigen  tages  uff  den  abent  umb  5  kamen  hundert  und  30  per- 
schönen, kleine  jungen  und  meidtlein  bey  7  oder  8  jähren  und  seuber- 
liehe  grosse  Jungfrauen  und  meydte  und  junge  gesellen  und  feine  men- 
ner  und  frauen,  Jungk  und  alt,  und  gingen  in  einer  procession  und 
sangen  umb  die  kirche  zu  Unser  Lieben  Frauen  und  S.  Gerdrauten, 
nnd  die  wolten  zur  Welsenach. 

Uffh  dinstag^  Decollationis  lohannis  (29.  August)  brachten  die  bom- 
meister der  vom  tale  antwort  an  den  rath,  als  vor  geschriben.  Der 
hatten  die  von  Innungen  und  gemeine  nicht  wollen  ingehen,  sie  wolten 
aach  keine  mhe  drinne  halten  und  thaten  ||  denen  vom  tale  gebott  Bl.  43^ 
bey  50  marcken,  das  sie  abetretten  musten,  wiewol  das  mein  herr  von 
Magdeburg  solte  aussprechen,  wie  das  die  vom  tal  darmit  halten  sol- 
ten, so  das  uff  seine  gnade  geboten  war  und  auch  gnttlich  stehen 
solte.    Gleichwol  half  das  nicht.    Do  waren  die  rathman  und  meiste^ 

*  gvwts.      ^  btor  „nach",  aber  OnrobgeftriclMn. 


72  Marcus  ^ittendorff. 

von  innimgen  und  gemeine  ein  worden  and  hatten  gesagt  za  denen 
vom  tale,  sie  weiten  off  morgen  mittwoctae  (30.  Angost)  die  ihren  bey 
einander  haben  nnd  nfb  rathaus  kommen  allznmahl.  Worden  sie  den 
eins  nmb  den  schos,  so  weiten  sie  den  verkündigen,  wiewol  das  der 
vom  tal  willen  nioht  were.  Uffii  mittwoeh  vor  mittage  omb  9  waren 
die  von  Innungen  and  gemeine  alle  afifn  rathaase,  da  hatte  ihn  det 
volstendige  sitzende  rath  vorgehalten,  das  sie  weiten  die  feyer  gehalten 
haben,  and  hettens  anserm  gnedigen  herm  von  Magdeburg  zugesagt. 
Hatten  die  aus  der  gemeine  gesagt,  wer  ihnen  das  befohlen  hette,  es 
were  ihr  wille  nieht,  sie  weiten  das  schleehts  nieht  haben,  sie  woltoi 
schencken  und  gute  gesellen  sein,  und  moehten  sieh  lange  mit  werten 
gezanokt  haben  und  waren  ufi  dem  rathause,  bis  der  seger  eins  sehlag, 
und  kunten  sich  des  Stuckes  nicht  vertragen  und  gingen  so  von  ein- 
ander. Nickel  Pflügt  und  Otto  von  Scheidingen ^  kamen  uff  den  tag 
in  die  stad  geritten;  was  vor  gewerbes  sie  hatten,  weis  idi  nicht ,  sie 
itten  firue  wider  wegk. 

Uffh  donnerstagk  (31.  Aug.)  frühe  umb6  waren  die  vom  tale  aber- 
mahl bey  einander.  Brachten  die  bommeister  noch  an  uns,  das  wir 
volwort  weiten  geben  in  die  zwey  stuck,  das  eine,  die  heuser  zu  be- 
wonen,  das  ander,  das  der  rath  noch  zwene  kenmierer  setzen  wolde; 
das  wer  der  rath  gantz  ein,  und  die  viere  vom  tale,  die  im  rath  sitzen, 
weren  des  mit  ihm  eins,  ohne  die  bommeister  weren  des  hinder  den 
B1.44*  ihren  nicht  eins.  War  unser  antwort  und  bitte  ||  noch  als  vor  das, 
weiten  wir  den  schos  dem  rathe  ungern  stoppen  noch  hindern  in  der 
weyse,  als  der  rath  den  gesdios  von  uns  begert  hat;  das  sein  wir  zu- 
Mden,  das  sie  die  wilkir  halten  und  nicht  neurung  vomemen  und  die 
gebrechen  allenthalben  lassen  beruhen,  als  uns  meines  herm  gewaltigen 
haben  zugesagt  bis  uff  seiner  gnaden  zukunft  zu  erkennen  stehen  blei- 
ben. Die  aus  Unser  Lieben  Frauen  und  S.  Moritz  pfarre  waren  auch 
bey  einander,  die  weiten  schleehts  die  feyer  nicht  halten  und  meinten, 
hette "^  jemandts  meinem  herru  was  zugesagt,  der  soltes  halten,  sie 
hettens  nicht  befolen,  und  dieselbigen  selten  auch  dem  rathe  eine  ant- 
wort sagen.  Nun  bieben  die  pfarren^  zu  ires  meisters  hause  bey  ein. 
ander  und  vertragen  sich ,  das  sie  weiten  die  feyer  halten ,  aber  sie 

*  hctton.      ^  pfturre. 


1  Nicolaas  Pflag  za  Knaathain,  Amtshanptmaim  von  Leipzig»  Borna, 
Pegau  und  Groitzsch,  und  Kanzler  und  Oberhofrichter.  Dieser  angesehene  und  ein- 
flussreiche Mann  war  auch  in  HaUe  nicht  unbekannt:  Kaiser  Friedrich  m.  hatte 
ihm  1467  die  Judenschule  geschenkt,  welche  er  später  an  den  Rath  verkaufte,  da- 
jfegen  konnte  er  nach  dem  Chron.  Magd.  (Meibom  n.  368)  den  auf  dieselbe  Welse 
m  seinen  Besitz  gelangten  Judenkirchhof  nicht  behaupten.  Cod.  dipl.  Sax.  reg.  H. 
Hauptth.  Vm.  8.  411,  439,  Dr.  H.  501  ff. 

2  Otto  von  Scheidingen,  Amt-  und  Hauptmann  zu  Delitzsch,  Zörbig  und 
Bitterfeld,  begleitete  Herzog  Albrecht  von  Sachsen  auf  seiner  Reise  nach  Rom  und  ins 
heUigeLand,  starb  aber  auf  der  Rückreise  nach  der  Abfsüirt  von  Joppe  am  11.  Aug. 
1476.  Sein  an  der  Stadtkirche  zu  Delitzsch  befindlicher  Grabstein  ist  noch  vor- 
handen.   Maller,  Annales  42.    Lehmann,  Chronik  der  Stadt  Delitzsch  S.  66. 


1475  SeptemW.  73 

wolten  kein  gebott  drnber  leiden  weder  bey  3  noch  bey  einer  mardL; 
nnd  der  yoLstendige  rath  moBte  ihnen  die  gebott  abesagen,  die  sie  ihnen 
hatten  thnn  lassen. 

U&  freytagk  Egidi  (1.  September)  kam  der  marsohalok  meines 
herm  von  Magdeburg,  Friderich  von  Trota,  mid  brachte  einen  credentz 
an  den  heimlichen  rath  und  hatte  geworben,  das  unser  gnediger  herr 
von  Magdeburg  vor  midiaelis  zum  Gybichenstein  nicht  wol  kommen 
möchte  mercklicher  geschefte  wegen,  die  seiner  gnaden  im  landt  zu 
Jeridio^  zustunden.  Derhalben  war  seine  meinung,  die  gebrechen 
zwisdien  Innungen  und  gemeinheit  und  von  den*  vom  tale  beredt  und 
uff  seine  gnade  allenthalben  guttlichen  stehen  und  beruhen  selten,  und 
fiurder  keine  neurungk  nicht  vomemen  wolten,  were  seiner  gnaden  be- 
ger.  Diese  rede  bericht  uns  Friderich  von  Trota  in  der  pfenner  hoffe, 
das  wir  auch  ein  wissen  darvon  betten.  Antwortten  bommeister  und 
sehöppen,  wir  hörtens  gerne,  ||  wir  wolten  williglich  gerne  halten,  wen  BL  44^ 
unser  widertheil  hielte.  Item  die  beyde  bommeister  waren  darbey  nfita 
rathause,  do  Friederich  von  Trota  die  berichtung  that  Damach  kam 
er  von  stnndt  an  mit  den  bommeistem  in  der  pfenner  hoff  und  berichtet 
uns  auch  tou  meines  herm  wegen. 

Uffii  sonabent  nach  Egidii  (2.  Sept.)  zwischen  9  und  10  wardt  der 
schos  verkündiget  und  darzu  die  banckglocke  uff  dem  rathause  geleitet. 
Die  bommeister  waren  nicht  darbey,  das  machte,  der  rath  und  die 
meister  von  innungen  und  gemeine  namen  neurungk  vor,  das  wider 
die  wilkire  war,  das  wolten  die  vom  tale  nicht  eins  mit  ihnen  sein, 
sie  verkündigten  aber  gleichwol  den  schos,  ob  sie  nun  recht  dran  ge- 
dian  haben,  weis  ich  nicht.  Item  sie  hatten  noch  zwene  kemmerer  ge- 
satzt^,  das  ist  offenbahr  wider  die  wilkir,  sie  wolden  auch,  ein  iglicher 
pfenner,  der  da  pfanwercke,  solte  sein  haus  besitzen  und  eigen  rauch 
haben.    Das  helt  die  wilkir  auch  so  nicht.  ^ 

Uffii  dinstagk  vor  Nativitatis  Mariae  (5.  Sept)  hatten  die  beyde 
kemmerer  rechnung  gethan  von  dem  halben  jhare  vor  dem  gantzen 
raihe,  so  das  die  wilkire  ausweyset.^  Do  das  geschehen  war,  hatte 
der  rath  mitsampt  den  meistem  und  bommeistem  den  beyden  kem- 
merem  guttlich  gedancket  und  auch  eine  gutte  gnuge  gehabt,  und  kurtz 
darnach  desselb^en  tages  hiesch  der  rath  die  Schlüssel  von  dem  einen 

•  Tonn  dem.      ^  gemto. 


1  Daranf  beadeht  sich  wol,  was  das  Ghron.  Magd.  (Meibom  n.  368)  mittheilt 
Item  Dominus  Archiepiscopas  Johannes,  volens  purgare  malis  hominibus  terram  snam 
Jericho,  cepit  j^rimo  castrum  Sandow  et  iM  cepit  Fricken  de  Flessow  et  moz  castrum 
Kigrip,  ibi  c^it  Henrich  Treszaw  et  cepit  eis  castrum  Bucko  et  Milo.  Item  cepit 
et  castrum  Cressaw,  ubi  captivavit  vididum  Werner  Kracht.  Fricken  Plessaw  in 
Gebichenstein  dud  et  incarcerari  fecit,  Kracht  zue  Egelen  similiter  dud  fedt  et 
alios  Wandtsleben  et  sie  fedt  terrorem  in  lods  iUiSi  quod  multi  rasalli  timentes  a 
terra  recesserunt.    Vgl.  dazu  Beckmann  Y.  189. 

^  Die  betreffenden  Worte  lauten:  Ouch  sal  hinfort  nymant  p£uiwerken,  er  sd 
eyn  burger  czu  Halle  beeygent  und  beertdt.    Neue  Mitth.  I^  S.  72. 

8  Neue  Mitth.  I»  S.  68  u.  86. 


74  Marcos  ^ittendorff. 

kemmerer  Peter  Newmann  und  gaben  sie  Peter  Sandennann.  Damach 
eines  andern  tages,  do  der  rath  wider  nffgingk,  bischen  sie  die  scblussel 
von  dem  andern  kemmerer  Claus  von  Jhene;  der  wolte  seine  scblussel 
nicht  von  sich  antworten.    Do  that  im  der  rath  und  die  meister  ge- 

Bl.  45*  bott  bey  50  ||  marcken,  das  er  die  scblussel  von  sich  antworten  solde. 
Das  that  er  da.  Die  drey  pfenner,  die  im  rath  sassen,  volwortten  das 
mit,  da  sie  zwar  nicht  wol  an  thaten;  die  kemmerer  hatten  nirgent 
keine  schult  an  irgent  einem  dinge,  sondern  die  uff  die  zeit  im  rathe 
und  auch  unter  den  meistern  waren,  uff  dem  ratbause  sassen,  die  weiten 
den  kemmerem  einen  höhn  zumessen,  und  derselbige  Peter  Newmann 
muste  der  pfenner  entgelten.  Warumb?  Er  war  ihn  nicht  wider,  als 
andere  fromme  leute  mehr  waren  in  der  zwitracht  Darnach  hatte  der 
rath  und  die  meister  gewolt,  es  were  nicht  geschehen,  und  hatten  die 
Schlüssel  geteilt  in  4  theil  den  4  kemmerem,  wiewol  nicht  mehr  den  2 
kemmerer  sein  selten,  als  die  wilkire  ausweyset  Gleicbwol  satzten 
sie  ihr  noch  zwene,  das  nie  mehr  gewönlich  gewest  ist.  Es  geschach 
wider  der  bommeister  wille,  die  waren  des  mit  dem  rathe  noch  mit 
den  meistern  nicht  ein. 

Uffh  donnerstag  nachBurckbardi  (12.  Oct.)  im  75.  jhar  waren  zwene 
jbarknechte  über  dem  Hackenbom,  einer  genandt  Gasius  Hundt.  Die- 
selbigen  giengen  gen  Leipzigk  ufi  den  jbarmarckt  ohne  erleube  des 
borameisters  von  der  Hetritz  und  Hackenbom;  und  man  lis  den  dagk 
das  saltz  suchen,  so  mochte  da  noch  eine  noturft  saltz  sein,  das  man 
die  woche  noch  nicht  zum  borae  gingk.  Der  öberbommeister  erführe 
das,  das  die  zwene  knechte  weggingen  ohn  Urlaub,  wiewol  sie  uffii 
freitagk  wider  kamen.  Undt  befahl  dem  unterbommeister  über  dem 
Hackenbom,  das  die  zwene  knechte  nicht  tragen  selten.    Das  geschach. 

Bl.  45^  Do  wardt  Gasius  Mundt  und  sein  weih  ||  über  den  bora  kommen  und 
hatten  faste  wunderlich  und  übel  getobet*  mit  dem  underbommeister, 
wiewol  dem  ehrlichen  gutte  ein  friede  mit  werten  und  wercken  ge- 
wirckt  ist.  Und  die  beyde  knechte  hatten  wollen  tragen,  so  hatte  der 
underbommeister  Trebis  Fischer  das  nicht  wollen  zugeben.  Do  het- 
tens  die  knechte  beyde  ^  lassen  anstehen  und  waren  weg  gangen. 
Nun  sie  mochten,  sich  beyde  gefunden  haben  zu  ihrem  heuptmann 
Hans  Laub  und  zu  Alexius  Lissawen  ^  und  Donat  Trebicken,  die  beyde 
meister  waren  zu  S.  Gerdrauten  pfarre,  und  mochten  ihnen  geklagt 
haben,  das  sie  nicht  arbeiten  musten.  Dieselbigen  meister  möchten 
ihnen  gesagt  haben,  sie  selten  gehen  über  die  börae^  und  arbeiten. 
Hans  Seile,  der  Schmidt  und  rathsmeister,  hatte  ihnen  auch  dasselbige 
befohlen.  Gasius  Mundt  war  kommen  zu  Thomas  Thugawen^;  dem 
bommeister,  und  hatte  ihn"^  gefraget,  ob  er  nicht  wider  solte  arbeiten. 

•  gelebet.      ^  beyden.      «  bönin.      **  Urne,  flun  (?). 

^  AlexiusL.  war  schon  1472  Meister  im  Rath.  ebenso  1475  und  1478.  Hans 
L.  kommt  1479  als  Meister  im  Rath  vor. 

2  Thomas  D.  1461  Meister  im  Rath,  1467  Rathsmitglied ,  1475  Bommeister, 
vor  ihm  erscheinen  im  Rath  Wentzel  D.  (1440 — 1446)  als  Meister  und  als  Mitglied 
des  en^  Hermann  J).  1441,  1444  und  1447  als  Meister  im  Rath. 


1475  October.  75 

Hatte  Thngaw  gesprochen :  „fragsta  mich  nim ,  bin  ich  nun  dein  born- 
meifller?  wommb  fragstn  mich  nicht,  da  da  weg  gingest?^  Und  sprach, 
er  möchte  sich  nfin  freytag  vor  bommeister  nnd  schOppen  in  pfenner- 
hoff  finden.  Hat  Casios  Mnndt  geantwortet,  er  wolte  arbeiten ,  das 
&  das  wiste,  sein  herr  hette  ihm  das  erlenbet. 

Fragte  der  bommeister  Dngaw:  ,ywer  ist  dein  herri^'  Antwortet 
Mnndt :  „Hans  Seile,  der  rathsmeister,  ist  mein  herr  nnd  hat  mirs  er- 
lenbet^ Sprach  Dngaw,  der  bommeister:  „ich  glenbe  nicht,  das  Hans 
Seile  der  rathsmeister  dir  das  zn  erlenben  haf  Nnn  nfh  dinstag 
(17.  Oet.?)  was  der  Casios  Mondt  ond  der  ander  off  dem  rathaose  ond 
mochten  aber  Hans  Seilen  ond  ihren  helfen  geclaget  haben.  Do  war 
Hans  SeUe  mit  seiner  geselschaft,  mochten  hart  mit  dem  bommeistem 
Thomas  Thogaw  geredt  haben  omb  die  zwene  knechte,  er  solte  sie 
wider  an  die  arbeit  lassen.  Dogaw  sprach,  er  hettes  ||  alleine  nicht  BL  46* 
za  Üion.  Seile  sprach,  er  hettes  zo  thon.  Thomas  Dogaw  sprach,  die 
sehöppen  im  tale  betten  ime  befolen,  er  solte  ihn*  £e  arbeit  nicht 
erleoben,  sie  waren  erst  vor  bommeister  ond  schöppen  gewest  omb 
den  ongehorsam.  Hatte  Seile  gesprochen,  es  wer  ein  gram,  den  Dogaw 
ZQ  ihm  tröge,  ond  er  solte  aoch  gesaget  haben,  er  wolte  keinen  borger 
ober  dem  bome  halten.  Thomas  Dogaw  hatte  geantwortet,  ein  solches 
konte  ime  niemandt  mit  warheit  obersagen ^,  es  were  aoch  nicht  also; 
worde  man  in  des  mit  warheit  obersagen,  er  wolte  seinen  hals  yerlisen. 
War  der  Hans  Seile  zornig  worden  ond  hatte  mit  seinen  gesellen  ge- 
sprochen ond  hatte  die  vom  tale,  Cosmos^  Qoetz^  ond  Clans  yonihene, 
Dit  wollen  mit  haben  in  das  gespreche.  Non  dieselbigen  Hans  Seile 
ond  der  haoff  weiten,  die  vom  tale  selten  alle  abtretten,  sie  wolden 
aber  nicht;  ond  des  wolte  Peter  Newmann,  der  kemmerer,  mit  in  nicht 
eins  sein  ond  mochte  gesprochen  han  zn  Hans  Seilen  ond  den  seinen: 
»Rieben  herren,  sehet  zo,  das  eochs  nicht  gereoet.^  Von  stondt  that 
in  Hans  Seile  gebott  bey  50  marcken,  er  solte  off  Schrammen  thorm 
gehen.  Do  für  Schlegel  her  ond  sprach  zo  Hans  Seilen,  er  solte  denen 
vom  tale  gebott  thon,  das  sie  abtretten  selten;  weiten  sie  nicht,  man 
Solte  ^  die  böronge  von  stondt  von  ihnen  nemen.  Do  hatte  Hans  Seile 
von  stondt  den  vom  tale  gebott  gethan  bey  50  marcken,  sie  selten 
abetreten.  Sie  traten  <"  abe.  Do  hatte  der  Seile  gesagt  zo  dem  bom- 
meister Dogawen,  er  solte  die  schöppen  heischen  ond  die  zwene  knechte 
wider  an  die  arbeit  lassen  gehen.  Der  bommeister  hische  die  schöppen 
ond  berichte  ons  diese  dinge  mit  einander.  Wir  sagten  ||  den  bom-  Bl.  46^ 
meistern,  sie  ond  wir  betten  die  knechte  macht  zo  straffen  omb  onge- 
horsam;  es  were  vor  100  jharen  so  gewest,  wir  hofften,  der  rath  worde 
ons  die  freyheit  nicht  brechen.  Aoch  wen  die  knechte  offgenommen 
wurden,  so  mosten  sie  bommeistem  onnd  schöppen  schweren,  tag  ond 

•  fhea.      b  Sbsafi;«!!.    <>  CotmAa  (?).      ^  „man  tolte"  steht  doppelt.      «  hier  fan  Or.  ,^e." 

1  Cosmas  Quetz  1463  Mitglied  des  engern  Raths,  ebenso  1466,  1469,  1472 
and  1475.  Schon  1413  nnd  1421  sass  ein  Cosmus  Quetz  im  Rath.  Vgl  Dr.  11.  Gen. 
T«b.  ß.  119. 


76  Marcus  Spittendorff. 

nacht  des  guttes  za  warten,  sie  schworen  dem  rathe  nicht,  dmmb 
hoffeten  wir  jhe,  der  rath  wurde  nns  darbey  laeuBen.  Wir  vorboten 
anch  den  nnderbommeister,  ob  die  knechte  wider  aber  den  bom  kernen 
nnd  weiten  arbeiten,  er  solte  ihnen  das  nicht  zageben  and  ihnen  sagen» 
das  sie  keinen  frevel  aber  dem  gatte  theten;  theten  sie  aber  was  mit 
gewalt,  das  mästen  wir  dalden,  bis  das  wirs  bessern  kanten. 

Uffh  mittwoch  vor  Hedwig  (IL  Oct)  im  75.  jhar  hatte  mein  hen 
von  Magdeburg  die  vom  tale  bescheden  amb  12  zamNeaenwerck;  aber 
gleichwol  schickte  mein  herr  die  seinen,  nemlich  Heinrich  von  Ammen- 
dorff  und  Vinzencias,  alle  tage  za  anserm*  widertheile  afb  rathaos  and 
rieten^  über  uns  vom  tale.  Und  wir  befanden  der  gutten  rede  and 
zusage  von  unserm  gnedigen  herrn  nicht,  als  uns  wol  zugesaget  war. 
Die  8  vom  tale  giengen  zum  Neuenwerck.  Do  hub  Thimon  Raucheopt  ^ 
ahn  von  meines  herrn  wegen:  „ersamen  gutten  freunde!  Mein  gnediger 
herr  heisset  mich  reden ,  so  die  gebrechen  zwischen  dem  riUhe,  In- 
nungen und  gemeine  und  den  pfennem  am  nechsten  verblieben  sindt, 
hat  sich  mein  gnediger  herr  zu  euch  gefuget  und  gesehen,  die  zu  ent- 
scheiden. So  wil  seine  gnade  im  ersten  3  stuck  vomemen,  nemlidi 
das  erste  umb  die  4  Vorsteher  des  tals,  umb  die  4  vorsohleger  und 
umb  das  gleiche  saltz  zu  sieden ;  und  wolte  seine  gnade  darza  rath^i, 
das  die  stucke  so  geordtnet  werden,  gott  zu  lobe,  seinem  stifte  und 
Bl.  47'  dem  II  gemeinen  guthe  zu  frommen.  Darauff  namen  wir  ein  gesprech 
und  gaben  seiner  gnaden  antwort:  „so  seine  gnade  wol  wiste,  das  unser 
widerteil  uns  nicht  wolte  beschuldigen,  und  doch  seine  gnade  mit  sei- 
nem wirdigen  capittel  und  der  rath  von  Magdeburg  vor  das  beste  betten 
genommen,  das  wir  vom  tale  die  von  innungen  und  gemeine  schuldigen 
selten,  mit  dem  rathe  haben  wir  nichts  zuthun,  den  das  beste,  so  haben 
wir  die  von  innongen  und  gemeine  beschuldiget  vor  euren  gnadeni 
dem  thumcapittel  und  dem  rathe  zu  Magdeburg,  wir  habens  auch 
darauff  gesatet<^  zu  entscheiden  mit  wislicher  freundtschaft  oder  im 
rechten,  eure  gnade  mitsampt  den  acht  obgeschribraen  haben  uns 
ein  solchs  auch  zugesagt.  Darumb  bitten  wir  euer  gnade  themutiglich, 
wollet  unser  widertheil  im  ersten  vor^  uns  lassen  kommen  und  uns  der 
schulde  und  gebrechen,  die  wir  zu  ihnen  gesatzt<*  und  gethan  haben, 
freundtlich  mit  wissen  oder  rechtlich  entscheiden/'  Item  mein  herr 
schlug  fast  umb  undt  wolde  sein  capittel  und  den  rath  zu  Magdeburg, 
als  wir  verstunden,  darbey  nicht  haben,  ;wiewol  das  uns  seine  gnade 
zugesagt  hatte,  und  wolts  auch  alleine  uff  sich  nit  nemen  und  hatte 
das  in  allen  besten  vorgenommen,  uf  das  seine  gnade  nit  wolte  ver- 
marckt  werden.  Wir  -horten ,  mein  herr  ruckte  die  3  stuck  £ast  uff, 
handel  darinne  zu  haben ;  seins  capittels  und  des  raths  von  Magdeburg 

*  zu  Tiu  vndt  widertheile.      ^  Retden,  Rttden?      ^  geeatE.      ^  Ton  (?).      •  g«Mts» 

1  Thimol.  von  Rauchhaapt,  1466  Hofioiarschall  (alter  MarschaU)  des  Erz- 
bischofe  Johannes,  erwarb  1454  das  GatTrebnitz  im  Saalkreise.  Dr.  n.  962.  Gen.  Tab. 
216.  König,  AdeMexicon  915.  Vgl  weiter  unten  BL  56\  Beg.  fend.  Johannis 
archiep.  Magd.  44  im  K  St.-A.  zu  Magd.  (Erzst.  Magd.  40). 


1475  October.  77 

nnd  unser  gcholde  schweig  er.  Wir  fragten,  was  seiner  gnaden  mei- 
iiimg  an  den  3  stncken  were,  wie  wirs  yerstehen  solten,  es  wolde  nicht 
an  tag  kommen.  Do  baten  wir^  seine  gnade  wolte  nns  vergunnen, 
seiner  gnaden  meinnng  an  die  vom  tale  zu  bringen.  Antwortte  seine 
piade  ja,  das  wirs  theten  nnd  kernen  uffh  freytagk  (13.  October)  zn  7 
obren  vor  seine  gnade  zum  Nenenwercke.  Das  wardt  an  die  pfenner 
bradit.  Baten  sie  alle  gemein,  das  unser  gnediger  herr  die  dinge  so 
wider  nnd  der  weyse  und  form  yomem^i  wolt,  als  es  uns  durch  seine 
gnade,  sein  capittel,  den*  rath  von  Magdeburg  zugesagt,  beredt  nnd 
audi  Terlassen  zu  S.  Moritz. 

II  Und  die  pfenner  kohren  ihrer  noch  mehr  zu  den  achten,  so  das  BL47' 
ihrer  18  oder  19  vor  meinen  herm  giengen  und  sagten  ihme  die  ant- 
wort  Er  wardt  zomigk:  wir  sprachen,  die  unsem  betten  uns  anders 
wki  befohlen^  sondern  wir  baten  noch  als  vor,  das  seine  gnade,  sein 
eapittel  und  der  rath  von  Magdeburg  unser  schulde  yomemen  weiten 
qimI  uns  der  entscheiden.  Der  zom  war  da.  Do  fragten  wir,  woltens 
seine  gnade  haben,  wir  weiten  die  pfenner  gerne  zu  hauffen  haben. 
Antwortet  seine  gnade,  sie  bekümmerte  sidi^  des  nicht,  wir  möchten 
sie  beysammen  haben  oder  nicht.  Wir  lissen  das  nicht  und  hatten  sie 
nfiii  sonabent  (14  Oct.)  zwir  zusammen  und  worden  eins,  u£f  das  uns 
mser  gnediger  herr  nicht  yermercken  solte,  das  wir  heimlichs  oder 
wag  yerborgens  drinnen  wisten  nnd  darumb  das  nicht  weiten  lassen 
handeln,  das  dan  seine  gnade  Ungnade  uff  uns  werfen  möchte,  und 
wolten  seiner  gnaden  dis  vor  ein  antwort  sagen,  das  uns  seine  gnade 
so  gnedig  sein  wolte  und  sein  capittel  und  den  rath  von  Magdebui^ 
beischen  wolde,  mitsampt  denen  die  gebrechen  wider  anzufahen,  wolten  <^ 
wir  seiner  gnaden  zu  ehren  und  wolgefallen  und  den  seinen  obgeschri- 
ben  gerne  gestatten  und  vergönnen,  vorzunemen  einen  guttlichen  handel 
mit  wissen,  das  der  dreyer  stucke  eins  vorgenommen  wurde,  und  unser 
vom  tale  schult  eine  darbey  gehen  möchte,  und  dieselbe  freundlich  mit 
wissen  oder  rechtlicb  zu  gründe  entscheiden  möchte  werden,  und  dar- 
nach aber  der  dreyer  stucke  eins  und  unser  vom  tale  schidt  und  ge- 
brechen auch  eine  darbey  gehen  möge  und  die  aber  so  zu  entscheiden, 
wie  oben  berurt,  uff  das  keinem  teil  zu  kurtz  geschehe. 

Uff  denselbigen  tag  obgeschrieben  (14.  Oct.)  schickten  wir  den 
bomschreiber  zu  seiner  gnaden  zu  verhören,  ob  unser  seine  gnade  ||  BL48' 
warten  kunte,  wir  betten  die  vom  tale  zwir  bey  einander  gehat,  so 
wolten  wir  seiner  gnaden  ein  antwort  sagen  uff  den  neuen  gehaltenen 
bandel  zum  Neuenwergk.  Antwort  seine  gnade  bey  dem  bomschreiber, 
das  die  vom  tale  ^  uff  den  montagk  Galli  (16.  Oct.)  frue  umb 
7  oder  8  zu  seiner  gnaden  schicken  selten  uff  die  bürg.  Die  vom 
tale  k<»«n  acht  manne  darzu.  Frue  zwischen  sieben  waren  dieselbigen 
im  pfennerhoffe  und  wolten  uSsitzen,  so  kompt  Jacob  Lenart,  meines 
herm  von  Magdeburg  thurknecht,  und  saget  uns,  wir  selten  nicht  kom. 
men,  meinem  herm  sein  merckliche  geschefte  vorkommen.    Aber  mein 

*  dem.      i>  ite.      •  woltoii.      <>  hi«r  im  Mmnue.  ,ß.  G.*' 


78  Marcus  ^ittendorfit 

herr  von  Magdeburg  kam  zum  Neoenwergk.  Da  hatte  er  unser  widertheil 
besetaeden,  nemlich  die  acht  als  Hans  Seile,  Hans  Hedderich,  Hans 
Laub,  Peter  Schaff kopff,  PrOlwitz,  Weissack  und  die  andern.  Sie 
waren  eine  gutte  weyle  da  gewest,  was  sie  über  uns  pfenner  rieten , 
das  weis  gott;  uffh  nachmittag  waren  sie  uff  die  bürg  gefahren  mit  2 
wagen  und  geritten. 

Uff  die  mittwoch  S.  Lucas  tagk  (18.  Oct.)  nach  mittage  schickte 
unser  gnediger  herr  zu  den  bommeistem  und  lies  ihnen  sagen,  das  er 
die  pfenner  uff  morgen  donnerstag  (19.  Oct.)  beysammen  solte  haben, 
und  alle  zu  dem  Neuenwergk  kommen  solten  umb  eins  nach  mittage.  Die 
bommeister  hatten  die  pfenner  aber  alle  bey  einander  in  Bnchels  hoffe 
und  berichten  sie  der  meynung  meines  herm;  aber  sie  wolten  das 
nicht  volworten,  alle  hienaus  zu  gehen,  umb  mancherley  Sachen  wegen 
und  schickten  von  irent  wegen  8  manne  zum  Neuenwergk  zu  meinem 
herm.  Die  brachten  der  vom  tale  antwort,  als  oben  geschriben,  an 
unsem  gnedigen  herm.  Diese  antwort  sagten  wir:  gnediger  herr,  wir  haben 
*  die  vom  tale  uffii  sonnabent  ^  zwirbey  einander  und  uff  heute  freitags 
Bl.  48^  einmahl  gehabt.  ||  So  haben  sie  uns  befohlen,  euer  gnaden  zu  bitten, 
das  der  verbliben  handel,  so  zu  S.  Moritz  verlassen,  wider  möchte  vor- 
genommen werden,  das  wolten  die  vom  tale  alle  williglidi  verdienen. 
Er  sach  übel  und  wardt  zomigk.  Seine  gnade  liss  uns  wider  sagen, 
er  hette  uns  am  nechsten  drey  stuck  vorgehalten,  ihren  rath  darzu  zu 
geben,  das  die  so  möchten  geordtnet  wenien,  das  seinem  stiftund  dem 
gemeinen  gutte  frömlich  sein  solte,  und  wir  alle  dadurch  zu  friede  und 
eintracht  kommen  solten;  und  lies  uns  eine  zettel  lesen,  die  unser  wi- 
dertheil, die  Innungen  und  gemeine,  uffn  rathause  begriffen  und  auch 
geschriben  hatte,  seiner  gnaden  zugesandt,  wie  sie  das  haben  wolten 
umb  die  regirunge  des  tals  und  andere  Sachen.  So  war  sein  beger, 
hetten  wir  noch  nicht  grttndtliche  antwort  von  den  pfennem,  das  wir 
die  uff  morgen  freytagk  (20.  Oct.)  wolten  beysammen  haben  und  vleis 
darbey  thun,  das  seiner  gnaden  eine  antwort  nach  mittage  umb  eins 
werden  möchte  zum  Newenwergk,  den  seine  gnade  meinte  das  gantz  wol 
uff  allen  theilen.  So  hatten  wir  umb  die  zettel ;  die  that  uns  seiner 
gnaden  cantzler.  Wir  fragten  auch  seine  gnade ,  ob  unser  widertheil 
auch  mehr  schulde  hette  die  regirunge  des  tals  belangende.  Darauff 
antwortet  seine  gnade  nein,  zur  zeit  hetten  sie  nicht  mehr  schulde» 
die  ihnen  wissentlich  were. 

Uffn  freitag  der  11000^  Jungfrauen  abendt  (20.  Oct.)  waren  die 
pfenner  alle  bey  einander  und  wurden  berichtet  der  meinung  meines 
herm  von  Magdeburg,  und  die  stucke  der  zettel  wurden  ihnen  gelesen. 
Do  sprachen  sie  und  wurden  alle  eintrechtigk  und  lissen  meinem  herm 
diese  antwort  geben:  nachdeme  seine  gnade  begerte  handel  in  den 

*  „wir"  steht  an  dlsMr  BtoUe  fiberflIlMig.      ^  laOOO. 


1  Das  war  am  14.  Oct  geschehen,  vgl.  S.  77. 

2  Am  20.  Oct.  (?);  es  dürfte  vielmehr  „domierstag**  (19.  Oct.)  zu  lesen  sein. 


1475  October.  79 

Stacken  zu  haben,  die  des  tals  regiemnge  belangeten,  so  wolten  sie 
das  seinen  gnaden  vergönnen  nnd  seinem  capittel  ||  und  dem  rathevon  B1.49' 
Magdeburg  in  solcher  weyse,  das  ein  frenndtlicher  handel  mit  wissen 
Yorgenommen  wurde;  mochte  die  frenndtligkeit  so  nicht  getroffen  wer- 
den, das  den  das  recht  ginge,  als  ans  seine  gnade  za  S.  Moritz  zage, 
sagt  hat,  and  aacb  das  die  schalde  bey  einander  gehen  and  der  ver- 
sigelten Zettel  anschettlich,  dar  dencken  wir  nicht  ausszugehen,  den  in- 
nangen  and  gemeinheit  wollen  die  gehalten  haben,  so  haben  wir  ihnen 
aach  zagesaget,  wir  wollen  sie  halten.  Aach  wart  forder  gesagt,  das 
wii  eineversicherong  von  onsermwidertheil'  haben  möchten  versiegelt, 
off  das  sie  nicht  dorften  sagen  affeine  ander  zeit,  wir  betten  die  stocke 
oder  dergleichen  an  seine  gnade  getragen  hinder  ihnen,  oder  das  onser 
widertheil  ire  schalde  verzeichnete  ond  die  versigelten,  ond  wir  vom 
tale  desgleichen,  ond  die  bey  seine  gnade  gelegt  worden,  ond  alsdan 
seine  gnade  iglichem  theile  einen  versigelten  recess  drober  gebe,  ob 
das  ie  anders  keme,  das  dan  ein  jederman  beweisen  möchte,  was  sie 
vor  schalde  oder  gebrechen  angebracht  betten. 

Umb  der  rede  willen  wardt  mein  herr  zornig  and  lies  mancherley 
rede  sagen,  ond  aoch  selbest  redete,  meinte  er,  das  wir  non  aos  der 
Zettel  nicht  gehen  wolten  ond  betten  vor  draas  gegangen,  als  er  sprach ; 
aoch  das  man  daromb  rechten  solte,  were  nicht  noth,  man  konde  die 
stock  ond  andere  die  regirong  des  tals  belangende  so  wol  ordenen 
ond  machen,  das  es  ^  darzo  nicht  vil  doctores  bedörfte,  off  das  vor  sein 
Stift  ond  gemeine  gott  were,  ond  zog  ons  harte  an,  ob  wir  ime  die  re- 
gierong  gestatten  wolten  im  tale  zo  ordenen.  Wir  achte  mit  den 
bommeistem  sprachen  ond  sagten,  wir  ||  wolten  seiner  gnaden  denBl.49^ 
handel  gerne  vergönnen  in  solcher  weise  ond  fcmn,  als  dan«'  onser  an- 
bringen gelaot  hat.  Do  sprach  mein  herr,  die  gebrechen  weren  in 
schiütweise  nicht  an  ihn  gelanget,  ond  wir  habens  vormals  von  seiner 
paden  so  verstanden,  das  die  gebrechen  von  onserm  widertheil  an 
ihn  gelanget  worden. 

Da  mag  man  mercken,  wie  die  dinge  zogiengen,  ond  were  zo  be- 
sonn, er  möchte  ons  in  gros  leidt  gebracht  haüben  omb  den  willen, 
wen  wir  aos  der  zettel  weren  gegang^,  so  möchte  er  das  regiment  zo 
sich  gebracht  <^  haben  ond  möchte  darnach  vorbas  gegriffen  han.  Da 
onser  gnediger  herr  das  vemame,  das  wir  nicht  anders  thon  wolten, 
ond  die  pfenner  ans  anders  zo  thon  nicht  befohlen  hatten,  lies  er  ons 
sagen,  er  were  em  forste  ond  ein  herre  seiner  freyenlehngotter;  daromb 
gebarte  ihme  ordtnong  zo  machen  ober  die  regieronge  des  tals,  es 
were  ihme  aoch  zindich  zo  thon.  .  .  .  <" 


II  Ehrwürdigster  in  gott  vater!     Nachdem  so  unsere  freonde  vom  Biso* 
tale  die  onsem  von  innongen  ond  gemeine  vor  eoer  forstlichen  gnaden 
schrifUich  verklagt  haben,  so  ons  eoer  gnade  hat  lassen  vorhalten,  ond 

^  «.wUMr"'  feblt.       >>  er.       <>  yni  vnier.       <*  habraoht.       •  BlaU  49*>    bt  nur  Bur  Hälfte  be- 
ioliritbeii,  dum  folft  ein  kmu  leere«  BUtt,  dann  Blatt  60* 


80  Marcos  ^ttendor£ 

wiewol  wir  von  denselbigen  enem  gnaden  der  nberschreybnng  and  ver- 
klagangk  eine  Abschrift  gebeten  haben,  dar  nnser  affrichtige  Bchrift- 
liche  antwort  äff  za  than,  das  ans  den  eaer  gnade  amb  sonderiidier  ar- 
Sache  yrillen  äff  die  zeit  nicht  hat  wollen  lassen  geben,  wie  dem  allen 
hetten  wir  wol  gemeinet,  unsere  freunde  vom  tale  were  derselbigen 
aberschreibong  nicht  noth  gewesen,  so  wir  ihnen  and  sie  ans  verwandt 
and  zusammen  in  einer  mauer  sitzen,  und  auch,  so  wir  nicht  änderst 
wissen,  einer  wilkire  selten  gebrauchen,  dar  sie  sich  doch  nach  unserm 
beduncken  gantz  ungeburlich  gegen  halten,  doch  nach  man\[^hfaltigem 
vleis,  muhe  und  arbeit,  die  euer  fürstliche  gnade  uff  diese  ding  gewandt 
hat,  das  wir  euer  gnaden  guttlich  danckende  sindt,  sie  zum  letzten 
darhin  gedegen,  das  die  unsern  von  Innungen  und  gemeinheit  die  ge- 
brechen, die  zwischen  inen  und  denen  vom  tale  sindt,  euem  gnaden 
zu  willen  und  wolgefallen  zu  einem  guttlichen  handel  wollen  konmien 
lassen,  so  wir  irenthalben  enem  gnaden,  eurem  wyrdigen  capittel 
samt*  den  ersamen  unsern  lieben  rathsfreunden  von  Magdeburg,  einen 
guttlichen  handel  zu  leyden,  mit  wissen  zugesaget  haben;  so  aber  in 
diesen  dingen  die  freundtschaft  nicht  möchte  getroffen  werden,  das  dan 
die  vom  tide  ihre  gebrechen  und  schult  schriftlich  in  benandter  zeit 
übergeben  und  redits  belemung  darinne  gebrauchten:  was  dan  einem 
iglichen  part  zuerkant  wurde,  das  darbey  zu  lassen,  doch  unschedlich 
ßL  50^  unser  wilkire,  Privilegien  und  altem  herkommen.  ||  So  dan  unsere  freunde 
vom  tale  Innungen  und  gemeine  vormeinen  in  schulden  und  klagen 
zu  haben  nach  laut  ihrer  schrifte,  so  wir  berichtet  sindt  worden  so 
vermeldende,  das  ihnen  innunge  und  gemeine  grosse  gewalt  thun  und 
sie  wollen  dringen  von  ihren  alten  freyheiten,  gerechtikeiten  und  ge- 
wonheiten,  oder  wie  ihre  verklagung  uff  die  oder  ander  wort  innehelt, 
das  ihnen  doch  nicht  noth  gewesen  were,  hetten  uns  auch  zu  denen 
vom  tale  versehen,  sie  hetten  das  nach  gewanten  dingen  wo)  besser 
gewust,  und  wan  solchs  vomemens  vil  geschehe,  möchte  ihnen  und  uns 
zu  merglichem,  unüberwindlichem  schaden  kommen,  doch  wie  d^n  allen, 
gnediger  herr,  so  die  vom  tale  Innungen  und  gemeine  sonderiich  ver- 
klaget haben  und  den  rath,  so  wir  bericht  sind  worden,  so  wollen  doch 
unsere  herren  vom  rathe,  die  do  sitzen  von  Innungen  und  gemeine 
wegen,  und  auch  unsere  herm  die  meister  in  diesen  dingen  von  In- 
nungen und  gemeine  ungesondert  sein  und  meinen  auch,  was  durch 
sie  in  diesen  dingen  sey  vorgenommen,  das  gestehen  die  part,  das  sie 
dem^  wol  getrauen  nachzukommen  und  zu  beruhen.  Darumb,  gnediger 
herr,  seindt  meine  herm  vom  rathe  mitsampt  den  herm,  den  meistern 
und  andem  herren,  die  aus  aUen  parten,  die  aus  innungen  und  gemeine 
darzu  geschickt  sindt,  uff  diesen  heutigen  bestrackten  tag  hie  vor  euer 
gnaden  kommen,  hie  zu  hören,  was  die  vom  tale  unsere  herren  vom 
rathe,  unsere  herren  meister  und  auch  die  von  innungen  and  gemeine 
schuldigen  wollen,  da  wollen  meine  herm  vom  rathe  uffrichtige  ant- 
wort drauff  thun. 

*■  maäU      ^  tfdan*'  Im  Hammer. 


1475  October.  81 

Uff  die  k5hre  der  bornmeistery  derhalben  sich  diese 
innang  uff  diese  pfingsten  yernenert  hat  Ist  derhalben  ge- 
schehen:  die  vom  taie  haben  fast  lange  zeit  vorgenommen ,  das  sie 
die  schOppen  vor  dem  Rohlande  oft  dem  berge  zn  bommeistem  kihren 
lassen,  dar  sich  dan  die  nnsem  £Eist  mit  ihn  nmb  geirrt  haben,  dansie 
finden  sich  an  der  kihre  der  schOppen  gantz  sehr  mercklichen  beschwe- 
ret, und  anch  der  rath  von  Halle  in  viel  gescheften  verhindert  wirdt^ 
imd  auch  viel  Schadens  doraos  kommen  ist,  das  sonst  nidit  geschehe. 
Dammb  haben  die  nnsem  von  Innungen  und  gemeine  wol  6  oder  7 
jähr  gemeiniglich  alle  jhar  off  das  ||  rathaus  gelangen  lassen,  das  sie  BL51' 
die  Schoppen  uffa  berge  zn  bommeistem  nicht  haben  wolden,  es  ist 
aber  mit  ihn  oder  von  ihn  von  jhar  zn  jhare  ein  übersehen  geschehen 
so  lange  bis  uff  dis  nechste  vergangene  jhar ;  haben  die  part  den  ihren 
aber  ein  befehlnng  gegeben,  das  sie  die  köhrung  schlechts  nicht  wol- 
len gestatten.  Doch  nmb  guttes  glimpfe  willen,  so  die  vom  tale  viel 
behelfs  darwider  meinten  zn  haben,  ist  nach  nnserm  gedencken  der 
abschied  so  gewest:  wir  weiten  in  deme  noch  nff  dismahl  eine  gedolt 
tragen  mit  der  kihre  der  schOppen  zu  bommeistem,  das  sie  es  so  be- 
schaffen, das  das  nfi  eyn  ander  jhar  nicht  noth  were,  nff  das  nicht 
forder  nnwille  drans  wurde.  Were  es  aber  jhe  sache,  das  sie  derhaL 
ben  vermeinten  viel  freyheit  zu  haben,  das  man  dan  in  mitler  zeit  gutt- 
liehen  handel  daraus  hette;  dorauff  sindt  diese  dinge  so  blieben  an- 
stehen bis  uff  diese  pfingsten.  Haben  unser  herren  meister  in  dem  ab- 
schiede der  bommeister  sie  daran  erinnert  und  guttlich  gebeten,  so  sie 
wol  wisten  den  abschiedt,  und  das  die  ihreYi  viel  gebrechen  betten,  dammb 
sie  nicht  weiten  gestatten,  die  schöppen  von  dem  berge  zu  bommeistem  zu 
kiren,  das  sie  es  mit  den  ihren  also  verfugten,  das  sie  köhren  zu  bommeistem 
die  jhenigen ,  die  nicht  schOppen  uff  dem  berge  weren.  Dorauff  die 
bommeister  geantwortet  haben,  sie  betten  der  köhre  nicht  zu  thnn, 
weiten  sie  derhalben  was  vomemen,  möchten  sie  reden  mit  denen,  die 
der  köhre  zu  thun  betten.  Ueber  das  alles  sindt  die  bommeister  ge- 
kohren  und  ein*  schöppe  von  dem  berge  darander;  den  gedencken  die 
unsero  nicht  zuzulassen  nmb  vieler  Ursache  hiemach  folgende: 

Zum  ersten  umb  den  willen,  das  die  schöppen  von  dem  berge 
mit  viel  eyden  und  gescheften  behaft  sindt,  nemiich  vor  dem  Roh- 
lande, mit  der  schöppenbanck  und  auch  mit  viel  gescheften  uff  dem 
schöppenhause.  Damechst  sindt  sie  eydthaftig  und  beschwert  mit  dem 
talgerichte  und  mit  viel  gescheften  in  dem  pfennerhofe.  Über  das 
alles  wollen  die^  andere,  innungen  und  gemeine,  das  ampt  der  bornmei- 
sterschaft  auch  inne  haben ,  da  dem  rathe  von  Halle  viel  verseumnis 
von  kompt  und  auch  nnsem  burgem  gross  mercklich  schade  davon 
enstehet,  die  ||  so  verseumet  werden,  zu  ihren  rechten  noch  darvon  bl  51^ 
nicht  kommen  können. 

Auch  haben  die  unsem  noch  eine  grösser  beschwerang,  indem  die 
schöppen  von  dem  berge  werden  auch  von  ihnen  in  deme  verdeehtig 

^  Tod  den  SchO^M.      ^  t«>le**. 

a«toUcbt«i.  <L  Pr.  Sachten  XL  ^ 


82  Marcus  Spittendorff. 

gehalten  dammb,  alle  sehöppen  vor  dem  Rohlande  sindt  gemeinglich 
mit  angebornenind  auch  gemachter  freundtschaft  so  yerbunden  and  auch 
verstrickt,  das,  wenn  sie  menschlicher  gebrechlikeit  and  ihrer  gewalt  ge- 
braachen  wollen,  niemandt  mit  und  vor  ihn  zu  rechte  kommen  kan, 
das  dan  in  kurtzen  jharen  geschehen  ist  und  auch  noch  vor  äugen  ist 
Darnmb  finden  sich  die  unsem  sehre  mit  den  schöppen,  wen  sie  zu 
bommeistem  gekoren  werden,  beschweret,  dan  wan  sie  bornmeister 
sindt,  so  haben  sie  die  rechtstule  alle  inne  in  der  Stadt  Halle;  den  hat 
jemandt  von  den  unsem  vor  dem  Rohlande  zu  schicken,  sindt  sie  des- 
gleichen auff  dem  schoppenhause,  so  haben  sie  auch  das  talgerichte 
inne  und  auch  den  pfennerhoff.  Darumb,  gnedigerherr,  vermeinen  die 
unsem,  nachdem  die  schöppen  vom  berge  mit  so  vil  emptem  und 
eyden  verhaft  sindt,  sie  sollen  durch  billikeit  die  richtstule  nicht  alle 
inne  haben  und  zu  der  bommeister  ampt  nicht  gekoren  werden ,  auch 
sich  selber  darzu  nicht  nötigen;  doch  wie  dem  allen  betten  sie  derhal- 
ben  irgent  freyheit  oder  Privilegium  und  legten  die  vor,  betten  wir 
darkegen  keine  kegenrede,  wolde  (!)  wir  uns  aber  der  gebühr  halben 
wol  geburlich  halten.  Auch  gnediger  herr,  die  unsem  haben  noch  ein 
gebrechen  und  beschwemngk  der  schöppen  von  dem  berge  halben,  und 
ist  noth,  das  derhalben  itz  auch  in  diesem  handel  die  biUigkeit  vorge- 
nommen werde,  den  die  unsem  meinen,  das  die  schöppen,  die  itzt  den 
schöppenstuel  uff  dem  berge,  der  *  dammb  „uff  dem  berge''  heist,  das 
die  von  dem  berge  das  gerichte  vor  dem  Rohlande  inne  gehabt  und 
nicht  die  vom  tal,  sondem,  so  die  geschlechte  von  dem  berge  verstor- 
ben sindt,  haben  sich  die  vom  tale  des  schöppenstuls  unterwunden, 
und  haben  so  das  gerichte  vor  dem  Rohlande  und  auch  des  tals  ge- 
richte alle  beyde  innen,  wiewol  die  unsem  meinten,  so  die  geschlechte 
Bl.  52*  von  dem  berge  nicht  mehr  sein,  ||  man  solte  billich  aus  Innungen  und 
gemeinheit  auch  in  den  schöppenstuel  kiesen.  Sie  sindt  auch  nicht 
gemeinet,  so  es  doch  alle  tage  wol  not  were,  schöpfen  zu  kiesen,  das 
sie  die  kihre  wollen  zulassen,  man  kiese  den  auch  aus  innungen  und 
gemeynheit ;  die  vom  tale  legeten  den  gnungsame  beweysung  und  pri- 
vilegia  vor,  damit  sie  mögen  beweysen,  das  sie  alleine  beyde  richtstule 
sollen  inne  haben,  so  wir  anders  nicht  wissen,  den  das  die  vom  tale 
mit  uns  und  wir  mit  ihnen  zusamne  in  einem  rathe  sitzen  und  einer 
wilkire  gebrauchen.  Wir  gestehen  in  auch  nicht,  das  sie  irgent  eine 
sonderliche  freyheit  über  ander  gemeine  burger  haben  sollen  ^  wan  es 
ist  ein  gemeine  wort:  „ungleiche  schusseln  machen  schilene  äugen'' i. 

Die  gebrechen,  die  zwischen  innungen  und  gemeinheit  und  den 
von  tale  sindt,  haben  sich  aus  vier  stucken  entsponnen: 

Zum  ersten  von  der  abetretunge.  Uff  das  stuck  ist  durch unsers 
gnedigen  herm  rethe  gesprochen  und  bereth,  und  auch  uns  vorunserm 

•  „der"  fehlt. 

1  üngelyke  schottein  maken  schele  ogen,  Wandor,  Deutsches  Sprichwörter- 
lexicon  IV.  S95,  896. 


1475  Octobcar.  88 

gnedigen  herrn  zugesagt,  das  die  Tom  tale  mit  dem  abetretten  solten 
halten  nach  laut  der  wilkihre,  so  das  mit  innungen  uid  gemeinheit 
gehalten  wirdt,  and  die  wilköhre  nidit  deuten  off  eine  oder  zwo  per- 
schonen. 

Zum  andern  mahle  von  der  haltnnge  der  zetteln,  die  nber  der 
regieninge  des  tals  in  vergangen  jharen  gegeben  ist,  da  sich  die  vom 
tale  vor  nnsem  gnedigen  herrn  ingegeben  han,  das  sie  die  mit  andern 
Stacken,  die  dabey  besprochen  worden,  halten  wolten  and  doch  nicht 
geschehen  ist. 

Diese  2  stnck  vorgeschrieben  sindt  bereit  vor  nnserm  gnedigen 
herrn  besprochen,  wie  es  damit  sol  gehalten  werden,  da  haben  die 
onsem  ein  genagen  ahn,  wen  das  so  geschieht.  Sie  bitten  aach  ansem 
gnedigen  herrn,  seine  gnade  wolle  die  vom  tale  so  haben,  das,  was 
besprochen  ist,  das  also  gehalten  warde,  andern  nnrath  za  vormeiden. 

Das  dritte  stocke  ist  omb  die  kihre  der  schOppen  za  bom- 
meistem,  da  sich  die  ansem  widersetzen  amb  viel  arsache  willen,  so 
vorgeschriben  stehet. 

Das  vierte  ist  amb  der  pfänner  behaasange,  das  den  ein  Stacke 
der  wölkir  ist  ||  nemlich  so  laatende:  aach  soll  niemandt  pfannwercken,  BL  52^ 
er  sey  den  beeygent  and  beerbet  %  bey  5  marcken^;  das  den  in  ver- 
gangenen gezeiten  darch  innangen  and  gemeinheit  vorgenommen  ist  za 
handeln  and  aach  die  vom  tale  darin  gevolwort  haben,  wiewol  etzliche 
meinten ,  die  wölköhre  were  so  unrecht  gedeutet ,  und  die  vom  tale 
dasselbe  stuck  uffgenommen  haben  zu  halten.  Doch  so  haben  sie  das 
von  stundt  nach  einem  halben  jhare  fallen  lassen,  sondern  die  unsem 
wollen  dasselbige  stuck  gehalten  haben  und  meinen,  es  sey  wol  billich, 
nachdem  das  pfanwerg  gar  eine  ehrliche,  genysliche  narunge  ist,  wer 
des  gebrauchen  Volle,  er  sey  zu  Halle  ein  burger,  beeigent  und  beerbet, 
So  das  er  hauss  und  hoff  habe  und  nicht  drey  oder  viere  zusammen  in 
einem  hause  wonen,  den  durch  das  vomemen  kan  man  nicht  wissen, 
ob  einer,  zwene  oder  drey  das  pfanwergk  verheget,  oder  wie  die  ding 
eine  gestalt  haben,  sondern  die  vom  tale  meynen,  einer  sey  beeigent 
und  beerbet,  wan  er  ein  haus  hat  von  10  oder  15  alten  schocken  oder 
irgent  eine  ledige  scheine,  wan  mit  der  weise  kompt  es,  das  die  besten 
heuser  in  unser  Stadt  Halle  wüste  stehen.  Auch  gnediger  herr,  das  dis 
stuck  vorgenonunen  ist  zu  handeln,  ist  von  denen  vom  tale  selbst  her. 
kommen,  wan  ihrer  viel  unter  denen  vom  tale  beklagen  sich,  das  die 
ledigen  gesellen,  die  nicht  hausunge  uff  halten  möchten,  die  hauswirte 
wol  auss  haus  und  hoffe  pfanwercken  mit  viel  uffsetzen,  die  sie  vor- 
nehmen, damit  der  hauswirt  und  auch  das  pfanwerck  verderbet  wirdt; 
sondern  wer  die  warheyt  dorfte  reden,  so  ist^  das  pfanwercken,  das  etzliche 

•  beerben.      ^  ^i**  fehlt  tn  der  HandKhrfft 


^  In  den  alten  Statuten  der  Stadt  HaUe,   welche  Fdrstemann   in  den  Neuen 
liGttheilimgen  (Bd.  I.  ^  S.  72)  hat  abdrucken  lassen,  fehlen  diese  Stralbestimmungep 
diese  WUlkOr  kann  also  Sp.  hier  nicht  im  Sinne  gehabt  haben. 

6* 


84  Marcos  SpittendorE 

JQDge  gesellen  thon,  ihr  eigen  verderb,  das  sie  von  stnndt  an  in  gantz 
ihren  jungen  jähren  begynnen  zu  pfanwercken,  wen  ihnen  noch  wo! 
noth  were  in  die  schnle  za  gehen  oder  ander  dinge  vorzunemen,  die 

BL  58*  inen  zn  züchten  noth  weren.  Doch  so  wir  unser  kinder  zihen,  |  so  be- 
sitzen sie  auch  unser  guther  und  gedeyen  zn  dem  besten,  so  sie  mögen. 
Auch  gnediger  herr,  alle  gebrechen,  die  zwischen  Innungen  und  ge- 
meine entstehen,  finden  sich  gemeiniglich  daraus,  das  die  vom  tale  so 
sunderliche  vortel  suchen  und  wollen  die  wölköhre  anders  deuten  uff 
einen  ort  wider  uff  den  andern.  Dan  wen  man  jemandts  straft  aus 
dem  gemeinen  hauffen,  so  ist  es  alles  wolgethan,  sondern  wen  die 
straflfunge  auch  an  sie  kompt,  das  ist  wider  die  wölkihr,  oder  man 
verstehet  die  nicht  recht,  es  sol  sie  auch  niemandt  anders  deuten,  den 
nach  irem  wolgefallen.  Sondern  wollen  die  vom  tale  zu  zeiten  den 
gleichen  wegk  mit  vomemen  an  schulden  und  an  anderm  unrate,  den 
etzliche  Üiurfen  sich  wol  berumen  und  sprechen,  es  were  nicht  gut, 
das  wir  nicht  schuldig  weren,  sie  wolten  auch  noch  darzu  mit  einem 
alten  mantel  behulfen  sein.  Das  nun  daraus  keme ,  was  wir  guttes 
darinne  verstehen  sollen,  wissen  wir  nicht;  sondern  uns  zweyfelt  gar 
nicht,  betten  die  vom  tale  gewolt  mit  uns  ein  sein  und  es  wollen* 
vomemen,  man  bette  wol  weyse  und  wege  vorgenommen,  dadurch 
diese  arme  Stadt  in  bessern  vorrath  kommen  were.  Doch  hofften  wir 
noch,  die  vom  tale  werden  sich  nach  bedencken  und  uns  allen  genissen 
lassen,  das  die  von  Innungen  und  gemeynheit  grosse  merckliche  sum- 
men geldes  haben  geduldet  auszugeben  der  stucke  halben,  die  die  vom 
tale  am  meisten  betroffen  haben,  wan  es  vor  äugen  ist,  alles,  das  diese 
arme  Stadt  anficht  ^,  kompt  gemeinglich  alles  von  dem  talgutte.  Soll 
man  das  da  nun  schützen  und  vertedigen ,  leuft  gemeinglich  uff  vie 
gelts  auszugeben,  den  wir  getrauen  wol  eine  merckliche  summa  geldes 
zu  berechen,  die  man  denen  vom  tale  zu  gutte  ausgegeben  hatt.  Solte 
nun  der  gemeyne  hauffe  den  schaden  tragen  und  etzliche  merckliche 
summa  mit  schaden  gelten  und  andern  helfen  bezahlen,  und  die  vom 

BL  58^  tale  ||  selten  sich  der  herlikeit,  freyheit  oder  Privilegien  underzihen  und 
dem  ersamen  rathe,  Innungen  und  gemeinheit,  die  die  ihren  auch  stets 
am  rathausstule  sitzen  haben,  keine  regierunge  noch  inrede  darinne  [zu] 
haben,  wen  etwas  ungeburlichs  wirdt  vorgenommen,  hoffen  wir,  die 
vom  tale  werden  das  dahin  nicht  bringen  <^.  Wurden  auch  die  vom 
tale  uffbringen,  das  inen  gewalt  von  Innungen  und  gemeinheit  sey  ge- 
schehen, nemlich  in  gebungtae*^  der  zetteln,  so  sie  des  nicht  sindt  ein 
gewesen,  darauff  ist  unser  antwort,  was  in  den  dingen  geschehen  ist, 
ist  geschehen  von  geheisse  innnnge  und  gemeinheit;  und  meinen  auch» 
es  sey  nicht  unbillich  geschehen,  so  unsere  hem  vom  rathe  mitsampt 
unsem  herm  meistern  des  sindt  mit^'  eins  gewesen.  Wir  meinen  auch, 
hetten  wir  auch  die  zettel  nach  ihrem  lanthe  in  die  wölkihr  gesatzt', 
es  solte  dannoch  mit  aller  billigkeit  darbey  bleiben,  darumb  das  es 

•  In  der  Haadtchrift  findet  dch  bier  na  Stelle  der  gesperrten  Worte  ,4^  Iti  weiten'*.  ^  an- 
deht.  c  Hier  In  der  Handaebrift  noch  „werden''.  ^  gebangbcn.  «  An  Stelle  von  „mit**  b»t 
dae  lUnoecrlpt  „wir".      ^  gents. 


1475  October.  85 

mit  andern  parten  anoh  so  ist  gehalten.  Den  wir  wissen  alle,  das  der 
erbare  rath  von  Halle  in  vorzeiten  hat  yorgenommen,  das  die  fiitterer 
etzliehe  ihrer  gesohefte,  die  zu  ihrem  handel  und  innonge  hörten,  sel- 
ten in  der  Stadt  hantiren%  sondern  an  den  enden,  da  sie  der  rath  hin- 
weysete.  So  sie  des  nicht  weiten  mit  ein  sein,  man  lies  es  an  Innungen 
imd  gemeine  bringen,  nnd  do  es  alle  parten  bis  nff^  sie  eins  weren, 
do  wart  es  beschlossen  und  an  die  wölköre  gesatzt<^  ohne  ihren  willen 
und  volwort^.  Dessgleichen  ist  mehr  geschehen;  daromb  wart  das  mit 
andern  parten  so  gehalten,  meinen  wir,  es  werde  auch  mit  aller  billig- 
keit  mit  denen  vom  tale  auch  so  gehalten,  wen  wir  wissen  alle,  das  uff 
die  zeit  etzliehe  vom  tale  sprachen  <^:  der  meiste  theil  beschlossen  hat. 
Meinen  wir,  es  sey  inen  auch  billich,  nun  es  die  vom  tale  betrift.  Son- 
dern ®  in  der  zetteln  berurt  ist,  nemlich  das  die  parthe  uff  einem  haufien 
II  zusammen  kommen,  wen  sie  umb  den  geschos  oder  ander  noturft  BL  54* 
sprechen  sollen,  doch  das  der  rath  darumb  gegrust  werde;  und  wiewol 
nach  der  vom  tale  meinuhg  viel  fehrligkeit  diuinne  sey,  so  es  wol  an 
im  selbst  ist,  lassen  sich  doch  die  unsem  beduncken,  es  sey  ihn  noth,  das 
sie,  wan  sie  zu  sprechen  haben,  zusanmien  [zu]  kommen  umb  den  willen, 
das  die  vom  tale  alle  wochen,  wen  es  sie  lustet  und  un  bequeme'  ist, 
zusammen  laufien,  viel  raths  wider  den  gemeinen  hanffen  halten.  Den 
wir  meinten  wol,  es  were  gnungk,  das  zu  Halle  ein  rathaus  were,  nun 
ist  der  pfennerhoff  auch  zu  einem  rathanse  worden,  desgleichen  S.  Mo- 
ritzius-  und  S.  Michaeliskirchen  ^ ;  und  das  es  die  lenge  darüber  gutt 
werde,  können  wir  nicht  begreiffen.  Darumb  gnediger  herr,  hoffen 
wir,  euer  gnade  werde  ansehen  diese  und  andere  unser  gebrechen,  die 
auch  in  vorgezeigtem  euer  gnaden  des  armen  gemeinen  hauffen  wegen 
eizalt  sindt  und  eurem  wyrdigen  capittel  und  den  ersamen  unsem  raüis- 
freunden  von  Magdeburg,  bequeme  mittel. . .  S  dar  diese  dingk  möchten  zu 
friede  werden  vorgenommen,  so  das  unser  wölköre  bey  macht  hiebe 
uid  einem  parthe  nicht  änderst  den  dem  andern  ausgel^  und  gedeu- 
tet, welches  wir  umb  euer  gnaden  wyrdig  capittel  und  unsem  lieben 
hreunden  von  Magdeburg  gantz  verdienen.'' 

Dieser  vorgeschriebene  handel  ist  zu  S.  Mauricio  im  closter  zu  Halle 
vorgenommen  und  unserm  gnedigen  herra  von  Magdeburg,  seinem  wyrdi- 
gen capittel  und  unsem  freunden  von  Magdeburg  ein  guttlicher?  handel 
in  massen  vergunnet,  und  femer  als  im  anbegiune  dis  begriffs  ausge- 
trockt  ist,  sondem  dieser  handel  ist  ganz  one  ende  abegangen  umb 

•  Hier  aebeint  ,^ht"  zn  fehlen.  ^  de  vir.  »  wie  gew(5hiüioh  geMhrieben.  ^  Der  Sats 
tat  im  WorÜMit  imklw:  ».beechloseen  hatt  meinen  iffir  es  sev  inen  auch  blllioh  nun  es  .  .  .  betrifft. 
Soodem  sie."  «  Hier  findet  s\eh  noch  „sie.*'  '  „vnbeqaeme^S  das  Wort  scheint  verschrieben.  9  hier 
tdüt  wol  etwas.    ^  einen  gnttUchm. 


1  Neue  Mitth.  I»  8.  90. 

3  Kirche  oder  CapeUe  S.  Michaelis  am  alten  Markt,  welche  im  Anfange  des 
16.  Jahrh.  abgebrochen  wurde.  ,,£in  Kirchen  wardt  abgebrochen,  genant  zu  8.  Mi- 
diael  am  alten  Markte  an  Doctor  Milden,  und  es  war  Tor  Zeiten  eine  PfEurkirche 
gewest,  als  man  saget  die  erste  Pfarrkirche  zu  HaUe."  Chron.  HaUense  ab  anno 
UOO  ad  1570.    Manuscr.  d.  Stadtbibl  zu  Magd.  LXm. 


86  Marcus  Spittendorff. 

den^  willen,  das  der  bonimeister  Hans  Waltheim  das  erste  Stacke  dieses 
begriffs  and  vorrede  fast  stöltzlich  and  aafs  aller  scherfst  verantwortet 
hat  in  allen  artickeln,  so  lange  das  er  äff  den  artickel  kommen  ist, 
das  onsere  herm  vom  rathe,  die  da  sitzen  von  innangen  and  gemein- 

6L54^  heit  wegen,  and  auch  ansere  herren  die  meister  ||  in  diesen  Sachen 
von  innangen  and  gemeinheit  angesandert  wollen  sein.  Uff  das  Stack 
hat  Hans  Waltheym  angehoben:  „herrrathsmeister,  ir  habet  gesprochen, 
das  sich  der  rath  nicht  wolle  lassen  sandem  von  innangen^  and  ge- 
meynheit ;  wolte  ich  gerne  wissen,  was  das  flir  ein  rath  were,  oder  was 
ir  vor  einen  rath  meinetet/'  Daraaff  ist  gesprochen  and  geantwortet: 
,4ch  meine  anser  herm  vom  rathe,  die  da  sitzen  von  innangen  and  ge> 
meynheit  wegen."  Daraaff  hat  Hans  Walttheim  geantwortet:  „nein, 
nicht  also,  ein  volkommen  rath  ist  zusammen  gesatzt^  von  drey  ge- 
lencken;  das  sindt  vier  vom  tale,  vier  von  innangen  and  vier  von  der 
gemeinheit,  wen  die  so  zusammen  sitzen,  das  ist  ein  volkommen  rath 
dem<^  ist  gebotten  gehorsam  zu  sein  und  nicht  dem  rathe,  den  ihr 
nennet.  Die  sindt  meine  herren  nicht,  noch  unsere  herren  meister  noch 
Innungen  und  gemeynheit,  denen  gedencke  wir  nicht  gehorsam  zu  sein." 
Daranff  ist  geantwortet,  wir  wüsten  nicht  anders,  den  es  wurde  mit 
allen  von  Innungen  und  gemeynheit  so  gehalten  nach  laut  der  wöl- 
kire.  Wen  sie  oder  die  ihren  was  betreffe,  so  musten  sie  alle  abetreten, 
so  weren  jhe  die  andern  ein  volkommen  rath  und  was  sie  vor  das 
beste  nemen,  hette  auch  gantze  macht.  So  betten  wir  dar  nicht  zweyf- 
fei  an,  wurde  es  so  mit  Innungen  und  gemeinheit  gehalten,  es  solte  mit 
denen  vom  tale  auch  so  gehalten  werden ;  so  sie  diese  stucke  betreffen, 
so  solte  der  rath  auch  volkommen  sein  und  gantzen  gewalt  haben. 
So  es  auch  zu  jhare  vor  unserm  gnedigen  herren  besprochen  ist,  und 
auch  zugesagt  haben,  das  sie  das  stuck  der  wölkör  umbe  das  abetretten 
halten^  sollen  gleich  andern  bürgern  und  Innungen  und  gemein- 
heit, so  den  nu  der  bommeister  in  seiner  antwort  gesprochen  hat, 
das  unser"  herren,  die  da  sitzen  von  Innungen  und  gemeinheit  wegen, 
und  auch  unser  herm  die  innungsmeister  nicht  ein  volkommen  rath 
sein,  sie  sindt  auch  seine  herren  nicht,  das  haben  unser  herm  vom 

Blbb*  rathe  mitsampt  den  meistern  schwerlich  zu  sich  genomen  ||  und  meinen, 
er  habe  ihnen  uff  ihre  eyde  und  ehre  geredet,  das  im  doch,  so  in  und 
uns  zu  einem  guttlichen  handel  bescheiden  was,  nicht  noth  were  ge- 
wesen, sie  selten  es  von  im  billich  vortrack  gehabt  haben  etc. 

Man  hat  es  auch  uff  die  zeit  zwir  an  unsern  gnedigen  herm  lassen 
bringen,  das  man  in  fragen  solte,  ob  er  die  wort  von  seinen  wegen 
redete  oder  von  der  vom  tale  wegen,  oder  ob  auch  die  vom  tale  in 
die  wort  gestunden.  Uns  hat  aber  uff  das  mal  nit  mögen  antwort 
werden,  sondem  uff  den  morgen,  als  man  den  handel  wider  angefangen 
hat,  hat  unser  gnediger  herr  lassen  uff brengen ,  seine  gnade  wolte  die 
gebrechen  von  beyden  theilen  lassen  vomemen  und  ein  itzlich  stuck 
besonder  vorhören,  und  seine  gnade  und  wirdiges  capittel  und  unser 

•  innonge.      ^  g«Mts.      «  den.      d  Im  lüaiatcript  findet  skh  eine  Correctur,  «la  „halben" 
ift  halten  gemacht    •  ,,gnedlger**  nntentriehen. 


1475  October.  87 

fremide  von  Magdeburg  wolden  uff  die  gebrechen  ein  kartz  bedencken» 
nemen  and  sich  dan  nff  eine  bestimpte  zeit  wider  her  fugen  und  die 
gebrechen  freundtlich  mittehi  und  mit  unserm  willen  und  ^wissen  zu 
gründe  beylegen.  Dorauff  ist  unserm  gnedigen  herm  vor  antwort  wur- 
den, es  bette  sich  gestern  begeben  vor  seiner  gnaden,  das  imsem  herm 
von  rathe  und  auch  unsem  hem  den  meistern  durch  den  bommeyster 
Hans  Walttheim  uff  ihre  eyde  und  ehre  geredt  were,  indem  das  er 
gesprochen  bette,  sie  weren  kein  volkommen  rath  nicht,  er  hielte  sie 
auch  vor  seine  herm  nicht.  Doraufi  wir  gestem  gerne  antwort  gehabt 
betten,  es  hat  uns  auch  nicht  mögen  begegnen,  wie  dem  alles  nemen 
unser  herren  vom  rathe  mitsampt  unsem  herm  meistem  die  rede  gros 
Tor  Unwillen,  sie  weiten  ihn  auch  umb  der  uberfamng  willen  so  we- 
ni^  zustatten  zu  der  bommeisterschafl  als  Hansen  Zölner,  der  ein 
schöppe  were,  sie  weiten  in  auch  nach  laut  der  wölkir  bussen,  dan  sie 
meinten,  so  uns  von  beyden  theilen  ein  guttlich^  freundtlich  handel  ge- 
legt were ,  solte  ihm  solche  uberfahrang  nicht  noth  sein  gewesen.  So 
aber  die  antwort  an  den  bommeister  gelanget  ist,  hat  er  sich  ||  fast  BL55^ 
sehr  entschuldiget,  das  er  der  wort  also  nicht  gemeinet  bette,  sondem 
er  wnste  jhe,  das  sie  zum  rathe  gehörten.  Solte  aber  ein  rath  vol- 
kommen sein,  musten  auch  viere  vom  tale  dazu  gehören.  Die  antwort 
weiten  aber  unsere  herm  nicht  vor  gnuge  nemen  umb  den  willen,  das 
der  rathsmeister  Spittendorff  in  der  kirchen  zu  S.  Gerdrauten  dieselbi- 
gen  wort  auch  geredt  hatte,  der  er  sol  zu  dem  rathsmeister  und  auch 
andern  unsem  herm  gesprochen  han,  als  im  ist  von  des  raths  wegen 
ein  gebot  gethan,  das  sie  die  köhr  verandem  selten :  er  neme  das  ge- 
bot nicht  uff,  sie  weren  auch  seine  herren  nicht  Daramb  meinen 
unsere  herren,  so  sey  nicht  durch  Hans  Walttheym  ein  schlecht  ver- 
gessen geschehen,  sondem  seine  wort  weren  eine  bestetigung  derer, 
die  Spittendorff  zu  S.  Gertrauten  geredt  bette.  Wie  dem  aUen  hat 
unser  gnediger  herr  von  Magdeburg  viel  arbeit,  muh  und  vleis  ange- 
kart,  das  die  ding  betten  mögen  uff  andere  wege  kommen,  es  hat  sich 
aber  nicht  wollen  schicken  umb  den  willen,  das  sie  die  kihre  der 
bommeister  nicht  haben  wollen  verandem.  Daramb  ist  dieser  handeli 
wie  vor  berurt,  gantz  ohne  ende  abgangen. 


Dis  sindt  unser,  Johan  von  gottes  gnaden  ertzbischof  zu  Magde- 
burg etc.,  und  rathman,  innungsmeister  und  gemeine  zu  Halle  Sachen, 
fehle  und  gebrechen,  die  wir  zu  euch,  bommeistem  und  pfennem  ge- 
meine zu  Halle,  haben  eurer  vermeinter  regiemng  halben  des  tals  und 
sohlgutter  zu  E^e,  die  ihr  euch  durch  euer  selbst  vermessenheit  un- 
derzogen  habt,  darin  wir  nun,  als  und  sich  unser  iglichem  geburt  hat» 

gesehen  und  dar  und  ofienbahr  gefunden  haben  ^,  das ^  solche 

gutter,  die  sonderliche  gaben  von  gott  dem  allmechtigen  und  von  uns 
genanten  ertzbischoffen  zur  lehn  mrende  seindt,  unrechtlich,  ungleich- 
Uch,    ungetreulich    und    ungeburlich    habt    gericht,    gehandelt  und 

*  nbcdtnck*'     ^  b»tt.     «  hier  •ehelni  etwas  sa  fehlen. 


88  Marcos  Sjattendorff. 

damit  gebaret,  darin  ir  euren  eigen  natz  nbermesslieh  und  mit  onbilli- 
61.56*  keit  gesacht  und  euch  zugezogen  und  ||  damit  gereichet  und  uns,  un- 
Berm  stifte  und  allen  den  geistlichen  und  weltlichen,  die  im  tale  zu 
Halle  gutter  von  uns  haben,  mercklich  abgezogen  und  gemeine  bestes 
geschwecht*  habt,  in  massen  hiemach  in  diesem  folgenden  stuck  hier 
ausgetruckt. 
BL  3*  b  II  Anno  domini  millesimo  quadringentesimo  septuagesimo  quinto  uff 
mitwochen  sent  Lucastag  (18.  Oct.)  hat«  unszer  gnediger  herre,  herre 
Johannes,  ertzbischoff  zu  Magdeburg  etc.,  zu  den  pfennem  zu  Halle  ge- 
schickt und  sie  lasszen  verbothen ,  das  sie  alle  uff  dornstag  nehst  dbEir- 
nach  (19.0ct.)  zu  des  seyers  eynem*  vor  seinen  gnaden  im  closter  zum 
Neuenwergk  seyn,  mit  yn  forder  der  gebrechen  halben,  regirung  dee 
tals  zu  Halle  und  sunderlich  die  drie  stugke  betrefiende,  nemUch  die 
vier  Vorsteher  des  tals,  die  vier  verslegere  und  das  gliche  saltz  zu 
siedene,  zu  reden  etc.  Sint  uff  berurten  tag  und  stunde  vor  seynen 
gnaden  erschynnen  Heynrich  Greffe,  bommeister,  Marcus  Spitendorff, 
Hans  BusszeS  Claws  Schaffstete,  Hans  Waltheym,  Mattis  Pegaw^,  Lau- 
rentz  von  Rüden  ^,  Peter  von  Muchel,  Hans  Seber^. 

Hat  unszer  gnediger  herre  durch  Thymen  Ruchhoupt,  den  alden 
marschalg,  reden  lasszen,  es  were  letzst  ym  closter  zu  sent  Mauritz  zu 
Halle ,  do  seyne  gnade  den  irrethum  umb  die  bommeyster  biegelegt 
hette,  eyn '  abescheitigemacht  umb  ander  gebreehen,  die  zwischen  dem 
rate,  Innungen  und  gemeynheit  und  den  vom  tale  weren  und  sunder- 
lich die  regierung  des  tales  betreffende,  und  die  uff  seyne  gnade  be- 
ruhen und  bestehen  solden^  und  szo  sich  das  fest  sente  Mauricii  zu 
Magdeburg  geendet  hette  \  wolde  seyne  gnade  sich  widder  heruff  fugen 
und  die  gebrechen,  die  regirung  des  tales  betrefiende  und  das  eyn  ge- 
meyne  bestes  anlangende  were,  zum  ersten  und  darnach  die  andern 
gebrechen  vornemen,  die  auch  biezulegene,  und^  wiewol  seyne  gnade 
fast  mergliche  Sachen  damydder  im  lande  ftir  banden  hedde^  seyne 
gnade  die  zurugke  geslagen  und  sich  so  bie  die  dingk  gefugt  und  sich 
fast  tage  her  in  den  obgerurten  gebrechen  beflisigt  und  gemuhet.  Were 

*  gefacht.  ^  Von  hier  beginnt  dieHandMhrift  der  magdeb-Stadtbibliothek,  deren  Text  wir  nun 
mittheilen.  Die  Abweichongen  der  halUsohen  Handachrift,  eo  weit  de  nicht  anweaenüieh  nnd 
nur  orthographiBcher  Natur  sind,  folgen  in  den  Noten.  Auch  in  der  hallischen  Handaohrift  iat  hier  tin 
deutlich  hervortretender  Abaehnitt  gemacht.  ^  fehlt  in  der  haU.  Hamdeohrift.  ^  nmb  dea  Segere.  X. 
umb  de«  Segere.  L  ®  Hier  findet  aich  in  der  halliaohen  Handschrift  Huis  »Poase*\  '  p^ndt'*  h.  H. 
g  die  drei  letaten  Worte  fehlen  in  der  halliaohen  Haodachrift  ^  ,,geendrtte**  m.  H.  *  fehh  in  der 
hall.  Handschrift.      ^^,M  lande  hette"  h.  H. 


^  MatthesPegau,  erstes  Mitglied  des  engem  Raths  im  J.  1467,  Bcnnmeister 
1468,  Rathsmeister  1470  und  1473.  Hermann  P.  erscheint  im  engem  Rathl405y 
Hempel  P.  als  Mitglied  der  Meister  1485. 

3  Lorenz  ▼.  Reuden  (Raden,  Rüden)  hat  1466  die  zweite  Stelle  im  engeren 
Rath  inne,  sass  1470  und  1474  als  Bommeister  im  Rath,  vgl.  Dr.  II.  (Gen.  Tab. 
8.  136). 

3  Hans  Seberl451,  1460, 1464,  1467  Bommeister  im  Rath.  Die  Familie  war  im 
Anfieuig  des  Jahrhunderts  in  mehreren  Gliedem  im  Rath  yertreten,  so  war  Hans  8. 
1411,  1415,  1420,  1427'  MitgUed  des  Raths,  vgl.  Dr.  ü.  (Gen.  Tab.  8. 151). 


1475  October.  89 

geyner  gnaden  begerung,  seynen  gnaden  nach  zn  vorgunnen,  die  obge- 
rorten  gebrechen  vorzunemen,  seynen  gnaden  auch  ||  daryn  zn  raten;  Bl.3^ 
sie  konden  nnd  wnsten  auch  darzn  zn  raten,  wann*  seine  gnade  were 
geneigt  so  darin  zn  handeine  und  sich  zn  beweiszen,  das  sievorseyne 
gnade,  seynen  stifift^,  die  stat  zu  Halle,  so  alle  und  eyn  gemeyn  bestes 
seyn  solden.  So  weren  auch  Yormals  nicht  dann  drey  stugke,  die  re- 
gimng  des  tales  betreffende,  verluthet,  so  weren  aber  nach  mehir  stugke, 
die  an  den  seihten  hingen,  die  weren  in  einer  zcedeln  verzceichent^ 
die  man  yn  leszen  solde,  die  seihte  zcedel  dann  alszo  durch  meister 
Lamprecht  cantzler  geleszen  ist  wurden,  die  zcedel  luthet  alszo,  als 
himach  folget. 

Disz  sint  die  gebreche,  die  die  rathman,  meyster^'  und^  Innungen 
imd  gemeynheit  unszer  stat  Halle  vermercken  gebrechlich,  nnd  die  sie 
bedungken  notdorflft  seyn  zu  reformirende  und  zu  vorbesszem: 

Item^  umb  die  vier  Vorsteher  des  tals,  das  nicht  notdorfitig  vleisz 
ond^  uffsehen  gethan  wirdet^,  die  zu  kieszen,  und  uff  yre«  regirunge 
des  ufinemens  der  frone-  und  amptsole,  auch  die  zu  bestaten  und  1^ 
zcalt  zu  nemen,  und  das  davon,  was  gefellet  und  zu  haldunge  des  tals 
nszgegeben  wirdet,  eyn  register  gemacht  nnd  berechent  werde,  auch 
ab  sie  zu  dem  ampte  eyde  tethen,  die  notdorflftig  versorgt  wurden. 

Item^  umb  die  vier  verslegere  der  solen,  das  darzu  nicht  burger, 
die  uns  nnd  unszer  stat  Halle  eythafiftig  weren,  sundem  uszwendige 
arme  luthe  geringes  stats  darzu  gekom  und  uffgenomen,  die  auch 
lichtUch  georloubt  werden  und  zu  gezceiten,  eher  sie  des  ampts  in  rechte 
künde  und  verfisurenheyt^  komen  sint,  auch  das  man  besorget^,  yr  eyt 
Doitdorfftig  versorgt  sey  nach  genomen  werde,  auch  das  man  nicht  wys- 
sen  hat,  ab  sie  den  kothzcynsz  mitte  versiahen,  auch  das  man  nicht  ver- 
nymmet,  das  sie  zu  gezceiten^  feuerwergk  und  sole  koufiften,  eyn  kotii 
mitten  und  etlich  werg  sieden  liesszen  und  dar  nach  verslugen. 

Item  "^  szo  ist  auch  eyn  gebrechen,  das  die  verslegere  nicht  musszen 
nach  landloufitiger  muntze  ||  versiahen,  das  vil  unvorstendigkeit  und  B1.4* 
irrung  und  villicht  schaden  mag  bringen. 

Item°  umb  siedunge  des  saltzes,  das  nicht  glich  gegusszen,  davon 
auch  nicht  glich  saltz  gesoten  werde,  darvon  der  gast  beschedigt  wir- 
det, auch  eyner  den  andern  uberseut  und  wol  uff  schaden  bringen  kam, 
das  auch  nicht  in  die  koth  gegangen,  das  saltz  besehen,  und  wu  das 
zu  kleyn  gekom  und  gefunden  wurde,  nicht  gemesszen  und  gevahret^ 
werde. 

Item  umb  die  setzunge  des  saltzes,  das  das  nicht  eyns  redelichen 
und  gUchlichen  kouffs  gesatzt  wirdet,  von  der  wegen  die  gastfart  ge- 
mynert,  und  die  stat  Halle  umbgefam  und  so  das  gemeine  beste  ge- 
swecfat  werdet 

*  „den**  h.  H.  ^  »vor  S.  g.  stURt"  b.  H.  o  fehlt  in  der  balL  Handschrift.  ^  fehlt  In  der 
h.  H.  •  nWirt"  h.  H.  <  fUüt  in  der  halL  HandMshrifk.  C  ,4hrer^  h.  H.  ^  ,^.  vmb"  b.  H. 
I  „erfiümnbeitt"  h.  H.  ^^  „man  beeoiget"  fehlt  in  der  haU.  Handaehrift  ^  ..zoelten'*  h.  H.  wie  nooh 
Oflv.  ^  ,^.  So**  h.  H.  ^  fehlt  in  der  haU.  BandMhrifl,  dafür  am  Bande  4,  neben  den  folgend« 
AbrittMn  ft.  6.     ^  Hf«ftim**  h.  H.     P  DieMr  gaue  Abeata  fehlt  In  der  baO.  Bndaebitfl. 


90  Marcus  Spittendorfif. 

Item  amb  die  gerenthe,  das  es  damitte  nicht  gehalden  wirdet,  als 
es  vor  eynem  iare  off  dem  rathosze  zu  Halle  vor  uns  durch  bommeister 
and  die  vom  tale  gemeyn  zugesagt  ist,  sundem  die  am  meisten  eygens 
guts  haben,  die  meisten  und  besten  gerenthe  zu  sich  slahen,  damitt  der 
gemeyne  huefe  der  understen  beschedigt  und  sunderlich  mit  den  kothen 
nbersatzt  wirdet  und  nicht  zu  fullem  sieden^  komen  können. 

Item  umb  die  obim  bommeister,  das  die  auch  eyde  zu  dem  ampte 
der  bommeisterschafFt  und  auch^  zu  der  bang  des  gerichts  im  tale 
teten,  und  das  der  eyt,  wie  der  gehen  sal,  eygentlich  uszgedrugkt,  da- 
mitte das  ampt  und  auch  das  gerichte  versorgt  werde. 

Item  das  die  obgerurten^  bommeistere  bynnen  dennehsten  virzcen 
tagen  nach  yrem  abekomen  nehstfolgende  von  dem,  das  yr  ampt  an- 
langende ist,  rechinschafil  thun  unverzcihenlichen,  und  auch  yren  eyt, 
als  sich  das  geburet 

Daruff  haben  die  obgnanten  geschickten  von  den  pfennem  eyn  ge- 
spreche  gebeten  und  nach  gehabtem  gespreche  seynen  gnaden  durch 
Hansze  Waltheym  wider  geantwort,  es  were  vormals  im  closter  zu  sent 
Mauritz  zu  Halle  eyn  handel  der  gebrechen  halben  zwyschen  yn^  und 
Bl  4i*^  yrem  widderparthe  gewest,  da  betten  sie  gerne  gesehn,  ||  dasz  die  von 
Innungen  und  gemeynheit  sie  geschuldiget  betten,  das"*  sie  nicht  betten 
wollen  thun,  und  sie  betten  sie  must  schuldigen,  do  were  eyn  abescheyt 
gemacht  und  die  Sachen'  uff  seine  gnade ^  das  wirdige  capittel  und 
den  erszamen  rath  zu  Magdburg  gesatzt^  in  der  gute  mit  wysszen 
adder  mit  rechte  zu  entscheyden.  Und  han^  seyne  gnade  gebeten,  es 
zu  sulchem  ersten  abescheyde  komen  zu  lasszen  etc.  Daruff  hat  seine 
gnade  durch  Thymen  Ruchhoupte  forder  reden  lasszen,  es  were  uf  sul- 
chen  ersten  abescheyt  durch  seyne  gnade  in  bieweszen  der  geschickten 
vom  capittel  und  auch  von  dem  rathe  zu  Magdburg  fBist  vlisz,  muhe 
und  arbeit^  gethan.  Es  betten  aber  dadurch  die  gebrechen  nicht  hie- 
gelegt  mögen  werden,  und  weren  daruff  alszo  die  geschickten  vom  ca- 
pittel und  rathe  zu  Magdburg  weggezcogen.  Und  wiewol  die  seihten 
geschickten  alszo  weggezcogen  weren,  bette  seyne  gnade,  als'  ftir  sich 
seibist,  als  yr  aller  herre,  dem  irrenisse  der  seynen  billich  nicht  liebete, 
nicht  wollen  abelasszen,  sunder  sich  forder  darin  gemuhet  und  eynen 
irrethum,  der  umb  die  bommeister  gewest  were,  biegelegt"',  und  den 
letzsten  abescheyt  zu  sent  Mauritz  gemacht,  der  auch  von  yn  auffge- 
nomen,  und  seyne  gnade  widder  damff  hie  die  ding  komen  were,  und 
der  erste  obgemrte  abescheyt»  were  eyn  vorblebener  und  abegegange- 
ner  handel,  und  seyne  gnade  begerte  nach^  uff  sullichem  vomemen 
nicht  zu  blieben,  sundem  seyne  gnade  zu  dem  handele  der  gebreche 
in  der  zcedeln  geleszen  komen  zu  lasszen  etc. 

Daruff  haben  die  geschickten  von  den  pfennem  nach  gehabtem  ge- 
spreche Hansze  Waltheym  reden  und  fragen  lasszen,  ab  der  gebreche 

•  „▼ollen  Sieden*'  b.  H.  b  fehlt  in  der  haU.  Handschrift.  «  „obgenanten"  h.  B.  ^  »Jhn»'* 
b.  H.  o  ,4o*'  b.  H.  f  „Mche'l  b.  H.  f  „rndt*'  h.  B.  ^  fehlt  in  der  baU.  Handwshr.  i  .Jiabe" 
b.  H.  *  ,4»*  ▼!•  ▼•  *•*'  b.  H.  ^  »,al0o"  b.  H.  ^  „IrrethniDb  vmb  die  bonunelfter  Uagelegt '  am 
|Uuid0.    »  (Anta  abfobijt  abegaogenn"  am  Rand»  d.  H.    o  „aaob"  b.  H. 


1475  October.  91 

auch  mehr  weren,  dann  in  der  zcedel  verzceichent  ist.  Daroff  geant- 
wort,  onszer  gnediger  herre  wüste  na  zur  zceit  nicht  mehr  gebrechOi 
dann  die  regirung  des  tals  betreffende;  hat  Hans  Waltheym  forder  ge- 
retb,  sie  hetten  auch  an  seyne  gnade  bracht  mnb  den  ersten  abescheyt 
uff  seyne  gnade,  das  capittel  and  den  rath  za  || Magdbarg%  daswere  Bl.5^ 
yn^  von  den  gewergken  allen  alszo  befollen  and  fanden  das  aach 
anders  nicht  gereden.  Sandern  sie  betten  ^  yn  die  gelesene  zcedel  zu 
antworten,  so  wolden  sie  die^  den  gewergken  allen  leszen  and  seiner 
gnaden  meynang  forder  an  sie  gelangen  lasszen  and  seinen  gnaden 
der  halben  äff  seyner  gnade  widder  fiirbescheyden  antwort  widder 
sagen.  Hat  seyne  gnade  yn  die  zcedel  der  gebreche  lasszen  antworten 
ond  yn  befelang  gegebin  äff  fritagk  Vormittage  (20.  Oct.)  mit  yren  ge- 
wergken daramb  za  sprechen  and  nach  mittage  widder  bie*  seyne 
gnade  doselbst'  zimi  Naenwergke  za  komen  and  antwort  za  geben» 
daraff  sint  sie  so  abgescheiden. 

Uff  den  obgerarten  fritag  nach  mittage  sint  yor  seyne  genade 
komen  Albrecht  Schaffstete,  Thomas  Dagaw,  geynwertig  bornmeistere, 
Marens  Spittendorff,  Hans  Bassze,  Claws  Schaffstete,  Hans  Waltheym 
nnd  Hans  Seher.  Und  Hans  Waltheym  hat  gered,  syne  gnade  bette 
yn  gesteme  eyne  zcedel  der  gebreche  im  tale,  von  innangen  and  ge- 
meynheit  an  seyne  gnade  bracht^,  lasszen  aberantworten,  des  dangke- 
ten  sie  seynen  gnaden,  and  sie  hetten  mit  den  yren  daramb  gesprochen, 
die  hetten  sie  gekom  and  von  yrer  aller  wegen  za  seynen  gnaden  ge- 
schickt, seyne  gnade  za  bitten,  die  von  innangen  nnd  gemeynheyt  da- 
ran za  wisene,  es  za  dem  ersten  abescheyde  za  sent  Manritz  komen  za 
lassene.  Ab  das  aber  nicht  geseyn  mochte,  so  weren  nnwelichst  drie^ 
gebreche  verlatet,  nemlich  amb  die  vier  vorstehir,  die  vier  verslegere 
nnd  glich  saltz  za  siedene.  Na  weren  der  gebreche^  achte  wurden, 
und  es  wurden  von  yrem  widderparte  ymmerdar*'  nuwekeite  vor- 
genomen  nnd  gesucht,  es  wurde  damitte  auch  nicht  eyn  uffhoren  seyn. 
Wann'  so  sie  bereite  damitte*^  yren  willen  erlangt  hetten,  wurden  sie 
nach  mehir  suchen^  und  es  wurde  nymmer  keyn  ende  seyn;  und  sie^ 
betten,  das  seyne  gnade  yn  die  acht  stugke,  dasyr  widderparth  die^yn 
schalt-  adder  klagewiesze  an  seyne  gnade  bracht  bette,  versigelt  geben 
wolde.  Die  yren  hetten  yn  auch  befolenan  seyne  gnade  ||  zu  brengene,  Bl.5^ 
wolden  die  von  Innungen  und  gemeynheit  sie  umb  sulche  gebreche 
schuldigen,  so  hetten  sie  auch  schulde  zu  yn,  das  seyne  gnade  dann 
yres  widderpartes  schulde  eyn  ;und  dargegen  yrer  schulde  auch  eyn 
vor  sich  neme  und  darin  gutlich  handelte  mit  wysszen,  und  ab  die 
gntligkeit  nicht  funden  werden  mochte,  das  seyne  gnade  dann  die  in 
rechte  schiede,  und  szo  das  geendiget  were,  dann  aber  zwue  schulde 
geyn    eynander  vomeme  und  szo  forder  bisz  zu  ende,  und  so  es  an 

*  So  hier  und  welter  unten  regelm&aaig  ^  ,4nne'*  h.  H.  °  Leiart  der  hall.  Huidschr.  ..baten/' 
die  magdebarglsche  überliefert  hier  ,4ietten."  d  fehlt  in  der  hall.  Handaohrift  "  ,,za  seiner  *  h.  H. 
'  nnr  in  der  maadebugiachen  Handschrift,  ir  ,^  ■.  g.  b.**  fehlt  in  der  hall.  Handtchr.  h  ,^<iie'*  h. 
B.  *  »igbrecbe^'  m.  H,  ^  ,,Jhe  mehr  d  nenmngk'*  h.  H.  ^  ,4em*'  h.  H.  ""^  nnr  in  der  magdeb, 
Handachrift.      ^  ,^e*'  nur  in  der  m.  H.      ^  ,4m  wider  parti  die"  h.  H. 


92  Marcus  SpittendorfiL 

das  ende  qweme,  das  die  von  iDnangen  and  gemeynheit  nmb  die 
stngke,  yn  der  zcedeln  verlathet,  schnldigiten,  solde  seyne  gnade  wol 
boren,  das  sie  redeliche  und  affrichtige  antworte  daruff  thon  wolden. 
Ebt  seyne  gnade  forder*  daroff  reden  lasszen,  sie  wosten  wol,  das  der 
erste  abescheyt  zu  sente  Mauritz  verhieben  ist  und  abegegangen  und 
darnach  durch  seyne  gnade  eyn  ander  handel  yorgenomen^  und  eyn 
abescheit  gemacht,  und  daruff  seyne  gnade  wider  <^  bie  die  ding  komen 
were,  davon  ^  die  bete  uff  den  ersten  abescheyt  nicht  stete  bette.  Die 
acht  stugke,  in  der  zcedeln  verzeichent,  weren  auch  nicht  an  seyne 
gnade  bracht  in  clage-  adder  schuldwiesze,  sundem  algemeyne  gebre- 
chen, die  seyne  gnade,  seynin  wirdigen  stifft,  seyner  gnade  stat  Halle, 
idle  die  jhenen  geistlich  und  wertlich,  die  gut  im  tale  betten,  und 
auch  das  gemeyne  beste  anlangende  weren.  Were  seyner  gnade  mey- 
nung  nach,  das  die  billich  vor  das  erste  vorgenomen  und  zu  ende 
bracht  solden  werden,  und  szo  das  geendet  were,  nicht  binden  ge- 
lasszen  ander  schulde  und  gebreche,  die  sie  alsze  parthien«  geyn  eyn- 
ander  mochten  gehaben.  Und  seyne  gnade  hat  daruff  begert,  ym'  ent- 
lieh  antwort  zu  gebene,  ab  sie  seynen  gnaden  darin  handeis  yorgon- 
nen  und  verfolgen  wolden  adder  nicht,  als  seyne  gnade  vermeynte, 
billich  geschege,  nachdem  er  eyn'  fürst  und  herre  der  stat  und  auch 
des  talguts  eyn  lehnherre  were,  und  sie  die  seynen  und  ym  verwandt 
weren.  Es  wolde  seynen  gnaden  aucht  nicht  ftigen,  die  ding,  die  eyn 
B1.6*  gemeyne  bests^  anlangende  ||  weren,  szo  vorblieben  zu  lasszene. 

Daruff  hat  Hans  Waltheym  umbesprochen  zu  stund  gesagt,  sie 
betten  an  seyne  gnade  bracht,  das  yn  von  yren  hem,  den^  gewergken 
allen,  befollen  were,  sie^  konden  auch  nicht  mehir  gereden,  dann  yn 
befolen  were.  Hat  seyne  gnade  selbst  daruff  geyn  Waltheyme  gereth, 
ab  die  gebrechen  der  regirnng  des  tals  an  seyne  gnade  nicht  bracht 
weren,  und  seyne  gnade  die  sust  vomomen  bette,  szo  were  er  ye  yr 
und  der  gutter  herre  und  meynte,  ym  geburte  billich  darin  zu  reden 
und  für  eyn  gemeyne  bestes  zu  rathene.  „Yr,  Waltheym,  habt  auch 
vor  geret,  yr  woldet  wol  redeliche  und  uffrichtige  antwort  uff  die  ver- 
zceiohenten  gebrechen  thun,  nu  yr  die  szo  wol  wysszet  zu  thune,  wu- 
rumb  antwort  yr  nicht  darzu  ?*'  Damach  hat  Thyme  Ruchhoupt  ftirder 
gered,  unszer  gnediger  herre  czwivelte  nicht,  sie  wosten  wol  den  letz- 
sten  abescheyt  zu  sent  Mauritz,  das  der  darnffe  stehne  blieben  were, 
das  seyne  gnade  sich  widder  darbey  iugen  und^  zum  ersten  die  ge- 
breche, die  regirung  des  tals,  vomemen  solde,  die  biezulegen,  und  szo 
das  gesehen  were,  nicht  deste  mynnerm  auch  andere  gebreche,  daruff 
seyne  gnade  sich  euch  hergefugt,  ander  eygen  seynes  stiffts  sache  zu- 
rugke  gesatzt  bette,  und  yn  den  dingen  auch  faste  vleiszs"  und  muhe 
gethan  und  gehabt.  Und  seyne  gnade  bette  gehofft,  sulcheso  seynen 
gnaden  alszo  vergunst  und  verfolgt  seyn'soldej;  gewest.    Wolde  man 

•  „wider»*  h.  H.  ^  „tot**  h.  H.  »  statt  „wider"  —  .^"  I1.H.  d  „daromb"  h.  H.  •  ,,i*rt- 
t»**  b.  H.  '  ftatt  „ym**  —  „eine*'  h.  EL  «r  itatt  „eyn"  —  „yr"  h.  H.  »»  ».da«  gemeine  berte" 
h.  H.  i  ÜBblt  in  der  halL  BandBchrift.  »^  dieser  Sats  feblt  in  der  hall.  Handaelirlft,  1  fehlt  in  der 
bsOL  HMdsebr,     n    ..weniger"  |k.  H.      »  »jMte  Tiel  vleii*'  b.  H.      ^  „soltens"  h.  0. 


1475  October.  93 

seyne  gnade  nach  darinn  horeui  seyne  gnade  wolde  gerne  das  beste 
nach  darin  thnn  nnd  yn  frist  geben,  forder  mit  den  yren  dammb  zu 
sprechen.  Wue^  man  aber  seynen  gnaden  des^  nicht  geboren  wolde, 
were  seyne  gnade  eyn  fnrst  nnd  herre  der  stat,  anch  snnderlich  des 
gnts  im  tale,  so  wolde  seyne  gnade  die  ding  alszo  nicht  verbliben 
lasszen,  sandem  gedengken  ||  und  vomemen,  dasz  für  seynen  stifft,  Bl.6^ 
Beyner  gnaden  stat  Halle  ^  und  das  gemeyne  beste  were. 

Uff  solche  rede  ist  nichts  von  den  geschickten  von  pfennem^ 
geredt,  und  unszer  gnediger  herre  ist  uffgestanden.  Do*  hat  Albrecht 
Schaflfotete,  bommeister,  under  den  geschickten  der  oberste,  gebeten, 
yn  zu  erlouben,  und  sint  szo'  weg  gegangen. 

Uff  dinstag  nach  der  eylffthuszent  jungfrauwen  tage  (24.  Oct)  ha- 
ben die  Yom  rathe  und  die  Yon  Innungen  und  gemeynheyt  dissze  nach- 
geschriben  pfenner  beschickt,  nemlichen  Hansze  Gluken,  rathszmeyster, 
Cosmas  Quetz,  Heynen  Brachsteten  und  Claus  yon  Jhennei  und  die 
drie  bommeister  Albrecht  Schaffsteten,  Thomas  Dugaw  und  Heynriche 
Greven  und  darnach  auch  dissze  nachfolgenden»  die  von  den  ptennem 
die  obirsten,  vomemsten  und  worthelder  gewest  sint,  mit  namen  Mar- 
cus Spitendorff,  Glawsze  Schaffstete,  Hansze  Waltheym,  Matte  Pegawent 
Drewis  Fischer,  Laurentz  von  Rudenn,  Hansze  Seher,  Peter  von  MucheL 
Hansze  Busszen,  Sander  Dragkensteten  und  Balthsar  Aldenburge,  una 
haben  yn  vorgehalden,  wie  sie  von  unszerm  gnedigen  hem  abegeschey- 
den  weren  ^,  in  massen  obgerurt ,  und  nachdem  seyne  gnade  an  yn 
nicht  bette  mögen  erlangen,  seynen  gnaden  handel  der  regirung  des 
tals  halben  zu  vergunnen,  hatte  seyne  gnade  nach  der  rath  des  nicht 
verblieben  lasszen  wollen,  nachdem  sollichs  eyn  gemeyne  bestes  an- 
langen  were,  nnd  betten  eyne  ordenung^  uff  die  regirung  gemacht,  die 
yn  erzealt  ist,  und  von  yn  begert,  unszerm  gnedigen  hem  und  dem 
rate  darin  gehorsam  zu  seyne  und  die  inzugehne^  Und  als  sie  die 
nicht  hau  wollen  ingehen,  sint  Hans  Waltheym  und  Marcus  Spitten- 
dorff  gefenglich  gesatzt,  und  den  andern  obgnant  allen  ist'  uff  die 
thorme  von  dem  rathe  gebot  gesehen. 

II  Uff  mitwoche  iruhe   (25.  Oct.)  hat  unnszer  gnediger  herre  und  BL  7* 
der  rath  der  pfenner  kästen  in  der  sacriste  zu  sent  Moritz",  darin  sie 
gelt,    als  das*^  geruchte  gegangen  had,  haben  solden,  uffs  rathusz  zu 
Halle  tragen  lasszen. 

Uff  domstag  frühe  (26.  Oct.)  hat  unser  gnediger  herre  und  der 
rath  geschickt  zu  den  pauwelerno  zu  Halle  und  haben  da  eynen  rothen 
kästen  in  der  sacristie,  der  Hans  Waltheyms  ist,  mit  des  raths  ingesi- 
gil  versigeln  lasszen,  mit  befelung  den  zu  vorwaren  und  ane  \iiillen 
unszers  gnedigen  hern  und  des  raths  nicht  wegk  zu  antworten.  Uff 
den  seihten  domstag  nach  undecim  milium  virginum  nach  mittage  sint 

•>  MWle""  b.  H.  b  ,«dM'*  fehlt  in  der  haXL  Haadwhr.  «  .««eliMr  Stadt  Bane"  h.  H.  <  „d« 
pfinner^  h.  H.  •  ,^u"  ta.  H.  '  fehlt  in  der  haU.  Handachr.  er  ,^en'*  b.  H.,  die  letatea  aeht 
Wert»  fehlen  in  der  hall.  Handachr.      ^  atatt  „weren'^  ~  i.wan'*  h.  H.      *   ,,Tnordtnange**   (I)  b.  H. 

■  »Twl  im  an  ghene''  (!)  h.  H.      <    „tat"    fehlt  in  der  hall.  Handaohrtft.      m   „lanott  Maoritfi*'  b.  H. 

■  „dM**  fehlt  in  der  nagd.  Handechr.      o  „Bawleatten'*  (I)  b.  H. 


94  MarcuB  Spittendarff. 

vor  onszem  gnedigen  hern  ins  closter  zu  sant  Mauritz  zu  Halle  vorbotb 
wurden  alle  gewergken  and  pfenner  zu  Halle,  dahyn  dann  auch  Hans 
Seile,  rathszmeister,  Hans  H^derszen,  Hans  Lawb  und  vil  von  innnn- 
gen  und  gemeynheyt  komen  sint.  Darselbist  hat  seyne  gnad  in  geyn- 
Wertigkeit  der  hochgebomen  forsten,  hern  Steffans,  pfoltzgrayen  bey^ 
Reynn,  hertzogen  in  Beyern,  hern  Woldemars,  forsten^  zu  Anhalt,  und 
hern  Ernstes,  graven  und  hem^  zu  Manszfelt^,  em  Manritz  von  Seho- 
nanw^,  thnmherre  zn  Magdeburg,  Heynrichs  Yon  Amendorff,  Hanszes 
Kotzen  und  ander  seyne  rethe  und  manne,  dureh  em  Bernde"^  Beker, 
den<>  alten  oantzler,  geyn  den  vom  tale  reden  und  erzcelen  lasszen,  in 
masszen  himach  folget: 

Erszamen  und^  weiszen,  liebin  frunde,  unszer  gnediger  herre  ge3m. 
wertigk  hat  von  dem  erszamen  rathe  zu  Halle  verstanden,  das  in  der 
regirung  des  tales  gebrechen  weren,  der  und^  ander  gebrechen  halben 
seyne  gnad  sich  lenger  dann  eyn  ihar  fleiszig  gemuhet  und  arbeit '^ 
angekart  hat,  die  nach  rathe  des  erszamen  raths  geynwertig,  auch  u- 
Bl.  7^  werer^  vom  ||  tale  beyzulegen,  dasz  seine  gnad  an  uch  vom  tale  nicht 
hat  folge  mögen  erlangen,  sundem  die  ding  faste  geirret  ^  mit  schul- 
den, die  yr  vermeyntet  zu  den  von  Innungen  und  gemeynheyt  zu  ha- 
bene,  und  als  unszer  gnediger  herre  nu  letzst  hir  zu  sant  Mauritz  den 
gebrech  umb  die  bommeister  beygelegt  hat,  ist  eyn  abscheyt  gewesty 
das  seyne  gnad  nach  der^  hemmesszen^  sich  widder  bey  die  ding 
fugen  solde  und  die  gebrechen  des  tales,  die  eynen  gemeynen  nutz 
anlangende  weren,  vomemen  solde  czum  ersten,  und  szo  die"  geendi- 
get weren,  auch  andere  gebrechen,  ap  der  was  weren.  Daruff  seyne 
gnad  fasto  czeit  herp,  fleisz,  muhe  und  arbeit  angekart  bette,  aber 
nichts  von  uch  vom  tale  erlanget,  das  da  hette  mögen  darzu  sich  zeihen, 
das  der  tael  in  gnthe,  gliche  und  rechte  regirung  hette  mögen  komen. 
Seyne  gnade  hette  auch  uwem  geschickten  hüthe  achttage  die  ge- 
breche in  eyner  zcedeln  vorzceichent  übergegeben,  die  geschickten  het~ 
ten  die  auch  entpfangen  upd  von  seynen  gnaden  abegescheiden,  die  an 

*  „von"  h.  H.  ^  „fbnten'*  fehlt  In  der  hall.  Handaohr.  <^  die  drei  letzten  Worte  fehlen 
in  der  haXL  HandMhr^  ^'^  ^Bemert**  h.  H.  «  „den"  fehlt  In  der  hall.  Handschr.  f  „nnd'*  fehlt  in 
der  hall.  Handachv«  c^  „rnder"  h.  H.  **  „gearbeitet"'  h.  H.  '  „gcfronwertlgk  woren  vom"  h.  H. 
^  „geert'*  h.  H.  1  ,4en"  m.  H.  "»  „ni"  h.  H.  ^  ,A»"  h.  H.  o  .^frigt"  h.  H.  «*  „her"  fehlt 
In  der  hidl.  Handachr. 


5 


i  Graf  Ernst  I.  von  Mansfeld  aus  der  zweiten  Linie,  Sohn  Günthers  IL 
t  1475),  wurde  1456  auf  der  Universität  Erfurt  immatriculiert  (Neue  Mittheil.  VI 
l27)  und  regierte  nach  dem  Tode  des  Vaters  mit  seinem  Bruder,  dem  Grafen  Al- 
brecht DI.,  gemeinschaftlich.  £r  starb  am  18.  Juni  1486.  (Erumhaar)  Die  Grafen 
von  Mansfeld  und  ihre  Besitzungen  S.  46. 

3  Moriz  von  Schönau,  Domherr  zu  Magdeburg  und  Licentiat,  gehörte  der 
Gesandtschaft  an,  welche  die  p^tlidie  Bestätigung  der  Wahl  des  Herzogs  Ernst 
zum  Erzbischof  von  Magdeburg  durchsetzte.    Dr.  I.  163. 

8  Die  Herrenmesse,  ein  um  die  Zeit  des  Mauritiusfestes  (22.  Sept.)  in  Ma^de- 
hvarg  abgehaltener  Markt,  kann  bis  in  das  13.  Jahrhundert  zurückverfolgt  werdeit, 
Homnann,  G^chichte  der  Stadt  Magdeburg  I.  403.  Jan  icke,  Chroniken  d.  d. 
Städte  (Schöppenchronik)  Bd.  7.  S.  141.  222. 


1475  October.  95 

die  andern  yre  gewergken  za  brengene  and  nff  fritag  (27.  Oct)  vor 
mittage  daromb  zu  sprechene  and  seynen'gnaden  nach  mittage  antwort 
Widder  za  sagene.  Aber  seynen  gnaden  ist  za  salchen  gebrechen 
nichts  geantwort,  sandem  alles*  aszfluchte  gesacht  mit  mancherley 
weisz  des  yot^  za  seyne  and  bey  yrer  anbillichen  regirang  des  tales 
latter  nach  yrem  willen  za  bleiben.  Und  alsz  dann°  anszer  gnediger 
h^re  darin  nichts  an  ach  and  sonderlich  an  awem  geschickten  hat 
mögen  erlangen,  hat  seynen  gnaden  and  aach  den  erszamen  rath  be. 
dangkty  szo  die  gebrechen  eynen  gemeynen  natz  and  sanderlich  diszes 
wirdigen  stifts  and  der  stat  Halle  anlangende  weren,  dasz  sich  seynen 
gnaden  nnd  ||  aach  dem  rathe  nicht  fagen  wolde,  die  ding  szo  zarin-  BL  8^ 
n^^  nnd  es  bey  salcher  angebarlicher  and  anrechter  regirang  nnd 
handelange  des  erlichen  talgats  bliben  zu  lasszen.  Und  seyne  gnade 
were  mit  dem  erszamen  rathe  eyner  regirang  eynig  warden,  die  got- 
Itchy  glichlich  and  rechtlich  were,  die  seyne  gnade  and  auch  ;der  er- 
szame  rath  vor  gote  and  eynem  ydermanne  wol  bekant  seyn  wolden. 
Die  seihte  regirang  were  na  von  dem  erszamen  rathe  yren  kampan, 
die  im  rathe  mit  yn  sitzen,  und  domach  den  andern,  die  von  ach  vom 
tale,  szo  man  verstehet,  gesatzt  sint,  vorgehalden,  aber  sie  betten  der 
nidit  wollen  ingehen,  sandem  sich  darwidder  gesatzt.  Danunb  and 
aach  anderer  vorhandelang  willen  %  an  seyner  gnaden  and  dem  er- 
szamen rathe  begangen,  bette  sie  der  rath  von  annszers  .gnedigen  hem 
ond  aach  yren  wegen  in  gehorsam  nnd  straffe  genomen^  nnd  äff  das 
na'  der  tal  in  angeborlicher  nnd  nnredelicher  regirang  nicht  blebe^ 
sonder  nach  notdorSt  versorgt  and  verheget'  warde,  wolde  seyne  gnade 
yn  leszen  laszen,  wie  seyne  gnade  ^  der  regirang  mit  dem  erszamen 
rathe,  aach  innangen  and  gemeynheit  eynig  were,  and  begerte  die 
za  hören. 

Solliche  regirang  des  tals  in  szo  iu^  geynwertigkeit  des  raths, 
nemlich  Hans  Seilen,  Hans  Hedderszenn,  Hanszes  Loabes  and  andere  ge- 
schickten von  dem  rathe,  innangen  and  gemeynheit  geleszen  ist.  Und 
nach  leszang  der  ordenange  der  regirang  des  tals  hat  anszer  gnediger 
herre  darch  em  Bernden  Becker,  den  alden  cantzler,  farder  reden 
lasszen,  das  die  vom  tale  daramb  sprechen  and  seynen  gnaden  ant- 
wort geben  wolden,  ab  sie  die  regirang  des  ||  tales,  als  seyne  gnade  61.8** 
mit  dem  rathe  eynig  und  yn  geleszen  were,  szo  ingehen  wolden,  das 
sie  seynen  gnaden  daruff  antwort  geben  wolden. 

Darnff  had  Hans  CzcSlner  von  der  pfenner  wegen  eyn  gespreche 
gebeten  and  darnach  von  der  pfenner  wegen  erzealt:  sie  hetten  die 
zcedel  off  die  regirang  des  tals  gebort.  Na  hetten  sie  yre  bommeistere 
nidit  bey  sich,  auch  die  jhennen  von  yn,  die  sie  vor  seyne  gnade 
ndbist  zum  Nawenwergke  geschickt  hetten,  yr  wort  zu  haldene,  die 
weren  na  ym  gehorsame  des  rats.  Und  haben  seyne  forstliche  gnade 
gebeten,  den  erszamen  rath  zo  Halle  vor  sie  za  bittene,  das  sie  die 

•  v^ADe"  h.  B.  ^  ,.darv(nr**  h.  H.  «  ,^  das  dann*^  h.  H.  ^  ,«a  Bevmen**  h.  H.  •  „aa- 
dw«  vorii»nirinnge,  wenen"  b.  H.  '  „im"  h.  H.  ir  „verhetMi**  b.  H.  ^  dteaa  drei  Wort*  Mitea 
fa  d«r  h»n.  HaadMbr.      *  „in"  fehlt  in  der  haU.  Handaobr. 


96  Marcus  l^)itt€iidorff* 

usz  den  geboten  und*  widder  yn  yre  hnszer  komen  lasszen  wolden,  sie 
wolden  gat  vor  sie  seyn  ond^  lip  und  gut  vor  sie  setczen.  Szo  wolden 
sie  mit  yn  nmb  die  gelesene  regimng  sprechen,  wolden  auch  gute 
verfoger  seyn,  das  sieh  nach  seyner  fürstlichen  gnaden  beger  gebarlich 
solde  gehalden  werden. 

Damff  hat  seyne  gnade  forder  reden  lasszen,  seyne  gnade  hette 
vil  vleiszes  der  gebrechen  halben  angekart  und  anch^  yre  geschickten 
gntlich  yermant,  seynen  gnaden  handeis  darin  zu  vergönnen  und  auch 
zu  rathen,  das  seyne  gnade  mochte  zu  den  dingen  komen  und  eyne 
regirung  machen,  die  vor  eyn  gemeyne  bests  seyn  mochte.  Und  wie 
sich  der  handel  zum  Nuenwergke  begeben  hette,  hette  seyne  gnade 
yerzceichen^  lasszen,  und  man  solde  yn  den  leszen,  darusz  sie  wol 
hören  solden,  wie  gutlich  es  an  yn  gesucht  were.  Und  ist  darufi  der 
handel  zum  Nuenwergke  geleszen.  Damach  hat  Hans  Hedderszen, 
der  aide  rathszmeyster^,  gered,  sie  betten  die  ding,  wie  der  rath  es 
mit  unszerm  gnedigen  hem  eynig  were,  den  sobenen,  die  bey  yn  im 
BL9*  rathe  sitzen,  ||  yorgehalden  und  on  die  regirung  eygentlich  erzealt  und 
sie  rermand,  szo  sie  da  bie  yn  uff  yre  eyde  for  ejnen  gemeynen  nutz 
der  stat  zu  rathen  sesszen,  das  sie  des  mit  yn  eynig  seyn  wolden,  die 
betten  sich  des  geweygert  und  mit  yn  nicht  wollen  eynig  seyn,  sun- 
dem  die  ding  mit  yn  abgeslagen.  Und  szo  sie  dann  glich  yn  geswo- 
ren  betten,  eyn  gemeyne  bests  zu  rathen,  und  des  nicht  wolden  in- 
gehen,  als  unszer  gnediger  herre  mit  dem  rathe  were  eyns  wurden, 
das  eyn  gemeyn  bests  were,  szo  betten  sie  widder  yre  eyde  gethan, 
und  sie  daramb  und  auch  andere  gebrechen,  die  unszer  gnediger  herre 
und  derrath  hette  (!),*"  in  gehorsam  genomen.  Damach  sie  dann  auch  die 
andem,  die  von  yn  gekom  und  geschickt  weren  gewest,  auch  besant, 
die  ding  vorgehalden,  und  szo  sie  des  an  yn  auch  nicht  betten  er- 
langen mögen,  auch  in  gehorsam  genomen  betten,  und  were  noit  ge- 
west, sich  darinn  zu  haldene,  das  solliche  ordenunge  der  regimng  des 
tales  nicht  gestoppet  wurde,  szo  es  yn  eynem  gemeynen  besten  ge 
schee. 

Damff  haben  die  pfenner  nach  gehabtem  gespreche  Nickel  Eleptzk 
reden  lasszen,  sie  wüsten  den  handel  wol  zum  Nuenwergke  und  auch 
die  zcedel,  die  geleszen  were,  yre  geschickten  betten  sie  das  auch  wol 
b^cht,  die  wort  auch,  die  Hans  Waltheym  gereth  hette,  die  hette  er 
yon  yrer  aller  wegen  geredt,  der  gestunden  sie  ym  und  haben  das  zu 
befesten  alle  ya  gesagt  und  gebeten,  die  jhennen  im  gehorsam  sitzende 
geyn  dem  rathe  zu  yorbitten,  das  sie  usz  den  geboten  gelasszen  wer- 
den möchten^,  und  abs  ye  nicht  geseyn  mochte,  der  gefengnussz  zu 

•  Hund*'  fSahlt  In  der  hall.  Haiubebr.  ^  „and'*  fehlt  in  der  luOL  HandMhr.  «  ,,maV*  fehlt 
In  der  hall.  Handaehr.  '  ,*hette,  8.  O.  vonihen  Uaten"  h.  H.  •  so  in  beiden  Handachrlflen.  ^  die 
beiden  totsten  Worte  fehlen  in  der  magdebai«lichen  Handaehrift. 


1  Hans  ▼.  Hedderssen  war  schon  1462 Idltglled  des  engem Raths  in  letzter 
Stelle  und  1466  Meister  im  Rath.  Im  Jahre  1468  wurde  er  zmn  ersten  Male 
Rathsmeister  mid  hat  dieses  Amt  darauf  1471,  1474,  1477,  1480, 1483,  1486,  1489 
und  1492  hekleidet. 


1475  October.  W 

entliehtigen  umb  bekommernisz  willen  etzlioher  franwen.  Daraff  ist 
Widder  gesaget,  es  were  nach  nicht  za  thane,  die  jhennen  ||  usz  den  Bl.9^ 
geboten  zu  lasszen,  sundem  das  sie  antwort  geben  wolden,  ab  sie  die 
regirnng  des  tals,  als  jnnszer  gnediger  herre  mit  dem  rath  eyns  were 
und  yn  were  geleszen,  ingehen  und  dem  szo  nachgehen  und  thnn  wol- 
den ,  und  das  sie  nach  darumb  sprechen  und  antwort  daruff  wolden 
geben. 

Nach  gehabtem  gespreche  haben  sie  forder  Nickel  Kleptzk  reden 
lasszeui  sie  betten  die  zcedel  der  regirung  des  tals  wol  vernomen  und 
konden  nicht  anders  gemergken,  unnszer  gnediger  herre  bette  die  ym 
besten  gemacht,  dangkten  des  auch  seynen  fürstlichen  gnaden.  Sie 
weren  seyner  gnade  geholte,  geswomne  manne  und  underthannen ,  sie 
wolden  seynen  gnaden  gemne  darinn  gehorsam  seyn  und  es  gerne  alszo 
halden,  als  es  seyne  gnade  mit  dem  erszamen  rathe  eyns  und  geleszen 
were,  und  baten  forder  umb  die  jhennen  im  gehorszam  und  geboten 
sitczen  als  vor.  SoUichs  haben  ^  unszer  gnediger  herre  und  der  rath 
zu  Halle  szo  an-  und  uffgenomen,  und  unszer  gnediger  herre  hat  den 
rath  für  die  jhennen  in  gefengnisz  und  gehorszam  sitzen,  fleiszig  ge- 
beten und  ist  mit  dem  rathe  eyns  wurden,  ufffreitag  (27.0ct.)  darumb 
seyne  rethe  ufis  rathusz  zu  schicken,  zu  redene  und  zu  handeine,  das 
die  ynne  sitczenden  yn  yre  huszung  komen  mochten. 

Uff  den  selbten  freitag  (27.  Oct.)  nach  mittage  hat  unszer  gnediger 
herre  Heinrichen  von  Amendorff  und  Vincentien  Nuwemeister  uffs 
rathusz  geschickt,  darselbist  sie  mit  dem  rathe  und  den  von  Innungen 
und  gemeynheyt  eynig  wurden,  Hansze  Waltheym  und  Marcu^s  Spiten- 
dorff  vor  das  erste  umb  der  pfenner  schätz  und  gelt  zu  fragene,  dem 
föo  gesehen  ist.  Die  beyde  dann  glich  uszgesaget  haben,  ||das  desBUlo* 
geldes  nicht  über  tnszent  gülden  were,  szo  sie  globten;  es  were  auch 
nicht  ym  kästen  zu  sant  Mauritz ,  sundern  der  eptischyn  zu  sant  Jür- 
gen yn  vorwarung  bracht  und  were  yn  eynem  segkelyn  und  versigelt. 
Marcus  Spittendorff  hat  auch  bekant,  das  er  zu  dem  kästen  eynen 
slusszel  bette,  die  andern  drie  slosszel  betten  die  Vorsteher.  Alszo  ist 
den  selbten  zweyen  vorgehalden,  wie  die  pfenner  gemeynlich  vor  un- 
szerm  gnedigen  hem  gewest  weren  und  betten  seynen  gnaden  vordem 
rathe  zugesaget,  das  sie  die  ordenung,  durch  seyne  gnade  begriffen 
und  gemacht,  gerne  ingehen  wolden,  inmasszen  hyr  bevor,  und  sint  ge- 
fraget wurden,  ab  sie  dem  auch  alszo  thun  wolden,  das  haben  sie  gut- 
lich zugesaget. 

Daruff  ist  yn  yre  gefengnisz  yn  yre  huszer  tag  geben  ^  darinn 
zu  bleiben  und  ane  des  raths  willen  darusz  nicht  zu  komen,  haben 
auch  globt,  nichts  vorzunemen  adder  sich  zu  bewerben  yn  schriffien 
adder  anders  bynnen  adder  busszen  der  stat,  das  widder  unszem  gne. 
digen  hem,  seyn  stifft,  auch  den  rath  adder  die  stat  Halle  gesevn 
mochte.      Deszglichen  haben  die  andern  alle  auch  zugesagt,  in  die 

•  ,4iAbon  solche«"  h-  H.      *>  «igegvn"  h.  H. 
Ü^iehiehttq.  4.  Pr.  SftchMn.  XI.  7 


Od  Marcos  SplttendorE 

ordenung  des  tals  williglich  zu  gehne,  und  globt,  yn  yren  haszem  za 
bliben  und  es  halden,  inmasszen  obene  von  den  zcwen  bemrt  ist 

Uff  sontag  nach  Symonis  et  Jude  (29.  Oct.)  hat  nnszer  gnediger 
herre  Heynrichen  von  Amendorff  und  Yincentiam  Nnwemeister  nffs 
rathnsz  geyn  Halle  gesant  nach  mittage.  Da  haben  die  beyde  mit- 
sampt  den  geschickten  achte  vom  rathe ,  Innungen  und  gemejrnheit  ge- 
schickt zcwene,  nemlich  Drewisze  Siegel  und  Jacoff  Wiszsagke  zu 
Marcus  Spitendorff  nach  dem  slusszel  zu  der  pfenner  kästen.  Der  seihte 
Marcus  hat  den  beyden  den  slusszel  geantwort  und  auch  gesaget,  es 
sey  seyn  wille  wol,  das  die  eptischyn  zu  sant  Jürgen  zu  Glouch  das 
Bl.  10^  gelt,  II  das  er  or  mit  Mattis  Koszelitz  und  Karle  Dragkensteden  geant- 
wort habe,  von  sich  gebe,  wann  unnszer  gnediger  herre  und  der  rath 
darnach  schickten.  Szo  haben  die  achte  obgnant  zu  stund  auch  ge- 
schickt nach  Casper  Beckere  und  den  gnanten*  Koszelitz  und  Drag- 
kensteten, von  den  sint  yre  sluszele  geheischen  und  von  yn  begert, 
mitte  zu  der  gnanten^  eptischyn  zu  gehen  und  der  zu  sagen,  das  yr 
wille  sey,  das  die  eptischen  dasz  gelt  unszers  gnedigen  hem  rethen<^ 
und  den  vom  rathe  von  sich  antworte  und  gebe,  darin  hat  sich  Casper 
williglich  geben,  seynen  slusszel  geholet  und  ubergeantwort  und  ge- 
saget, er  könne  nach  wolle  nicht  widder  unszem  gnedigen  hem  und 
den  rath  seyn,  er  wolle  mitte  zu  der  eptischyn  gehen  und  gerne  sagen, 
das  seyn  wille  sey,  das  sie  dasz  gelt  von  sich  gebe.  Aber  Mattis 
Koszelitz^  und  Karle  Dragkenstete  haben  sich  des  geweigert  und  yn 
Yorgenomen,  das  sie  es  an  die  bommeister  bringen  wolden,  die  daiin 
die  gewergken  alle  zusampt  vorbothen  und  darum  b  sprechen  solden: 
was  yn  Von  den  allen  befoUen  wurde ,  darnach  wolden  sie  sich  hal- 
den.  Sollich  zusampne  komen  hat  man  nicht  gönnen  wollen,  alszo 
haben  der  rath  umb  Weigerung  willen  der  slnsszell ,  und  das  sie  nicht 
mitte  zu  der  eptischyn  gehen  wolden,  die  beyde  yn  gehorsam  genomen^ 
und  in  die  tymenitcze  setczen  lasszen. 

Uff  dinstag  aller  heilligen  abent  (31.  Oct.)  zceitlich«"  frühe  hat 
unnszer  gnediger  herre  Heynriche  von  Amendorff  und  er  Herman 
Wisszenbome^,  den  alden  kammermeyster ,  uffs^  rathusz  geschickt,  do 
der  rath  und  die  von  innungen  und  gemeynheit  Mattes  Koszelitz  und 
Karle  Dragkensteten,  vorstehere  des  tals,  vor  die  genanten <  unszers 
gnedigen  hem  rethe  und  sich  komen  han  lasszen  und  an  yn  gemutet, 
das  gelt  von  der  eptischyn  zu  holen  und  nffs  rathusz  zu  bringene. 
Haben  die  zcwene  geantwort,  sie  wolden  das  gelt  gerne  holen,  und 

»  ,^tten"  h.  H.  ^  «^fntten'*  h.  H.  «  „vnsem  g.  b.  reiche"  b.H.  ^  hier  tchlieaBt  der  Sats 
In  der  haU.  Handachrift.  ^  dlee  Wort  hat  nnr  die  magd.  Handsohrift.  ^  „vff  dem  ratthaitse"  haO. 
Handeclirift.    ir  ,^ttea'*  hall.  Handachr. 


1  Ein  Martin  Kosolitz  (Köselitz)  kommt  1445  als  Meister  im  Kath  vor, 
gehörte  1448  dem  engeren  Rathe  an,  war  1450,  1458,  1465  Meister  im  Rath  und 
sass  dazwischen  1455,  1463,  1468  im  engem  Rath. 

2  Hermann  Weissenborn  tritt  1472  als  erzbiBchöflicher  Cämmerer  in  dem 
bereits  genannten  Lehnsregister  des  £rzbischo&  Johannes  auf. 


1475  November.  99 

cUtsz  sie  na*  ||  am  sontage  sich  des  geweigert  betten,  were  davon  ge-  Bl.  11* 
scheen,  das  yn  die  bornmeister  befolen  betten,  sie  solden  nymande 
offenbarn,  wu  das  gelt  were.  AIszo  bat  der  ratb  yn  zugescbickt 
Drewis  Siegel  osz  dem  ratbe,  der  mit  }ii  zn  Marcus  Spitendorff  and 
Caspar  Beckere  mittevorstebem  gegangen  ist,  von  den  zweyen  willen 
nnd^'volbort zu  erlangene,  das  gelt  zubolen  und uffs ratbusz  zubringen, 
die  dann  alszo  yren  willen  darzu  gegeben  und  das  yren  mittvorstebem, 
Mattesze  Koszelitz  und  Karle  Dragkensteten,  befolen  und  yn  macbt 
geben  baben.  Daruff  ist  das  gelt  alszo  gebolt  und  uffs  ratbusz  bracbt 
und  ubergeantwort  und  ist  gewest  yn  eynnem  lynen  segkelyn,  versigelt 
mit  Marcus  Spittendorffs  ingesigel ,  daseibist  ist  das  segkeUn  in  ke- 
genwertigkeit  Mattisz  Koszelitz  und  Karl  Dragkensteten  ^  geoffent  und 
gezcalt.  Des  ist  gewest  secbs  bundert  und  dreyundvirzcig  rinscbe 
gülden,  dreyundvirzcigstebalber  bungeriscbe  gülden 3,  acbt  gellerscbe 
gülden,  acbt  engeliscbe  nobeln^  und  eyn  stugke  Silbers  mit  des  ratbs 
zceicben  gezceicbent,  geacbt  uff  drie  marg,  und  eyn  ingesigel  der 
cbeppen,  das  silbern  ist.  Da  baben  der  ratb  aucb  die  siusszel  zum 
kästen  fuUent  entpfangen,  den  kästen  uffgeslosszen ,  das  gelt  und  in- 
gesigel mit  dem  segklyn  darin  gelegt.  In  dem  selbten  kästen  ist  nicbts 
anders  gewest,  dann  zcwene  segke  mit  pfennigen,  geacbt  uff  zcweybun- 
dert  aide  scbog,  und  eyne  zcedel,  versigelt  mit  des  ratbs  ingesigel,  in 
vorzceiten  uff  regirung  des  tals  gemacht.  Der  käste  ist  widder  zuge- 
slosszen,  und  der  ratb  bat  die  vier  slusszele  bebalden,  und  daruff  hat 
man  die  zcwene^  usz  der  temmenitze  komen  und  yn  yre  huszer  globen 
lasszen,  darusz  nicht  zu  komen  bisz  zu  ende  der  sache,  und  die  dann 
auch  globt  baben  unnszers  gnedigen  hem  des  stiffts,  des  ratbs,  auch 
Innungen  und  gemeynheyt  ergstes  mit  ||  Worten  nach  wercken  nicht  bi.  11  •» 
zu  tbune,  auch  keynerley  brive  derbalben  von  sich  zu  schriben. 

Uff  montag  nach  allerheilligen  tage  (6.  Nov.)  baben  der  ratb  zu 
Halle  Blasius  Holtzwert^  yren  burger  in  die  temenitze^  setzen  lasszen 
nmb  Ursache  willen,  das  er  hynder  dem  ratbe  beymlicb  eynen  brifi 
von  sich  geyn  Magdburg  ^  anHeynrich  Moller  geschriben  habe,  in  der 

*  „!m**  b.  H.        ^  „w.  n/'   fehlen  der  hall.  Handachr.        <^  ».eissta^*  m.  H.  „ecfeaten**    h.  H. 
^  „Magdehiifv*'  h.  Handflchr. 


1  Vgl  Dr.  n.  (Gen.  Tab.  S.  30). 

3  iSa  ungarischer  Gulden  «  30  grosse  Groschen,  vgl.  Bl.  113^. 

^  Der  englische  Nobel,  eine  unserm  früheren  Ducaten  äbnh'che  Goldmünze,  galt 
später  als  Rechnun^smünze  Va  P^.  Sterl.  =  2  Thlr.  2  Gr.  CJour. 

*  Mattis  Eösehtz  und  Kurl  Drackenstedt  TS.  98)  sind  gemeint. 

ö  Blasius  Holzwirth  1467  Vorsteher  der  Kirche  zu  St.  Gertrud  t  24. Nov. 
15 IB.  Die  Familie  kann  in  Halle  bis  in  die  zweite  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts 
ztirückverfojgt  werden  und  erscheint  besonders  im  An&nge  des  15.  Jährh  im  Rath  - 
Marquard  H.  1402,  Hans  H.  1412.  1415.  1429  (Bornmeister);  Jurge  H.  1418.  1421 
B;  Coppe  H.  1431  Bath,  1438  Rathsmeister.  Hiernach  sind  Dr.*s  Angaben  H.  Gen. 
Tab.  66  zu  berichtigen.    Auch  diese  Familie  gehörte  zu  den  Pfilnnem. 

®  Das  Ge&ngnis  be£Euid  sich  jedenfalls  im  Rathause.  Dreyhaupt  bezeichnet  die 
Holzstube  des  späteren  Rathauses  als  solches.  In  dasselbe  wurden  sonst  schwere 
Verlwechcr  !  esetzt,  Dr.  I.  947;  H.  512. 


100  MamiB  Spittendorff. 

iming  zcwiBchen  dem  rathe,  innungen  und  gemeynheit  und  den  pfen- 
nern,  des  brives  sich  der  rath  angezcogen  hat,  das  der  widder  unszem 
gnedigai  hem,  den  rath,  die  stat,  Innungen  und  gemeynheit  were;  die 
andere  sache ,  das  er  uff  den  rath  gesprochen  nnd  sie  vorschimppfert* 
bette,  die  stole^  wolden  nif  die  bengke  nnd  tische  stigen^,  und  andere 
honiiche  wort  gereth  bette.  Des  briifes  geyn  Magdbnrg^  hat  er  be- 
kant  und  umb  des  Versprechens  und  verschimpfiren  hat  er  gesagt ,  er 
hette  das  gesaget,  es^  weren  aber  ander,  die  des  glich  auch  und  yil 
mehir  gereth  betten. 

Uff  domstag  Theodori  Martins  (9.  Nov.)  1475  ist  unszer  gnediger 
herre  zu  Halle  im  closter  zu  sant  Mauritz  gewest,  do  dann  bey  seynen 
gnaden  gewest  sint  Hans  Seile,  rathszmeyster ,  Hans  Hedderszen,  Hans 
Loub  und  vil  des  raths  und  von  Innungen  und  gemeynheyt  zu  Halle. 
Daselbst  seyne  gnade  bey  sich  gehabt  hat  die  hochgebornnen  fursten, 
hem  SteffaU;  pfaltzgraven  bey  Reynn,  hertzogen  in  Beyern,  hem  Walde- 
mar  und  hem  Magnusze,  fursten  zu  Anhalt, ^  hem  Albrecht,  graven 
nnd  hem  zuMansäelt,  und  hemBrane,  hem  zuQuernffurt,^  emBemde 
Becker,  alden  cantzler,  Heynriche  von  Amendorff,  Tile  Enobel,  Hansze 
Eotzenn^  und  andere  seyne  rethe  und  manne.  Daselbst  hat  seyne 
gnade  vor  sich  lasszcn  heischen  Albrichten  Schafisteten,  Thomas  Tu- 
gaw  und  Heynrich  Greven,  bommeister  und  pfenner  gemeyn  zu  Halle, 
darbey  der  rath  die,  die  in  den  geboten  gewest  sint,  auch  komen 
Bl.  12*  lasszen  hat.  Den  seihten  bommeistem  undpfennem  ||  hat  seyne  gnad 
erzcelen  laszen,  er  und  der  rath  betten  yn  nuwelist*'  eyne  ordenunge 
der  regirnng  des  tals  vorhalden  lasszen  und  an  on  begert,  darin  zu 
gehene,  dem  sie  dann  alszo  gethan,  und  dasz  ^  seynen  gnaden  und  dem 
rathe  zugesagt,^  seyne  gnade  und  der  rath  dasz  auch  angenomen  bet- 
ten. Nu  funden  seyne  gnade  und  der  rath,  das  sich  von  bommeistem, 
scheppen  und  pfennem  in  vil  stugken  gar  ungeborlich  und  unglichlieh 

*  „Tenehumpertt'*   b.  H.      ^  „die   itule    vndt  Tische  wolten   vff  die  bencke  steigou"  h.  H. 

•  „MagdelraTg"  b.  U.      ^  „m  aber  uüler,  die  des  gleich!  vndt  viel  ander  mebr  geredt  betten"*  h.  H. 

•  .^newlicb"  b.  H.      '  „feblt  In  der  baU.  Handacbrift.      er  „ingeeagt"  b.  H. 


1  Wo  die  Stühle  auf  die  Bänke  steigen,  wird  bald  sich  Unglück  zeigen,  Wan- 
der, Sprichwörter-Lexicon  Bd.  IV.  S.  987. 

2  «fedenÜBdls  der  weiter  unten  Bl.  95^  genannte  Magnus  yon  Zerbst 

*  Brun  XI.  1448-— 1496  der  letzte  Spross  der  edlen  Herrn  von  Querfurt,  mit 
dessen  Tode  am  26.  Febr.  1496  das  Geschlecht  ausstarb.  Derselbe  betheiligte  sich 
auch  an  dem  Zuge  der  sächsischen  Herzöge  gegen  Heiligenstadt,  half  Duderstadt 
einnehmen  und  zog  später  mit  gegen  Nordhausen.  YgL  Spangenberg,  Quem- 
fürt.    Chronica  S.  430  ff. 

^  Hans  ▼.  Kotze,  geb.  1445,  Sohn  Hermanns  v.  E.  (f  1475),  ein  Mitglied 
der  seit  Jahrhunderten  in  und  um  Halle  vorkommenden  Familie,  ward  erzbischöflicher 
Rath,  Hofinarschall  und  Hofineister.  Er  erwarb  als  Pfandherr  die  Schlösser  AI vens- 
leben,  Athenedeben  und  Schönebeck  und  erkaufte  1489  6r  -Germersleben  bei  Hadmers- 
leben  mit  seinen  zugehörigen  Besitzungen.  Von  ihm  konnte  ein  Enkel  rühmend  hervor- 
heben, dass  er  nur  drei  Mal  voll  gewesen  sei.  Er  starb  erst  am  29.  April  1585. 
Dr.  I.  178,  812,  938,  H.  955:  v.  Mülverstedt,  Ürkunden-Regesten  zur  Gesch.  u. 
^^r  Herrn  v.  Kotze,  Magdeburg  1866  S.  50  ff.  S.  185,  201  ff.  Stammtafel 


I 


1475  November.  101 

gehalden  were,  das  sich*  nicht  fugen  wolde  szo  hingehen  zu  lasszen, 
ond  was  die  stagke  weren^  darinn  sich  nngeborlich  gehalden  werct 
die  weren  vorzceichent,  und  die  solde  man  yn  leszen,  und  das  sie  dann 
antworten.  Daroff  yn  die  stagke  geleszen  sint  und  zu  eyner  vorcle- 
rang  des  stn^  nff  die  yerslegere  Intende  ist  yn  yorgehalden,  wie  die 
verslegere  nehist  off  dem  rathosze  vor  dem  rathe  yn  geynwertigkeit 
seyner  gnaden  rethe  verslagen  hetten,  nnd  darbey  vorgehalden,  wie  die 
seihten  vorslegere  darinn  gar  anglich  wol  bey  3  hnndert  schog  swert- 
schog*^  za  hoch  verslagen  hetten  äff  eyn  koth  eyn  jhar  za  siedene,  das 
den  hem  des  gats  abegehen  mäste  and  dem®  gewergken  zogynge. 
Daraff  haben  nach  langem  gehalden  gespreche  die  bommeister,  schep. 
pen  and  pfenner  Hans  Gzcolner^  reden  lasszen,  bittende  yn  des  eyn  be- 
dengken  za  geben,  sie  wolden  die  stagke  vorantworten  als  frome  lathe» 
ond  das  yn  der  schrifft^  copey  mochten  werden. 

Hat  annszergnediger  herre  and  der  rath  reden  lasszen,  die  schriffte 
za  gebene  were  nicht  za  thane ,  wann  seyn  gnade  hette  yn  die  stagke 
gereythe^  zam  Nawenwergke  verzceichent  geben ,  daraff  sie  antwort 
geben  solden  han,  als  sie  zagesagt  hetten,  das  nicht  gesehen  were, 
szewoBten  die  wol.  Sandern  ^  darza  za  antworten,  han  annszer  gnediger 
herre  nnd  der  rath  yn  frist  geben  äff  fritag  (10  Nov.?)  za  achten  ||  BL12^ 
Vormittage  widder  za  sant  Maaritz. 

Die  obgeschriben  zcedeln,  darin  sich  angebarlich  gehalden  ist, 
sint  himach  verzceichent: 

Disz  sint  annszer  Johanszes,  von  gots  gnaden  ertzbischoves  zu 
Magdbarg  etc.,  and  rathmann,  innangiszmeister,  innangen  and  gemeyn- 
heit  zu  Halle  Sachen,  schele^  and  gebrechen,  die  wir  za  each  bom- 
meystem  and  den  pfennem  gemeyn  za  Halle  haben*  awerer  vermeyn- 
ten  regirang  halben  des  tals  and  solgatere  za  Halle  S  die  y r  ach  darch 
awer  selbst  vermesszenheit  anderzcogen  habt ,  darinn  wir  nu,  als  and 
sich  nnszer  iglichem  gebaret  hat,  gesehen  and  dar  and  offinbar  gefun- 
den han,  yr  salche  gatter,  die  sanderliche  gaben  von  gote  dem  al- 
mechtigen  nnd  von  ans  gnanten  ertzbischove  za  lehne  rarende  sint, 
anrechtlich,  anglichlich  and  angebarlich  habt  regiret,  gehandelt  und 
.damitte  gebaret,  darinn  yr  awern  eygen  nutz  abermeszlich  and  mit 
onbilligkeyt  gesacht  und  ach  zugezcogen  und  damitte  gerichet  und 
unns,  unszerm  stiffte  und  allen  den  geistlich  und  wertlich,  die  im  tale 
zu  Halle  guter  von  uns  haben,  merglich  abegezcogen  und  das  gemeyne 
beste  geswecht  habt,  inmasszen  himach  in  diszen  nachfolgenden 
stogken  dar  uszgedruckt  ist. 

Zum  ersten  habt  ir  bommeystere  undpfenner  vier  vorstehir  jer- 
lich  uffgewurffen  in  schyne,  das  die  die  saltzbomnen  und  gutere  ym 
tale  ordenlich  und  glichlich^  bestellen,  verhegen  und  vorweszen  solden, 

•  ».wen  dM  dchs'*  .  .  .  h.  H.  ^,,viigleieh  tot  sVs-  Gizo.  Sebwerttff."  h.  H.  «  „den**  b.  H. 
^  „HuMn  Watttheym"  h.  H.  «  „in  der  ichmn  oopien  mOchten"  h.  H.  '  „geredt"  h.  H.  f  fehlt 
tn  der  helL  HftndKhrift.  ^  ,^ehl^*  h.  H.  *  hier  actaUeiet  in  der  hall.  Haadeefarlft  der  Text«  «Uee 
folgende  bie  snm  Sohliue  dee  Sateee  fehlt.  ^  hier  un  Rande :  Nota  vnderxcogen  idbet  aloht  Terantwt. 
1  „fttehUch'*  m.  H. 


102  Marcus  Spittendortf. 

das  nicht  anders,  dann  eyn  scheyn  und  luth  und  nichts  frnchtbarlichs 
für  das  gemeine  beste  biszher  in  sich  habende  gewest  ist.  Nu  zcwi- 
velt  uns  nicht,  yr  wysszet  wol,  das  wir  yn  der  irrunge,  zcwyschen  dem 

Bl.  13*  rathe,  innungen  ||  und  gemeynheit  zu  Halle  eyn  teils  und  nch'^  des 
andern  teils  entstanden,  vil  yliszes  angekart  und  grossze  muhe  und 
arbeit  gehabt  haben,  das  nch  dann  nnwelichst  hir  zu  sant  Mauritz 
dar  Yorgehalden  ist,  darselbist  wir  und  auch  der  rath  uch  vorgehaldcn 
haben  eynne  ordenunge,  wie  nu^  der  tal  und  saltzwerg  forder  regirt 
sal  werden,  die  nch  yorgehalden  und  dar  geleszen  ist  wurden,  und  ist 
auch  begert,  darinn  zu  gehne  und  des  antwort  zu  gebene,  ab  yr  da- 
rinn  gehen  und  die  alszo  halden  woldet  adder  nicht.  Daruff  ir  ant- 
wort geben  habt,  ir  mergtet,  was  hirinn  yorgenomen  were,  das  were 
ym  besten  gescheen,  woldet  auch  darinn  gehorsam  seyn  und  es  alszo 
halden,  als  wir  und  der  rath  des  eyns  gewnrden  weren.  Damff  hat 
der  rath  die  jhennen,  die  in  behdtnissze  und  yn  geboten  gewest  sint, 
uns  zu  willen  in  yre  huszere  geweyszet  bisz  zu  usztrage  der  Sachen. 
Die  seihten  sich  dann  auch  yorwillet  haben,  was  wir  und  der  rath  in 
der  regirunge  des  tales  yorgenomen  haben,  das  solle  yr  wiUe  auch 
seyn;  und  szo  wir  nu^  mitsampt  dem  rathe  usz  den  gebrechen  der  re- 
girung  des  tales  gehandelt  haben,  wirt  offenbar  und  dar  gefunden, 
das  yr  pfenner  durch  euer  bommeister,  scheppen,  yorsteher  und  auch 
yerslegere  gantz  ungeburlich,  ungetrulich  und  unglichlich  regiret,  ge- 
handelt und  gethan  habt  Wann^  yr  bommeister  und  scheppen  habt 
es  mit  den  yier  yorstehem  nicht  gehalden,  als  sich  geburet,  die^  die 
fronesole  \  amptsole,  und  was  yr  ampt  angehöret,  ordenlich  und  glich- 
lieh  solden  bestatet,  yerheget  und  yerweszet  haben,  das  aber  nicht  ge- 
scheen ist,  wann  es  haben  die  seihten  yorsteher  nach  uwerm  der  bor- 
meister  und  scheppen  willen  zu  yil  usz  den  bomnen  fronen  lasszen,  das 
sie  dann  szo  yil  und  manchfaldig  gemacht  han,  das  man  wenig  zu 
hern  guthe  zu  zcihene'  hat  komen  können;  die  seihte  fronesole  und 
amptsole  auch  nicht  glichlich  bestatet,  sundem  yon  den,  die  die 
obirsten  under  uch  und  gefrundet  gewest  sint,  sich  zugeslagen  ist 
wurden;  die  seihte  fronesole  und  amptsole  auch  offte  nicht  bezcalt  ge- 
nomen  und  hie  den,  die  sie  yersoten  han,  stehende  bieben  ist,  aber 

Bl.  13^  nicht  deste  weniger  ||  andere  fronesole  gezcogen,  damitte  nicht  alleyne 
des  tals  notdorfft  bestalt  und  gehalden  ist,  sundem  yil  ubermessziger 
und  köstlicher  essen  dayon  gemacht  sint,  und  die  guter  szo  mit  yil 
unredelicher«  koste  und  zcerunge  besweret  sint  wurden.  Szo  wollen 
wir  und  der  rath  uch  auch  nicht  yerwysszen,  yr  sammelt  und  sli^et 
uch  zu  eynen  gemeynen  schätz  und  gelt,  dayon  auch,  als  wir  halden, 
das  gelt,  busszen  die  stat  bey  die  eptischynn  zu  Glouch  gebracht^  her- 
komen  sey,  das  ir  alles  yon  dem  gemeynen  guthe  nemet,  und  den^, 
die  eygen  guter  im  tale  haben,  abegehen  musz.     Szo   berechenen  die 

•  „ÄUch"  b.  H.      »»  „im**  h.  H.    c  „ime"  h.  H.    ^  ,,6ami**  h.  H.    •  „dw"  h.  H.    '  „gOme" 
h.  H.      «  „veredtlicber"  h.  H.    ^  „die '  h.  H. 

^  Die  Fronsole  ist  also  nicht  erst  1583  verordnet  worden,  Hondorff  S.24(Dr.I.) 


1475  NoTember.  103 

vier  vorstehere  alles*,  das  za  yrem  ampte  gehöret,  auch  nicht  anders, 
dann^  nnder  ach  selbst  und  sollicher  weisze,  das  uwer  wenig  ist,  die 
solehe  rechinschaflft  verstehen  adder  vememen  können  ^  Danimb  heische^ 
wir  and  der  rath  von 'bommeistem  und  scheppen,  den  vier  Vorstehern 
and  aach  ach^  pfennem  gemeyn  von  den  vergangen  jaren  rechin- 
schafit  zn  than  and  ans  and  dem  rathe  deszhalben  register  aberzaant- 
worten.  Erfindet  sich  dann  aszgethanner  rechinschaffl,  das  mit  fronen 
and  aach  affiiame  and  aszgabe  billich  and  gebarlich  gehandelt  sey^ 
<  wollen  wir  and^  der  rath  es,  szovil  es  der*  rechinschsät  betrifft,  dar- 
bey  bliben  laszen.  Wa  aber  anders  and  angebarlich  gehandelt  and 
gethan  were,  behalden  wir  ans  mitsampt  dem  rathe  hirinn  anszer  straffe. 
Zam  andern  male  haldet^  yr  bommeister,  scheppen  and  pfenner 
ach  angebarlich^  der  vier  versleger  halben,  an  dem  ans,  dem  rate 
der  stat,  allen,  die  gat  im  tale  haben,  and  dem  gemeynen  besten  grosz 
macht  belegen  ist,  darza  wol  redeliche,  frome  menre  gekoren  and  ge- 
satczt  solden  werden,  als  vor  alder  gewest  ist,  die  anns  and  anszer  stat 
Halle  eythafftig  wem,  das  aber  nicht  geschiet,  sandern  aszwendige, 
arme  knechte  darza  setczet,  die  versiahen  masszen  nach  awerm  willen 
and  ach  ^  za  anglichem  and  anredelichem  gewinste  °  and  den  hem  des 
gates  za  grosszem  abegange.  Nemlich  lasszet  yr  sie  den  kotzcynsz 
offs  tearste  nidi  H  bey  fanff'andvirzcig  galden  ^  hoch,  szo  etlich  gat  mit  dem 
kothei^  aszthan,  versiahen,  das  anglich  and  schedelich  ist,  wann  sie  BLU* 
solden  nach  den  siechten  cothen  versiahen,  da**  nicht  gat  mitte  weg 
gethan  wirdet,  das  dann  kaame  des  jhares  nff*  zwelffe  adder  fanffzcehen 
galden  loafen  wolde.  SoUichs  den,  die  sieden,  eyn  grosszer  zagang, 
and  den,  die  äff  yre  aszloaffte  yrer'^  pfannen  sitzen,  eyn  grosszer  abe- 
trag  and  schade  and  eynne  vemichtigange  des  solguts  ist.  Ir  lasszet 
aach  mehir  holtzes  za  eynem  wergke  versiahen,  dann  darza  vorbrant* 
wirdet,  wann  nawelichst  habt^  ir  zam  wergke  nahendehalb  schog 
holtzes  versiahen  lasszen,  and  men  bereittet  gemeynlich  eyn  werg  mit 
soben  schog  holtzes.  Szo  lasszet  yr  aach  wirgkerlon,  saltsdiorbe,  besen, 
schaffein,  farwe,  swengkebier,  pfanhagken,  sogboame,  stegkyszen, 
pfannenslet  and  oseln  aszzazcihen  and  wegzufaren  za  hoch 
verslahen,  das  alles  ach  za  and^  dem  solguthe  abegehit.  Szo 
haben  aach  die  verslegere  nehst''  äff  dem  rathasze  vor  dem  rathe 
in  geynwertigkeit  anszer  rethe  offenbar  gesagt,  sie  weren  awer  knechte 
und  mästen  verslahen,  wy  yr  weidet.  Szo  lasszet  yr  auch  die  versle- 
gere nicht  achtange  haben  äff  den  kauff  des  fearwergks,  and  ab  das 
fearwergk  za  gezceiten^  wolfeile  ist,  lasszet  ir  sie'  glichewol  nicht 
darnach,  sandern  nach  dem  tearsten  kouffey  des  holtzes,  der  zavom 
gewest    ist,  verslahen.    Ir  orloabt  aach   za  gezceiten  ■  eynen  adder 

^  Dm  erste  Wort  de«  Satzes  fehlt  In  der  h.  H.    ^  fehlt  In  der  h.  H.    «  «»mögen"  h.  H.      ^  ,»so 
helseben"  h.  H.      •  ,^en"  h.  H.      f  fehlt  In  der  halL  Handschrift,      f  „so"  h.  H.      ^  „auch"  h.  H 

*  ,/II«"  h.  H.  ^  „habet"  h.  H.  *  hier  am  Bande:  „vier  verslegere".  »  ,^ach"  h.  H.  »  „m- 
gkichen  yuAi  vnredUichen  gewynsten"  h.  H.  «  ,^LII  f."  h.  H.  P  „den  ketten"  h.  H.  <l  „da- 
idH  nSeht  gaU  wtrdt  wegk  gethan"  h.  H.  '  „vier"  h.  H.  "  „verbrancht"  h.  H.  '  „habt"  in 
der  halL  Handsehr.  hinder  laoen.    *>  „aneh  an  vndt"  h.  H.      ^  „neohsten"  h.  H.      ^  „selten"  h.  B. 

*  fisle"  fdüt  in  der  hau.  Haadschrft     ^  ,^eaifsn^  h.  H.       ■  „selten",   auch  welter  unten  so  b.  B. 


104  Marcus  Spittendorff. 

zcwene  versiegere*,  nnd  denn  wirdet  nicht  verslagen,  und  die  sole 
blibet  szo  bestehen  zu  gezceiten  eyn  halb  jar  und^  zu  gezceiten  weni- 
ger  adder  mehir,  in  dem  ir  dem  guthe  und  gemeynen  besten  alles® 
abezeihet  und  neh  damitte  riechet.  Sollichen  tiwern  ungotlichen,  un- 
glichen,  untruwelichen^  und  ungeburlichen  handel  und  that*'  heischen' 
wir  mitsampt  dem  rathe  von  uch  verbusszet  und  yerwandelt. 

Zum  dritten  male  habtir  bommeister,  scheppen  und pfenner uch 

Bl.  14^  ungebnrlich ^  in  dem,  dasz  yr  unglich  saltz  habt  sieden  ||  lasszen» 
das  davon  znkompt,  dasz  yr  nicht  glich  habt  giesszen  lasszen,  das 
dann  unbillich  und  schedelich  ist  Wann  yr  wisszet  wol,  das  man  da- 
ruff  gud  uflfsehen  haben  und  bestellen  solde,  das  das  saltz  glich  geso- 
ten  wurde,  damitte  dann  die  geste,  die  das  saltz  hir  zu  Halle  holen, 
groszlich  beschedigt  werden.  Szo  habt  yr  auch  umb  der  jhennen  wil- 
len, die  cleynne  saltz  sieden  lasszen,  ufißie  kaltleger  gemacht,  das  ge- 
meynlich  mehir  umb  der  riechen  und  gefrundten,  dann  umb  der  unge- 
frundten  und  armen  willen  geschiet.  Dann^  muszder  tal  unddasguth 
alles  legen,  bisz  das  die  yr  cleynne  saltz  auch  yerkault  haben,  damitte 
werden  dann  die  geste  gedrenget,  das  cleynne  saltz  zu  ladene.  Da- 
von komet  auch,  das  die  geste  die  stat  Halle  nmb£Eu*en,  dasz  nicht 
alleynne  schade  der  geste,  sundem  auch  eyn  schade  ist  unnszer  der 
gantzen  stat,  aller  der,  die  gud  ym  tale  haben,  und  ist  auch  widder 
das  gemeynne  beste.  Sollichen  uwem  ungotlichen,  unrechtlichen  und 
ungeburlichen  handel  und  that  heischen  wir  und  der  rath  von  uch  auch 
verbuszt  und  verwandelt. 

Zum  virden  male  dasz  yr  bommeister  und  scheppen  im  tale  das 
saltz ^  in  langen  jaren  nicht  besehen^  nach  gemesszen  habt,  des^  yr 
zu  thun  pflichtig  seyt,  dasz  yr  umb  uwerer  unduwerermittegewergken 
eygens  nutzes  °^  willen  auch°^gelasszen  habt,  davon  <>  auch  das  gemeyne 
beste  und  sunderlich  die  fiirluthe,  die  saltz  hir  zu  Halle  holen,  merg- 
lich  beswert  und  beschedigt  sint.  Sollichs  heischen  wir  mitsampt  dem 
rathe  auch  vorwandelt  und  vorbuszt. 

Zum  funfften  male  habt  yr  bommeister  und  scheppen  im  tale 
uch  in  Setzungen  des  saltzes  ungeburlich  und  unglichlich  gehalden  in 
dem,    das  yr  das  saltz  szo  thewre  setzet,  das  die  geste  und  furluthe 

Bl.  15  •  nicht  wol  zukommen  können,  und  ||  werden  damitte  gedrungen  uszzuspan- 
nen  adder  ander  saltzwergk  zu  suchen.  ^  Tr  habt  nauwe'^  achtunge  uff 
dasz  feurwergk,  wann  das  ichts  *  theure  ist,  aber  wenige  ader  kleynne 
achtungS  wann  das  feuerwergk  wolfeile  ist.  Und  szo  sichs  uffte  be- 
gibt, das  das  ieurwergk  guts  und  wolfeils  kouffs  ist,  dennach  blibet 
yr  uff  dem  theuren  kauffe  des  saltzes,  schicket  es  dann  auch  alszo, 
das  die  sole  glichwol  wenig  adder  nichts  uffslahe.  Das  ufflahen  der 
sole  yr  damitte  gedempffet,  das  yr  der  versleger  eynteyls  orloubet, 

•  ,,Tonclilagen"  h.  H.  >>  fehlt  In  der  haU.  Handflohrlft.  «  ,,^e"  tuH.  ^  „nnewShnUeheii** 
b.  H.  «  ,,itete"  h.  H.  <*  «^udsohtinffk"  h.  H.  K  am  Rande  „vngleleh  Saltz"  m.  H.  >*  ,4en"  b.  H. 
*  am  Rande :  ,3altB  nicht  gemeuEenn"  m.  H.  ^  ,,beechln"  h.  H.  ^  udat"  h.  H.  ™  ,,dat  Ir  rmb 
eoers  eygens  vndt  mlttgewerckan  nutses"  h.  H.  ^  „nachgebuaen**  h.  H.  ®  „Dammb"  h.  H.  P  am 
Bande:  ..Setzungk  dee  Satses'*  m.  H.  4  Die  Worte  yon  H«dder^*  an  fehlen  In  der  haU.  HandaohrifL 
r  ..oene'*  (!)  h.  H.      •  „itx'*  b.  H.      *■  ,^ütm  weniger  aohtonge  vndt  thnn*'  h.  H. 


1475  November.  105 

dann  musz  nicht  verslagen  werden,  und  die  sole  mnsz  dann  ungehoet 
bliben,  und  lasszet  die  dann  nicht  anders  off  den  sonnabint  schriben 
dann  als  sie  die  woche  znvom  hat  gegnlden,  yr  lasszet  auch  die  ver. . 
Bieger  in  stetlicher  forchte  sitzen,  szo*  sie  ach  zn  gefallen  nicht  ver. 
gingen,  das  sie  dann  entsatczt  wurden,  damitte  yr  ach  merglichen  nutz 
zoflkhet  and  davon  riechet,  damitte  die  furluthe,  die  unszer  stat  Halle^ 
suchen,  nbersatczt  werden,  and  allen  den,  die  gater  im  tale  haben  and 
off  yre  oszloafEte  sitczen ,  merglich  an  yren  aszloafiten  abegezcogen, 
auch  anszer  and  annszer  stat  Halle  gemeyne  bests  groszlich  geswecht 
wurdet  ^  Solliche  untruwe  und  anrechtliche  und  ungeburliche  hendele' 
and  thete  heischen  wir  auch  mitsampt«  dem  rathe  von  uch  verwandelt 
mid  verbust^  Hierauff  ist  unser  und  des  raths  zu  Halle  ernste  bege- 
roDge,  das  euer  iglicher  umb  obgenante  euere  ungöttliche,  ungetreu- 
liehe,  ungeburliche  handel  und  thete  bynnen  den  nechsten  acht  tagen 
sich  mit  uns  und  dem  rathe  vortraget.  Wan  wurde  iemandt  unter  euch 
80  törstig ,  frevelich  und  vermessen  sein  und  dem  also  nicht  thun,  den 
wollen  wir  mitsampt  dem  rathe  straffen  an  leib  und  gutte. 

II  <Uff  freitag  sent  Hertens  abent  (10.  Nov.)  zu  achten  hatunnszer  bi.  17* 
gnädiger  herre  von  Magdburg  nach  gestrigem  abescheide  sich  widder 
geyn  Halle  ins  closter  zu  sent  Mauritz  geftiget  und  hat  bey  sich  ge- 
habt die  hochgebomnen  fursten  hem  Steffan,  pftdtzgraven  bey  Reyn^» 
hertzog  in  Beyern,  hem  Waldemam  und<  hem  Magnuszen,  forsten  zu 
Anhalt,  hem  Albrechten,  gruven  und  hem  zu  Manszfelt,  und  hem  Bran, 
hem^  zu  Quemfiurt,  em  Bemde  Becker,  alden  cantzler,  Heynriche  von 
Amendorff,  Tile  Knobeln,  Hans  Eotzenn  und  ander  seyne  rethe  und 
manne  mehir.  Daseibist  sind  vor  seine  gnade  widder^  komen  vom 
rathe  Hans  Seile,  Hans  Hedderszen,  Hans  Loub  und  andere  des  raths 
obgerurt  und  die  pfenner.  Daseibist  hat  Hans  Czolner  verzcalt,  alsze 
sie  gesterae  von  seynen  gnaden  abegescheyden  weren,  als  hüte  widder 
vor  seyne  gnade  zu  komen  und  zu  den  stugken  und  gebrechen,  die 
seyne  gnade  gesteme  verzcelen  lasszen  hette,  zu  antworten,  bethen  sie 
seyne  gnade  und  auch  den  erszamen  rath,  ab  sie  vermochten  Hansze 
Waltheym  yr  wort  zu  redene,  das  seyne  gnade  und  der  rath  ym  das 
gönnen  wolden  ungeverlich  zu  thune.  So  wolden  sie  sulche  stugke 
verantworten  als  frome  luthe.  Damff  hat  unszer  gnediger  herre  und 
der  rat  antwort  geben,  man  hette  Hansze  Waltheym  und  die  andem, 
m  den  geboten  seynde,  zu  yn  komen  lasszen,  uff  das  sie  desto  genug, 
lieber  mochten  geantworten,  und  wolden  Hansze  Waltheym  gunnen,  yr 
wort  zu  reden,  und  das  sie  wolden  gelymplich  lasszen  reden.  Dar- 
nach sint  die  bommeister  obgnant  mit  den  pfennem  gemeyn  vor  nn- 
szera  gnedigen  hem  und  den  rath  komen,  und  Hans  Waltheym  hat  ver- 
zcdt» ,  syne  gnade  hette  gesteme  funff  gebreche  ||  in  der  regirung  des  Bl.  17^ 

•■  «fetter  furehte,  ao"  h.  H.      >>  fehlt  In  der  haU.  Himdaehrlft.      «  „beMbwerett  wlrdt"  b.  H. 

*  „HMfilmtg»*'  h.  H.  •  ..initt*'  h.  H.  <"  hier  ichlleist  dlemr  Thefl  der  Handachrlft  und  twmr  nH 
der  NotU  anter  der  letzten  Zelle  der  Seite:  Verclemng  dM  su  hoch  venlagenn  ist.  ^  hier  befftant 
die  magdeb.  Handiehrift  wider  Bl.  17*.    *»  ,^tc.  herm  Waldemar"  h.  H.    ^  fohft  in  der  han.HiMtebf 

*  Mut  In  der  halL  HaadMhr.      ^  ,/iirder**  h.  B.      "*  „dM**  h.  H. 


1<M  Marcus  Spittendorff. 

tals  yn  farhalden  and  ieszen  lasszen.  Nu  weren  yn  von  seynen  gna- 
den im  dosier'  zum  Nuwenwergke  etliche  gebreche  in  eyner  zcedeln 
verzceichent  ubergeantwort,  wolden  sie  gerne  wysszen,  zu  welchen  ge- 
brechen sie  antworten  solden. 

Darnff  hat  nnszer  gnediger  herre  yn  sagen  lasszen,  die  gebrecheoi 
die  yn  gesteme  furgehalten  weren,  das  wem  die  selbten  gebrechen, 
die  yn  zum  Nuwenwergke  verzceichent  ubergeantwort  weren,  und  be- 
treffen alles  die  regirnng  des  tals  und  betten  die  vorlangist  gewogt 
nnd  wüsten  die  auch  nach  wol.  Sandern  als  yn  die  gebrechen  gestern 
vorgehalden  weren,  die  weren  derer  und  eygentlicher  oszgedrugktL 
davon  mochten  sie  zu  den^  antworten,  die  solden  yn  auch<^  szo  vil  und 
offte  yn  noit  were,  geleszen  werden.  Daruff  hat  Hans  Waltheym  for. 
der  geret,  die  gebrechen  weren  sie  hoch  betreffinde*^  und  langiten  yn 
an  sele,  ere,  lip  und  gut,  und  der  gebreche  were  fast,  und  betten  auch 
fast  stugke  in  sich.  ^  wolden  sie  gerne  gnuglich  darza  antworten} 
so  betten  sie  der  zceif"  nicht  wol  alle  behalden,  so  weren  sie  auch 
von  kurtzer  gedechtnisz.  Davon  szo  bethen  sie  seyne  gnade  und  auch 
den  rath,  das  ^  yn  die  gebreche ,  eyn  gebreche  nach  dem  andern,  ge- 
leszen mochten  werden,  und  das  eyn  zum  ersten  vorgenomen  wunle 
nnd  darnach  eyn  ander,  nnd  das  in  itzlichen  gebreche,  szo  vil  stugke 
der  in  sich  bette ,  eyn  stugke  nach  dem  andern  geleszen  wurde ,  nnd 
dann  pausiret,  daruff  sie  dann  antworten  wolden.  Und  szo  sollich 
stugke  verantwort  were,  das  dann  forder  geleszen  wurdet  und^  dann 
BL  18*  so  forder  bisz  zu  ende  eyns  gebrechens  nach  dem  ||  andern.  Wan  sie 
hofften  und  zcwivelten  auch  nicht,  sie  wolden  zu  den  gebrechen  allen 
antworten  als  frome  luthe.  Und  wue  seyne  gnade  und  den  rath  wurde 
bedungken,  das  sie  nicht  gnuglich  antworten,  wolden  sie  forder  ant- 
worten. Sollichs  ist^  von  unszerm  gncdigen  hem  und  dem  rathe  yn 
alszo  zugegeben,  und''  darauff  der  erste  gebreche  umb  die  vier  ver- 
slegere vorgenomen  und  angehaben  zu  lesene  an  dem  ende  und  an 
den  Worten :  „wann  es  haben  die  selbten  Vorsteher  nach  uwerm  der 
bommeister  und  scheppen  willen  zu  vil  usz  den  bomnen  fronen  las- 
szen,  das  sie  dann  szo  vil  und  manchfaldig'**  etc. 

Uff  den  gebrech  hat  Hans  Waltheym  von  der  pfenner  wegen  ge- 
antwort,  es  habe  umb  die  Vorsteher  die  gestalt,  das  die  bommeister 
und  scheppen  kieszen  zcwene  Vorsteher  usz  den  scheppen,  und  die  ge- 
wergken  kyeszen  zcwene  usz  yn,  die  selbten  musszen  zu  yrem  ampte 
harte  eyde  thun,  das  sie  yr  ampt  getrawelich  verbegen  wollen.  Dies- 
sdbte  nemen  die  fronesole  nff  und  bestaten  die  und  halden  davon  des 
tals  noit.  Was  dann  alszo  gefronet  und  was  davon  uszgeben  wirdet 
in  des  tals  noit  an  allen  stugken,  der  vile  ist,  schribet  der  bomschri- 
ber  yn  eyn  register  und  thut  davon  rechinschafft  vor  bommeistem, 
scheppen  und  gewergken,  und  wisten  ^  nicht  eynen  zcober  adder  eynen 

*  am  Rande:  Bekennen  die  gebreche  Toncelehent  vbirgegeben.  ^  f»djtta*'  h.  H.  «  Mut  in 
der  ball.  Handeohr.  ^  ,^  hoch  hetreffen'*  h.  H.  •  ,^tuoke"  h.  H.  <"  die  haU.  Haodaehrifl  hat  hier 
noch  ,^**.  v„^ndt  sie  Anttwortten  möchten"  h.H.  ^  „Tndtdat"  h.H.  ^  ,M  Um''  h.  H.  k  ,,004'* 
fehlt  in  der  balL  HandMhr.    ^    „au  viel  mannlchfaltiglL*'  h.  H.      »  „wntten  Jhe*'  h.  H. 


1475  November.  107 

troppen  sole,  der  Id  yren  smiderlicheii  notz  kome.  Das  die  fronescde 
sich  aaeh  von*  den  obirsten  mgeslagen  wurde,  da  were  ym^  nicht  von 
wiazUch,  sundeni  er  sagte  vor  sich,  er  hette  die  zceit,  die  er  gesoten 
bette,  der  gerenthe  am  wenigsten  gehabt  Meynte  andi  nicht  andei& 
die  YCNTStelur  nemen  die  sole  bezcalt,  und  wnste^  auch  nicht,  das  die* 
bey  II  ymande  ninbezcait  stehene  blebe.  Es  wurden  anc^  etzüche  BL 18^ 
esszen  and  coUatien  gemacht,  die  geschegen,  als*  vor  alder  gewest 
were,  und  hofften  nicht  obirmesszig. 

Als  seyne  gnade  und  der  rath  heischen  von  den  vorgangen  jaren 
rechenschafft,  alsze  erboten  sie  sich  zn  soUicher  rechinschafit  nnd 
wem'  darzn  willig,  und  der  bomschriber  solde  die  thnn,  wann  man 
die  haben  wolde.  Umb  das  gelt,  bnsszen  die  stat  bie  die  ebtischyn 
zn  Glonch  ^  bracht,  hette  es  die  gestalt,  wer  eyn  pfenner  werden  wolde» 
der  moste  achtzig  gülden  geben,  der  reichte  man  virzoig  dem  rathe 
ii£b  rathnsz,  die  andern  virzigk  behalden  sie,  davon  mOchten  sie  yn', 
yren  wibem  und  kyndem  esszen  machen^  nach  lote  der  wilkor^.  Sol- 
lieh  gelt  betten  sie  na  etzliche  jhar  gesammelt,  ab  sichs  begebe,  das 
^^  yrgent  hynzu  tagen  ^  schicken  solden,  das  sie  nicht  szohyn  loogen, 
sondern  aoch  was  darzo  geschickt  wem  and  was  danro  betten ,  dasz 
were  na  ^  nicht  ein  grosz  gelt,  and  meyot^  das  nicht  ober  achthondert 
golden  were  and  villicht  ehir  darander. 

Uff  solche  erzcdonge  haben  annszer  gnediger  herre  ond  der  rath 
zo  der  rechinschafft  eynen  tag  emant  off*  den  nehsten  dinstag  darnach 
(14.  Nov.)  xdb  rathasz  zo  Halle,  darzo  annszer  gnediger  herre  seyne 
rethe  schicken  wolde,  ond  das  die  der  bomschriber  nicht  alleyne  thon,  son. 
dem  sie  mitte  darbey,  bommeyster  ond  Vorsteher,  die  des  zo  thon 
betten"^,  schicken  solden,  worde''  sich  dann  osz  der  rechinschafit  fin- 
den, das  geborlich  gehandelt  ond  gethan  wurde,  blebe  es  wol  darbie. 

Aber  der  rath  hat  reden  lasszen  ||  der  gerenthe  halber.  Es  were  Bl.  10* 
vor  eynem  jhare  vor  onszerm  gnedigen  herrn  off  dem  rathosze  zo 
Halle  zogesagt,  das  nymant  mehir  gerenthe  haben  solde,  dann  zwey. 
Aber  es  were  szo  nicht  gehalden  worden^ ,  sondem  die  obersten  betten 
die  besten  ond  meysten  gerenthe  gehabt ,  sie  wosten  aoch  wol ,  das 
etliche  arme  gesellen  ander  yn^  von  yren  gerenthen  gedrangen  we- 


ren' 


Damach  ist  der  gebrech  amb  die  vier"  verslegere  gelesszen  wor- 

*  ,4Uieh  nn  den**  h.  H.  ^  „inen^*  h.  H.  ^  ,^nden,  wen  die  lotüe  wer  besalu.  Vndt 
wiston'*  -  h.  H.  ^  ,^"  h,  H.  •  ,^e«  «1**  h.  H.  '  „wmron"  h.  H.  »  „machen  ile  Ihren"  h. 
Budaehr.  ^  fehlt  in  der  hall.  Handschrift,  ^  „tage"  h.  H.  ^  nime"  h.  H.  1  ,,meinte"  h.  H. 
■  .Jiaben''  h.  B.  »  ,,wnnlen'*  h.  H.  '>  fehlt  in  der  hall.  Handaohr.  P  itaU  „nnder  yn'*  hat  die 
hau.  Handachrift  „wurden".      ^  fehlt  in  der  haU.  Handachr.      '  „die  voraohlcger"  h.  H. 


^  Aebtirain  des  Jnngfrauenklosters  zu  St.  (Georgen  in  Glaucha  war  damals  nach 
Dr.  L  808  Clara  Studens. 

2  Vgl.  hierüber  Neue  Mitth.  I^  S.  84  .  .  .  „des  sollen  die  bommeiBtere  seoh- 
ezig  gülden  dem  rathe  dar?on  reichen  und  gebin^  das  selbige  gelt  sal  der  rath 
keren  in  den  gemeynen  nutcz,  und  von  den  andim  czwenczig  gülden  mögen  sio 
oren  gewerken  essin  von  machen,  so  forderst  sie  können  und  mögen." 


108  Marcus  Spittendorff. 

den.  Daniff  hat  Hans  Waltheym  geret,  umb  die  verslegere  bette  es 
die  gestalt,  dasz*  die  bornmeister  und  scbeppen  etc.  setczen  darzu,  wne 
sie  die  best^  krigen  konden,  nnd  konden  sie  burger  darzu  bekomen, 
sie  wolden  die°  gerne  darzu  nemen.  Wann  sie  aber  der  nicht  geha- 
ben konden,  musten  sie  nszwendige  und  nemen,  wen  sie  konden.  Sie 
bilden  yr  auch^  nicht  darza,  yn  zu  vorslahene  zn  onglichem  und  an- 
redelichem  gewynste,  sundem  wann  sie  nffgenomen  wurden,  mosten  sie 
zn  yrem  ampte  harte  eyde  thun,  das  sie  den  hem  recht  than  wolden, 
den  gewergken  recht  thun  wolden  und  den  knechten  recht  thun.  Sie 
betten  yr  auch  nicht  darzu  gehalden^,  das  sie  nach  yrem  willen  ver- 
slahen  solden.  Sie  haben  auch  uff  die  zcedil  der  verclerung,  das'  un- 
billich'  und  zu  hoch  yerslagen  were  an  holtze,  kothzcynsze  und  andern 
stugken  nach  luthe  der  geleszen  zcedeln,  das  in  eynem  kothede8.)are8, 
szo  man  drisszig  wochen  und  die  woche  46  werg  sSthe,  das  in  eynem 
kothe  uff  zweyhundert  und  59  ^  alt  schog  lauffen  solde,  reden  lasszen^ 
yn  were  von  sollichem  zu*  hoen  verslahen  nicht  wysszentlich:  das  vor- 

fil.  19^  slahen  ||  stunde  bey  den  verslegem,  sie  betten  sie  nicht  geheisszen 
zu  hoch  adder  alszo  zu  yerslahene.  Hetten  sie  auch  gesagt,  sie  wem 
yre^  knechte  und  musten  nach  yrem  willen  verslahen,  darane  hetten 
sie  zu  mylde  bericht  Mochten  sie  doch  wol  vor  die  thoer  und  yn  die 
gasszen  gehen  und  hetten  gute  achtung  uff  den  kauff  des  fenrwergks. 
Mochten  sie  doch  auch  wol  kothe  zu  sich  nemen  und  etliche  werg  sie- 
den und  darnach  verslahen.  Sie  meynten  auch  nicht,  das  es  szo  hoch 
uff  2Ö0  aide  schog  louffen  solde,  wann  yr  eyn  liessze  sich  wol  an  150 
alden  schocken  oder  weniger  an  seynem  sieden  eyn  gantz  jhar  genü- 
gen ,  und  was  hiran  seyn  mochte,  were  ane  yre  bewust ,  das  sie  sag- 
ten bey  den  eyden,  die  sie  seynen  gnaden  und  dem  rathe  gethan 
hetten. 

Damach  ist  der  dritte  gebrech  umb  dasz  unglich  saltzlsieden  ge- 
lesszen  wurden.  Daruff  hat  Hans  Waltheym  gereth ,  es  were  an  yn 
nach  yn  yrer^  macht  nicht,  wann  sie  konden  die  wirgker  im  tale  dar. 
zu  nicht  brengen.  Auch  szo  were  es  nicht  wol  zu  thune,  wann  es  ge- 
fiele"^ yn  eynem  kothe  besszer  saltz,  dann  im  andern,  die  kaltleger  qwe- 
men  offte  davon  zu,  das  man  vil  saltzes  stehne  bette,  auch  das  man 
bewielen"  die  folge  mit  dem  feuerwergke  nicht  hatte;  sie  weren  auch 
der  wirgker  darzu  nicht  mechtig,  wann  sie  hetten  yn  vor  etlicher  zceit 
etlich  gebot  gethan  des  siedensz  halben,  da  hetten  sie  alle  orloub  ge- 
nomen  und  den  tal  stehen  lasszen. 

Daruff  ist  vom  rathe  <>  gereth  wurden,  das  unglich  saltz  sieden  qwe- 
me  am  meisten  zu  von  dem^  unglich  giesszen,  und  von  dem   unglich 

BL 20*  giesszen  qweme  dann  das  kleynne  saltz,  ||  und  das  kleynne  saltz 
söthen  gemeynlich  mehir  die  obirsten  und"*  riechen,  dann  die  armen, 

*  tthXi  ta  der  halL  Handaohr.      ^  »,wo  sie  die  betten"  h.  IL      ^  ,^e"  h  H.      ^  «notwendige 
nemea  ,    waa  de  zwingen  ir  anch"  h.  H.      «  ,,dar  tu  halten*'  h.  H.      '  ,4m"  h.  H.      ff  ..vnbiUielM"* 
h.  H.      »»  ^Vm**  h.  H.      *    felüt  in  der  hall.  Hwidtclir.      k  „yrer"  m.  H.      »   ,,winer**  h.  H.      m 
,4tele"  h.  H.       »  Mbinreylen"  h.  H.    »  „thale"  h.  H.      P  fehlt  In  der  hall.  Bandiohr. 
mehr  Tndt  die'*  b.  U.  <i  »»Oberst^ 


1475  November.  109 

mMl  dann  worden  kaltleger  gemacht,  bisz  das  die  yr  deyne  saltz  auch 
verkonffi;  betten.  Das  die  wireker  orloub  genomen  betten,  das  were 
qme  andere  sacbe  gewest,  das  sie  uff  eyde  betten  sollen  sieden,  des 
sie  nicbt  betten  tbun  wollen,  sondern  die  wireker  betten  sieb  erbotben, 
sie  wolden  die  sole  von  den  jnngkern  geantwort  nennen  und  giesssen 
zum*  wergke,  szo  yil  yn  befoblen  wurde ^,  und  yn  die  sole  berecben, 
wurde  dann  den  jungkem  an  der  sole  was  feien  adder  gebreeben,  wol- 
den sie  yn  bezealen,  des  betten  sieb  die  wirgker  abuso  erbotben.  Der 
rath  bat  aueb  furder  gesagt,  sie  betten  sieb  auff  die  zceit  erboten, 
wem  yn  die  wirgker  ungehorsam  und  wolden  es  nieht  balden,  als  ge- 
barlich  were,  sie^  wolden  yn  bebulffen  seyn,  sie  gehorsam  zu  machen, 
das  tete  der  rath  nach  wol,  wann  sie  darumb  ersucht  wurden. 

Hat  Hans  Waltbeym  forder  daruff  gered,  es  were  alszo,  der  rath 
bette  sich  des  doczumal  erbotben,  sie  nemen  das  auch  nach  an,  ab  yn  die 
knecdite  im  tale  ungehorsam  wurden,  das  yn  der  rath  dann  bebulffen 
were. 

Uff  das  virde  stugke  des  gebrechs,  das  das  saltz  von^  bornmei- 
Stern  und  scheppen  nicht  besehen  nach  gemesszen  wurde  etc.,  daruff 
hat  Hans  Waltbeym  geredt,  es  were  vor  etlicher  zceit  ye  gemesszen 
worden,  aber  yn  etlicher  zceit  mochte  es  nicht  gesehen  seyn.  Mochte 
anch  davon  wol  nacbbleben  seyn ,  das  es  villichte  die  wii^ker  in  den 
kothen  nicbt  gerne  mochten  haben  dulden  wollen,  so  auch  in  eym 
kothe  besser  saltz  gefile,  dann  im  andern.  ||  Ist  von  des  raths  wegen  Bl  20^ 
daruff  gereth,  es  mochte  bey  vier  jaren  das  saltz  eyns  gemesszen  seyn, 
aber  zuvom  viUicht  in  20  adder  30  jaren  nicbt,  were  auch  seder  dem 
mal  nicht  mehir  gemesszen  wurden. 

Darnach  ist  der  funffte  gebreche  gelesen  wurden,  umb  das  das 
saltz  zu  theare  gesatzt  wurde.  Das  saltz  wurde  gesatzt,  nachdem  die 
Yorslegere  verslugen,  wann  yn  geburte<»  uff  den  kouff  des  feurwergks 
achtung  zu  haben  und  darnach  zu  vorslabene;  so  wurde  dasz  schog 
boltz  anch  gantz  geringe  und  cleynne  gespalden  und  gehouwen,  so 
das  man  nu  mehir  schog  holtzes  zu  eynem  wergke  haben  muste,  dann 
yn'  vorzceiten  wol  gewest  were.  Hans  Waltbeym ^  bat  auch  geyn 
Heynriche  von  Amendorff  gereth,  wie  er  vor  etzlicben  jaren  mit  ym 
omb  soUich  deyne  boltz,  das  dotzumal*^  grave  Jurge  von  Anhalt  slahen 
lasszen*,  uff  eynem  tage  mit  ym  davon  gehandelt  bette,  das  soUichs 
eynen  grosszen  schaden  uff  sich  bette. 

Daruff  hat  Heynrich  von  Amendorff  widder  gesagt  ^  er  zcwivelte 
nicht,  er  wüste  wol,  was  er  ym  widder  daruff  gesagt  bette,  nemlicb 
die  gebure'  brechten  das  boltz  zu  margkte,  do  stunde  es  vor  ougen, 
nnd  hette  wol  zu  sehen,  was  darane  were,  und  were  das  boltz  clejmne, 
es  wurde  ym  darnach  abgekaufft,  und  muste  es  wol  darnach  kauffs 
geben. 

•  ^n  einem*'  h.  H.  »»  „wirdt"  h.  H.  «  „So"  m.  H.  •*  „v.  den"  h.  H.  •  .^horte"  h.  H. 
'  MOt  in  der  hall.  Handaehr.  «  „HaU  WalUhetin  anch"  h.  H.  "  „xu  dem  mahl"  h.  H.  *  „whlan 
tastt  liMen"  h.  H.      ^  ,j|eaatworttet"  h.  H.      1  „der  baner  brechte"  h.  H. 


110  Marcos  ^ittendorff. 

Der  rath  hat  auch  reden  lasszen,  der  rath  qweme  davon  in  ge- 
rächte, ab  zu  gezceiten  das  feurwerg  wol  gnts  kanffs  were,  szo  bie- 
ben sie  glichwol  nff  dem  theuren  kaufiTe  des  saltzes  stehne,  davon 
wurde  der  rath  in  andern  landen  bemchtiget,  dasz  der  rath  keyn  nfif- 
sehen  daraff  tete ,  und  wann  das  fenrwergk  wolfeile  were ,  solde  man 

Bl.  21  *  dem  saltze  auch  was  abesetzen,  wann  das  feurwcrgk  ||  nfisinge,  szo  wurde* 
das  saltz  wol  hocher  gesatzt,  wann  aber  das  feurwerg  nicht  stege 
und  wolfeyle  wurde,  so  bieben  sie  gleichwol  bie  dem  uffstigen  und 
geben  das  saltz  gliche  theure. 

Nach  sollichen  antworten  und  auch  inreden  obgerurt  haben  unszer 
gnediger  herre  und  der  rath  eynen  abescheit  gemacht,  das  uff  dinstag 
(14.  Nov.)  die  rechenung  uff  dem  rathusze  gehört  solde  werden ,  und 
nach  der  verhorung  und  ubersehunge^  szo  wolde  seyne  gnade  und  der 
rath  yn  furder  yre  meynungk«'  zu  vorstehne  geben. 

Damach  hat  unszer  gnediger  herre  durch  em  Bernden,  den  alden 
cantzler,  reden  lasszen  geyn  bommeistem  und  pfennem  gemeyn  in 
sullicher  form:^  erszamen,  lieben  frunde,  —  als  der  zcedel  himach 
uszwieszet,  —  euch  lieben  frunde,®  komet  unszerm  gnedigen  hem  vor, 
wie  yr  seyne  gnade  zu  reden  setczen  und  sagen  sollet,  seyne  gnade 
solle  uch  grossze  verkurtzunge  thun ,  uch  auch^  wollen  brechen  uwer 
altherkomen  und  privilegie,  wie  die  wort  mögen  ergangen  seyn.  Da- 
rauff  heist  seyne  gnade  sagen,  das  yr  ym  ungutlichen  daran  thnt, 
syne  gnade  wolde  uch  adder  ymande  ungeme^  verkurtzunge  thunader 
uwer  privilegia,  die  yr  von  synen  vorfam,  ertzbischoffen^  und  capittel, 
hettet,  brechen,  wann  seyne  gnade  lenger  dann^  vor  eynem  jare  uch 
vermant  hat,  ab  ir  privilegie  hettet,  die  vorzulegene;  es  ist  auch  vor 
seinen  gnaden  lenger  dann  vor  einem  iare  durch  Benedictus  Pulken  ^ 
seligen,  dotzumal  uwem  bommeister,  uff  dem  rathusze  zu  Halle  geret, 
yr  hettet  keyne  privilegie,  snndem  es  solden  seyn  etliche  zcedeln  et- 

Bl.  21^  lieber  betheidigungen*^  der  von  Magd  bürg  ^^und^Brunszwig  etc.;  ||  seyne 
gnade  hat  seyner  vorfarn  und  seynes  capittels  brive  gehalden  als  eyn 
iromer  fürst,  dengkt  das  mit  gots  hulff  auch^  forder  znl^thune;  wer 
sich  aber  ungeburlich  gehalden,  seynen*gnaden  und>»  seinem  stiffte 
abegezcogen  hat,  das  ist  dar  an  tag  gelegt, i"  sal  anch^ forder  wol 
offinbar  an  tag  geleget  werden.  Syne  gnade  solde  sollicher  überrede  <> 
von  uch  billich  uberig  seyn,  so  als  yr  seyne  geholte,  gesworne  burger 
und  darzu  seyne  lehenmanne  seyt,  sollichs  dengke  seyne  gnade  alszo 
nicht  zu  dulden. 

*  .^nch"  h.  H.  ^  dor  f.Recbntiiige  ober  sitzimgen,  so  wolde"  h.  H.  ^  „tneynugk"  m.  H. 
d  ^eln  lolchc  form'*  h.  H.  ®  „es  komptt**  h.  H.  '  „vndt  euch"  h.  H.  sr  „vngeme  Jemandt"  h.H. 
**  Mbischoffen"  h.  H.  '  ,|Waii"  h.  H.  ^  „etsUche  beteutunge*'  h.  H.  ^  fehlt  in  der  b.  Haadachr. 
"  fehlt  in  der  balL  Handsohr.    °  „du  ist  am  tage"  h.  H.      »  ,^lehe'öbrige''rede"rh.  H. 


i  Benedictus  P.  1444  Bommeister  imRath,  ebenso  1448,  1453,  1456.  1460, 
1463,  1466,  1469,  1473.  Matthes  P.  erscheint  1446  an  zweiter  Stelle  im  engem 
Rath  und  ebenso  1451,  1458  nimmt  er  den  dritten  Platz  ein,  1462  wider  den  lEwei- 
ten.     Klaus  P.  war  1477  Bornmeister  im  Rath. 


1475  November.  111 

*  

Daniff  hat  Hans  Waltheym  geredt,  snllich  rede  were  yn*  er- 
schrecklich zu  hören,  hoffte  ye,  das  keiner  ander  yn  were,  der  so  ver- 
gesszen  were  gewest,  das  er  eyn  solchs  gethan  hette.  Er  sagte  auch 
bie  den  eyden,  die  er  seynen  gnaden  gethan  hette,  das  er  des  an« 
sohnldig  were,  und  szo  ym  ^ot  unszer  herre  seyne  yemunffl:  furder 
Uesse,  wolde  er  das  furder  woT  yerwaren.  ^  Aber  uff  privilegie,  davon 
in  den  reden  berurt  ist ,  hat  er  nichts  gered  und  daraff  eyn^swigen 
gethan.« 

Uff  den  obgerurten'^  firitag  sent  Hertens'  abent^  hat  unszer  gne. 
diger  herre  Heynrichen  von  Amendorff  und  Vincencien  Nuwemeister 
off  dem  rathusze  zu  Halle  gehabt,  da  sint  die  vier'  verslegere  verbot 
gewest,  der  drie  komen,  und  eyner  nicht  inheymisch  gewest  ist^  Do- 
seibist  sint  sie  gefraget  wurden ,  ab  sie  auch  uff  dem  verslahene  blie- 
ben wolden,  als  sie  nehist  verslagen  betten,  das  dann  verzceichent  ge- 
west und  yn  geleszen  ist. 

Daruff  haben  die  drie  gesagt,. sie  betten  nehist  ym  tale  alszo  ver- 
slagen, das  sie  dann  vor  yn^  auch  alszo  gethan  betten,  und  wolden 
aaeh  uff  dem  versiahen  also*  blieben  und  des  bekentlich  seyn.^  Sie 
haben  auch  Airder  gesagt,  sie  weren  umb  Unser  Lieben  Frauen  tag 
Nativitatis  ||  nach  dem  hellischen  marckte^  nehistvorgangen  erst  an  BL22* 
das  ampt  komen,  und  do  sie  eyde  gethan  betten,  betten  yn  die  bom- 
meister  gesagt,  sie  mochten  es  halden,  als  es*  die  alden  verslegere 
vor  yn  gehalden  betten,  da  hetten  sie  sich  nach  "^gerichtet  und  versla- 
gen, als  die  zuvorn  verslagen  hetten. 

Den  seihten  ist  orloub  gegeben  bisz  uff  eyn"  widdervorbe- 
scheyden. 

Uff  dinstag  nach  Martini  (14.  Nov.)  hat  unnser  gnediger  heiTe 
seyne  rethe  uffs  rathusz  zu  Halle  geschickt  der  rechinschafft  halben 
der  bommeister  und  Vorsteher  nach  dem  abescheide  letzst  zu  sent 
Mauritz.  Doseibist  haben  Claws  Schaffstete,  Laurentz  von  Rüden  und 
Peter  Spiesz,  bommeister,  und  Bussze  Blume,  Heyne  Brachstete,  Claws 
Radolff  und  Symon  Botticher,*»  vorstehir  von  dem  74.  jare,  als  man 
schribet  nach  der  gehurt  Cristi  unszers  hem  der  mynner  zcal,  und  dar- 

za  auch  von  eynem  virteil  jares ,i^  und  die  summe  von  der  uff- 

name  ironesole,  amptsole,  amptpfannen  und  andere  uffname  ist  gewest 
nnhenhundert  sobennndachtzig  schog  und  29  groschen,  und  die 
summe  der  uszgabe  ist"^  gewest  974  schog  und  funff  groschen,  und  des 

*■  ^tae**  h.  H.  „^  bew«ren'*  h.  H.  ^  hier  am  Rjuide:  „uff  privllegle  iwlgen  gehalden*'. 
Dieee  Worte  finden  rieb  In  der  ball.  Handichr.  nicht.  ^  „obgeeehrleben  h.  H.  «  .«Matheot'*  m.  H. 
^  fehlt  In  der  haU  .Bandaohr.  f  fehlt  in  der  hall.  Handeehr.  ^  „Torhin*'  h.  H.  i"  die  Worte  feh- 
len In  der  h.  HandMhr.  ^  „wie  die''  h.  H.  »  ,^ie  hetten  rieh  darnach"  h.  H.  **  „einen**  h.  H. 
*  «yBolcher**  h.  H.  P  der  Satx  ist  nnvoUstlndig  nnd  twar  in  beiden  Handechriflen.  4  die  Worte 
TOQ  „geweet"  an  bis  lüertier  fehlen  in   der  ball.  Handeehr. 


1  Vgl  S.  105. 

3  Der  noch  heut  begehende,  mit  dem  8.  Sept.  beginnende  Markt  w&hrte  ur- 
iprOngUch  eine  Woche.    Dr.  II.  334,  485 «, 


112  Marcos  ^ttendot£ 

nberloiifilSy*  das  die  anrnme  der^  offhame  die  summe  der  uszgabe  aber- 
treten haty  ist  13  schogk  und  24  groschen.  ^ 

Uff  suiliehe  rechinschafft  ist  den  gnanten  ^  bommeistem  und  ror- 
stehem^  gesagt,  man  wolde  die  register  der  rechinschafft  übersehen, 
und  wann  yn  wider  bescheyden  wurde,  das  sie  dann  vorqwemen,  dann 
solde  yn  unszers  gnedigen  hem  und  des  rats  meynung  wol  zu  erken- 
nen geben  werden. 

Haben  sich  darnach  die  bommeystere  erbothen,  den  uberlonfflk  von 
sich  dem  rathe  zu  antwortene.  Daruff  ist  yn  gesagt,  das  der  rath  des 
nach  nicht  uffhemen  wolde,  sundem  es  solde  damitte  bestehene  blie- 
ben, wann  szo  man  yn  widder  bescheiden,  wurde  yn  daruff  des  raths 
BL  22^  II  meynung  auch  wol  fbrder  zu  vorstehene  gegeben. 

Damach <^  haben  Drewis  Fischer^  und  Sander  Dragkenstete ^  von 
dem  73.  jare  der  myner  zcal,  do  Benedictus  Pulgke  seliger  mit  yn 
bommeister  gewest  ist,  und  Fanwel  Roycz,  Jurge  ßussze ,  Tile  Eonig- 
stal  und  Sander  Wagauw,  Vorsteher,  durch  den  bomschriber  rechin- 
schafffc'  gethan,  und  die  summe  der  ufiname  ist  an  fronesole,^  ampt- 
sole  und  anderm*^  gewest  1045  schog  und  2  aide  groschen,  und  die 
summe  der  uszgabe  ist  gewest  1038  schog  und  ö3*  groschen,  und  des 
uberloufflfcs,  das  die  ufiname  die  uszgabe  übertreten  hat,  ist  gewest  6 
schogk  und  9  aide  groschen. 

Uff  sulche  rechinschaflt  ist  auch  den  seihten  bommeistem  und  vor- 
Stehern  gesagt ,  inmassen  den  andem  gesagt  ist  wurden  \     Disz  sint 

^  „oblAufftl«''  h.  H.  «>  ttatt  „der"  In  der  haU.  Huidiohr.  „vndt".  «  „berorten"  h.  H.  «»  „tot- 
lohkigera"  h.  H.  «  ,,der  Batth"  h.  H.  '  »^rechnang"  h.  H.  ff  „freyiohle"  b.  H.  ^  itatt  der 
letiten  beiden  Worte iteht  In  der  halL  Handschr.  „Amp^fSumen".  ^  „LHII.g."  b.  H.  ^  „6  ecbogmid** 
feblt  in  der  balL  Handaehr.  *  Bl.  Si^entbält  nor  80  Zeilen,  dM  folgende  ist  guu  leer,  lo  dmas  der 
Text  ent  BL  M*  wider  beginnt. 


1  Hier  ist  die  Öfter  erwähnte  Chronik  zu  Wernigerode  theilweise  ansfÜhrUcher, 
Bl.  278  b ....  „quamen  die  rathem  und  die  zu  dem  rathe  zu  sture  waren  gegeben, 
onde  unsers  gnedigen  hem  rathgeben  Heinrich  von  Ammendorff  und  Yincendus 
Nawmeister  und  die  bommeister  von  zcwen  jaren  und  auch  die  vorstender  von  zcwen 
jaren  uff  das  rathauss  und  [die]  wircker,  die  burger  waren,  unde  auch  die  vorBchle|[er 
und  bomknechte  ein  teils.  Do  wart  gerechent  die  ufihabe  der  fronsohle  ein  jar, 
die  Uff  uff  tusent  fuUe  schock  und  etüche  schock  darboben.  Item  die  aussgabe 
in  des  tals  nott,  die  liff  auch  uff  tausent  schock  und  etliche  schock  mynner.  So 
verbleib  das.'* 

3  Drewes  F.  scheint  einer  der  hervorragendsten  Pfänner  gewesen  zu  sein. 
Wir  finden  ihn  schon  im  J.  1456  als  Mitglied  des  engem  Raths  und  ebenso  1459; 
1461  ist  er  Bommeister,  1464  sitzt  er  wider  im  engem  Rath;  1465,  1469,  1473  ist 
er  Bommeister  und  1467  gehörte  er  dem  eueren  Rathe  an.  Schon  vor  ihm  sitzt 
1460  und  1468  Heinrich  Äscher  in  der  zweiten  Rathsstelle,  also  unter  den  P&n- 
nem.  Doch  kommt  der  Name  Fischer  1450 — 1460  auch  unter  den  Meistern  im 
Rath  vor. 

<  Sander  D.,  ein  Pfilnner,  gehörte  dem  Rath  1462  als  Bommeister  an,  er- 
scheint 1469  in  der  zweiten  Stelle  des  engem  Rathes  und  war  1478  Bommeister. 
Er  wohnte  auf  dem  Alten  Markte.  Von  1447—1462  findet  sich  Hans  Drackenstedt 
im  engem  Rath  und  unter  den  Bommeistem.  Noch  früher  1427  —  1459  kommen 
Tile  Dtackenstedt  und  Degenhiu*d  Dr.  unter  den  Meistem  des  Raths  vor,  der  erstere 
gehörte  der  Morizpfiure  an ,  war  also  wol  ein  Vorfahr  Sander  Drackenstedts.  Vgl. 
Dr.  n.  Gen.  Tab.  S.  30. 


1475  November.  HS 

QDSzer  Johanses,  von  gots  gnaden  ertzbischoves  zu  Magdbarg  etc., 
and  rathman,  meister,  innangen  nnd  gemeynheyt  za  Halle  inrede 
Widder  die  antworte,  die  yr  bommeister,  scheppen  and  pfenner  ge- 
meyn  darch  Hannsze  Waltheym,  nwer  mittegewercken,  äff  unnszer  ge- 
breche hir  im  closter  zu  sent  Maaricz  erzcelen  lasszen  habt.-^.i 

Zorn  ersten  äff  anszem  dargelegten*  gebrech  eaer^  vermeynten 
vier  vorstehir  halben  habt  yr  re^ien  lasszen,  das  die  vier  vorstehir 
harte  eyde  za  yrem  ampte  teten,  die  seihten  nemen  die  fronesole  äff 
and  bestatten  die  and  bilden  davon  des  tales  noit,  davon  der  bom- 
schriber  vor  bornmeistem,  scheppen  and  gewergken  rechinschafft  tete; 
ach  solde  aach  nicht  wyszlich  seyn,  das  sich  die  fronesole  von  ach 
den  obirsten  zageslagen  were  warden,  vermeyntet  aach,  die  sole  solde  ^ 
bie  nymande  ambezcalt  stehene  blieben*^,  es  solden  aach  esszen  and 
coUatien  gescheen,  als  vor  alder  gewest  were,  and  nicht  nbermessig, 
nnd  habt  ach  za  rechinschafft  erbothen  and  forder  gered  von  des  geldes 
wegen,  basszen  die  stat  bie  die  eptischynn  za  Gloach  bracht  etc.,  wie 
das  in  lengem  Worten  gelatet  hat. 

Daraff  ist  anszer  and  des  raths  inrede,  das  der  vier  vorstehir  eyde 
lynde  seyn,  das*"  erfindet  sich  nsz  yrer  lynden  and  angeburlichen  vor- 
stehnnge'  yres  ampts.  Wann  als  wir  na  rechinschafft  von  zcweyen 
jaren,  nemUch  dem  73.  nnd  74.  jare'  nach  nehistem  abescheyde  vor- 
boren lasszen  and  verhört  haben,  die  nnd  aach  ander  rechinschafffce, 
was  der  noit  seyn  wirdet,  wir  nicht  bie  dem  bomschriber,  sandem 
bey  ach  bommeystem^,  scheppen,  Vorstehern  and  gewercken  wysszen 
wollen;  erfindet  sich^  dar  asz  awem  registem,  das  die  sole  gar  an- 
glich bestatet  ist.  Wann  es  ||  erfindet  sich  asz  dem  register^  des  73.  jares,  Bl.  24^ 
das  Clawes  Schaffstete  der  mehir  dann  vor  47  scbog,  and  Clans  Ra- 
dolff  kaome  vor  5  schog  and  13  aide  groschen ,  nnd  Peter  Schencke 
mehir  dann  vor  63  schog,  nnd  Clawes  Maltitz  kaame  vor  10  schog, 
Jorge  Bassze  mehir  dann  vor  ö3  schog,  nnd  Eonigstal  vor  10  schog 
vorsothen  haben.  So  erfindet  sich^  asz  dem  register  des  74.  jares,  das 
Claas  Schaffstete  mehir  dann  far  67  schog  %  Bassze  Blame  vor  1  schog 
and  2  groschen,  and  Jarge  Bassze  far  59  schog,  and  Pauwel  Wittem- 
berg  far   6  schog  versothen  haben  >".    Als  man   dasz  and  farder  an- 

•  ,/len  gelegten"  h.  H.  ^  „morgen"  h.  H.  «  fohlt  hier  in  der  hall.  Handsohr.  *  ,^lte" 
h.  H.  •  „mdr*  h.  H.  '  „vorrtehungen"  h.  H.  »  jaren"  h.ii.m.  H.  *»„vndt"  h,  H.  S,alch8" 
h.  HandMhr.      ^  ^^  regiatem"  h.  H.      »  ,^ich«"  h,  H.      »  „vnndt"  h.  H.    »    „hatt"   h.  H. 


i  Diese  ganze  Replik  war  sicherlich  denPfilnnem  auch  schriftlich  übergeben  worden 
nnd  hat  vielleicht  den  Inhalt  einer  neuen  Verhandlung  am  Caedlientage  (22.  Nov.) 
gebildet.  Wir  schliessen  das  aus  der  betrefiFenden  SteUe  der  Chronik  zu  Wernige- 
rode Bl.  279":  Item  in  dem  LXXV.  jare  in  sanct  Cecilien  tage  wart  den  pfennem 
vorgehalden,  wie  sie  gebrechlichen  betten  geregiret  das  tal,  und  geantwort  zu  den 
schulden,  die  on  wart  schuldt  gegeben  in  sanct  Martens  abende,  und  on  wart  auch 
vcHrder  schuldt  gegeben  von  nnserm  gnedigen  herm  mitsambt  dem  rathe,  yne  das 
sie  betten  viel  verzert  in  der  pfenner  hone  imd  zu  dem  heiligen  bron  zu  ziehen 
u.  fl.  w.    Vgl  weiter  unten  Bl.  100  *. 

GeeflüchtKi.  d.  Pr.  SaehMn.  XI.  8 


114  Marcus  Spittendorff. 

glicheit^  nsz  den  registeni  wol  findet  ane  ander  gerenthe,  die  sich  von 
den  arbeiten!  im  tale  von  nch,  den  bommeistem  und  obirsten,  durch 
uwer  gewalt  zugeslagen  sint,  die  nch  die  knechte  haben  thnn  musszen, 
haben  sie  bey  der  arbeit  blieben  wollen.  Es  bliebet  auch  die  solevon 
etlichen  lange  ^  zceit  umbezcalty  davon  dann  merglich  schade  kommet» 
nnd  kommet  damsz  borg  bie<^  smeden,  seyler,  botticher  und  andern. 
Wann  so  die  sole  in  achte  adder  virzcen  tagen  darnach,  als  sie  ge- 
tragen were,  bezcalt  wurde,  konde  man,  was  man  bedorffte,  mit  berei- 
tem gelde  kouffen  und  bezcalen  und  dorffte  des  zu  bürge  nicht  theure 
annemen^.  Wir  finden  auch  in  dem  obgerurten  register*"  des  dryund* 
sobentzigisten  jares  eynen  merglichen  gebrech  in  dem ,  wann  die  uff- 
name  von  fronesole,  Niclawszsole  ^,  usztragesole',  amptpfannen  etc.* 
lou£ft^  uff  zcenhundert^  45  schog  und^  zcwene  aide  grosschen,  szo  erfin- 
det sich'  usz  dem  seihten  register,  do  die  jhennen,  mit  den»  die 
sole  bestatet  ist ,  verzceichent  sint,  548  schog  und>^  42  aide  groschen. 
Aber  man  kan  usz  dem  register  nicht  erlernen,  wie  die  sole  bestatet 
ist,  davon  die  ander  summe  geldes,  nemlich  496  schog  und  20  aide 
B1.25*  groschen,  herkomen  sey.  Szo  finden  wir  yn  dem  ||  register  des*^  vier- 
undsobentzigisten  jares?  deszglichen  eynen  merglichen  gebrech  in  dem, 
wann  die  uffhame  von  fronesole,  Nicclawszsole,  usztragesole^,  ampt- 
pfannen etc.'  loufft  uff  987  schock  29*  groschen;  so  erfindet  sich  usz 
dem  seihten  register,  do  die  jhennen,  mit  den  die  sole  bestatet  ist,  ver- 
zceichent sint,  593  schock  öO  groschen.  Aber  man  kan  usz  dem  reg- 
ster nicht  finden,  wie  die  sole  bestatet  ist,  davon  die  ander  summe 
geldes,  nemlich  393  schock  39^  groschen  herkommen  sey.  Solliche 
verborgene  und  uuverstentliche  rechenschaffte  wir  billich  vermerglich 
und  verdechtlich  halden^. 

Wir  finden  auch  in  der  uszgaben  ubermesszige  zcerung  und  kost, 
nemlich  vor  wyn  und  hier  in  den  obgerurten  beyden  registem  und 
auch  andern  registem,  als  yn  zcedeln  des  eyn  teyls  uszgezogen  und 
verzceichent  ist,  damitte  die  solgutter  beswert  werden,  die  man 
uch  sal  lesszen. 

Es  gibt  uns  auch  das  fioichen  und  wegkbringen  des  geldes  biedie 
ebtischynn  zu  Glouch  busszen  die  stat  eyn  grosz  anzceigen,  das  es 
nicht,  als  sich  gehurt,  gesamment  nach  umb  gutter  Sachen  willen  weg- 
bracht sey.  Wann  szo  das  geburlich  und  uff  gutte  Sache  gesamelt  wä- 
re, so  were  des  wegbrengens  heymlich  nicht  noit  gewest,  auch  bynnen 
der  stat  in  der  sacristien  zu  sent  Mauritz  in  besszer  vorwarung  ge- 
west, dann  zu  Glouch  busszen  der  stat. 

*  ,,viigUolikelt"  m.  H.  ^  „von  etsliohen  hmgen"  h.  H.  c  ^den"  h.  H.  ^  „beddrffte,  das 
nicht  so  borgen  vndt  theaer  annemen"  h.  H.  «  ,yden  obgerurten  registem"  b.  H.  ^  „vntragen 
Sole"  b.  H.  r  fehlt  in  der  ball.  Handschr.  ^^  „leaflfte"  h.  H.  >  „vndt"  h.  H.  ^  fehlt  In  der 
ball.  Handschrift.  1  „aichi"  h.  H.  ^  „dem"  h.  H.  "  fehlt  in  der  ball.  Handschr.  <>  fehlt  in  der 
bau.  Handichr.  P  „LXXml  Jahre"  ball.  Handschr.  4  „austragen  sohle"  h.H.  r  fehlt  in  der  hall. 
Handschr.      *  „XXX g."  h.H.      ^  „XXXI  g."  h.  H.      »  „vor  meroklich  vndt  wunderlich"  balLH. 


1  Ueber  die  Nicolaussole  vgl.  Hondorff  S.  20.  26.  (Dr.  I.)  Ebendaselbst  S.20. 
24.  26.  151.  wird  von  der  Austragesole  gehandelt. 


1475  November.  115 

Ussz  disszen  unszern  inreden  hat  meDiglich  zn  mercken,  das  sol- 
lich nwer  nechstgethanne  antwort  uff  disz  stugke  *  gantz  nicht  gnts 
grandes  hat,  nnd  behalden  uns  mitsampt  dem  rathe  hirinn  nnszer 
straffe. 

Zum  andern  male  habt  yr  uff  den  gebrech  der  vier  verslegere 
halben^  lasszen  antworten  nnd  reden,  das  yr  die  setczet,  szo  yr  die 
best^  krigen  kondet,  und  woldet  lieber  burger  darzu  haben,  dann  fremde ; 
so  yr  aber  der  nicht  gehaben  kondet,  mustet  yr  nemen,  wen  yr  ge- 
haben kondet.  Yr  bildet  yr  ||  auch  nicht  darzu,  uch  zu  vorslahene  zu  Bl.25^ 
ungleichem^  und  nnredelichem  gewynste,  sundem  sie  musten  harte 
eyde  zu  yrem  ampte  thun,  das  sie  den  hem  glich  thun  wolden,  den 
gewergken  glich  und  den  knechten  glich;  yr  habt  auch«  uff  die 
zcedel  der  verclerung  des  zu  hoch  verslahens  geret,  das  yr  des  nicht 
eyn  wyssen'  bettet,  das  yr  uch  dann  fast  hoch  uff  eyde,  die  yr  uns  ge- 
than  hettet,  anzcoget  etc.,  wie  nu  solich  uwer  antwort  in  lengem 
Worten  geluttet  hat 

Daruff  ist  unszer  und  des  rats  inrede,  das  yr  wol  burger,  die 
uns  und  dem  rathe  eydhafftig  weren  gewest,  hettet  krigen  können,  so 
yr  sie  hettet  haben  wollen,  und  hettet  sie  wollen  lasszen  ^  yr  ampt  ver- 
hegen,  als  geburlich  were  gewest,  unentsatzt^;  yr  habet  sie  auch  in 
3rrem  ampte  nicht  frie  gelasszen,  zu  verslahene  nach  yrem  eyde,  sun- 
dem yn  hertlich  und  scherffiich'  in  yr  vorslahen  gesagt,  als  himach 
berurt  wirdet  Die  verslegere  han  auch  musszen  versiahen  nach 
uwerm  willen.  Wann  als  yr  die  verslegere,  nach  itzund  geynwertig 
seynde,  nemlichen  Swartcze  Nickele,  Stöiben  und  die  andern  zcwene, 
yre  gesellen,  uffgenommen  habt  und  sie  von  uch  underwieszung  gebe> 
ten  haben,  wie  sie  sich  yn  yrem  ampte  halden  und  versiahen  solden, 
habet  yr  gesagt,  sie  solden  sich  haldeii,  als  die  verslegere  vor  yn 
sidi^  gehalden  betten.  Dem  betten  sie  alszo  gethan  und  glich  versla- 
gen, als  die  alden  verslegere  nehst  vor  yn;  alszo  betten  sie  nach  14 
tagen  dem  gute,  nemlich  dem  zcober  solen,  eynen  scherff  uffgeslagen, 
80  sie  bette  bedungkt  wol  billich  were.  Do  habe  zu  stund  darnach 
Albrecht  Schaffstete,  der  obirbommeister,  Swartze  Nickele,  den  eynen 
yarsleger,  mit  harten  werten  angezcogen,  wie  sie  so  verslugen  \  sie  we- 
ren kimme  14  tage  bie  dem  ampte  gewest,  ab  sie  gereyte  dem  gute 
zuslahen  wolden,  sie  musten  anders  darbie  vahren.  ||  Von  sulchs  harten  BL26  ^ 
anredens  nnd  auch  uwer"^  forchte  wegen  haben  sie  das  scherff  ^  zu  stund 
die  ander  woche  abegesatczt,  und-  nu  hersider  sie  am  ampte  gewest 
sint,  nicht  anders  verslagen,  dann  als  die  alden  versleger  vor  yn  ge- 
than haben.  Szo  ist  auch  Symon  Zwigkawen,  Jürgen  Luder,  Hansze 
Bmne,  Giliacusze,  der  von  Jhene  tochterman,  als  sie  verslegere  gewest 

•  t^aSem  itogke**  h.  H.  ^  „baben"  h.  H.  ^  „betten'*  b.  H.  ^  „vorflelchen  ynredtUcben" 
h.  H.  •  fehlt  in  der  balL  Bandubrift.  <*  „cewlnen*'  b.  H.  «  feblt  in  der  baU.  HandMbrlft. 
^  ^TDdft  entwtct"  h.  H.  *  ,,itreflHoh'*  h.  H.  '^  ,jüßh  von"  b.  H.  *  die  Satsworte  von  .,mIV'  bia 
•,Tenlngea"  fehlen  in  dar  halL  HandMbrlft.      ™  «tlrer**  1l  H. 


1  Ein  Scherf  ist  sonst  die  H&lfte  eines  Pfennigs.    Vgl  jedoch  S.  116. 

8^ 


116  Marcos  Spittendorff. 

sint  in  dem  jare,  als  yr,  Hans  Waltbeym,  obirbornmeister  gewest  seyt, 
merglich  von  nch  Walttbeyme  in  yr  ampt  des  verslahens  gesagt.  Wann 
sie  hatten  bie  yrer  czeit  dem  gute  zngeslagen  uff  den  zcober  drie 
scherff,  do  habt  yr  siedammbhertlichangezcogen,  auch  dammb  bnssze 
von  ihnen  geheisschen,  auch  lange  zceit  sie  mit  der  bnssze,  das  sie 
die  geben  solden,  gedrengt.  Umb  snicher  gedrengnissze  willen  and 
aach  za  vermyden  die  bnssze,  betten  sie  dem  gnte  die  drie  scherf  Wid- 
der abegeslagen.  Szo  sint  auch  das  jhar,  als  Waltheym  bommeister*  ge- 
west ist,  von  pfingisten  an  bisz  zu  wynachten  nicht  verslegere  gewest, 
und  ab  wol  das  fenerwerg  die  zceit  aber  abegeslagen  hat,  so  ist  die 
sole  glichewol  nicht  affgeslagen,  sondern  bieben  and  geschriben  als 
zavom.  So  ist  es  aach  gesehen  zcn  eyner  zceit,  als^  yr,  Hans  Bnssze, 
mit  Benedictns  Palken  obirbornmeister  gewest  seyt,  das  yr  Clawse 
Male  and  Gristoffell,  statknechte,  als  sie  verslegere  gewest  sint,  hert- 
lich  and  erschreglich  in  yr  ampt  des  verslahens  gesagt  habt,  nemlich 
yn  den  and  derglichen  worten,  sie  weren  nicht  wert,  das  sie  verslegere 
seyn  solden,  man  solde  yn  yre  angen  vor  den  koppen  nszstechen. 

Uszsalchen  nmbillichen  aberfarangen,  die  den  verslegem  gescheen 
sint,  ist  wol  za  mergken,  das  man  nicht  barger  nach  redeliche  mennere 
darzn  bekomen  kan,  snndem  yr  am  liebsten  lichtfertige  gesellen  darza 
nemet,  so  hat  man  aach,  ehir  die  verslegere,  geynwertig  seynde%  nffge- 
nomen  wnrden,  zavom  bie  eynem  virteil  jares  nicht  verslagen,  des 
Bl.26*^  glich  dann  aach  in  vil  jaren  ||  znvor  gescheen  ist.  Wann  so  ein  ver- 
sleger gebricht  and  nicht  ist,  szo  mnsz  man  nicht  versiahen;  die  ver- 
slegere yr  dann  biszher  entsatczt  habt,  wan  ach  das  za  awerm  ange- 
barlichen"^  zagange  and  gewinste  ebene*  gewest  ist.  So  hat  aach  die 
antworte  nflf  die  zcedele  der  verclerang'  derstngke,  waran  za  hoch  ver- 
slagen ist  and  wirdet,  ye  kernen  grand,  and  es  kan  aach  meniglich 
wol  gemergken ,  das  die  entschaldigange,  das  ach  das  nicht  wirolich 
sein  solde,  nicht  vorznsetczene  nach  eyn  redelich  entsehaldigen  ist. 
Wann  es  ist  nicht  versehelich  <  nach  geloablich,  das  eyn  pfenner,  dem 
das  jar  darch  das  za  hoch  versiahen  in  seynen  bnttel  abir  drittehalb- 
hnndert  swertschog  zagehen,  das  nicht  fulen,  mergken  adder  wysszen 
solde.  Dann  wnrden  ihm  zcehen  aide  schog  ader  vil  weniger  darch 
das  versiahen  nsz  seynem  bnttel  gehen,  er  wolde  das  balde  fnlen,  merg- 
ken and  wisszen.  Szo  man  die  kotbe  alle  das  jar  nberrechent,  darinn 
gesoten  wirdet,  szo  lonft  es  hoben*"  24  adder  25  tnszent  schocke S  das 
ye,  als  za  mergken,  za  vil  verslagen*  ist  Wann  yr  seyt  darnmb  bom- 
meister,  scheppen  and  obirsten,  das  yr  äff  salch  and  ander  nngebnr- 

*  ffOln  Obermeister'*  h.  H.  ^  „geschehen.  Als"  h.  H.  <>  „geynwertlg  oeynde"  fehlt  in  der 
halt  Handeohrlfl.  ^  „vngeborchen**  h.  B.  «  felüt  in  der  hall.  Huidiohrift.  '  „vorkleningen"'  h. 
H.      ff  „forKhUoh'*  h.  H.      ^  „wol  in**  h.  H.      ^  ,,geKhlagen"  h.  H. 


1  Nach  hallischem  Gteld  sind  in  jener  Zeit  47  Schwert^^roschen  ==  1  rhein. 
Oulden  und  24  (231/2)  grosse  Groschen  betragen  eben  so  viel.  Wenn  von  alten 
Schock  die  Rede  ist,  sind  grosse  Groschen  gemeint,  vgl.  S.  26,  Bl,  113^  Doch 
werden  die  Groschen  auch  noch  nach  Schock  summiert. 


1475  November.  117 

ligkeite  offsehen  thnn  und  die  verwareu  sollet,  and  ab  yr  solchs  ver- 
seomligkeit  zalegen  woldet,  das  bette  aneb  niebt  stete*,  and  die  ver- 
seamiigkeit  were  zn  grosz  nnd  zn  scbedelicb.  Daramb  haben  wir  und 
der  ratb  biran  billicb  nnszer  straffe. 

Aneb  ist  einem,  gnant  Jaeoff  Präge,  in  zceiten,  als  HansWaltbeym 
eyn  obirbornmeister  gewest  ist,  orlonb  gegeben,  daramb  das  er  Clawsze 
Bodendorffe  seyn  gerentbe  nachgereebent  solde  baben.  Waltbejm  bat 
aneb  darbie  gesagt,  er  were  nicbt  from,  der  acb  nwer  werg  nacb- 
reebente.  Dem  selbten  Jacoffen  ist  aacb  amb  des  willen  von  Walt- 
heym  abegesagt,  das  er  na^  bjnforder  mebir  im  tale  keyne  arbeit  ba- 
ben solde.  Der  arm  man  ||  bat  aneb  biszber  zn  keyner  arbeit  ym  tale  Bl.  27* 
komen  können;  was  ambilligkeyt  solcb  orlonben  and  dringen^  des  ar- 
men mannes  von  seyner  arbeit,  der  aaeb  eyn  barger  in  anszer  stat 
Halle  ist,  in  sieb  bat,  ist  wol  zn  mergken,  wann  es  werden  die  knecbte 
damitte  in  eine  forebte  gedrangen,  ab  sie  was  angebarlicbs  aber  den 
bomen  and  im  tale  seben,  yememen  oder  wasten,  das  sie  das  nicbt 
sagen  nacb^  reden  torren. 

Znm  dritten  male  amb  den  gebrecb  desanglicben  saltzsiedens, 
daroff  yr  babt  lasszen  reden,  das  salcbs  in  awerer  macbt  nicbt  were, 
und  dasz  yr  die  wirgker  nicbt  darza  bringen  kondet,  and  das  yn  ey- 
nem  kotbe  besser  saltz  solde  gefallen,  dann  yn  eynem  andern,  and  das 
die  wircker  vor  etzlicber  zceit,  do  yr  das  vorgenomen  bettet,  alle  or- 
lonb genommen  and  den  tal  steben  lassen  betten  etc.,  wie  salcb  rede 
inrder  gelattet  bat,  daraff  ist  anszer  inrede,  das  dasz  anglicb  saltz  sie- 
den komet  am  meisten  von  anglicbem  ingiesszen,  soUicbs  stebet  aacb 
nicbt  yn  der  wirgker,  sandem  in  ener  eigen  macbt.  Wann  es  mas- 
szen  die  wirgker  acb  die  sole  wocblicb  berecbenen,  so  baben  sie  aacb 
alle  wocben  aszgedynet®,  and  wann  awer  welcbem  eyn  wirgker  nicbt 
ebene  ist,  so  bat  er  macbt,  ym  alle  wocben  orloab  za  geben,  and  eyn 
vnrgker  masz  giesszen,  was  yn  seyn  jangker  beisszet.  Und  ab  yn  ey- 
nem kotbe  besszer  saltz ,  dann  in  eynem  andern  gefallen  mocbte,  das 
hat  so  grosszen  abetrag  nach  schaden  nicht  äff  sidi,  alszo  das  angliche 
giesszen.  Wir  haben  aacb  darcli  anszer  rethe  mitsampt  dem  erszamen 
rathe  die  wircker  daruff  and  sonderlich,  die  anszer  barger  sint,  bie  den 
eyden,  die  sie  ans  and  dem  rate  gethan  haben,  and  aach  die  andern 
vorboren  lasszen,  die  dann  dar  gesagt  haben',  sie  haben  von  deswegen 
nicht  II  orloab  genomen,  sandem  die  bommeister,  scheppen  and  pfen-  B1.27** 
ner  betten  wollen  von  yn  haben,  äff  eyde  za  siedene,  des  betten  sie 
nicht  wollen  than,  getraweten  sich  oach  darinn  nicht  za  vorwaren» 
sandem  sie  weren  wochenknechte,  sie  wolden  die  sole  von  yren  jan- 
gkem  gerne  geantwortet  nemen  and  wolden  giesszen,  wie  viel  man 
sie  hiessze,  and  wolden  die  sole  oach  gerne  berecbenen ;  was  sie  dann 
der  sole  nicht  berecbenen  konden,  daramb  wolden  sie  willen  machen. 

•  »#tete"  fehlt  in  der  haU.  Handschrift.  ^  „ihn"  h.  H.  *  „drengungen"  h.  H.  ^  „oder 
reden  dorffen'*  h.  H.  «  „yrlaub  aoigedinget"  vndt  wan  eine  welchen  nieht  eben  ist'*  h.  H.  'die 
Worte  von  „tmd  aach"  an  fehlen  in  der  haU.  Bahdschiift. 


118  Marcus  Spittendorff. 

HiruHz  dar  und  o£fenbar  ist,  das  das  anglich  saltz  sieden  komet  von 
ach  seibist  her,  nad  dasz  ir  anglich  giesszen  lasszet,  davon  komen 
auch  die  kaltleger  her,  and  dasz  anszer  stat  Halle  des  cleynen  saltzes 
halben  ambgefaren  und  gemyden  wirdet,  wann  es  ist  offenbar,  das 
nuwelich^  amb  Hans  Sehers,  Levyn  Waltheyms,  Bertram  Quetzes  kothe 
willen,  da  kleynne  saltz  ^  ingesothen  gewest  ist,  der  gantze  tal  und  alles 
gad  hat  legen "^  musszen.  Davon  szo  darbet  sulche  antwort  bestentlichs 
grundes,  und  wir  halden  uns  mitsampt  dem  rathe  hirinn  anszer 
straffe. 

Zum  virden  male  umb  den  gebrech,  das  das  saltz  nicht  besehen 
nach  gemesszen  wurde,  daruff  yr  habt  reden  lasszen,  wie  es  vor  etz- 
lieber  zceit  ye  gemesszen  were,  und  das  es  etzliche  zceit  nicht  gemess- 
zen were,  mochte  davon  komen  seyn,  dasz  es  die  wirgker  nicht  gerne 
dulden  wolden.  Daruff  ist  unnszer  inrede,  es  mag  gesehen  seyn,  wir 
finden  auch  in  dem  register  des  eynundsobentzcigisten  jares,  das  das 
saltz  zu  einer  zceit  gemesszen  sey.  Aber  wir  finden  darbey,  das  yr 
uff  die  zceit  32  groschen  für  drie^  saltzscheffele  gegeben,  und  ubir 
Bl. 28*  sulchem  messzen  ||  vir  schog  und  31  groschen«  vorzcert  habet.  Alszo 
zu  messzen  drie  ader  vier  stugke  saltzes  und  bie  funfi  schogken  da> 
rober  zu  verzcemeist  ungeburlich '.  Wann  so»  yr  alle  wochen  messzen 
woldet,  als  ir  nach  talrechte  schuldig  seyt,^  und  woldet  darüber  5 
schog  uszgeben  und  verzceren,  das  wolde  eyn  yar  uff  eyne  grosse 
samme  geldes  louffen.  So  folgete  auch  darnach,  das  die  nszloufifte  der 
pfannen  gar  geringe  werden  wolden.  Wir  wysszen  wol,  das  yr  nach 
talrechte  das  saltz  zu  messzen  pflichtig  seyt,  wir  gestehen  ach  aber 
der  kost  und  zcerunge  nicht*;  es  gibt^  auch  das  talrecht  nicht,  ist 
uch  auch  von  uns  und  unszem  vorfem  ertzbischoven  nicht  zugegeben 
nach  erloubt.  Es  ist  auch  usz  sulchem  uwerm  messzen  nichts  nutzlichs 
für  das  gemeynne  beste  gemergkt,  sundem  schade  usz  der  zcerung  ob- 
gerurt  komen,  szo  stehet  auch  sulch  messzen  nicht  bie  den  wirckem, 
wann  das  saltz  stehit  uch  zu,  und  yr  seyt  mechtigk,  das  messzen 
zu  lasszene,  wann  yr  wollet.  Aber  umb  eygens  uwers  nutzes  willen  ist  das, 
wie  obgerurt,  und  mit  solcher  gedachter  zcerung  eyns  gemesszen  wur- 
den, aber*  lange  jar  davor  nicht  gescheen  und  so  seder  der  zeit  nach- 
gelasszen  nach  uwerm  willen.  Davon  szo  hat  sulch  ewer  antwort  kejrne*' 
entschuldigung  nach  bedegkunge,  und  als  dann  der  furman  merglich 
darunder  beschediget,  und  dasz  gemeyne  beste  geswecht  ist,  behalden 
wir  und  der  rath  uns  hierinn  unszer  straffe,  als  sich  geburet. 

•  „offenbahr  fremelnlich  vmb"  h.  H.  *  „darinne  geaothen"  h.  H.  «  „Ugen"  h.  H.  *  „vor 
die  h.  H.  •  ,.gro«;hen"  fehlt  in  der  magd.  Handachrift.  '  „ungleichlich"  h.  H.  »  ,^*'  fehlt  in 
der  halL  Handschrift.      »»  hier  „euch"  In  der  halL  Handaehrift.      *  „vber'*  h.  H.      k  „eine"  h.  H. 


*  „Ouch  sollen  sie  (die  Bornmeister)  alle  wochin  das  Salcz  messen,  wor  sie  des 

kies^,  da  den  gesten  unrecht  ane  mag  gescheen,  und  iglich  stucke  sal  haben  einen 

schefifiU,  und  wur  sie  das  nicht  funden,  der  sulde  geben  sine  busze,  die  sie  daruff 

— -♦  >»aben",  Neue  Mittheil.  XI,  438.    Dazu  die  Thalordnung  dos  Erzb.  Jo- 

28.  Nov.  1475. 


1475  November.  119 

Zam  fanfften  male  nmb^  den  gebrechen,  dasdassaltz  zutbenre 
geeatzt  werde,  derwegen  yr  habt  reden  lasszen,  ||  das  das  saltz  wurde  Bl.28^ 
gesatzt,  nach  dem  die  verslegere  verslugen;  den  verslegem  geborte^, 
nf  den  kooff  des  feurwergks  achtnng  za  habene,  szo  wurde  dasz  holtz 
auch  nu,  wider  für  alder®  gewest  were,  zumale  sere  gespalden  und 
klejne  gemacht  etc.,  wie  nu  sulch  verantworten*  furder  hatgelutet,  — 
darnff  ist  nnnszer  insage,  das  yr,  die  bommeyster  und  scheppen,  das 
saltz  biszher  gesatzt  habt,  und  es  haben  die  verslegere  des  gantz 
nichts  zu  thune,  und  ab  wol  den  verslegem  achtung  uff  den  kouff  des 
fsarwergks  zu  haben  <>  geburet,  das  hat  keyne  entschuldigung  uff  sich, 
wann  yr  wysszet  den  kouff  des  feurwergks  am  besten,  so  yr  gemeyn- 
lich  alle  tage  in  die  gasszen  gehit  und  feurwerg,  wann  uch  noit  und 
ebene  ist,  kouffet.  Es  hat  auch  gantz  nichts  uff  sich,  das  das  holtz 
sere  solde  gespalden  und  kleyne  gemacht  werden',  wann  szo  es  die 
gebure  zu  margkte  bringen,  stehit  der  kouff  nicht  bie  dem  kouffer? 
Und  ab  es  kleyne  ist,  habt  yr  es*  darnach  zu  kouffen,  und  wem  es  zu 
theuer  ist,  der  mag  das  holtz  wol  halden  und  stehen  lasszen,  bisz  das 
es  redelichs  kouffs  werde.  Uns  zwivelt  auch  nicht ,  das  feurwerg  uff 
redelichen  und  bequemen  kouffs  zu  furene  (?)  und  darinn  zu  behal- 
dene,  dem  wysszet  yr  wol  nachzugehene,  habt  das  auch  von  langen 
jaren  her  wol  gewust,  wysszet  das  auch  nach  wol,  yr  seyt  vaste  jar 
her  uff  dem  kouffe,  das  stucke  saltzes  für  zwelff  swertgroschen  zu  ge- 
ben, gebleben,  wiewol  es  alle  jar  und  ufile  ym  jare  kommet,  das  das 
feurwei^  gantz  guts  kouffs  ist;  wie  wolfeyle  der  kouff  des  feurwergks* 
ist,  dannoch  setzet  yr  dem  saltze  nicht  abe. 

Wir  wysszen  auch  eygentlich,  das  yr  vor  \\  etzlicher  zceit,  alsze  BL29* 
Prosius  Ridebnrgk,  Friderich  Bruser,  Orban  Abe  und  Bartholomeus 
Wigkart  verslegere  gewest  sint,  und  do^  Benedictus  Pulgke,  Drewis 
Fischer  und  Sander  Dragkenstete  bommeister  gewest  sint,  das  Bene- 
dictus Pulgke  mit  Prosius  obgnant  geret  hat,  das  er  und  seine  kum- 
pan  der  sole  solden  abesetczen.  Daruff  hat  Prosius  mit  seinen  mittever- 
slegem  dem  zcober  eynen  pfennyng  abegesatzt,  gemeynet,  ir  wurdet  dem 
saltze  auch  abesetczen,  aber  es  ist  nicht  gescheen,  und  wäret  glichwol 
bie  theurde^  des  saltzes  alszo  zuvom  stehene  bieben,  und  die  versle- 
gere sint  alzso  in  dem  abesetzen  dem  gute  betrogen  wurden.  Nu  von 
dieurde  wegen  des  saltzes  wirdet  unszer  stat  Halle  gemeden  und 
umbgefam,  und  werden  ander  saltzwergke  gesucht,  darusz  folgen 
dann  vil  und  lange  kaltlegere,  und  das  etliche  kothe  wüste  stehen,  sol- 
lichs  eyne  vemichtigung  des  solguts  ist.  Es  werden  uns  auch  damitte 
unszer  zcoUe  und  gleithe  gekrengkt,  und  ist  eyn  gemeyner  schade  der 
gantzen  unszer  stat  Halle  und  aller  unszer  burger  und  inwoner  dasei- 
bist, und  ist  auch  merglich>°  widderdas  gemeyne  beste;  von  sulchsun- 
geburlichen  handeis  wegen  yr  billich  in  unszer  straffe  gefallen  seyt. 

•  «.«ob"  fehlt  in  der  hftU.  HandMhrlft.  ^  ,«ehSrtto*'  h.  H.  «  .4m  fürd  vor  alter"  b.  H. 
*  „«»er  Anttwortt"  h.  H.  •  ,^ti  haben"  fehlt  in  der  ball.  Handwjhrift.  '  „were"  b.  H.  «  „habe 
en  le  darnach"  h.  H.  ^  „redtlich  in  bequemen"  h.  H.  *  ,,feuerwerck8  kanfls"  h.  H.  ^  ,W*  h. 
H.  )  „vsdt  wardt  gleiohwol  die  thener  de«  Saltze»  also  suTom  stehende  bUben"  hall,  BandBChr. 
»  ,,gemelsiglich"  h.  H. 


120  Marcus  Spittendorff. 

Zum  letztsten  uff  die  rede,  die  wir  uch  haben  verzcelen  lasszen, 
das  wir  von  uch  zu  reden  gesatzt  weren,  das  billich  nicht  seyn  solde, 
so  yr  unszer  gehoItC;  geswome  barger  nnd  anch  lehenmann  seyt  etc., 
dam£f  yr  habt  reden  lasszen,  yr  hoffet  ye,  das  keyner  ander  ach  szo 
yergesszen  were  gewest,  der  snlchs  gethan  hette  etc.  Alszo  ist  nicht 
mynner  uns  eygentiich  vorkomen,   wie  wir   von  etlichen   ander  uch 

Bl.29^  gröblich  zu  reden  gesatzt  sint,  ||  das  auch  nnszerm  fürstlichen  State*  zu 
nahe  ist,  das  dann  ye  gescheen.  Darumb  auch  Peter  Rademecher, 
euer  mittegewergke  ^,  in  straffe  genomen  ist.  Wer  nu  die  andern  sind, 
die  sulchs  gethan  haben,  der  ist  unns  ein  theils  unyerburgen,  szo  weisz 
die  auch  der  rath  wol°,  wir  haben  auch  dasvertruwen  zu  demrathe,  sie 
werden  sich  geyn  die  andern  auch  szo  halden  und  sie  alszo  4  straffen, 
das  wir  und  die  unnszem  soUichs  uberig''  bliben,  und  von  den  und  an- 
dern furder  vermeden  werde. 

Forder  sint  wir  und  der  rath  zu  Halle  in  eygentiich  verfarenheit 
und  künde  komen,  wie  yr  zu  etlichen  zceiten  des  jares  auch  in'  butel 
fronen  lasszet;  umb  das  selbte  butelfronen  hat  es  die  gestalte,  dasyr' 
obirbommeister,  Vorsteher  und  auch  die  undem  bommeyster  von  uwem 
und  uwer  mittegewergken  wegen  in  disszein  geynwertigen  und  anch 
dem  nehst  vorgangen  jaren  sole  usz  dem  Dutzschen  Bornen  und  dar- 
nach auch^  usz  allen  andern  bomnen  habt  zeihen  lasszen  nach  euerm 
gefallen,  die  yr  obirbommeister  und  auch  vorstehir  in  dem  vergangen 
jare*  gewest  und  auch  in  disszem  geynwertigen  jare  seynde*',  habt  yr 
den  )hennen  von  uwem  mittegewergken,  die  uch  darzu  ebene  gewest 
sind,  tragen  und  versieden  lasszen  und  davon'  gelt  entpfangen  und  das 
in  euer  butele  gestackt.  Von  suUichem  fronen  in  butel  haben  wir  vor 
n^  gehört  nach  gewust,  dann  als  wir  gantz  kortz  in  verfarenheytund 
künde  ™  komen  sind.  So  wollen  wir  uch  auch  nicht  verwysszen,  sullich 
fronen  in  butel  in  furdem  jaren  und  zu  vil  maln  gescheen  sey.  Nu 
haben  wir  in»  den  zcwen  registem,  damsz  yr  nehst  rechinschafft  gethan 

B1.30*  habt,  II  nach  sollichem  fronen  in  butel  sehen  lasszen  und  eygentiich  ge- 
sehen und  finden  nyrgent,  das  von  sollichem  fronen  in  butel  in  der 
uffname  nach  auch**  in  der  uszgabe  ichts  berartp  wirdet.  Davon  wir 
solch  fronen  in  butel  nicht  umbillich  gantz  vermergken  und  verdecht- 
lieh  halden  und  als  ftir  thun,  das  billich  nicht  gesehen  solde  seyn.  So 
wollen  wir  uch"*  auch  in  kein  weisz  gestehen,  das  uch  sollich  fronen  in 
uwere  buttele  von  unszem  vorfam,  ertzbischoven  und  capittele,  erloubet 
sey;  szo  haben  wir  uch  des  ye'  auch  nicht  erloubet,  und  das  yr  uch 
nu'  des  durch  uwer  selbst  vermesszenheit   und  turstigkeit  angemaszt 

»  „SU  itade"  h.  H.  ^  „mlttbuiKcr"  h.  H.  «  .^luchwol"  h.  H.  *  ,4Üle  «o"  h.  H.  «„ubor** 
b.  H.  f  .Jhan  in  den'*  h.  H.  ff  „daa  der"  h.  H.  i>  ,^Qch''  fehlt  in  der  hftU.  Handaehr.  >  „das 
nur  tfberbommeiater  vndt  auch  denn  vorgangenen  Jharen  gewist*'  h.  H.  *  f^alndt'*  h.  H.  *  .,d«r- 
vor**  h.  H.  «  „nnd  knnde"  fehlt  in  der  halL  Handschrift  "  ,4uia  den"  h.  H.  «  nMcb"  fehlt 
in  der  hall.  Handschrift.  P  „recht  gemrt"  h.  H.  4  „ach'*  fehlt  in  der  hall.  Handschrift.  '  ,Ae» 
ye**  fehlt  in  der  hall.  HandK^hrift.      •  „im"  h.  H. 


'^«ber  die  Bedeutung  des  Ausdrucks  und  den  ganzen  Vorgang  überhaupt  vgl. 


1475  November.  121 

und  gethan  habt,  kan  uns  nicht  verwondem,  und  darumb  haben  wir 
billich  grosz  vennergken  hirinn,  das  snliiche  sole  heymlich  und  ver- 
borgen genomen,  zn  gelde  gemacht,  nnd  das  gelt  in  nwere  bnttele  ge- 
stagkt  ist,  und  das  es  vorburgen  ist  gesehen,  gibbet  das  eyn^  anzcei- 
gen,  das  sullich  sole  nicht  zn  register  komen  nach  auch  wider  in  nfi- 
Dame  nach  uszgabe  berechent  ist.  So  finden  wir  auch  in  derversigel- 
ten  zcedil  nicht,  darinn  alle  sole,  fronesole,  usztragesole,  hartzsole, 
Niclawssole,  amptsole  etc.  und  die  mann  durch  got  gibt,  dar  uszge- 
dmgkt  ist,  das  yrgent  berurt  wurde,  das  yr  in  uwer  bnttele  fronen 
mochtet  Nu  wisszet  yr  usz  talrechte  wol,  das  dar  und  offen- 
bar verboten  wirdet,  das  keyne  sole  gezcogen  werden  sal,  dann  die 
sich  von  rechte  geburet,  und  ab  das  anders  geschege,  das  dasz  an 
den  lip  gehit  SoUich  tat  wir  wol  scherfSicher  ^  und  hocher  yn  werten 
II  anzeihen  mochten,  dasz  wir  uff  disz  mal  im  besten  beruhen  lasszen.  B1.30^ 
Aber  nicht  deste  mynner  behalden  wir  mitsampt  dem  rathe  unns  hirinn 
onszer  straffe. 

Antwort  uf  f  inrede  unszers  gnedigen  hern  und 

des  raths^ 

Nach  vorhorunge  der  obgerurten  inrede  haben  die  pfenner  eyn 
gespreche  gebeten,  und  nach  gehabtem  gespreche  Thomasze  Tugauwen 
den  bommeister  reden  lasszen  und  gebeten,  das  unszer  gnediger  herre 
and  der  rath  yn  gönnen  wolden  eyns  mannes,  der  yr  wort  redte, 
and  das  er  das  nngeverlich  thun  mochte.  Daruff  ist  yn  geantwortet» 
nnraer  gnediger  herre  und  der  rath  wolden  yn  das  gönnen,  alszo  das 
her  auch  gelhnpfflich  redte.  Alszo  hat  Hans  Waltheym  geredt,  seyne 
hem,  die  gewergken  alle,  betten  yn  gebeten  yr  wort  zu  redene,  und 
wiewol  er  das  über  uberig  were,  szo  betten  sie  yn  doch  mit  bethe  so 
hoch  angezcogen,  das  er  yn  das  nicht  versagen  konde,  und  hat  gebe- 
ten, das  man  eyn  stugke  ftimemen^  und  yn  das  vorantworten  lasszen 
wolde  und  dann  eyn  anders  fumemen ,  szo  wolden  sie  die  stugke  alle 
genuglich  und  ufirichtig  vorantworten,  und  man  solde  sie  anders  nicht 
finden,  als  sie  hofften  und  auch  nicht  zweyvelten,  dann  als  frome 
luthe. 

Daruff  ist  der  erste  gebrech  umb  die  vier  vorstehir  vorgenomen 
und  uff  das  stugke,  das  der  vorstehir  eyt  lynde  were,  dasz  sich  fände 
usz  yrer  lynden  regirung,  und  das  die  sole  unglich  bestatet  were 
wurden,  und  das  einner  der  vil,  und  der  ander  ||  der  weniger*  gehabt  B1.31* 
hette.  Daruff  ist  widder  geredt,  sie  wüsten  nicht  anders,  der  voretehir 
eyt  were  hart,  und  teten  den,  als  sie'  vor  alder  gethan  betten.  Die 
vorstehir  bestatten  auch  die  sole,  szo  best  sie  konden,  und  das  langitte 
yr  ampt  an,  und  das  der  ironesole  eyner  mebir,  dann  der  andere  ge- 
habt hette ,  mochte  davon  komen  seyn ,  das  etzliche  under  yn  der 
vilUchte  nicht  vil  betten  haben  wollen. 

Darwider  hat  der  rath  reden  lasszen,  es  weren  etliche  under  on, 

*  „eyn  In*'  h.  H.       ^  „itreffllch"  h.  H.        «  diese  Uebenohrlft  .fehlt  in  der  hall.  Handschrift. 
^  „Temehme"  h.  H.        «  „einer  der  d»  viel  vndt  einer  der  da  wenig*'  h.  H.      '  „das  als  Jhe"  h.  H. 


122  Marcus  Spittendorff. 

under  dem  gemeinen  hoffen,  die  die  sole  gerne  nemen,  sie  konde  yn 
aber  nicht  werden ,  sie  hetten  sieh  des  auch  beclaget,  szo  were  aaeh 
lenger  dann  vor  eynem  jhare  vor  minszerm  gnedigen  hem  zagesagt« 
das  niemant  mehir  gerentbe  solde  haben,  dann  zwey,  das  were  aber 
nicht  gehalden,  snndem  die  obirsten  und  die  gefrundten  nemen  die 
meysten  und  besten  gerentbe,  und  der  gemeine  hoffe  moste  der  ent 
peren.  Uff  die  inrede  des  stogks  des  ersten  gebrechs  forder,  das  die 
sole  bey  etlicher  langer  zceit  onbezcalt  stehne  hiebe*,  davon  dann 
borg  bey  smeden,  seyler,  botticher  ond  andern  qweme,  ond  schade 
daroff  gynge  etc.,  ond  forder  off  den  gebrech  in  den  registem,  nem- 
lich  der  offiiame,  die  in  eynem  register  liffe  off  toszent  ond  fbnffond- 
virzcig  schog  ond  zwene  aide  groschen,  ond  man  in  dem  seihten  re- 
gister, da  die  jhennen,  die  die  sole  vorsotten  hetten,  stonden,  fimden 
ftmffhondert  ond  achtondvirzcig  schog  ond  zweyondyirzcig  aide  gro- 

Bl.31^  sehen  etc.,  daroff  ist  geredt  worden,  sie||  wosten  nicht  anders,  dann  die 
sole  worde  zo  stond  bezcalt  genomen ,  ond  es  langitte  die  vorstehir 
an  omb  die  irrong,  die  man  mochte  haben  in  der  somme  der  ofihame, 
die  do  ist  toszent  45  schog  ond  2  aide  g.,  ond  das  die  somme,  da  die  jhennen 
namhafftig  stehen,  die  die  sole  versoten  haben,  nicht  szo  viel  were,  das 
qweme  davon  zo,  das  die  seihten  die  fronesole,  die  im  register  vor  das 
erste  stonde,  vorsotten  hetten;  darnach  stonde  den  die  amptsole,  die 
worde  von  den  Vorstehern  dengewercken  aoch  gethan,  dem  eynen  10 
zcober,  dem  andern  20  zcober,  ond  szo  forder.  Die  moste  zo  stond  be- 
zcalt werden,  davon  weren  deine  registirchen,  die  behilten  die  vorstehir, 
ond  wosten  nicht  anders,  dan  was*offgenomen  worde,  wider  aosge- 
geben,  ond  hiebe  was  von  offname  ober,  das  brechte  man  off  das  rathosz. 
Darwidder  hat  onszer  gnediger  herre  ond  der  rat  reden  lasszen,  sie 
wosten  eygentlich,  das  die  sole  bey  etlicher  langen  zceit  onbezcalt  stehne 
hiebe,  davon  qweme  dann  bürg  ond  schade,  als  sie  gebort  hetten.  Wann 
worde  die  sole  bynnen  acht  tagen,  als  sie  getragen  were,  bezcalt  ge- 
nomen, szo  dorffte  man  nichtgborgen  noch  schaden  thon,  der  schade 
qweme  ye  off  das  got  im  tale. 

Uff  die  irronge  der  offname,  das  die,  die  namhafftig  in  den  regi- 
stem  stonden,  die  solden  die  ironesole  vorsothen  haben,  ist  gesaget,  es 
were  der  gebreche  damitte  nicht  genoglich  offgeloszt.    Wann  das  gelti 

Bl.  32*  das  die  seihten  gegel>en  ||  hetten  an  der  sommen,  tröge  nicht  obereyn 
mit  der  somme  der  fronesole,  als  das  osz  den  registem  clerlich  zo  sehene 
ond  zo  vomemene  ist.^Die  register  sint  yn  erboten  vorzolegene.  Forder  off 
die  cleynnen  registerchen  ist  geredt,  das  billich  were,  das  die  bey  den 
andern  registem  weren.  Aber  das  die  vorhalden  worden,  brechte  vor- 
dacht ond  vermergken,  wann  die  register  weren  alszo  gantz  tongkeli 
ond  sich  were  aoch  daraosz  nicht  zo  entrichten,  wann  es  geborthe  sich, 
das  man  eygentlich  in  den  registem  schriben  solde:  der  hat  alszo  vU 
zcober  fronesole  adder  amptsole  ond  hat  darfor  gegeben  alszo  vil  gel- 
des,  —   szo  konde  man  die  rechinschaft  vorstehen. 

'^onde  bebe"  h.  H. 


1475  November.  123 

Uff  die  stugke  der  abermesszigen  zcemng,  als  verzceicbent  sint, 
und  ein  stngke  nach  dem  andern  geleszen  ist,  ist  daraaff  geredt.  Czom 
ersten  nmb  die  zcening  und  fiaren  zum  heilligen  bomne  ist  geredt,  es 
were  eyn  altherkommen,  sie  betten  des  nicbt  erdacbt.  Damff  ist 
von  dem  ratbe  geretb,  es  were  in  vorzceiten  von  dem  ratbe  wol  ehir 
nmb  solche  zcemnge  und  dei^leicb  geredt,  da  betten  sie  alszo  darzu 
geantwort,  die  zcerung  zum  heilligen  bomnen  teten  sie  off  yr  eygen 
gelt  Nun  funde  man  das  anders,  und  dasz  sie  die  zcerong  teten  von 
dem  gemeinen  guthe.  Item  nmb  die  schoszbnttele  ist  geantwortet,  die 
pflegitte  man  zn  kouffen  den  obirbummeistem,  den  schosz  darinn  zu  ne- 
men;  sie  musten  ye  was  haben,  darinn  sie  den  schosz  teten.  Daraff 
ist  geredt,  die  bnttele  musten  nicht  lenger  weren,  dann  eyn  ||  jhar,  es  61.32** 
were  auch  nicht  noit,  die  alle  jhar  zu  kouffene.  Item  umb  das  gelt, 
dem  bothen*  geyn  Adorff  gegebin,  bette  die  sache,  das  sie  vomomen 
betten,  dasz  ein  nuwe  saltzwerg  solde  uffkomen  seyn,  das  diszem  guthe 
mochte  schaden  brengen,  das  zu  erfaren,  were  der  botheszo  hyngesant. 
Item  umb  das  gelt,  durch  Tugawen  zu  Stasfurt  und  zum  Saltze  vor- 
zcert,  bette  die  gestalt,  das  sie  ^  zu  gezceiten  des  jhars,  und  wann  das  saltz 
zu  Halle  stehne  blebe,  bothen  beweilen  und  auch  zu  gezceiten  eynnen 
I18Z  den  gewergken  schigketen  geyn  Stasfurt  und  zum  Saltze  \  zu  erfaren 
nmb  den  kauft  des  saltczes,  und  ab  es  auch  wol  weggynge,  adder  ap 
es  auch  stehne  blebe,  dasz  sie  sich  darnach  zu  richten  hetten. 

Item  umb  das  ^  fritagesgelt,  grasz  ^,  kruth  und  blumen,  das  bette  die 
gestalt,  das  sie  den  knechten  des  fritages  drye  groschen  geben,  die 
hetten  darumb  louffens  genug.  Szo  lisszen  sie  auch  kouffen  in  hoff 
grasz,  kmt  und  blumen,  das  were  biszher  szo  gewest.  Item  umb  diecley- 
düng ,  nuwejarsgelt ,  jarmargktgelt  etc.  ist  geredt,  es  were  yr  Ion,  und 
man  konde  wol  gemergken,  das  sie  umbsust  nicht  gedynen  konden. 
Daruff  ist  vom  ratbe  geredt  wurden,  es  belangitte  der  nechst  berurten  ^ 
stugke  eyn  teyls  nicht  das  gemeyne  gut  an,  sundem  sie  gewergken  am 
meysten;  sunderlich  meynten  sie,  das  ungeburlich  sey  |t  jarmargktgelt,  B1.33* 
nuwejarsgelt  ader  cleydung  zu  geben,  wann  die  versigelte  zcedel  halde 
iune,  da^  man  keyn  tranggelt  geben  solde.  Szo  haben  bomschriber, 
czymmerman,  talvoit  und  auch  andere  yren  Ion  usz  den  bomnen,  sun- 

••   „dem  bothen"    ftthlt  In   der  halL  Haodichrift.        ^  ^e''   feUt  In   beiden   Handaohriften. 
*  »^"  h.  H.      d  ,,benaattn"  h.  H. 


^  Die  erzbischöfliche  Stadt  Gross -Salze  (dat  grote  salt)  ist  eine  Tochter  des 
Salzwerkes  in  Ebnen  und  tritt  erst  gegen  Ende  des  13.  Jahrh.  als  Stadt  auf^  vgl. 
Winter  in  den  Geschichtsblättem  l  St.  u.  L.  Magdeburg  ü.  226 ff.  Vm.  113ff. 
257  ff.    Dr.  I.  (Hondorff)  S.  123  ff 

^  Diese  Sitte  mag  Dr.  I.  1062  im  Sinn  gehabt  haben:  So  ist  in  alten  Zeiten 
bei  dem  Saltzwerck  alhier  alle  Sieden  aus  dem  Gutjahrs -Brunnen  ein  Zober  Sole, 
Hex  Krautzober  genant,  gegossen  woroen;  davor  wolriechende  Kräuter  angeschafft, 
zcff  Zeit  des  Pabstthums  geweihet  und  auff  das  Thalhauss  und  unter  die  Brunnen 
gestreuet  worden,  ohnzweäel  aus  der  Meinung,  die  bösen  Geister  und  aUes  schäd- 
fidie  zn  vertreiben;  und  ist  diese  Gewohnheit  des  Krautstrauens  bis  gegen  das 
Ende  vorigen  Seculi  in  Uebung  gewesen,  da  solche  abgeschafft  worden. 


124  Marcus  Spittendorfi. 

derlich  habe  der  bomschriber  alle  wochen,  die  woche  sey  gantz  adder 
nicht,  22  zcober  sole,  dasz  ein  grosszer  Ion  sey. 

Item  nmb  die  summen  geldes  vor  weyn  und  hier  in  hoff,  kemme- 
rern  nnd  weynschriber  gegeben,  ist  geredt  wurden:  bommeister  und 
seheppfen  musten  offle  des  tals  halben  zusampne  komen,  szo  lisszen  sie 
dann,  was  zu  geezeiten  feyle  were,  malmesey*,  reyn&ll  und  ander 
weynne  noszel,  quartir  und  auch  zu  den  esszen  holen,  deszgleich  auch 
hier,  und  dasz  were  ein  altherkommen.  Daruff  ist  vom  rathe  geredt 
wurden,  es  wurde  uff  dem  rathusze  von  dem  rathe  auch  getrungken, 
da  weren  vil  mehir  personnen,  auch  yil  mehir  zuslages,  dennaoh  bzo 
liffen  die  summen  nyrgent  szo  hoch,  als  sie  vertrungken  betten.  Man  * 
konde  wol  nach  redelicher  weysze  tringken  und  dorffte  das  gemeyne 
guth  szo  nicht  besweren. 

Item  umb  die  collatien,  wan  man  nuwe  scheppen  keuszt,  ist  geredt 
wurden,  es  were  auch  von  alder  gewest.    Daruff  ist  vom  rathe  geredt 
Bl.  33^  wurden ,   sie  bedungkte  nicht  biUich ,  dasz  sie  von  dem  gemeynen  || 
guthe  collatien  machen  und  halden  solden. 

Item  umb  die  63  schog  eyns  jhars  und  73  schog  des  andern  ihars 
für  licht  haben  die  pfenner  reden  lasszen,  man  mnste  der  licht  vil  über 
den  bornnen  und  ym  tale  haben,  yn  were  wol  zu  willen,  das  die  nicht 
dorffiten  vil  kosten.  Darufi  ist  vom  rathe  geredt,  es  qweme  eygentlich 
vor  den  rath,  das  die  licht  darumb  szo  uff  einne  grossze  summe  liffen, 
das  die  pfenner  und  gemeynlich  die  jungen  gesellen  uff  den  abent  yn 
den  hoff  gyngen  und  sesszen  lange  in  die  nacht,  und  wann  sie  weg- 
gyngen,  neme  yr  iglicher  zcwey ,  dreye  ader  mehir  licht  jrn  die  haut, 
und  darumb  szo  musten  die  lichte  uff  eyne  grossze  summe  geldes 
louffen. 

Uff  die  ubermesszige  zcerunge  in  dem  74.  jare,  auch  der  obgerur- 
ten  stugke  glich,  alsze  nemlich  zum  heilligen  bornnen^,  8chosKbuttele^ 


^  Item  uf  den  doonerstag  in  den  pfingsten,  wen  man  zu  dem  heiligen  bom  fah- 
ret, so  kommen  die  Vorsteher  umb  sechse  nach  mittage  in  der  pfenner  hoffe  .  .  die 
bommeister  und  scheppeu  und  besteUen  umb  bihr  den  frauen  und  iungfrauen,  die 
dar  kommen,  zu  schenken:  wan  sie  sich  den  gesamlet  haben,  so  gehen  sie  in  die 
flösse.  Do  müssen  die  Vorsteher  besteUen  ein  halb  schock  brett  in  die  flösse ,  auch 
müssen  sie  lohnen  dem  hobdorster  mit  dreien  oder  vier  kahnen  zu  faren  bei  der 
flösse,  dem  geben  sie  fünf  oder  sechs  neue  groschen,  dem  flosmeister  mit  seinen 
knechten  gibt  man  1^/2  neue  groschen  und  nicht  mehr,  und  hat  bey  dem  born^  das 
die  Vorsteher  durch  die  zwene  unterbommeister  von  dem  Deutschen  Bom  schickoi 
müssen  eine  tonne  numburgisch  hier,  gesottene  eyer,  schopsenbuch ,  ob  man  donüt 
kan  zukommen,  drey  eyerkuchen  und  kese,  zwey  stobichen  nudvasir  oder  welschwein 
und  auch  franckenwein,  was  des  die  obersten  bommeister  bestellen  lassen. 

Wan  man  dan  wieder  heim  fehret,  so  gehen  die  frauen  und  Jungfrauen  wieder 
in  der  pfenner  hoff  und  trinken  eins  oder  zwier  und  gehen  ihre  sttnaae  so  beschei- 
den, das  sie  nicht  uff  das  rathaus  gehen.  Kresse,  Annalen  I.  186\  Dazu  fügen 
wir  gleich  eine  andere  Schildenmg: 

Uf  den  heiligen  wahrleichnamstagk  besteUen  die  Vorsteher  (des  thals),  umb  die 
wege  und  brücken  zu  machen,  do  man  pfleget  mit  gottes  leichnam  im  thale  zu 


1475  November.  125 

freytagißgelt,  cleidnngk,  nuwejarsgelt,  jarmargktgelt,  weyn,  Wer,  coUa- 
tien,  licht  ist  durch  Hansze  Waitheim  geredt  wurden,  in  masszen  wie 
obgemrt.  Sandern  nff  das  schog*,  den  trabanten  gegebin,  als  man  die 
bnrger  von  Iszleiben  holte,  damflf  ist  vom  rathe  gered  worden ,  die 
von  innongen  und  gemeynheit  betten  yre  trabanten  uszgericht  uff  yr 
eigen  gelt,  des  gleich  solden  sie  auch  gethan  und  das  gelt  nicht  von 
dem  gemeynen  gnthe  genomen  han. 

Uff  die  hundert  und  40  schog  und  31  **  |1  groschen  vor  weynzcerung  BI.34* 
zum  heilligen  bomnen,  coUatie  etc.  des  69.  jares  ist  durch  Hansze 
Waltheym  geantwort  alsze  vor.  Sündern  umb  die^  47  schog  und  21 
groschen  für  holtz  in  hoff  ist  geantwort  wurden,  das  holtz  were  nicht 
all  im  hoffe  verbrant,  sundem  eyn  theyls  im  tale.  Darkegen  ist  von 
dem  rathe  gered  wurden,  man  pflegitte  ym  tale  kollen  zu  bomnen 
und  nicht  holtz,  man  funde  in  dem  seihten  jare  auch  grossze  summen 
geldes  vor  kollen. 

Uff  die  stugke  des  eynundsibentzcigsten  jars,  nemlich  das  stugke: 
item  20  schog  den  turgkennbrudem  gegeben ,  daruff  ist  den  pfennem 
gesaget,  wiewol  das  gelt  wol  uszgegeben,  solchs  auch  eynne  milde 
Sache  were,  doch  szo  hat  es  nicht  eyne  gestalt,  von  dem  gemeinnen 
gathe  solchs'^ zu  nemene,  sundem  wer  was  guts  thun  wolde,  der  solde 
das  thun  von  seynem  eigen  guthe,  das  were  y m  geyn  ®  gote  verdinstlich. 

Uff  die  inrede  des  andern  gebrechs  umb  die  vier  verslegere,  das 
sie  nicht  burger  darzu  betten  genomen  und  sie  die  verslegere  nicht 
frey   in  yrem  ampte  zu  vorslahene  nach  yrem  eyde  betten  gelasszen, 

*  »,dM  Bto  .  .  .  dM  Bo:*'  b.  H.       ^  „XXXVI.  vor"  h.  H.        c  ^^j^ab  die"   fehlt    in  der  hall. 
Baadfefarifl,      ^  «^leht"  fehH  in  der  h«IL  Handaohrifl.      •  „vor  gotte'*  h.  H. 


gehen,  und  umb  grass,  das  die  unterbommeistere  mit  ihren  knechten,  auch  mit  den 
ambtknechten  mit  willen  des  raths  pflegen  zu  hauen  uf  der  wiesen  und  In  der  flösse 
an  die  Saalpforte  zu  bringen,  und  uf  den  morgen,  wen  man  umb  den  bomen  ge- 
west  ist,  so  gehen  die  Vorsteher  mit  den  bommeistem  in  der  herren  keUer  und 
morgenbroten  darinne,  das  dann  die  Yorsteher  durch  ir  einen  bestellen,  was  sie  von 
hunem,  braten  oder  fleisch  haben  wollen.  Und  wan  sie  gegessen  haben,  so  senden 
sie  processionwein  bei  den  amtknechten  zum  ersten  unserm  gnedigen  herm  Yon 
Sftugdeburg,  wan  er  mit  procession  holt,  zwey  stubichen  welschen  wein ;  ist  er  nicht 
zn  der  procession,  so  sendet  man  ihm  nichts;  dem  probst  zum  Neuenwercke  ein 
stobichen,  dem  probst  zu  St  Moriz  zwei  stobigen,  dem  pfarhem  zu  U.  L.  Frauen 
mit  den  altaristen  andertiialb  stobichen,  dem  pfamer  zu  St.  Gerdruden  mit  den 
altaristen  anderthalb  stobichen,  dem  pfamer  zu  St.  Ulrich  anderthalb  stobichen, 
dem  pfiuner  zu  S.  Moriz  ein  stobichen,  zu  den  paulem  ein  stobichen,  zu  den  bar- 
Ibssen  vier  stobichen,  zu  den  brudem  ein  stobichen,  dem  p&mer  zum  Grasshofe  ein 
halb  stobichen,  den  spitalem  zu  St.  Moriz  ein  stobichen,  der  sammenung  zu  St. 
Moriz  ein  stobichen,  dem  kuster  und  ist  einer  von  den  hem  ein  halb  stobichen, 
dem  Schulmeister  bey  Yirginis  ein  halb  stobichen,  dem  Schulmeister  Mauritii  ein 
halb  stubichen,  dem  bomschreiber  ein  halb  stubichen,  den  amtsknechten  ein  halb 
stubichen.  Dieser  aller  sol  welschwein  sein:  ist  der  aber  nicht,  so  sendet  man 
frandcenwein  oder  elsasser,  jo  zwey  stobichen  vor  eins  oder  ein  stubichen  vor  ein 
halb  stubichen.  Damach  uf  den  freitag  bezahlen  die  Vorsteher  dem  unterbom- 
meister  das  kraut ,  blumen  imd  meyen ,  das  sie  über  dem  bom  gehabt  haben/' 
Kresse,  Annalen  Bd.  I.  S.  188*  ff.  Dr.  I.  693. 


126  Marcus  Spittendorff. 

sandem  yn  merglicb  und  erBchreglich  yn  yr  ampt  gesagt  betten,  und 
das  sie  betten  most  verslaben  nacb  yrem  willen  und  cäf  die  stugke, 
die  za  hocb  verslagen  weren,  das  die  in  eynem  kotbe,  in  masszen  ob- 

Bl.34^  gerurt  ist,  nbir  drittebalbbondert  swertscbog  louffen  solden  etc.,  ||  daraff 
bat  Hans  Waltbeym  geredt,  das  sie  nicbt  bnrger  zu  dem  ampte  des 
yerslabens  genomen  betten,  were  davon  znkomen,  das  sie  der  nidit 
betten  bekomen  können,  als  sie  nebst  ancb  szo  verantwort  betten, 
aber  sie  betten  yn  yre  ampt  des  verslabens  nicbt  gesagt.  Und  uff  die 
versleger  geynwertig  seynde  bat  Albrecbt  Scbaffstete  gesagt,  er  bette 
den  verslegern  nye  keyn  wort  gesagt  Szo  bat  Hans  Waltbeym  for- 
der geredt  der  andern  versleger  baibin,  alsze  Symon  Gzcwigkanwen 
and  seyner  knmppan  balben,  was  sie  des  unszers  gnedigen  bem  retbe 
nnd  den  ratb  anderriebt  betten,  daran  betten  sie  za  milde  beriebt,  ba- 
ben  aacb  gematbet,  dasz  man  sie  vorkomen  lasszen  wolde,  sie  woU- 
den  sieb  solcbs  geyn  yn  vorantworten.  Umb  das,  dasz  za  bocb  ver- 
slagen were,  das  yn  eynem  kotbe  des  jbars  beben  drittebalbbandert 
scbog  loaffen  solde,  dar  sagitten  sie  za,  als  sie  das  stagke  nehist  Vor- 
antwort betten,  das  yn  davon  nicbt  wysszentlicb  were,  wann  es  stände 
bey  den  verslegern. 

Dawidder  ist  von  anszers  gnedigen  bem  and  des  ratbs  wegen 
darcb  Hanszen  Hedderszen  ratb^meister  gered  warden,  sie  betten  wol 
za  verslegern  barger  bekomen  können,  das  den  verslegern  aacb  in  yr 
ampt  gesagt  were  warden,  betten  die  versleger,  die  nambafftig  gemacbt 
weren,  als  ob  gerart  ist,  affentlicb  bekand.  Und  nmb  das  za  bocb 
verslaben  bette  anszer  gnediger  berr  and  der  ratb  sieb  nicbt  alleyne 
erkandet  bey  den  verslegern,  sandem  aacb  mitte  bey  den  wirgkem.  Und 
die  wirgker,  die  barger  sint,  weren  daraff  ermant,  bey  den  eyden,  die 

B1.35*  sie  nnszerm  gnedigen  berm  and  deme  ||  ratbe  getban  baben;  die  and 
aacb  die  andem  wirgker  gemeynlicb  alle  vermei^ken,  das  za  bocb 
verslagen  sey,  ane  yn  etlicben  cleynnen  stagken,  nemlicb  berde  za 
macbene,  das  eyn  jbar  in  einem  kotbe  drey  swertgroscben  kostet,  item 
kotb  za  kerene,  rasz  aszzatragene  and  eymer  des  jbares  äff  vierand- 
zcwentzig  swertgroscben  loaffen  wolde ,  and  salcbe  anwysszenbeit ,  die 
szo  on  vorzcogen,  were  ye  szo  nicbt  za  entscbaldigene.  Wann  die 
pfenner  nemen  den  zagang  and  gewinst,  and  es  gynge  den  andem  an 
ibrem  gatbe  abe,  and  das  gnd  warde  damitte  geswecbt.  Umb  Jacoff 
Fragen,  dasz  dem  darcb  Hanszen  Waltbeym  orloab  gegeben  were,  dar- 
amb  das  er  Clawsze  Bodendorffe  seyn  gerentbe  nacbgerecbent 
solde  baben  etc.,  daraff  bat  Hans  Waltbeym  geantwortet,  das  dasz  die 
sacbe  nicbt  gewest  ist,  daramb  Frage  georloabt  sey,  sandem  er  babe 
eyne  ander  sacbe  äff  sieb  gebabt,  die  vor  anszerm  gnedigen  berm  za 
vorzcellene  nicbt  tocbte;  er  babe  ym  orloab  gegeben  and  das  nicbt 
alleynne  getban,  sandem  mitsampt  den  andem  bommeistem  and  scbep- 
pfen. 

Zam  dritten  male  nff  die  inrede  der  antworte  der  pfenner  off 
das  angleicb  saltz  sieden  etc.  bat   Hans  Waltbeym  geredt,  es  mocbte 


1475  November.  127 

wol  gesehen,  das  dasz  saltz  ongleieh  gesotten  and  ancb  angleich  ge- 
gasszen  warde;  aber  das  stände  nicht  bey  on,  sandem  bey  den  wir- 
gkem.  Sie  konden  aach  die  wirgker  nicht  vormogen,  dasz  sie  gleich 
gasszen,  wann  es  weren  !|  etzliche  wirgker,  die  fnr  yr  eygen  gelt  sole  BL35^ 
koofiten,  äff  das  sie  deste  mehir  gasszen  and  den  gesten  deste  grosszer 
stagken  geben  and  aiszo  die  geste  bey  sich  brechten;  szo  warden  aach 
itzand  die  stagke  szo  grosz  gemacht,  als  sie  yn  langer  zeit  gemacht 
weren,  and  on  solde  lieb  seyn ,  das  man  glich  gassze  and  glich  saltz 
machte,  getraweten  es  aber  darhyn  ane  halffe  des  raths  nicht  za 
brengene. 

Daraff  hat  der  rath  reden  lasszen,  es  were  deszhalben  am  rathe 
nye  gebroch  gewest,  were  der  rath  daramb  ersacht  warden,  sie  weiden 
gerne  darza  behalffen  gewest  seyn,  es  were  aber  nachbleben.  Daramb 
Stande  wol  za  mergken,  das  salchs  nicht  eyn  genanghafNiig  entschaldi- 
gnnge  were,  wann  salchem  angleichen  sieden  were  wol  vorzakomen 
gewest. 

Zam  vierden  male  äff  die  inrede,  das  das  saltz  nicht  gemesszen 
wurde,  and  als  es  letzst  gemesszen,  dasz  daraber  hoben  fanff  aide 
Bchog  aszgegeben  and  verzcert  seyn  etc.,  daraff  hat  Hans  Waltheym 
gered:  alsze  das  saltz  äff  die  zceit  gemesszen  were,  da  weren  mehir 
dann  dreye  ader  vier  stagke  gemesszen,  and  were  das  saltz  in  vil 
kothen  gemesszen,  and  daramb  mochte  aach  yillichte  salche  zcerang 
gesehen  seyn,  and  das  das  saltz  vormals  and  auch  darnach  nicht  gemesszen 
were  warden,  were  davon  nachbleben,  das  die  gewergken  yre  stagke 
nicht  gerne  betten  wollen  zabrechen  lasszen,  ||wann  szo  die  stagken  Bl.36^ 
zabrochen  warden,  konde  man  der  nicht  wol  vorkoaffen,  and  die  far- 
leate  wolden  die  zabrochen  stagke  aach  nicht  gerne  laden. 

Zum  fanfften  male  äff  die  inrede  äff  die  antwort  äff  den  ge- 
brech, das  das  saltz  za  teare  gesatzt  were  etc.,  daraff  ist  von  Hanszen 
Waltheym  von  der  pfenner  wegen  geredt ,  das  er  äff  das  stagke  von 
der  gewergken  wegen  antworte,  als  er  zavom  geantwortet  bette,  nem- 
lieh  alszo:  das  sie  das  saltz  mästen  setczen,  nach  dem  die  verslegere 
verslngen,  and  mästen  sich  ye  mit  dem  saltz  setzen  nachyrem  versiahen 
richten.  Szo  were  ye  alszo,  das  das  holtz  sere  gespalden  and  kleyne 
gemacht  warde,  davon  szo  konden  sie  das  saltz  nicht  wol  basz  feyler 
gesetczen. 

Ist  daraff  geredt,  die  versleger  betten  affenbar  bekand  and  gesagt, 
sie  hett^  mit  dem  setczen  des  saltzes  nicht  zu  thane,  es  gebarte  yn 
auch  nicht,  das  saltz  za  setczen;  wolden  sie  aber  ye  das  läf  die  ver- 
slegere schieben  and  den  verslegeren  gönnen  and  sie  das  saltz  setczen 
lasszen,  es  qweme.wol  dahyn.  Daraff  hat  Hanns  Waltheym  geredt,  dasz 
Baltz  gebarte  niemandes  anders  za  setczenne,  dann  yn  selbst,  sie  pfle- 
gen es  aach  za  setczene,  aber  sie  setczen  es  nach  dem  ver- 
Blähen. 

Umb  Brosias  Ridebarg,  Frideriche  Brasszer,  Urban  Aben  and  Bar- 
tholomeas  Wirgkart,  das  den  were  gesagt  darch  Benedictas  Polgkenn, 


128  Marcus  Spittendorff. 

bornmeister,  das  sie  der  sole  solten  abesetezen,  sie  wolden  dem  saltze 
Bl.86^  Hauch  abesetzen,  daraff  hat  Drewis  Fischer,  derdotznmal  bommeister 
gewest  ist,  geredt,  yn  were  davon  nichts  wyszlich. 

Znmletzsten  uff  den  nnwen  gebrecb,  das  in  bnttel  gefronet 
wurde,  wie  dann  das  geluthet  hette  und  scharff  angezeogen  were,  daraff 
hat  Hans  Waltheym  gereth,  es  hette  umb  das  fronen  in  buttel  die  ge- 
stalt:  wann  die  bommeister  über  dem  geschossze  pflegen  zu  sitczen, 
szo  liesszensie  beweilen  usz  dem  Dutzschen  Bornnen  5  zuber  sole  und 
auch  bissweilen  mehr  zeihen;  des  glich  dann  auch  szo  in  den  andern 
bomen  geschege.  Das  gelt,  das  davon  gefile,  stegkten  die  bommeyster 
in  die  buttele  und  liesszen  davon  wein  und  byer  holen.  Die  bommey- 
ster musten  ye  auch  über  deme  geschossze  tringken.  Sollichs  treffe 
nicht  sere  hoch,  es  konde  dem  guthe  auch  nicht  grosszen  schaden 
brengen.  Szo  qweme  es  beweilen,  das  prelaten,  probste  und  andere 
in  tal  qwemen  und  das  saltzwerg  besehen,  den  pflege  man  auch  zu 
schengken.  Daruff  hat  unszer  gnediger  herre  und  der  rath  reden  las- 
szen,  es  were  von  sollichem  fronen  in  buttel  in  der  versigelten  zcedel 
nicht  bemrt,  man  frmde  das  auch  nyrgent,  das  sie  das  tbun  mochten, 
sundem  es  stunde  in  der  zcedel  dar  vorboten,  das  mankeynne  andere 
sole  zeihen  lasszen  solde,  dann  die  darinn  namhafftig  gemacht  were, 
szo  wer  die  seihte  sole  auch  nicht  zu  register  gebracht  nach  berechent 
Darvon  szo  were  unnszer  gnediger  herre  und  der  rath  solchs  fronens 
B1.37*  nicht  zu  fryde.  Szo  stunden  sust  auch  ||  grossze  sumen  im  register,  die 
für  weyn  und  hier  gegeben  wem,  und  der  rath  uff*  dem  ratbusze  der 
personen  vast  mehir  weren,  vertmngken  des  jhars  nicht  solche  grossze 
sumen,  und  es  qweme  ye  von  dem  gemeynen  gute.  Wann  man  aber 
trungke  von  eigenem  gelde,  szo  muste  man  dasz  gesehen  lasszen.  Dar- 
wider hat  Hans  Waltheym  gereth ,  es  were  szo  an  sie  kommen  von 
yren  eltem,  sie  betten  dbas  nicht  uffbracht  nach  erdacht.  — 

Uff  dinstag  nach  Eatharine  (28.  Nov.)  hat  unnszer  gnediger  herre 
ertzbischoff  Johann  sich  uffs  rathusz  geyn  Halle  gefuget,  do  dann 
Hans  Seile,  rathszmeister,  Hans  Hedderszenn,  Hans  Loub  und  vil  des 
raths  und  von  innungen  und  gemeynheyt  gewest  sindt.  Daselbst  hat 
seine  gnade  die  dreye  bommeister  und  die  pfenner  gemeyn  vor  sich 
komen  lasszen,  und  seyne  gnade  hat  durch  em  Bemden,  den  alden 
cantzler,  reden  lasszen  geyn  bommeyster  und  pfennem  in  den  werten 
und  in  der  meynung:  seyne  gnade  hette  lange  zceit  in  den  gebrechen, 
die  regimng  des  tals  betreffende,  fast  vil  handeis  gehabt  und  vleisz 
gethan,  szo  vil,  das  seyne  gnade  mit  dem  erszamen  rathe  eynig  were 
wurden  eyner  ordenunge,  nach  der  der  tal  hynneforder  solde 
geregiret  werden.  Derhalben  were  yn  letzst  zu  santh  Mauritz  verhalt 
»sehen,  szo  betten  sie  sich  dazumal  erbotten,  seynen  gnaden  und  auch 
»m  rathe  darinn  gehorszam  zu  seyne;  und  uff  das  nu  die  dingk  ||  zu 
Bl.37^  eynem  ende  komen  mochten,  szo  hette  seynne  gnade  die  ordenunge 
in  eynne  vorscbribunge  und  versigelunge  brengen  lasszen,  die  dogeyn- 
wertigk  vor  äugen  leghe,  die  dann  seyne  gnade  lesszeu  lasszen  welde^ 


1475  November.  129 

und  begerte  die  zu  horene,  die  dann  alszo  geleszen  und  Inthende  ist, 
in  masszen  hirnacb  folget^. 

Wir  Johannes,  von  gots  gnaden  ertzbischoff  zu  Magdburg,  primas 
in  (Germanien  und  pfaltzgrave  bey  Reynn,  hertzog  in  Beyern;  bekennen 
o£feniUcben  |mit  diszem  briSe  vor  ans  and  nnnszer  nachkomen 
und  thnn  knnd  allennenniglicben.  Nachdem  dann  got  vater  aimech- 
tiger  durch  seyne  milte  ewige  wiszheit  und  gutigkeyt  menschlichem 
gesiechte,  seynem  volgke,  seyne  gotlichen  gaben  mancherley  weisz  zu 
enthaldung  desselbten  seynes  volgkes  und  damitte  seynen  menschlichen 
gebrechen  und  notdorfftigkeit  vorzukomen,  dem  seihten  seynem  uszer- 
weltea  volgke  selbst  zu  Seligkeit  und  lobe  und  ere  seynes  allerheilig- 
sten  namens  verlihende  und  gebinde,  und  die  seihten  seyne  gotlichen 
gaben  unszer  ertzbischofflichen  kirchen,  unns  und  den  unszem  zu  gut 
and  nutz  in  unszer  stat  Halle  in  den  saltzbomnen  tegelich  mildiglich 
oszgiesszende  ist,  erkennen  wir  billich  und  geburlich,  solicher  gotlichen 
gäbe  in  steter  dangbarkeit  zu  seyne  und  der  und  ander  verlihenen 
zceitlichen  guter  szo  yn  gotlicher  liebe  glichlich  und  rechtlich  zu  ge- 
bruchen,  das  uns  nach  abgange  der  zceitlichen  und  vergenglichen  die 
anvergenglichen  und  ewigen  guter  und  richtttmer  mittegeteilt  werden. 
Das  wir  darumb  gote  zu  lobe  und  in  dangbarkeit  obgerurter  gotlicher 
gnade  und  gäbe,  durch  den  allerdurchluchtigsten  und  groszmechtigsten 
keyser  Otten  den  groszen  loblicher  gedechtnisz  in  erster  unszer  ertz- 
bischo£Bichen  kirchen  stifftunge  der  seihten  unszer  kirchen  mildiglichen 
gegeben,  und  auch  umb  gemeynes  nutzes  und  besten  willen  mit 
des  erszamen  raths  der  gnanten  unszer  stat  Halle ,  unszer  lieben  ge- 
trawen,  rate  und  folbort  disze  nachfolgenden  ordenungen  und  satczun- 
gen  in  der  gedachten  unszer  stat  Halle  begriffen,  gesatczt  und  ge- 
macht haben,  setczen  und  orden  auch  in  crafft  diszes  briffes,  nem- 
lichen  alszo: 

Zum  ersten  umb  die  vier  Vorsteher  des  tales,  die  sollen  usz  den 
Bcbeppen  im  tale  und  den  gewergken,  die  dem  guthe,  tale  und  ge- 
meynen  besten  allemutzest  und  bequemst  seyn  mögen,  gekorn,  den 
dann  die  fronesole,  amptsole,  amptpfannen,  und  was  nach  Inthe  der 
versigelten  zcedel  yn  dem  stugke  sich  zu  haldung  und  notdorfft  des  tales 
zu  zcihene  gebaret,  geantwortet  und  von  yn  bestatet  sal  werden.  Sun- 
derlich  sollen  die  vier  Vorsteher  die  sole  bynnen  virzcehen  tagen  von  dem 
tage,  als  sie  gezcogen  und  getragen  ist;  an  zu  rechen,  bezcalt  nemen,  und 
der  seihten  sole ,  wie  vil  der  ist ,  und  wem  die  zu  versiedene  gethan 
wlrdet,  und  was  sie  davon  uffiiemen  und  zu  buwe,  haldung  und  not- 
dor£ft  des  tals  wider  uszgeben,  eigentlich  verstentliche  register  machen 
und  davon  rechinschafit  thun ;  die  seihte  rechinschaffl  uff  die  zceit,  als 

*  ffier  tonn  wir  in  d«r  hall.  HandMhrift  buehftiiblich  folgBiide  Zeilen:  „WIR  von  gottet 
gnaden  Johanne*  Ertsbischoff  zu  Magdeborgk  prima«  in  Germanien  etc.  mdt  so  furder  wie  das  die* 
aelfaflgen  Reglenmgen  m  dem  Ende  ansforth.  habt  ir  wol  In  ■ehrlfften,  desgleichen  ich  aus  denselblgen 
«nren  ■ehrülten  veneichnett.  Daromb  ist  hie  fnrder  nicht  nott  eu  schreyben".  Wir  theilen  die  schon 
TQo  Dr.  I  (Hondorff)  S.  157  abgedruckte  ürtcnnde  nach  einem  der  sieben  nicht  bucbatUbtich  gleich^ 
bmtfritdcp  Exemplare  des  Bathsarehivs  mit. 

Gesehichtsq.  d.  Pr.  Sachsen  XI.  9 


180  Marcus  Spittendorff. 

sich  der  obirbommeiBter  ampt  vemawet,  uff  dem  ra&nsze  nnszer  stat 
Halle  vor  dem  gantzen  sitzenden  rathe  in  beyweszen  miszer  lehnlathe 
gescheen,  darzu  und  bey  salcher  rechinschafft  mitte  zu  seyn  and  die  zu 
boren  helffen,  der  rath  onszer  stat  Halle  yier  osz  den  Innungen  und 
vier  usz  der  gemeynheit,  die  gud  im  tale  haben  und  uff  yre  usslaufite 
sitezen,  heischen  szal.  Der  obgerurten  i'echinschafft  sollen  dann  die  vier 
Vorsteher  eyn  eygentlich  yerstentlich  register  aller  uffhame  und  usz- 
gabe,  eyn  iglich  stugke  yn  sunderheit  darinn  dar  uszgedrugkt,  von  sich 
überantworten.  Alszdann  sollen  auch  die  gedachten  bommeistere  vor 
dem  rathe  nach  luthe  der  wilkor  yr  recht  thun,  das  sie  yrer  ampte 
nicht  genosszen  haben.  Die  vier  Vorsteher  sollen  auch  zu  stundt,  als  sie 
gekom  sinty  zu  gote  und  seynen  heiUigen  sweren,  das  sie  nach  yrem 
besten  vermögen,  auch  yrer  vemumflt  und  gewisszen  die  bomnen  und 
den  tal  getmwelich  vorstehen  und  verhegen,  die  sole,  die  on  nach  in- 
halde  der  versigelten  zcedeln  uff  das  stugke  lutende  geantwort  wir- 
det,  uffiaemen,  die  bestaten,  bezcalt  nemen  und  berechen  wollen  ane  ge- 
verde.  Gzu  bezalungk  der  obgerurten  sole  und  auch  pene,  die,  inmasszen 
himach  berurt  wirdet,  ufizunemen  geburet,  sollen  yn  der  saltzgreve,  die 
Bcheppen  und  bommeister,  das  dieyn  virzcen  tagen  alszo  unvorhalden 
geschee,  getmwelich  behulffen  seyn  ane  Weigerung  und  geverde. 

Szo  sollen  auch  vier  gotforchtige  frome  menre  zu  verschlegem  ge- 
kom und  gesatczt  werden,  zcwene  wirgker  und  zcwene  bomknechte,  der 
dann  zcwene,  nemlich  eyn  wirgker  und  eyn  bomknecht,  von  dem  rate, 
und  die  andern  zcwene,  als  auch  eyn  wirgker  und  eyn  bomknecht,  von 
den  obirsten  dren  bommeistera  sollen  werden  uffgenomen,  und  die 
seihten  sollen  burger  in  unszer  stat  Halle  seyn  und  nach  yrer  kiesung 
und  setczung  uff  das  rathusz  vor  den  rath  komen,  und  vor  dem  rate 
zu  yrem  ampte  sweren,  in  masszen  himach  uszgedmckt  ist,  nemlichen 
alszo:  wir  A.  B.  G.  D.  globen  und  sweren,  das  wir  das  ampt  des  ver- 
slahens,  darzu  wir  gekom  und  auffgenomen  sint,  nach  unszerm  besten 
vermögen,  auch  unnszer  vemumfft  und  gewysszen  getmwelich  verhegen, 
vleiszige  achtung  uff  den  kauf  des  feurwergks  haben,  und  damach 
die  sole  und  auch  kothzcinsz  versiahen  wollen,  nicht  den  teursten  nach 
wolfeilsten,  sundem  den  mittelkauff,  szo  allerglichst  wir  mögen» 
das  den  hem  des  guts  nach  redeligkeit  und  glichkeyt  yre  uszlouffte 
von  yrem  gute  werden,  und  die  gewergken  von  yrem  sieden  auch 
redelichen  zugang  und  gewinst,  und  die  knechte  ym  thale  arbeitende 
von  yrer  sole  auch  nach  redeligkeit  yren  verdinst  gehaben  mögen,  und 
das  nicht  lasszen  widder  durch  lieb  nach  leyt,  gifft  nach  gäbe,  ge- 
tmwelich und  ane  geverde,  als  nnszer  iglichem  got  szo  waher  helffe  und 
seyne  heiUigen.  Und  uff  das  die  verslegere  sich  yn  yrem  ampte  des 
verslahens  der  sole  und  auch  kotzcynszes  desto  uffrichtiger  und  gb'ch- 
lieber  haben  zu  halden  und  dem  nachzugehen  und  sich  und  yren  ejrt 
zu  vorwaren,  sollen  sie  nach  landloufftiger  muntze  versiahen  und  alszo, 
das  der  zcober  sole  in  dem  Gutjare,  Meteritz  und  Hackebome  eynes 
hellers  weniger,  dann  der  zcober  in  dem  Dutzschen  Bomnen  gelden  sal, 


1475  November.  131 

ond  za  welcher  zceit  den  verslegem  dungket  notdorfft  seyii;  ein  koth  ym 
tele ,  das  gelegen  und  beqweme  sey,  mieten,  das  yn  dann  nach  glichen 
billichen  dingen  ane  inhalt  gethan  sal  weiilen,  und  sollen  fenrwergk 
konffen  und  szo  vil  zcober  sole^  als  yn  notdorfil  seyn  wirdet,  in  dem 
seihten  kothe  nemen  und  zu  stund  nach  dem  nffslahen  giesszen  und 
den  wirgker,  im  seihten  kothe  arbeitende,  etliche  werg,  szo  yil  der  eyn 
notdorfft  seyn  wirdet,  sieden  lasszen,  und  wie  vil  zcober  sole  dann  alszo 
genomen  und  gegusszen  werden,  szo  yil  sal  man  Widder  nsz  den  bomnen 
zu  stund  ins  fasz  tragen  und  nach  aberechnung  und  abslahung,  was  eyn 
iglich  werg  an  mietung  kothes,  keuffunge  feurwergks  und  anderm 
ifethe  mag  gekost  haben,  darnach  vleiszig  ubermergken  undverslahen 
das  nach  begriffe  yres  eydes  den  hem  des  guts,  den  gewergken  und 
auch  den  knechten  im  tale  glich  geschee;  und  ab  die  versleger  an 
gelde  nicht  betten  zu  mietung  eynes  kothes,  auch  keuffe  feurwergks 
und  andern,  das  damfF  gehen  mag,  szo  sollen  sie  des  mit  gelde  von  dem 
rate  yorlegt,  dasselbte  gelt  yn  von  den  verslegem,  szo  schire  das  saltz 
vorkaufft  ist,  widder  geben  szal  werden.  Was  dann  von  zugange  des 
siedens  tmd  probirung  obgerurt  uberloufttes  seyn  wirdet,  szal  yn  zwey 
teyl  geteilt  werden,  der  eyn  teil  den  Vorstehern  des  tals  in  nutz  des 
tals  zu  wenden,  und  das  ander  teyl  den  verslegem,  vor  sich  selbs  zu 
haben,  ungehindert  folgen  sal.  Es  sollen  auch  die  vorsleger  hinforder 
den  kothzcynsz  nicht  nach  den  kothen,  die  mit  solguthe  uszgethan  wer- 
den ,  versiahen ,  sunder  nach  den  siechten  kothen ,  die  man  ane  gut 
nsztbut,  und  nicht  hocher,  dann  des  jhars  uff  funfizcehen  rinsche  gülden 
zcyniKses.  So  szollen  auch  die  versleger  yren  Ion  inmasszen  andere  arbeiter 
über  den  bomnen  usz  den  bomnen  haben,  als  sie  vormals  gehabt  haben, 
der  yn  dann  umb  desto  vleisziger  verhegung  und  versorgungk  willen 
yres  amptes  yrer  iglichem  mit  zcweyen  zcober  solen  die  woche  verbessert 
sal  werden.  Die  seihten  versleger  dann  auch  nicht  lichtlich  georloubt 
nach  entsatczt  werden  sollen,  es  were  dann,  das  man  des  merglich 
Sache  bette,  die  durch  den  rath  und  die  obim  borameister  redelich  erkant 
wurde;  die  seihten  versleger,  welche  nicht  wirgker  sint,  auch  mitte  jbar- 
knechte  seyn,  und  ab  sie  darzu  zu  swach  wurden,  underlouffer  haben 
mögen;  und  ab  der  gnanten  versleger  eyner  adder  zcwene  georloubt  adder 
kräng  wurde,  und  man  von  stund  nicht  andere  gehaben  künde ,  szo 
sollen  die  andem  zcwene  adder  drie  glichwol  das  gut  nicht  legen  lasszen, 
Bundem  gantze  macht  haben  das  zu  verslabene,  bisz  yn  ander  zu 
mitteverslegera  gekom  und  gesatczt  werden.  Es  sollen  auch  die  ver* 
Sieger  alle  sonnabint,  wann  sie  im  tale  über  den  bomnen  verslagen  und 
den  bomschriber,  was  die  woche  der  zcober  sole  gegulden  hat,  und 
was  auch  die  seihte  woche  gefronet  ist ,  schriben  lasszen  ban ,  uff  das 
rathusz  in  die  kemmerey  gehen  und  den  kemerem  auch  sagen,  wie  vil 
man  die  woche  uff  das  virtel  gegeben ,  was  die  woche  der  zcober  ge- 
gulden, und  was  man  gefronet  hat^  das  sollen  die  kemerer  dann  zu 
stund  in  eyn  register  verzceichen  lasszen  und  mitsampt  yren  registem 
in  vorwarang  legen. 

9* 


182  Marcus  Spittendorff. 

So  sal  auch  nu  hinforder  da«  solgat  uff  dem  rathosze  vor  dem 
gantzen  sitzenden  rathe  nnszer  stat  Halle  in  beyweszen  nnszer  lehnlnthe 
verleyt  werden,  darzn  dann  aach  der  rath  vier  usz  den  Innungen  und 
vier  nsz  der  gemeynheit,  die  gad  im  tale  haben  nnd  uff  yre  uaz- 
lonfifte  sitzen,  heischen  nnd  yerbothenlasszenszal,  alszdann  auch  das  regi- 
ster  des  verslahens  und  fronens,  bey  den  kemerem  legende,  geyn  des 
bomschribers  register  gehalden  nnd  achtung  damff  gehabt  sal  werden, 
das  die  register  in  dem  nbereyntragen  und  den  dingen  glichlich  und 
geburlich  naehgangen  werde ;  uff  den  selbten  tag  dann  auch  keyn  ge- 
meyn  esszen  bestalt  nach  gehalden  sal  werden. 

Es  sollen  auch  hinforder  die  esszen ,  die  die  undem  bommeister 
biszher  geben  han,  abeseyn,  und  uff  das  nu  die  geste,  die  das  saltz 
usz  unszer  stat  Halle  füren,  mit  unglichkeit  des  saltzes  nicht  besehe- 
digt  werden,  auch  eyn  gewergke  den  andern  mit  ubersieden  nicht  ver- 
terbe,  setzen,  orden  und  wollen  wir,  das  durch  die  drie  obim  bom- 
meister und  nuhen  scbeppen  unszers  talgerichts  in  allen  kothen,  da  maa 
inne  seut  und  wallet,  emstiglich  und  vestiglich  bestalt  sal  wenlen,  das 
zu  den  wergken  glich  gegusszen  und  alszo  gliche  stugke  gesothen  und 
gemacht  werden,  bey  pene  himach  berurt. 

Und  es  sal  yn  keinem  kothe  die  woche  über  virzcig  werg  geso- 
ten  werden,  bey  pene  eyns  rinschen  gülden,  den  der  gewergke,  der 
do  sieden  lest,  und  eyns  rinschen  gülden,  den  der  wirgker,  der  da 
seut,  verfallen  seyn  szal.  Damach  sich  dann  in  halben  wochen,  und 
szo  sich  yn  der  woche  vier  ader  funff  tage  zu  siedene  begeben^  gerichtet 
und  gehalden  szal  werden. 

Es  sollen  auch  alle  wochen,  wann  man  seut,  zum  wenigsten  eyns, 
von  den  bommeistem  einer  und  von  den  scheppen  im  tale  zcwene  in 
alle  kothe  gehen  und  das  saltz  bey  den  eyden,  die  sie  zu  yren  ampten 
und  scheppenstule  gethan  haben,  besehen,  und  wu  sie  das  unglidi 
gesoten  kieszen,  das  messzen  und  vaheren  bey  obgemelter  pene.  Die 
seihte  pene  die  vier  Vorsteher  inmanen  und  yn  gemeinen  nutz  des  tals 
keren,  auch  zu  register  bringen  und  die  mitte  berechen  sollen.  Cza 
inforderange  der  pene  der  saltzgreve,  die  scheppen  und  bommeister  ge- 
trawelich  behulffen  seyn  und  die  schuldiger  bey  pene  des  talrechts 
twingen  sollen  ane  vorzcog,  Inhalt  und  geverde. 

Auch  sal  durch  den  saltzgreven,  die  drie  gesworaen  bommeister 
und  nuhen  scheppen  im  tale  der  kauff  des  saltzes  nach  kouffe  des 
feurwergks,  szo  zu  zceiten  des  jhars  seyn  wirdet,  nach  redelicher 
weisze  gesatczt  werden,  alszo  das  dasz  solgud  nicht  vemichtiget  und  von 
teurde  wegen  des  saltzes  unszer  stat  Halle  gemieden  und  umbgefaren 
werde,  behaldende  uns  und  unnszem  nachkomen  und  dem  rate  unszer 
stat  Halle  macht,  darinn  zu  szagen,  szo  uSt  wir  mergken  eyn  notdorfft 
seyn  wirdet,  zu  bogen,  zu  nedergen  adder  zu  bessern. 

Szo  sal  auch  keyn  gewergke  mehir  gerenthezu  sich  nemen  ader  ver. 
sieden  dann  zcwey  bey  pene  zcehen  rinscher  gülden,  szo  ufft  des  ymandt 
uberfundig  wurde,  unleszlich  verfallen  zu  seyn,  wer  auch  eygens  guta 


1475  November.  183 

820  vil  hat,  als  ym  za  wehre  eyns  koths  nach  obengeschribener  Inassze 
za  siedene  notdorffl  ist,  der  sautl  an  siedungk  und  gebmchunge  seynes 
eygen  gutes  genagig  seyn  und  keyne  gerenthe  nach  fronesole,  ampt- 
sole,  armer  Inthe  sole,  Nicclaossole  und  gotishuser  soIe,  nach  der  sole 
dar  man  nff  den  sonnabint  von  spendet,  auch  die  sole,  dar  man  essen 
den  knechten  im  tale  von  machet,  ader  andere  sole,  wie  man  die  ge- 
nennen mag,  haben,  bey  pene  zcehen  rinscher  gülden,  szo  uffte  hirwi- 
der  gethan  wurde,  auch  unleszlich  verfEtilenn  zu  seyn;  die  obgerurten 
penen  alle  von  den  vier  Vorstehern  auch  ingemant,  in  nutz  des  tals 
gekart  und  mitte  berechent  sollen  werden,  in  masszen  oben  uszgedrugkt 
ist,  getruwelich  und  ane  geverde. 

Es  sollen  auch  zu  obirbommeistem  verstendige  rechtvertige,  frome 
und  redeliche  menre  gekom  werden,  der  dann  eyner  usz  den  pfennem 
und  eyner  usz  der  gemeynen  und  auch  eyner  usz  den  Innungen,  die 
eygen  solgud  im  tale  haben,  seyn  sal,  die  dann  auch  zu  dem  ampte 
der  bommeisterscbaflft  und  dem  gerichte  des  tals  sweren  sollen,  yre 
ampte  und  die  scheppenbang  nach  yrem  besten  vormogen,  auch  yrer 
vemumfft  und  gewysszen  getruwelich  zu  vorhegene  und  orteil  yn  der 
bangk  des  talgerichts  zu  finden,  szo  sie  die  glichst  und  rechtst  wyssen 
und  von  yren  mittescheppen  underweiszet  werden,  und  aller  der  jhenhen, 
die  gud  im  tale  und  des  tals  zu  thune  haben,  gemeyne  beste  zu  rathen 
und  zu  thune,  und  das  nicht  zu  lassene  wider  durch  lieb  nach  leyt, 
frunde  nach  mage,  gifft  nach  gäbe,  getruwelich  und  ane  geverde. 

Auch  szal  eyn  iglicher  wirgker  aUe  sonnabint  und  andere  heilige 
abent  gebottener  fest,  wann  man  uff  den  abent,  als  gewonlich  ist,  das 
ave  maria  slehit,  werg  lasszen  und  nicht  ehir  wider  underlegen,  dann 
nach  Umgänge  des  sontags  ader  andern  heiligen  tags,  nendich  uff  den 
wergkeltag  frühe,  wann  man  zur  fruhemessze  luthet,  bie  pene  eyns 
rinischen  gülden. 

Auch  szal  man  hinforder  usz  keinem  kothe  von  verdingtem  feur- 
wergke  nymande  ladestro,  stroustro,  nach  den  pfannensmeden  eynich 
stro  geben,  bey  pene  auch  eyns  rinischen  gülden,  den  der  gewergke, 
der  im  kothe  seut,  verfallen  seyn  sal;  mit  der  pene  es  auch  gehalden 
sal  werden,  wie  obene  von  andern  penen  berurt  ist. 

Und  ab  in  diesszer  ordenung  was  gebreche  weren,  die  hirinn  nicht 
notdorfftig  versorgt,  adder  etliche  nicht  dar  uszgetrugkt  weren,  adder 
in  zukonunenden  zceiten  was  gebreche  entstunden,  wie  und  wuran  die 
geseyn,  und  wie  die  namen  gehaben  mochten,  keynerley  uszgenomen, 
behalden  wir  unns  und  unnszem  nachkomen  ertzbischoven  gantze  und 
iuUe  macht,  das  wir  mit  rathe  und  folbort  unszer  lieben  getruwen,  des  er- 
szamen  raths  unszer  stat  Halle,  sulchen  gebrechen  notdorfftigen  vorkomen, 
die  hyn-  undbeylegen,  auch  szo  die  notdorfft  fordern  wurde,  evn  adder mehir 
Btogke  in  disser  ordenung  verändern,  verbesszem  und  auch  nuwe 
Batzungen  und  ordenungen  begriffen,  setczen  und  machen  mögen,  als 
nach  g^egenheit  der  zceit  zu  enthaldung  der  saltzbomnen  in  unnszer  stat 
Hidle  und  für  eyn  gemeyn  bests  unnszers  stifits,  der  vilgenanten  unnszer 


134  Marcus  SpittendorfF. 

stat  Halle  und  alle  der,  die  gater  im  tale  daselbst  haben»  nutcse,  noit 
und  bequem  geseyn  möge,  getruwelich  und  ane  geverde. 

So  szollen  auch  die,  die  in  unnszer  stat  Halle  in  rathstule  zosampne 
sitczen,  gote,  nnszern  hern  und  die  gerechtigkeyt  vor  äugen  haben, 
eynmutig  und  eyntrechtig  seyn,  und  ftlr  gemeynen  nutz  unnszer  stat 
Halle  getruwelichen  raten,  darzu  thun  und  helffen,  als  sie  gote  nnnszenn 
hern,  unns  und  nnnszenn  stifite,  dem  gemeynen  guthe  und  sich  selbst 
schuldig  sint. 

Szo  sal  auch  uS  oben  geschriben  ordenunge,  der  wir  von  dem  rathe 
unszer  stat  Halle  iglicher  Innungen,  auch  gemeynheit  und  den  piennem 
der  selbten  unnszer  stat  Halle  warhafitige  abescfariffte,  mit  des  rats  secrete 
versigelt ,  wollen  überantworten  und  geben  lasszen ,  und  was  sich  in 
diesszer  selbten  ordenung  begeben  bat,  durch  nymande  erglich  in  gre- 
menissze  adder  rachsal  geredt,  gehandelt  adder  gethan  werden,  das  wir 
birin  ernstlich  und  vestiglich  verbieten,  und  der  rat  unnszer  stat  Halle 
auch  verbieten  sal,  und  ab  ymant  mit  Worten  adder  wergken  sich 
anders  bilde  und  dawidder  thete,  szo  balde  der  rat  unnszer  stat  Halle 
das  innen  und  zu  wysszen  wirdet,  sollen  sie  den  adder  die  szo  ernst- 
lich strafifen,  das  unnszer  und  yre  meynung  des  emsts  darinn  erkand, 
und  dadurch  sulchs  von  andern  zu  begebene  geschuwet,  geforcht  und 
vermeden  werde,  getruwelich  und  ane  geverde. 

Das  diessze  oiSenungen  und  satczungen,  auch  alle  und  igliche  stugke 
puncte  und  artigkele  diszes  brives  stete,  vestiglich  und  unvorbruchlich 
sollen  gehalden,  und  den  auch  gentzlich,  getruwelich  und  un- 
geverlich  nachgegangen  werden,  des  czu  orkundt  haben  wir  unszer  grossze 
ingesigel  vor  unns  und  unnszer  nachkomen  an  diszen  briff  thun  hen- 
gen,  der  geben  ist  yn  der  vil  gnanten  unnszer  stat  Halle  nach  Cristi 
unnszers  hern  geburt  tuszent  virhundert,  darnach  ym  funfifunndsobintzig- 
sten  jare  am  ^nstage  nebst  nach  Katherine,  der  heiligen  jungkfrauwen 
(28.  Nov.). 
B1.44*  II  Nach  leszung  der  obgeschriben  ordenunge  hat  unnszer  gnediger 

herre  dem  erszamen  rathe  zu  Halle  die  selbte  ordenunge  versigelt 
ubergeantwort  und  von  dem  rathe  der  widderumb  eyn  reversal  ent- 
pfangen.  Und  seyne  gnade  hat  forder  am  rathe,  auch  Innungen  und 
gemeynheyt  und  auch  den  pfennem  begert,  dasz  sie  die  balden  und 
der  szo  nachgehen  wolden,  und^  sunderlich  dem  rathe  befolhen,  das  sie 
vleiszig  ufisehen  thun  und  daran  seyn  wolden,  dasz  die  ordenunge  szo 
fortgesatzt  und  angehaben  wurde,  szo  schirst^das  geseyn  künde,  und  ab 
es  nicht  eher  gesehen  künde,  das  die  ordenung  doch  ufls  lengst^  zu 
weynachten  antretet  DaruS  hat  der  rath  geredt,  sie  wolden  deme gerne 
szo  thun,  aber  vor  weynnachten  die  ordenunge  anzuheben,  were  zu  kortz, 
sundem  uff  die  wynachten  wolden  sie  darane  seyn,  das  der  nachge- 
gangen^ und  folge  gethan  werden  solde. 

Damach  han  unnszer  gnediger  herre  und  der  rath  durch  Hanszen 

<^  d{e  Worte  von  „und"  Mi  „wolden"  fehlen  In  der  hftU.  Handschrift      ^  „vib  ehfte"  h.  H* 
itte"  h.  H.      ^  ,,dar  gangen"  b.  H, 


«  „Intrette' 


1475  November.  185 

HedderszeD,  den  alten  rathszmeister,  geyn  bommeysteili  und  pfennero 
reden  lasszen^  seyne  gnade  and  der  rath  betten  letzst^  zn  santManritz 
yre  antwort  gebort  nff  die  inrede  and  die  gebreehe,  die  yn  daseibist 
weren  vorgehjEdden ,  and  snnderlicb  die  dreye  stagke,  betreffende  die 
yorsteher,  die  versleger  and  das  fronen  in  bnttel.  In  dem  ersten  ftmde 
man  in  der  rechinschaflfl  and  ||  registem  clar ,  dasz  die  fronesole  and  BL44^ 
amptsole  nicht  gleich  bestatet  were;  szo  were  aach  vil  abermessziger 
zoeronge  darinn  an  weyne,  biere,  bornfart  zam  heilligen  bomnen,  holtz, 
licht  and  ander  stngken;  es  were  aach  mit  den  verslegem  nngebarlioh 
gehaldenS  and  sie  betten  von  yrem  verslahen  grosszen  zagang  gehabt« 
and  ander  leate  grosszen  abegang  and  schaden  \  Szo  weren  annszer  gnedi- 
ger  herre  and  der  rath  des  stagks  ^  amb  das  fronen  in  battel  aach  sanderÜch 
nicht  zaMden,  dasz  sie  das  alszo  gethan  betten,  wann  es  were  affin- 
bar Widder  das  talrecht  and  aach  die  versigelte  zcedel,  and  sollichs 
gynge  nach  inhalde  des  talrechts  an  den  lip  i ;  nnd  das  seyne  gnade 
and  der  rath  das  alszo  hyngehen  lasszen  solden,  were  nicht  za  thane, 
sandem  yn  were  letzst  za  sante  Maaritz  gesägt,  annszer  gnediger  herre 
ond  der  rath  wolden  daraff  bedacht  haben  and  yn  forder  yre  meynang 
za  erkennen  geben.  Na  solliche  angebnrligkeyte  wolden  annszer  gne- 
diger herre  and  der  rath  szo  nicht  hyngehen  lasszen  and  hieschen' 
daramb  yon  yn  bassze  and  wandeL 

Daraff  hat  Albrecht  Scha&tete,  bornmeister,  gebeten,  das  annszer 
gnediger  herre  and  der  rath  yn  gönnen  wolden,  daramb  za  sprechene, 
ond  aach  eyns  mannes  ander  yn,  der  yr  wort  redtet  Das  ist  yn  alszo 
Torganst,  and  nach  gehaltem  gespreche  haben  die  bommeister  and 
pfenner  gemeyn  darch  Mathyasze*"  Pegaawen  ||  reden  lasszen:  als  seyne  Bl.45* 
gnade  bette  vorsigelte  brive  lesszen  lasszen  der  ordenangen,  wie  na 
hinforder  der  tal  solde  regirt  werden,  and  der  briffe^  dem  erszamen 
rathe  za  Halle,  yren  hem,  abergeantwort  and  aach  darbey  erozelen 
lasszen  eczliche  stagke,  nemlich  amb  die  vier  Vorsteher,  die  vier  ver- 
degernnd^  das  fronen  in  battel,  derhalben  and  aach  ander  stagke  hal. 
ben  seyne  gnade  and  aach  der  rath  vermeynte,  angebarlich  gethan 
were  etc.,  wie  das  forder  gelatet  bette.    Alszo  weren  sie  die,  die  sich 

•  ,,nd«n  iMnen**  fehlt  tn  der  balL  H«ndMhrift  ^  statt  ,,]etsat"  „lanen**  In  der  hall. 
BudBohiift.  ^  „vorhalden*'  h.  H.  ^  die  beiden  letzten  Worte  fehlen  in  der  hall.  Handschrift 
•  H^M  ttngks'*  m.  H.  '  „heischen*'  h.  H.  ff  ,4hnen  Ihr  wortt  dnuiff  redte"  h.  H.  ^  .^Matthes'* 
hau.  Handsehr.      >  n^ee  Bileffee'*  h.  H.      ^  „vndt  ymb"  h.  B. 


^  In  der  Thalordnimg  vom  26.  Juli  1424  finden  sich  die  hierauf  bezüglichen 
Beetimmungen:  „Wer  diase  gesetcze  breche  unde  dar  obh*  meher  czoge  adir  czihn 
ünee  adir  tmge,  das  sal  om  gehin  an  den  lieb,  alse  des}  tales  buch  oszwiset** 
Auf  dem  letzten  Blatte  des  noch  jetzt  vorhandenen  ^  Originals  hat  eine  Hand  des 
ausgehenden  15.  Jahrhunderts  angemerkt:  Anno  1474  dasz  ist  gesehen,  dasz  disse 
zedele  ist  nff  dem  rathuse  zu  Halle  vor  unserm  hem  von  Magdeborgh  und  dem 
rathe  unde  vor  denn  drysig  manen,  dy  von  Innungen  und  der  gehmeyne,  den  parten, 
gi^om  warn,  gelesen,  dar  zu^ouch  der  phenner  geschickt  warn  dy  bommeistere  und 
andere  or  cjewerken,  dar  zu  dy  phenner  gereth  und  gelobt  han,  sulch  zedeln  be- 
stellen und  oeschaffen.  dyse  sol  gehalden  .  .  .  werden.  Dr.  I.  (Hondorff)  S.  151  ff. 
Tg},  auch  die  von  Lambert  in  den  Neuen  MittheU  veröffentlichte  ftltere  Thal- 
Ordnung  Bd«  XI,  441. 


186  Marcus  Spittendorff. 

allezceit  nach  seynen  ftirstlicben  gnaden  und  anch  yren  bem  dem  rattie 
gehorsamlich  richten  solden.  Sündern  von  der  andern  stngke  wegei, 
erzealt  und  anch  letzst  zu  sante  Haoritz  vorluthet,  betten  sie  offs  de- 
mütigste, das  seyne  gnade  yn  szo  gnedig  and  der  erszame  rath  szo 
gütig  seyn  wolden  und  es  damitte''  szo  gestrenglich  nicht  vomemeo, 
sundem  was  darinn  gesehen  were,  und  wie  sichs  yorlanffen  hette,  das 
were  ye  und  ye  gewest  und  alszo  an  sie  komen,  sie  betten  es  nicht 
erdacht  gehabt.  Derwegen  haben  unszer  gnediger  herre  und  der  rath 
forder  reden  lasszen,  das  sie  die  ordenungeder  regirung  des  tals  hal- 
den  und  darinn  gehorszam  seyn  wolden,  neme  unszer  gnediger  herre 
und  der  rath  an;   aber  die  andern  ding  alszo  ane  abetrag  hyngehen 

BL45^  zu  lasszene,  were  nicht  zu  thune,  ||  szo  sie  grosz  uS  sich  trugen,  sie 
auch  grosszen  zngang  darinne  gehabt  betten;  sundem  unszer  gnediger 
herre  und  der  rath  wolden  es  gerne  *"  derhalben  zu  handel  komen  lasszen 
und  darbey  schicken,  das  sie  achte  ussz  sich  koren  und  die  auch  dar- 
zu  geben^  die  dingk  zu  handeine. 

Daruff  haben  bommeister  und  die  pfenner  aber  eyn  gespreche  ge- 
beten, und  nach  gehabtem  gespreche  hat  Mathias  °  Pegaw  forder  ger^t 
und  achte,  die  sie  gemeynlich  gekoren  betten,  namhafiftig  gemacht  mit 
namen':  Hansze  Czolner,  Hansze  Walenn,  Bastian  Grunheyden,  Anysz 
Treptzk,  Bussze  Blumenn,  Nickel  Kleptzk,  OttoWagauwen  und  Liborios 
von  Deltzscb«. 

Daruff  haben  unszer  gnediger  herre  und  der  rath  antwort  ge- 
ben, unnser  gnediger  herre  wolde  uff  mittwochen  Nicolai  (6.  Dec.) 
nach  mittage  seyne  rethe  uffs  ratbusz  geyn  Halle  schicken,  alszdan  wolde 
der  rath  des  handeis  auch  warten,  dasz  sie  dann  die  obgnanten  gekomen 
achte  alszo  uff  das  ratbusz  schickten  uff  vorhandelunge,  das  sie  umb 
die  ungeburliche  regirung  des  tals  und  die  gebreche,  szo  yn  uffte 
vorgehalten  weren,  wurden  abetrag  machen. 

Damach  haben  unszer  gnediger  herre  und  der  rath  forder  reden 

Bl.  46  *  II  lasszen  geyn  bommeistem  und  pfennem,  das  saltz  were  etzwas  fast 
tbeure  gesatzt,  nemlich  uff  zwelff  swertgroschen,  derhalben  auch  fast 
geruchts^  wurde  in  den  beylanden,  auch  von  der  wegen  die  stat  Halle 
durch  die  ftirluthe  und  geste  gemyden,  dasz«^  fast  schaden  brechte,  auch 
unszerm  gnedigen  herm  seyne  czcoUe  und  gleyte  swechte.  Und  daruff 
begert  unser  gnediger  herr  und  der  rath**  von  den  bommeistem, 
dasz  sie ^  uffdennechst  volgenden  freytag^  (l.Dec.)  die  jhennen,  die  dar- 
zu  gehorten,  zu  sich  ins  bommeisters  hausz  vorboten  wolden,  do^  sie 
doch  sust  ander  gescheffte  halben  des  tales  bey  eynander  seyn  wurden » 
und  daramb  sprechen  und  uff  die  weyse  eins  werden,  das  sie  deme 
stugke  saltzes  eynnen  swertgroschen  abesetczen.  SolUchs  haben  die 
bommeyster  szo  uffgenonunen,  und  als  sie  uff  den  obgerurten  freytag 

•  r^M  damit"  h.  H.  ^  fohlt  In  der  tuOl.  Handsohrlft.  *>  »Mattes"  b.  H.  ^  die  b«idea 
letiten  Worte  fehlen  in  der  halL  HandMhrlft.  «  »^litsach"  h.  H.  ^  ,»ftLst  gerächte"  h.  H.  ff  aUU 
„dam*'  —  „Tondt"  in  der  halL  Handochrlft  ^  die  gesperrten  Worte  fehlen  in  beiden  Handschriften. 
>  ,^*'  fehlt  in  der  hall.  Handschrift.  ^  ^^  Tagesangabe  fehlt  in  der  haU.  Bandachrllt.  ^  „das'* 
haU.  Bandichr. 


1475  December.  187 

bey  einander  gewest,  sie  des  eynig  worden  sind  und  haben  dem  stagke 
saltzes  eynen  swertgroschen  abegesatzt. 

II  UfimitwocbensanteNicolaos  tag  (6.Dec.)  nach  mittagehat*  nnn-  BLiO*" 
szer  gnediger  herre  Johannes,  ertzbischoff  zn  Magdbarg,  Heinriehenn 
von  Amendorff  und  Vinceneien  Nuwemeyster,  seyne  rethe,  nffs  rathnsz 
zu  Halle  geschickt;  daselbst  dann  Hans  Seile,  Hans  Hedderszen^  and 
Hans  Loab,  rathsmeystere,  and  andere  vom  rathe,  Innungen  and  ge- 
meynheyt  zu  Halle  darza  gegeben  gewest  sind.  Vor  die  seihten  nach 
deme  abscheyde  äff  dinstag  nach  Katherine  (28.  Nov.)  vor  dem  gnan- 
teo,  anserm  gnedigen  herm,  die  obgnanten  Hans  Czcolner,  Hans  Wale, 
Bastian  Granheyde,  Annysz  Treptzk,  Bassze  Blume,  Nickel  Kleptzk, 
Otto  Wagaw  andLiborias  vonDeltzsch«",  von  den  pfennem  gemeyn  zu 
dem  handel  gekom,  sint  komen.  Daselbst  ist  von  anszers  gnedigen  hem 
und  des  raths  zu  Halle  wegen  den  acht  geschigkten  von  den  pfennem 
obgnant  furgehalden  in  den  Worten  und  der  meynung:  „lieber  bom- 
meister  und  lieben  frande,  yr  wysszet  wol,  da  nebst  uff  dinstag  nach  Kathe- 
rine (28.  Nov.)  anszer  gnediger  herre  von  Magdbarg  hir  afi  dem  rathusze 
gewest  ist  and  die  ordenung  der  regirang  des  tales  leszen  lasszen  und 
die  versigelt  dem  rathe  abergeantwort  und  begert  hat,  die  affzunemen 
und  daran  zu  seyne <>,  das  die  gehalden  and  der  nachgegangen  wurde; 
in  sollicher  ordenungkder  regirang  des  tales  yr«'  und  die  andern  mitte- 
gewergken  ||  ach  gehorszamlich  gegeben  habt.  Ist  ach  gewergken  gemeyn  B1.47* 
daseibist  auch  erzealt,  wie  anszer  gnediger  herre  and  der  rath  mergk- 
ten  und  erkenten,  dasz  sich  in  etlichen  stugken  gar  ungeburlich  ge- 
halten were  wurden,  alszo  mit  den  vier  Vorstehern,  das  die  die  sole 
anglich  bestatet  betten,  sich  auch  in  abermessiger  zcernng  ungeburlich 
gehalden  were  wurden,  das  were  am  tage.  Szo  legen  auch  die  regi- 
ster,  die  berechent  weren,  das^  vorangen,  darnsz  mann  dasz  darftinde. 
Szo  were  sich  des  glich  auch  mit  den  vorslegem  gehalden.  Wann 
unnszer  gnediger  herre  und  die,  die  gad  im  tale  betten,  und  das  ge- 
meyne  beste  were  in  dem  versiahen  groszlich  bescbediget,  und  sie« 
betten  ye  davon  den  nutz  genomen,  szo  weren  unszer  gnediger  herre 
und  der  rath  des  fronens  in  buttel  gantz  nicht  zufriden,  als  sie  anS 
die  zceit  und  auch  zuvom  uff  tagen**  zu  santhe Mauritz  die  und  andere 

febrechen  wol  gebort  und  vomomen  betten.  Sie  betten  auch  deszbal- 
en  wol  verstanden,  das  unszer  gnediger  herre  und  der  rath  solchs 
verwandelt  haben  wolden,  dasz  were  auch  nach  unszers  gnedigen  herm 
und  des  raths  meynung.  Und  szo  sie  dann  zu  dem  handel  des  abe- 
trages  geschickt  weren,  wolden  sie  dem  alszo  nach  nehsten  abscheyde 
B  nachgehen,  szo  wolde  man  yn  forder  unnszers  gnedigen  herm  und  Bl.47^ 
des  raths  meynung  uff  den  abetrag  zu  vorstehne  geben''. 

Daruff  haben  die  obgnanten  achte  geschickten  von  den  pfennem 
nach  gehabtem  gespreche  Hanszen  Czolner  reden  lasszen,  sie  weren 
von  yren  hem  den  gewergken  gekom  und  dahyn  geschickt,  zu  handeine 

*  ,^t*'  feUt  in  der  haU.  Handschrift.  *»  ,^.  H.'*  fehlt  in  der  haU.  Handaohrin.  «  .»De- 
UtcKh"*  h.  H.  '  ,.8inden"  h.  H.  •  ,^yn*'  m.  R.  *  „da**  h.  H.  ff  ,^e*'  fehlt  in  der  haU.  Hand* 
eohttft      ^  n^Ak  tage'*  h.  H. 


1^  Marens  Spittendorff. 

Von  den  gescheflften  des  tales,  deme  wolden  sie  gerne  szo  than,  aber 
omb  bnssze  zn  handelne  were  yn  nicht  wisszlicb,  das  sie  darza  gekoren 
and  gegeben  weren. 

Damff  ist  yn  widder  gesagt,  das  sie  yn*  vornemen  von  geschefften 
des  tales  zu  handelne,  hette  mann  ein  vorwondem,  wann  sie  wosten  ye 
wol,  das  des  nicht  not  were,  wann  nnszer  gnediger  herre  hette  eynne 
ordenung  gemacht  und  die  versigelt  abergegeben,  die  betten  sie  ye 
wol  gebort,  nnd  were  forder  nicht  noit  von  eynichen  gcisch^Eten  des 
tales  zu  handelne,  wann  es  were  ye  dar  letzst  gesatzt^,  das  nnszer 
gnediger  herre  nnd  der  rath  die  nngebnrligkeite,  im  tale  gethan  und 
begangen,  verwandelt  haben  wolden ;  des  mx^  abetrag  znmachene,  were 
diszer  tag  beramet,  nnd  sie  weren  darzu  gekom,  dammb  als  uff  huthe 
zu  handelne. 
B1.48*  II  Daruff  hat  Hanns  Czcolner  gesagt,  sie  wüsten  hynder  yren  hem, 

den  gewergken,  daruff  nicht  zu  sagene,  wüsten  auch  nicht,  was  sie  an 
sie  brengen  solden. 

Daruff  ist  den  achten  wider  gesagt,  der  rath  hette  die  bommeister 
auch  vorbothen  lasszen,  ap  sie  bitten  wurden,  unnszers  gnedigen  herm 
und  des  rats  meynung  an  yre  gewergken  zu  brengene,  das  der  raib 
den  bommeistem  betelen  solde,  die  gewergken  zusampne  zu  vorbottenci 
dasz  sie  gemeynlich  darumb  sprechen  mochten^;  wolden  sie  auch  wys- 
szen  den  abetrag  nambafftig  gemacht  solde  yn  auch  wol  emant  und 
gesagt  werden. 

Haben  die  achte  gebeten,  yn  den  abetrag  namhafftig  zu  machene 
und  yn  zu  gönnen,  hynder  sich  an  yre  gewergken  zu  brengene^ 

Daruff  ist  yn  von  unszers  gnedigen  hem  und  des  rats  wegen  ge- 
sagt, unnszer  gnediger  herre  und  der  rat  wolden  zu  abetrage  haben 
funff^g  tuszent  güldene. 
Bl.48^  Hiruff  ist  den  achten  geschickten  ||  vorgunst,  dasz  sie  das  hinder 

sich  an  yre  gewergken  bringen  mochten,  und  daruff  ist  den  bommei- 
stem befolhen,  dasz  sie  die  gewergken  alle  uff  den  nehsten  sonnabint 
(9.  Dec?)  ins  bornmeisters  husz^  eynvorboten  solden,  spräche^  umb 
sulchen  verhalt  zu  habene  und  uff  montag  (11. Dec?)  darnach  widder 
nfis  rathusz  zu  schickene  und  yr  gespreche  inzubrengene.  Daruff  sint 
die  achte  szo  abegescheyden.  Damach  haben  die  bommeister  drie  ob- 
gnant  uffgebracht,  sie  betten  am  freytage  nach  Katherine  (1.  Dec.)  nach 
begere  unnszers  gnedigen  hem  und  des  raths  dem  stngke  saltzes  einen 
swertgroschen  abegeslagen,  nu  stege  das  feuerwerg  sere  uff;  wann 
mann  hette  nuwelich  eyn  schog  werg  für  zcwentzig,  zcweyundzcwentzig 
swertschog^  und  umb  die  massze  gekauft.  Nu  qweme  es  wol  uff  sechs- 
undzcwentzig ,  achtundzcwentzig  und  auch  etlichen  ^  uff  drisszig  schogi 
und  haben  gebeten,  das  unnszer  gnediger  herre  und  der  rath  gönnen 
wolden,  das  sie  dem  stugke  saltzes  den  swertgroschen  widder  uffslahen 

•  »tatt  „yn"  hat  die  hall.  Handaohrtft  „Ihr".       «»  „g«8mst"  h.  H.      «  „Im"  h.  H.      «>  „nwch- 
ten"  h.  H.     «Der  Abiate  fehlt  In  der  hall.HandBchrift 


gemihen  tn  sein,      f  „henaer  eyn"  b.  H.       fs 


idBchrift,  er  scheint  ursprOnffUeh  vom  Rand  In  den  Ttozt 
,,q>reehen"  h.  B.      ^  „ßo*^  h.  H.      '  „etaliohe"  h.  B. 


1475  December.  IdÖ 

mochten.  ||  Dariiff  ist  yn  von  nnszers  gnedigen  bern  und  des  ratbs  wegen  Bl.49* 
Widder  gesagt,  den  swertgroschen  Widder  nfiznsiatiene  were  nicht  zu 
thane.  Sie  wüsten  deme  wol  vorzokomene,  ab  das  fearwergk  nffi9tege% 
and  sich  mit  der  sole  darnach  zu  richtene,  dem  zoober  ein  scherff 
adder  heller^  abezasetzene.  Wnrde  das  feorwerg  ytzondt  etzwas  tenre, 
8Z0  were  es  zavom  wolfeyle  nnd  gnts  kanffs  gewest,  und  sie  betten 
gleichwol  das  stogke  saitz  za  zowelff  swertgroschen  gegeben,  sie  sol- 
den  den  swertgroschen  nicht  widder^  oflfs  stogke  saltzes  slahen,  sondern 
es  bey  den  eylff  swertgroschen  bleiben  ond  bestehen  lasszen. 

Zu  mercken,  das  der  obgerorte  tag  des  widdersagens  ond  forders 
handeis  off  den  vorhält  des  abetrages  ist  omb  krangkeyt  willen  onn- 
9USB  gnedigen  hem  vorschoben  ond  erlenget  worden. 

II  Uff  mittwoche  santLocien  tagk  (IS.Dec.)  frohe,  als  derseygerbey  Bl.49^ 
sechs  siegen  was,  in  diesem  kegenwertigen  75.  jhare  nach  der  gebort 
Cristi  onnszers  herren  der  minderzahl  ist  der  erwirdigiste  in  got  vater 
irlnchte,  hochgebomne  ftirst  ond  herr^,  herr  Johannes,  ertzbischoff  zo 
Hagdborg,  primas  in  Germanien  ond  gebomner  püedtzgrave  beyBeynn, 
h^fzoogk  in  Beyern,  off  der  borgk  zo  Gebicbinsteynn  in  seyner  domtzen 
FOD  diszer  werlde  verscheyden  ond  in  got  verstorben,  in  mergkonge 
8eyner<>  krangkeyt  grosszer  andacbt  zo  gote,  onszerm  hem,  als  eyn 
gdf^cher  vater  ond  cristlicher  forst,  versorgt  mit  allen  sacramenten, 
des  seien '  got  allmechtiger  geroche  gnedig  ond  barmhertzig  seyn,  ewige 
seligkeyt  ond  froyde  zo  verlihene,  amen.  1475^. 


II  Hiemach  folget  omb  die  vier  vorschleger,  welche  neolich  off  dem     Bl.  87^ 
rathaose  zo  Halle  vor  dem  rathe  darselbst  in  gegenwertigkeit  onsers 
gnedigen  herm  rethe,  Heinrich  von  Ammendorf  ond  Vincentios  Nao- 
meister,  vorschlagen  haben  1475. 

Fonftehalben  zober  sole  zo  einem  wercke  vorschlagen  off9schwert- 
groschen  3  heller  ond  1  scherf  oder  25  beilische  d. ;  9  schock  holtzes 
vor  9  Schwertgroschen  zu  einem  wercke  vorschlagen ;  kothzins  offs  werck 
vorschlagen  3  alte  groschen:  das  leoft  des  jhars  bey  45  rheinische  gol- 
den. Dem  wircker  zo  geben  ist  vorschlagen  off  das  werck  Id.,  vor 
kOrbe  vorschlagen  offs  werck  2  d. 

bessem, 

färbe, 

schaoffeln, 

giszober, 

pfanhacken, 

zwene  sockbeome, 

steckeysen, 
II  pfannen  sohlet  offs  werck  vorschlagen  2  d.  B1.88' 

Ossein  aosszozihen  ond  wegk  zo  foren  vorschlagen  offs  werck  1  d. 

«  vftqUng«"  h.  H.  ^  ,,ioherff  aber  berabe"  h.  H.  »  „Widder**  feUt  In  der  baU.  Hand- 
«brtft.  ^  ^ante.  Herm  Hern*'  b.  H.  o  ,4n  leyner**  b.  H.  '  ,4ea  seble  in'*  b.H.  9  ,310000« 
U3V.  Jbar^  b.  H.      Hieniilt  lobUetit  das  Broebttfiok  der  magdeborger  Handiwvhrift. 


off  das  werck  3  d.  vorschlagen. 


140  Marcus  Spitt^dorff. 

Zn  mercken,  das  der  gewercke  nach  disem  verschlane  hat  an 
iglichem  wercke  3  schwertg. 

Hiernach  folgt,  woran  nnd  wie  viel  an  den*  obgenanten  stocken 
zu  hoch  verschlagen  ist,  des  jahrs  geachtet  off  30  wochen  zu  sieden, 
und  die  woche  ^  werck. 

Item  4^2  zuber  sole  lassen  die  gissen,  dieguttsaltz  lassen  rieden; 
aber  die  kleine  saltz  lassen  sieden,  gissen  kaum  3  zuber  sole. 

Item  7  schock  holtzes  gnug  zum  wercke,  alszo  ist  zn  hoch  ver. 
schlagen  1 V2  schock  holtzes  an  iglichem  wercke ,  das  leuft  die  obge- 
rurten  30  wochen^  bey  hundert  alden  schock,  so  man  aber  mit  strohe 
seudt,  tregt  °  es  noch  höher ;  so  man  verdinget,  treget  es  noch  mehr. 

Item  kothzinse  ist  wol  bey  30  fl.  zu  hoch  verschlagen,  wan 
der  kothzins  sol  verschlagen  werden  nach  den  schlechten  kothen,  die 
ohne  gutt  ausgethan  werden. 

Item  dem  wircker  giebet  man  die  woche  6.  schwertg.,  also  sindt 
6  aide  schock  g.  zu  hoch  verschlagen. 

Item  10  schock  körbe  des  jars  kosten  bey  10  alden  schock,  also 
sindt  17 1/2  schock  zu  hoch  verschlageu. 

Bessem  vor  3  d.  des  jhars;  item  färbe  das  jähr  24  schwertg.;  item 
schauflfeln  das  jähr  24  schwertg.;  gissebier  gibt  der  wircker;  pfan- 
hacken  des  jhars  20  schwertg.;  item  zwene  sockbeume  des  jhars  6 
schwertg.;  steckeysen  des  jhars  15  schwertg.  Smnma  4  aJte  schock 
9  schwertg.  3  d. 

Also  sindt  diese  vorgeschriebene  stucke  unrecht  und  ungleich  vor- 
schlagen und  zu  hoch  uff  45  aide  schock. 

Item  zwo  pfannen  des  jhars  18  aide  schock,  also  sindt  17  alte 
schock  zu  hoch  verschlagen. 

Ossein  auszuzihen  verleut  (?)  der  wircker. 

Ossein  wegzutragen  das  jhar  2  aide  schock,   also  sindt  18  aide 
schock  zu  hoch  verschlagen. 
Bl.88^  II  Summa  Summarum:  258  aide  schock  zu  hoch  verschlan. 

Zu  mercken^  was  zu  hoch  verschlagen  ist,  geht  alles  den  gewer- 
cken  zu  und  muss  den  herm  des  guttes  abegehen. 

Item  4^2  zuber  sole  zu  einem  wercke  vorschlahen  uff  9  schwertg.  3 
heller  und  1  scherf  oder  25  hellische  d. 

Item  9  schock  holtzes  vor  9  schwertg.  zu  einem  wercke  ver- 
schlan. 

Item  kothzinse  uffs  werck  vorschlagen  4  aide  g.,  leuft  des  jhars 
bey  45  fl. 

Item  diese  nachgeschriebene  schrifte  sin  auch  inreden 
wider  die  oben  geschriben  schrifte  nach  meiner 

bewegung  etc.  1. 
Schlecht  4  V2  zuber  aus  dem  bomen  kan  man  nicht  gutt  saltz  sieden, 

•  „der"  H.      ^  „wochen"  fehlt.      «  tt«ge. 

^  Spitt6ndor£EB  Bemerkungen  m  der  Bedmung  des  Erzbischofe  and  des  Raths. 


1475  December  141 

und  wen  man  ein  jbar  zöge  30  wochen ,  onde  itzliche  woche  sötte  36 
werck,  und  zu  itzlichem  wercke  aas  dem  fasse  fnllet  4V2  znber,  so 
gehet  einem  die  woche  6  zober  sole  abe.  Da  hoben  das  tregt  ein  jhar 
3  schock,  sole  facit  18  alte  schock. 

Item  8  schock  holtzes  uffs  wenigste  vor  32  aide  g.  mnss  man 
haben  zu  einem  wercke,  ander  zeiten  ein  halb  schock  holtzes  weniger 
oder  mehr.  Daramb  haben  die  yorschieger  daranne  nicht  za  hoch 
verschlagen ;  aach  ist  kein  pfenner,  der  alle  wochen  über  jähr,  ob  man 
so  viel  zöge,  itzliche  woche  45  werck  sieden  könte. 

Kothzinse  magk  nicht  30  fl.  za  hoch  verschlagen  sein;  man  vor- 
schlahe  aber  nach  den  schlechten  kothen,  die  ane  gatt  ausgethan  wer- 
den, von  einem  kothe  15  r.  galden,  so  magk  man  kein  redtlich  koth 
ane  gntt  ambe  15  r.  galden  nicht  mieten. 

Item  den*  wircker  kan  niemandt  die  woche  mit  6  schwertg.  hal- 
den,  man  kan  gemeiniglich  einen  ||  wircker  mit  12  schwertg.  kaame  Bl.  89* 
halten;  aach  hat  man  diss  die  woche  äff  45  werck  gerechent,  and  man 
sötte ^  das  jhar  aber  itzliche  woche  kaame  34  oder  36  werck,  daran 
tregt  es  itzliche  woche  9  d.  za  hoch. 

Item  10  schock  körbe,  die  kosten  zam  aller  wenigsten  12  aide 
schock,  so  hat  man  affs  werck  2  d.  vorschlagen,  and  das  jhar  ge- 
rechnet äff  30  wochen,  itzliche  woche  45  werck  za  sieden,  so  seadt 
man  kaame  36  werck,  so  ist  itzliche  woche  2  böge  g.  za  viel  vor- 
schlagen, also  befindet  sich,  das  nicht  17^2  schock  za  hoch  ver- 
schlagen. ®  

II  Anno  domini  75  dinstagk  Severini  (24.  Oct.)  vor  mittage  ward  die  Bl.  90^ 
rathsglocke  des  morgens  frue  geleitet,  dieweil  es  noch  finster  war,  and 
die  thore  waren  zugeschlossen.  ^  Umb  des  segers  9  wurden  diese  hier- 
nach geschriebene  uffs  rathaus  geheischt  in  die  grosse  dömtzen,  die 
rathmanne  und  meister  von  Innungen  und  gemeine  von  dem  rathe 
nnd  auch  sonst  andere  mehr;  aber  keinen  pfenner  wolten  sie  bey 
ihnen  haben  uff  das  mal.  Hans  Walttheim,  Clauss  Schaffstedt,  Mattes 
Pegaw,  Hans  Pusse,  Hans  Seher,  Lorentz  von  Reuden,  Drewes  Fischer, 
Sander  Drackenstedt,  Peter  von  Micheln,  Baltzer  Aldenburg,  Marcus 
Spittendorff,  diese  wurden  geheischt  in  die  grosse  dömtze  und  wurden 
gefraget,  so  die  gebrechen  stunden  umb  die  regierunge  des  tals,  so 
weren  sie  des  ein  mit  unserm  gnedigen  herm  von  Magdeburg,  das 
dieselbige  regierunge  in  solcher  weise '^  vorgenommen  werden  solte, 
und  lasen«'  uns  eine  lange  zettel,  die  sie  mit  unserm  herm  von 
Magdeburg    gemacht    hatten,    und  fragten,    ob   wir  des  mit   ihnen 

*  dem.       ^  Mite.       ^  UnmittellMr  hierauf  folgt  eine  Wlderbolong    des  Textet  mat   S.   139 
(Bl.  87i>)  Mb  a  140  (Bl.  8»^)  ,,abegehen'\  welche  Bl.  89i>  nnd  BL  90»  ooiflUIen.    <>  In  tolehen  wie  et. 


1  Es  ist  auffallend,  dass  die  Erzählung  hier  noch  einmal  auf  Voivänge  im 
October  zurückgreift  (vgl.  S.  93  und  die  Anleitung)  und  von  diesem  ^tpunkte 
an  in  der  ahlicbsn  annalistischen  Form  weiter  geführt  wird. 


142  Marcus  Spittendorff. 

eins  sein  wolden.  Daraoff  antworten  wir:  ,, lieben  herrn,  es  be- 
langet die  pfenner  gemeine,  vergont  nns,  das  wir  mit  ihn  sprechen 
soUen/'  Das  wolten  sie  uns  nicht  vergönnen.  Hans  Walttheim 
sagete  in  auch:  „unser  liebe  herren,  wir  lassen  uns  beduncken, 
das  sie  wider  der  Stadt  fireyheit,  privilegia,  wilkir  and  anch  wieder 
der  Stadt  altherkommen  und  auch  wider  die  vorsiegelte  zettel,  die 
darüber  gegeben  ist,  und  andere  rede  mehr."  Aber  darauff  sagten  sie, 
es  solte  ihren  Privilegien  noch  wilkir  nicht  hindern,  das  hette  ihnen 
mein  herr  von  Magdeburg  zugesagt.  Von  stundt  sprach  der  rathsmeister 
Hans  Seile:  „ich  thue  euch  gebott  bey  50  marcken,  ir  solt  des  mit 
uns  eins  sein."  Do  antworten  wir:  „lieben  herrn,  so  ihr  uns  gebott 
thut,  so  sein  wirs  mit  euch  wol  ein  vor  unser  perschon."  Do  sprach 
Hans  Seile:  „ich  thue  euch  gebott,  dass  ir  geht  in  der  vierherren 
Bl.  91  >  dömtze  ||  und  daraus  nicht  geht  bey  leib  und  gutte."  Wir  gingen  hin 
und  sassen  da  wol  3  oder  4  stunden.  Do  kamen  Innungen  und  gemein- 
heit  alle  uffs  ratbaus,  denen  möchten  sie  dis  vorlegen;  kurtz  darnach 
giengen  die  vom  rathause.  Do  hi  eschen  die  in  der  dömtzen  sassen 
Claus  Schaffstedten.  Dem  ward  gebotten,  er  solde  uffs  steinthor  gehen 
und  darvon  nicht  gehen  bei  leibe  und  gutte.  Do  wurden  die  andern 
jhe  einer  nach  dem  andern  geheischet  und  solche  gebott  gethan  uff 
die  thorme,  sondern  Hans  Walttheym,  Peter  von  Micheln,  Sander 
Trackenstedt  und  Marcus  Spittendorff,  uns  bischen  sie  nicht.  Aber  sie 
kamen  zu  uns  in  die  dömtze  und  sprachen,  wir  solten  unser 
were  von  uns  legen  und  solten  mit  ihn  ins  gefengnus  gehen.  Wir 
sagten,  es  wolde  nicht  anders  sein.  Sie  brachten  Walttheim  in  Stro- 
barts  kenmierlin,  und  uns  dan  wolden  sie  in  die  themnitz  setzen  in  die 
stocke.  Ehe  wir  nach  eingefuret  wurden  und  vor  der  thure  stunden, 
hüben  wir  an  sie  zu  bitten,  das  sie  uns  so  nicht  setzen  wolden;  wir 
hoffeten  je,  das  wir  ein  solches  nie  verschuldet  betten.  Do  hissen  sie 
uns  wider  hinauff  in  die  dömtze  gehen  und  sprachen  mit  denen,  die 
noch  droben  waren.  So  bischen  sie  die  beyde  Drackenstette  und  Peter 
von  Micheln  und  weiseten  die  auch  uff  thorme.  Aber  ich  Marcus 
Spittendorff  muste  ins  frauenkemmerichen ,  die  ehre  thaten  sie  mir. 
Gott  sey  ihre  lohn,  wen  es  ihnen  leidt  wirdt,  die  uns  das  zuschickten. 
Da  sassen  wir  beyde,  Walttheim  und  ich  Marcus  Spittendorff,  3  tage  und 
3  nacht  bis  uffn  frey tag  (27.  Oct.)  umb  4  uffn  abendt.  Lissen  sie  uns  aus, 
und  musten  geloben  ein  gefengnusse  dem  rathsmeister  Hans  Seilen  in 
Bl  91^  s^iQG  handt,  ||  meinem  hem  von  Magdeburg,  dem  rathe  von  Halle,  von 
stundt  in  unser  heuser  zu  gehen  bey  leibe  und  gutte  und  nicht  daraus 
bis  zu  austrage  der  sachen  und  auch  keinen  rath  zu  haben  noch 
schrifte  von  uns  zu  thun  etc.  Heinrich  von  Ammendorff  und  Vinzencius 
sassen  kegenwertigk,  und  Vincentius  sprach,  wie  die  von  innungen 
und  gemeinheit  uns  mit  wissen  und  wiUen  unsers*  gnedigen  herrn  zu 
banden  genommen  betten,  so  betten  die  pfenner  unsem  gnedigen  herrn 
fast  höchlich  gebeten,  das  uns  seine  gnade  verbitten  wolde,  das  wir 


1475  October.  148 

ans  dem  gefengnnsse  kommen  mOditen,  das  were  den  geschehen,  das 
wir  mnb  seiner  gnaden  bitte  willen  daraus*  in  unsere  heuser  so  geleit  wur- 
den bis  zu  austrag,  der  Sachen.  Ufih  donnerstagk  (26.  Oct),  do  wir  beyde 
noch  im  gefengnusse  sassen,  kam^  mein  herr  von  Magdeburg  zu  S.  Moritz, 
und  die  von  Innungen  und  gemeinheit  in  dem  rathe  waren,  und  die 
pfenner  musten  alle  dar  kommen,  die  nit  uff  den  tormen  oder  gefeng- 
nusse waren.  Da  hatte  mein  herr  den  pfennem  die  zedel  lassen  lesen, 
die  sie  begriffen  hatten  über  die  regierunge  des  tals,  und  der  zeddeln 
eine  hatte  uns  seine  gnade  zum  Neuenwercke  geantwortet.  Dieselbe  zettel 
brachten  wir  8  uffii  sonnabent  Tor  Severini  (21.  Oct)  vor  die  pfenner 
g^neine  etc.  und  sageten  in  auch  unsers  gnedigen  herm  von  Ma^eburg 
meinunge  darbey.  Do  mein  herr  die  zettel  hatte  lassen  lesen  den 
pfennem,  do  hatte  er  darbey  lassen  sagen:  „lieben  freunde,  dis  haben 
uns  die  euem  vor  ein  antwort  gegeben  von  euren  wegen  zum  Neuenwercke*' . 
Da  ma^  man  mercken,  wen  wir  die  rede  von  unsem  wegen  gethan 
betten  und  nicht  von  befehlunge  der  pfenner  gemeine;  betten  sie  das 
mit  meinen  herren  anders  befunden,  so  betten  wir  achte  oder  neun  nicht 
viel  gnttes  darüber  dürfen  haben,  die  vor  meinen  herm  geschickt 
waren,  das  wort  zu  halden.  ||  Wan  ich  yerwunder  mich,  sie  vermeinten  BL92* 
uns  uff  einer  lugen  zu  finden.  Das  unser  lieber  gott,  der  himlische 
vater,  nicht  haben  wolde,  das  so  viel  ehrliche,  fix)mme,  ufirichtige 
leute  selten  so  jemmerlich  betrübet  werden. 

Do  hatte  Hans  Zölner  gesprochen  zu  den  pfennem:  „lieben  herren 
gewercken,  ist  es  doch  alle  euer  volwort  und  geheisse,  das  die  achte, 
oder  wie  viel  der  ist,  vor  unsem  gnedigen  herm  geschickt  sindt,  das 
sie  von  euem  wegen  solche  antwort  gethan  haben,  als  ir  hie  höret 
lesen.'*  Do  hatten  sie  alle  gerufen:  „ja,  ja!  wir  haben  in  das  so 
befolen  zu  antworten,  wir  woUen  inen  das  auch  gestehen,  es  trete  an 
teib  oder  gutt.''  Do  hatte  Hedrich  von  stundt  gesprochen:  „gnediger 
herr,  es  ist  doch  mit  euer  gnaden  wille  und  geheisse  geschehen,  das 
wir  die  pfenner  so  zu  unsem  banden  genommen  haben''.  Da  hatte  in 
mein  herr  von  Magdeburg  ja  zugesaget  Da  hatten  die  pfenner  meinen 
herm  gebeten,  das  seine  gnade  inen  so  gnedig  wolte  sein  und  vor  die 
ge£Euigenen  alle  bitten ,  das  sie  der  gefengnus  alle  möchten  entlediget 
werden.  So  hatte  seine  gnade  ie  vor  uns  gebeten,  so  kregen  wir  lu- 
sung  aus  Aem^  gefengniss  uff  den  freytag  in  unser  heuser;  aber  mein 
herr  bette  uns  alle  wol  gantz  los  machen  können,  wen  seine  gnade 
gewolt  bette. 

Uffdenselbigenfreytagk  (27.  Oct.),  ehe  ich  ans  dem  kemrichen  käme, 
schickten  meines  herm  rathgeber  und  die  von  Innungen  und  gemeinheit 
irer  viere  zu  mir,  nemlich  Schlegel,  Prosius  Tzschelsche ,  Simon  Lisch- 
kaw,  Peter  Slesig,  die  sprachen,  sie  weren  zu  mir  geschickt  umb  mich 
za^  fragen:  es  were  an  meinen  herm  und  auch  an  die  von  Innungen 
und  gemeinheit  gelanget,  wie  das  die  pfenner  gar  einen  mercklichen 
grossen  schätz  haben  solten;  so  were  ich  der  eine,  der  einen  Schlüssel 

^  lii«r  findet  rfoh  in  der  Handsofarift  „tiis  In".      ^  kaum.      °  vns  den.      ^  vnd«  mich  finifen. 


144  Marcus  Spittendorff. 

ZU  dem  kästen  hette,  da  der  schätz  innen  sein  solte.  Nun  betten  sie 
BL92^  den  kästen  offs  rathans  geholet,  da  ||  were  nichts  innen,  nun  wolden 
sie  das  von  mir  wissen,  wo  der  schätz  were,  ich  solte  inen  das  sagen, 
sie  woitens  wissen,  mit  viel  andern  reden.  Do  ich  marckte,  es  wolte 
anders  nicht  sein,  da  sagte  ich,  wie  oder  wo  das  gelt  were. 

Uff  sontag  nach  Simonis  und  Jude  (29.  Octbr.)  nach  mittage  kam 
Schlegell  und  Jacob  Wissack  in  mein  haus  zu  mir  und  holten  den 
Schlüssel  zum  kästen,  den  gäbe  ich  ihn.  Sie  hatten  Casper  Becker 
auch  besandt,  der  hatte  auch  einen  Schlüssel,  der  gab  den  von  sich. 

Uff  denselbigen  sontagk  beschickten  sie  Karlen  Drackenstet  und 
Mattes  Eöselitz,  die  hatten  auch  beyde  schlussel.  Die  wolten  der 
Schlüssel  nicht  von  sich  geben  ane  geheisse  der  pfenner.  Do  satzten 
sie  Karlen  Drackenstedt  in  Strobarts  kemmericben  und  Köselitz  in  der 
frauen  kemmericben.     So  musten  sie  die  schlussel  von  sich  antworten. 

Uff  montagk  darnach  (30.  Oct.)  hatten  die  von  Innungen  und  ge- 
meine auff  dem  rathause  sassen,  besandt  die  3  bommeister  und  denen 
gebott  gethan,  das  sie  den  pfennem  allen  vorbieten  selten  lassen,  das 
keiner  in  der  pfenner  hoff  mehr  gehen  solte  bey  leibe  und  gutte;  son- 
dern wen  wir  gespreche  halten  wolten,  so  selten  wir  in  die  wage* 
gehen.    Das  gebott  beschach. 

Uff  dinstag  vigilia  OmniumSanctorum  (31.  Oct.)  umb  glockenzeit^ 
kam  Schlegell  und  Wyssack  mit  Karlen  Drackenstedten  und  Mattes 
Köselitz  in  mein  hauss  und  fragten  mich,  was  warzeichen  sie  der  eb- 
tissin  zu  S.  Jörgen  sagen  selten,  das  sie  das  geldt  krigen  machten. 
Do  sprach  ich  zu  Karlen :  „wie  wolt  ihr  ihme  anders  thun ;  habt  ir  doch 
das  gelt  mit  mir  dar  gebracht?  W^ollen  die  uff  dem  rathause  das  gelt 
haben,  so  must  ir  ihnen  ie  das  holen.''  So  holten  sie  das  gelt  und 
trugens  uflb  rathaus. 

Uff  die  mittwoche  in  die  OmninmSanctorum(l.Nov.)  umbglocken- 
Bl.98^  zeit  gicDg  Hans  Seile,  Schlegel,  Jacob  Weyssack  mit  dienern  ||  und 
stadtknechten  vor  Heinrich  Blumen  haus  in  der  rodebellischen*^  Strasse,^  der 
hatte  zu  hause  gebeten  gutte,  fromme  gesellen,  pfenner,  und  zechten 
mit  einander.  Do  hatten  die  greulich  angepochet  und  hatten  die  thu- 
ren  wollen  uffstossen.  Da  war  Heinrich  heraus  gelauffen  aus  der 
dOrntzen  und  war  zornig  worden  und  hatte  die  thure  uffgethan;  so 
waren  sie  zu  ihme  in  das  haus  gangen  und  betten  ihn  wollen  greiffen 
ins  raths  handt.  So  hat  Heinrich  Blume  gemeint,  sie  selten  in  nicht 
fangen;  wer  er  dem  rathe  was  pflichtigk,  er  were  genugsam  besessen. 
So  hatten  sie  ihn  ^  müssen  ungefangen  lassen.  Sie  waren  denselbigen  abent 
in  viel  beuser  mehr  gegangen  in  der  galckstrassen^,  vor  der  halle,  an 

*  die  getperrten  Worte  diid  antentiichen.     ^  „v.  gV*  anteratrlchen.    ^  „Rolsoheu".    ^  .»Om"  fehlt. 

1  Hiermit  ist  wahrscheinlich  die  jetzige  rannische  Strasse  gemeint  Das  ran* 
nische  Thor  hiess  firOher  das  ludeweUische  (rodebeUische)  von  dem  bei  Ammendorf 
liegenden  kleinen  Orte  RadeweU,  Dr.  I.  669.   IL  949. 

^  Die  damalige  Ghdgstrasse  erstreckte  sich  ungefähr  vom  heutigen  Rathhans  bis 
vor  die  jetzige  neue  Promenade  und  bildete  also  den  unteren  Theil  der  leipziger  Strasse. 


1475  November.  145 

Tiel  enden  nnde  möchten  Simon  Sweyman  2  zene  aosgescblahen  haben 
in  seinem  eygen  haase  und  triben  viel  wundere. 

Uffii  freytag  nach  Omninm  Sanctorum  (3.  Nov.)  schickten  die  von 
innungen  und  gemeinheit  zu  Albrecht  Schaffsteden  den  stadtknecht 
und  lissen  ihme  gebitten  bey  50  marcken,  das  er  die  andern  2  born- 
meister  und  die  schöppen,  die  nicht  in  gehorsam  sessen,  heischen 
solde  und  mit  denen  in  der  pfenner  hoff  gehen  und  sprechen  nmb  des 
tals  gescheite  und  darnach  wider  aus  dem  hoffe  in  den  gehorsam. 

Dfin  montagk  nach  Omnium  Sanctorum  (6.  Nov.)  mosten  alle  pfen- 
ner, die  nicht  in  gehoi*sam  sassen,  uff  dem  rathause  seyn,  ein  itzlicher 
bey  einer  marcke.  So  hatten  die  von  innungen  nnd  gemeynheit  die 
pienner  aber  beschuldigt,  das  sie  eine  samlunge  solten  gemacht  haben 
und  hatten  ihnen  das  stucke  in  der  wilkire  ^  lassen  lesen.  Hans  Zöl- 
ner  hatte  von  der  pfenner  wegen  geantwortet,  sie  betten  keine  sam- 
lunge nie  gemacht,  darvon  jammer  oder  betrubnuss  kommen  möchte, 
sie  böten  sich  des  noch  zu  wilköre  und  zu  rechte,  als  sie  das  voimals 
auch  gebotten*  betten,  do  sie  am  nechsten  dammb  beschuldiget  sindt 
worden.  Do  hatten  sie  die  ptenner  mehr  beschnldiget,  ob  sie  das 
Hanse  Waltheim  ||  gestunden  die  rehde,  die  er  vor  meinem  herm  zu  bi.  08^ 
8.  Moritz  gesagt  hette  und  dem  rathe  vereprochen.  Hatten  sie  geant- 
wort,  was  Walttheim  und  die  andern  vor  unserm  gnedigen  herm  ge- 
sagt betten,  das  weiten  sie  ime  gestehen.  Vorbass  solten  sie  einevor- 
tracht  gemacht  haben,  das  niemandt  einen  wircker  uffnemen  solte,  der 
ein  burger  were,  und  ander  schulde  mehr.  Die  pfenner  hotten  sich 
zur  wilkir  und  rechte;  aber  sie  weiten  sie  darzu  nicht  kommen  lassen 
und  gaben  in  acht  tage  bedacht,  indes  solte  ein  itzlicher  besondern 
kommen  und  antworten  anf  die  stucke  bey  60  marcken.  Uff  den  obge- 
schrieben  montagk  (6.  Nov.)  behüten  sie  ßlesius  Holtzwirtte  uff  dem  rat- 
hause und  satzten  den  in  Strobarts  kemmerichen  umb  den  willen,  er  hatte 
Heinrich  Muller  zu  Magdeburg  geschrieben,  wie  es  zu  Halle  zustünde* 

Uff  denselbigen  tagk  beschickten  sie  die  bornmeister  und  befohlen 
den,  sie  solten  die  thorme  und  licken  alle  reyne  machen  lassen.  Ich 
meyne,  sie  haben  die  pfenner  alle  wollen  lassen  in  die  thorme  werten. 

Uff  die  mittwoche  (8.  Nov.)  darnach  wardt  den  pfennem  gebotten 
von  den  von  innungen  und  gemeynheit,  die^  uff  dem  rathause  sassen, 
sie  solten  uff  morgen  donneretagk  zu  12  schlegen  zu  S.  Moritz  sein  vor 
unserm  gnedigen  herm  von  Magdeburg  ein  itzlicher  bey  einer  marck, 
alle  die  nicht  in  gehorsam  sessen;  zwischen   eime  und  zweyen  waren 

*  gebettMu      ^  ,/Ha''  fehlt  In  der  HMidMhrHt. 

1  Were  das  yrnant  vort  meher  von  diessem  tage  eyne  sampnimge  addir  eynen 
sdchen  uffloa£ft  machte  ader  solchen  krig  erhübe,  darvon  wir  nnd  nnser  bürgere 
czu  nngemache  und  betrupniss  kommen  mochten,  nnd  darobir  in  hanthafitiger  that 
betreten  addir  befunden  werde,  deme  und  aUen  seinen  mithelfiram,  die  also  gefun- 
den worden,  sal  man  leib  imd  gutnemen  one  allirleye  widdersprache  mid  hulm^e. 
Wer  abir  in  der  handha£ften  thieit  nicht  fanden  wnrde  und  seyn  redit  darvor  thun 
weide,  den  sal  man  darczu  komen  lassin,  als  die  vorsigelte  wilkore  aiissweysset. 
Neue  MittheiL  I^.  S.  88,  84. 

0«whlehtMi.  d.  Pr.  Smcbmn,  XI.  10 


146  Marcos  Sptttendorff. 

dieselbigen  pfenner  vor  nnsern  gnedigen  herrn  in  r^mpter  geheischet. 
Da  waren  bey  seiner  gnaden  ein  junger  bearischer  herr,  was  meines 
berren  Schwester  sohn^,  graffe  Waldemar  von  Anhaltt,  graff  Magnus 
von  Zerbst^,  graff  Bron  von  Qaerffnrtt,  graff  Folrat  von  Mansfeltt', 
der  alte  cantzler  Heinrich  von  Ammendorff,  unser  freundt.  Tue  Knöbell, 
Vincentius,  Hans  Kotze,  ein  prister  von  Zerbest,  was  graffe  Magnus 

B1.94*  von  Zerbst  rath,  Karle  von  Scheydingen^,  darzu  die  ||  von  Innungen 
und  gemeinheit  Dar  hatte  euer  herr  eine  lange  zettel  lassen  lesen, 
die  viel  stucke  in  sich  hatte:  wie  die  bommeister  und  schöppen  das 
thal  selten  geergert  haben  und  untreulich  mit  demselbigen  gutte  solten 
umbgegangen  haben,  und  schimpte  unsem  ehren  gantz  ni^e.  Da  hat- 
ten die  pfenner  gebeten  und  gesagt:  „gnediger  herr,  die  zedel  zu  vor. 
antworten  ist  uns  not  und  bitten,  euer  gnade  wolle  die  darzu  lassen 
kommen,  die  im  tale  geergert  haben,  die  itzundt  im  gehorsam  seiD| 
wen  wir,  als  wir  hie  sein,  wissen  wenig  von  der  regierunge  zu  sagen, 
sondern  wir  hoffen,  wen  die  unsern  zu  uns  konunen,  wir  wollen  die 
stucke  vorantworten  als  fromme  leute.  So  schickten  sie  nach  denen, 
die  in  gehorsam  sassen;  die  kamen,  do  las  man  uns  die  zettel  nach 
eins.  Dis  waren  die  stucke  in  der  zettel  umb  die  4  Vorsteher  des  tals, 
die  die  fronsohle,  amptsole  bestatten  solten,  die  nemen  der  nicht  be- 
zalt  als  von  den  jhenen,  denen  sie  wurde  gegossen,  und  manten  des 
geldes  nicht,  sondern  darumb  musten  mehr  fronungen  geschehen,  das 
die  leute  bezalt  wurden,  und  so  wurde  viel  gefronet  aus  den  bomen, 
das  man  uffs  herren  gutter  wenig  geben  kunte.  Auch  berechen- 
ten  die  Vorsteher  under  ihn  vor  den  pfennem,  dar  dan  wenig  weren, 
die  sich  des  vorstunden,  und  mit  andern  viel  Worten  und  anhange- 
auch  möchten  die  vier  Vorsteher  zu  einem  scheine  so  gekoren  werden, 
und  ander  wort  mehr.  Umb  die  4  vorschleger,  das  das  arme  leichte 
gesellen,  die  unserm  gnedigen  herrn  und  dem  rathe  nicht  eydthaftig^ 
weren  und  etzliche  nicht  burger  und  auch  bisweilen  in  einem  viertel 
jars  oder  lenger  etzliche  vorschleger  nicht  wem,  und  die  sole  bisweylen 
lange  zeit  in  einem  kauffe  stunde,  das  zu  vormercken  were,  das  die- 
selbigen vorschleger  vor  uns  nicht  kunlich  verschlan  törsten,  auch  er- 

Bl.94^  leubete  wir  ||  die,  wenn  sie  kaume  die  weyse  ein  wenig  gelemet  bet- 
ten, auch  verschlugen  sie  nach  9  schock  holtzes  und  bedi^rften  kaume 


i  Der  Erzbischof  Johannes  hatte  zwei  Schwestern:  1)  Margaretha,  ?ermählt 
mit  einem  Grafen  von  Leiningen,  und  2)  Anna,  vermählt  mit  Yincentius,  Grafen 
von  Mors.    Sp.  scheint  einen  Spross  der  erstem  zu  meinen. 

^  Magnus  von  Zerbst,  Sohn  Adolfe  I.,  später  Dompropst  zu  Magdeburg 
1456  —  1524.    Beckmann  Y.  S.  105ff.    Voigtel-Cohn  S.  150. 

s  Es  war  Graf  Volrad  m.  aus  der  ersten  Linie ,  Sohn  Tolrads  IL  (f  1450), 
welcher  im  Jahr  1484  den  Vertrag  im  Betreff  der  Eeichslehen  fibw  die  maiufeldcar 
Bergwerke  seines  Bezirks  und  über  Bohrungen  mit  Kurfürst  Ernst  und  seinem 
Bruder  Herzog  Albrecht  von  Sachsen  unterzeichnete-  Er  starb  am  28.  Nov.  1499. 
(Krumhaar)  Die  Grafen  von  Mansfeld  und  ihre  Besitzimgen  S.  42. 

^  Ein  Karl  v.  Scheidingen  kommt  im  Jahr  1483  als  kurfürstlicher  Voigt 
von  Wittenberg  vor.    v.  Langenn,  Herz.  Albrecht  S.  568. 


1475  KoTember.  147 

7  schock,  and  auch  nach  den  teuren  kothen,  dar  man  45  r.  gülden 
von  geben  rnns,  dar  gatt  bey  ist,  das  den  nicht  sein  solte,  sondern 
man  solte  nach  den  kothen  verschlagen,  da  nicht  gutt  bey  ist,  das  dan 
kanme  des  jhars  12  od^  15  fl.  zu  zinse  gebe,  und  daromb  wird  das 
gatt  antrealich  geregiret,  and  die  pfenner  gemeyne  reichen  sich  dar- 
von,  and  die  das  gatt  haben  in  den  bomen,  denen  gehet  das  abe. 
Aach  m(5chte  vieleichte  der  schätz  oder  das  gelt,  das  bei*  die  ebtissin 
za  S.  Jörgen  gethan  ist,  von  den  pfennem  za  behalten,  darvon  gesam- 
let  sein;  and  danimb  hischen  wir  mitsampt  dem  rathe  kahre  and 
Wandel  von  bornmeistem  and  schöppen  und  der  pfenner  gemeine, 
and  viel  ander  mehr  herter  wort,  der  ich  nicht  behalten  kante,  and 
die  gantz  ernst  waren. 

Umb  das,  das  wir  angleich  saltz  sötten,  sprach  Vincentias  and  las 
das  aass  der  zedel,  wie  der  gast  taste  beschediget  warde  daromb,  das 
das  saltz  nicht  gemessen  warde.  Wen  za  5  zobem  ingegossen  warde, 
die  sOten  gatt  saltz,  aber  etzliche  gössen  kaam  za  4  zobern,  and  die 
machten  kleine  saltz;  nan  amb  der  gefreandten  willen  etzlicher,  wen 
kalüeger  weren,  die  den  klein  saltz  betten,  den  lege  man  za  gatte 
kalt,  so  mästen  die  geste  das  deine  saltz  laden,  daraber  verdarben 
die  fahrleate  and  mästen  aasspannen.  Daramb  warde  diese  stadt 
nmbg^Eahren  and  thete  dem  solgatte  grossen  schaden,  and  mit  mehr 
aohiuige,  and  hische  aach  von  ansers  gnedigen  herren  wegen  and  des 
ra^  kahre  und  wandeL 

Aach  amb  das  saltz  za  setzen,  das  wir  das  in  einem  kaaflfe  stehen 
lissen,  wiewol  das  feaerwerck  bisweilen  ||  wolfeyle  were,  so  hiebe  das  BL  95* 
saltz  gleichwol  bey  6  grossen  g.,  das  weren  4  Stacke  vor  einen  r.  fl., 
oder  wers,  das  wir  abesetzten,  so  setzten  wir  dem  stacke  kaame  3  d. 
abe,  das  brechte  dem  rathe  viel  nachsagens,  sprach  Heddersche  and 
ander  mehr  rede  mandierley. 

Aach  wardt  ans  vorgehalten  amb  die  essen,  die  wir  in  der  pfen- 
ner hoffe  betten,  aadi  wie  sie  gerechent  betten,  wie  viel  ein  pfenner  des 
jhars  abriges  gewynes  bette,  das  lieff  in  einem  kothe,  als  ich  vormarckte, 
wol  äff  200  and  45  aide  schock  bey  der  masse.  Der  gewin  war  ge- 
rechnet hoben  allen  slet,  als  ich  verstandt,  den  ein  pfenner  haben 
moste,  als  nemlich  kothänse,  wirckerlohn,  pfknnen,  hacken,  schaoffeln, 
körbe,  färbe,  bessem,  össele  aoszotragen,  schwenckbier ;  ond  desgleichen 
hatten  sie  mit  einander  aossgedichtet,  ond  daboben  solte  ein  pfenner 
des  jhars  so  viel  erobrigen,  als  vor  geschriben  stehet,  wen  er  45  wercke 
die  woche  söte  ond  30  wochen  des  jhars.  Aber  das  weis  ich  nicht, 
ob  wir  aoch  essen  ond  trincken  davon  haben  selten  von  dem  pian- 
wercken,  das  weis  ich  nicht. 

Kon  als  hiervor  geschrieben  stehet,  das  diese  zettel  ond  vorge- 
schriebene Stacke  den  pfennem  zoS.Moritzio  gelesen  ond  vorgehalden 
worden  amb  vesperzeit,  so  wardt  Hans  Walttheim  ond  ich  Marcos 
Spittendorff  mit  den  andern,  die  im  gehorsam  sassen,  beschickt  vor 

«  „bei*'  eisliist. 

10* 


148  Marcus  Spittendorff. 

mittage  affs  rathauss  und  wurden  beschuldiget,  als  vor  geschriben 
stehet,  das  alle  pfenner  nffh  montag  nach  Omninm  Sanctorom  (6.  Not.) 
off  dem  rathaase  beschuldiget  wurden ,  umb  dieselben  stucke  beschul- 

Bl.95^  digten  sie  ||  uns  auch,  sondern  mir  Marcus  Spittendorff  sagten  sie* 
diss  stuck  an,  ich  hette  gesprochen  zu  S.  Gterdrauten  in  der  kirche, 
do  ich  die  bommeister  hatte  helfen  kiesen,  der  rath  weren  nicht 
meine  herren.  Das  hatte  ich  denne  nicht  gerett,  wisse,  diese  dingk 
begaben  sich  im  köre  zu  S.  Giertrauten  so :  do  wir  die  bornmeister  ge- 
kom  hatten,  do  schickten  wir  den  voigt  uffs  rathauss  und  lissen  den 
rath  bitten  nach  alter  gewonheit,  das  sie  weiten  zu  uns  konmien.  Do 
kam  der  rathsmeister  Hans  Kluge ,  Hans  Seile ,  Ludicke  Pfanschmiedt 
und  Schlegel.  Do  berichte  ich  Marcus,  wie  die  zwene  3  neue  bom> 
meistere  gekoren  betten,  der  köre  weren  wir  beide  wol  mit  yn  ein; 
und  sageten  den  vieren  vom  rathe,  die  zu  uns  geschleift  waren,  wer 
die  bommeister  weren,  wie  im  anfange  geschrieben  stehet.  ^  Dogiengen 
sie  wegk  und  berichten  den  rath.  Do  wolten  die  von  Innungen  und  ge- 
meinheit  den  schöppen  Hans  Zölner  nicht  haben,  und  die  vom  tiüe, 
die  im  rath  sassen,  wolten  in  haben.  Do  kamen  die  viere  wider  in 
kohr  und  waren  nicht  ein,  sondern  Hans  Seile  mit  seinen  zweyen  kum- 
pen  wolten,  wir  solten  einen  andern  kiesen,  und  wir  wolten  nicht 
Do  sprach  Hans  Seile:  „wolan,  nun  ir  nicht  einen  kiesen  wolt,  so  thn 
ich  ench  gebott  von  Innungen  und  gemeinheit  wegen,  bei  50  marcken, 
das  ir  einen  andern  kieset  bey  Sonnenschein  oder  solt  nicht  aus  der 
kirchen  gehen'^  „Do  sprach  ich  Marcus  Spittendorff:  herr  rathsmeister, 
Innungen  und  gemeinheit  haben  uns  nicht  gebott  zu  thune,  sondern 
wir  haben  einen  volstendigen  rath,  werden  uns  die  was  eintrechtigk 
gebietten,  so  wollen  wir  uns  wol  geburlich  vorhalten".  Do  wardt  Hans 
Seile  zornig  und  gieng  wegk;  in  dem  wegkgehen,  do  er  uffis  rathaus 
kam,  mochte  er  mich  verklaget  haben,  wie  ich  gesprochen  haben  solte, 

B\,96^  der  rath  weren  meine  hem  nicht.  ||  Do  hatte  mich  Hans  Kluge  vorant. 
wertet,  wie  ich  gesagt  hatte,  und  Ludicke  Pfanschmidt  hattes  Klugen 
beygefallen ,  das  sie  es  alle  uff  dem  rathanse  horten.  Und  der  wein- 
meister  Heine  Brackstede  und  Claus  von  Jhene  der  kenunerer  sageten 
mirs  von  stundt,  das  ich  so  vorbracht  was,  und  wie  vorantwortet  was 
worden.  Noch  gleichwol  wolten  sie  mir  uff  die  haut  und  meinten,  ich 
wurde  in  nicht  zu  lugnem  machen.  Ich  getraute  aber  gott,  das  er 
mechtiger  und  rechfertiger,  wenn  andere. 

Nun  als  uns  allen  die  zettel  und  stucke  von  Vincentius  zu  S.  Moritz 
uffn  donnerstag  vor  Martini  (9.  Nov.)  nach  vesperzeit  gelesen  wardt 
do  hatten  wir  umb  ein  gespreche  und  giengen  wider  vor  meinen  hem 
und  hatten,  das  uns  seine  gnade  so  gnedig  sein  wolte  und  erleuben, 
das  Hans  Waltheym  unser  wort  halden  möchte,  und  das  ime  das  unge- 
ferlich  sein  möchte,  so  er  seiner  gnaden  und^  auch  des  raths  von  Halle 

«  ^e*'  fehlt  in  der  Handachrlft.      ^  „vndt"  doppelt. 


1  Vgl.  oben  S.  47  ff. 


1475  November.  149 

ge&Dgener  were.  Do  wardt  ime  das  erleubet.  Do  hübe  Hans  Waltt- 
beim  an:  ,^ediger  herr,  die  zettel  und  staeke,  die  uns  euer  forstliche 
gnade  hat  lassen  lesen  and  vorhalten,  die  sindt  mannichfalt,  Gnediger 
herr,  so  seindt  wir*  last  von  geringen  sinnen,  die  stucke  zu  behalten 
und  notturftig  zu  yorantworten,  darumb  bitten  wir  euer  gnaden  mit  the- 
mutigem  vleisse,  das  uns  die  stucke  schriftlich  gegeben  möchten  wer- 
d^,  so  hofften  wir  die  alle  mit  gottes  hülfe  zu  vorantworten  als  fromme 
leute'^  Mein  herr  name  gespreche  mit  seinen  herm  und  graffen  und 
den  von  Innungen  und  gemeinheit  und  gäbe  uns  antwort  durch  den 
cantzler  herr  Bemert:  die  stuck,  die  uns  gelesen  waren,  uns  in  Schrif- 
ten zu  geben  were  nicht  noth,  sie  wurden  nicht  in  schultweise  vorge- 
bracht, sondern  seine  gnade  wolte  uns  bedacht  geben  bis  u£f  morgen 
Sanct  Mertten  abent  (10.  Nov.),  das  vrir  den  zu  achten  wider  da  we- 
ren  und  ||  vorantwortten  die  stucke;  ob  wir  die  nicht  behalden  können,  bi.  96^ 
so  wolde  uns  seine  gnade  ein  stucke  lesen  lassen,  das  wir  dan  vor- 
antwortten, darnach  aber  eins.  Do  baten  wir  unsem  gnedigen  herm, 
das  seine  gnade  seine  herm  und  graffen  bey  im  haben  wolde,  wir 
hofften  die  stucke  zu  vorantworten  als  fromme  leute. 

Uff  den  morgen  zu  acht  (10.  Nov.)  kamen  wir  wieder  zu  S.  Moritz,  da  war 
mein  herr  mit  allen  als  zuvor  uff  den  abent,  und  thaten  unser  antwort 
Hans  Walttheim  sprach  als  ein  frommer  man  von  der  pfenner  wegen. 
Uffh  morgen  blieben  die  wort  nach  untreulich  und  wandel  und  kare 
und  dergleichen^. 

Antwort  auff  die  vier  Vorsteher:  were,  das  je  einer  wolte  gedencken, 
gewönlich  gewest,  das  sie  die  fronsole  und  amptsole  bestatten  und 
auch  bezalt  nemen,  auch  niemandt  darane  ichtes  vorsagen,  sie  musten 
bestellen  und  schicken  alles,  was  noth  und  behuff  im  tale  ist,  auch  be- 
schrieben sie  durch  den  bomschreiber  alle  einname  und  ausgäbe,  sie 
musten  auch  schwere  eyde  zu  den  vorsiegelten  zetteln  thun,  damach 
sie  sich  wissen  zu  richten,  auch  müssen  die  vier  Vorsteher  den  neuen 
bommeistem  und  schöppen<^ . . .  und  auch  den  alten,  und  die  pfenner  wer- 
den alle  geheischt  zu  der  rechenschaft,  wen  sie  berechen  etzliche  kau- 
me,  darzu  etzliche  auch  nicht. 

Antwort  auff  die  vier  vorschleger:  die  bommeister  und  schöppen 
haben  der  nicht  zu  thun,  sondern  die  underbommeister  nemen  vor- 
schleger uff,  wen  der  noth  ist,  die  frömbsten  und  bequemsten,  die  sie 
nbcr  dem  Deutzschen  Bornen  gehaben  können;  sindt  sie  alle  burger, 
so  nimpt  man  sie  geme,  sindt  sie  aber  nicht  alle  burger ,  so  kan  man 
der  nicht  nemen.  Wen  die  underbommeister  nun  die  vorschleger  uff- 
genommen  han,  so  brenget  er  die  in  den  hoff  und  saget  das  den  ||  Bl.  97* 
oberbommeistem ,  so  heischen  sie  sie  vor  bornmeister  und  schöppen, 
da  thun  sie  ihre  recht  zu  dem  vorschlane,  so  sagt  man  in,  das  sie  uff 
ihre  eyde  sehen,  das  einem  iglichen  gleich  geschiet  und  auch  uff  den 
kauf  des  holtzes,  das  sie  damach  sehen;  auch  mögen  die  vorschleger 

*   „wir'*  fehlt  In  der  Huidsehrift.      ^  diete   Stelle   wird  ■obon  im  0ris:i]uü  eine  abgekttrste 
Ftusang  geliabl  baben.    «  das  Zeitwort  fehlt  in  der  Handschrift. 


150  Marcus  Sfdttendorff. 

gehen  in  ein  koth*  und  versachen,  wie  viel  holtees  man  za  einem  wercke 
bedarf  nnd  auch  sole  and  das  ander  darza  za  reehen ,  was  slete  drauf 
gehet.  So  gehn  sie  a£f  ein  fass  bey  dem  Deatschen  Born,  das  vor  zei. 
ten  Ganter  Fischers  gewesen  ist,  daraaff  vorsohlan  sie;  wenn  sie  die 
sole  verschlagen  haben ;  so  sagen  sie  das  dem  anderbommeister ,  der 
saget  das  fort  dem  bomschreyber,  der  schreibets;  säst  haben  die  bom- 
meister  and  schöppen  der  vorschleger  nicht  za  thane ;  sie  erleaben  aadi 
keinen,  es  were  den,  das  er  sich  mit  andern  dingen  angeborlicben 
hüte,  sonst  amb  des  vorschlagens  willens  wissen  wir  nichts  das  wir  je 
keinen  gearlaabet  betten  etc. 

Antwort  amb  das  angleiche  saltz  za  sieden:  da  kanden  wir  nicht 
viel  za  than,  wan  anser  aller  wille  were  wol,  das  es  gleich  gesotten 
warde,  so  kanten  wir  das  an  den  wirckem  nicht  erlangen,  die  weiten 
darza  nicht  verbanden  [sein ,  gleich  einzagissen ;  wan  in  geschach  ein 
gebott,  das  sie  gleich  selten  ingiessen,  do  weiten  sie  nicht  anderbassen, 
daramb  ist  das  onser  schaldt  nicht.  Woramb?  Sie  sindt  ans  nieht 
gehorsam,  sie  werden  ans  verzogen;  aach  kompt,  das  in  einem  kothe 
von  gleicher  sole  besser  and  grösser  saltz  gefeUet,  wan  im  andern. 
Aach  hette  man  das  saltz  aach  gemessen  innewendig  3  oder  4  jähren, 
sondern  das  man  amb  der  gefreandten  vnllen,  die  kleine  saltz  sötten 
bisweilen  kalt  ligen  mäste,  da  wissen  wir  nicht  von,  sondern  die  jenen, 
die  6ygen  gatt  haben,  ist  za  mercken,  das  die  gross  nnd  besser  saltz 
ßL  97  ^  sieden,  den  die  armen ;  daramb  ist  |i  das  noth,  bissweilen  kalt  za  ligen, 
das  die  armen  so  wol  verkeaffen  als  die  reichen,  wan  es  stehet  sie 
auch  faste  pfennige. 

Umb  das  saltz  za  setzen  antwort:  vor  30  jähren  haben  4  Stacke 
saltz  einen  r.  fl.  gegolten,  aach  so  wir  itzandt  noch  4  Stacke  vor  1  fl. 
geben,  so  kompt  es  doch  manchmahl,  das  wirs  kaam  amb  öVs  grossen 
groschen  oder  amb  5  anbringen;  das  macht,  mancher  nimmet  ein  fader 
scheite  amb  3  oder  4  Stacke  oder  amb  5  Stacke  saltz  and  aach  amb  6  oder  7 
stucke  saltz,  das  er  nirgent  so  teuer  ausbringet,  wen  er  das  vorbrennet* 
Auch  müssen  wir  manchmal  ein  schock  brette  nemen  umb  4  oder  5 
schock,  die  wir  wol  ein  schock  neher  müssen  geben,  wen  wir  die  vor- 
keufifen  wollen. 

Antwort  umb  die  essen:  so  wissen  wir  kein  essen,  die  die  bom- 
meister  und  schöppen  haben,  das  sie  von  dem  gntte  aus  dem  bomen 
nemen,  sondern  die  underbommeister  geben  essen  im  advente,  das 
thun  sie  von  iren  gereuten  unde  nemen  sonderlich  keine  sole  darza 
aus  den  bomen ;  sondern  eine  collatia  haben  bommeister  und  schöppen 
uffn  freytag  vor  Jubilate  zu  des  bommeisters  hause,  da  kysen  sie  die 
schöppen,  das  hat  man  vor  alder  allewege  so  gehalten;  sonst  sindt 
essen,  die  gibet  man  den  knechten  nach  laut  der  vorsiegelten  zettel. 

Antwort  u£f  den  gewin :  da  war  niannich  pfenner,  der  wol  zu  den 
heiligen  geschworen  hette ,  das  er  des  jhars  nicht  30  alte  schock  er- 
übrigte, wer  alles  mieten  soll;  sondern  wer  eygen  gutt  hat,   der  mag 

*  hier  in  der  H^ndflcbrift  ,4(elien'*. 


1475  NoTember.  151 

SO  viel  destor  bass.  Ledige  gesellen,  die  kommen  auch  bas  anss.  Sol 
ein  banswirt  pfanwereken  nnd  tag  und  nacht  wagen  koth ,  saltz ,  holtz, 
«trob,  was  er  im  kotbe  hat,  ob  in  feners  noth  überginge  and  abebren- 
nete,  das  er  zn  einem  armen  manne  mit  seinen  weib  undkindem  wer- 
den solte,  and  solte  ||  keine  narange  darvon  haben,  sondern  als  ein  Bl.98* 
tagelöhner,  so  möchte  man  das  p&nwerck  lieber  lassen,  wen  man  sich 
des  nicht  bessern  solte.  Aach  hatten  sie  gerechnet  die  woche  45 
werck,  ich  meine,  da  sindt  nicht  10  pfenner  im  gantzen  tale,  die  die 
woche,  wen  sie  vol  ist,  45  werck  sieden,  sondern  das  gemeine  sieden 
ist  42  werck,  wer  sole  gnang  hat;  aber  etzliche  sieden  kaame 30  werck, 
aach  etzliche  kaam  20  werck,  darnach  ein  iedermann  hat. 

Aach  antworte  wir  etwas  lenger  off  die  fronsole  vorgeschrieben: 
es  kompt,  das  in  einem  jhare  mehr  gefronet  wirdt,  denn  im  andern, 
es  kompt  bisweilen  in  feaers  noth  oder  in  wassers  noth,  oder  in  an- 
dern nöthen,  das  man  viel  fronen  mass  etc. 

Hier  a£f  die  antwort  alle  besprach  sich  anser  herre  von  Magde. 
borg  mit  denen,  die  bey  im  waren,  and  hüten  ans  vor,  das  were  bey 
zw^en  bommeistem  noch  nicht  gerechnet,  das  dieselbigen  affn  dinstag 
za  12  (14  Nov.)  äff  dem  rathaase  berechenten,  finde  sich  den  die  rech- 
nonge,  so  wolden  seine  gnade  des  zafriden  sein.  Da  antworten  wir  ja,  die 
Vorsteher  selten  sich  darza  schicken,  den  gebarte  za  rechnen ,  was  die 
d«n  abrig  betten,'  das  antworten  sie  den  bommeistem,  die  brechten 
das  n&  rathaas  and  theten  ihre  rechte  darza.  Wir  hatten,  so  der 
iKNnschreyber  die  register  nffs  rathaas  bette  massen  antworten,  so  were 
den  Vorstehern  noth,  das  sie  die  haben  möchten,  selten  sie  anders 
rechen.  Do  sprachen  sie,  sie  weiten  ihnen  die  register  antworten.  Do 
baten  wir,  das  sie  in  der  pfenner  hoff  gehen  möchten,  ob  die  Vorsteher 
nocdi  was  inzamanen  betten,  das  sie  die  rechnangen  than  möchten.  Sie 
meinten  aber,  das  sie  heim  in  ire  heaser  giengen,  wen  diese  ding  zam 
ende  gingen,  wie  es  den  bleiben  solde,  das  finde  sich  wohl.  Wir 
brachten  auch  äff,  ||  do  wir  die  schalt  vorantworten,  ob  unser  gnediger  bi.  93  b 
herr  erkeinen  fehl  bette  in  erkeym  Stacke,  das  wir  nicht  gnangsam 
Vorantwort  betten,  beten  wir,  seine  gnade  wolte  ans  so  gnedigk  sein 
and  das  stacke  in  Schriften  geben  and  aach  zeit  darza ,  wir  hoffeten 
die  alle  za  vorantworten  als  firomme  leate. 

Do  lies  ans  anser  gnediger  herr  sagen,  wie  das  etzliche  anter  ans 
seine  gnade  vaste  za  rede  setzten,  des  er  doch  amb  ans  nicht  verdinet 
bette,  sondern  was  er  in  den  dingen  gethan  bette,  das  were  in  den  ge- 
meinen  besten  geschehen;  er  were  in  der  pestilentia  afis  rathaas  kom- 
men and  bette  seinen  leib  amb  ansert  willen  gewaget,  solte  er  nun 
nicht  mehr  verdienen,  das  er  von  ans  beredet  werden  solte,  were  ihme 
schwer,  sondern  es  solte  nngestraffet  nicht  bleiben.  Das  war  der  abe. 
scbeidt. 

Wyr  hatten  aach  ansem  gnedigen  henm  mitsampt  seinen  herra  unde 
graffen,  das  sie  uns  vorbitten  wolten  kegen  dem  rathe  von  innangen 
and  gemeinheit,  das  wir  doch  so  in  den  heasem  nicht  sitzen  dörften, 


152  Marcus  ^ittendorff. 

sondern  das  wir  doch  zur  kirchen  gehen  möchten  als  ander  christen- 
lente  und  des  unsem  auch  warten,  wir  wolden  yorbon^n  nirgent  zu- 
laofifen,  so  lange  das  diese  sache  zn  ende  gienge.  Mein  herr  mitsampt 
den  andern  herren  and  graffen,  die  legten  faste  viel  bete  an  die  von 
Innungen  und  gemeinheit,  aber  sie  schützten  sich  faste  und  sprachen» 
was  in  den  dingen  geschehen  were,  das  betten  Innungen  und  gemein- 
heit  mitte  yorwüliget,  darumb  musten  sie  das  an  die  ihren  bringen, 
wen  sie  die  bequemlich  bey  einander  haben  möchten,  so  wolden  sie 
gerne  das  beste  thun.  Da  sprach  Heddrichs,  er  wurde  auch  üste  yer- 
sprochen,  und  mancherley,  was  sie  wüsten  oder  was  in  beschach,  das 
sagten  sie  und  bundens  hoch.  Aber  was  uns  pfennem  geschach ,  das 
musten  wir  alles  schweygen ,  wir  waren  gleicher  weyse  verdruckt  als 

Bl.  99*"  die  Juden,  ich  globe,  ein  iedermann  wolde  über  ||  uns  her.  Es  thorstö 
auch  niemaudt  uns  was  guttes  zu  sagen  oder  beylegen,  wer  das  tii^t, 
der  muste  Unglücke  haben,  wen  es  etzliche  erfuren  etc. 

Uffn  dinstagk  nach  Martini  (14.  Nov.),  do  der  seger  11  hatte  ge- 
schlagen, do  waren  die  von  Innungen  und  gemeinheit^  dem  ratkanse 
und  meines  herm  gewaltigen  auch.  Do  giengen  die  Vorsteher  auch 
hienauff,  die  vor  zwey  jähren  gewest  waren  und  auch  die  bommeister, 
die  die  zwey  jhar  geregieret  hatten,  nemlich  Claus  Schaffstedt,  Lorentz 
von  Reuden,  Peter  Spies,  Drewes  Fischer,  Sander  Drackenstedt;  Bene- 
dictus  Polcke  was  todt.  Dazu  hatten  sie  beschickt  die  vier  vorschle. 
ger,  die  bornknechte,  die  amptsknechte  und  auch  etzliche  wircker,  die 
gingen  alle  ufifs  rathaus  und  musten  auch  bey  der  rechnunge  sitzen 
und  zuhören.  Auch  hatten  sie  vorschleger  dazu  geheischet,  die  vor 
langer  zeit  nicht  an  dem  vorschlegerampte*  gewest  waren.  Die  rech- 
nunge hatte  gleich  zugetragen  mit  den  registem  der  einname  und  aus- 
gäbe, aber  das  recht  hatten  sie  nicht  wollen  nemen  und  das  übrige 
gelt  von  den  bornmeistem,  sondern  gesaget,  sie  wolten  die  register 
bass  übersehen.  Heinrich  von  Ammendorff  unde  Vincentius  waren  von 
meines  herren  wegen  geschickt. 

üflf  die  mittwoche  nechst  nach  Briccii  (15.  Nov.)  vor  mittage  waren 
die  wircker  alle  bey  einander  von  befelunge  innung  und  gemeinheit 
und  auch  von  gebott  wegen  ein  iglicher  bey  eyner  marck  im  heiligen 
grabe  in  der  halle  und  hatten  eine  zettel,  die  ihnen  vom  rathause  und 
von  Heinriche  von  Anmaendorff  von  meinem  herm  möchte  geantwortet 
sein  worden.    Da  hatten  sie  unterlang  gelesen.    Auch  war  den  wirckem 

BL99^  allen  gesaget,  sie  selten^  uff  morgen  donnerstag  alle  uff  dem  ||  rathause 
sein.  Do  hatten  die  wircker  ihrer  wol  20  von  den  eltesten  gekoren, 
die  giengen  nffs  rathaus  von  ihrer  allerwegen.  Die  pfenner,  die  nicht 
inne  sassen ,  waren  auch  uff  dem  rathause  uff  denselbigen  donnerstag 
und  wolten  antwort  sagen  uff  die  stucke,  darumb  sie  dan  bereit  vor- 
mals mehr  beschuldiget  waren  ^  und  auch  antwort  darauff  gethan  hat- 
ten,   und  vieleichte  die  rathmanne  und  meister   von  Innungen  und 

^  An  dieser  Stelle  findet  rieh  in  der  Handaolirift  ein  zweites  .»nicht"'.      ^  „rie  selten"  doppelt. 
•  „wardt". 


1475  November.  153 

gemeinheit  nicht  genage  an  der  antwort  hatten,  da  sich  die  pfenner 
uff  bedencken  gölten  nnd  noch  ihre  antwort  thnn. 

Uff  denselbigen  donnerstagk  (16.  Nov.)  kam  Blesins  Holtzwirtt  ans 
Strobarts  kemmeriohen,  und  Hans  Stoltze  wart  nfi  den  thurm  geweyset 
timb  etzliche  wort,  die  er  zn  einem  wircker  mochte  gesagt  han,  als 
man  spräche. 

Ufih  sonabent  vigilia  Elisabett  (18.  Nov.)  vor  mittage  waren  die 
pfenner  aber  off  dem  rathaase,  die  nicht  in  gehorsam  sassen,  do  möch- 
ten sie  aber  gefragt  werden  von  dem  rathe,  die  von  innnDgen  und  ge- 
meinheit Sassen,  umb  die  stncke,  da  sie  vormals  auch  nmb  beschnldiget 
waren  worden,  da  sie  dan  noch  zu  etzlichen  stucken  nein  gesagt  hat- 
ten nnd  sich  auch  zu  wilköhre  und  rechte  hatten  gebotten,  sie  möch- 
t^i  aber  darzu  nicht  komen,  wan  sie  hatten  gesagt,  so  sie  das  nach 
der  Wölköhre  mit  ihnen  selten  halten,  so  betten  sie  bereit  verloren, 
sondern  weiten  sie  bey  dem  rathe  bleiben ,  das  rfe  ihnen  das  sageten. 
Do  hatten  die  pfenner  gesaget,  der  rath  were  ihrer  allwege  mechtig 
gewest  zu  ehre,  gleich  und  zu  rechte,  der  ersame  rath  selten  irer  auch 
noch  mechtigk  sein;  auch  die  rede,  die  Hans  Walttheim  vor  unsem 
gnedigen  herm  gesagt  bette  von  der  pfenner  wegen,  der  gestunden  sie 
ihn.  Do  hatte  der  rathsmeister  Hans  Seile  zu  ihnen  gesaget,  das  sie 
zu  hause  gehen  selten,  wen  sie  besandt  wurden,  das  sie  dan  wieder 
kemen. 

II  Uff  den  sonabendt  vorgeschrieben  wardt  Peter  vonJhene  in  die  BLIOO' 
temenitze  gesatzt,*  umb  was  Ursache  weis  ich  nicht,  und  darzu  in  den 
stock. ^  Und  dem  alten  Peter  Spisse  wardt  geboten,  in  sein  haus  zu 
gehen,  und  daraus  nicht  bey  50  marcken.  Uffn  montagk  nach  Elisa- 
beth (20.  Nov.)  ufl  den  abent  quamen  die  herm  und  graffen,  die  uff 
donnerstag  und  freitagk  vor  Martini  (9.  10.  Nov.)  zu  S.  Moritz  waren 
nnd  die  stucke  horten,  die  mein  herr  von  Magdeburg  und  die  von  in- 
nnngen  und  gemeinheit  da  vorlesen  Hessen,  die  quamen^  uff  die  bürg 
zum  Gybichenstein  und  blieben  auch  daroben  bey  meinem  herren. 

Ufln  soDtagk  Elisabeth  (19.  Nov.)  berechente  mir  mein  wircker  nnd 
hatte  mir  gesotten  24  werck,  da  waren  18  zober  sole  hoben  4  abe- 
gangen. Wan  es  uff  die  zeit  so  gemacht  was  von  meines  herren  ge- 
waltigen, von  Heinrich  von  Ammendorf  und  Vincentius,  und  von  denen 
aus  Innungen  und  gemeinheit,  das  nu  furbas  ein  itzlicher  solte  ein- 
giessen  zu  4^2  zober  sole  zu  einem  wercke,  der  da  saltz  sötte.    Anno  75. 

Uffn  dinstag  nach  Elisabett  (21.  Nov.)  kamen  die  von  Magdeburg 
nnd  waren  zn  meinem  herm  auff  die  bürg  geritten,  ehe  sie  in  die 
Stadt  kamen;  und  die  graffen  und  herren  waren  auch  auff  der  bürg. 

*  domtse  geaatz.      ^  „quamen"  Ist  er^nzt. 


^  Item  denselbigen  tagk  quam  Peter  von  Jhene  in  die  temenitze  zu  sitzen 
nmb  8eine(r)  unnützen  wort  willen.  Hall.  Chronik  in  der  Gräfl.  Bibl.  zu  Wernige- 
rode Bl.  279*. 


154  Marcus  Spittendcurff. 

Uff  die  mittwoche  nach  Elisabett  (22.  Not.)»  do  der  seger  10 
schlage,  kam  mein  herr  von  Magdebnrg  mid  sein  frenndt,  ein  jongw 
herr,  zn  S.  Moritz  und  graff  Waldemar  von  Anhalt,  graff  Gebhartt  Ton 
Mansfeltt,^  nnd  mein  herr  von  Qnerfihrtt,  er  Bemt  nnd  erLamprecbt|S 
cantzler,  Heinrich  von  Ammendoi^,  Vincentios,  Hans  Kotze,  Hans  Ranch- 
enptt,^  und  Pack*  vonQuerffortt^  nnd  sonst  zwene  graff  Gebharts  raih- 
geber,  darza  die  von  Innungen  nnd  gemeinheit.  Da  worden  wir  pfen- 
ner  alle  geheischet,  dar  zn  kcnnmen  ane  die  4,  die  im  ra&e  sass^, 
die  mnsten  in  ihren  hensem  bleiben.  Hein  herr  lies  ans  vorhalden  äff 
den  abescheidt,  der  am  nechsten  da  verlassen  was ,  so  wir  anser  ant- 
K.  100^  wort  II  äff  die  stacke  and  gebrechen  gethan  betten.  So  were  die  rech* 
nnnge  anch  bestanden  äff  dem  Jrathaase,  darin  den  etzlich  ansgeben 
were,  das  dan  aach  nicht  sein  solte.  Das  wir  nnn  die  rechnnngei  als 
nan  die  innakne  von  der  amptsole,  fironsole,  wie  die  getragen  und  be- 
zalt  warden,  and  was  sonst  aasgegeben  Yrnrde  im  hoffe  vor  weyn,  hier, 
gras,  meyen,  kraat,  lichte,  holtz,  vor  die  bom&rt,  vor  3  newe  beateli 
da  die  bommeister  das  schos  einnemen,  and  was  man  dem  bomschrei- 
b6r,  den  amptknechten  nnd  zimmermannen  giebet,  nnd  des  mancherley, 
des  sie  sich  bedancken  Hessen,  das  man  za  viel  aasgebe  etc.  nnd  anäi 
aaff  die  Vorsteher,  das  die  schwere  eyde  thetten  nnd  die  sole  gleich 
bestatteten,  das  wir  den  am  nechsten  so  verantwortet  betten. 

Daraafi  bette  anser  gnediger  herr  nnd  der  rath  die  inrede,  das 
die  Vorsteher  linde  eyde  theten^,  anch  finde  man  in  den  registem,  das 
die  sole  angleich  bestattet  wnrde,  wan  Clans  Schaffstedt  hette  gegeben 
in  dem  vergangenen  jähr  oder  znvor  60  schock  oder  anch  angefehrlich,  das 
ich  so  nicht  behalten  knnde;  und  ein  ander  pfenner  hette  der  kanme  vor 
5  schock  gehabt,  so  wurden  2  oder  3  genant,  die  viel  sole  bezalt 
hatten,  nnd  den  andere,  die  wenig  sole  bezalt  hatten,  nnd  darumb 
were  die  sole  nicht  gleich  bestattet,  als  wir  sprechen.  Daraaff  baten 
wir  ein  gespreche  nnd  Hessen  bitten  nnsem  gnedigen  herm  and  den 
rath,  das  sie  Hans  Walttheim  vergannen  wolden,  unser  wort  zu  halteui 
das  wart  ime  vergunnet.    Do  batt  Walttheim  unsem  gnedigen  herm 

*  „Parok**.      ^  „viidt  die  fole  gletoh  bestatten,  du  wir  den  am  neehften  m>  vewmtiwurttett 
betten.    Daranf  bette  nnser  g.  b.*'    DIeee  W<Mrte  dnd  dnrcbgeatricben ! 


i  Graf  Gebhardt  VI.  (1438  —  1492),  Rath  seines  Vetters,  des  Erzb.  Friedrich 
von  Magdeburg,  und  Schwager  des  dänischen  Königs  Christian  I.  Er  erwarb  im  J. 
1484  vom  Grafen  Hans  von  Hohnstein  die  Herrschiät  Heldrungen  durch  Kauf  (Kram- 
haar)    Die  Grafen  von  Mansfeld  S.  44. 

^  BernhardBecker,  der  alte Canzler,  und  Lamprecht  vomHofe,  derneue 
oder  junge,  vgl.  BL  103^    Der  letztere  erscheint  schon  1472  in  diesem  Amte. 

s  Nach  Dr.  U.  Gren.  Tab.  216  lebte  damals  ein  Hans  v.  Rauchhaupt  auf  Sagisdorf 
und  sein  gleichnamiger  Neffe  auf  Hohenthurm.  König  (HI.  909,  910)  bezeichnet 
den  erstem  als  hocMÜrstlich  magdeburgiBchen  Rath;  er  würde  also  auch  hier  ge- 
meint sein. 

4  Ein  Mitglied  der  Familie  Pack.  Hans  v.  Pack  erscheint  1518  als  Amtmann 
auf  dem  Giebichenstein.  Kresse,  Annales  Bd.  HI.  94 \  Der  weiter  unten  (BL 
140^)  genannte  Yolkmar  P.  scheint  uit  dem  hier  auftretenden  nicht  zusammen  su 
gehören. 


1475  November.  155 

nnd  den  rath,  so  die  stuck  mannichfaltig  weren,  der  wir  waiiicb  nicht 
behalten  kOnten  gnnngsam  zu  vorantworten ,  so  onsem  ehren  noth 
were,  das  ans  doch  seine  gnade  so  gnedig  nnd  der  rath  so  günstig 
sein  wolde,  das  uns  ||  die  stucke  und  gebrechen  in  Schriften  gegeben  Bl.  101  * 
mochten  werdeUi  wir  hofiten  die  mit  gottes  hülfe  auffiichtigk  zu  vor- 
antworten.  Unser  bitte  möchte  aber  nicht  gehört  werden,  sondern  mein 
herr  liss  uns  sagen,  es  were  nicht  noth,  die  gebrechen  wimlen  in  schult- 
weyse  nicht  vorgenommen,  sonder  man  solte  uns  ein  stucke  nach  dem 
andern  lesen,  das  wir  darauff  antwortten,  so  antworten  wir  aber 
drauff: 

Wir  lassen  uns  beduncken,  das  die  Vorsteher  schwere  eyde  thun, 
wan  sie  schweren  ie  zu  gotte  und  seinen  heiligen  zu  der  zettel,  die 
versiegelt  ist;  auch  das  etzlicher  mehr  sole  bezalt  hat,  den  der  ander, 
das  macht,  etliche  haben  die  hartzsole  oder  das  austragen  oder  ampts- 
sole,  die  sindt  von  alder  nie  weide  geteilt;  wer  die  nun  hat  zu  vor- 
sieden, das  geschieht  mit  der  Vorsteher  wiUe,  die  müssen  darumb  be- 
grosset  werden,  und  die  müssen  mehr  geben,  wan  etzlicher,  der  des 
jhars  vor  4  oder  5  schock  fronsole  krieget,  wiewol  die  sole  alle  mus 
bezalt  werden,  und  andere  rede  mehr.  Uff  die  vier  vorschleger  zogen 
sie  Hansen  Walttheim  faste  ahn,  wie  er  Fragen  solte  geurlaubet  haben 
und  zu  andern  harte  wort  gesaget  Walttheim  sprach:  „gnediger 
herr,  ja,  er  wardt  geurlaubet  nicht  umb  vorschlahens  wiUen,  sondern 
der  greffe  Podendorff  hatte  Prägen  beschuldiget  vor  bommeister  und 
Schoppen,  er  hette  gesprochen,  er  gewunne  des  jhars  wol  40  schock  an 
sdnen  gereuten,  das  dan  nicht  sein  konte,  das  hatte  Präge  bekant,  das 
er  so  gesaget  hette,  do  wurden  bommeister  und  schöppen  des  zufri- 
den  und  hatten  ihn  geurlaubet,  lies  mein  herre  und  der  rath  sagen, 
sie  solten  in  einem  vierteljhare  nicht  vorschlagen  sein  wurden,  und 
andere  rede  mehr,  und  die  sole  were  in  einem  stände  stehen  blieben 
und  hette  grossen  schaden  gethan  dem  gemeinen  gutte. 

Hans  Busse  und  Benedictus  Polcke  was  todt,  sondern  Hans  Busse 
solte  auch  gar  geschwinde  mit  den  vorschlegem  geredet  haben,  darzu 
solte  Polcke  und  Drewes  Fischer  vor  dieser  zeit  ||  gereth  haben  mit  B1.101^ 
den  vorschlegem,  das  sie  der  sole  abeschlan  wolten,  sie  wolten  dem 
saltze  auch  abeschlagen.  Do  betten  die  vorschleger  die  sole  abege- 
schlagen  1  hell,  d.,  und  die  bommeister  hatten  dem  saltze  nicht  abge- 
satzt*.  Drewes  Fischer  bekante  des,  das  das  so  möchte  geschehen 
sein,  und  ander  viel  rede  mehr;  was  vor  10  oder  12  jharen  geschehen 
was,  das  hatten  die  knechte  mit  einander  vorbrächt.  Auch  umb  das 
gleiche  sieden  was  die  einrede  meines  herm  und  des  raths,  die 
wircker  weren  wochenknechte  und  berechenten  alle  woche  die  sole; 
was  sie  der  Juncker  heisset  eingiessen,  das  theten  sie,  fehlte  was  daran, 
sie  wolten  das  bezahlen,  sprechen  die  wircker;  es  ist  mir  aber  nie  ge. 
schehen,  das  mir  das  bezalt  were  etc.  Umb  das  saltz  messen  was 
meines  herm  und  des  raths  einrede,  es  möchte  geschehen  sein  im  3. 


^  — ^- ->^A— 44 


156  Marcus  Spittendorfi. 

oder  4  and  siebentzigsten  jhare%  das  das  saltz  were  gemessen,  da 
were  aber  wie  viel  geldes  dmber  yorzeret,  dammb  könte  man. nicht 
erkennen,  das  es  in  den  gemeinen  besten  geschehe;  es  möchte  kom- 
men, das  das  saltz  schier  in  allen  kothen  wurde  gemessen ;  das  darüber 
yerzeret  wurde,  konde  ie  nicht  wol  anders  gesein,  wen  ich  mir  selber 
erbeitete,  ich  moste  essen  nnde  trincken;  thne  ichs  den  dem  gemeinen^, 
hoffe  ich  ie,  solche  zemnge  kan  ir  nicht  vorderben  (?!). 

Anch  lies  mein  herr  und  der  rath  offbringen,  wie  über  der  bom- 
fart  verzert  were  7  schock  and  etzliche  groschen,  meinten  je,  das  ein  soIcJies 
von  dem  gemeinen  gatte  nicht  solte  genonmien  werden.  Antworten 
wir,  betten  das  so  gefanden  and  nicht  erdacht,  es  were  ie  werlde  so 
gewest.  Aach  lies  mein  herr  and  der  rath  offbringen,  wie  die  bom- 
meister  liessen  fronen  in  den  beottel  and  solch  gelt  von  der  frononge 
styssen  die  bormeister  and  Vorsteher  in  ihre  beottel,  ein  solches  were 
in  von  seiner  gnaden  vorfahren  noch  von  seiner  gnaden  nie  erleobet, 
B1.102*  daromb  were  zo  ||  mercken,  das  sich  die  bommeister  ond  die  andern 
der  regieronge  mit  selb  gewalt  anderzogen  betten,  ond  ander  wort 
Antwort:  ,Ja,  es  ist  alzeit  gewönlichen  gewesen,  wir  habens  nicht  er- 
dacht, wen  der  rath  die  bommeister  bittet,  das  sie  das  talschos  ein- 
fodem  sollen,  so  sitzen  die  bommeister  4  wochen  ober  dem  halben 
schösse  nach  laot  der  wölköre^,  wen  sie  non  beginnen  zo  sitzen,  so 
fronet  der  onderbommeister  5  zober  sole  aber  dem  Deotzschen  Borne 
in  der  ersten  schiebt,  in  der  andem  schiebt  aoch  5  zober;  die  sole 
verkeoffet  der  onderbommeister  ond  bringet  das  gelt  den  oberbora- 
meistem,  das  heist  in  den  beottel  gefronet;  von  dem  gelde,  das  aas 
den  zehen  zobem  sohle  gekäoft  ist,  da  lassen  die  bommeister  bier  vor 
holen,  das  sie  trincken,  weil  sie  ober  dem  schösse  sitzen,  ond  wer 
ihnen  schos  bringet,  dem  schencken  sie;  ond  wen  sie  den  schos  den 
kemmerem  off  das  °  rathaos  bringen,  haben  sie  den  von  den  10  zobem 
sole  was  ubrich,  das  schissen  sie  den  kemmerem  za,  so  das  die  bom- 
meister davon  nichts  behalten.  Ein  solchs  ist  vor  alters  gewönlich 
gewest  bis  off  den  tagk;  wir  habens  aoch  nicht  erdacht,  aoch  haben 
die  bommeister  kein  ander  geit,  darvon  sie  bier  holen  lassen,  die 
Vorsteher  sindt  aoch  nicht  bey  ihnen  im  hoffe,  dammb  wirdt  dis  so  ge- 
halten.'^  Umb  die  lichte,  der  worden  zo  viel  verbrant,  lies  mein  herr 
offbringen.  Unser  antwort:  „in  alten  jharen  were  gewönlich  gewesen, 
das  man  mit  hartze  ober  den  bomen  geleichtet  bette,  darvon  were  noch 
die  hartzsole.  Non  bette  das  hartz  faste  onbeqoemligkeit  gebracht 
ober  dem  gotte  von  dampe,  so  betten  die  alden  vor  das  beste  genom. 
men,  das  nonmebr  lichte  worden  gebrant,  je  weniger  das  man  der 
betörfte,  je  lieber  ons  das  were,  den  wir  hettens  nicht  erdacht.  Umb 
den  bomschreiber,  amptknechte,  zinmierman,  was  man  denen  bisweilen 

*  ,4n  .  .  .  jhAren**.      ^  Hier  findet  rieb  in  der  Handschrift  noch  ,,]uuiffbn**,  aber  nntentrielien. 
«  ,,dM'*  fehlt  in  der  Handsehrft. 


^  Auch  hier  hat  der  YerÜEtsser  eine  nicht  bekannte  Willkür  im  Sinne. 


1475  November.  157 

gibt  boben  iren  gereute  und  freytagesg.  den  knechten,  ||  unser  antwort:  bl  102^ 
es  were  ihn  vormals  vor  unser  zeit  gegeben,  so  wurde  es  noch  so  ge- 
balten, auch  haben  sie  zu  lauffen  gnungk  und  ausszurichten ,  wen  es 
noth  thut,  darumb  helt  mans,  als  vor  alter  gehalten  ist,  und  ander 
wort  etc. 

Auch  lies  mein  herr  und  der  rath  sich  beduncken,  so  in  der  rech- 
nunge  viel  vor  wein  gegeben  were  und  bezalt  den  kemmerem  und 
dem  weinschreyber,  das  solte  nicht  sein,  es  were  zu  viele.  Unser  vom 
tale  antwort:  es  were  alzeit  gewönlich  gewest,  wen  man  uff  dem  rat- 
hause esse  der  knochenhauer  braten*,  das  schauelbrott^,  oder  das  der 
alte  rath  valete  drincket  mit  den  meistern  und  bommeistem,  und  dan 
die  meister  und  bommeister  mit  dem  neuen  rathe,  so  schencken  die 
bommeister  von  ihres  ampts  wegen,  so  wol  als  der  rath  und  die  mei- 
ster.  Auch  wen  man  sole  zinst  im  tale,  ist  dar  gutt  wein  feyle,  so 
lassen  bommeister  und  schöppen  V2  stöbichen  oder  1  stöbichen  ufis 
meyste  holen,  wen  sie  umb  des  tals  gescheite  gesprochen  haben,  und 
ob  ein  gutt  man  oder  ein  ehrlicher  man,  der  frembde  ist,  zu  uns  keme 
und  vor  bommeister  und  schöppen  zu  thun  hat,  deme  thete  man  ie 
geme  die  ehre,  das  man  ime  ein  mahl  oder  zwir  schenckete  im  hoffe, 
dieweil  er  sein  gewerb  würbe;  das  were  auch  so  gewönlich.  Das  die 
bommeister  3  neue  beutel  machen  lassen  des  jhars,  unser  antwort:  es 
ist  auch  von  alder  gewonheit,  das  die  bommeister,  wen  sie  des  tals 
schos  einfodera,  so  lassen  sie  3  beutel  machen;  so  sie  das  schos  von 
sich  antworten  den  kemmerem,  so  behalten  sie  die  beutel  nach  alder 
gewonheit.  Wir  hatten,  ob  unser  gnediger  herr  und  der  rath  erkeinen 
II  fehl  an  der  antwort  betten,  das  erkein  stuck  ^  nicht  genungsam  vor-  Bl.  103* 
antwortet  were,  das  uns  seine  gnade  die  stucke  in  Schriften  geben 
wolde,  wir  hoffeten  die  mit  der  hülfe  gottes  wol  zu  vorantworten.  Da- 
rauff  sprach  mein  herr,  er  wolte  uff  die  antwort  sich  bedencken  und 
wolte  uns  auff  ein  ander  zeit  wider  bescheiden.  Do  hatte  HansWaltt- 
heym  unsem  gnedigen  herm  und  die  fursten  und  graffen,  das  sie  uns 
kegen  dem  rathe  weiten  vorbitten,  das  Peter  von  Jhene  aus  der  tem- 
nitze  und  Hans  Stoltze  vom  therm  kommen  möchten,  und  wir  ander, 
die  in  ihren  heusem  sitzen  müssen,  doch  ussgehen  möchten  zu  kirchen, 
und  was  uns  noth  wer.  Die  graffen  baten  den  rath.  Hedderichs 
sprach ,  wir  selten  uff  den  morgen  uffs  rathaus  schicken ,  sie  hofften, 
uns  solte  eine  gutte  antwort  werden.  Wir  schickten  die  schöppen  una 
die  bommeister  uffs  rathaus  vor  uns  zu  bitten,  da  möchte  der  rath  ge- 
sprochen hau,  sie  weren  nicht  alle  bey  einander,  die  darzn  gehöreten, 

»  bnt«.        ^  «vrtock  nieht**  erglUat,  In  der  BuidMbrtft  findet  ■leh  nur  ,^**       «  ,3taWS 
wto  auch  Öfter  ^P^ncke,  Kötxe**. 


1  Die  Sitte  hat  aach  einen  Ausdruck  in  der  Willkür  gefunden:  „Onch  sollen 
unsere  herm  am  rathe,  welches  ammechts  die  sint,  noch  die  stete  herm  nymande 
noch  on  selbis  keyn  essin  berevten  von  der  stat  gelde,  aussgeslossen  wenne  man 
das  schouwelbrot  und  der  knochenhauer  braten  nodi  gewenlicher  weisse  hir  obene 
iMCt".    Neue  Mitth.  a.  a.  0.  S.  87.  Vgl.  weiter  unten  Bl.  115*. 


•o  MMlM  wtr  alte  bkibca  tktam,  ohM  IUm 

rflb  doMMntaK  Mck  EllMibett   (XI.  Nor.)  ridM  ik  rm 
barg  wvick,  doch  w»m  aie  mlltch  «f  dte  hmt^  n 
ritin  in  dm  wrduibra  «ad  wami  eine  kletac  weite  droktm 
Mda  barr  aad  dar  ratk  ao|caa  die  roa  Maipdebarf  akkl  n 
dd,   dfr  äff  dte  aiUtwodi  aarh  Elbabett  (:i2.  Nor  )  n  h 
hallFa  wardt 

rffdteaiittwvicli  aadiKIteabettliä  Nor  i.abritffnrltftekaa 
do  «Ma  b  -rr  aad  der  ratb  dk*  riarrde  n  h  M<iritS|Cflbaa  äff  dte 
dte  llaaa  Walttbrtm  rtm  der  pfeaaer  w«fpra  aaror  äff  H 
( in  Nor  )  ipHbaa  batta,  daraaf  wir  d«a  hb  fcraprtrbe 
Bl  lui^  wir  aif  aadta  erbittra,  der  %or  aawra  berr«  wäre ' 
bHco,  daa  IlaaBC  Walttbriai  erteabrt  wrra  wordea, 
tco ;  alte,  dte  daa  T<ir  fc^tbaa  battea,  wäre«  wid«raetii|ck, 
wolda  daa  werbea ,  bte  daa  IVasaa  Tagaw  iteb  dn 
daa,  aad  rtdteba  ghanea  aric  ibaM. 

rflb  aiiaabeat  ia  die  KatUriaaa  (»  Kttt  i  var 
anM  Hl  batlr  ircarblaicca,  waraa  dte  nm   taaaagta 

lim  dfaMlaicfc  aarb  Kattbariaa  0>  Not  ),  do  dar  ai«fr  IS 
(carblaicm,  kaai  aaarr  berr  roa  Maicdrbaqt  ••'1  a>iair 
aoba  aflb  ratbaai,  aad  der  aha  raatiter  birr  fterat.  btir  I 
dar  acM  aaatater.  Hrtarirb  rtm  Awaerdorff.  Viaanittaa,  Ha»  K 
aad  eta  pri^lar,  der  BM^aca  berr«  bawnarirtfr  waa,  ab  leb 
dam  warra  die  rtm  iaaaaict«  aad  irnariabett.  dte  mr  («kami 
aatrr  «»rb,  aarb  da,  drr  war  dra  wol  brr  N>  odrr  aMbr  So 
wir  pfcaa<r  alte  irrbritrbat  ai»  ralbaat  aa<  dte  4,  dia  äff  d»r  mm  ki 
ralba  «Mwa,  die  warra  atebt  |rebri«rbK,  aiMMter«  m^  mmmtm  Ia  t 
biaitra  Mtara  Iter  abte  raaUter  tprarb.  Jtebra  frvaada.  m 
Itrairtaa  aad  tern— iiilff,  m*  avia  iraMiierr  berr  aad  drr 
la  Ilatta  ^uricfaiaaana  bao.  nae  i»rdraaairr  aad  frfpaN*al  tm  täte  n 
ao  wü  aawr  f*rdtirrr  brrr  daa  ««»bibra  aad  aMa  mi 
1^  batia  Vianvuas  nm  irn«aaa  bnrff  vna  prrica^ra 
biiia  «iia  Ilaird4*banr  M|rri  aad  dar  ratbaacirtrr  barr  Ite4drwba 
rtnea  »itebaa  brvcff,  aitt  drr  «Uli  ari^Bra  «i^l  ««^urcrlt«  da  bab 
Vtaaratiat  aa  n  teara,  aad  der  ataMM^bre) ber  an|ctiier  Mirbal  Mar 
IL*  :'*4*  irbairii »  batta  d«a  fmün  bnrff  ta  der  baadt  aad  aarb  darta,  m  daa  dM 
br%da  atet^baa  teato  warea  1^»  aaa  \iftrrat.M  dea  bnff  gili— 
balle,  «le  d.r  nr^-craaga  aa  lal  aaa  «urbae  crbahea  wmWa  »dl,  d» 
aaa  berr  l^aaiprrrbl,  der  arae  rftaUk«,  an  :or»  brrra  brwff  vi«  M^|de 
b«ra  aft«l  irab  dt«  llaa*.Hi«kA.  dra  ratbaii.'  »irr,  la  aria«  baadl  I  ad 
llaaa  belte  i^ter  Itedderwb  fabra  drr  aUCt  brwff  «idrr  aawf  gmM* 


1475  November.  159 

gen  herrn,  den  nam  seine  gnade  mit  nf  die  barg^.    Wir  vom  tale 
standen  and  sagten,  gott  waste  unser  hertzen. 

Do  nun  das  geschehen  was,  hnb  Hedderich  an:  „herr  bommeister 
and  lieben  frennde,  so  ir  am  nechsten  geantwortet  habet  zu  S.  Moritz 
äff  die  einrede,  die  unser  gnediger  herr  and  der  rath  uff  euer  antwort, 
die  den  von  Hans  Walttheim  von  eaemtwegen  beschahen  uff  die  rech- 
nunge  der  vier  Vorsteher  und  die  vorsehleger  und  umb  das  fronen  in 
beutel,  da  sich  dan  unser  gnediger  herr  unde  der  rath  uff  bedencken 
wolden,  so  meinte  je  unser  gnediger  herr  und  der  rath,  das  die  bom- 
meister und  Schoppen  .sich  der  rechnunge  entschlan  wolden  und  das 
uff  die  Vorsteher  weisen,  so  sie  ie  ein  auftehen  haben  selten,  das  nicht 
unbilliches  oder  unpflichtigs  ausgegeben  oder  verzeret  wurde,  das  sie 
so  nicht  zu  thune,  und  das  fronen  in  beutel  solte  ie  nicht  so  gesche- 
hen,  darumb  wolte  unser  gnediger  herr  und  der  rath  das  unvorwandelt 
nicht  bleiben  lassen.  Wir  baten  umb  ein  gespreche  und  auch  umb 
einen,  der  unser  wort  hilt,  das  wart  uns  vorgunnet. 

Do  kunten  wir  niemandt  vermögen  unter  den  pfennem,  der  unser 
wort  wolte  halten  und  uns  in  dem  stucke  vorantworten.  Hans  Waltt- 
heim hatte  es  vor  gethan,  der  wolte  es  nicht  mehr  thun.  Hans  Seher 
wolde  nicht,  Zölner,  Treptz,  Eleptz,  Pegaw,  noch  andere,  die  gebeten 
wurden,  niemandt  wolte  es  thun,  das  wir  wol  anderthalbe  stunde  oder 
lenger  niemandts  erbitten  kunten. 

Do  schickte  unser  gnediger  herr  zu  uns  und  der  rath,  und  waren 
unwillig,  das  wir  ihnen  nicht  antwort  sageten.  Da  lies  sich  Matz  Pe- 
gaw erbitten  ||  und  forte  unser  wort  in  diese  weyse:  „gnediger  herr,  B1.104^ 
so  uns  euer  gnade  lesset  vorhalten  durch  den  rathsmeister  herm  Hed- 
derich der  dreyer  stucke,  als  nemlich  der  rechnung  der  vier  Vorsteher, 
der  vorschleger  und  der  fronsole  in  beutel,  und  begert  wandel  und  kare 
darumb,  so  bitten  wir  euer  gnade  themutigk  und  den  ersamen  rath, 
nach  dem  male  das  unser  vorfahren  ein  solchs  an  uns  gebracht  haben 
und  ein  altherkommen  altzeit  bey  menschen  gedencken  und  lenger  ge- 
west  ist,  und  wir  das  nicht  erdacht  noch  uff  bracht  haben,  auch  keinen 
Pfennig  in  unsem  nutz  ie  genommen  haben,  das  wir  wol  zu  den  hei- 
ligen erhalten  weiten.  Hierumb  bitten  wir  euch,  gnediger  herr  und 
ersamen  lieben  hem  vom  rathe,  das  ir  uns  die  dinge  so  harte  nicht 
anzihen  wollet,  so  wir  ie  euer  gnaden  und  des  raths  gehorsame  und 
unterthanen  sindt,  und  wollen  uns  auch  allezeit  gerne  nach  euem  gna- 
den und  dem  ersamen  rathe  halten^'.  Do  sprach  mein  herr  und  lies  uns 
sagen  durch  Hedderich,  seine  gnade  wolte  einen  handel  vornemen  und 
der  rath,  das  wir  nu  under  den  pfennem  ihre  6  oder  8  kiesen  wolden 
und  die  dem  rathsmeister  benennen,  die  wir  nemen,  wen  wir  gekoren 
hetten,  die  in  den  handel  gehen  selten.  Do  hatten  wir  unsem  gne- 
digen  herm,  das  uns  seine  gnade  wolte  vorbitten,  das  Peter  von  Jhene 
aus  der  temnitze  kommen  möchte ,  und  wir  andem ,  die  in  gehorsam 


1  Damit  war  also  die  neue  Thalordnong  vom  28.  Noy.  1475  publiciert. 


160  Marcus  Spittendorff. 

sitzen,  das  die  doch  enüichtange  kriegen  möchten,  in  die  kirche  zu 
gehen,  und  auch  was  uns  noth  were.  Do  antwortte  uns  Hedderich, 
sie  wolden  darumb  sprechen,  das  wir  die  weile  unter  uns  kdren.  So 
gingen  wir  in  der  vier  herren  dömtze  und  koren  Hans  Zöiner,  Annyss 
Treptzk,  Niclas  Kleptz,  Hans  Walttheim,  magister  Busse  Blume,  Ba- 
stian Grünheide,  Otto  Wagaw,  Liborius  von  Delitzsch. 
BL 105*  II  Indes  schickte  der  rath  zu  uns  Schlegele  aus  der  Ulrichspfarre 

und  Jacob  Wiessack  und  Hessen  uns  durch  die  beyde  sagen,  das  wir 
mit  nichte  unter  denen  kiesen  solten  zu  dem  handel,  die  im  gehorsam 
sessen,  auch  solten  dieselbigen  in  den  geboten  und  gehorsam  bleiben, 
bis  das  sie  sich  mit  dem  rathe  betten  vortragen.  Do  lissen  wir  ihnen 
sagen  durch  Pegauen,  wen  wir  gekoren  betten,  und  gingen  wider  in 

unser  heuser,  den  das  geborte. 

Uff  die  mittwoche  vigilia  Andree  (29.  Nov.)  wurden  viel  pfenner  aus 
der  Moritzpfarre  uffs  rathaus  vorbotten  und.musten  sich  mit  dem  rathe  vor- 
tragen. Busse  Blume  wardt  gesatzt  in  Strobarts  kemrichen,  Peter  von 
Jhene  kam'  aus  der  themnitze,  wan  er  hatte  sich  mit  dem  rathe  vortragen 
und  hatte  gelobet  zu  geben  200  r.  fl.  worumb?  wissen  sie  wol  etc. 

Uffn  donnerstagk  Andreae  (30.  Nov.)  umb  11  leitete  man  die  raths- 
glocke,  do  waren  aber  mehr  pfenner  hienauff  geheischt  und  musten 
sich  mit  dem  rathe  vortragen. 

Ufln  freytagk  nach  Andreae  (l.Dec.)  umb  11  leitet  man  die  raths- 
glocke,  do  gingen  die  von  innungen  und  gemeinheit  wider  u£fs  rathauss 
und  hatten  aber  viel  pfenner  lassen  vorbotten,  die  sich  mit  ihnen 
musten  vortragen. 

Ufln  donnerstagk  Andreae  (30  Nov.)  im  75.  jhar  des  abents  umb  4 
kam  Doctor  Trost  ^,  Steffen  Mittag,  Paul  Wittembergk^,  Nickel  Zelsen^ 
wider  gen  Halle  und  waren  gewest  zu  Jherusalem. 

Uffn  freytagk  nach  Andreae  zwischen  zwen  und  dreyen  kam  magi- 
ster Busse  Blume  aus  dem  gefenknisse  und  möchte  sich  mit  dem  raäe 
vortragen  han  ^. 

Uffn  sonnabent  nach  Andreae  (2.  Dec.)  lissen  die  bommeister  den 
pfennem  gemein  sagen  durch  den  talvoigt,  man  solte  das  stuck  saltz 

1  Dr.  Johann  Trost,  schon  1469  Prior  des  Servitenklosters,  dessen Geb&ude  in 
der  jetzigen  leipziger  Strasse,  wo  jetzt  die  Uhichskirche  und  d^e  dazu  gehdriofen 
Predigerhäuser  stehen,  damals  noch  nicht  voUendet  waren.  Das  Kloster  lag  froher 
vor  dem  leipziger  Thore  neben  dem  Rabensteine.  Trost  starb  im  Alter  von  100 
Jahren  im  J.  1503.    Dr.  I.  772. 

3  Paul  Witt em borg  erscheint  1472  als  Mitglied  des  Raths  und  gehörte  dem- 
selben auch  1476  als  Bommeister  an.    Hans  W.  erlangte  1406  BOrgerm^t 

'  Dieser  oft  genannte  Mann  war  schon  im  J.  1459  und  darauf  in  den  Jahren 
1462,  1465,  1468,  1470,  1476  MitgUed  des  Raths.  Im  Jahr  1459  erscheint  auch 
ein  Kilian  Z.  als  RathsmitgUed.  Ambrosius  Z.  erlangte  1464  Bürgerrocht  und  sass 
1472,  1475  und  1478  im  Rath. 

^  Zur  Erläuterung  theilen  wir  eine  SteUe  der  oben  erwähnten  hallischen  Chro- 
nik  in  Wernigerode  und  das  sich  hier  findende  Verzeichnis  der  zur  Strafe  gezoge- 
nen Pftnner  mit:  Bl.  280^  ,fiie  pfenner  seint  .  .  gebust  von  des  raths  wegen  da- 
rumb, dass  sie  nicht  mit   dem  rathe  wolden  eins  sein  der  regierunge  halben   des 


1475  December.  IGl 

vor  11  schwertg.  geben  oder  5V2  grosse  g.  ||  „Lieber  gott,  weleh  ein  ge-  BL 105^ 
bott  war  das!  man  kaufte  1/2  sehock  werck  vor  6  r.  fl.  und  1  stueke 
saitz,  etzliche  mochtens  auch  10  g.  neher  haben,  uff  der  gassen  kauffet 
man  1  schock  holtz  vor  7  d.,  so  das  zwar  niemandt  das  werck  holtz 
oder  Stroh  unter  10  schwertg.,  den  der  zober  Deutzsch  galt  1  grossen 
g.und  zwene  hellische  d.,  der  muste  man  ie  4^2  zober  zu  einem  wercke  ha- 
ben, darüber  giengen  manchen  die  woche  6  oder  8  zober  noch  darzu 
abe;  solte  nun  ein  armer  pfenner  den  kothzinse,  wirckerlohn,  pfannen, 
körbe  und  allen  schlett,  der  daranfi  gehet,  an  den  5V2  ^  grossen  g.  haben 
und  das  darvon  ausrichten,  das  kan  nicht  bestehen  oder  kaume.  Sol 
denn^  nun  der  pfenner  muhe  und  arbeit,  grosse  ebenteuer  vor  feuers- 
noth  haben  und  keine  friedige  narungk  oder  gewin  nemen,  so  wil 
das  pfanwerck  von  noth  wegen  argk  und  böse  werden  und  niemandt 
wirt  das  gerne  üben/' 

Uff  den  obgeschrieben  sonnabendt  nach  Andreae  (2.  Dec.)  wardt 
Simon  Böttcher"^  auch  uff  dem  rathause  ingesatzt«».  Die  ehrlichen  stette, 
die  im  bunde  sindt^  hatten  schrillt  gethan  an  den  rath  von  Halle  dieser 
gebrechen  1  uffn  frei  tag  nach  Andreae  (1.  Dec.)y  als  ich  vemam. 

*  „durah"  fehlt.      ^  die  Zahl  Wt  erg&nxt.      ^  deme.      ^  Bötth:      «  Ingewts. 

tak^.  61.  280*  Item  die  bosse  der  pfenner:  Olorius  Kober  dedit  100  fl.  Weittkom 
dedit  200  fl.  minus  20  (?)  fl.  Otte  Wo^w  100  fl.  Gottschalgk  dedit  50  fl.  Jurge 
Bosse  100  fl.  Nortbusen  50  marck.  reter  von  Jhene  200  fl.  Levin  Waltbevm 
100  fl.  Gasper  Becker  50  m.  Yaltin  Zatbe  50  m.  Claus  Ton  Rüden  50  m.  Libo- 
rios  von  Delitz  100  fl.  Tue  Groszkopff  50  m.  Die  Eopscbke  60  fl.  Die  Obnan 
60  fl.  Kleptz  mit  seinem  bruder  (Peter)  50  m.  Peter  Nageil  20  m.  Eune  Zcoke  mit  dem 
aobne  50  m.  Koningstall  50  m.  Heinrich  Blume  50  m.  Maltwitz  mit  seim  sobn 
50  fl.  Claus  Polke  100  fl.  Der  jun^  Bodendorff  50  m.  Magister  Blume  50  m. 
BL  ^1*  Item  der  pfenner  busse,  die  darvor  ist  angehaben.  Marcus  Spittendorff 
(Spickendor£f)  150  fl.  Steffan  Yoigtt  100  fl.  Otte  von  Diskaw  150  fl.  Andreas 
flscher  200fl.  Mattes  Pegaw  150  fl.  Cosmus  Nageil  50  m.  CaroerDuckom  50m. 
Michell  Wittk<mi  181  fl.  Busse  Blome  50  m.  Hans  Greifie  (?)  8  m.  Balzer  Mo- 
ritz 5  m.  Peter  von  Mudiell  150  fl.  Hans  Waltheym  400  fl.  Sander  Drakenstede 
150  fl.  Karl  Drakenstede  30  fl.  Claus  Malttwitz  20  fl.  Claus  Schaffistede  200  fl. 
Ulrich  Schaffistede  (?)  80  m.  Bartholomeus  Wilke  8  m.  Jurge  Nageil  20  m.  Hans 
Bothiger  5  m.  PaweU  Meynhartt  100  fl.  Sander  Meynhartt  80  fl.  Gebertt  Biche- 
ling  10  m.  Hans  Hoke  50  m.  Frantze  Polke  100  fl.  Benedictus  Polke  60  fl. 
Cbuis  Zooberitz  5  m.  Heiniich  Drackenstedte  80  fl.  Powell  Ratz  (Rotz?)  50  m. 
Hans,  Dreves  Seber  150  fl.  Brun  Lutze  15  m.  Heinrich  vom  Hayn  30  m.  Hans 
Boflse  400  fl.  Blasius  Holtzwerdt  400  fl.  Frantze  Parthie  20  fl.  Lorentz  von 
Roden  100  fl.  Jurge  Hedersleben  30  fl.  Mertten  Schneider  30  fl.  Hans  Zcoch 
100  fl.  Dreues  Lddie  5  m.  AnnisTreps  ein  schock  scheffidl  haber.  Barthdomeus 
Gerdke  80  m.  Assmus  vom  Thore  5  m.  Bastian  Grunheyde  50  fl.  Hans  Wale 
115  fl.  Hans  Kerstin  8  m.  Sander  Wq«iw  60  fl.  Bartholomeus  Wogaw  40  fl.  Jan 
Ritfsenbergk  5  m.  Claus  Rudeluff  100  fl.  Dreues  Zogke  80  fl.  Ci^r  Beyer  (?) 
100  fl.  Jurge  Pichtt  60  fl.  Thomes  Zcoberitz  15  m.  Hans,  Peter  2Scolner  100  fl. 
Hans,  Heinrich  Ochsse  100  fl.  Peter  Schencke  50  m.  Bertram  (Bertrum),  Hans 
Qoetz  50  m.  Lorentz,  Jacoff  Benno  100  fl.  Alexius  Raqpe  5  m.  Hans  Schnitze 
50  m.  Baltzer  Aldenbergk  100  fl.  Hans  Schaff  50  m.  Amfarosius  Schonbei^k  60fl. 
Herffordt  100  fl.  Bertolt  Hynne  100  fl.  Kiken  (Kilian?)  Hynne  50  fl.  Simon 
Bechvger  (?)  50  fl.  Jacoff  Ketzendorff;  Dreues  Ketzendorff  200  fl.  Claus  Zogke  5  m. 
Dte  in  beiden  Verzeichnissen  offanbar  doppelt  geschriebenen  Namen  sind  ausgelassen. 
1  Dieser  Brief  der  Hansestädte  ist  im  RaUisarchiv  nicht  mehr  vorhanden,  wird 
nach  einer  Copie  des  Stadtarchivs  za  Helmstedt,  welche  ich  Hom  ProL  Frh. 

QtMhtohtn.  d.  Pr.  SmImmi.  ZI.  11 


102  Marcus  ^ittendor£ 

Uff  die  mittwoche  S.  Nicklas  tagk  (6.  Dec.)  nach  mittage  kamen 
nnsers  herren  von  Magdeburg  rathgeber,  Heinrich  von  Ammendorff  und 
Vincentins,  nffs  rathaos,  und  die  achte,  die  in  den  handel  gekoren  wa- 
ren von  den  pfennem,  die  waren  anch  uffs  rathaus  geheischet  Do 
hatten  dieselbigen  rathgeber  geheischt  von  den  pfennem  50  tausend  fl.; 
warnmb  oder  wordnrch?  das  weis  ich  nicht,  sonder  die  beyde  möchten 
gesaget  haben  nmb  eintracht  und  friede  willen  bischen  sie  solch  gelt 
61.106*  von  des  bischoffs  wegen.  ||  Uffh  montagk  S.  Barbare  tagk  (4.  Dec.)  solte 
ich  geschriben  und  gesagt  haben  vor  S.  Nickels  tagk  (6.  Dec.)^,  do 
ass  der  heimliche  rath  zu  des  greffen  hause  nach  alter  gewonheit. 

Uffn  donnerstagk  Unser  Lieben  Frauen  abendt  Cionceptionis  Mariae 
(7.  Dec.)  uff  nachmittage  wurden  uffs  rathaus  geheischet  die  bommei- 
ster,  die  das  jhar  sassen,  Albrecht  Schaffstedt,  Thomas  Tugaw,  Hein- 
rich Greffe,  Hans  Stoltze,  Paltzer  Aldenburgk,  Hans  Seher,  Drewes 
Fischer,  Peter  von  Michell.  Diese  mochten  sich  mit  dem  rathe  vor- 
tragen und  gelobeten  zu  geben  etzliche  2  c^entum),  etzliche  1^/2  c(entum)  fl. 
Hans  Busse  und  Hans  Walttheim  solten  sich  auch  mit  dem  rathe  vortragen, 
die  waren  auch  geheischet,  und  itzlicher  solte  haben  gegeben  8  c(entum)fl^ 
aber  sie  wolten  das  nicht  geben,  darumb  musten  die  beide  wider  in 
ihre  heuser  gehen.  Dis  geschicke  was  gar  ein  ungehort  dingk,  ich 
meine,  das  kein  mensche  nie  mehr  solches  gehöret  noch  erfahren  habe% 
das  in  der  Stadt  zu  Halle  irre  ging  uff  das  mahl. 

*  haben. 


V.  d.  Kopp  in  Leipzig  verdanke,  mitgetheilt  ,  J)en  erszamen  radismeysteien.  rhath- 
mannen  unde  meysteren  der  inninge  to  Halle,  unszen  bisunderen  guden  mmden. 
Unsen  fruntliken  deinst  mit  erbedinge  alles  guden  vom.  Erszame,  wüsen,  guden 
frunde.  Juwe  unde  unse  frunt,  de  erszame  rad  van  Magdeborg,  bebben  uns  itliken 
unwillea.  de  de  twisschen  juwer  leve  unde  den  in  dem  dale  juwer  stad  van  rechtidieyt 
unde  anderer  gebreken  wente  bere  entstanden,  ok  van  anderem  fremden  gerochte 
vomomen  nicht  to  slete  gekomen  is,  dat  uns  allen  doch  van  hertoi  nicht  belevet, 
so  gii  uns  gewandt  sin,  des  gii  denae  uns  warbafftigen  geloven  mögen.  Also  guden 
frunde  hebbe  we  der  wegen  uns  in  de  stad  Helmstede  vorgaddert  unde  de  din^ 
in  juwer  stad  beste  vaste  to  synne  genomen  mit  betrachtinge,  disit  uth  sulken  saken,  de 
de  in  steden  so  enn^reten,  in  vortiiden  anderen,  juwen  unde  unsen  frunde  (!),  so  ^ 
we  nicht  twiveln  sulfes  wol  wetten,  ewich  schade  unde  grod  faX  van  gekomen  is, 
hopen  doch,  juwe  leve  willen  gik  unde  juwe  erlike  stad  unde  nakomelinge  wol  be- 
dencken.  So  were  doch  unse  wolmeninge,  mochte  uns  von  juwer  leve  vorgont  wer- 
den, (dat  we)  twisschen  juwer  ersamen  leve  (unde)  den  in  dem  dale  de  gebreken 
ane  vordacht  mochten  handelen,  dar  we  uns  to  vorboden,  scheide  gii  uns  allen  gnd- 
willich  erfinden.  Bidden  ok  mit  allem  flite,  juwe  leve  willen  in  dussen  saken  nicht 
gewalt,  sunder  juwer  erliken  stad  Mheyt  andechtich  wesen  gebruken,  angesehen  unae 
gude  wolmeninge,  neynem  deyle  äff  edder  biistal  to  donde,  anders  wen  also  juwer 
leve  op  allen  deilen  fromlick  unde  erlick  were,  uns  in  dussen  saken  nicht  wiUen  ent- 
horen.  Yordenen  we  alle  tigen  juwe  leve  insampt  unde  bisunderen  ungesiMurtes 
deinstes  gerne,  hopen,  gii  werden  unse  wolmeninge  nicht  bülegen,  unde  bidden  juwer 
leve  richtige  antworde,  dar  we  uns  mochten  na  richten.  Schreven  under  juwer 
unde  unser  frunde  van  Helmstede  secrete,  des  we  hir  to  gebruken,  am  avende 
Andree  apostoli  (30.  Nov.)  anno  Domini  LXX  quinto.  De  rode  der  erliken  stede 
Magdeboig,  Brunswick,  Halberstad,  Hildensem,  Gotting,  Stendal,  Embeke,  Northeym, 
Hanofer,  Helmstede. 

1  Eine  in  den  Text  gekommene  verbessernde  Bandbemerkung  des  Yer&SBerB. 


1475  Noyember.  163 

üflf  den  obgeschrieben  Unser  Lieben  Frauen  tagk  (8.  Dec.)  Vor- 
name ich,  das  unser  herre  von  Magdeburg  sehre  kranck  was  und  hatte 
3  doctores  bey  ihme  und  möchte  uff  Unser  Lieben  Frauen  abendt  oder 
tag  geöleyt  sein. 

Uffn  sonnabent  nach  Conceptionis  Mariae  (9.  Dec.)  Vormittage  umb 
11  wart  ich  Marcus  Spittendorff  geheischet,  von  stundt  uffs  rathaus  zu 
kommen.  Da  waren  vor  mir  viel  ander  auch  geheischt,  die  warn  dro- 
ben, und  etzliche  auch  herab,  die  sich  mit  ihnen  vortragen  hatten, 
als  Mattes  Pegau,  Claus  Schaffstedt,  Lorentz  von  Eeuden  und  andere. 
Nun  ich  Marcus  Spittendorff^  wardt  geheischet  in  die  dömtze,  der 
rathsmeister  Hans  Seile  hub  an  und  sprach,  der  stadtschreyber  Michel 
Marschalck  sass  auch  darbey:  „her  rathsmeister  Spittendorff,  nachdeme 
ir  so  ie  vormals  beschuldiget  seydt,  das  habt  ir  wol  verstanden,  ||  ist  Bl.  106^ 
nicht  noth,  das  ich  das  noch  eins  erzele,  so  wollen  meine  herren  des 
raths  das  verwandelt  haben,  dorauff  mOget  ir  sagen,  was  ir  zu  wan- 
del  geben  wolt".  Dorauff  antwortet  ich :  „lieben  herm,  ir  werdet  mich 
des  wandeis  überheben.'*  Hub  Hans  Seile  wieder  an  und  sprach:  „ir 
sollet  dem  rathe  tausend  fl.  geben".  Dorauff  antworte  ich  Marcus 
Spittendorff^ :  ,4ieben  herren,  alle  mein  gutt  ist  nicht  so  viel  werdt,  so 
ich  das  verkeuffte,  solte  ich  und  mein  söhn  erbeloss  werden,  were  euch 
wenig  mit  behulfen,  ich  hoffe,  ir  begert  des  nicht,  sonder  so  ir  busse 
von  mir  wolt  haben,  wil  ich  gerne  10  oder  20  marcken  geben,  uff 
das  die  dinge  gutt  werden'^  Do  hub  Hans  Seile  an:  „es  ist  weder 
umb  20  noch  50  oder  hundert  marcken  zu  thun.  Ich  thue  euch  gebott 
bey  allen  gebotten,  das  ir  gehet  in  der  vierherren  dömtze  und  daraus 
nicht  bey  leybe  und  bey  gutte,  ihr  thut  das  mit  des  raths  willen".  Ich 
gieng  hin  und  was  gehorsam.  Eurtzlich  kam  Sander  Drackenstett  zu 
mir,  dem  was  auch  solch  gebott  geschehen;  da  sassen  wir  beide,  bis 
der  seger  3  hatte  geschlagen  nachmittage.  Indes  welche  herm  und 
auch  der  rathsmeister  Hans  Seile  durch  der  vierherren  dömtze  in  die 
kemmerey  gingen,  do  baten  wir,  das  sie  doch  gutte  mitler  und  vorfu- 
ger  wem,  das  uns  die  dinge  so  hart  nicht  vorgehalten  wurden,  sie 
sageten  uns  alle,  es  were  in  leidt,  sie  wolden  gerne  das  beste 
thun.  Wir  schickten  auch  beide  m  Hedderich  und  Peter  Schaffkopffe 
in  die  dömtze  und  lissen  die  zu  uns  bitten  und  hatten  mancherley  rede 
und  auch  in  betteweise  mit  ihn,  sie  erboten  sich,  sie  weiten  geme 
das  beste  thun.  Sander  Drackenstede  wardt  geheischet  und  krege 
sein  ende  und  gelobete  ihnen  2  c(entum)  fl.  zu  geben.  Ich  Marcus 
wardt  auch  geheischet;  fragte  Hans  Seile,  ob  ich  mich  bedacht  bette, 
was  ich  ihnen  wolde  geben.  Do  ||  hotte  ich  in  50  marck.  Do  sprachen  BL107* 
sie  darumb  und  hischen  mich  wider.  Hub  Hans  Seile  an  und  sprach: 
„ir  Marcus  Spittendorff,  unsere  herren  haben  gesprochen  und  wollen 
2c(entum)  fl.  abelassen,  ir  solt  in  achthundert  fl.  geben."  Ich  Marcus  hübe 
aber  an  zu  bitten,  aber  es  half  nicht,  sondem  der  rathsmeister  Hans 
Seile  sprach,  ich  solte  bey  allen  gebotten  und  bey  den  gelobten  wider 

*  Muew  S.      ^  M.  S: 

11» 


164  Marcos  Spittendorlt 

in  den  gehorsam  gehen  in  mein  haus  and  solte  mich  bedencken,  was 
ich  thnn  wolte,  and  soltes  ihm  in  acht  tagen  wider  sagen  lassen,  oder 
sie  wolteu  die  wiikir  mit  mir  halten.  Ich  hub  an  Torbas  zn  bitten, 
das  sie  mirs  gnediglich  anstellen  wolden,  ich  weide  mich  ie  gehorsam- 
lich halten,  es  half  nicht,  sondern  Jacob  Weissack  and  Hederich  spra- 
chen za  mir:  „es  ist  gatt,  gehet  wider  in  den  gehorsam  and  schickt 
wider  an  den  rath;  so  mag  man  andere  wege  finden^.  So  ging  ich 
wider  in  mein  haas. 

Uffn  sonabent  obgeschrieben  (9.Dec.)  warden  die  bommeister  aach 
afs  rathans  geheischet,  and  in  wart  geantwortet  von  denen,  die  von 
innnngen  and  gemeinbeit  daroben  waren,  die  darza  geschickt  and  ge- 
koren waren,  die  regierange  des  tals,  die  den  aasgeschrieben  was  anss 
dem  vorsiegelten*  briffe,  den  nnser  herr  von  Magdeburg  dem  raths- 
meister  Hans  Seilen  antwortte  darch  herr  Lamprechten^  seinen  cantzler, 
der  was  vorsiegeli  mit  der  Stadt  Siegel,  der  den  bornmeistem  wart  etc. 

Uffn  montagk  darnach  (ll.Dec.)  sassen  die  bommeister  aber  dem  tal- 
schösse  and  mästen  das  nehmen  nff  dem  rathause  and  sassen  dar  za  dem 
ersten  mahl  and  nicht  in  der  pfenner  hoffe,  als  vor  gewönlich  was.  Ao.  75. 

Uff  den  obgeschrieben  montag  beschickte  ich  gatte  freunde  and 
sagte  denen,  wie  mirs  zastunde,  and  batt,  das  sie  mit  etzlichen  wolten 
reden,  das  mir  die  ding  so  harte  nicht  warden  vorgehalden.  So  wardt 
Bl.107^  mir  zu  wissen  ||  durch  eine  perschon,  dasichs  liesse  bleiben,  es  möchte 
sich  in  zweyen  oder  drey  tagen  anders  schicken;  den  ie  mehr  das  ich 
etzliche  liesse  bitten,  ie  erger  sie  wurden,  so  lies  ichs  anstehen. 

Uff  die  mittwoche  Luciae  (13.  Dec.)  im^  75.  jhare  des  morgens 
hatte  der  prediger  zu  den  barffussem  gebeten  vor  den  bischoff  zu  Mag- 
deburg und  gesagt,  er  were  gestorben  umb  4  uff  den  morgen.  Gott 
der  allmechtige  erbarme  sich  aber  seine  seele  und  vorgebe  ime  alle 
seine  sunde!  Wan  er  war  eine  nrsache  alle  des,  das  den  pfennem 
geschach.  Er  sagete  den  pfennem  viel  zu  und  lies  in  auch  durch  etz- 
liche die  seinen  zusagen,  das  sie  keines  selten  übergeben,  er  wolte 
ihnen  hülfe  und  beystandt  thun  and  wolte  uns  zu  gleiche  und  rechte 
vortedigen ,  aber  wie  es  geschach,  erfunden  die  pfenner  wol,  etzliche^ 
die  in  die  themnitze  gesatzt,  etzliche  uff  die  dOrme,  etzliche  in  ihre 
heuser  sitzen  musten  und  iaste  gelt  geloben  musten,  dem  rathe  za  ge- 
ben, und  das  der  pfenner  kästen  zu  S.  Moritz  mit  ihrem  gelde  uffs 
rathaus  wardt  getragen,  and  er  uns  darnach  zu  S.  Moritz  beschuldigte, 
das  dasselbige  gelt,  das  in  dem  kästen  gewest  was,  das  darauss  ge- 
nommen and  das  zu  S.  Jörgen  der  ebtissin  zu  behalten  gegeben  was, 
das  betten  vieleichte  die  pfenner  von  ihren  guttem  zu  hauffe  geschla- 
gen, und  wolte  uns,  als  wir  vemamen,  erblos  oder  guttlos  machen. 
Und  der  bischoff  hatte  dasselbige  befolen,  betten  wir  pfenner  was  von 
gelde,  das  wir  das  irgent  aus  der  Stadt  brechteu;  wan  er  merckte,  das 
volck  war  gantz  irre.  Hette  aber  das  seine  gnade  nicht  vorhangen, 
das  sie  in  der  statt  mit  den  pfennem  so  gebart  betten,  es  were  ohne 

*  Tor  „briffe'^  finden  stob  in  dar  Handachrifl  die  nntentrklienen  Worte  t^wtdel  oder^'.      ^  Ion. 


1475  Becember.  165 

zwei£fel  wol  nach  blieben;  daromb  meine  ich,  das  er  and  die  diese 
dingk  thaten,  meinten,  sie  wolten  ||  zumahl  gross  gelt  finden,  das  die  B1.108^ 
pfenner  haben  solten,  als  das  gerächte  was;  aber  gott  der  allmecbtige 
weis,  das  wir  kein  ander  gelt  hatten,  den  das  wir  samleten  von  de- 
nen, die  pfenner  wurden,  davon  wir  dan  40  fl.  behüten  nach  laut  and 
Inhalte  der  wilköhre,  and  von  den  Zinsen,  die  die  pfenner  offs  kelners 
hoffe  han.  Danunb  mercke  ein  idermann,  das  der  glaube  gar  ein  hoch 
gatt  ist.  Wol  denen,  die  waren  glanben  erkennen  unde  den  befinden. 
Der  bischoff  hertzogk  Johannes  von  Beyern  lies  einsmals  werben  und 
sagen  der  etzlichen  den  pfennem  durch  einen  seiner  gewaltigen ;  das 
seine  gnade  gerne  wolte  3  oder  4  pfenner,  das  sie  zu  im  uff  die  bürg 
zum  Gybichenstein  kommen  selten  und  bey  ime  dar  bleiben,  bis  diese 
ding  anders  wurden,  aber  sie  wolten  das  nicht  thun;  gott  der  all- 
mecbtige wolte  es  nicht.  0  allmechtiger  gott,  bette  unser  gnediger 
herr  von  Magdeburg  gesprochen  zu  den  pfennem  oder  zu  den  bom- 
meistem  im  anfange  oder  im  mittel  des  irthumbs:  „lieben  freunde,  so 
und  so  kompt  vor  uns,  wie  die  regierunge  des  tals  zugehet ;  oder  solche 
rede  kommen  vor  uns,  wie  es  nicht  gehalten  wirdt,  wie  es  wol  ge- 
burlich  were,  und  hierumb  haben  uns  die  von  Innungen  und  gemein- 
heit  vaste  angeruffen,  oder  etzliche*  von  denen,  das  wyr  die  ordenunge 
im  tale  anders  machen  sollen,  auch  seyn  wir  des  eins  mit  denselbigen 
von  Innungen  und  gemeinheit,  das  wir  die  rechnunge  andern  wollen, 
hierumb  seit  das  mit  zufriden,  wir  hofien,  das  so  zu  machen,  das  is^ 
göttlich  und  ehrlich  ist  und  niemandt  zu  nahe!  Das  that  er  nicht? 
auch  waren  die  von  Innungen  und  gemeinheit  uns  pfennem  nicht  so 
gunstlich,  das  sie  uns  vor  deme  möchten  gewamet  haben,  so  sie  wol 
wüsten,  was  sie  über  uns  rathen  wolten  ||  oder  gerathen  hatten,  auch  6L 108  ^ 
was  es,  gott  sey  gelobet,  das  niemandt  mit  den  pfeunern  wol  reden 
muste.  Fromme  leute  aus  der  gemeinheit,  die  den  pfennem  guttes 
gunten  oder  guttes  von  in  sagten,  die  wurden  von  stundt  vorgebracht 
uff  das  rathaus,  die  musten  janmier  und  leiden  haben,  man  weisete  sie 
uff  die  törme,  in  die  heuser  und  huste  sie,  und  thaten  denen  warlich 
viel  leidens.  Hette  uns  der  bischoff  die  gebrechen  so  zu  vorstehen  ge- 
geben oder  unser  freunde  uff  dem  rathause,  vorwar  wirpienner  wolten 
uns  wol  geburlich  und  recht  han  vorhalden  und  auch  lassen  guttlich 
unterweisen!  Unser  herr  von  Magdeburg  und  auch  die  von  Innungen 
und  gemeinheit  uff  dem  rathause  sassen,  wüsten  wol,  das  wir  uff  seine 
gnade,  sein  wirdiges  capittel  und  auch  auff  den  rath  von  Magdeburg 
die  gebrechen  gantz  gesatzt  und  gestalt  hatten  zu  S.  Moritz  im  remb- 
ter,  das  sie  die  scheiden  selten  freundtlich  mit  wissen  oder  im  rechten 
durch  schriftliche  schulde  und  antwort,  da  die  von  Innungen  und  ge- 
meinheit kein  wörtlin  stunden  und  das  auch  so  verwilligten.  Und 
mein  herr ,  sein  capittel  und  die  von  Magdeburg  namen  das  so  an, 
aber  damach  möchten  die  von  Innungen  und  gemeinheit  geschickt 
waren  zu  dem  handel,  beruen^  der  vorwilligunge  und  mein  herr  mit 

*  „oder  «Uliche**  doppelt.      ^  ,4gt".      «  In  der  htiXL  Handschrift  undentllch  «^benron",  In  der 
JUngeni  magd.  „die  VofwUUgong  bermen**. 


166  Marcus  Spittendorff. 

ihnen,  als  mich  bedanchte,  nnd  wolten  yorbas  mein  herr  von  Magde- 
burg, sein  capittel  und  den  rath  da  bey  dem  *  handel  nicht  mehr  haben 
und  ans  pfennem  keines  rechten  zustatten  noch  vergönnen,  sondern 
was  sie  uflf  uns  schrieben  oder  dichten,  da  muste  wir  pfenner  nicht 
viel  uffreden,  als  die  notturft  woi  geheischet. 

Wir  sagten,  wir  weren  übergeben  von  unsem  herren  und  auch 
von  unserm   widertheile.    Dieses   geschach  alles,  er  unser  herr  von 

Bl.  109*  Magdeburg  starb  etc.  || 

Lieber  gott,  welch  wunderlich  dingk  war  dis!  Unser  herr  von 
Magdeburg,  vor  der  zeit  ehe  er  zu  S.  Moritz  mit  seinem  capittel  und 
dem  rathe  von  Magdeburg  was,  als  hier  vorgeschrieben  stehet,  das  die 
gebrechen  von  beyden  theilen  in  freundtschaft  oder  im  rechte  uff  sie 
gestalt  wurden,  vor  der  zeit  und  nach  der  zeit  schickte  er  offte  nach 
etzlichen  erlichen  bürgern,  den  pfennem,  und  hatte  mancherley  rede 
dis  gebrechens  mit  denen  und  ienen  auch,  solte  er  der  pfenner  mechtigk 
sein  zu  ehre,  gleich  und  rechte,  und  das  ihme  die  pfenner  zusageten 
das  sie  sich  hinder  ihme  mit  denen  vom  rathe,  innungen  und  gemein- 
heit  nicht  vortragen  wolten,  so  wolte  er  den  pfennem  rath,  hülfe  und 
beystandt  thun  mit  lande  und  leuten,  auch  mit  liebe  und  gutte.  Die 
armen  pfenner  gleubeteu.  Wie  sie  das  befunden,  ist  gotte  bekant  und 
auch  offenbar.  Do  wir  meinten,  unser  herr  von  Magdeburg  solte  schei- 
desrichter^  sein  mit  dem  capittel  und  dem  rathe  von  Magdeburg,  so 
wir  die  pfenner  zusagen,  lies  mein  herr  das  capittel  und  die  von  Mag- 
deburg von  sich  und  wolte  sie  bey  dem  handel  nicht  haben,  und  er 
wardt  do  kleger  über  die  pfenner  und  auch  selber  richter.  0  lieber 
gott,  welch  ding  war  das !  Im  ersten  wolte  unser  herr  der  dinge  alleine 
nicht  zu  thune  haben  hinder  dem  capittel  und  denen  von  Magdeburg 
umb  vordacht  willen,  das  er  von  keinem  theile  vordacht  haben  wolde, 
das  er  einem  mehr  zulegen  wolte,  denn  dem  andem,  und  gar  kurtz- 
lich  wandelte  sich  das  umb.  Wir  pfenner  etzliche  betten  sich  ehe  gar 
was  grosses  vorsehen  oder  vermutet,  ehe  denn  das  gesehen  solte,  gleich- 
wol  kam  das  anders. 

Es  geschach  im<^  75.  jhare  in  der  fasten  oder  kurtz  nach  ostera,  do 
ich  Marcus  Spittendorff  von  dem  rathause  käme  und  der  regierunge 

BL109^  nicht  zu  thun  hatte,  als  ich  vor  ||  fasnachten  hatte,  do  kam  Heinrich 
von  Ammendorff  zu  Unser  Lieben  Frauen  uff  den  kirchoff  gegangen  zu 
dem  pferner%  der  stundt  uff  dem  kirchoffe  und  betete.  So  gehe  ich 
Marcus  Spittendorff  aus  der  kirchen  und  Heinrich  von  Animendorff 
wardt  meiner  gewar  und  gieng  schnelle  zu  mir  und  gab  mir  seine 
handt  und  sprach:  „lieber  rathsmeister,  ich  dancke  euch  also,  meinem 
besondem  gutten  freundt,  und  mein  gnediger  herr  von  Magdeburg 
weis  euch  sonderlichen  danck  und  auch  seine  rethe,  das  ir  euch  uff 
dem  rathause  so  wol  gehalten  habt  und  das  abetreten  nicht  gevolwort 
noch  übergeben  habt,  wo  irs  übergeben  bettet  und  weret  nicht  so  harte 
darkegen  gewest,   es  were  nimmermehr    gutt  in  der  Stadt  worden. 

*  den.       ^  in  der  h.  H.  ,,aoheiden8  rechten",  In'  der  JQngenk  m.  ,tScMedee  Blohter*^       ^  inn. 
«*  S.       •  „pfenner"  h   "      -««--«  POnner"  m.  H. 


1475  December.  167 

Dammb  solt  irs  warbaftig  erfinden,  das  mein  gnediger  herr  euch  das 
dancket  und  nachsagen  wird  und  auch  seine  manschaft  aasswendig, 
das  ir  keines  darinne  vorgeben  habet.  Aber  wie  mir  der  danck  be- 
schachi  wardtmir  wolza  wissen  und  offenbar,  als  davor  geschrieben  stehet 

Uffii  donnerstag  nach  Lnciae  (14.  Dec.)  umb  11  zu  mittage  wardt 
ich  Marcus  Spittendorff  offs  rathaus  geheischet,  so  wardt  mir  aber  vor- 
gehalten, als  am  nechsten  \  do  ich  anch  daroben  was,  wie  mein  leib 
und  gutt  stunde  ins  raths  handt  umb  den  willen,  das  ich  den  schOppen 
Hans  Zöhier  bette  helfen  zu  einem  bommeister  kiesen,  so  ich  wol  ge- 
wust  bette,  das  Innungen  und  gemeinheit  das  nicht  betten  wollen  ha- 
ben, und  darumb  bette  jammer  und  noth  davon  mögen  kommen,  und 
der  rede  fitste  mehr*  und  bundens  harte.  Ich  bäte  &ste,  das  sie  an- 
sehen weiten  gelegenheit  der  dinge,  bis  das  sie  faste  sprachen  3  oder  4 
mahl,  das  ich  ihn  uffs  letzte  geloben  muste  zu^  geben  IVs  c(entum)  fl.  bey 
dem  rathe,  das  that  ich,  so  kam  ich  von  ihnen.  Aber  des  gefengniss  sagten 
sie  mich  los,  ich  möchte  warten  des  meinen,  were  es,  das  die  andern 
besandt  wurden  umb  einen  nrfride  zu  thun ,  wie  mans  mit  den  bilde, 
so  wurde  mans  mit  mir  auch  halten,  wurden  sie  mich  darzu  besen- 
den etc.    Sprach  ich  ia. 

8  Uff  den  obgeschriebenen  donnerstagk  (14.  Dec.)  kam  Hans  Busse  BL  110' 
auch  vom  rathe.  Aber  Hans  Walttheim  satzten  sie  wider  in  Strobarts 
kemrichen.  Ach  lieber  gott,  welche  wunderliche  weyse  war  das  mit 
dem  setzen!  Er  kam  denselbigen  abent  wieder  raus.  Ach  lieber 
gott,  welche  wunderliche  vornehmen  geschahen  durch  unsern  herren, 
den  bischoff  von  Magdeburg! 

Uff  die  mittwoche  nach  Elisabett  (22.  Nov.)  sprach  er  offenbar 
zu  S.  Moritz  im  rempter  vor  den  berm  und  graffen  und  schwüre,  gott 
vniste,  das  er  seinen  nutz  in  diesen  dingen  nicht  suchte,  sondern  er 
thete  das  umb  des  gemeinen  nutzes  willen  und  umb  eintracht  willen, 
und  nam  doch  gleichwol  darnach  vor,  das  die  uff  dem  rathause  sassen,  alle 
pfenner  schätzten  oder  husten  etzlichen  umb  1  c(entum),  etzlichen  umb  1  ^,'2 
c(entum),  etzlichen  80  r.  fl.,so  uff  und  abe;  und  danach  läTmittwoche  S.  Nie- 
las  tagk  (6.  Dec.)  schickte  er  seine  gewaltigen,  nemlich  Heinrich  von 
Anmiendorff  und  Vincentius,  uffs  rathaus,  und  da  waren  die  achte,  die 
von  den  pfennem  gekoren  waren  ^  auch  geheischet  uffs  rathaus.  Da 
bischen  die  beyde  fun&igk  tausent  fl.  von  den  pfennem ;  was  unser 
herr  von  Magdeburg  da  suchte,  seinen  eigen  oder  einen  gemeinen  nutz 
und  friede,  das  ist  gotte  wolbekant.  Ich  verwundere  mich,  were  er 
lenger  lebendigk  blieben,  Hans  Walttheim,  Hans  Busse  und  ich,  Mar- 
cus Spittendorff,  weren  noch  kaume  so  von  dem  rathe  kommen,  es 
were  den,  das  gott  der  allmechtige  ihme  und  den  andern  anders  ein- 
gegeben bette,  das  sie  ufi  andere  wege  betten  <^  mögen  kommen. 

Uffii  freitag  nach  Luciae  (15.  Dec.)  im  75.  jare  waren  bommeister 

*  tfinehr''  er^lnxt»      ^  f Unben  xa  miute.      ^  httte« 

1  Vgl  S.  163. 

a  Vgl  oben  S.  159-162. 


168  Marcos  ^ttendor£fl 

und  Schoppen  in  Claus  Schaflfsteden  banse,  so  der  oberbornmeister  Al- 
brecht ^  mit  Clans  Jenen  was,  nnd  da  spräche  wir  nmb  des  tals  ge- 
scheite nnd  nicht  im  pfenner  hoffe.  Heinrich  Geylinck  wardt  da  pfen- 
ner  nnd  gab  nach  alder  gewonheit  nnd  nach  laut  nnd  Inhalt  der  stadt 
wölkihr  §3  r.  fl.  und  brachte  die  uff  morgen  sonabent  nffis  rathans  nach 
laut  der  wölköre.  Do  weiten  die  von  Innungen  und  gemeinheity  die  nff 
BL  110^  dem  rathanse  sassen,  die  gülden  ||  nicht  nemen  und  sageten  zu  dem 
bommeister,  er  solte  in  die  fl.  alle  80  bringen  nffs  rathaus,  wen  sie  wa- 
ren des  ein  mit  dem  bischoffe,  der  gestorben  war,  nnd  auch  mit  In- 
nungen und  gemeinheity  und  sageten  dem  bommeister,  das  er  die  Schop- 
pen verböte  und  sagte  inen  das;  dis  wardt  den  schOppen  gesaget 
durch  den  bornmeister.  Die  schöppen  befahlen  den  den  bommeistem, 
das  sie  uff  nachmittagk  vor  sie  uffs  rathaus  giengen  und  beten ,  das 
sie  uns  bey  alter  gewonheit,  auch  bey  wilkir  und  rechte  lassen  wolten, 
und  den  pfennem  ihre  40  fl.  lassen  bleiben,  als  es  bisher  Tor  langer 
zeit  gewest  und  auch  bewilkiret  were;  wolten  sie  des  nicht  thun,  so 
selten  die  bommeister  bitten,  das  sie  ihnen  vergunnen  wolten,  das  sie 
die  pfenner  alle  verboten  möchten,  so  es  sie  alle  belangete ;  wolden  sie 
des  aber  nicht  thun,  das  sie  dan  noch  einmahl  bitten  selten,  das  sie 
das  noch  eins  an  die  schöppen  bringen  möchten,  uff  das  die  schöppen 
im  tale  nicht  sprechen  dörften,  die  bommeister  betten  inen  das  vor- 
geben etc.  Die  bommeister  brachten  der  schöppen  bitte  an  uf  dem 
rathause,  als  oben  geschrieben  stehet.  Aber  die  uff  dem  rathause 
Sassen  von  Innungen  und  gemeinheit,  wolten  das  nicht  vorgunnen,  das 
man  die  pfenner  zu  hauffen  solte  haben,  sondern  Hans  SeUe  hatte  ge- 
saget zu  den  bommeistem ,  sie  selten  ihm  60  r.  fl.  antworten ,  die  an- 
dem  20  selten  die  pfenner  behalten,  wens  ihnen  anders  zu  dancke 
were,  oder  selten  in  die  fl.  alle  80  bringen,  oder  sie  wolten  anders  dar- 
zu  dencken,  das  möchten  sie  den  schöppen  sagen. 

Uffh^  montag  (18.Dec.?)  wurden  die  schöppen  geheischet,  und  die 
rede  wurde  ihnen  durch  die  bommeister  gesagt  Do  gab  man  noch 
20  fl.  den  bommeistem  und  lies  in  die  nffis  rathaus  bringen ,  dan  wir 
marckten,  sie  wolden  ihren  willen  han. 

Uffh  donnerstagk  vorThomae  (14.Dec)  ungefehrlich  lissen  die  vier 
rathmanne  vom  tale  nmb  tag  werben,  die  lange  ^  zeit  in  ihren  heusem 
sitzen  musten,  so  wart  inen  tag  gegeben  von  ihren  eydtgenossen ,  die 
von  Innungen  und  gemeinheit  sassen  uff  dem  rathause ,  wiewol  billich 


B1.111»  I 

N 


gewest  were,  das  die  viere  vom  tale  und  auch  der  kemmerer  Peter 
awman  in  ihren  gekomen  stenden  gesessen  betten,  als  die  andern, 
aber  es  muste  uff  die  zeit  nicht  sein. 

Uff  den  tagk  wardt  der  bischoff  zu  Magdeburg  begraben  etc. 

*  „Donnentagk"  in  der  HjuidtebrUt,  aber  ftnsgestrichen.      ^  Lenge. 


1  A.  SchaflEstedt 


1476  Januar. 


Uffh 


donnerstag  der  anschuldigen  kindlin  tag  (28.  Dec.  1475) 
im  76.  jhare  vor  mittage  wardt  das  gutt  uberleidt  und  gerechent  off 
dem  rathanse  vor  denen,  die  droben  sassen,  die  von  innongen  und  ge- 
meinheit  waren,  aber  die  4  vom  tale,  nemlich  Hans  Kluge,  rathsmeister, 
Cosmus  Quetz,  Heinrich  Brackstede,  Claus  von  Jhene  und  auch  Pe- 
ter Nauman,  ein  innungsman,  die  zum  rathe  gekoren  waren  bey  eyden, 
die  musten  bey  der  rechnnnge  nicht  sitzen,  sondern  die  3  bornmeister 
waren  alleine  darbey,  darumb  behilten  sie  des  brieffes  bereyte(!)  nicht,, 
des  sich  die  von  Innungen  und  gemeinheit  mit  dem  bischoffe  vertragen 
und  vorschrieben  hatten,  so  die  rechnunge  vor  dem  gantzen  rathe  be- 
schehen  solte.  So  waren  die  obgeschribne  fünf  manne  nicht  darbey^ 
sie  wurden  darzu  auch  nicht  geheischt.  Der  probst  zu  S.  Jörgen  und 
Hans  Seher,  bey  de  lehnmanne  des  bischoffs,  die  wurden  beyde  gehei- 
schet, aber  der  probst  wolde  darbey  nicht  sitzen  und  gesagt,  er  were 
nicht  mehr  ein  lehnmann,  auch  were  ihme  von  dem  bischoffe  bey  sei- 
nem leben  noch  von  dem  capittel  nichts  befohlen,  und  war  vom  rathause 
gegangen.  Aber  Hans  Seher  hatte  sich  in  der  weysc  auch  entschuldi- 
get ,  do  mochten  die  uff  dem  rathause  in  gebeten  han ,  das  er  hiebe 
vor  sich,  vor  seine  perschon,  und  überlegte  das  gutt,  das  hatte  er 
gethan« 

Uffh  sonabendt  nach  Nativitatis  Christi  (30.  Dec.  1475)  1400  im  76. 
jhare  vor  mittage  wurden  die  3  bornmeister  geheischet  ufBs  rathaus, 
und  die  uff  dem  rathause  sassen,  die  7  im  rathe  und  die  meister,  hat- 
ten den  dreyen  bommeistem  sagen  lassen  durch  Hans  Seilen,  der  ein 
rathsmeister  was,  das  die  bornmeister  den  fleischmeister Veitt  Roltzen 
solten  Urlauben  und  einen  andern  uffhemen,  wen  sie  weiten  nicht,  das 
ihn  bornmeister  und  schöppen  lenger  an  dem  ampte  behalten  solten, 
so  wardt  er  geurlaubet  von  bornmeister  und  schöppen.  ||  Sie  hatten  BLlll 
auch  gesaget  zu  den  bommeistem,  die  uff  dem  rathause  sassen,  als 
oben  geschrieben  stehet,  ihre  meinunge  were,  und  nemen  das  vor  das 
beste,  das  ein  itzlicher  pfenner  dem  pfanschmiede  geben  solte  des  jhars 
zu  vorsdilagelde  von  den  pfennem  12  grosse  g.  oder  24  schwertg- 
Eine  solche  ufiisasse  namen  sie  vor  das  beste  und  weiten  das  uff  die 
pfenner  bringen,  darinne  was  wol  zu  mercken,  das  sie  die  pfanschmide 

^  und  die  reiche  machen  wolden^  und  uff  die  pfenner  und  ihre 

koth  erbzinse  setzen  und  machen  weiten,  des  nie  mehr  gebort  was« 
Die  pfenner  baten  die  3  bommeister,  das  sie  den  rath,  die  uff  die  zeit 
uff  dem  rathause  sassen,  bitten  wolden,  das  man  sie  höher  mit  uffsatze 
nicht  beschweren  wolde,  wen  sie  vor  alder  gewest  weren.    Wen  die 

*  Bier  tohebit  In  d«r  Baadiclirtft  «twM  la  f eUen.      ^  woMe. 


170  Marcus  Spittendcnrff. 

pfenner  betten  vor  langer  zeit  dem  pfanschmiede  gegeben  za  vorscblane 
des  jhars  8  aide  g. ,  die  geben  sie  anch  noch ,  sondern  das  die  pfan- 
schmiede das  feaerwerck  genommen  han  in  den  kothen%  wen  sie  vor- 
schlagen han,  das  hat  man  in  yiel  mahl  durch  bommeister  nnd  Schop- 
pen verbotten  zu  nemen.  Aber  da^  die  pfenner  selber  nicht  in  den 
kothen  sindt  nnd  znsehen  können,  so  in  wol  noth  were,  so  haben  die- 
selbigen  pfanschmiede  das  so  in  ihren  besten  vorgenommen,  so  in  die 
wircker  nicht  ernstlich  darin  sehen,  und  nemen  so  schockholtz,  reyss 
oder  stro,  was  da  ist,  and  meinen  das  vor  eine  gerechtikeit  zu  haben; 
wer  das  fenerwerck  aber  des  wirckers,  das  er  das  bezahlen  muste  ans 
seinem  beutel,  er  wurde  das  so  leichtfertigk  nicht  geben,  dammb  hof- 
fen wir  pfenner,  das  die  etzliche  im  rathe  nns  pfennem  das  also  nff- 
setzen  und  zubringen  weiten  %  sich  des  bas  bedencken  werden  und 
nicht  mehr  neue  beschwerungk  uffsetzen  werden  etc. 

Uff  den  vorgeschrieben  sonabent  (30.  Dec.)  wart  dis  vorhandelt 
und  waren  bey  einander  in  Claus  Schaffstedt  hause,  da  Albrecht  Schaff'- 
stedt  innen  was  uff  den  nachmittagk.  Die  zettel  wirdt  auch  daselbst 
B1.112^  gelesen,  wie  mans  halten  solte  mit  |j  der  regierunge  des  tals,  die  der 
bischoff  mit  Innungen  und  gemeinheit  gemacht  hatte,  und  uns  pfenner 
etzliche  in  die  temnitze  gesatzt  und  uff  die  thorme  geweiset  hatte,  dar- 
ane  er  dann  also  hin  that,  wan  seine  wort  und  werck  waren  nicht 
gleich  befunden.  Darumb  bedarf  ein  iederman  zusehen  und  gar  eben 
mercken,  uff  wen  er  glauben  setzt,  sondern  ich  mercke,  es  sey  bischoff 
oder  wir,  glaube  niemandt,  so  betrüget  dich  niemandt  etc. 

Uff  den  neuen  iahrs  tagk  anno  76  hatte  der  doctor  zu  den  neuen 
brttdem  herr  Johannes  Trost  geprediget  und  auch  faste  gerurt  die  ge- 
brechen in  der  Stadt  und  auch  etzlicher  masse  scharf;  von  stundt  uff 
den  andern  tag  wardt  er  uff  der  borg  vorbracht.  So  wardt  er  be- 
sandt  durch  den  thumherm,  der  uff  der  bürg  was,  und  gebeten,  das 
er  uff  den  nachmittagk  zu  dem  Neuenwercke  kommen  softe.  Das  ge- 
schach,  er  gieng  hin,  da  was  der  thumherre  und  Heinrich  vonAmmen- 
dorff,  Tile  Knöbell.  Der  probst  zum  Neuenwercke,  doctor  Paul  Bosse 
und  der  prior  von  S^  Moritz  und  etzliche  des  raths,  und  die  sie  zu 
ihnen  zogen  in  diesen  leuften,  die  waren  auch  da  kegenwertigk.  So 
waren  dieselbigen  faste  unwilligk  gewest  uff  doctor  Trost,  und  auch 
Heinrich  von  Ammendorff,  und  gesaget,  er  wurde  von  etzlichen  seinen 
freunden  in  der  Stadt  angehalten,  so  zu  predigen,  und  andere  rede 
mehr.  Des  sich  doctor  Trost  den  wol  vorantwortet  hatte,  bis  das  sie 
ihm  gesaget  hatten,  das  er  seins  closters  warten  solte,  und  mochten 
faste  zornig  auf  ihn  gewesen  sein,  so  hätte  der  probst  zum  Neuen- 
wercke ,  doctor  Paul ,  und  der  prior  faste  ins  gleich  gereth  und  doctor 
Tröste  faste  beygelegt  seiner  predigte  und  seiner  antwort,  die  er  da 
gethan  hatte.  In  diesen  vorgeschrieben  leuften  war  es  wunderlich  mit 
uns  pfennem:  ein  jederman  tranck  sein  hier  mit  uns;  die  bomknechte 

•  kotth.      t>  dM.        «  wolte. 


1476  Januar.  171 

im  tal  frageten  nach  bornmeistern  J  und  schöppen  nichts;  wenniemandt  B1112^ 
einen  bomknecht  oder  einen  wircker  vor  bornmeister  nnd  scbOppen 
beschuldigte  umb  die  gerente  oder  anders  wonimb,  wen  von  born- 
meistern nnd  Schoppen  den  erkant  wardt,  so  gaben  die  knechte  zu 
antworty  sie  weiten  sich  befragen  und  belemen  bey  iren  herm  nff  dem 
rathanse ;  da  lieffen  sie  dan  hin,  bornmeister  und  schdppen  mnsten  das 
leiden,  so  trieben  die  nff  dieselbige  zeit  viel  wnnders. 

üffii  donnerstag  im  neuen  jtiar  (4.  Januar)  im  76.  jhare  waren  die 
bomknechte  von  dem  Deutzschen  Bornen  uff  dem  rathause  gewest,  und 
den  wardt  gesaget  von  dem  rathe,  die  uff  die  zeit  sassen,  das  sie  den 
oberbommeistem  selten  gehorsam  sein  in  billichen  dingen,  auch  selten 
sie  kein  feuerwerck,  weder  holtz,  reis,  Stacken  noch  stro  keinerley  ne- 
men,  sondern  bedurften  sie  des  nachts  ein  blas  oder  zwey,  das  selten 
ihnen  ihre  Junckern  geben  lassen ,  den  sie  zu  fasse  gingen.  Den  an- 
dem  bornmeistern  wardt  befohlen,  das  sie  ein  solches  über  den  andern 
bomen  auch  befehlen  selten  den  knechten. 

Umb  die  24  schwertg.  oder  12  grosse  g.,  die  der  rath  vermeinte, 
das  ein  itzlich  pfenner  des  jhars  den  pfanschmieden*  geben  solte  zu 
nsterlohne  (?),  hatten  die  bornmeister  der  pfenner  meynunge  und  bitte, 
als  oben  geschrieben  stehet,  wider  an  den  rath  gebracht.  Darauff  wardt 
den  bornmeistern  solche  antwort,  die  pfieuischmide  weren  handtwercks- 
leute,  das  sie  wissen  selten,  wurde  iemandt  nit  sieden  und  das  tal  so 
stehen  lassen  umb  den  willen,  das  erkein  pfenner  deme  p&nschmiede 
solch  lohn  nicht  geben  weite,  mit  deme  weite  der  rath  reden. 

Umb  die  zettel  der  neuen  regierunge  des  tals,  als  das  man  uff  den 
montagk  frue,  wen  man  zu  der  messe  leitete,  zu  S.  Moritze  underbus- 
sen  solte,  und  nach  aller  heiligen  tage  auch  so  und  nicht  mehr  den  40 
werck  in  der  woche  ||  sieden  und  36  gezeichente  eymer  einzugissen  zu  Bl  113* 
einem  wercke,  und  auch  kein  feuerwerck  aus  den  kothen  zu  nemen,  das 
bott  der  talvoigt,  und  der  raüi  liessen  ihren  knecht  Christoffel  mit  ihm 
gehen  und  das  gebott  von  des  raths  wegen  auch  so  thun. 

Uff  denselbigen  voi^eschriben  donnerstagk  im  neuen  jähre  (4  Jan.) 
brachten  die  bornmeister  an  die  uff  dem  rathause  sassen,  nach  dem  male 
so  die  pfenner  ein  wurden  waren,  gleich  saltz  zu  sieden  nach  laut  der 
zettel  der  neuen  regierunge  und  auch  4^3  zober  sole  zu  einem  wercke 
einzugissen ,  uff  das  der  gast  nicht  klagen  darf,  das  kleiner  saltz  den 
vormals  gesotten  wurde,  nun  so  das  feuerwerck  teuer  ist,  können  wir 
ie  nicht  zukonmien ,  das  wir  das  stucke  saltz  umb  11  schwertg.  oder 
5^2  grossen  g.  geben  soUen.  Darumb  baten  die  rathsmeister  von  der 
pfenner  w^en  die  uff  dem  rathause,  das  bornmeister  und  schöppen 
nach  laut  der  neuen  vorsiegelten  zettel  das  saltz  wider  setzen  möchten ; 
darauff  sprachen  die  uff  dem  rathause  zu  den  bornmeistern,  das  sie 
das  berugen  lassen  weiten  bis  uff  die  nechste  woche,  wolten  sie  den 
bornmeistern  eine  antwort  sagen. 

Vffn  sonnabent  der  heiligen  drey  könige  tagk  (6.  Jan.)  im  76.  jahr^ 


172  Marcos  Spittendorff. 

worden  die  leute  in  den  pfarren  und  klöstern  yonnanet  dardi  bete 
wegen  der  herren  vom  capittel  zu  Magdeburg,  die  den  geschriben  hat- 
ten, das  uff  sontagk  (7.  Jan.)  in  den  pfarren  und  uff  montag  (8.  Jan.) 
in  den  kU^stem  des  heiligen  geistes  messe  gehalten  solte  werden,  und 
das  volck  den  allmeehtigen  gott  anruffen  und  bitten  selten,  das  unser 
lieber  herr  gott  uns  einen  solchen  neuen  herren  und  bisehoff  geb^ 
wolte  und  gekoren  wurde,  durch  den  gott  der  aihnechtige  gdobet 
wurde  und  das  volck  zu  eintracht  und  friede  im  stifte  kommen  möchte, 
und  mit  ander  mehr  grosser  vormanunge  und  fleissiger  bete  willen. 

Bl.ll3^  Der  rath  sagte  den  bommeistem  uff  die  zukünftige  ||  woche,  als  ob^ 
geschriben  stehet  i,  keine  antwort  uff  das  saltz  höher  zusetzen,  und  die 
pfenner  gemeine  namen  grossen  schaden,  wen  das  feuerwerck  war 
mechtigk  teuer,  auch  waren  unser  bommeister  uff  die  zeit,  das  sie  sidi 
des  so  gentzlich  nit  anzogen,  in  den  wilden  leuflen ,  den  ein  iederman 
besorgte  sich.  So  waren  etzliche  unter  den  schöppen»  giengen  zusiun 
und  besandten  die  andern  und  auch  die  bommeister  und  beschickten 
den  grefien  nach  laut  der  zettel,  die  von  dembischoffe  und  von  denen 
uffn  rathause  gegeben  was,  und  satzten  das  stucke  saltz  wider  uff  6 
grosse  g.,  der  23^2  groschen  einen  r.  fl.  galten,  und  der  ungerische  f. 
galt  derselbigen  g.  30,  ein  schock  werck  galt  uff  die  zeit  wol  16  r.  fl., 
auch  15,  auch  14,  und  ein  stucke  saltz,*  so  das  uff  die  zeit  mehr  Ver- 
lust wan  gewin  was  an  dem  püanwercke  den  jenen,  die  koth  und  gntt 
mieten  mnsten.  Ein  schock  holtz  galt  5^2*  ?•  6  d.  und  der  d.  galten  9 
einen  g.  und  4V2  einen  schwertg.,  des  holtzes  muste  man  wpl  8  schockt 
7  schock,  auch  wol  mehr,  darnach  das  war,  zu  einem  wercke  haben. 

Uffh  donnerstagk  nach  der  h.  drey  könige  tagk  (11.  Jan.)  im  76. 
jähre  ^  vor  mittage  waren  abermals  die  von  Innungen  und  gemeinheit  uff 
dem  rathause,  und  umb  12  zu  mittage  giengen  sie  herabe,  so  begeg- 
nete mir  Marcus  der  stadtknecht  vor  Peter  Baltzers  thure  uff  dem 
marckte  und  gebott  mir,  das  ich  uff  dem  rathause  solte  sein  zu  ves- 
perzeit  umb  2  schlege  bey  3  marcken,  und  den  pfennem  gemeine 
wurden  solche  gebott  gethan.  Do  die  pfenner  gemeine  uff  das  rathaus 
kamen,  do  wurden  sie  alle  geheischet  in  die  dömtze,  da  sassen  die  7 
rathmanne,  die  meister,  darzu  etzliche  von  Innungen  und  gemeinheit 

B1.114*  aus  den  rethen,  die  sie  zu  ihnen  hatten  gezogen  ||  und  geheischet.  Do 
hub  Hans  Seile  der  rathsmeister  an  und  sprach:  „herr  bommeister  und 
lieben  herren ,  so  man  faste  vor  langer  zeit  rede  gehabt  hat  der  vril- 
köhre ,  darzu  der  rath  alle  jhar  fronen  mus ,  und  der  stuck  doch  alle 
nicht  wol  halden  können,  so  haben  wir  die  wölköre  übersehen  und 
sindt  des  ein  wurden  mit  Innungen  und  gemeinheit,  und  sie  mit  uns, 
das  wir  die  machen  sollen,  nach  deme  wir  das  verzeichnet  han,  und 
etzliche  stucke  ausszuthun  und  die  auch  zu  mindern,  die  sol  man  euch 
hier  lesen,  wen  ir  die  gehört  habet,  das  ir  uns  den  euere  antwort 

^  hier  fehlt  die  PreisangAbe.      ^  Jahre"  ergttnxt. 
1  Vgl  S.  171. 


1476  Januar.  178 

dranff  saget  Do  hnb  der  Btadtsebreiber  an  za  lesen,  nemlich  meister 
Michel  Marschalck,  alle  die  stucke,  die  sie  yorandem  nnde  vormindem 
weiten  y  und  Hans  Seile  berichte  uns  darauff ,  bis  das  die  stucke  alle 
gelesen  wurden.  Baten  wir  pfenner  durch  unsem  bommeisterAlbrecbt 
Schaffstedten ,  das  sie  uns  die  zedel  thun  wolten,  darinne  die  stucke 
der  vomeurunge  der  wOlkire  geschriben  stunden,  das  wir  die  auch  be- 
trachten machten,  den  sie  weren  mannigfaltig,  wir  könten  die  nicht 
alle  so  kurtz  begreiffen  und  zu  sinne  nehmen ,  dammb  wer  noth ,  das 
wir  die  auch  haben  möchten.  Darauff  antwort  Hans  Seile,  es  were 
uns  nicht  noth,  das  sie  uns  die  zedel  antworten,  sondern  wolden  wir, 
der  Stattschreiber  solte  die  uns  noch  eins  lesen.  So  gingen  wir  pfen- 
ner in  der  vierherren  dOmtze  und  wurden  eins  und  kohren  fuuff  manne 
unter  uns,  nemlich  Hans  Seher,  Hans  Zölner,  Niclas  Gleptzt,  Bastian 
Grunheide,  Claus  Polcken,  den  befahlen  wir  an  den  rath  zu  bringen 
tmd  guttlich  zu  bitten.  Hans  Seher  warp  das,  nach  dem  male  das  sie 
uns  pfennem  etzliche  stucke  der  wOlkOre  vorgehalten  betten,  die  zu 
vorandem,  beten  wir  sie  gar  guttUch,  das  sie  uns  pfennem  weiten  vor- 
gunnen,  das  wir  4  oder  6  unter  uns  kiesen  möchten,  die  gantze  macht 
von  uns  pfennem  ||  betten,  und  dieselbigen  gekomen*  uff  das  rathaus  B1.114^ 
vor  den  rath  oder  vor  den  heimlichen  rath  kommen  möchten  und  die 
stucke  der  yorenderange  oder  voraeuerunge  der  wilköhre  dan  handeln 
und  die  betrachten,  so  das  es  vor  sieunde  uns  alle  sein  möchte.  Aber 
die  fimfe  von  der  pfenner  wegen  mochten  das  aber  nicht  erlangen  an 
d^n  rathe  und  an  den  andern,  sondern  sie  hatten  in  gesaget,  Innungen 
und  gemeüibeit  weren  des  mit  ihnen  ein,  sie  weiten  das  so  haben,  es 
Bolte  auch  so  sein,  das  wir  das  wüsten.  Wir  pfenner  stunden  &ste 
und  sagten  ein  itzlicher  sein  guttdunckeu;  do  uns  solche  antwort  zu- 
verstehen wardt  Indes  schickten  der  rath  zwene  herren  zu  uns  und 
Hessen  uns  sagen,  das  wir  inen  eine  antwort  solten  geben,  oder  der 
rath  wolde  wegk  gehen.  So  namen  wir  vor  das  beste  und  schickten 
die  fünf  manne  aus  den  pfennem  nach  eins  vor  den  raüi  und  vor  die 
andern  und  lissw  die  bitten  noch  eins,  es  half  nicht,  und  Ussen  do 
darbey  sagen,  nach  dem  male  das  Innungen  und  gemeinheit  des  mit 
ihnen  eins  weren,  und  sie  im  rathe  mit  ihren  beisitzem  wolden  das  so 
haben,  es  solte  auch  so  sein,  so  Hessen  wirs  auch  geschehen  etc.  Do 
musten  die  funfe  von  den  pfennem  austreten,  und  der  rath  mit  den  an- 
dern sprachen  und  bischen  sie  wider  und  sprachen  da  zu  den  fünf 
pfennem,  zu  Hans  Seher  und  zu  den  andem,  sie  nemen  die  antwort 
off  vor  ja,  das  sie  heim  gingen,  sie  weiten  auch  heim  gehen,  so  be- 
schach  <üs.  Wir  giengen  alle  mit  lichten  vom  rathause,  es  war  wol 
umb  sechse. 

Ufin  sonabendt  vor  Anthonii  (13.  Jan.)  im  76.  jhare  wardt  gekom 
hertzogk  Emst^,  der  junge  furste  von  Sachsen,  zu  einem  bischoffe  zu 

1  Der  Tag  der  Wahl  war  nach  dem  Oiron.  Magd.  (Meibom.  IL  869)   „feria 
tertia  poet  Epphaniam  Domini  8.  Janoarii",  nach  6.  Torquatus  (Mencke  lU.  S.  403) 


174  Marcus  Spittendortf. 

Magdeburg,  dar  was  grosse  arbeit  mnb  gewest,  die  forsten  Ton  Sach- 
sen und  hertzogk  Wilhelm  von  Döringen  hatten  ihre  rethe  dar  legen 
B1.115*  zn  Magdeburg,  des  Stifts  ||  grafifen  waren  alle  dar,  nnd  die  mochten 
alle  mitsampt  dem  rathe  von  Magdeburg  in  das  capittel  sein  gegangen 
und  gebeten,  das  der  junge  hertzogk  von  Sachsen  mödite  gekoren 
werden,  den  des  freytages  zuvor  hatten  sich  die  thumherren  der  köre 
nicht  können  vortragen,  so  geschach  das  uff  den  sonabent  Er  war 
uff  die  zeit  gar  ein  junger  herr. 

Ufih  dinstag  vor  Anthonii  (16.  Jan.)  des  morgens  umb  6  des  segere 
zwischen  7  leutte  man  zu  Unser  Lieben  Frauen  die  grossen  glocken, 
und  die  schuller  ^  alle  sungen  uff  dem  schrancke  im  kohre  Te  Deom 
Laudamus  und  uff  der  grossen  orgeln,  darnach  hüben  sie  an  zu  singen 
eine  ehrliche  messe  gott  dem  allmechtigen  zu  lobe,  das  ein  neuer  herr 
und  bischoff  erwelet  und  gekoren  was  zum  stifte  zu  Magdeburg. 

Uff  den  obgeschriben  dinstagk  (16.  Jan.)  assen  cUe  herren  der 
knochenhauer  braten  uff  dem  rathause  nach  alter  gewonheit,  aber  kei- 
ner vom  tale,  die  uff  das  rathaus  das  jhar  gekoren,  waren  nicht  bey 
dem  essen,  wann  sie  wurden  darzu  nicht  geheischet,  auch  giengen  die- 
selbigen  vom  tale  und  auch  der  eine  kemmerer  Peter  Neuman  nicht 
zu  rathe,  worumb  ?  Die  von  Innungen  und  gemeinheit  wolden,  als  man 
vemam,  alleine  rathen,  und  zogen  etzliche  aus  den  Innungen  und  ge- 
meinheit zu  ihnen  und  rieten  mit  denselbigen,  wen  sie  wolten,  nnd 
lissen  die  vom  tale,  die  ihre  eyde  zum  rathe  gethan  hatten,  und  wol- 
den der  bey  in  uff  dem  rathause  nicht  haben,  dieselbigen  wurden  noch 
in  harten  und  schweren  gebotten  gehalden,  so  das  sie  in  ihren  hensem 
sitzen  musten  etc. 

Uff  donnerstag  Prisce  (18.  Jan.)  wurden  die  3  bommeister  uffs 
rathaus  geheischet  vor  mittage,  Albrecht  Schaffstedt,  Thomas  Dugaw, 
Heinrich  Greffe;  den  wardt  befohlen  von  den  7  rathmannen  und  von 
Bl.ll5^  den  meistern  und  ||  von  etzlichen,  die  sie  zu  ihnen  gezogen  hatten,  das 
sie  die  pfenner  alle  zusammen  vorbotten  solden  und  ihn  sagen,  das  die 
herren  vom  capittel  uff  der  bürg  weren  gewest  und  betten  sie  besandt, 
die  im  rathe,  und  in  vorgehalten  und  gefraget,  wie  es  umb  die  gerichte 
zugienge  uff  dem  berge,  und  auch  umb  das  gerichte  im  tale,  über  das 
blut  zu  richten.  Befohlen  die  uff  dem  rathanse  den  bommeistem, 
nemlich  Hans  Seile,  das  die  bommeister  die  im  tale  und  die  eltesten 


in  octavam  diem  Epiphaniae  (18.  Jan.).  Garns,  Series  Episcoiwram  S.  288  fi^ 
der  ersten  unrichtigen  Angabe;  während  schon  Dr.  I.  168  aas  richtige  Datum  hat 
Der  neue  Administrator  war  der  dritte  Sohn  des  Kurfürsten  Ernst  yonSadisen  und 
am  26.  Sept.  1466  (?)  geboren,  hatte  also  noch  nicht  das  zehnte  Lieben^ahr  vollendet. 
1  Die  Schüler  der  vereinigten  U.  L.  Frauen-  und  Gertrudenschule,  deren  Local 
an  der  jetzigen  Bärgasse  lag,  sind  gemeint.  Ausser  dieser  Schule  gab  es  damals 
noch  eine  zweite  auf  dem  Eirchhole  der  Ulrichskirche  und  wahrscheinlich  auch 
noch  eine  dritte  von  dem  Morizkloster  abhängende,  Ihr.  I,  128,  675,  702,  958 ff; 
n,  191,  192;  V.  Hagen,  Die  Stadt  Halle  I.  547ff.  Dass  die  Schule  zuU.  L.  Fr. 
keine  reine  Elementarschule  war,  geht  aus  der  BL806^  und  807*^  erzählten  Ge- 
schichte hervor. 


1476  Januar.  175 

dammb  fragen  solten,  ob  die  vom  tale  des  beweysange  oder  priyilegia 
betten,  das  sie  aber  das  blnt  richten  möchten,  das  die  bornmeister 
den  umb  yesperzeit  mitsampt  etzlichen  schöppen  ihn  antwort  wider 
sagen  solten,  denn  sie  mosten  das  den  herrenvomcapittel^  nachschrei- 
ben gen  Leiptzigk  des  tages,  das  sich  die  herren  Tom  capittel  darnach 
wisten  zu  richten.  Die  pfenner  worden  geheischt  za  Heinrich  Greffen 
hause,  der  ein  bornmeister  war  über  dem  Guttjhar,  und  diese  Torge- 
geschriebene  rede  wardt  ihnen  alle  vorgehalten  in  der  grossen  dOm- 
tzen.  Do  worden  gekoren  die  schöppen  vom  berge.  Und  HansWaltt- 
heim,  Pegaw,  Drewes  Fischer,  die  giengen  mit  den  bommeistern  ond 
Schoppen  Tom  tale  in  die  kleine  dömtze  ond  worden  ein,  diese  rede 
den  pfennem  vorzohalten  off  ire  vorbessem  ond  das  dem  rathe  wider 
vor  ein  antwort  zo  geben  in  solchen  worten:  „herr  rathsmeister  ond 
ersamen,  lieben  fronde  ond  hem,  so  ons  die  bornmeister  von  eoertwe- 
gen  zosammen  gehabt  haben,  ond  ons  eoere  meinongk  aoch  zo  vor- 
stehen gegeben  han,  da  antworten  wir  also  zo:  das  gerichte  im  tale 
ist  onsers  gnedigen  herm  von  Magdeborg  ond  seines  capittels,  das  ist 
dem  rathe  ond  der  Stadt  vorsatzt,  daraos  möget  ir  mercken,  wie  das 
omb  die  beweisonge  sein  magk  etc.''  Der  rathsmeister  mit  seinen  kom- 
pen  off  dem  rathaose  fragten  ons,  die  geschicket  waren,  wie  es  daromb 
were  ober  das  blot  zo  richten,  ob  wir  das  von  alder  gehabt  betten. 
Doraoff  antwortten  wir,  es  were  von  alder  so  gewest,  wir  hettens  ||  an-  Bi.ii6* 
ders  nie  erfEÜiiren.  Aoch  wardt  forder  gesagt:  „herr  rathsmeister  ond 
lieben  herren,  es  ist  wol  zo  mercken,  wen  der  greffe  belehnt  wirdt 
dorch  onsem  gnedigen  herm  von  Magdeborg,  so  richtet  er  nicht  in 
peinlichen,  sondern  in  börglicher  clage.  Aber  wen  er  dorch  den  borg- 
graffen,  sds  dorch  die  forsten  von  Sachsen,  eingeweist  wirdt  ond 
dorch  den  bann  bestetiget  wirdt,  so  könnet  ir  wol  mercken,  das  als- 
den  im  talgerichte  ober  das  blott  aoch  gerichtet  magk  werden^'. 

Do  sprachen  sie  aber,  die  7  im  rathe  ond  die  meister,  ond  sprachen 
zo  ans,  die  von  der  pfenner  wegen  geschickt  waren.  Hans  Seile  hob 
an:  „ihr  bornmeister  ond  lieben  freonde,  wir  wissen  wol,  das  das  ge- 
richte dem  rathe  vorsatzt  ist,  worde  wir  des^  bedeidingt,  nemlich 
der  rath,  der  obers  blottgerichte  were,  das  soltet  ir  vom  tale  vorant- 
worten/' Da  sprach  Schlegel:  „wir  wollen  each  das  gerichte  nicht 
mehr  gestehen,  obers  blott  zo  richten''.  Wir  vom  tale,  die  geschicket 
waren,  antwortten:  „lieben  herren,  ons  ist  von  der  vom  tale  wegen 
nicht  mehr  befohlen,  wolt  ihr  ons  aber  was  befehlen  an  die  vom  tale 
zo  brengen,  das  wollen  wir  gerne  thon".  Daraoff  antwortte  Hans  Seile, 
der  rathsmeister,  zo  ons  pfennern,  die  geschickt  waren:  „herr  born- 
meister, ihr  mögets  halten,  wie  irs  halten  wollet,  sindt  die  eoren  noch 
bey  einander,  oder  wolt  ir  sie  noch  zosammen  haben,  das  ist  wider 
ons  nicht,  den  wir  sollen  heute ^  oder  morgen"^  froe  dem  capittel 
schreiben  gen  Leiptzigk,  was  eoere  meynonge  sey".    Daraoff  antwort- 

•  »^^Mt^.     ^  han.  HandMhr.  „Im*';  In  d«r  jüngwrn  nuigd.  Ift  „des**  blneliieorrlgtort.      «  Iwtt». 


176  Marcus  ^ittendorff. 

ten  wir  pfenDer:  ^^i^ben  heim,  wir  können  das  heute  nicht  thnn,  son- 
dern' werdet  ir  uns  woromb  besenden  oder  beschnldigen ,  da  werden 
wir  za  antworten.  Auch  wolt  ir  erfahmnge  haben ,  wen  der  schnltes 
bestetiget  nnde  eingeweiset  wirdt  dareh  den  bor^rafifen,  als  durch  die 
Bl.  116^  forsten  von  Sachsen,  zweyfeln  wir  nicht,  der  schultes  ||  habe  einen 
brieff,  so  meinen  wir,  der  greffe  habe  auch  einen,  wen  er  gleichmes- 
sigk  so  eingeweiset  wirdt,  dammb,  lieben  hem,  könnet  ir  an  den  wol 
erholunge  haben  etc''.  So  giengen  wir  wegk,  Hans  Seber  fürte  das 
wort  von  der  pfenner  wegen.  Hans  Busse,  Annys  Treptz,  Lorentz  yon 
Reuden,  Peter  von  Michel,  Hans  Waltheim,  Marcus  Spittendorff,  die 
waren  geschicket  uffs  rathaus  yon  der  pfenner  wegen  etc.  Hans  Seile 
der  rathsmeister  sprach :  „ihr  Tom  tale  bemhmet  euch,  ihr  habet  einen 
freyen  schöppenstuel ,  darumb  solt  ir  wissen,  wirdt  der  rath  angelan- 
get, so  solt  ir  vom  tale  das  vorantworten  etc." 

Uff  denselbigen  obgeschrieben  donnerstagk  (18.  Jan.)  nach  mit- 
tage  ritten  des  raths  und  der  Stadt  diener  gen  Benstede^.  Dar  hatte 
der  bischoff  von  Merseburg  eine  neue  zolbude  oder  schlege  machen 
lassen  und  wolte  zol  an  deme  ende  nemen%  das  vormals  nicht  mehr  gewest 
was;  dieselbigen  bude  oder  schlege  hattend  ie  diener  zuhauen  undumb- 
geworfen  und  dem  zölner  gesaget,  wolde  er  zol  nemen,  das  er  zu- 
sehe, das  er  an  dem  ende  nicht  mehr  gefunden  wurde,  zol  ufEzuneh- 
men  etc. 

So  bischoff  Johan  die  pfenner  uffh  donnerstag  vor  Martini  (9.  Nov.) 
zu  S.  Moritz  im  rempter  gar  ihemmerlich  und  schwerlich  beschuldigte 
in  seinen  Schriften  durch  seinen  schreyber  Vincentius,  der  ein  dichter 
zu  allem  argen  über  die  pfenner  mit  seiner  geselschaft  was,  und  der- 
selbige  Vincentius  grossen  lost  in  seinem  geschriebenen  gedichte  zu 
lesen  hatte,  so  das  er  mit  grossem  lust  die  pfenner  gerne  zu  allen  Un- 
ehren und  schänden  gebracht  bette,  und  bischoff  Johann  mitsampt  sei- 
nen graffen  und  den  aus  Innungen  und  gemeinheit  dar  zuhörten,  das 
zwar  der  bischoff  mit  seinem  Schreiber  und  den  von  Innungen  und  ge- 
meinheit besser  gewust  selten  haben,  so  es  doch  des  Stiftes  graffen 
sehr  verdros  und  inen  wider  was;  sondern  es  erbarme  gott  den  all- 
B1.117*  mechtigen  in  seinem  reiche,  das  bischoff  Johann  den  pfennem  ||  so 
grimmich  und  bitter  was  und  wolte  seine  gesetze  und  schulde  den 
pfennem  nicht  erzeigen  noch  antworten,  uff  das  sie  ihre  ehre  volköm- 
licher  betten  mögen  auch  desto  bas  vorantworten,  wan  ie  vor  der  zeit 
bischoff  Johann  den  pfennem  gar  gros  zusagete,  er  weide  die  pfenner 
scheiden  mit  ihrem  widertheyle,  den  von  Innungen  und  gemeinheit  in 
fireundtlicher^  Wissenschaft  oder  im  rechte,  sprach  er  vor  seinem  ca- 
pittel  und  auch  vor  den  von  Magdeburg,  als  dar  vor  geschrieben  stehet. 

•  „wolte"  feUt.      ^  firenndfUch. 


^  Dorf  Bennäfbdt,  an  der  von  Halle  nach  Eisleben  führenden  Strasse  gelegen; 
es  war  firOher  mansfeldisch  und  gehörte  zum  Amte  Schraplau,  (Kramhaar)  DieGra- 
fen  von  Mansfeld  96. 


1476  Januar.  177 

Aber  hier  uff  diesen  tagk  suchte  bischoff  Johan  kegen  die  pfenner 
nicht  wissentliche  freandtsehaft  noch  rechtes  erkentnisse,  sondern  als 
man  horte  und  vemam^  stundt  er  nns  nach  ehren^  nach  leibe  und  gntte- 
Sondern  du  allmechtiger  gott,  du  begerest  nicht  zeitlich  gntt  und  anoh 
nicht  nnehre  der  menschen,  sondern  wen  er  gesandiget  hat,  das  er 
sich  bekere.  Were  nns  pfennem  nun  bischoff  Johan  so  gnedig  gewest 
und  zn  rechte  lassen  kommen,  was  wir  im  in  rechten  vorfallen  weren 
wurden  oder  den  von  Innungen  und  gemeinheit,  das  weiten  wir  mit 
willen  gethan  haben,  so  bette  niemandt  klagen  oder  sich  bekümmern 
dörfen,  das  einem  teyle  mehr  verkurtznngk,  denn  dem  andern  were 
geschehen,  sondern  es  ist  an  der  warheit,  gott  der  herre  hat  seinen 
willen  angesehen  etc.  Vincentius  rechente  den  pfennem  gar  grossen 
verdinst  und  gewin  uff  die  zeit,  den  sie  an  dem  saltzsieden  betten. 
Aber  der  yorlust,  die  die  pfenner  auch  wol  zu  zeiten  haben,  schweick 
er  alle  stille,  solde  er  der  pfenner  gewin  achten  und  rechnen. 
Das  nechste  ziehen  Tor  weynachten  im  75.  jhare,  do  wir  das 
stucke  saltz  umb  11  schwertgroschen  geben  musten,  das  bischoff 
Johan  so  haben  wolte,  in  meinem  sinne  dunckt  mich,  ||  es  war  nicht  B1.117^ 
Yor  den  gemeinen  nutz,  doch  muste  das  so  geschehen.  Auch  von 
stunde  nach  weynachten,  do  sich  anhub  das  76.  jar,  wie  sich  der  ge- 
win am  saltze  doch  schickte,  weis  ein  jederman  wol,  der  damit  um- 
giengk,  was  vor  gewine  daran  was,  wiewol  das  stucke  saltz  wider 
uff  12  Schwert-  oder  6  grosse  groschen  gesatzt  wart  etc.,  den  die  vier  neuen 
vorschleger  bilden  sich  ie  nach  den  eyden,  die  sie  zu  dem  vorschlane 
gethan  hatten,  und  vorschlugen  die  erste  woche,  do  man  wider  zugieng 
nach  weynachten  den  zober  im*  Deutzschen  Borne  uff  8V2  d.  und  die 
Woche  darnach  vorschlugen  sie  aber  die  deutzsche  sole  den  zober  vor 
7  d.  Hetten  die  borumeister  und  schöppen  im  tale  den  saltzgreffen 
nicht  zu  ihn  genommen  nach  laut  und  Inhalt  der  neuen  zedel  über  die 
regicrunge  des  tals  und  das  saltz  wider  uff  12  g.  gesatzt,  so  were  der 
zober  sole  kaume  uff  4  d.  vorschlagen  wurden,  hetten  wir  pfenner  an- 
ders einen  redtlichen  gewin  sollen  haben.  Aber  die  vorschleger  schlu- 
gen die  ander  woche  den  zober  3  heller  wider  uff;  woruach  sie  vor- 
schlugen, wisten  sie  wol,  in  meinem  sinne  konde  kein  pfenner  zukom- 
men nach  dem  kauffe  des  holtzes  uff  dem  marckte. 

Uff  die  mittwoche  vigilia  Conversionis  Pauli  (24.  Jan.)  im  76. 
jhare  wurden  etzliche  pfenner  geheischet  bey  einer  marck  uffs  rathaus 
in  die  kemmerey  und  selten  das  schatzgelt  mittebringen.  Darzu  waren 
viere  gesatzt,  dasselbige  einzufodem:  nemlich  Schlegel,  der  meister 
aus  der  Ulrichspfar,  und  Jacob  Weissack,  ein  schuster,  die  beyde 
sassen  das  jähr  im  rathe,  darzu  Jacob  Elott  und  Casparus  MuUer,  die 
hatten  das  jähr  zuvor  gesessen ;  dieselbigen  besandten  die  pfenner  und 
forderten  von  eime  itzlichen,  was  er  dem  rathe  loben  muste  zu  geben. 
Etzliche  sprachen,  sie  hettens  nicht  zu  geben,  selten  sie  vorkeufen 
ihre  erbe  oder  gutter,  das  wer  in  gantz  schwer,  so  ifll^chten  etzliche 
von  stundt  darauff  geben  1  fi.,  ||  2  oder  3,  eine  m(arck)  oder  mehr  ^  und  BL118* 

*  inn.       ^  elnom  oder  mehr. 
OeeehkhtMi.  d.  Pr.  SaelMen  TL  12 


178  Marcus  Spittendorff. 

baten  nmb  nffschnb,  so  möchten  sie  ihn  acht  tage  offiBchab  geben.  Uffii 
donnerstagk,  freytagk  wurden  ....  *  aber  geheischet  Tor  dieselbigen  yiere. 
Uffh  donnerstagk  nach  Conversionis  Pauli  (1.  Febr.)  war  ich  Mar- 
cns  anch  nff  dem  rathanse  in  der  kemmerey  vor  den  obgeschrieben  4, 
die  die  Schätzungen  infbrdem  solten.  Hub  Schlegel  an  und  sprach, 
ich  were  umb  den  willen  geheischet,  das  ich  die  börunge  geben  solde, 
die  ich  dem  rathe  gelobet  hette.  Dorauff  antwortte  ich :  „lieben  her- 
ren,  es  ist  magk  geschehen  umb  die  schatzunge''.  Darauff  ant- 
wortte Schlegell :  „es  ist  schatzunge  oder  börunge''.  Ich  Marcus  sprach 
aber:  „lieben  herren,  ich  habe  es  nicht,  der  rath  hat  mir  das  ie  zu- 
gesagt, do  ichs  habe  müssen  gleuben,  ich  solte  es  bey  dem  rathe  ge- 
ben, darumb  hoffte  ich  ie,  es  wurde  darbey  auch  bleiben".  Antwortte 
Schlegel,  der  rath  thete  uns  das  zu  gutte,  das  sie  uns  anhilten  zu  ge- 
ben ein  theil ,  uff  Abs  wirs  uff  einen  hauffen  nicht  alle  geben  dorfteni 
auch  das  maus  zu  register  brengen  möchte.  Antwortet  ich:  „lieben 
hen*en ,  solch  gelt  ist  risch  geschriben  und  zu  register  gebrach^'.  Do 
hub  Schlegell  an  und  sprach,  ich  solte  das  gelt  bringen  zwischen 
montages  bey  3  marcken  und  solde  unverbott  wider  kommen.  Ant- 
wortte ich,  Marcus:  „lieben  herren,  ich  hoffe,  der  rath  wirdts  mit  mir 
halten,  als  mit  andern  bürgern,  die  was  pflichtig  und  danror  gnung- 
sam  beerbet  seindt''.  Meinte  Weissack,  ob  ich  meinte,  das  mir  der 
rath  gebott  solde  thun  nach  der  Stadt  gewonheit.  Antwortte  ich,  Mar- 
cus, ja;  sprach  Weissack:  nein,  das  geschiet  nicht,  sondern  bringt  bis 
montagk  ein  theil,  anders  die  4  marck  wurden  euch  angeschriben. 
B1.118^  Hans  Walttheym  ||  gieng  von  stunde  nach  mir,  dem  beschahen  auch 
solche  gebott. 

Uff  den  obgeschriebenen  donnerstagk  (1.  Febr.)  wurden  die  bom- 
meister  Albrecht  Schaffstedt,  Dugaw  und  Heinrich  Greffe  uffs  rathaus 
geheischet  und  ihn  wardt  gesaget  durch  Hans  Seilen,  das  sie  zur 
Wochen  solten  kalt  liegen  im  tale. 

Uff  den  sontagk  nach  Conversionis  Pauli  (28.  Jan.)  kamen  die 
thnmherren  von  Magdeburg  wider  aus  dem  lande  zu  Meissen  und 
waren  gewest  bey  dem  fursten  von  Sachsen  und  bey  hertzogk  Emsts 
söhne,  dem  neuen  erweleten  bischoffe,  und  fuhren  nff  einem  Schlitten 
uff  den  Gybichenstein,  den  der  schnee  war  gantz  gros,  darumb  mochten 
die  thumherren  den  wagen  im  lande  zu  Meissen  haben  gelassen ,  das 
sie  nicht  darmit  konden  oder  mochten  weck  kommen.  Die  saltzgeste 
kamen  auch  faste  mit  schütten  und  holten  saltz  daruffe  etc.^  Es  war 
gar  ein  kalt  wetter. 

Uff  den  montagk  vor  mittage  (29.  Jan.)  fuhren  und  ritten  die  achte, 
nemlich  Hans  Seile,  Hans  Hedrich,  Hans  Laub,  Schlegel,  Ludicke 
Pfenschmidt,  Peter  Schaffskopf,  Lorentz  Prelwitz  zum  Gybichenstein  zu 
den  thumherren  und  Jacob  Weissack.    Uff  den  obgeschriben  montag 

•'  Hier  fehlt  das  Sul^ect  etwft  ,^e*'. 

i  Von  diesem  kalten  Winter  berichtet  unter  andern  auch  Stolle  S.  125. 


1476  Jaanar.  179 

nach  mittage  war  ich  wider  uff  dem  rathanse  vor  den  vieren,  die  die 
schatzunge  von  den  pfennem  selten  einfodem.  Hab  ich  an  nnd  sprach : 
y^eben  herren,  ihr  habt  mich  bescheiden  uff  heute  vor  each  wider  zu 
kommen  nnd  gelt  zu  bringen;  das  habe  ich  nicht,  ich  kanns  nicht 
wol  anssrichten,  ich  habe  faste  schalt  äff  den  leuten,  die  geben  mir 
nicht,  daromb  that  wol  and  trenget  mich  nicht  so  harte'^  Do  hub 
Schlegel  an:  „nan  ir  euch  so  sehre  beclaget,  so  kommet  aber  acht 
tage  and  bringet  ein  theil;  anders  wir  schreiben  euch  die  3  marck 
nnd  auch  die  eine  marck  zu''.    So  wart  den  andern  auch  gesaget  etc. 

II  Uff  den  obgeschrieben  montag  (29.  Jan.)  umb  6  uff  denabent,  und  BL119* 
die  thore  waren  alle  zugeschlossen,  kam  der  talvoit  zu  mir  und  hische 
mich  von  stundt  zu  des  bommeisters  Albrecht  Schaffstedten  haus.  Da 
waren  die  andern  schöppen  alle.  Hub  der  bommeister  an,  Thomas 
Dugaw,  und  sprach,  der  rath  hette  in  besandt  und  im  befohlen,  er 
solde  die  schöppen  besenden  und  denne  20  pfenner  mit  ihrem  har- 
nische  rustigk,  das  die  uff  den  morgen  frue  zu  sechsen  uff  dem  rat. 
hause  sein  selten,  dieselbigen  den  mit  andern  uff  wagen  sitzen  und 
nicht  ferne  selten,  sondern  uff  den  mittagk  wider  kommen.  Dis  ge. 
Schach,  die  von  inuungen  und  gemeinheit  waren  auch  mit,  sie  hatten 
mit  ihnen  wol  15  oder  16  wagen,  auch  etzliche  reiter,  die  von  6y- 
bichenstein  waren  auch  mit  Die  herm  vom  capittel  möchten  das  so 
bestalt  haben  etc. 

Uffii  dinstag  frue  (30.  Jan.)  zogen  sie  gen  Benstede,  da  hatte  der 
bischoff  von  Mersebuig^  wider  lassen  machen  zingeln  und  schlege,  als 
er  den  vormals  gethan  hatte.  Die  wurden  wieder  zerhauen  und  ver- 
brant,  und  der  zölner  wardt  gegriffen  und  ken  Gybichenstein  geiuret 
und  sonst  noch  einer,  ein  Schneider  oder  was  er  war,  der  wardt  hie 
uffis  rathaus  in  die  themnitze  gesatzt. 

Allmechtiger  gott,  dis  war  ein  jemmerlich  dingk,  das  die  pfenner 
g^neiniglich  so  beischatzt  werden  selten  und  nicht  zu  erkentnisse  oder 
zu  rechte  kommen  mochten,  gerade  als  ob  wir  alle  gros  argk  gethan 
betten;  und  die  thumherm  und  auch  die  von  Magdeburg  uns  pfennem 
darinne  wenig  zu  tröste  kamen,  das  die  thumhem  sehr  woll  betten 
thun  können.  Wir  pfenner  trösten  uns  immer  da  seihest;  so  sagete 
etzlicher,  er  hette  warhaftig  vorstanden,  die  von  Magdeburg  und  auch 
des  Stiftes  graffen  betten  ||  sehre  vor  uns  pfennem  gebeten  der  fursten  BI.119^ 
rethe  von  Sachsen  und  auch  von  Döringen,  do  die  köhre  zu  Magde- 
burg geschach.  Der  fursten  rethe  hatten  den  graffen  und  auch  den 
von  Magdeburg  zugesagt,  aber  gleichwol  wardt  dar  nicht  mehr  auss, 
sondern  die  uff  dem  rathause  und  ihre  gehulfen  dreugten  uns  immer 
mehr  gantz  harte,  und  etzliche  mechtige  unter  den  selten  han  ge- 
sprechen,  ehe  die  schatzunge  solte  nachbleiben,  ehe  solte  die  Stadt  um- 
gekart  werden.    Das  waren  wunderliche  rede,  ob  sie  so  grossen  trost 


1  Bischof  Tilo  v.  Trotha,  erwählt  am  21.  Juli  1466,  t  5.  März  1514,  Bruder 
der  mehrfach  erwIÜmten  Friedrich  und  Claus  v.  Trotha.    V^.  oben  S.  176. 

12* 


180  Marcos  Spittendorfll 

oder  beistandt  von  jemande  hatten,  das  wnsten  wir  niclit,  oder  wor- 
nmb  sie  solche  rede  thaten.  Otto  von  Dieschkaw,  der  marschalck,  hatte 
sich  erwegen  offn  dinstagk  (30.  Jan.),  do  die  hoffelente  und  trabanten  zu 
Benstede  gezogen  waren,  als  oben  geschrieben  stehet,  und  war  off  die 
borg  gegangen  zu  den  thamherren,  die  bey  den  forsten  von  Sachsen 
gewest  waren,  nemlich  bey  herr  Baltzem  von  Slywen,  und  einer  von 
Plote,  und  hatte  die  berichtet,  wie  wir  geschätzt  wurden,  und  sie  ge- 
beten, nach  deme  sie  unsere  herren  sindt,  und  uns  allewege  uff  sie  er. 
hotten  han,  das  sie  uns  doch  so  viel  behulfen  sein  weiten,  das  diese 
dingk  in  rüge  gesatzt  wurden,  bis  unser  gnediger  herr,  der  neue 
bischoff,  bestetiget  wurde.  Dorauff  hatten  ime  die  thumherren  geant- 
wortet, wen  sie  zu  Magdeburg  kernen,  so  wolten  sie  das  an  das  ca- 
pittel  bringen  und  wolten  auch  gerne  ihren  vleis  darbey  thun  etc. 
Oeschiet,  das  wir  pfenner  wurden  des  gewar. 

USh  dinstagk  nach  Gonversionis  Pauli  @0.  Jan.)  wardt  magister 
Busse  Blume  gebotten  von  denen  uff  dem  rathause  sassen,  das  er 
muste  von  stundt  auff  den  torm  gehen  und  niemande  zusprechen  bey 
50  marck. 

(Jfih  freytagk  nach  (!)  Purificationis  Mariae  (9.  Febr.)  im  76.  jhar 
berichtete  der  bommeister  von  der  Metritz,  Thomas  Dugaw,  die  schöp- 
B1.120^  pen  zu  Claus  Schaffstedten  haus,  das  die  jahrknechte  n  alle  über  der 
Metritz  Urlaub  hatten  genommen  und  hatten  sich  beklaget,  sie  kunten 
mit  dem  lohne  nicht  zukommen  umb  den  willen,  so  man  nicht  irönte, 
so  giengen  ihnen  die  zober  sole  abe,  die  ihnen  von  der  frönunge  ge- 
burten  und  kemen  in  das  herrengutt.  So  wardt  vor  das  beste  ge- 
nommen, das  sich  der  underbommeister  umb  andere  fromme  knechte 
bewerbe,  die  dem  gutte  nutze  und  bequeme  sindt. 

Uffn  sonabent  nach  Purificationis  Mariae  (3.  Febr.)  waren  die 
wircker  gemeinglich  und  auch  die  bomknechte  u&  rathaus  unbesandt 
gegangen  vor  den  rath;  hatten  die  wircker  angebracht  und  gebeten, 
das  der  rath  ihren  lohn  högem  und  uff  6  grosse  groschen  setzen  wol- 
ten, den  sie  kunten  bey  dem  lohne,  nemlich  bey  6  schwertgrosoh^i, 
nicht  zukommen;  die  bomknechte  hatten  sich  auch  beklaget,  sie  könten 
nicht  zukommen,  so  die  sole  wenig  gulte.  Hieraoff  mochte  der  rath 
gesprochen  und  inen  zu  antwort  gegeben  han,  sie  kunten  itznndt  nicht 
eine  grundtliche  antwort  geben,  sondern  sie  wolten  sich  bass  besprechen 
und  uff  eine  ander  zeit  wol  wider  ihre  meinung  zu  vorstehen  geben 
etc.  Hieraoff  ist  zu  mercken,  das  etzliche  aus  den  rethen  die  wircker 
darzu  haben  gehalten,  uff  das  den  pfennem  irgent  mehr  uffsatz  ge- 
macht und  auff  sie  gebracht  wurde. 

Uff  den  montagk  Agathe  (5.  Febr.)  was  ein  gros  lanttagk  zu 
Bemburgk^;   darzu  waren  geheischet  durch  die  fursten  von  Sachsen 


1  Matthaeos    y.  Plotho,  dessen  Hof   onmittelbar  um  sodenborger  Thore 
zu  Magdeburg  lag.    Dr.  I.  165. 

^  Dass  in  B  ern  barg  ein  für  das  Erzstift  Magdeborg  so  wichtiger  Tag  al^^ehalten 


1476  Februar.  181 

das  capittd  zn  Magdeburg,  alle  herren  und  grafifen  and  gatte  manne 
des  stüts,  darza  die  stedte  Magdeburg  und  Halle,  nnd  denen  allen 
mochte  geschrieben  sein,  das  sie  ihre  Siegel  mitbrengen  solten.  Uff 
denselbigen  montag  zogen  die  von  Halle  hin,  daselbst  mochten  die 
herren  und  manne  ||  nnd  auch  die  stedte  versiegelt  han,  das  der  junge  BLiao^ 
herre  von  Sachsen  eintrechtig  mit  willen  und  folwort  gekom  were  zu 
einem  bischoffe  zu  Magdeburg.  Doctor  Weissenbach  ^  war  da  von  der 
ftirsten  wegen.  Auch  war  daselbst  beschlossen,  das  graff  Waldemar 
von  Anhalt  mit  doctor  Weissenbach  ufizihen  solte  gen  Rom  nach  der 
confirmation.  Hans  Seile,  Hans  Hedderich,  Hans  Laub,  Schlegel,  Jacob 
Weissack,  der  schuster,  diese  funfe  waren  da  uff  dem  tage,  aber  kein 
pfenner  was  mit  den*;  die  fromme  leute  obgeschrieben  wolden  der 
pfenner  keine  gnade  haben.  Wir  pfenner  warn  gehalten  von  densel- 
bigen regieren!  obgeschrieben,  als  wir  uns  vorbusset  betten;  ob  das 
gott  umb  der  sunde  willen  über  uns  vorhiengk,  oder  womit  wir  das 
vordient  hatten,  ist  dem  allmechtigen  gotte  bekant.  Wir  pfenner 
mochten  zu  keinem  rechten  erkentnisse  kommen,  sondern  immer  bas 
und  bas  mit  harten,  schweren,  ungewonlichen  gebotten  gedrenget,  das 
gelt  zu  geben ^  darzu  wir  den  hertlich  genOtiget  wurden,  unde 
uns  doch  das  mit  keinem  gleichen  oder  rechte  beschach.  Die  capittel- 
hem  zu  Magdeburg  solten  sich  ie  wol  anders  in  den  dingen  gehalten 
haben  kegen  die  pfenner,  so  die  pfenner  im  anefange  des  irthumbs 
ehre,  gleich  und  recht  uff  das  capittel  und  uff  bischoff  Johan  und  auch 
uff  die  von  Magdeburg  hotten ;  es  wardt  auch  so  verlassen  zu  Sanct 
Moritz  vor  diesen  dreyen  obgeschrieben,  die  dinge  in  freundtschaft  mit 

*  dem* 


wurde,  ist  sehr  aufBÜlig  und  findet  wol  seine  Erklärung  nur  darin,  dass  im  Jahr 
1466  der  Fürst  Bernhard  YL  das  Oberdominium  directum  über  seine  Besitzungen  an 
das  Erzstift  abgetreten  hatte.    Dr.  I.  155—163. 

1  Johann  V.  Weissenbach  (Wissenpach),  Dr.  j.u.,  seit  1441  Domherr  zuMeis- 
sen,  1464 — 1470  Propst  zu  Zeitz.  Als  solcher  wurde  er  schon  im  Jahr  1466  ein- 
mal nach  Rom  gesendet  und  zwar  von  dem  zum  Bischof  von  Naumburg  erwählten 
Heinrich  v.  Stamer,  dessen  Bestätigung  er  durchsetzen  sollte.  1472  erscheint  er  als 
Dechant  zu  Meissen  und  wurde  am  26.  April  1476  einstimmig  zum  Bischof  von 
Meissen  als  Joluum  Y.  gewählt  und  am  19.  Juli  desselben  Jahres  von  Siztus  IV. 
bestätigt  Er  starb  am  1.  Nov.  1487.  Von  dem  Bischof  Dietrich  von  Meissen  war 
er  im  Jan.  1468  zu  den  päpstlichen  Gesandten  auf  den  Beichstag  von  Begensburg 
gejBandt  worden.  Kurfürst  Ernst  empfethl  ihn  dem  Gardinalscollegium  mit  den 
Wonrten  „quia  .  .  .  morumque  et  virtutum  praestantia  adeo  daret,  unum  ceteris 
idoneorem  reperimus  ad  causas  nostras  gravissimas  circumcirca  deferendas,  in  quibus 
Omnibus  in  honorem  suum  non  modicum  integriter  usquam  versabatur".  Auch  in 
diesen  hallischen  Streitigkeiten  hat  der  Bischof,  wie  sich  aus  der  Erzählung  Sp.*s 
ergibt,  als  Berather  und  diplomatischer  Agent  der  sächsischen  Fürsten  eine  Haupt- 
roUe,  wenn  nicht  geradezu  die  erste  gespielt.  Bisher  war  über  seine  diplomatisdie 
und  politische  Thätigkeit  nur  bekannt,  was  Dreyhaupt  und  das  quedlinDurger  ür- 
kondenbuch  mittheilen.  Erzbischof  Ernst  erwies  sich  Johann  v.  auch  dadurch 
dankbar,  dass  er  ihm  die  Hälfte  des  Eauforeises  fOr  5  Pfeumen  Deutsch  (500  rh. 
G.)  erliess.  Handelbuch  Dietrichs  von  Buztorff  Bl.  46*  in  der  Stiftsbibliothek 
zu  Zeitz.  Dr.  I.  178.  Dr.I  (Hondorff)  S.162ff.  God.Sax.reg.n.  Hauptth.  Bd.  8. 
a  XXL  Xm.  a  2S6    87,  240-41,  259.    Janicke,  QuedL  Urkb.  589. 


182  Marcus  Spittendorff. 

wissen  oder  im  rechten  beyznlegen,  das  sich  beyde  theil  so  verwillig- 
ten  und  darnach  uff  eine  ander  zeit  die  von  innangen  nnd  gemeinheit 
des  den  pfennem  entfielen  and  nff  rechtes  erkentnos  nicht  gehen  wol- 
ten.  Und  bischoff  Johan  do  den  handel  vorschnb  und  vorzng^  das  die 
BL121*  capittelherm  nnd  aach  die  von  Magdeburg  weck  kamen;  ||  do  nam  er 
das  alleine  vor  mit  Heinrich  von  Ammendorff  und  Vincentius  und  dem 
alten  cantzler,  und  durch  dies*  vomemen  mochten  wir  pfenner  zu  kei- 
nem  rechtlichen  erkentnisse  nicht  kommen;  darumb  were  wol  billich 
und  auch  ehrlich  gewest,  do  bischoff  Johan  starb,  das  sich  das  capittel 
mit  denen  von  Magdeburg  der  Sachen  do  underzogen  betten  und 
betten  die  pfenner  so  rechtlos  nicht  lassen  vorwaldigen. 

Uffn  freytagk  AppoUonie  (9.  Febr.)  muste  ich  wider  vor  den  4 
mannen  sein  in  der  kemmerey,  die  die  schatzunge  einfodem  solten,  do 
brachte  ich  ihn  kein  gelt;  da  geboten  sie  mir  und  auch  andern  bey 
dreyens  fünf  marcken,  über  acht  tage  unvorbott  wider  vor  sie  zu  kom- 
men und  gelt  zu  bringen. 

Uffh  sonabent  Scholastice  (10.  Febr.)  im  76.  jhar  vor  mittage 
waren  die  drey  bornmeister  besandt,  uffs  rathaus  zu  kommen,  nemlich 
Albrecht  SchaÖstedt,  Thomas  Dugaw,  Heinrich  Greffe.  Do  hatten  inen 
befolen  die  rathmanne  und  meister  von  innungen  und  gemeinheit,  die 
uff  das  mahl  alleine  sassen  und  keiner  vom  tale,  sie  selten  die  schöp- 
pen  besenden  und  bestellen,  das  uff  den  sontagk  zu  abendt,  wen  die 
beteglocke  zu  S.  Moritz  geschlagen  ist,  die  wircker  in  der  halle  under- 
bussen  selten  umb  den  willen,  so  es  noth  und  vom  saltze  (!)  ist,  und 
darnach  zum  bomen  gehen  nach  alder  gewonheit,  und  wen  das  noth 
ist,  das  man  denne  so  solte  underbussen  und  niemandt  darumb  fragen, 
wen  des  aber  nicht  noth  were,  so  solte  man  underbussen  nach  laut 
der  zedel  nach  den  heiligen  tagen  uff  den  morgen,  wen  man  zu  der 
fruemesse  zu  Sanct  Moritz  leutte.  Dis  berichteten  die  bornmeister  die 
Schoppen  uff  nachmittage  in  Schaffstedten  hause  in  der  kleinen  döm- 
tzen ;  do  wart  das  auch  so  bestalt  und  wardt  befohlen  dem  bomschrei- 
Bl.  121^  ber,  II  das  er  das  verzeichnen  solte,  ob  iemandt  uns  beschuldigen  oder 
zusagen  wolde,  wir  betten  die  zettel  nicht  gehalten^  so  möchten  wir 
durch  die  vorzeichnunge  dan  bedencken  und  auch  vorwaren  sagen, 
die  uff  dem  rathause  betten  uns  das  so  befohlen  und  auch  geheissen. 

Wisse,  es  geschach  wol  drey  oder  vier  wochen  zuvor,  ehe  der 
tagk  zu  Berenburgk  uffn  montag  Agathe  (5.  Febr.)  solte  gehalten 
werden,  und  noch  nicht  kindtlich  was  der  tagk,  das  einer  von  den 
pfennem,  der  mercklichen  was,  fugete  sich^  bey  den  rathsmeister  Hans 
Seilen  und  faste  mancherley  rede  und  handel  mit  im  der  gebrechen 
hatte,  die  in  der  Stadt  irre  giengen  zwischen  denen  von  innungen  und 
gemeinheit  und  den  pfennem  gemeine. 

Hatte  der  pfenner  an  Hans  Seilen  in  solcher  form  vorgegeben: 
„lieber  herr  rathsmeister,  so  ir  wol  wisset,  das  grosse  irrunge  und 
zwitracht  sich  in  der  Stadt  erhoben  hat  und  noch  vor  äugen  ist,  so 

*  die.      ^  fugete  bey  dem. 


1476  Februar.  183 

were  nos  allen  nutze  nnd  gntt,  das  ir  darvor  rathen  weitet ,  das  wir 
nns  noeh  underlangk  vortragen  nnd  kören  von  Innungen  und  gemein- 
heit  etzliehe,  die  vollen  gewalt  und  macht  betten,  und  desgleichen  die 
pfenner  auch,  und  durch  die  die  gebrechen  vorbandelt  wurden,  worane 
einer*  dem  andern  zu  nahe  were,  das  ein  solches  abgethan  wmde,  uff 
das  wir  alle  durch  den  neuen  gekomen  herren  in  zwitracht  oder  in 
Uneinigkeit  nicht  befunden  wurden,  das  were  wol  vor  die  gantze  Stadt 
nnd  vor  uns  alle'S  und  andere  rede  mehr.  Hans  Seile  hatte  gesagt,  er 
wolte  mit  seinen  kumpen  reden  und  inen  wider  sagen  in  3  tagen.  Die 
tage  vorgingen.  Hans  Seile  sagte  denen  nicht  wider.  Der  pfenner 
fugte  sich  wider  bey  ihn,  hatte  Hans  Seile  gesagt,  er  were  nicht  le- 
digk  gewest,  sondern  er  wolte  es  noch  anbringen.  Der  pfenner  fierndt 
sich  noch  eins  bey  Hans  Seilen,  do  hatte  Hans  Seile  ime  antwort  ge- 
geben, das  der  pfenner  marckte  ||  und  verstundt,  das  der  rathsmeister  B1.122* 
Hans  Seile  mit  seinen  kumpen  des  nicht  geneiget  waren  guttlichs 
bandeis.  Uns  pfennem  wardt  viel  gesaget,  do  der  neue  herr  von 
Sachsen  zu  einem  bischoffe  zu  Magdeburg  gekoren  wardt,  da  selten 
die  graffen,  die  von  Magdeburg  angebracht  haben  an  das  capittel  und 
auch  an  der  fursten  rethe>  das  die  zwitracht,  die  zwischen  den  pfen- 
nem, Innungen  und  gemeinheit  entstanden  were,  allenthalben  rügen 
und  anstehen  solte  bis  uff  zukunft  unsers  gnedigen  herm;  so  wardt 
uns  pfennem  gesagt,  aber  dar  was  nicht  ane. 

Zu  Bemburgk  als  der  tagk  gehalten  wardt  uffo  montagk  Agathe 
(5.  Febr.)>  da  solte  doctor  Weissenbach  auch  rede  gehabt  haben  von 
unsertwegen  der  pfenner;  er  war  auch  zu  Magdeburg  gefahren  zu 
den  thnmherren  und  hatte  mit  denen  gereth,  das  sie  daran  sein  selten, 
das  die  Sachen  guttlich  anstunden.  Die  thumherren  hatten  inen  auch 
zugesaget,  sie  weiten  zum  Gybichenstein  kommen  und  da  besehen  und 
verfugen«  das  die  dinge  anstehen  möchten,  so  wart  uns  pfennern 
gesagt,  und  solcher  trost  wardt  uns  gegeben,  aber  wir  hoffeten  und 
harreten  als  arme  gefangene  und  geschlagene^  leute,  ob  uns  iemandt 
zu  hülfe  kommen  wolte,  das  wir  zum  rechten  möchten  greiffen:  weren 
wir  pfenner  recht,  das  wir  des  genössen,  weren  wir  auch  unrecht,  das 
wir  theten  so  viel,  als  uns  im  rechte  zuerkant  wurde.  Aber  leider, 
wir  vemamen  keinen  trost,  es  mochte  uns  auch  leider  zu  keinem  rechte 
nicht  kommen,  sondem  unser  widertheil,  die  von  Innungen  und  ge- 
meinheit, was  die  vomamen,  das  solte  und  muste  so  sein,  darüber 
musten  wir  armen  pfenner  rechtlos  bleiben;  es  darf  aber  niemandt 
sagen,  man  wil  des  nicht  hören  etc. 

Uffh  freytag  Juliana  (16.  Febr.)  war  ich  Marcus  aber  vor  den  ||  B1.122** 
vieren,  die  die  schatzunge  einfoderten  von  den  pfennem  in  der  kem- 
merer  dömtze,  aber  ich  brachte  inen  noch  kein  gelt,  do  geboten  sie 
mir  als  vor  bey  dreiens  fünf  marcken,  das  ich  über  acht  tage  unver- 
bott  wider  vor  sie  kommen  solte  und  gelt  mittebringen,  anders  sie 
wurden  mit  mir   vomemen,    das   ich    nicht    gerne   sehen   wurde: 

»  9tne.      ^  gesehlMhte. 


184  Marcus  Spittendorff. 

,,daj*amb  so  sagen  wir  euch,  und  bringet  ie  ein  theil  and  beweiset 
euch,  so  mag  man  aber  miüeydonge  mit  euch  haben  etc/' ;  mit  andern 
möchtes  auch  so  beschehen,  auch  brachten  etzliche  2  fl.  3  fl.,  so  etzliche 
auch  mehr. 

Uffn  sonabendt  nach  Jnliana  (17.  Febr.)  im  76.  jhare  käme  61o- 
rius  Koller,  der  bomknecht  und  yorschleger  des  gutts  im  tale,  zu  dem 
talvoigte  gegangen  nnd  sprach  derselbe  Koller:  ,,voigt,  der  rathsmeister 
Hans  Seile  hat  mir  befohlen ,  das  ich  euch  sagen  sol,  das  ir  zu  den* 
obersten  gehen  solt  und  denen  sagt;  das  sie  bestellen,  das  man  ufi 
morgen,  sontagk,  zu  abent,  wen  man  die  betteglocke  schlecht  zu  S.Mo- 
ritz, underbussen  sol  im  tale  und  auch  zum  bornen  gehen  nach  alter 
gewonheit".  Der  voigt  antwortte:  „lieber  Köler,  wie  kompt  dis 
das  du  mir  davon  sagest,  es  steht  mir  nicht  auffisunemen?^^ 
Koller  antwortet:  „es  ist  mir  so  befohlen".  Der  voigt  gieng  uflb 
rathaus  zu  Hans  Seilen,  dem  rathsmeister,  und  sagte  im,  das 
KöUer  bey  im  gewest  were  und  solche  rede  zu  ihme  gethan  hette. 
Hans  Seile  hatte  gesprochen:  „herr  voigt,  ja,  ich  habe  es  KöUer  so 
befohlen,  das  er  euch  das  sagen  soll,  darumb  saget  das  euren  obersten 
und  bestellet,  das  es  so  geschehe".  Der  voigt  hatte  geantwortet:  „herr 
rathsmeister,  die  bommeister  und  schöppen  sindt  dis  am  fireytage  eins 
worden ,  das  man  uffii  montag  frue ,  wen  man  zur  fruemesse  leitet^ 
underbussen  sol  nach  laut  der  vorsiegelten  zettel,  die  ihnen  von  euch 
B]  123»  geantwortet  ist".  Hans  Seile  ||  hatte  ihn  wider  gesagt,  er  solte  dis  so 
bestellen,  der  rath  wolte  es  so  haben.  Auch  sprach  Hans  Seile:  „voigt, 
wolt  ir  in  die  dömtze,  so  solt  ir  hören,  das  es  der  rath  so  befohlen 
hat  und  haben  wilP^  Der  voigt  antwortte :  „herr  rathsmeister,  vor  den 
rath  zu  gehen,  ist  mir  nicht  wol  zu  thun,  sondern  wolt  ir  mir  des  ge- 
tehen,  so  wil  ichs  gerne  an  meine  obersten  bringen".  Do  sprach 
Hans  Seile:  „herr  voigt,  ich  wils  euch  gestehen".  Der  voigt  berichte 
den  bommeister  Albrecht  Schaftstetten,  der  besandte  die  andern,  bom- 
meister und  Schoppen. 

U£Eh  sontagk  (18.  Febr.)  nachmittage  umb  12  kamen  zudesbommeisters 
haus  Schaffsteden  Heinrich  Greffe,  Thomas  Dugaw  kam  nicht,  Hans 
Busse^  Annys  Trepts,  Kleptz,  Hans  Waltheim,  Marcus  Spittendorfi.  Do 
hatten  wir  mancherley  rede  und  handel  unterlangk,  do  giengen  wir 
zu  Albrecht  Schaffstedten  in  die  grosse  dörntze,  da  lag  er  uff  der  banck 
und  kunte  nicht  gehen,  und  wurden  des  zufriden  und  sagten  dem 
voigt  also:  „voigt,  bommeister  und  schöppen  sindt  ein  wurden  am 
nechsten  freytage,  nach  laut  der  neuen  vorsiegelten  zettel  underbussen, 
ist  dir  nun  anders  befohlen,  das  lassen  wir  geschehen  etc."  So  be- 
stalte das  der  voigt;  uff  den  sontag  zu  abent  wardt  undergebnsset 

üffh  soDabent  nach  Juliana  (17.  Febr.)  kam  graff  Waldemar  von 
Anhaltt  und  graff"  Brun  von  Querffurtt  gen  Halle.  Uffn  sontagk  (18.  Febr.) 
unter  der  prediget  giengk  der  rathsmeister  Hans  Seile,  Hans  Heddersche, 
Schlegel ,  Peter  Sdiaff kopff ,  der  stadtschreiber  Michel  Marschalck  zu 

^  dem, 


U76  Februar.  185 

Grottschalcks  hause  zu  graff  Waldemar ,  und  der  von  Querffnrtt  war 
dar  bey  graff  Waldemar.  Da  mochte  graff  Waldemar  etzliche  rede 
gehabt  haben  der  gebrechen,  die  zwischen  denen  von  Innungen  und 
gemeinheit  und  den  pfennem  waren,  und  gerne  gesehen,  ||  das  die  uff  BL123*' 
ein  stehen  kommen  weren,  oder  wie  die  rede  gewest  waren.  Graff 
Waldemar  hatte  auch  vor  seinen  wirdt  gebeten,  das  der  die  schatzunge 
nicht  geben  dörfte.  Aber  die  hatten  geantwortet,  sie  betten  des  nicht 
zu  thune  hinder  den  ihren  etc. 

Ufih  montag  (19.  Febr.)  riette  graff  Waldemar  gen  Leiptzigk  und 
wolte  gen  Rom  nach  der  confirmation.  Der  von  Querffurtt  ritte  auch 
weck.  Herr  Mauricius  Schenaw,  thumherre  zu  Magdeburg,  und  Hein, 
rieh  Yon  Anmiendorfi  ritten  uff  das  rathaus  desselbigen  tages. 

Ufih  dinstagk  vor  mittage  (20.  Febr.)  waren  die  funfsigk  manne, 
oder  wie  viel  der  was ,  die  die  von  innungen  und  gemeinheit  under 
ihn  gekoren  hatten ,  warn  uff  dem  rathause ,  vieleichte  zu  vorhören, 
was*  herr  Moritz  Schönaw  und  Heinrich  von  Ammendorff  angebracht 
oder  geworben  hatten  uffn  montagk  obgeschrieben :  „lieber  gott,  welche 
wunderliche  vomemen  musten  in  diesen  dingen  sein!  Do  der  tagk  zu 
Berenburgk  gehalten  was,  als  vor  geschrieben  stehet,  wardt  allezeit 
gesaget,  die  capittelherren  zu  Magdeburg  selten  konmien  gen  Gybichen. 
steyn,  nach  deme  das  sie  doctori  Weissenbach  das  zugesagt  hatten, 
do  derselbige  doctor  von  Berenburg  zu  ihnen  gen  Magdeburg  ge- 
üahren  was  und  hatte  die  capittelherren  sonderlich  darumb  ersucht} 
das  sie  die  gebrechen,  die  in  der  Stadt  zu  Halle  weren,  das  dieselbigen 
in  eine  rüge  gestalt  wurden  etc.'^^ 

Als  mir  geboten  war  uff  den  vorgeschribenen  freytagk  (16.  Febr.) 
bey  dreyens  fimf  marcken  über  8  tage  wider  vor  die  viere  zu  kommen 
und  gelt  zu  brengen,  so  vorhilt  ich  und  kam  nicht  uff  den  tagk.  Son. 
dem  uff  den  nechsten  montag  in  fasnachten  (26.  Febr.)  wardt  ich 
vrider  geheischet  vom  stadtknechte  von  befehluuge  wegen  der  viere 
bey  fünf  marcken.  Ich  ging  vor  sie  und  sprach  zu  ihnen:  „lieben 
herren,  ich  solte  euch  gelt  bringen,  so  habe  ich  des  nicht  wol  itzun- 
dert,  sondern  ich  hoffe,  mir  solte  in  2  oder  3  tagen  gelt  werden,  ||  so  bi.124* 
wU  ichs  euch  brengen'^  Schlegel  antworte  mir  und  sprach,  ich  bette 
so  viel  geldes  lange  wol  können  bringen,  es  weren  manche,  die  nicht 
so  viel,  als  ich  bette,  die  weren  willig  und  brechten  und  hettens  auch 
bereit  gebracht,  sondern  ich  hielte  mich  stöltziglich,  wurde  mir  anders 
was  begegnen,  so  were  ich  des  gewamet.  Auch  sprach  Schlegel,  dar 
feiten^  hutt  oder  haar^,  das  gelt  muste  bey  dem  rathe  gegeben  werden. 

Auch  spräche  er  zu  mir,  sesse  ich  unter  einem  dörter  und  ge- 
lobte ihme  was  zu  geben,  ich  muste  das  halden,  darumb  bette  ich  dem 
rathe  gelobet,  solch  gelt  zu  geben,  ich  muste  das  auch  halten.    Darauff 

*  war.      ^  der  Satz  icheiiit  anakolnthliich  gebaut.      ^  der  felUn. 


^  Vgl.  Bl.  135^.    AehnÜche  sprichwörtliche  Wendtmgeii  sind  ,,Haat  und  Haar 
lassen'',  ,,Haut  und  Haar  daransetzen",  Wander  IL  445,  44^. 


186  Marens  Spittendorff. 

antwortte  ich:  „lieber  Schlegell,  die  dörfere  nemen  ihren  nnterthanen 
bissweilen  dasire  mit  gewalt  und  fragen  wenig  noch  rechte,  gottgebei 
die  ihren  vorderben  oder  gedeien,  da  fragen  die  dörfere  wenig  nach- 
Darumb  hoffe  ich,  der  rath  von  Halle  thut  niemants  unrecht  noch  ge- 
walt, ich  habe  es  auch  noch  nie  vomommen,  sondern  ich  habe  ie  die 
hoffnunge,  so  ichs  ie  geben  muss,  so  wirdt  mich  der  rath  nicht  Yor- 
derben,  sondern  frist  geben,  das  ichs  ie  bass  und  bequemer  ausricht^i 
magk  dan  also;  was  nutz  oder  frommen  brechte  das  dem  rath,  das  ich 
mein  gutt  halb  yerwerfen  mnste  und  ihm  solch  gelt  geben?  es  were 
in  wenigk  nutdich  und  mir  sehre  schedtlich,  darumb  hoffe  ich,  sie 
werden  sich  bass  bedencken  und  werden  mich  so  harte  nicht  halten^. 
Do  sie  nun  so  ernstlich  gegen  mich  waren ,  hatte  ich  8  r.  fl.  bey  mir, 
die  gäbe  ich  ihn,  die  nahmen  sie  und  sprachen,  sie  wüsten  mir  itznndt 
nicht  mehr  zu  sagen,  sie  gedechten  vorbas  nicht  mehr  über  der  börunge 
zu  sitzen,  so  nanten  sies,  begegnete  mir  was  anders,  das  möchte  ich 
haben;  nach  solcher  weyse  lautten  die  wort 

Uff  die  aschermittwoche  (28.  Febr.)  Vormittage  waren  die  aus  In- 
nungen und  gemeinheit  zusammen,  ein  itzlicher  zu  seines  meisters  haus. 
Was  das  werb  was,  .  .  .  .^  doch  verwundert  ich  mich,  es  möchte  sein 
Bl.l24^  umb  die  köhre,  einen  ||  neuen  rath  zu  kiesen,  und  auch  umb  das  gelt, 
das  wir  pfenner  geben  musten.  Wen  es  beschach  von  stundt,  do  die 
meister  das  wort  uff  das  rathaus  von  den  ihren  brachten,  do  gien^ 
der  Stadtknecht  von  stundt  und  gebott  etzlichen  pfennem  bey  3  marcken, 
sie  selten  uff  morgen  donnerstagk  (29.  Febr.)  uff  dem  rathause  vor 
dem  rathe  sein  oder  selten  den  vieren  das  gelt  bringen.  Wir  pfenner 
horten  faste,  das  capittel  von  Magdeburg  solte  herkommen  und  selten 
die  dinge  untememen;  auch  meinten  etäiche,  sie  betten  an  den  rath 
geschrieben,  das  die  dinge  berugen  und  anstehen  solten  bey  einer 
grossen  poena  bis  uff  den  ersten  donnerstagk  in  der  fasten,  so  weiten 
die  capittelherren  von  Magdeburg  hier  sein,  und  der  fursten  rethe  von 
Sachsen  solten  auch  kommen;  ob  das  nu  war  was,  weis  ich  nicht,  wen 
ich  vomame  kein  uffhören  noch  anstehen  in  den  dingen,  denn  es  war 
ein  jemmerlich  und  schwer  leben  mit  den  leuten,  die  diss  dingk  trie- 
ben. Da  war  nicht  uffhörens,  do  war  auch  nicht  guttigkeit  noch 
barmhertzigkeit  mit,  als  wol  ein  cristenman  mit  dem  andern  haben 
soll,  sondern  eitel  hertigkeit.  Ich  meine,  betten  sie  die  pfenner  mögen 
mit  erkeinem  gleiche  umb  ein  grosses  bringen  oder  etzliche  umb  leib 
und  gutt,  das  were  kaume  nachgeblieben.  Sondern  mein  gröste  hofi- 
nung  stehet  zu  gotte,  der  allmechtig  ist!  Do  bischoff  Johan  in  seinem 
aller  grösten  und^  hertesten  sinne  was  und  grosse  Ungnade  zu 
den  pfennem  hatte,  do  kam  gott  der  herre  und  verstörte  seinen  willen; 
so  magk  das  hier  auch  so  geschehen,  wils  der  herre  anders  so  haben, 
das  es  unser  sehlen  sehligkeit  ist. 

Uffn  donnerstagk  (29.  Febr.)  vor  mittage  waren  wir  pfenner  feste 
uff  dem  rathause,  do  waren  die  dreyssig  oder  50  manne,   die  die  zu 

o  hier  fehlt  JedenfiOlf  „wein  loh  nkht".    »  „vndt"  doppelt. 


U76  Februar.  187 

ihnen  gezogen   hatten,   die  uff  dem  rathanse  sassen.    Do  hieseh  man 
nns  pfennem  in  die  dörntze.    Hub  Hans  Seile,  der  rathsmeister ,  an 
und  II  sprach  zu  den  ptennem:  „lieben  freunde,  so  euch  noch  wissent-  Bl.  125* 
lieh  ist,  das  ir  beschuldiget  seidt  und  habet  dem  rathe  die  böruDge 
gelobet,  nun  hat  man  euch  zu  willen  darüber  sitzen  lassen  wol  vier 
Wochen,  das  wir  meinten,   ir  wirdet  die  börunge  geben,  nun  habens 
etzliche  gegeben,  etzliche  auch  ein  theil,  und  etzliche  haben  auch  nichts 
gegeben.    Nun  ist  der  rath  des  ein  und  sagen*  euch  allen  und  itz- 
liehen  insonderheit,  das  ir  die  börunge  morgen  geben  sollet,  oder  der 
rath  wil  die  wölköhre  mit  euch  halten'^    Do  baten  wir  pfenner  umb 
ein  gespreche,  das  wolden  sie  uns  kaume  vergunnen.    Do  sprachen  wir 
und  gaben  dem  rathe  diese  antwort:  „herr  rathsmeister  und  lieben 
herm,  nach  deme  so  wir  euch  haben  müssen  geloben,  etzlich  gelt  zu 
geben,  so  ist  uns  das  gar  schwer  auszurichten,  und  bitten  euch,  ir 
wollet  uns  so  willig  sein,  das  wir  solche  summa  vorzinsen  möchten; 
bis  das  ein  itzlicher  sein  theil  bass  und  bequemer   ausrichten  könte, 
off  das  wir  so  gar  schwerlich  nicht  zu  schaden  kommen  dörften ,  oder 
woln  wirs  umb  euch  verdienen''.    Sie  hissen  uns  austretten  und  spra- 
chen und  sageten  uns  schlechts,  sie  weren  des  nicht  berathen,  wir 
betten   gehört,    was  sie   gesaget    und   gebotten  betten.     Do   baten 
wir  noch  eins,  das  sie  uns  so  willigk  weiten  sein,  das  wir  die  frist 
betten,  ob  iemandt  solch  gelt  bey  dem  rathe  nicht  zu  geben  bette,  das 
ers  doch  bey  dem  andern  rathe  geben  möchte,   so  wir  doch  alle  und 
ein  itzlicher  vor  solch  gelt  wol  beerbet  weren:   es  mochte  uns  nicht 
widerfahren  noch    geschehen.     Ich  Marcus  Spittendorff  sprach  auch 
vorbass:  ,4ieben  herren,  wisset  ir  doch  woll,  wen  eur  iemandt  was 
Yorburet  hat,  5  marck,  10  marck,  wie  yiel  des  ist,  der  nicht  besessen 
noch  beglaubet  ist,  gibt  er  aber  eine  oder  2  marck  beym  einem  rathe, 
man  lesset  ime  die  andern  anstehen  zu    dem  andern  rathe;    bitten 
wir  euch,  wollet  uns  auch  so  thun  etc/'    Es  war  alles  unnutze. 

II  Uff  den  obgeschrieben  donnerstagk  (29.  Febr.)  ward t  warb aftigk  BL125^ 
gesagt,  die  capittelherm  von  Magdeburg  und  der  fursten  reth  von 
Sachsen,  nemlich  Nickeil  Pflugk  und  Otto  von  Scheydungen,  selten  uff 
den  tagk  zum  Gybichensteyn^  und  zu  HaUe  kommen.  Es  war  auch 
warhaiÜgk  zu  Magdeburg  von  dem  capittel  so  vorlassen,  und  das 
Nickel  Fflugk  und  Otto  von  Scheydungen  zugesagt,  es  was  auch  so 
bestalt  uff  der  bürg  zum  Oybichensteyn  und  auch  in  der  stadt  in 
Nickeil  Pfluges  herberge.  Aber  diese  in  der  Stadt  und<^  die  dis  nicht 
gerne  sahen,  als  die  ulf  dem  rathause  sassen,  do  die  do  erfuhren  vom 
capittel,  das  sie  wolden  herkommen,  schickten  sie  fahrlos  einen  diener 
gen  Magdeburg  an  etzliche  vom  capittel,  die  ihnen  diss  dingk  hülfen 
verbeugen,  und  brachten  zu  wege,  das  die  capittelherren  in  der  fursten 
hoff  schickten  und  schriben  den  tagk  abe  und  bieben  auch  aussen  uff 
den  tagk;  und  das  beschach  darauff,  das  sie  uns  im  capittel  gantz 
verlissen  und  sahen  durch  die  finger  und  vorhingen  über  uns  pfenner, 

»  nge.     ^  die  drei  folgenden  Worte  ftehen  xwelnua  In  der  Handeehrift.     «  denen  die, 


188  Marcus  Spittendorff. 

das  wir  die  schatzunge  geben  mosten,  sondern  Otto  Ton  Soheidingen 
kam  alleine  y  der  mochte  noch  nicht  wissen ,  das  der  tagk  abgesehrie- 
ben was,  and  reit  nff  den  freytag  zu  morgen  wieder  weck. 

Ufin  freytag  (I.März)  yor  mittage,  ehe  sie  zu  der  *  coUatio  giengen  und 
die  begnnten ,  do  giengen  die  pfenner  gemeinglich  offs  rathans  vor  die 
viere  und  brachten  et^diche  10,  etzliche  20,  30,  etzliche  hundert  r.  fl., 
ctzliche  weniger  und  mehr  und  besorgten  sich,  als  sich  das  volek  an- 
Hesse,  so  wüste  sich  niemandt  wol  vorzusehen.  Do  wurden,  die  ihre 
gelt  alle  nicht  brachten,  uflfh  sonabent  vor  mittage  (2.  März)  vor  den 
rath  bescheiden,  ehe  der  neue  rath  verkündiget  wardt.  Die  pfenner 
funden  sich  uffs  rathauss.  Do  wart  ihnen  gesaget  von  Hans  Seilen, 
dem  rathsmeister ,  das  ein  itzlicher  sein  gelt  solde  geben  uff  den 
B1.126*  nechsten  montagk  (4.  März)  || ,  oder  sie  wolten  das  bringen  an  innungen 
und  gemeinheit. 

Wisse,  magister  Busse  Blume  hatte  lange  zeit  uff  dem  tonne  ge> 
sessen.  Do  mochten  seine  freund t  faste  viel  vor  ihn  gebeten  han  und  kon- 
den  nicht  erlangen,  das  er  in  sein  haus  kommen  möchte  und  dar  den 
gehorsam  halten,  sondern  uff  den  obgeschrieben  sonabent  (2.  März) 
yor  der  vorkundunge  des  neuen  raths  erlangeten  seine  freunde,  das  er 
von  dem  torme  kam ,  doch  also ,  das  er  desselbigen  tages  40  r.  fl. 
muste  geben. 

Wisse,  der  neue  rath  wart  gekoren  ^,  aber  die  von  alder  die  köhre 
pflagen  zu  thun,  die  thaten  das  itzundt  nicht.  Wisse,  der  rathsmeister 
von  den  pfennem  und  die  beyde  bommeister,  die  waren  nicht  mitte 
in  der  köhre,  den  die  frommen  leute  waren  gleicher  wiese,  als  ob  sie 
Verstössen  weren,  den  sie  giengen  alle  7  vom  tale  in  langer  zeit  nicht 
zu  rathause,  die  doch  bey  eyden  darzu  gekoren  waren.  Worumb?  Die 
von  innungen  und  gemeinheit  uff  dem  rathause  trieben  die  frommen 
leuthe,  die  pfenner,  von  in,  und  dieselbigen  uff  dem  rathause  von  in- 
nungen und  gemeinheit  machtens,  wie  sie  wolten,  und  gaben  uff  alle 
pfenner  nichts  nicht  und  drangen  uns  pfenner  mit  grosser  gewalt  und 
macht  viel  geldes  abe,  unerkant  ohne  gleich  und  recht,  wir  mustens 
geben.  Das  capittel  zu  Magdeburg  sach  durch  die  finger  über  uns 
pfenner. 

*  dem. 


1  Scnatus  Hallensis:  Hans  Laub  und  Jacoff  Schaf fkopff  raths- 
meister e.  Glorius  Kober,  Johan  Meister,  Paul  Fleischhauer,  Herten  Zinneier,  Greb- 
hard  Bichling,  Nickel  Paul,  Jurge  Isenberg,  Hans  Schadelach,  Brun  Lutze,  Lorentz 
Benne.  |j  Yester  Bresewitz,  Nicolaus  2ielschen,  Stefian  Mittag,  CiriacusEldiste,  ^0(^1 
Sidenschwantz,  Claus  Hunt,  Peter  Baltzer,  Jacoff  Zimmerman,  Herten  Bufenleben, 
Hichel  Schuman,  Hattis  Kost,  Heinrich  Luder,  Paul  Zeschwitz,  Peter  Flogel,  Jurge 
Welitz.  Hagistri  fontium:  Paul  Wittenberg,  Jhan  Brantze,  Rudom  Hacke. 
Hierzu  die  Bemerkung:  „In  diesem  ihare  haben  angehaben  zu  sitzen  zwene  nue 
bommeister,  einer  von  den  innungen,  der  ander  von  der  gemeine,  nach  lute  der 
nuwen  usgesatzten  reformation'^  Ueber  das  eigenthümliche  und  ganz  abweichende 
Wahlverfahren,  aus  welchem  dieser  Rath  hervorging,  spricht  sich  8p.  weiter  unten 
S.  189  aus. 


1476  Mftn.  189 

Die  köhre  des  neuen  raths  gingk  alszo  zn.  Der  eine  rathsmeister 
Hans  Seile  mit  den  andern  vier  meistern  namen  zu  ihn  aus  dem  rathe 
einen  kemmerer,  genant  Peter  Sanderman,  und  einen  sehuster,  genant 
Jacob  Weissack  y  und  einen  brauer,  genant  Prosius  Gzelse.  Diese 
kohren  den  neuen  rath  und  namen  keinen  pfenner  weder  rathsmeister 
oder  bommeister  zu  der  köhre,  nach  deme  als  das  vor  alder  gewest 
was.  Sie  koren  auch  under  den  12  rathmannnen,  ||  do  die  gekoren  BL126^ 
waren  und  verkündiget,  keinen  rathsmeister  noch  kemmerer  under» 
den  vier  pfennem,  sondern  Hans  Laub  von  der  gemeinheit  und  Jacob 
Schaffskopff  von  den  Innungen  wurden  rathsmeister.  Wisse,  unter  den 
vier  pfennem  machen  sie  Glorius  Kobere  zu  einem  weinmeister,  der 
hilt  noch  die  stedte,  das  er  sass  neben  dem  rathsmeister,  darnach  sass 
ein  schmiedt  und  ein  pötticher,  Paul  Fleischauer,  die  beyde  waren 
kemmerer.  Oebhardt  Bichling^  was  ein  vierherre  und  ein  pfenner,  den 
satzten  sie  niederwart  und  nicht,  als  vor  alter  gewönlich  was,  die  an- 
dern 2  pfenner  Brun^^  Lutze  und  Lorentz  Penne  ^  die  satzten  sie  aller 
niederst  an  das  ende;  aber  vor  alter  sassen  die  vier  pfenner  aller 
nechst  nach  dem  rathsmeister  in  der  weyse :  der  eine  war  rathsmeister, 
der  ander  weynmeister,  der  dritte  ein  vierherre,  der  vierte  kemmerer; 
sondern  in  dem  jähre  käme  das  also. 

Uffh  donnerstagk  nach  Invocavit  (7.  März)  kamen  die  thumherren 
von  Magdeburg  zum  Gybichenstein,  Baltzer  von  Schlywen,  Mattes  von 
Blote,  und  hatten  Vincentius  mit  ihnen.  Das  gelt  was  von  den  pfen- 
nem uffgenommen,  das  sie  geben  musten,  das  mochten  die  thumherren 
wol  wissen,  darumb  kamen  sie. 

U£fh  freytagk  (8.  März)  fuhren  die  achte  von  Innungen  und  ge- 
meinheit zu  ihn  auff  die  bürg.  Uffh  sonabendt  (9.  März)  beschieden 
die  thumherren  die  pfenner  ihrer  achte  auch  uff  die  bürg,  do  wolden 
die  nicht  gerne  uff  die  bürg  umb  den  willen,  die  pfenner  besorgten 
sich,  ihnen  möchte  abermals  beschehen,  wie  vor,  das  man  spreche,  wir 
betten  eine  samlung  gemacht.  So  schickten  die  thumherren  und  er- 
langeten  an  dem  rathe,  das  die  pfenner  ungefehrlich  zu  ihn  uff  die 
bürg  möchten;  das  wardt  den  bommeistem  do  vom  rathe  ulBT  dem 
rathause  erleubet  und  auch  dar  zu  nemen,  wer  inen  eben  were.  So 
zogen  hinaus  Albrecht  Schaffstede,  ||  Thomas  Dngaw,  Hans  Seher,  Bl.l27^ 
Hans  Busse,  Nickeil  Cleptz,  Marcus  bpittendorff^  etc.  Do  hüben 
die  thumhem  an  zu  sagen,  wie  die  fursten  von  Sachsen  etzlich  ge- 
werb bey  dem  capittel  zu  Magdeburg  gehabt  betten,  da  sie  den  Nickel 
Pfluge  und  Otto  von  Scheydungen  geschickt  betten  und  auch  dabey 
geworben  betten,  das  die  hem  vom  capittel  sich  der  gebrechen,  die  zu 
Halle  zwischen  den  burgem  weren,  underzihen  selten,  das  uff  ein 
stehen  zu  bringen,  das  hetten  sie  den  fursten  so  zusagen  lassen,  das 
sie  zu  EUtHe  sein  wolden  uffh  donnerstagk  nechst  nach  fassnachten, 

*  yndt.      b  Rlehllnffer.      °  Bemiu.      ^  S. 

^  Im  Betreff  der  Reihenfolge  der  vier  Pf&rmer  vgl  S.  188  und  BL  133*. 


190  -    Marcus  Spittendorff: 

and  Nickeil  Pflagk  and  Otto  von  Scheydangen  mit  in;  ein  solches 
hatten  sie  dem  rathe  za  EUüle  geschrieben.  Die  hatten  dem  capittel 
wider  geschrieben,  sie  kanden  des  off  die  zeit  mit  nichten  warten,  den 
sie  itzandt  mercUich  za  schicken  betten  mit  der  köhre  des  nenen 
raths,  —  and  daramb  schrieben  wir  Nickeil  Pflöge  das  so  wieder  and 
blieben  aassen,  sonst  weren  wir  ie  komen,  —  ond  solcher  r^e  faste 
viel  etc.  Doch  betten  sie  sich  non  vom  geheisse  ond  befehlonge  des 
capittels  hergefoget  zo  vorsochen,  ob  wir  pfenner  noch  was  bedrengnis 
litten,  ond  was  vorblieben  were,  das  ein  solches  offgenommen  ond  in 
ein  gattlich  stehen  gebracht  worde  bis  off  zokonft  des  neoen  gekomen 
herren  etc.;  aoch  sageten  die  thomherren,  das  sie  die  gebrechen  oder 
den  grondt  der  Sachen  vomemen  selten  oder  darinne  handeln,  möchte 
konmien,  sie  betten  des  gehörs  nicht,  wiewol  die  von  innongen  ond 
gemeinheit  in  zogesaget  betten,  sie  wolten  den  herren  vom  capittel 
den  handel  gerne  vergönnen  ond  ie  ihnen  lieber,  den  einem  andern  etc. 

Hieraoff  antwortten  die  pfenner,  die  geschickt  waren :  „wyrdigen 
ond  achtbam,  lieben  herren,  ein  solch  vorgeben,  das  ons  eoer  wirdig- 
Bl.  127^  keit  zo  vorstehen  hat  ||  gegeben,  darvon  haben  wir  nicht  wissen  gehabt. 
Aach  das  wir  eoch  itzandt  nach  gelegenheit  zo  vorstehen  geben  solteii^ 
ob  ans  was  betrengknisse  geschehe  oder  noch  beschehen  möchte  etc., 
wyrdigen ,  lieben  berm ,  des  ist  itzandt  nicht  noth,  wir  klagen  aoch 
nicht,  wir  haben  aoch  nicht  zweyffel,  eaer  wyrdigkeit  weis  wol,  ir  habt 
das  aoch  in  gnongsiuner  erforonge,  wie  es  ons  zogestanden  hat  ond 
aoch  noch  zostehet ;  sondern  wir  bitten  eoch,  ihr  wollet  ons  voigonnen, 
das  wir  ein  solches  an  die  pfenner  mögen  brengen,  so  die  sache  die 
pfenner  alle  belanget,  ond  aoch  wyrdigen  lieben  herren,  das  ir  ans 
am  rathe  erwerbet,  das  wir  die  pfenner  zosammen  mögen  heischen 
ond  eoch  darnach  wieder  eine  antwort  thon  mögen,  das  ans  das  on- 
gefehrlich  ist  etc.*'  Dis  wardt  ans  erleobet  vom  rathe,  zosanmien  za 
gehen  in  der  bommeister  haos  einem*  ond  nicht  in  der  pfenner  hoff. 

U£fh  montagk  nach  Beminiscere  (11.  März)  Vormittage  omb  des 
segers  8  waren  wir  pfenner  bey  einander  zo  Heinrich  Greffen  haos^ 
do  brachte  Hans  Seher  die  rede  an,  die^  die  thomhem  offh  sonabent 
angebracht  hatten,  ond  Hans  Seher  thate  das  omb  bitte  willen  der 
pfenner  etc.  Do  worden  die  pfenner  des  ein  ond  liessen  den  capittel- 
herm  dorch  Hanse  Seher  ond  die  andern  geschickten^  wider  diese 
antwort  geben  etc. :  „wyrdigen  ond  achtbam  %  lieben  herren,  die  pfen- 
ner haben  ans  befolen  ond  eoerer  wirdigkeit  wieder  zo  sagen,  so  eoer 
wyrdikeit  darzo  geneiget  ist,  die  gebrechen  in  ein  gottlich  stehen  zu 
fassen  ofi  zokonft  onsers  gnedigen  herm,  des  sein  wir  pfenner  wol 
zofrieden,  das  alle  dingk  ond  gebrechen  allenthalben  non  vorbas  gott- 
lich anstehen  ond  beragen  mögen,  also  das  die  viere,  die  im  rathe  ge- 
sessen han,  gehen  mögen  zo  Mrchen  ond  Strassen,  ond  wo  sie  zo  thon 
B1.128*  haben,  ond  vorbas  nicht  mehr  ||  beschwert  worden,  ond  aoch  die  an- 
dern, die  das  gelt  nicht  alle  haben  gegeben,  das  ihnen  das  aoch  nn- 

•  hier  hat  die  Handaehrift  „ein**.       ^  „die"  fehlt       «  geschioktt.       ^  die  drei  TOTMugehaik- 
den  Worte  itehon  EwelmaL 


U76  M&ns.  191 

gefehrlich  ist,  und  beyden  theylen  darüber  mge'  gegeben  werden  mochte 
Yom  capittel,  das  so  zu  halden,  so  weren  wir  pfenner  des  wol  zufrie- 
den etc.  bis  nff  zaknnft  ansers  gnedigen  herm  etc/' 

Dise  antwort  obgeschrieben  geschach  nfin  montagk  Beminiscere 
(11.  März)  von  den  pfennem,  die  ofi  den  Gybichenstein  geschickt 
waren  zu  den  beyden  thomherren.  Dabey  was  Heinrich  von  Ammen- 
dorff  und  Vincentius.  Ufi  diese  antwort  sprachen  die  beyde  thnm- 
herren  and  die  zwene  mit  in  nnd  sageten  zu  uns  ptennem,  sie  hofften 
das  am  rathe  wol  zu  erlangen,  das  die  viere,  die  im  rathe  betten  ge- 
sessen, das  es  mit  den  ein  gattlich  stehen  and  aach  mit  denen,  die 
das  gelt  gegeben  betten,  haben  solte  and  snnst  mit  andern  gezwenck- 
nissen,  ob  die  noch  vorgenommen  möchten  werden,  ob  wir  ans  des 
verwinden,  das  es  derhalben  wol  äff  ein  gattlich  stehen  kommen  solde 
off  zakanft  des  neaen  gekornen  herren.  Alsdenn  wen  schalt  and 
antwort  kegen  einander  giengen,  sprach  er  Mattes  von  Plote,  so  finden 
sich  denne  die  gebrechen  and  der  grandt  der  Sachen  wol ;  sonst  sprach 
her  Baltzer  von  Schliwen  wol,  das  gelt,  das  etzliche  noch  geben  sel- 
ten, das  wolte  der  rath  nicht  anstehen  noch  beragen  lassen,  den  sie 
betten  faste  daraas  gereth  mit  dem  rathe,  sie  kanten  das  nicht  erlangen, 
and  der  rede  mancherley.  Hans  Seher  sagte  manche  rede  daraaff,  es 
wolte  aber  nicht  dienen.  Aach  sprachen  die  thamherm,  weren  wir 
pfenner  des  so  geneiget,  so  wolden  sie  den  rath  äff  morgen  besenden 
and  weiten  das  so  verreysen  (? !),  das  wir  von  den  pfennem  aach  dar- 
bey  kemen,  auch  wolden  sie  vorbass  mit  dem  rathe  reden,  ob  das  hin- 
derstellige  gelt  aach  berahen  solte  bis  äff  ||  zakanft,  oder  das  es  bey  Bl.128' 
dem  neaen  rathe  gegeben  warde.  Aach  meinten  die  thamherm,  wen 
die  dinge  in  ein  gattlich  stehen  gefasset  warden,  so  mosten  wir  pfen- 
ner ans  nicht  bewerben  weder  bey  herren  noch  forsten  and  aach 
stedten,  sonst  wen  das  bestehen  solte ,  so  were  das  gattliche  stehen 
ambsonst  etc. 

Daraafi  antworten  vnr  pfenner  and  baten  die  thamherren,  das  sie 
ans  weiten  vergönnen  ond  am  rathe  erwerben,  das  wir  ihremeynonge 
an  die  pfenner  alle  bringen  möchten,  denn  die  stocke  weren  ans  vor- 
mals so  nicht  vorgehalten  mit  der  bewerbonge.  Daromb  were  noth, 
das  wirs  an  die  pfenner  brechten.  Da  sageten  die  thamherren  ia  zo, 
sie  wolden  ans  das  wol  erwerben  am  rathe,  das  wir  offn  dinstagk 
(12.  März)  frohe  bey  einander  möchten  sein  ond  dann  off  nachmittagk 
ihn  off  die  borg  eine  antwort  wieder  sagen  selten,  darzo  weiten  sie 
den  rath  aoch  bescheiden.  Sie  schickten  aoch  von  stondt  Heinrich 
von  Ammendorff  ofis  rathaos,  das  ans  pfennem  möchte  erleobet  wer- 
den, das  wir  off  den  morgen  bey  einander  möchten  sein;  aber  ans 
wardt  nicht  erleobet,  wes  die  schalt  was,  weis  gott. 

Uffii  dinstag  (12.  März)  vor  mittage  wardt  ich  Marcos  Spittendorff 
ond  andere  mehr  geheischet  bey  1  marck  offs  rathaos  zo  kommen, 
denn  sie  wolden  das  hinderstellige  gelt  haben,  als  ich  marckte.    Ich 


192  MarcoB  ^ttendorff. 

käme  aach  vor  den  alten  rath  in  der  vier  herren  dörntze,  da  wdten 
sie  das  gelt  schlechts  haben ,  mich  half  keine  bitte,  das  ich  lenger 
frist  darza  haben  möchte,  es  was  dein  oder  gros  schade  mir  nnd  mei- 
nem söhne,  da  fragten  sie  nicht  nach,  ich  moste  ihnen  150  r.  fl. 
geben  and  aasrichten,  gott  weis  wornmb. 

UflFh  dinstag  (12.  März)  nachmittage  käme   der  Stadtknecht  Hans 

BL129'  mit  dem  grossen  maale  za  dem  bommeister  ||  Albrecht  Schaffisteden  in 
sein  haos  und  sprach:  „herr  bommeister,  der  rath  hat  mich  zn  euch 
geschickt  and  lassen  euch  sagen,  das  ir  zo  den  thnmhem  nff  die  barg 
zihen  möget,  das  ist  each  angefehrlich ,  nach  dem  ir  äff  gestern  dins. 
tagk  von  ihnen  seidt  geschieden^'.  Dis  geschach.  Die  beyde  bom- 
meister Hans  Seber,  Hans  Basse,  Nickeil  Gleptz,  Lorentz  von  Reuden^ 
Marens  SpittendorS  ritten  äff  die  barg.  Do  fragten  die  thnmhem,  ob 
wir  mit  den  pfennero  gesprochen  betten,  sagten  wir  nein,  der  rath 
bette  ans  das  nicht  lassen  znsagen,  das  wirs  betten  thnn  mögen.  Do 
sprachen  die  thnmherren:  wir  habens  Heinriche  von  Anmiendorff  be- 
fohlen nnd  ihn  von  stände  nach  each  in  die  Stadt  za  dem  rathe  ge- 
sandt, sie  wolden  each  das  vergannen  nnd  znsagen  lassen.  Sprach 
herr  Baltzer  von  Schliewen:  nein,  es  ist  geschehen,  so  kan  man  dar- 
za nicht  than.  Do  hnb  er  Baltzer  an:  ihr  bommeister  und  gntten 
freande,  Schlegel  nnd  Vester  Back,  vom  rathe  geschicket,  sindt  hier 
anssen  gewest  nnd  ans  gesaget:  „der  rath  wil  dem  capittel  geme  zu 
willen  sein  nmb^  die  gebrechen,  die  in  der  Stadt  zwischen  innnngen 
nnd  gemeinheit  nnd  den  pfennem  sindt,  das  die  ein  gattlich  stehen 
haben  uff  zaknnft  ansers  gnedigen  herm,  sondern  amb  das  hinder- 
stellige  gelt,  das  wollen  sie  schlechts  haben;  sonst  amb  die  viere,  die 
im  rathe  haben  gesessen,  nnd  alle  andere  stacke  oder  gezwenck- 
nisse,  die  wollen  sie  geme  lassen  bemgen  nnd  aach  das  sich 
niemandt  in  der  zeit  bewerbe  weder  bey  herren,  farsten  oder  stetten» 
weren  wir  des  so  geneiget,  wolden  sie  itzlichem  theile  ein  revers  da- 

B1.129^  raber  geben,  das  so  zn  halten  etc.''  ||  Daraaff  antwortten  wir  pfenner, 
wir  betten  eine  bitte  gethan  vor  die  armen  lenthe,  möchte  ihnen  die 
bitte  nicht  behalfen  sein,  so  mästen  sie  sich  des^  wol  schicken;  son- 
dem  amb  die  4  im  rathe  and  ander  alle  Stack,  das  die  so  allenthalben 
gattlich  bemgeten  nff  zakunft  des  neaen  herren ,  des  weren  wir  wol 
zafriden ,  sondem  amb  das  bewerben  weiten  wir  vor  nnser  perschon 
die  zeit  wol  halten,  sondem  wen  der  revers  begriffen  wnrde,  das  der 
den  bornmeistem  zugeschickt  wurde,  und  dameben  uns^erleubet*^  wnrde 
vom  rathe,  das  die  pfenner  zusammen  möchten  kommen  und  den  revers 
hören  lesen ,  ob  sie  erkeinen  fehl  darinne  betten ,  das  den  thumhem 
wider  zu  sagen  und  zu  andem  und  denn  den  pfennem  darbey  zu 
sagen,  das  sich  in  derzeit  niemandt  solte  bewerben,  auS  das  niemandt 
zu  schaden  keme'.  Dar  sagten  die  thumhem  ja  zu.  Sie  weiten  uff 
morgen  mittwoche  selbert  nffs  rathaus  zu  den  innnngen  und  gemein- 
heit und  weiten  das  uff  ein  ende  bringen,    sie  waren  auch   uff  dem 

*  Tndt.      ^  wet.      0  erleobetet.      ^  kernen. 


1476  Mftns.  Idd 

rathanse  zu  den  innimgen  und  gemeinheit  und  wolten  das  off 
ein  ende  bringen.  Sie  waren  auch  uff  dem  rathanse  vor  mittage» 
aber  nicht  die  thnmherren,  sondern  Heinrich  von  Anunendorff  and 
Vincentios  etc. 

Uff  die  mittwoche  nach  Gregorins  (13.  März)  nff  den  abendt  omb 
yiere  des  seigers  schickten  die  beyde  thamherren  einen  revers  dem 
bommeister'  Albrecht  Schaffsteden,  und  ime  wardt  darbey  gesagt 
dnrch  den  stadtknecht  Christoffel  von  des  raths  wegen  ^  das  er  die 
pfenner  möchte  bey  einander  haben  ond  darnach  den  thamherren  eine 
antwort  wieder  sagen. 

Uffh  donnerstagk  (14.  März)  amb  8  des  moigens  ^waren  die  pfen- 
ner bey  einander  za  Heinrich  Greffen  haass,  and  der  revers  wardt  ||  ge-  B1.180' 
lesen,  der  gefiel  den  pfennem  aber  nicht,  dar  was  viel  ingesatzt^,  das 
die  thamhem  denen,  die  von  der  pfenner  wegen  nff  der  barg,  im 
ersten  nicht  vorgegeben  ^^^  daramb  hatten  dieselbigen  geschickten  die 
pfenner  so  weit  nicht  berichtet,  daramb  wolten  sie  in  den  revers  nicht 
gehen  and  gaben  diese  antwort:  „wyrdigen  and  achtbam,  lieben  herrn! 
Ener  beger  ist  affn  dinstagk  (12.  März)  so  gewesen  and  der  abscheidt, 
das  die  gebrechen  zwischen  allen  in  der  Stadt  Halle,  nemlich  amb  die 
viere,  die  im  75.  jhare  gesessen  sindt  von  den  vom  tale  wegen  im 
rathstale  \  and  anch  alle  andere  stucke  and  gezwengnisse,  wie  die  sein 
oder  sich  begeben  möchten,  in  ein  gattlich  stehen  selten  gefasset  wer- 
den nff  die  zakanft  ansers  gnedigen  herrn  des  neaen  gekomen  hertzo- 
gen  Emsts  von  Sachsen,  and  aach  das  sich  indes  niemandt  bey  herren, 
forsten  and  stetten  bewerben  solte  von  keinem  theyle;  in  solcher  weyse 
weren  die  pfenner  des  wol  geneiget  and  hüten  sich  in  einem  solchen 
revers  gebarlich  and  wolten  eaerer  wirdigkeit  darinne  gerne  za  willen 
sein.  Mag  aber  der  revers  in  solcher  weise  nicht  gegeben  werden» 
80  ans  doch  eaer  wyrdigkeit  im  ersten  zagesagt  hat,  das  ir  des  raths 
darza  mechtig  seidt,  so  massen  wir  das  so  lassen  and  hoffen,  eaer 
wirdigkeit  wirdt  ans  das  so  nachsagen,  den  wir  ie  besessene  barger 
za  Halle  sindt  and  wollen  ans  anders  nicht  halten,  den  als  gehorsame 
barger  gegen  dem  rathe;  so  hoffen  wir,  der  rath  wirdt  sich  kegen  ans 
aach  so  halten,  wie  biUich  ist  etc.  Doraaff  sprachen  die  thamhem, 
sie  wolden  den  revers  nach  der  lorm  begreiffen  and  das  au  den  rath 
bringen;  wolde  der  rath  des  so  eingehen»  so  wolten  sie  uns  erwerben, 
das  wir  die  pfenner  zusammen  möchten  heischen  und  ihn  eine  antwort 
wider  sagen  und  den  revers  senden. 

Uff  nachmittag  umb  2  käme  der  stadtknecht  Ghristoff  zu  Albrecht 
Schaffistedten  und  sprach:  ||  „herr  bommeister,  der  rath  lest  euch  sagen,  BLISO^ 
ir  sollet  die  euren  bey  einander  haben  und  sollet  den  thumherren  ein 
antwort  sagen^'.    Es  wardt  uff  den  vormittagk  so  nicht  vorlassen,  sie 
selten  uns  den  revers  gesandt  haben.    Nun  die  uff  den  morgen  bey 

^  den  bonuMiitcrn.      ^  linriti       «  hier  findet  lieh  noch  ,tWM". 


1  Marcos  Spittendorfi^  Bastian  Granheide,  Hans  Wähle,  Hans  Busse,  S.  42. 

Gkwhiehtoii.  d.  Pr.  SMhaen.  XI«  18 


IM 

dco  tbvmbarm  tob  der  pfaeaer  wfi||ca  («ttlikkt 
aa  aboid«  wider  äff  die  barg,  iie  ImUm  dea 
biJra  ror  die  Ibore,  do  watdra  sie  doch  aadcta  ratka  aad  1 
tefi  den  bunuadaler  Thooaa  Da^aw,  daa  der  la  de«  tkaaiWm  rina 
aad  Mrte  ihre  andaekl»  aad  daa  er  aaa  keicra  sie  aack 
aiihe  Üaa  feaehaeh.  I)o  battra  die  Ihamkerra  la  D^gä 
wie  bettea  afli  rathaas  leeacliirkt  aad  kOatea  aa  ratka  aicki 
daa  der  reren  Yerrndert  aiAciila  werdcs,  aoadcra  wulde  arlr 
ia  daa  reref«  geiMO,  als  bcfcriflea  were,  so  wt4tca  sie  aas 
sieirela  aad  Kebea,  aad  das  aiaa  ika  das  frake  la 
Sie  Wf4dea  weck,  l'f  den  abeodt  kaa  Thü«as  I>aicaw  aad 
aas.  das  ia  die  tkaakenea  befiiklca  kallea,  b  Srkaftladca 
der  cleiaea  dAcntaeo«  da  war  Albrsrbl  MckaAtcdt,  I>acaw,  Malt  r^«a«, 
llaas  Seber,  Klepte,  Ilaas  BaMS.  Marras  Spitlradiidr  Die  aaiw» 
kaale  aaa  airkl  laden.  IM  batea  wir  Tkcanas  Dafawea,  daa  er  äff 
dea  aitincca  wieder  la  ikoea  äff  die  karg  »nice  aad  saffHe 
tkaaikeriu:  „w;rdi|rra  aad  Uebea  kcrrea,  irb  bia  wieder  sa 
srbiekt  ««irdea,  aaib  eaer  w;rdi|;kett  wider  etae  aalwott  n 
Maick  dea  pleaaera  eia  rrreri  jceicetiea  werden,  als  ir  aas  daa  ka 
ia|>nsgg|  kabet,  als  ir  das  an  ratbe  erlaairrt  batteC,  so  ir  aas  stikert 
lirnrktrl,  das  es  nut  dea  «ierrn,  die  in  ratbe  gr^e— en  kaa.  aad  aBt 
l;  I  raodrr  srbei ,  icrbrrtbra  oder  f^rtmrn^imt  jüieatkalbca  galSlirk  | 
siekea  aad  brmir<*a  a»iir<^  biis   äff   die  lakonft  aasrra  jc»rdi|rea  ktm 

de«  aeoea  irrkornen,  »DWitllen  dir  ulrncrr  dra  rt^i^m  icerae 

aa«!  aark    dnnaae    eallnKTn    *       Ma^k   das   ia   »4rber  «rttr 
airkt  sria,  si*  bittea  wir  ea«b,  tr  w.illrt  aa«  des  bei^aÜKa  scia, 
k«4re,  der  ralk  wirdi  sirk    te  billirk  aftd  irebariick  gricea  aas  kaks«. 
drna  wir  ir  bcMwsrae  barirrr  stadt.   wir  kaltea  aas  aaek  als  gtkar 
•snae  batirer  rtr  '    I»i>  kalle  er  Hahirr  ^tm  ^rkliwea  erasClirk 
„habra   wir  mrk  das  in^rtAairt*! •'    ibr  si4lH  aas  wtj   ta 
lAaicen".  aad  ward!  kaJk  »«raiick  aad  s|irark  ««irkM    Jmvt  k 
mer,  ikr  kritH  ta  drn  mers  wnl  m^\^m  irrkea.  f  kHte  ewrk  airki 
,;rbiod«ft«  sridt  tr  lemaadt  was  |it»rkti|ck«   Ir  »assrU  diM-k  Wi4  lk«B~ 
l»sraaff  aatw^nlH  l^airnw     Jirl«-n   krfrra.   mir  ist  wnter  airkl    ke 
|i-hW«**      l^Kwe*    v«ic««cknbrfie  aatwf«t   lienrkte    IVeaas  I^aicaw    m 
rl'-inea    dt»ratsi4rra   sa  .srksfclrdea    kans   Irria    !•*    pi«!  Rmtatsceri 
■  ;i  Man»    la  kr|rrawerti«krit    Alkrrvkl   .vkaffttrdtra ,   lUas  Z«4afr« 
Ann««  Trrpu  aad  MsTro»  >fMtlmdiirff  rlr 

1  ff  drasrlhqrni  i*K««BrkrKbm  frr^ta^k  W  Man  krarkle  wk 
r  I  affi  ralkaM.  die  rmpArm^  .Vkkirrl  WoMsrk  saM  darbe? 
«ivwakt.  der  nit  Wrmack  eta  vicrkrVT  wns  t  mi  HiUekraadt,  drr 
kmnerir  mekirj  ker,  srkrrk  das  la  sria  rr^ntlrr  aad  fwkraU.  lek  krfle 
«••r  >  r  I  frc^kea.  *•  aarkle  daa  sawaHBrn  !'•■  rejaiMke  t,  die 
1  i'.n  gvbra  »«■!•  tM4l  wrts,  ml  wrkkf  frrkle  s*e  das  gth  um 
■.ir  aabnrn*    lirr  aUavvkti^  ««-It    gc-Hr,  das  d«i  ^fk  rtaaaki  sa 


1476  März.  195 

rechtem  erkentnisse  kommen   möge,  und  niemandt  mit  eigengewalt 
nndertrnckt  werde,  das  ist  mein  bete! 

Wisse,  in  dem  obgeschrieben  jhare,  do  Hans  Seile  rathsmeister 
was,  und  do  man  76  schreib,  kurtz  vor  &snacht,  ehe  er  abe  käme,  do 
wardt  ein  kruger  gegriffen  and  ||  in  die  temnitze  gesatzf"  und  was  von  Bl.131^ 
Widemar^.  Derselbe  solte  falsche  muntze  gehabt  oder  gemacht  haben. 
Do  mochte  der  versucht  sein  worden,  das  er  gesagt  hatte,  was  er 
wüste;  da  wolten  die  uff  dem  rathanse  vieleichte  mehr  von  ime  wissen, 
und  sie  mochten  in  so  verhören  haben  lassen,  das  er  darinne  so  starb. 
Do  hatten  sie  den  todten  lassen  in  eine  lade  legen  und  die  mit  peche 
feste  und  wol  begissen  und  den  so  in  einen  winckel  lassen  setzen,  so 
lange  das  gerichte  wurde.  Kein  pfenner  war  uff  dieselbe  zeit  mit  im 
rathe ,  wen  die  von  innungen  und  gemeinheit ,  die  uff  dem  rathause 
sassen,  die  hatten  die  pienner  von  ihnen  getrieben,  so  das  sie  lange 
zeit  in  ihren  heusem  musten  sitzen  und  nicht  zu  rathause  gingen  etc. 

Ufih  sonabent  vigilia  Gertrudis  (16.  März)  und  was,  das  der  alte 
rath  Hans  Seile  dem  neuen  rath  Hans  Laube  berechnet  hatte,  uff  den 
abendt  kam  herr  Heinrich  von  Einsiedel  und  Nickel  Pflugk,  die  waren 
her  gefertiget  von  hertzogk  Ernste  von  Sachsen,  das  sie  die  gebrechen 
undememen  solten  bey  denen  von  innungen  und  gemeinheit,  die  uff 
dem  rathause  sassen,  so  lange  das  ein  bischoff  zum  lande  käme,  in 
solcher  weyse,  das  die  von  innungen  und  gemeinheit  uff  dem  rathause 
das  genonmiene  gelt  beysetzen  solten,  und  die  noch  geben  solten, 
anstehen  hiebe,  und  das  der  urfriede  auch  solte  anstehen;  wurde 
das  hernachmals  erkant,  das  sie  das  gelt  solten  behalten,  so  beschege 
das;  wurde  es  umb  den  urfriede  auch  zu  thun  erkant,  das  das  denn 
auch  so  geschehe,  und  auch  die  jhene,  die  auss  der  Stadt  weren  ^,  das 
die  des  ihren  die  weile  möchten  warten.  Des  berichtete  herr  Heinrich 
von  Einsiedell  und  Nickel  Pflug  Matz  Pegaw  und  Thomas  Dugawy 
die  wurden  des  abendts  zu  inen^  in  die  herberge  geschickt,  wen  ||  sie  B1.132'' 
Hessen  den  bommeister  Albrecht  Schaffsteden  bitten,  das  etzliche  pfen- 
ner zu  ihn  möchten  kommen;  so  hatten  sie  den  beyden  gesaget,  das 
hertzogk  Ernst  in  das  so  befohlen  hette  zu  werben  uff  dem  rathause  an 
den  von  innungen  und  gemeinheit. 

Uff  den  sontagk  Oculi  (17.  März)  uff  den  morgen  umb  7  waren 
sie  uffs  rathauss  gegangen  und  waren  daroben,  bis  der  seger  10  schlüge. 
Uffh  nachmittag,  do  der  seger  1  schlüge,  ritten  sie  wegk.  Do  was 
Thomas  Dugaw  und  Matthes  Pegaw  bey  inen  gewest  und  gingen  von 
in,  gleich  als  sie  wegk  reiten  wolten.  Wisse,  sie  hatten  ihn  so  ge- 
saget, Herr  Heinrich  von  Einsiedell  und  Nickel  Pflugk  zu  Mattes 
Pegauen  und  Thomas  Dugauen,  sie  betten  gesaget,  das  capittel 
hette  uff  dem  rathause  nichts  mögen  erlangen,  wen  sie  betten 
einen  handel  vorgenommen,  deme  betten  sie  das  vorgunt;  das  sie  nun 

*  gMfttz.      ^  tme. 

1  Wiedemar  im  Kreis  Delitzsch,  jetzt  Haoptort  des  gleichnamigen  Amtsbezirks; 

2  Sie  werden  weiter  miten  Bl.  136*  imd  ISO**  genannt. 

18» 


196  Marcus  ^ttendorff. 

jemandes  mehr  vergnmien  solten  fiirder  handel  hinder  dem  capittel, 
das  stunde  ihn  nidit  zu  thune.  Auch  mnb  die  daranssen  sindt,  hatten 
sie  gemeinet y  sie  wüsten  daranfi  nicht  zn  sagen,  sie  hetten  niemande 
heissen  wegk  zihen,  sie  wereten  ihnen  aach  nicht,  wider  in  die  Stadt 
zn  zihen.  Umb  das  gelt  hatten  sie  gesaget,  das  sie  das  solten  be- 
halten oder  beylegen,  wnsten  sie  nicht,  den  es  were  berechnet,  dammb 
könden  sie  das  nicht  vorandem.  Do  herr  Heinrich  i  nnd  Nickeil  Pflngk 
solche  antwort  hörten,  das  ein  solches  nffs  capittel  wardt  geweiset  und 
bey  deme  stunde ,  do  hatte  herr  Heinrich  von  Einsiedel  nnd  Nickell 
Pflagk  Yorbass  gefraget,  so  die  von  Innungen  nnd  gemeinheit  dem 
capittel  des  handeis  vorgnnneten,  ob  ie'  die  herren  vom  capittel  wur- 
den handeln  in  den  gebrechen,  ob  nun  die  von  Innungen  nnd  g^nein- 

B1.132^  heit  der  fursten  rethe  ||  vorgunnen  wolten,  bey  dem  handel  zuseynetc 
Darauff  möchten  die  nfi  dem  rathause  waren,  gar  ein  langk  gespreche 
haben  gehalten  und  doch  den  rethen,  von  den  iursten  geschickt,  geant- 
wortet, so  die  capittelherren  das  bey  in  hetten,  wolten  sie  nun  der 
fursten  rethe  darzu  nemen.  Das  liessen  sie  geschehen.  Mercke  diss! 
Die  von  Innungen  und  gemeinheit  weyseten  das  nun  gantz  nffs^  ca- 
pittel, das  der  handel  bey  in  stunde,  aber  wir  pfenner  wissen  nicht 
darvon.  Worumb?  Wir  sindt  des  uffs  capittel  nicht  gegangen,  sondern 
er  Mattes  von  Flotte  sagete  wol  zu  uns  pfennern  uff  der  bürg,  als 
vor  geschrieben  stehet,  das  die  von  innungen  und  gemeinheit  zn  in 
gesagt  hetten,  sie  wolten  dem  capittel  lieber  vergunnen  des  handeis, 
denn  iemandts  anders.  Darauff  sagte  er  Mattheus  nun  vorbas  zu  uns 
pfennern:  „das  wir  den  handel  vomemen  solten,  ist  uns  vom  capittel 
nicht  befohlen,  auch  wissen  wir  des  grundes  nicht;  magk  kommen^ 
wir  hetten  auch  des  gehörs  nicht,  sondern  wen  der  euer  herr  zum  lande 
kompt  und  alsden  schult  und  antwort  kegen  einander  gehen,  so  findet 
sichs  wol;  wir  wollen  nicht  mehr,  denn  das  es  in  ein  guttlich  stehen 
gebracht  werde  biss  uff  zukunft  des  neuen  herm  etc/'  Das  sagte  uns 
her  Mattes  von  Plote«  und  auch  herr  Baltzer  von  Schlywen.  Wiewol 
das  Heinrich  von  Ammendorff  und  Vinzentius  die  rede  hörten  von  herr 
Mattes  von  Plote,  ob  die  rede  den  beyden  wol  behagte,  weis  ich  nicht. 
Auch  begerten  die  beyde  thumherren  des  an  uns  pfenner  nicht,  das 
wir  ihnen  vorgunnen  wolten,  das  sie  in  den  gebrechen  handeln  möch- 
ten, es  war  ihnen  vom  capittel  auch  nicht  betohlen,  wenn  so  viel,  sie 
soltens  in  ein  guttlich  stehen  bringen  bis  uff  zukunft  des  neuen  herren 
und  bischoffs  etc. 

Uffh  dinstag  nach  Letare  (26.  März)  im  76.  jhare  wardt  ufiis  rat- 

Bl.  133^  haus  geheischet  Hans  Kluge,  Lefyn  Walttheim.  Den  ||  beyden  wardt 
gesaget,  wie  Hans  Gzoch  dem  rathe  die  börunge  nicht  enthebe,  dammb 
solten  sie  im  sagen,  der  rath  wolde  die  wölköhre  mit  im  halten.    Sie 

•  im.      ^  nfF.      o  Plato. 


1  Hein  rieh  v.  Einsiedel  zum  Gnanstein  Ritter,  welcher  1478—1475  einige 
Male  in  den  Urkunden  der  Stadt  Leipzig  Yorkommt  Cod.  dipL  R.  Saz.!!. 
Baupttheil  3d,  Vin.  S.  390,  403,  405. 


1476  März.  197 

oanten  das  bömnge,  aber  gott  weis,  wovon  das  kam,  ob  man  das  mit 
gleicher  bömnge  nemen  mochte,  oder  ob  man  das  anders  sagen  solte. 
Otto  Yon  Dieschkaw,  Heinrich  vom  Heyne  ^  waren  aach  geheischt,  aber 
wommb,  weis  ich  nicht  etc. 

VSn  donnerstagk  nach  Letare  (28.  März)  im  76.  jhare  waren  wir 
pfenner  alle  ufb  rathaas  vorbott,  itzlicher  bey  einer  marck,  wiewol 
das  etzliche  nicht  kamen,  Hans  Seher  and  Hayne  Brachstedt  mochten 
spende  geben  im  hospital^.  Da  waren  die  drey  rethe  in  der  dömtze 
von  Innungen  und  gemeinheit  und  die  vier  pfenner,  die  nff  die  zeit  im 
rathe  waren,  nemlich  Glorias  Kober,  Gtebhart  Bichlyngk,  Bran  Laytze, 
Lorenz  Benno,  die  sassen  auch  kegenwertig,  als  sie  dann  nach  der 
nenen  reformatio  gesatzt  warden^  etc.  Do  hab  Hans  Laab  an  and 
sprach  za  ans  pfennem:  „herr  bommeister  and  lieben  freande,  nach- 
dem so  sich  die  dinge  begeben  haben,  das  ir  die  börange  habt  gege- 
ben and  etzliche  nicht,  so  wisset  ir  woll,  das  each  äff  die  zeit  gesaget 
wardt,  das  viel  and  mancherley  rede  äff  meinen  herren  von  Magde- 
burg, seine  rethe  and  äff  den  rath  giengen;  wardt  aach  äff  das  mahl 
gesaget,  das  ir  each  des  messigetet,  wurde  das  aber  nicht  gelassen» 
das  iemandt  des  hinderkommen  wurde,  so  wurde  deme  das  darzu  nicht 
kommen  als  vor.  Nun  sindt  etzliche  auss  der  Stadt,  nemlich  Hans 
Walttheim,  Peter  von  Michell,  magister  Busse  Blume,  die  Eöptzke  und 
andere,  die  setzen  bischoff  Johan  und  andere,  als  seine  rethe,  den  rath, 
Innungen  und  gemeinheit  faste  zu  reden  kegen  die  fursten  und  stedte, 
des  sie  sich  ie  nicht  vorsehen  betten,  das  sie  das  thun  selten,  wen  die 
ding,  die  vorgenommen  sindt,  geschehen  mit  des  bischoffs  willen,  ||  bl133^ 
darumb  können  wir  die  gegen  gotte,  der  weit  wol  vorantworten.  Dar. 
nmb  mengem  und  plengem  die;  und  weiten  von  euch  pfennem  gerne 
wissen,  ob  das  euer  wille  were,  und  ob  ihr  ihnen  das  auch'  gestehen 
wollet;  wen  zu  S.  Moritz  wardt  gesagt  vor  meinem  herren  und  euch 
pfennem,  do  mein  herr  euch  die  zedell  liess  lesen,  die  zum  Neuenwercke 
gelesen  was,  was  Hans  Walttheym  gereth  bette  vor  meinem  herm, 
des  gestundet  ihr  ihm  alle^'.  Darauff  sprach  HansHeddrich:  „gnediger 
herr,  das  geschiet  doch  auch  mit  eurem  willen''.  Da  sprach  er  ja  zu 
etc.  Nun  uff  diese  lange  erzelunge  namen  wir  pfenner  gespreche  und 
gaben  diss  antwort  kurtz:  „hen*  rathsmeister  und  lieben  herren,  so  ir 


1  Nach  Dr.  n.  Qen,  Tab.  60  kommt  Heinrich  vom  Hayn  schon  im  Jahr 
1470  als  P&mier  in  Halle  yor. 

2  Heine  Brachstedt  mid  sein  Bruder  Johannes  hatten  die  Capelle  des  Ho- 
spitals St  Gyriad  am  Claosthore,  wo  jetzt  die  Residenz  Hegt,  1471  mit  einem 
Altare  beschenkt.  Er  mid  HansSeber  waren  1476  jedenfalls  Vorsteher  des  Hospital» 
und  mosten  als  solche  zu  gefdssen  Tageszeiten  persönlich  im  Hospitale  anwesend 
sein.  Diese  Einrichtung  wurde  erst  1625  abgeschafft.  Hans  Seber  ersdieint  schon 
1460  als  Vorsteher  zusammen  mit  Paul  Krebcke.  VgL  Dr.  H.  258.  Eckstein, 
Das  Hospital  S.  (^riaci  S.  11.  Memorialbuch  begonnen  1651  durch  Joh.  Caesar 
(Handschr.  in  der  Clausur  des  hiesigen  Mag.).  H.  Br.  besass  das  Dorf  Ringleben  vor 
der  Stadt  als  Ldm  d.  Kl.  Neuwerk. 

3  VgL  oben  S.  188,  189. 


198  Marcos  Spittendorff. 

uns  vorzalt  habt  omb  etzlicbe,  die  aussen  sindt,  dar  sag»  wir  so  zo. 
Wir  haben  niemandes  ausgeschickt,  mengt  oder  plenget  iemandt,  das 
ist  uns  leidt,  wenn  wir  wissen  dar  nicht  von,  wir  gestehen  des  auch 
nicht  etc/'  Do  hiea  man  die  pfenner  austretten,  und  ich  Marcus  Spit- 
tendorff muste  vor  den  ofScial  gehen.  Die  pfenner  wurden  wieder  in 
die  dömtze  geheischt  und  in  wardt  nicht  mehr  gesaget  etc.,  sondern 
Matze  Pegawen  und  Lefyn  Walttheim  wardt  gesaget  durch  den  raths- 
meister  Hans  Laub,  sie  betten  beyde  gelobet  vor  den  urfriede,  das 
Hans  Walttheim  den  thun  solte;  wurde  nun  dem  rathe  was  danron 
entstehen  oder  schaden  nemen,  so  wolde  sich  der  rath,  innungen  und 
gemeinheit  des  erholen  an  inen  beyden  am  leybe  und  an  ihrem  gntte 
etc.  Mattes  Pegaw  und  Lefyn  Walttheim  antwortten:  ,4ieben  herra, 
wir  haben  so  gelobet.  Wirdt  Hans  Walttheim  einen  urfriede  thusi 
den  sol  er  wol  halten.  Wir  haben  nicht  gelobet,  das  er  den  thun  soll''. 
Da  mochten  sie  sich  mit  harten  werten  fast  undersprochen  han  in 
gegenwertigkeit  der  pfenner  aller,  die  da  waren.  Sondern  Pegaw  und 
Lefyn  weiten  sich  anders  nicht  weysen  lassen,  sie  hatten  auch  anders 
nicht  gelobet  etc. 
B1.134'  II  Uffn  sonabendt  darnach  (30.  März)  vor  mittage  wurden  die  andern 
pfenner  verbott,  einitzlicher  bey  5  marcken,  die  uffh  donnerstagk  (28.  Man) 
daroben  vor  dem  rathe  nicht  gewest  waren,  den  wardt  das  auch  so 
vorgehalten,  als  vorgeschrieben  stehet,  und  ufin  donnerstagk  denen,  die 
uff  die  zeit  verbot  waren,  gleich  in  der  forme.  Dieselbigen  hatten 
denne  auch  geantwortet  gleicher  weyse,  als  die  erste  antwort  von  den 
pfennem  ufin  donnerstagk  beschach.  Dorauff  hatte  der  rath  gesaget» 
es  were  gutt,  sie  weiten  das  so  verzeichen.  So  giengen  sie  irer  wege 
wiederumb  etc. 

Uffn  sonnabendt  vigilia  Palmarum  (6.  April)  vor  mittage  besandte 
der  rath ,  nemlich  Hans  Laub  und  Jacob  Schaffskopff ,  ratl^meister  uff 
die  zeit,  die  bornmeister  alle  dreye,  nemlich  Älbrecht  Schaffsteden, 
Thomas  Dugauen,  Heinrich  Greffen,  das  sie  uff  das  rathaus  kommen 
selten.  Do  hatte  Hans  Laub  mit  den  bommeistem  gereth  in  gegen- 
wertigkeit des  raths,  das  sie  mit  den  schöppen  daranesein  selten,  das 
das  saltz  höher  gesatzt  wurde,  uff  das  das  gutt  den  leuten,  die  das 
betten,  höher  lauffen  möchte,  und  das  den  knechten  auch  mehr  wurde, 
und  faste  andere  rede  mehr.    Uff  nachmittagk  waren  bornmeister  und 

^  Die  haUiflche  Chronik  in  Wernigerode  enthält  Bl.  284^  folgende  Erzfthlung: 
„Item  in  dem  76.  jare  den  nechsten  donnerstagk  nach  mitfasten  (28.  März)  hat 
der  neue  rath  die  alden  retlie  besant  und  die  pfenner  aUe,  die  inheynüsch  weren. 
Der  neue  rath  unde  die  alden  rethe  seint  einig  worden,  die  pfenner  zu  fragen,  obs 
ore  geheisse  were  oder  ore  rath,  und  obs  ore  bewust  were,  das  etliche  von  den 
pfennem  aussen  weren  unde  mengeten  unde  plengeten  der  vorigen  berichten  sachen 
halben.  ....  Die  Pfänner  antworteten  .  .  .  .,  „sie  habens  . .  nymande  geheissen, 
es  ist  auch  ore  bewust  nicht,  sie  wollens  auch  nymande  stehen,  thut  imant  was, 
der  stehe  sein  ebentheure  .  .  .^^  „Item  die  draussen  waren,  das  waren  die  Walt- 
heim,  Peter  von  Muchell,  Heinrich  Blume,  zwene  Eoptzke  und  noch  etliche,  die 
man  vorwar  nicht  wüste". 


1476  April.  199 

Schoppen  beysammen  und  besandten  den  greffen^  und  satzten  das 
stucke  saltz  uff  7  grosse  g.  oder  148chwertg.;  der  r.  fl.  galt  23  V2  grosse 
g.  oder  47  schwertg.,  der  schwertg.  gäbe  man  kaum  45  vor  1  r.  fl., 
wen  das  was  wenigk;  aach  waren  47  schwertg.  besser  denn  1  r.  fl., 
darmnb  worden  sie  eingetmckt  anno  1476. 

Wisse y  das  p£&nwerck  war  gantz  böse,  ich  konde  anders  nicht 
mercken  denn  in  dem  irthnm,  die  den  machten,  das  ihre  meynnnge 
was,  die  pfenner  gantz  zu  Vordrucken  und  zu  vomichtigen,  das  sie 
wenigk  behalten  solten.  Denn  es  war  darbey  zu  mercken,  die  von  In- 
nungen und  gemeinheit  ||  underzogen  sich  der  regierunge  des  tals  BL 1B4  ^ 
gantz;  was  bommeister  und  schöppen  vor  das  beste  namen,  behagte 
das  etzUchen  in  der  stadt  oder  uff  dem  rathause  nicht,  so  musten  das 
bommeister  und  schöppen  wol  endem,  darumb  hatten  die  bommeister 
und  Schoppen  wenigk  macht.  Wisse,  das  stucke  saltz  galt  12  schwertg. 
oder  6  grosse  g.  oder  4  stucke  einen  r.  fl.  von  weynachten  biss  uff 
den  palmabendt  Ich  weis,  das  mancher  armer  pfenner  sein  eygen 
gelt  zubussen  muste  in  der  zeit  Man  kauffte  1  schock  holtz  vor  8  d* 
oder  vor  9  d.  und  grüne  holtz  und  geringe,  als  das  zu  marckte  kompt ; 
So  war  der  wynter  kalt,  so  muste  etzlicher  gar  manchmahl  8  oder  7V2 
schock  oder  9  schock  holtz  zu  einem  wercke  haben;  hatte  er  den 
bissweylen  7  schock,  das  da  treuge  was,  so  war  das  so  viel  desto 
besser.  Nunmercke,  wen  man  so  viel  schock  holtzes  zu  einem  wercke 
haben  muste  und  so  teuer,  und  die  sole  galt  zu  zelten  in  der  zeit  8  d. 
7^2  d.  7  d.  oder  6V2  d.,  und  auch  die  letzte  woche  vor  Palmamm  galt 
der  zober  sole  6  d.  Rechne  nun  auff,  was  ein  pfenner  vor  gewin 
hatte,  oder  wie  sich  die  pfenner  bey  dem  pfanwercke  gebeseern  kun- 
ten.  In  meinem  sinne  wirdt  des  kein  pfenner  gebessert:  die  reichen, 
die  eygens  gutt  gnugk  haben,  die  dancken  des  gotte ,  die  mögen  aus- 
kommen, sondem  die  armen,  die  koth  und  gutt  mietten  müssen,  die 
können  oder  mögen  nicht  vorbas  kommen,  denn  mancher  hat  in  diser 
zeit  zwischen  weynachten  und  dem  palmtage  nicht  der  arbeit  mit  sie- 
den, das  er  die  aussleuffte  und  kothzinse,  pfannen  und  wirckerlohn  und 
den  schlett,  der  darauff  gehet,  eygentlich  nicht  mögen  erkriegen,  son- 
dem an  deme  zugesatzt;  war  es  denne  seyn  gewin,  darvon  er  auch 
essen  und  trincken  soll,  und  die  grosse  ebenteuer  und  färligkeit*,  die 
er  tagk  und  nacht  ^  vor  feur  stehen  muss,  und  ander  mehr  etc.  Dar- 
umb was  das  uff  die  zeit  wol  zu  mercken,  das  die  jenigen  auss  Innungen 
und  gemeinheit,  die  den  irthumb  machten,  ire  meinunge  so  war,  das 
die  pfenner  an  dem  pfanwercke  ||  wenigk  vordienen  solten,  uff  dasBLl35'' 
sie  so  arm  bleiben  musten  und  nicht  uffkemen;  wenn  etzlicher  auss 
den  Innungen  gesprochen  hatte,  sie  wolten  die  pfenner  matt  machen, 
in  feylte  denn  leybes  oder  gutts.  Hatten  dieselbigen  wäre  christliche 
liebe,  das  weiss  gott  der  allmechtige  etc, 

•>  taUgkaii,      ^  „nacht"  feUt  in  der  Handwhrlft. 

1  Der  Salzgraf  Nicolaus  Bodendorff  ist  gemeint, 


200  Marcus  Spittendorff. 

Wisse,  das  off  den  osterabendt  die  sole  verschlagen  wardt,  der 
zober  Deutzsch  9  d.  oder  ein  grossen  g.,  das  waren  24  zober  Dentzsch 
vor  1  r.  fl.  Mereke,  diese  woche  schlugen  die  vorschleger  den  zober 
sole  3d.  uff,  des  dörften  sich  die  armen  pfenner,  die  nicht  eygen  gntt 
hatten,  nichts  fronen,  sondern  wen  das  nffs  aller  genaueste  gerechent 
wurde,  so  trüge  es  den  pfennem  3  d.  zu  an  einem  wercke  mehr,  den 
in  der  obgeschribenen  nechsten  wochen  vor  Palmarum,  und  zuvor  do 
das  stuck  saltz  12  g.  galt  oder  6  grosse  g.,  wenn  die  pfenner  hatten 
an  dem  pfanwercke  nichts.  Wisse,  ich  horte  auch  sagen,  dashertzogk 
Ernst  von  Sachsen  solte  geschrieben  haben  dem  capittel  zu  Magdeburg 
nach  mit£EU9ten  umb  die  zeit,  und  sein  beger  war,  das  die  herm  vom 
capittel.  sich  gen  Halle  weiten  fugen,  da  wolde  er  seine  rethe  merck- 
lieh  auch  schicken  und  die  gebrechen  allenthalben  in  rüge  bringen  nff 
Zukunft  des  neuen  hem.  Dieselbigen  schrifte  wurden  dem  stadtschrev- 
ber  und  Vester  Becker  von  den  capittelherm  zu  Magdeburg  geantwcr- 
tet,  wenn  sie  waren  beyde  dahin  geschickt  vom  rathe;  aber  do  tie 
beyde  die  abeschriften,  die  in  die  capittelherm  von  Magdeburg  getiian 
betten,  hier  dem  rathe  brachten,  do  wardt  die  schrift  vor  dem  rathe 
gelesen,  darumb  hatten  die  vier  pfenner  müssen  abetretten,  und  die 
andern  hatten  darumb  gesprochen  und  bischen  die  vier  pfenner  do 
wieder  und  meinten,  sie  weiten  dem  capittel  wieder  schreyben,  sie 
wüsten  von  keiner  Uneinigkeit  mit  den  pfennem,  auch  weren  die  ge- 
brechen wol  beygeleget,  sie  könten  auch  keines  tages  nit  warten, 
aber  nach  solcher  weyse,  wie  die  antwort  gelautet  hatte,  als  man  von 
etzlichen  horte,  wen  sie  schlugens  abe  etc. 
BL185^  II  Ufin  freytagk  nach  Sanct  Marx  tage  (26.  April)  anno  76  sprachen 

die  bommeister  und  schöppen  nach  alder,  gutter  gewonheit  umb  des  tals 
geschefte  und  wurden  ein,  man  solte  uff  montagk  frue,  wen  man  zur  messe 
lautte,  nach  laute^  der  neuen  zedel  und  regierange  underbussen  unde 
zum  bome  gehen,  und  do^  Philippi  und  Jacobi  (1.  Mai)  in  derselbigen 
Wochen  kompt,  solte  maus  auch  nach  laute  der  zedell  halten ;  und  des 
heiligen  creutzes  tagk  (3.  Mai)  feyerte  man  nach  alter  gewonheit,  da 
solte  man  uff  den  abendt  Unterbussen,  wen  man  die  betteglocke  schlecht. 
So  wurden  des  bommeister  und  schöppen  ein.  Do  besandte  der  rath, 
Hans  Laub  und  Schaffskopff,  uffh  sonabendt  (27.  April)  die  bommeister 
und  sageten,  sie  selten  bestellen,  das  man  uffn  sontagk  und  auch  uff* 
Philippi  und  Jacobi  des  abents,  wen  man  die  beteglocke  schlüge,  solte 
underbussen  lassen  und  darnach  über  2  oder  3  stunden  zum  bomen 
gehen  lassen,  uff  das  die  sole  so  viel  desto  bas  bestadt  möchte  wer- 
den; auch  were  nicht  von  saltze,  daramb  solte  man  so  underbussen 
lassen.    Das  geschach  auch  also  etc. 

Uffn  sonabendt  nach  Sanct  Marx  tage  (27.  April)  anno  76  der 
minderzahl  wurden  die  drey  bommeister  vom  rathe  geheischet  uSß 
rathaus  zu  kommen,  wen  sie  sassen  nicht  uff  dem  rathause,  als  ander 
bommeister  vor  alder  gesessen  haben;  sondem  sie  vorhegeten  gleich- 

•  „nach  Umte'*  fehlt.     »  |,do"  fehlt. 


1476  ApriL  dOl 

woD  das  tal  mit  ihren  schöppoi  ab  yor  alder,  aber  atoo:  wenn  bom- 
meister  nnd  schöppen  nmb  des  tals  gesdiefte  sprachoi  nnd  eins  wnr- 
den,  bdiagte  das  denen  off  dem  rat^mse  nidit,  so  sdiidiLtmi  sie  nach 
den  bonmieistem  nnd  sagten  zu  ihnen,  der  rath  wolde,  sie  soltensalso 
madien,  das  sie  das  den  sehOppen  sageten  etc.  Das  gesdhadi  den 
aüsoy  das  war  denne  die  nene  rdbrmatio,  die  Hans  Seile  nnd  die  an- 
dern anhnben.  Uff  den  tagk  sag^  der  rathsmeister  Hans  Lanb ,  wie 
das  etzlidie  knechte  fenerwerck  knifften  nnd  machten  thenem  kanfl^ 
das  solte  nicht  sein ;  aneh  pfanwerdcte  Heinrich  Bhnne  nnd  wer  nicht 
n  barger,  er  bette  seinen  schos  nicht  gegeben  nnd  sein  redit  nicht  BL136' 
gethan,  dammb  hielte  in  der  rath  yor  keinen  bmger.  Daranff  hatten 
die  bommeister  geantwortet,  es  were  ihnen  nnwissentlich,  das  er  nidit 
ein  bnrger  were. 

Ufih  montagk  (29.  April)  berichteten  die  bommeister  die  sdiOppen 
des  yorhiüdenSy  das  in  yom  rathe  yorgehatten  wardt  yon  Heinrich 
Blomen.  Do  besandten  die  bommeister  Caspar  Becker  nnd  Heinrich 
vom  Hayne,  so  die  seine  frennde  waren,  nnd  sagten  inen,  das  sie  ein 
wissen  danron  betten  yon  Heinrich  Blnmen,  so  bette  der  raüi  das  den 
bommeistera  yorgehalden  nff  don  rathanse.  Nnn  sagten  wir  ihneai, 
das  sie  danror  gedechten,  das  sie  nidit  zn  schaden  damndw  kernen. 
Allmechtiger  gott,  diss  war  gar  ein  wnnderiidi  dingk,  Hans  Waltt- 
heim  war  zn  Leiptzigk  nnd  magister  Busse  Blnme.  Hans  Walttheim 
was  der  fi^rsten  man  geworden,  und  Peter  yon  MicheL  Die  försten 
aJle  drey  hatten  in  und  Peter  yon  Michel  bdegen  znWeymar,  hertzogk 
Wilhelm,  hertzogk  Ernst,  hertzogk  Albredit,  sie  mochten  andi  schrifte 
an  Aeia  raA  thnn,  es  half  nicht  Es  wer  den  frommen  lenten  schwer- 
lich, das  sie  lange  zdt  yon  den  ihren  sein  mnsten,  wiewol  sie  betten 
mocht  herwider  in  die  Stadt  kommen,  das  werete  inen  nionandt,  wen 
wommb?  Ni^nandt  hatte  sie  heissen  hinaus  zihen,  aber  in  den  wun- 
derlichen leofiten ,  do  die  yon  innnngen  nnd  gemefaiheit  mit  den  pfen- 
nem  gemeine  so  seltsam  nmbgiengen  nnd  wolten  die  pfenner  znkdner 
reditlichen  antwort  oder  entschnldignn^  nicht  kommen  lassen,  sondern 
mit  dgner  grosser  gewalt  sie  yorümckten  nnde  zwnngen,  yermntte  ich 
mich ,  es  m(k^te  Walttheim  zoyoran  weh  thnn ,  das  er  so  jemmerlich 
ohne  rediüich  eriLcntnnss  solte  gennehrt  werden;  nnd  dammb,  meine 
ich,  das  er  dammb  so  hinanss  zöge  |  zn  seinen  freunden,  das  er  sein  BL186^ 
gemnte  ein  wenig  wider  erfrischte,  aber  dammb  nicht,  das  er  anssen 
wolde  bleiben.  Sondern  die  yon  Innungen  nnd  gemeinheit  uff  dem  rat- 
hanse waren  gar  grimmich,  do  er  weck  was,  und  etzlicher  meinte,  sie 
hetten  sich  des  yor  besorget,  das  er  weck  kommen  möchte;  betten  sie 
sich  des  yermutet,  er  solte  die  dingk  yorurfrydet  und  auch  yorburget 
han.  Und  die  dingk  möchten  so  limtbar  werden,  und  Walttiieym  und 
die  andern  mochten  sich  auch  daryor  besorgen  und  blieben  so  ausseui 
ob  das  der  liebe  gott  anders  schi<^eu  wolte.  Diesdbigen,  die  dieser 
dinge  heber  und  lengher  waren  alle  die  zeit ,  was  yor  sdurift  oder 
sonst  an  sie  langete  yon  den  gebredien,  das  sie  möchten  in  rüge 


^2  Marcus  Spittendorff. 

kommen,  dar  frageteil  sie  wenig  nach,  wenn  sie  waren  gleich  hdh 
matigk  und  sehr  frevelig'.  Den  thnmherren  za  Magdeburg  wardt  ge- 
schrieben von  den  forsten,  sie  selten  die  dingk  in  rüge  brengen;  die 
thnmherren  schickten  die  brieffe  auch  dem  rathe.  Dieselbigen  briefie 
möchten  alsdan  die  achte  von  innungen  und  gemeinheit ,  die  dis  yor- 
nemen  angehoben  und  uff  sich  genommen  hatten,  lesen  lassen  nod 
machten  das  also  mit  den  thnmherren,  das  sie  bey  allen  ihren  ange- 
hobenen vomemen  bieben  und  woltens  zu  keinem  handel  kommen 
lassen.  Hans  Hedrich,  Hans  Seile,  Hans  Laub,  Peter  Schaffkopf,  Jacob 
Weissack,  Schlegel,  Ludicke  Pfanschmiedt,  Lorentz  Prel?ntz,  die  achte 
waren  dye  haupt;  der  stadtschreyber  Michel  Marschalck  was  der  ge- 
ringste nicht.  Heinrich  von  Ammendorff  war  heuptman  zum  Gybichen- 
stein,  der  war  ir  oberster,  und  der  machtes  bey  dem  capittel  nietch  alte 
ihren  willen,  Vincentius  und  der  alte  cantzler  als  woll.  Wir  armen 
pfenner  waren  gantz  von  den  allen  vorlassen,  gleicher  weyse  als  die 

Bl.  137  ^  kinder  Israeli  übergeben  |i  waren  in  Egipten,  do  sie  der  königk  Pharao 
alle  töten  wolde,  und  gott  der  allmechtige  durch  seine  grundtlose  milde 
und  guttige  barmhertzigkeit  sie  scheinbarlich  von  den  grausamen,  an- 
milden  tyrannen  erlösete.  So  hoffe  ich,  der  allmechtige,  barmhertzige 
gott  hat  uns  pfenner  auch  erlöset  von  dem  bischofie  zu  Magdeburg, 
genant  hertzogk  Johan  von  Beyern,  der  ein  bischoff  was  zu  Monster 
gewest,  der  einen  unmilden  sinn  zu  uns  armen  pfennern  mochte  haben» 
und  gott  der  allmechtige  in  von  dieser  weldt  zu  seynen  gnaden  nam 
und  erlösete  uns  armen  pfenner  von  dem  jammer,  dazu  her  uns  bette 
mocht  brengen,  als  man  nach  seinem  tode  erfahr  seinen  willen.  Kon 
magk  uns  pfenner  der  allmechtige  gott  noch  erlösen  von  allen  nnsem 
feinden,  die  da  noch  leben,  wen  wir  seiner  grundlosen  barmhertzigkeit 
des  guttlich  und  wol  zutrau'en,  wen  der  allmechtige  gott  nie  keinen 
rechtfertigen  underwegen  hat  gelassen,  so  hoffe  ich,  wir  pfenner  wer- 
den auch  noch  zu  rechte  kommen  etc. 

Wisse,  uff  den  sonabent  vor  unsers  herren  himmelfarts  tage  (18.  Mai) 
do  wurden  die  drey  bornmeister  nffs  rathans  geheischet,  und  die  vier 
vorschleger  waren  auch  da.  Do  hatten  die  vorschleger  dem  rathe  müssen 
berechen,  und  die  bornmeister  musten  zuhören.  Aber  die  bornmeister 
meinten,  es  were  nicht  noth,  das  sie  zuhören  selten,  die  vorschleger 
wysten  wol,  wie  ihr  eydt  hielte;  aber  es  half  nicht,  sie  musten  zuhören. 
Do  hatten  sie  vorschlagen,  das  wir  gewunnen  an  einem  wercke  3  schwertg. 
über  allen  schlett.  Do  hatte  Hans  Laub  gesprochen  zu  Gzyliax  Ber- 
walde  und  den  andern  vorschlegem,  sie  selten  uns  fortmehr  9  d.  zo 
verdienst  geben  an  einem  wercke  und  nicht  mehr;  wurden  wir**  dar- 
auff  reden,  so  solte  er  uns  nicht  mehr  als  6  d.  geben;  wurden  wir  des 

31. 137^  dann  noch  nicht  lassen,  so  solte  er  uns  nicht  ||  mehr  denn  drey  d.  uffs 
werck  geben.  Dorauff  solte  er  gantze  macht  haben,  wie  ers  mochte; 
so  wolten  sie  ihn  vortedigen  mit  leybe  und  gutte  etc. 

Uff  die  mittwoche  unsers  herren  himmelfart  abendt  (22.  Mai)  li^a 


1476  Mai.  203 

der  biflchoff  von  Merseburg  zwene  wagen  mit  eimbeckiscken  biere  uff- 
halden,  die  gölten  gen  Halle,  und  fürten  das  gen  Merseburg.  Der  fuhr- 
mann  kam  in  die  Stadt  and  sagte  das  dem  rathsmeister  Hans  Laube 
und  Jacob  Sehaffskopffe.  So  schickten  sie  die  diener  hienauss  und 
Hayne  Leuder,  der  ein  meister  in  der  Moritzphar  war,  und  Donatt 
Teybecka,  der  zuvor  das  jhar  meister  gewest  was  zu  S.  Gerdrauten 
pfarre,  der  was  auch  mit  geschicket,  und  dieselbigen  selten  besehen,  wur 
die  bierwagen  angegriffen  weren*.  So  kamen  dieselbigen  bey  der  nacht 
wieder  etc. 

Uff  den  obgeschrieben  tagk  (22.  Mai)  waren  die  thumherren  von 
Magdeburg  gen  Gybichenstein  kommen  ihrer  viere,  und  nicht  die  jeni- 
gen, die  vormals  hier  waren,  sondern  es  waren  andere,  aber  Vincentius 
war  gleichwol  mit  ihnen  etc. 

Der  rathsmeister  Hans  Laub  und  etzliche  mit  ihme  waren  denselbigen 
tagk  uff  die  bürg  geritten  zu  den  thumherren  und  hatten  ihnen  das  ge- 
daget,  das  der  bischoff  von  Merseburg  die  bierwagen  so  weck  getrie- 
ben hette,  und  meinten  nachfolgen  mit  macht  und  wolten  die  wider 
holen.  Do  mochten  ihn  die  thumherren  geantwortet  han,  sie  konten 
darauff  nichts  sagen,  inen  were  vom  capittel  auch  nichts  befolen,  wolden 
sie  es  aber  haben,  sie  woltens  gerne  an  das  capittel  schreyben.  So  moch- 
ten sie  das  dem  capittel  schreyben.  Die  thumherren  hatten  gesprochen 
zu  Hans  Laube  und  den  andern,  sie  betten  eine  werbungk  von  des 
oapittels  wegen  an  sie  zu  thun,  wen  sie  das  gethan  und  geworben 
h^ten,  so  were  ihnen  nicht  mehr  zu  thun  befohlen  etc. 

II  AUmechtiger  gott,  welch  wunderlich  dingk  war  diss!  Die  besteti-  Bl.  188* 
gnnge  des  neuen  bischoffes,  des  jungen  hertzogen  von  Sachsen,  der  ge- 
koren  war,  verzogk  sich  lange.  Etzliche  sprachen,  er  were  bestetiget, 
etzliche  meinten,  der  bapst  Hess  es  nicht  zu,  er  were  zu  Jungk,  etzliche 
sprachen,  der  von  Mechelburg  solte  bischoff  werden^;  das  were  denne 
etzlichen  leuten  sehr  lieb  in  der  Stadt  gewesen.  Aber  wir  pfenner  hoff- 
ten, das  der  gekome,  der  junge  herre  von  Sachsen ,  bestetiget  und  ein 
bischoff  zu  Mi^eburg  bleiben  solte ;  denn  wir  hatten  grossen  trost  und 
Rauben  zu  ihme  und  zu  allen  herren  von  Sachsen,  das  sie  gar  ehrliche, 
uffiichtige  herren  und  fursten  sind  und  niemandts  gerne  vorwaldigen, 
sondern  die  ihren  alle  ie  gerne  zu  rechter  und  rechtlicher  antwort  und 
reden  kommen  lassen.  Darumb  war  das  unser  grosse  hoffnunge,  das 
wir  pfenner  auch  noch  zu  vollkommener  antwort  kommen  wurden,  wen 
der  herre  bestetiget  wurde,  darumb  hatten  wir  gar  gros  verlangen ;  aber 
anser  widertheil  wolden  uns  armen  pfenner  zu  rechter  volkömlicher 


1  Nach  einer  gütigenMittheilungdesHerm  Geh.  Archivraths  Dr.  Lisch  in  Schwerin 
kann  es  sich  nur  um  den  Herzog  Balthasar  (1451-1507),  den  Bruder  des  re^erenden 
Herzog  Magnus,  gehandelt  hal^n,  welcher  1471  zum  Administrator  von  Hildesheim 
postuliert  war,  1474  Administrator  des  Bisthums  Schwerin  vrurde  und  1477  zum 
Bischof  von  Haiherstadt  in  Aussicht  genommen  ward.  Rudi  off,  Meckl,  G^eschichte 
n.  S.  806,  808,  822. 


204  Marcus  Spittend<»rff. 

aniwort  nicht  kommen  lassen  und  trackten  uns  jemmerlich.  Doch  ist 
gott  der  aUmechtige  mein  grOsster  trost  und  aller  frommen  getreuen 
hertzen,  wen  er  wU  seine  handt  über  uns  beigen,  so  wirdt  das  wol 
anders,  ob  gott  wil.  Deo  laus  et  honor!  Geschriben  ußh  Asoensioms 
Domini  (23.  Mai)  im  76.  jhare. 

Uffh  freytagk  nach  Ascensionis  Domini  (24.  Mai)  im  76.  jhare  vor 
mittage  lantte  man  die  rathsglocke,  und  der  rath  was  uff  dem  ralhanse 
mitsampt  den  meistern  und  besauten  die  3  bommeister  und  sprachen 
zu  ihnen,  sie  solten  mit  den  schöppen  das  talgericht  bestellen,  das  die 
BL 138^  neue  bornmeister  kiesen  solten  nach  Inhalt  der  zettel,  die  sie  in  |t  ge- 
geben, nemlich  den  obersten  bommeister  unter  den  pfennem  und  einen 
aus  den  Innungen  und  einen  aus  der  gemeinheit.  Das  wolden  sie  auch 
so  haben,  des  weren  die  4  vom  tale,  die  bey  ihnen  im  rathe  sassen,  so 
mit  ihn  eins,  denn  sie  musten  wol;  sie  sagten,  sie  betten  keine  ent- 
setznnge.  Auch  beschlossen  sie  dis,  das  innnngen  und  gemeinheit  ver- 
hott  wurden,  ein  itzlicher  zu  seines  meisters  haus ;  da  solten  diese  din^ 
vorgegeben  werden,  das  sie  in  den  Innungen  und  gemeinheit  etzliche 
kysen  solten  und  denen  volmacht  geben,  ob  die  köre  nach  Inhalt  der 
Zettel  so  nicht  geschege,  wie  maus  mit  derselbigen  dan  halten  solle, 
die  der  köhre  zu  thun  haben  etc. 

Uff  denselbigen  freytagk  (24.  Mai)  schickten  die  thumherren,  die  zum 
Gybichensteyne  waren,  den  gleitsman  und  seinen  schreyber  oder  kuchen- 
Schreiber,  was  er  was,  in  die  Stadt,  und  lies  alle  die  besetzen  und  be- 
kümmern, die  unter  dem  bischoffe  von  Merseburg  waren;  auch  was 
sein  kuchenschreyber  in  der  Stadt  gewest,  der  muste  auch  geloben  in 
die  herberge;  auch  was  der  schloswagen  von  Lauchstede  und  hatte 
ein  fuder  saltz  geladen,  der  wardt  auch  bekümmert  etc. 

Des  schultessen  frone  bekümmerte,  und  der  schultes  war  nicht  be- 
stetiget  noch  eingeweyset  durch  die  frirsten  von  Sachsen,  das  gerichte 
war  auch  nicht  ganghaftigk. 

Uffn  donnerstagk  Ascensionis  Domini  (23.  Mai)  nach  der  vesper 
waren  die  achte  uff  der  bürg  bey  den  vier  thumherren,  aber  ich  ver- 
name  nichts  guttes,  das  uns  pfennem  zu  heile  solte  konunen  noch  zur 
zeit.  Der  liebe  gott  wolde  das  dennoch  anders  schicken ,  den  die  ca- 
pittelherren  lissen  sich  zu  sehre  mercken  etc. 

Uff  denselbigen  freytagk  obgeschrieben  (24.  Mai)  uff  denabent  umb  4 
oder  zwischen  5  kam  hertzogk  Erasts  von  Sachsen  botte  und  brachte  dem 
rathe  einen  brieff,  bommeistem  und  schOppen  und  den  pfennem  auch 
Bl.  139^  II  einen  brieff,  dem  heuptman  Heinrich  von  Ammendorff  auch  einen 
brieff.  Nun  die  bommeister  waren  von  stundt  uff  das  rathauss  ge- 
gangen und  den  rath  gebeten,  das  sie  in  wolten  erleuben,  das  sie  die 
pfenner  zusammen  möchten  vorbotten ,  und  in  des  forsten  brieff, .  der 
inen  zugeschickt  were,  möchte  gelesen  werden.  Do  hatte  der  raths- 
meister  Jacob  Schaffkopff  in  nicht  wollen  erleuben,  sondern  sie  solten 
uff  morgen  sonabent  wieder  vor  den  rath  kommen;  wen  der  ander 
ratbsmeister  Bans  Laub  was  uff  die  bürg  geritten  und  gefaren  mit 


im  JanL  205 

Hans  Seilen,  Hedriche  und  dem  stadtschreyber  nnd  hatten  ihren  briff 
den  herren  vom  capittel  gezeiget.  Nun  uff  den  morgen  gingen  die 
bommeister  wider  affs  rathaus  zwischen  8  und  9,  aber  sie  mochten 
anders  nicht  erlangen,  den  sie  solten  kysen  nach  laut  der  zettel,  das 
wolde  der  rath  gehabt  haben ;  stunden  die  schöppen  uff  dem  kirclüiofie 
za  Unser  Lieben  Frauen  und  warten  der  bommeister.  Da  sach  ich 
Marcus  Spittendorff,  das  die  bommeister  vom  rathause  kamen  und 
giengen  zu  den  schöppen  auff  den  kirchofi;  was  sie  da  berichteten, 
weis  ich  nicht  Der  greffe  Niclas  Podendorff  gingk  auch  uff  den 
kirchoff,  so  gyngk  ich  Marcus  Spittendorff'  in  mein  haus.  Von  stundt 
pfiffen  die  hausleute  auff  dem  torm  und  hatten  zuvor  gesturmet,  so 
stehe  ich  in  meinem  fenster  und  sehe  so  kommen  geritten  herr  Hein- 
rich von  Eynsiedell  und  Nickel  Pflugk,  der  fursten  reth^  von  Sachsen, 
nnd  ritten  vor  dem  rathause  hin  durch  die  schmeerstrasse  in  die 
herberge  etc. 

Wisse  uffii  sonabendt  (1.  Juni),  ehr  die  köhre  geschach,  gingen 
die  bommeister  mitsampt  den  schöppen  vor  den  rath  und  sageten  in 
von  dem  brieffe,  der  inen  gesandt  was;  wolte  es  der  rath  ye  haben, 
bommeister  zu  kiesen  nach  laut  der  zettel,  so  musten  sie  das  so  thun, 
denn  sie  ||  weren  burger;  wurde  in  aber  etwas  daramb  under  äugen  Bl.lB9^ 
stehen,  das  sie  sich  auch  vertedigten.  Darauff  hatte  Hedrich  geant- 
wortet ja,  das  were  billich,  und  die  andem  hatten  do  alle  ja  gesaget. 
Do  mochte  inen  der  rath  gesaget  haben,  das  sie  bommeister  köhren 
nach  laute  der  zedel,  die  uns  geantwortet  were,  da  wir  eingegangen 
weren,  auff  das  sie  und  nicht  wir  darzu  vorder  zu  arge  kommen  dürf- 
ten. Gott  weis  wol,  wie  wir  pienner  darin  gingen  in  die  zetel,  wen 
man  mich  noch  in  die  themnitze  setzte  als  vor  und  zwenge  mich  mit 
gewalt  als  uff  die  zeit,  wir  musten  wol  darein  gehen.  Do  gingen  sie 
ufi  den  kirchoff  und  damach  in  die  banck  und  thaten  die  recht  zu 
der  banck  und  giengen  in  die  köhre,  nemlich  Heinrich  Trackenstede, 
Hans  Gottschalck,  Hans  Seher,  Bastian  Granheyde  etc.  und  koren  neue 
bommeister,  Paul  Wittemberge  von  den  piennem,  Johan  Brantzen 
auss  der  gemeinheit  und  einen  holtzschuchmacher,  genant  Hacke,  der 
wonte  in  der  kleinschmiden,  aus  den  Innungen.  So  geschach  die 
köhre ,  so  gieng  es  den  von  Innungen  und  gemeinheit  nach  alle  ihren 
willen,  wie  sie  das  haben  wolten ;  so  muste  das  einen  fortgangk  haben, 
ich  sach,  sie  bieben  auch  darbey.  Man  sagte  uns  pfennem  von  grossem 
tröste*,  ich  weis  aber  nicht,  wen  der  konmien  soU  etc. 

Uff  nachmittagk  waren  die  capittelherm  Heinrich  von  Ammendorff 
und  Vincentius  zu  Nickell  Pflugk  und  her  Heinrich  von  Einsiedell 
kommen  in  ihre  herberge  und  waren  eine  gutte  weyle  bey  ihnen.  Uff 
den  abendt  gingen  etzliche  des  raths,  Hans  Laub,  Hans  Hedrich,  Hans 
Seile,  Peter  Schaff  köpf,  Vester  Becker,  der  stadtschreyber  Michel 
Marschalck  auch  zu  der  fursten  rathgeber;  was  das  gewerb  was,  weis 
ich  nicht,  «^sonder  her  omnes  sprach,  die  rathgeber  betten  geworben 

«  M.  S.     >>  mth.     «  trifte.      ^  ,3ond«ni.'*  vor  ,,wiider'** 


208  Marcus  ^ttendorfi. 

gnnnen,  das  das  lehen  seinem  baten  herr  Eychharde,  prediger  zu 
Unser  Lieben  Frauen,  nmb  gottes  willen  möchte  gelyhen  werden,  so 
er  auch  eines  bnrgers  söhn  mit  were,  das  wolte  er  nmb  sie  alle  ver- 
dienen. Die  acht  manne  sprachen  dammb  und  gaben  eintrechtiglich 
ihren  willen  und  volwort  darzn,  das  man  das  lehn  herr  Eycharde  solte 
Bl.  141  ^  leyhen  ||  mnb  gottes  willen,  man  solte  inanch  besenden  und  das  so  volfiiren. 

So  begab  sichs,  das  herr  Eychart  stund  nff  dem  predigstole  and 
predigte,  das  er  nicht  kommen  konte,  so  wardt  das  so  verlassen,  sie 
wolten  nachmittage  wieder  znsanmien  kommen  und  herr  Eycharde  be- 
senden nnd  ihme  das  lehen  leyhen.    Ulf  nachmittagk  was  der  rath  off 
dem  rathanse  nnd  Hans  Seile  auch,  do  hatte  Hedrichs  bmder  erfahren 
den  beschliss,  das  sie  das  lehn  herr  Ejchardt  wolten  leyen;   und  er 
ging*  nffs  rathaas  zu  seinem  bmder  and  sagte  deme,   das  der  möchte 
das  fortbrengen ;  so  wardt  das  vorhindert,  and  kam  eynfall,  man  solde 
es  herr  Hedriche  leyen ,  and  die  zwene,  Hans  Seile  and  Karle  ^  moch. 
ten  von  herr  Eycharde  tretten  and  woltens  ihme  nicht  leyen.    Und  die 
acht  manne  meinten  and  sprachen,  Hans  Seile  hettes  gebeten  vor  seinen 
baten  herr  Eychardt,  sie  weren  des  auch  so  ein,  man  solde  ime  das 
leyhen;  der  rath  wolde  das  nicht,  man  solte  es  Hedriche  leyhen,  er  bette 
gros  amb  der  Stadt  willen  gethan,  and  besandten  die  acht  manne  von 
S.  Ulriche  afis  rathaas  za  kommen  and  hatten  viel  leidens,  die  acht 
manne  wolten  ihrer  wort  nicht  wider  kommen;  sie  trieben^  so  viel  mit 
etzlichen,  das  man  den  acht  mannen  arlaab  gab.    Und  Hans  Seile  and 
Earll  von  Einhaasen  antwortten  ihre  schlassel  von  sich  den  pfarhem 
za  S.  Ulriche  and  wolten  nicht  mehr  alterleate  sein,  darnach  wolden 
die  beyde  die  schlassel  wieder  haben.    Do  sprachen  etzliche  pfarleate, 
sie  betten  die  schlassel  von  sich  geantwortet,  der  weren  mehr  leate  den 
sie;  do  meinten  die  beyde  and  auch  ander,  die  in  beyfall  thaten,  sie 
betten  das  in  keinem  zome  gethan;  so  wurden  in  die  schlassel  wieder, 
und  machten,  das  sie  beide  alleine  das  lehn  herr  Hedriche  legen,  und 
B1.142*  herr  ||  Eychardt  muste  nachbleiben,  wiewol  das  bereit  eintrechtigk  be- 
schlossen was,  das  man  im^  das  lehn  umb  gottes  willen  leyhen  solte  etc. 
Uffh  dinstagk  in  pfingsten  (4.  Juni)  anno  76  do  die  vesper  gesun- 
gen, was  der  gantze  rath  uff  dem  rathause  und  besandten  etzliche  pfen. 
ner,  die  pferde  hatten,  und  baten,  das  dieselbigen  in  wolten  leyen  pferde 
und  knechte,  rustigk  in  ihrem  hämische,  wen  sie  gewackt  wurden,  das 
sie  ußs  rathaus  kemen.    Auch  besandten  sie  die  wagen  hatten,  dar 
sassen  fhsslente  uff.    Von  stunde  do  der  seger  6  schlüge,  wurden  die 
thore  alle  zugeschlossen,  und  zu  sieben  Hess  man  wecken.    Do  fuhren 
und  ritten  sie  vor  das  rathaus,   uff  des  segers  9  zogen  sie  aus  in  der 
nacht  und  zogen  aus  zu  dem  steinthore  nach  Trote  über  den  fort  umb 
Saltzemunde^,  da  hatten  die  trabanten  imfelde  gehalten,  und  die  reysigen 

•  „gloff"  faUt.      b  „de  trieben"  doppelt      «  In. 


1  K.  y.  Einhaasen. 

^  Dorf  Trotha  nMQich  von  Halle,  SalzmOnde  nordwestlich  davon. 


U16  Jörn.  ^ 

möchten  vorbas  sein  gezogen  und  kamen  uff  die  mittwoche  wider  nmb 
des  segers  10  za  mittage.  Dem  beaptmanne  uff  der  barg  was  verbott- 
Schaft,  dar  weren  yiel  hoffewerck*  bey  einander  nach  dem  orte,  so 
möchte  er  sich  besorgen,  und  zogen  so  hinaus,  aber  sie  vemamen  nie- 
mandts. 

Uff  denselbigen  pfingstdinstag  (4.  Juni),  do  die  diener  ufts  rathaus  rit- 
ten, und  Schlegell,  der  ein  heuptman  was,  und  die  andern,  die  gebeten  waren, 
sammeten  sich  und  solten  weck  reiten  und  fahren,  da  möchte  Schlegel 
der  heuptmann  mit  Hans  Schützen  dem  wepener  sein  uneins  worden, 
imd  Schlegell  mochte  Hans  Schützen  uff  dem  rathause  geschlagen  haben ; 
80  bleib  Hans  Schutze  daheime  und  wolte  mit  Schlegel  nicht  über 
feit  reiten,  wiewol  sich  Hans  Schutze  Schlegels  entsatzt  bette,  wenn 
er  wolte  es  uff  dem  rathause  nicht  thnn.  Worumb?  Schlegel  war  mehr 
nff  die  zeit  gebort,  U  denn  Hans  Schutze,  aber  Hans  Schutze  war  gar  B1.142** 
ein  endtlicher,  bederber,  rüstiger  und  auch  vorsichtiger  hoffeman,  denn 
Schlegell,  gleichwol  geschach  diss  etc.  Schlegell  hatte  Hans  Schutze 
kampferdigen**  geschlagen  mit  einem  hammer  uff  das  heupt,  das  ihme  das 
blutt  über  die  wangen  geflossen  was,  darumb  magk  man  merken,  wie 
es  zugehet  bisweylen  mit  gewaltigen  leuten :  uff  dem  rathause  ist  horch, 
friede^;  wer,  das  einer  den  andern  uberhohmutiget  oder  schlecht,  dem 
solte  es  wol  das  heupt  gelden,  aber  do  es  Schlegell  that,  dem  ging  es 
vor  gutt  auss  und  trüge  im  keine  busse,  denn  er  was  der  jhenige  einer, 
die  die  pfenner  umb  handt  haben  konnden. 

Uff  sontagk  Trinitatis  (9.  Juni)  giengk  Grösse  Conen  dochter  zu 
S.  Kunigunden  ^,  und  ein  geselle,  genant  Scharffenstein,  was  ein  edel, 
man  und  ein  diener  zu  Halle,  ein  schütze,  der  war  mit  der  selben  junck. 
frauen  wol  bekant,  der  ritte  der  Jungfrauen  nach  oder  yor,  weis  ich 
nicht  eygentlich;  so  sitzt  die  Jungfrau  hinder  im  uffs  pferdt  und  reiten 
gen  Gerbstedt^  in  das  closter  und  lassen  sich  zusammen  geben,  das  es 
niemandt  wüste,  weder  die  mutter  noch  Schwestern  oder  freunde  der 
junfer  etc. 

Uffh  montagk  nach  Trinitatis  (10.  Juni)  des  morgens  umb  7  waren 
die  pfenner  zusammen  in  Pauli  Wittembergers  hause  und  sprachen  umb 
clas  scbos,  da  geschach  kein  gespreche,  denn  irer  war  wenigk  etc.  Uff 
denselben  tagk  umb  12  waren  Innungen  und  gemeinheit  auch  bey  ein- 
ander, ein  itelicher  zu  seines  meisters  hause,  auch  umb  das  schos,  da 
weiten  sie  uff  einen  hauffen  zusammen,  dieselbigen  etc. 

Vffn  freytagk  nach  Corporis  Christi  (14.  Juni)  waren  die  von  in- 

*  hoffenwerok.       ^  ttC«mp"  h.  H.     ^^htttzenf  Cnmpen**  m.  H.     Vgl.  Oetohlcfittblätter 
f.  St.  u.  L.  Magd.  ym.  121. 

i  Diesen  Frieden  des  Rathanses  nehmen  die  Willküren  mancher  SUdte  aus- 
dracklich  in  Schutz,  so  z.B.  die  der  Stadt  Salze  vom  Jahre  1470  und  1589,  vgl.  Die 
'Willküren  der  Stadt  Salze  von  Winter  in  den  Gcschichtsbl&ttem  für  St.  imd  L. 
Magdeburg  J.  Ym.  S.  116,  127. 

3  Das  dem  deutschen  Ritterorden  gehörige  Hospital  mit  der  Kirche  der  hei- 
ligen Conegnnde  ist  gemeint,  Dr.  I.  827£ 

s  Das  Jungfrauenkloster  S.  Johannis  Baptistae. 

Owifhlflhtiq.  d.  Pr.  SMdMen  XL  14 


L 


210  Marcus  Spittendor£ 

nangen  und  gemeinheit  bey  einander  alle  uff  dem  rathaose  aoff  einem 
hauffen,  aber  wir  pfenner  gehorten  zu  ihnen  nicht. 

Uff  denselben  freytagk  waren  die  pfenner  auch  beysammen  zu  des 
bommeisters  Pauli  Wittembergers  hause;  unser  war  aber  wenigk,  irer 
waren  viel  zu  Magdeburg  zur  ablas. 

Ufin  sonabent  Yiti  (15.  Juni)  hatte  hertzogk  Ernst  von  Sachsen 
abermals  einen  mercklichen  brieff  geschriben  an  ||  den  rath  von  wegen 
BL 143*  des  irthumbs,  das  der  bette  mögen  berugen,  und  auch  von  Hans  Waltheime 
und  Peter  yon  Michell,  seinen  gehuldeten  und  getreuen,  das  die  wol 
ein  sicher  geleite  solten  gehabt  haben,  und  der  briefi  war  etwas  stumpf 
gewest  in  seinem  laute,  das  die  forsten  von  Sachsen  nicht  willigk  waren 
uff  den  rath  etc. 

Uff  den  montagk  (17.  Juni)  beschickten  der  rath  die  achte ,  die 
diesen  irthumb  hielten,  und  die  andern  dreissigk  oder  wie  viel  der 
war,  die  ihn  zu  hülfe  gegeben  waren  auss  Innungen  und  gemeinheit; 
was  die  beschlossen  uff  den  brieff,  weis  ich  nicht.  Wir  pfenner  waren 
gleich  geachtet  uff  die  zeit,  als  ob  wir  uns  vorbusset  betten,  es  waren 
auch  viel  fromme  leute  in  der  stadt,  die  uns  alles  guttes  gunten,  denen 
diese  dingk  sehr  leidt  waren,  die  durften  nichts  darzu  sagen,  sie 
forchten  sich,  es  möchte  ihnen  gehen,  wie  es  uns  pfennem  giengk  oder 
gegangen  was;  denn  die  diese  dingk  trieben  und  vorhingen,  die  hatten 
die  unvomunftigen  so  sehre  zu  ihn  gezogen  und  angehalten,  das  die 
gantz  ihrer  unvomunft  gebrauchten  und  beriffen  die  frommen  leute, 
die  es  gerne  gutt  betten  gesehen,  das  sie  gleich  stille  musten  schwey- 
gen  und  Hessens  gehn,  wie  das  wolte  etc. 

Uff  die  mittwoche  post  Viti  (19.  Juui)  waren  die  pfenner  aber  zu 
des  bommeisters  haus  und  sprachen  umb  das  schos  und  gaben  den 
bommeistem  diese  antwort:  wir  wissen  wol,  der  rath  kan  den  schos 
nicht  emperen,  sondern  wen  sich  der  rath  in  diesen  stucken  guttlichen* 
beweiset,  so  wollen  wir  guttlich  umb  einen  schos  sprechen.  Zum 
ersten  das  bier  und  brott  geregirt  und  gesatzt  werde  nach  inhalde 
der  wilkihr,  das  das  gemeine  volck  so  sehre  nicht  beschweret  werde 
durch  theuren  kauf;  das  ander:  die  bierhem  uff  dem  rathause,  die 
Bl.  143^  sollen  kein  gelt  davon  nemen,  der  rath  oder  ||  die  kemmerer  sollen 
den  auch  nichts  darvon  geben,  sondern  sie  sollen  das  umb  des  gemeinen 
nutzes  und  besten  willen  thun;  als  die  bommeister  haben  viel  mehr 
arbeit  denn  die  birhem,  und  gebt  denen  nichts,  darumb  sol  man  den 
bierherren  auch  nichts  geben.  Das  dritte  ist:  die  stadtknechte  sollen 
von  den  thoren  bleyben,  das  ist  vor  langer  zeit  im  besten  vorgenom- 
men,  sondern  so  es  mit  denselbigen  uff  viel  ausgeben  leuft,  so  were 
das  unsere  meinunge,  das  alle  der  schlett  uff  dem  rathause  nachbleibe, 
und  man^  niemandes  nichts  gebe  weder  holtz,  haw  oder  geschencke,  noch 
nichts,  sondern  ein  yderman,  der  gekoren  wurde,  da  sesse  umb  gottes 
willen ,  uff  das  ein  gemeine  gutt  so  viel  desto  bass  zunemen  möchte, 
sondern  umb  den  hämisch  zu  besehen  und  kom  zu  keuffen,  das  ist 
wieder  uns  nicht  etc. 

*  ,4attUob«n**  ontentriobea.      ^  nnuui"  eingeschobeii. 


1476  Jnoi— JnlL  811 

Üflf  den  fireytagk  nach  Viti  (21.  Joni)  waren  wir  pfenner  aber 
bey  einander  amb  das  schos,  do  sprachen  die  bommeister,  sie  betten 
die  stocke  an  den  rath  gebracht,  da  wolde  sich  der  rath  innen  be- 
weysen,  wenn  sie  sessen  ie  bey  ihren  eyden,  so  wolden  sie  anch  vleis 
darbey  thnn.  Do  wurden  wir  pfenner  des  so  znfirieden  und  gaben  das 
nnsem  bommeistem  and  dem  rathe,  sie  nemensnff  ihre  eyde,  und  mech. 
tigten  sie  eines  geschosses,  doch  also:  worden  die  meister  was  neoes  off. 
bringen,  so  solten  die  bornmeister  aoch  das  wieder  an  ons  bringen  etc. 

Die  andern  parten  waren  aoch  alle  bey  einander,  ein  itsdicher  m 
seines  meistere  haoss  etc. 

In  demselbigen  jhare  76  nach  pfingsten  ond  omb  Viti  (15.  Joni) 
bis^  Johannis^  was  aber  gros  laoffen  von  viel  yolcks,  kleine  ond  gros, 
ionckfraoen,  fraoen  ond  manne  aoss  Francken,  aos  Döringen,  ond 
giengen  zor  Wilsenach  ond  giengen  hier  dorch  Halle  in  langen  reihen 
ye  zwey  bey  einander  ond  songen  etc. 

Wisse,  gar  mannich&ltige  rede  gingen  irre  in  der  ||  zeit,  ehe  doc-  BL144* 
tor  Weissenbach  ond  Moritzios  Schenaw  wider  von  Bom  kamen  mit 
dem^  palliom:  etzliche  sprachen,  der  pabst  wolde  den  jongen  hertzogen 
von  Sachsen  schlecht  nicht  bestetigen,  denn  er  were  zo  jongk;  etzliche 
sprachen,  er  wurde  bestetiget,  der  babst  hette  es  hertzogk  Albrechten 
perschönlich  zogesaget  ond  graff  Waldemar  ond  doctor  Weissenbach^ 
er  wolde  in  bestetigen,  ond  mancherley  rede,  die  mehr  giengk.  Son. 
dem  die  barfossermönche  mochten  &8te  schrifte  kriegen  yon  Bome, 
dorch  weme  oder  welche  weyse  weis  ich  nicht;  non  etzliche,  die  mit 
den  barfossem  zo  schicken  hatten ,  aoss  der  gemeinheit  ond  aos  den 
innongen,  die  erführen  solches  von  den  barfossem,  das  der  jonge  herre 
von  Sachsen,  der  gekoren  was  mit  eintracht,  das  der  nicht  möchte 
oder  solde  bestetiget  werden.  So  was  es,  etzliche,  nemlich  die  pfenner, 
hatten  grossen  vorlangen  ond  hoffeten,  er  solde  bestetiget  weitlen,  so 
das  onser  Sachen  alsden  off  andere  ond  bessere  wege  kommen  möchten. 
Wenn  wir  hoffiten  gleich  als  die  lieben  altveter  in  der  vorbörge  der 
hellen  nach  ihrer  erlösonge,  so  hofften  wir  aoch  nach  friede  ond  nach 
eintracht,  denn  wir  pfenner  waren  gleich  als  verachte  leote  gehalten 
von  den  obersten,  die  in  der  zeit  ond  off  die  zeit  zo  Halle  regirten, 
ond  die  sich  der  gewalt  onderzogen  etc. 

Uff  den  sonabent  nach  Udalrici  (6.  Joli)  verkondiget  man  das  ge- 
schoss  vom  rathaose,  ond  off  den  nachmittagk  waren  die  achte  off  dem 
rathaosse  etc. 

Uff  die  mittwoche  nach  Kyliani  (10.  Joli)  off  die  siben  fratres^,  do 
fest  was  zom  Neoenwercke,  onter  der  hohmesse,  do  man  Agnos  Dei 
sanck,  viel  ein  jonger  oben  von  den  bretem,  die  gepatronert*  sindt  im 
kohre,  denn  der  kohr  noch  die  kirehe  was  nicht  gewelwet,  sondern 
mit  patronenbretem  bekleidet,  da  viel  der  junge  dorch  ond  viel  sioh 
todt  II  ond  was  einer  kremerin  söhn,  die  was  eine  wittwe,  ond  d^BLl44^ 
man  hies  YerekeU,  weil  er  lebet  etc.  anno  76. 

14* 


212  Marci»  ^ttendorft 

Nidas  Elöptzk  war  ein  möllenvoigt  zu  Magdeburg  in  diesen  ir- 
ihamby  als  hier  geschrieben  ist,  und  er  reit  gen  Magdeburg  in  sein 
ampt  ungefehrlich  nmb  Petri  Pauli  (29.  Juni),  und  sein  bruder  bleib 
hier  und  verhegte  ihme  sein  pfanwerck,  und  seine  hausfran  mit  ihren 
kindem  bieben  auch  hier  in  seinem  hause  und  wartten  ihrer  namnge. 
Der  rath  uff  die  zeit  hieschen  EJeptzk  uffs  rathaus,  und  hatte  imHims 
Laub,  der  rathsmeister,  gesaget,  sie  wolden  in  nicht  vor  einen  burger 
haben,  aber  ELleptzk  bekümmerte  sich  des  nicht  und  reit  gen  Magde- 
burg uff  den  möUenhoff  und  bleib  gleichwol  ein  bui^r  zu  Halle. 
Wisse,  gar  mancherley  rede  wurden  gerett  in  diesem  irthumb;  wir 
pfenner  hofften,  die  stedte,  mit  den  die  von  Halle  im  bunde  sindt, 
und  sonderlich  die  von  Magdeburg  soiden  gros  bey  uns  thun,  aber  ich 
vemam  noch  zur  zeit  nicht;  ob  das  der  liebe  gott  über  uns  vorhiengk, 
weis  ich  nicht  etc. 

Uffh  donnerstagk  Jacobi  (2ö.  Juli)  anno  76  zogen  etzliche  des 
raths  von  Halle,  nemlich  Hans  Laub,  rathsmeister,  Pauli  Wittembergk, 
bommeister,  Vester  Becker,  der  beckermeister ,  darzu  Hans  Hedrich 
vom  alden  rathe,  gen  Helmstedt  zu  den  ehrlichen  stedten,  da  wurden 
sie  hin  vortaget  etc. 

Uff  S.  Jacobi  (25.  Juli)  zogen  die  capittelherren  von  Magdebuig, 
herr  Baltzer  von  Sliwen,  herr  Mattheus  von  Plotte,  Yincentius  zu  hertzog 
Ernste  von  Meyssen  gen  Dresen  und  kamen  uff  mittwoche  nach  Jacobi 
(31.  Juli)  wider  uff  den  Gybichensteyn  und  sagten  warhaftigk  zu  et- 
lichen, das  der  neue  gekome  herre  zu  Magdeburg,  hertzogk  Ernst,  ein 
bischoff  were.  Der  heuptman  Nickeil  Pflugk  hatte  es  dem  rathe  zu 
Halle  auch  geschrieben  und  verkündiget  kaume  2  oder  3  tage  zuvor, 
Bl.  145*  II  aber  etzliche  gleubten  das  nicht.  Diese  schrift  hatte  doctor  Weissen, 
bach  geschrieben  an  hertzog  Ernst  von  Sachsen,  wie  es  umb  die 
confirmation  was  des  neuen  gekomen  bischofs  zu  Magdeburg,  des 
jungen  herren  von  Sachsen  etc. :  Durchleuchtigster,  hochgebomer  forste, 
gnediger,  lieber  herre,  mein  unterthenige,  gehorsame  dienste  sein  euer 

f.  g.  alzeit  bereit.  G.  h.  ich  hette  vorlangest  euren  gnaden  gerne  ge- 
schrieben und  zu  erkennen  gegeben  gelegenheit,  der  postulation  meines 

g.  h.  hertzogen  Ernsten,  euer  gnaden  sons,  belangende,  so  haben  sich 
die  dinge  bisher  in  einen  solchen  vorzugk  geschickt,  das  ich  euem 
gnaden  nichts  beschlissiichs  davon  habe  wüst  zu  schreyben ;  itzunt  aber 
so  das  sterben  zu  Rom  so  mercklich  hat  uberhandt  genommen,  das 
pabst  und  cardinal  und  das  meiste  teil ,  die  dem  hoffe  zu  Rom  folgen, 
von  Rom  weichen  wolden,  haben  die  mit  mir  enpfhel  gehabt  haben 
und  ich  einen  tagk  zuvor  erlanget,  das  der  bapst  dem  capittel  durch 
einen  brieff  befielt  die  administration  mit  rathe  und  volwort  des  po- 
stulaten,  und  das  capittel  nicht  zu  thun  habe*  ohne  seine  volwort  und 
rath  der  uberschreybungk  seiner  heyligkeit,  durch^  einen  briff  an  die  manne 
des  stifte  zu  Magdeburg,  das  sie  dem  postulaten  sollen  pflicht  und  ge- 
horsam thun,  in  aller  masse  als  sie  einem  ertzbischoffe  zu  Magdeburg 
Bchuldigk  sein  zu  thun^  und  ob  er  bereit  <^  zum  ertzbischoffe  bestetiget 

•  haben.       ^  »,diiroh*'  fehlt.      «  vndt. 


1476  August  213 

• 

were,  desgleichen  an  nnsern  herren,  den  römischen  keyser,  mit  der 
erzehlonge ,  wie  er  dem  capittel  und  nnterthanen  geschriben  und  be- 
fohlen habe,  inermanend,  dem  postolaten  auch  zn  vorleyhen,  also  viel 
im  zustehe,  dadurch  friede  gemacht  und  gerichte  mögen  gehalden  wer^ 
den,  darnach  einen  brieff  an  euer  g.,  d^^ynne  seine  heyligkeit  euem 
gnaden  den  stift  befilet,  biss  so  lange  er  ||  durch  bequeme  weyse  den  BL145*^ 
postulaten  dem  stifte  zu  yorweser  geben*  konde.  Schreybet  auch  dar- 
nach dem  postulaten :  gnediger  herr,  wir  haben  in  derselbigen  Sachen 
nicht  mehr  zu  dieser  zeit  mögen  erlangen ;  bapst  und  cardinal  yormei- 
nen,  wir  haben  zu  dieser  zeit  erlanget,  das  wir  Sicherheit  haben,  das 
uns  das  stiitnymmer  entwerden  kan,  mit  erbietunge  yiel  gutternach-*^ 
wort,  das  wir^  dan  euer  gnaden  weiter  unterrichten  wollen,  so  wir  zu 
eueren  gnaden  kommen  etc.  Gegeben  zu  Äquapendent^  am  dinstage 
Visitationis  Mariae  (2.  Juli)  under  meynem  insigill  anno  domini  1476 
Johan  Weissenbach,  euer  gnaden  gehorsamer.  An  hertzogk  Ernsten 
von  Sachsen  etc.  geschriben. 

Vor  Laurentzii  (10.  Aug.)  was  er  Johannes  Stöel,  Walttheims  prie- 
ster,  uff  dem  rathause  yor  den  schosherren  und  wolte  schos  yon  seines 
Junckern  wegen  geben,  so  woltens  die  schosherren  nicht  yon  im  uff- 
nemen,  do  hatte  er  sie  ermanet,  das  sie  des  eindechtig  weren,  das  er 
inen  den  schos  yon  Hans  Walttheims  wegen  bette  gebotten ,  denn  er 
wolte  das  gar  eigentlich  beschreiben,  zeit,  stunde  und  stette  etc.  76. 

Dffn  montagk  nach  Laurencii  (12.  August)  rietten  die  yon  Halle 
gen  Alsleben^.  Da  hatten  sie  die  capittelherm  hinyortaget,  da  moch- 
ten des  Stifts  manne  auch  sein.  Die  capittelherren  hatten  begeret  an 
des  Stifts  graffen,  mannen,  auch  an  den  yon  Halle,  das  sie  selten  feindt 
werden  den  jhenen,  die  das  stieft  raubeten  und  brenten.  Sie  hatten 
audi  gesaget,  hertzogk  Ernst  und  hertzogk  Wilhelm  wolden  auch  feynde 
werden,  sie  wüsten  auch  anders  nicht,  marggraff  Albrecht^  wurde  es 
mit  den  fhrsten  halten.  So  hatten  die  yon  Halle  dem  capittel  zuge- 
sagt, sie  wolden  feindt  werden  etc.  Uff  denselbigen  tag^  riten  die 
yon  Halle  gen  Berenburg  uff  die  kalckgrube  ^  gen  die  yon  Magdebnig. 
Do  berichteten  die  yon  Halle  die  yon  Magdeburg,  ||  das  sie  den  capittel-  bl  146* 

•  gegeben.      *>  naebt.      «  „wir"*  fehlt 


1  Aqoapendente  (Acnla),  Stadt  im  ehemaligen  Kirchenstaate  westüch  von 
Orneto. 

3  Alsleben  an  der  Saale. 

>  Markgraf  Albrecht  Achilles  Ton  Brandenburg. 

*  Wenn  in  YorEeiten  die  von  Halle  tageten  oder  Znsammeiikonften  hielten, 
Coofoederation  machten  oder  mit  den  Bimd^enossen  tractirtea,  hielten  sie  diesen 
modnm:  mit  denen  von  Leidig  zn  Grossen  Engel,  mit  dem  Bischöfe  von  Merse- 
barg  bei  Anmiendorf  an  der  Höhe,  mit  den  Herrn  zu  Mansfeld  zu  Bennstedt,  mit 
denen  von  Aschersleben  zn  Besenstedt  oder  zn  Alsleben,  mit  denen  von  Bfagdebnrg 
bei  Bemburg  an  der  Steingmb^i  oder  Kalkroeen  oder  bei  Walde  (Waldau),  mit 
denen  von  2^bBt  zu  Cöthen,  mit  denen  zu  Anhalt  zu  Wiske  (Wieskau)  am  Fürte 
(!),  mit  öeoea  von  Braunschweig  zu  Halberstadt  oder  zu  Quedlinburg,  mit  denen 
von  d^  Naumburg  zu  Merseburg  oder  zu  BöHtz.    Kresse,  Annalenl.  BL  176*^ 


214  Marcus  Spittendorft 

herren  zugesagt  betten,  das  sie  wolden  feindt  werden.  Doranff  hatten 
die  Yon  Magdeburg  geantwortet,  ibnen  were  nocb  vom  capittel  nicht 
vorgehalden,  ancb  knnten  sie  so  leicbtlich  nicht  feindt  werden,  denn 
sie  mnsten  sich  der  lande  faste  nebren ,  dammb  mosten  sie  das  bas 
beratben.  Die  von  Halle  hatten  denen  von  Magdeburg  darselbst  zn 
Bembnrg  ancb  zngesaget,  als  sie  denn  vormals  zu  Helmstette  ihn 
und  andern  stetten  getban  hatten,  das  sie  den  tagk  zu  Bremen  uff 
Bartbolomei  (24.  Aug.)  mercklicb  besuchen  wolden.  Aber  ufin  Arey- 
tagk  nach  Assumptionis  Mariae  Virginis  (16.  Aug.)  wurden  die  drey 
rethe  uffs  ratbaus  gebeischet  vor  mittage.  Aber  von  denen  vom  tale, 
von  den  beiden  alten  rethen,  war  niemandt,  denn  Hans  Busse,  Bastian 
Grnnbeyde  und  ich  Marcus  Spittendorff%  sonst  die  von  innungen  und 
gemeinheit  auss  den  alten  rethen  waren  starck  droben.  Do  berichte 
uns  Hans  Laub  der  rathsmeister,  als  oben  geschrieben  stehet  i,  und 
lesen  der  von  Lubicke  briff,  der  dan  innebelt  und  vormante*'  die  von 
Halle,  das  sie  uff  den  abent  Bartbolomei  (23.  Aug.)  zu  Bremen  in  der 
herberge  sein  selten.  Auch  weiten  die  von  Lubick  niemants  anders 
haben,  denn  die  im  rathsstule  sitzen,  schrieben  sie  auch  darbey  mit 
andern  mercklicben  werten^  etc.  Dorauff  berichte  Hans  Laub,  so  sich 
diese  rede  nun  begeben  bette,  das  sie  dem  capittel  zugesaget  und  auch 
die  feinde  brieffe  uff  mittwoch  vigilia  Assumptionis  Mariae  Virginis 
(14.  August)  gen  Magdeburg  gescbicket  betten,  so  were  der  wegk  gen 
Bremen  fehrlicb,  denn  dieselbigen  beschediger  des  Stifts  zu  Magdeburg 
und  ihre  freunde^  sindt  an  den  enden  umbbere,  darumb  könden  die- 
selbigen fitste  boffewerck  zusammen  bringen  und  möchten  inen  so  vor- 
halden,  darüber  die  Stadt  in  grossen  schaden  kommen  möchte.  Dar. 
umb  weren  sie  des  ein  und  wolden  ihre  noth  und  auch  entschuldigunge 
an  die  von  Magdeburg  schreiben  und  die  bitten  und  auch  volle  macht 
geben,  was  sie  mit  den  ehrlichen  stedten  vor  das  beste  nemen  wur- 
Bl.  146^  den  uff  diesen  ||  ort  landes  begangen  (!)  nach  laut  des  reces,  bynnen 
Olssen  begriffen^,  oder  wie  sie  das  semptlich  vor  das  beste  kysen  wur- 
den, das  wolden  die  von  Halle  gentzlicb  ire  vollmacht  geben  by  sy 
und  mit  in  übersenden  etc.  Welten  die  von  Magdeburg  ein  solcbs 
nicht  uffnemen,  so  weiten  sie  einen  hotten  schicken  gen  Braunschweick, 
woldens  die  aber  nicht  annemen,  so  weiten  sie  ihre  bottschaft  gen 
Bremen  schriftlich  thun,  uff  das  sie  in  dem  bunde  bleiben  möchten  etc. 

•  S:      ^  Tomumten« 


^  Der  Yer£Ei88er  denkt  schon  an  den  eben  erwähnten  Besuch  des  Tages  zu 
Bremen. 

2  Dieser  Brief  der  Stadt  Lübeck  hat  sich  nicht  vorgefunden. 

8  Vgl.  Chron.  Magd,  bei  Meibom  U.  368. 

^  Sp.  scheint  sich  auf  das  Bündnis  zu  beziehen,  welches  die  St&dte  Ooslar, 
Magdeburg,  Braunschweig,  HaUe,  Halberstadt,  Hildesheim,  Göttingen,  Stendal,  Ein- 
beck, Hannover,  Northeim  und  Helmstftdt  am  26.  Juni  1476  wider  auf  10  J.  ge» 
schlössen  hatten:  Schmidt,  ürkb.  d.  St.  Göttingen  ü.  309  und  Forschungen 
n.  248. 


1476  Augast.  215 

Hiemmb  hüten  die  alten  herrn  auch  ein  gespreche  in  der  vierherren 
dömtze,  so  stnndt  zu  mercken,  sie  wolden  den  tagk  abeschlagen.  Wardt 
wol  gesagt,  so  zwischen  Halle  und  Braonschweigk  so  grosse  fehrlig- 
keit  nicht  were,.  das  sich  der  ratb  dahin  fertigte  bey  die  andern  ehr- 
lichen stedte,  konden  sie  dan  bequemlich  nicht  aber  kommen,  wes  sie 
dann  mit  den  ehrlichen  stedten  sich  voreiniget,  das  were  unser  wiUe 
denn  woU.  Aber  die  ans  innnngen  und  gemeinheit  weiten  nicht  Aber 
ich  Marcus  Spittendorff  sagte  ihnen  das,  ich  hilts  auch  Hans  Seilen 
unde  SchlegeU  harte  vor  umb  den  willen,  das  sie  zu  Helmstedt  und 
auch  zu  Bemeburg^  den  stedten  ein  solchs  zugesagt  hatten  etc.  Hans 
Busse,  Bastian  Grunheyde,  Marcus  Spittendo^  waren  uff  dem  rat- 
hause etc. 

Uffh  sontagk  (18.  Aug.?)  firue  kam  der  hotte  wieder  von  Magde- 
burg und  brachte  dem  rathe  eine  antwort  wieder  also:  die  von  Mag- 
deburg wolden  der  Ton  Halle  yolraacht  nicht  uffiiemen;  worumb?  Die 
von  Halle  hatten  den  yon  Magdeburg  in  voller  macht  zugesaget,  den 
tagk  zu  besuchen,  das  hatten  die  von  Magdeburg  von  sich  an  die 
ehrlichen  stedte  geschrieben.  Uff  denselbigen  sontagk  unter  der  messen 
war  der  heimliche  rath  uff  dem  rathause  und  schickten  die  Stadt, 
knechte  umb,  das  sie  selten  die  alten  rethe  uffs  rathaus  bitten,  wen 
der  seger  11  schlüge.  Man  lautte  die  rathsglocke,  als  es  elfe  scblugk, 
die  alden  rethe  auss  Innungen  und  gemeinheit  waren  starck  droben, 
II  von  den  pfennem  was  einer,  Bastian  Grunheide  genant  Der  von  B1.147 
Magdebuif;  antwort  wardt  gelesen,  darauff  hatten  sie  gesprochen  und 
auch  die  sdten  rethe,  sie  weiten  schreyben  an  die  von  Braunschweigk. 
Do  was  Hans  Laub  und  Vester  Becker  konunen,  die  waren  gewest 
bey  Heinriche  von  Ammendorffe  zum  Neuenwercke,  der  hatte  ihnen  ge- 
saget, her  bette  seinen  feindebrieff  noch  bey  ime,  auch  weren  die  an- 
dern feindebrieffe,  auch  der  von  Halle  noch  alle  bey  einander,  und 
keyuer  aussgegangen.  Darumb  sprach  Hans  Laub,  sie  wolden  den 
tagk  besuchen.  So  was  Hans  Seile  und  etzliche  mit  ihme  des  nicht 
wol  geneiget,  doch  wardt  das  Hans  Laub  mit  dem  rathe,  den  meistern 
und  bommeistem  ein,  sie  wolden  besuchen,  und  kohren  darzu  nach 
alder  gewonheit  Paul  Wittemberge,  Vester  Becker  und  den  rathsmeister 
Hans  Laub. 

Uff  den  montagk  nachmittage  (19.  August?)  giengen  sie  aber  zu 
rathause,  do  verwandelte  sichs  und  weiten  do  den  tagk  nicht  besuchen, 
sie  woltens  vor  an  Innungen  und  gemeinheit  bringen,  und  lissen  die  alle 
vorbotten,  ein  itzlich  teil  zu  seines  meisters  haus,  das  sie  uff  dinstagk 
morgens  umb  7  uff  dem  rathause  selten  sein  mit  ihren  meistern  uff 
einem  hauffen.  Die  pfenner  wurden  auch  vorbott  zu  des  bommeisters 
Paul  Wittembergers  hanss,  sie  waren  aldar.  Do  hüben  die  bommeister 
an  von  des  raths  wegen,  das  wir  mit  ihnen  selten  gehen  uffs  rathauss, 
do  hatte  wir  pfenner  die  bommeister,  das  sie  an  den  rath  brechten. 


1  Ueber  diese  Zusagen  ist  nichts  näheres  bekannt    Vgl.  tlbrigens  S.214« 


216  Marcos  Spittendorft 

es  were  von  alders  her  gewönlich  gewest,  wen  der  rath  was  an  die 
pfenner  zu  bringen  bette,  das  wnrde  den  bommeistem  befohlen  anza- 
bringen,  darch  dieselbigen  sagten  sie  dem  rathe  ihre  antwort  wieder, 
und  hatten,  das  sie  uns  auch  darbey  wolten  hissen,  das  woiden  wir 
gerne  nmb  sie  verdienen.    Unsere  bommeister  trugen  das  an  den  rath 

B1.147^  und  II  kamen  kurtz  wieder  und  sprachen  ja,  wir  selten  zu  des  bom> 
meistens  hause  sprechen,  unde  schickten  uns  Hildebranden  mit  etzlich^ 
Schriften  der  von  Lubick,  Magdeburg  und  auch  der  von  Halle,  die  denn 
vormeldeten  etzliche  zusagungen  und  vorschreybuoge,  die  sie  zusammen 
gethan  hatten,  und  darauff  sie  den  tagk  zu  ßremen  uff  Bartholomei 
(24.  Aug.)  besuchen  selten,  und  dieselbigen  schrifte  uff  dem  rsUbana^ 
vor  denen  auss  Innungen  und  gemeinheit  gelesen  wurden.  So  begertaa 
die  bommeister  von  des  raths  wegen,  das  wir  pfenner  in  unser  andftcht 
und  rathauch  zu  vorstehen  wolten  geben.  Darauff  antwortten  wir  also: 
„lieber  herr  bommeister,  hat  der  ersame  rath  was  von  sichgesa^od^ 
geschrieben  in  der  Stadt  besten,  hoffen  wir,  sie  wissen  sidi  wol  darinne 
zu  halden^'  etc.  Hildebrandt  las  uns  auch  einen  brieff,  den  hatte  er 
Baltzer  von  Schliwen  geschrieben  an  Heinrich  von  Ammeodorff,  wie 
das  doctor  Weissenbach,  bischoff  zu  Meissen,  und  er  Moritz  b'chenaw  von 
Bom  kommen  weren  wider  gen  Leiptzigk  zu  dem  postulaten  und  brechten 
alles  gutte*  von  unserm  heyligen  vater  dem  bapste. 

Uff  denselbigen  dinstagk  (20.  August)  umb  12  leutte  man  die  grosse 
glocke  zu  Unser  Lieben  Frauen  und  auch  in  andern  kirchen  und  klö- 
Stern  und  sungen  „Te  deum  laudamus^'  und  „Alma  redemptoris'S  das 
der  neue  gekome  herre  bestetiget  was. 

Uff  die  mittwoche  (21.  Aug.)  frae  ritten  Vester  Becker,  der  was  ein 
innungsmeister  das  mahl,  und  Schlegell,  der  ein  gemeinheitmeister  ge- 
west  was  das  jhar  zuvor,  und  daselbst  do  er  riett,  was  er  uffgenommen 
zu  einem  heysser,  und  was  Herman  Kotzen  Stadtknecht  gewest.  Der- 
selbige  was  ein  freveler  und  unvomunftigk ,  her  hatte  auch  weder  die 
gestalt,  perschon  oder  vomunft  zu  redtligkeit,  gleichwol  sein  mitkumpen 
Hans  Seile,  Hans  Laub  und  die  darzn  gehorten,  mckten  in  auff  und 

BL148*  zwar  nicht  umb  endtligkeit  oder  erfahrenheit  ||  willen,  sondern  mehr 
umb  vordriess  willen.  Die  beyde  besuchten  den  tagk  zu  Bremen  gen 
die  ehrlichen  stette,  das  dan  durch  Innungen  unde  gemeinheit  in  solcher 
weise  vorgenommen  wardt  oder  durch  ihre  obersten  der  Stadt  zu  Halle 
zu  sonderlichen  ehren,  sie  darbey  zu  erkennen  etc.  Hans  Laub,  der 
rathsmeister,  und  der  bommeister  Paul  Wittemberck  solden  sein  gerietten 
und  Vester  Becker  nach  alder  gewonheit,  sie  waren  darzu  auch  ge- 
koren, aber  die  des  Spiels  uff  die  zeit  zu  thun  hatten,  die  woiden  nicht 
etc;  das  andere  steht  woU  zu  mercken^. 

*  brachten  alle  gntt. 

^  Noch  eimnal  kurz  vor  dem  nahen  Zusammensturz  der  alten  Stadtherrlichkeit 
erneuerte  Halle  hier  zu  Bremen  sein